👉 Borderline entsteht nicht aus dem Nichts
Das Leben als Borderliner ist ein ständiges Leben im Notwehr – Modus.Â
Angst kommt von Enge. …. (indogermansich anghu = beengend / Althochdeutsch angust. Wenn diese Enge nun den Blick in einen Tunnelblick verengt, dann handelt man nicht mehr aus dem „Erwachsenen-ICH:“ welche Alternativen stehen mir zur Verfügung“?
Stehst du vor einem Löwen der Dich vielleicht fressen will, dann greifst du zu jedem Gegenstand, auch zu einem Kostbaren um diesen nach dem Löwen zu werfen.
Der Borderliner, der sich permanent im Notwehr /Abwehr – Modus befindet, der handelt in diesen Modus irrational. Der Grund für sein Verhalten jedoch ist immer wieder diese massive Angst! Wir reden heute schonungslos offen über:
Die These welche ich mit diesem Beitrag untermauern möchte ist: Borderline entsteht nicht aus dem luftleeren Raum! Borderline hat Ursachen, welche in unserer heutigen Gesellschaft immer noch gerne lieber unter den Tisch gekehrt als offen dargelegt zu werden. Lass uns über diesen „Seelen Mord“ in dieser Abhandlung einmal klar und deutlich sprechen.
Laut der offiziellen Statistik der Polizei gab es in Deutschland im Jahr 2019: 3034 Fälle von Kindesmisshandlung (nach dem §225 des StGB)Â
Leider ist die Dunkelziffer viel viel höher. …
Auch wenn es ĂĽber diese Dunkelziffer logischerweise keine genauen Zahlen gibt, so zeigen Befragungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass bis zu 10 % aller Eltern schwerwiegende und recht häufige Körperstrafen bei ihren Kindern anwenden. In einer Anhörung im Mainzer Landtag wurde einmal geäuĂźert, dass jede 4. Frau vor dem 14. Lebensjahr Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch in der Familie hatte. Die Welt Gesundheits-Organisation (WHO) geht fĂĽr Deutschland – von 1 Million Betroffener Mädchen & Jungen aus, die sexuelle Gewalt an sich erfahren haben.  Um das einmal etwas zu verdeutlichen:Â
Das wären pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder.
Diese Zahlen sind erschreckend und für unsere Gesellschaft gleichermaßen beschämend! Wenn wir uns mit dem Ursprung der Borderline-Persönlichkeitsstörung befassen, müssen wir zugeben, dass die eigentliche Ursache, warum eine Person eine Borderline –Störung bekommt immer noch nicht ausreichend beantwortet werden kann. Es ist (Stand heute) immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt, ob es eine klare, konkrete und spezifisch (abgrenzbare) Ursache für eine Borderline – Störung gibt.
Gemäß dem englischen Psychoanalytiker Donald Winnicott (1896 – 1971)
In seinen Beobachtungen sah er, dass diesen Patienten die Erinnerungen an frühe Erlebnisse fehlten, in denen sie ein Sicherheits- und Identitäts-Gefühl aufbauen konnten und deshalb auch im späteren Leben nicht mehr in der Lage waren, ein solches Gefühl zu entwickeln. Ich möchte dich einladen mein Video über die Transaktionsanalyse Teil 3. (Woher kommt das Gefühl  „nicht okay“ zu sein?) anzuschauen um dich mit diesem Punkt (die Wichtigkeit des Sicherheitsgefühls in den ersten Lebensmonaten) etwas vertrauter zu machen.
Ein Kind ist am Anfang seines Lebens zu 100% auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen! Ansonsten wäre es hilflos gegenüber dem Leben. Bis hierhin ist es, so denke ich, ja noch klar und verständlich. Wichtig ist aber folgende Erkenntnis in der psychologischen Entwicklung: Nur durch die andauernde aktiv haltende Position der Mutter (und der allernächsten Umgebung), können sich Sicherheitsgedanken entwickeln!
Dieses Entwickeln möchte ich immer wieder betonen! Ein Kind hat nicht von sich aus den Gedanken dass es sich sicher fĂĽhlt. Diesen Gedanken muss es erst entwickeln!Â
Fehlt ihm diese haltende Funktion der Mutter oder der allernächsten Umgebung dann wird sein Bild von seinen Eltern so stark verzerrt dass bei ihm aggressive böse Objekt-Bilder entstehen.
Im Falle einer guten und gesunden Entwicklung würden diese beiden Objektvorstellung („gut“ und „böse“) in aller Ruhe entwickelt. Bei einer ungesunden (pathologischen) Entwicklung geht dies völlig schief:
Die Folge davon istÂ
(1) eine Verzerrung undÂ
(2) die Projektion eigener aggressiver Impulse auf die Mutter.
Dadurch wird die Mutter von dem Kind dann potentiell immer als gefährlich erlebt. Das Kind beginnt die Mutter zu hassen. Dieser Hass weitet sich dann auch auf den Vater aus! Denn es kann unter dem Einfluss seiner Spaltungsprozesse nur sehr schlecht (wenn überhaupt) zwischen Vater und Mutter unterscheiden.
Das ist der Grund warum zuerst die Eltern und später der jeweilige Sexualpartner als bedrohlich und aggressiv erlebt wird von dem Borderliner.
Es gibt trauriger Weise zu Misshandlung / Missbrauch / Missachtung bei Borderline-Patienten auch in der fundamentalen Borderline – Literatur kaum konkrete Hinweise – obwohl die reale Diagnose so eine deutliche Sprache spricht..
Auf der Suche nach einigen Studien habe ich so manche allgemeine Hinweise auf die Bedeutung einer konkreten Inzest – Problematik für die Entstehung einer Borderline-Störung zwar gefunden jedoch sind die ganz konkreten Hinweise nur wenig vorhanden.
Die Zahlen von Kindesmisshandlungen decken sich aber nicht mit den Zahlen von Borderline. Das bedeutet, dass wir nicht 1:1 sofort eine Kindesmisshandlung oder emotionale Verwahrlosung zu einem künftigen Borderline Symptom/Störung klassifizieren dürfen. Was macht einen Menschen so anfällig für Misshandlung oder gibt es Dinge die vielleicht fehlen die dann zu einer Borderline – Störung führen?
Aktuelle Studien zeigen, dass mehrere (!) sich gegenseitig beeinflussende Faktoren darüber entscheiden, ob ein sexueller Missbrauch/körperliche Misshandlung/emotionale Verwahrlosung eines Kindes
Nach heutigem Wissen sind folgende Rahmenbedingungen für das Ausbilden einer Borderline – Persönlichkeitsstörung mitverantwortlich:
Gerade wenn wir uns den letzten der 5 Punkte anschauen – die Persönlichkeitsstruktur der Eltern und der allernächsten Verwandten (Geschwister) dann muss man sich Folgendes vergegenwärtigen: Der Täter/die Täterin kann sich – auĂźerhalb der Zeit wo er den Missbrauch/die Misshandlung durchfĂĽhrt – auch vollkommen anders eventuell sogar normal zum Opfer verhalten. Das macht die Situation ja noch verwirrender fĂĽr das Kind! Der Partner des Täters Er/sie spielt ja auch eine wichtige Rolle. Er könnte sich – je nach eigener Persönlichkeitsstruktur – und in seiner Beziehung zum Täter mehr oder weniger fĂĽr den Schutz des Kindes einsetzen
Gleiches trifft auch eventuell auf vorhandene Geschwister und eventuell miteinander lebenden Verwandten zu. Im besten Fall können sich Familienmitglieder schützend für das Kind einsetzen um weitere traumatisierende Taten zu verhindern und größeren Schaden vermeiden.
Das waren bis jetzt so allgemeine Rahmenbedingungen die eine Borderline Entwicklung fördern oder verhindern. Es gibt aber eine sehr spezielle Entwicklung im Leben eines jungen Menschen welche wie eine Weggabelung wirkt ob ein Missbrauch/eine Misshandlung in der Kindheit eine Krankheit ausbildet oder nicht:
Die Spaltung in das „gute“ und das „böse“ entsteht bei extremen Erfahrungen wie Frustration / AggressionÂ
Diese Spaltung dient zum Schutz des „ICH“ vor Konflikten.
In der Fachsprache wird dieser Spaltungskonflikt folgendermaĂźen beschrieben:Â Es ist eine Dissoziation (ein aktives Auseinanderhalten)
Um Borderline zu verstehen muss man manchmal von solchen komplizierten Sätzen aus starten und sich dann in das „normale Deutsch“ hinüber arbeiten. Also welche Fachbegriffe haben wir jetzt hier gehört?
Das Thema Internalisierung und seinen Gegenspieler die Externalisierung, werden wir mal in einem separaten Beitrag miteinander in Ruhe besprechen. Kurz an der Oberfläche zusammengefasst bedeutet es: die Aneignung oder die Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten Normen und Rollen.
Das ist eine normale Internalisierung. Aber bei der Introjektion und der Identifizierung kann vieles schieflaufen. und die dafür anfälligen Menschen zu einer Persönlichkeitsstörung führen. Die Spaltung ist eine der langfristigem Folgen von körperlicher/sexuelle Ausbeutung.
Die typischen Symptome der chronischen PTBS sind:
Gerade diese chronische posttraumatische Belastungsstörung – mit ihren ganzen Symptomen – fĂĽhren zu einer emotionalen Instabilität. Und diese depressiven Verstimmungen, diese SchuldgefĂĽhle beeinträchtigen
Bei meinen Nachforschungen ĂĽber die Entwicklungsstörungen durch Misshandlungen bin ich auf Sandor Ferenczi (ein ungarischer Neurologe Psychoanalytiker, 1873/1933) gestoĂźen. Wenn du einige meiner Videos schon betrachtet hast dann weiĂźt du, dass die Transaktionsanalyse eines meiner Steckenpferde ist um Persönlichkeitsstörungen wieder in die Richtung Normalität zu fĂĽhren. Sandor Ferenczi hat die tiefgreifende Störung des Selbstwertsystems durch sexuelle Misshandlung/Inzest hervorragend mit folgenden Worten beschrieben:Â
Er schrieb,
Schauen wir uns den Punkt eins einmal näher an: Wenn du dich etwas mit Freud schon mal auseinandergesetzt hast, dann weiĂźt du dass diese beiden Bereiche den Bauch (Es) und den Kopf (Ăśber –Ich) beschreiben.Â
Was hier aber fehlt ist das ICH! Oder wie wir es in der Transaktions – Analyse beschreiben wĂĽrden: — das Entscheidungs/ Erwachsenen – ICH.
Jemand ohne Entscheidungsmitte – dem dieses Persönlichkeitsmerkmal durch die Missbrauchs Handlungen förmlich amputiert wurde – hat also Ăśberhaupt nicht die Fähigkeit sich gegen eine Unlust zu behaupten! Seine GefĂĽhle platzen bei jeder möglichen (und auch unmöglichen) Situation ungefiltert nach auĂźen heraus. Denk mal jetzt ĂĽber diesen gerade gesagten Gedankengang nach: Du hast einen Menschen vor dir der in den unlogischsten Momenten emotional ausbricht.
Mit dem Wissen durch dieses Video und den Worten von Sandor Ferenczi — kannst du dich nun vielleicht etwas besser in die Psyche der betroffenen Person hineinversetzen. Durch die Misshandlung ist hier der wichtige Persönlichkeitsanteil (Erwachsenen – ICH / die Entscheidungsmitte) weggeschnitten / kastriert worden. Was bleibt, ist ein reines emotionales Agieren. Und Emotionalität ist weit von Rationalität entfernt.
Selbst Pathologie: die „Fähigkeit“ sich durch ein falsches Denken in eine Krankheit hinein zu bringen. Sandor Ferenzi hat hier, obwohl er grundsätzlich ein Schüler von Sigmund Freud war, den Grundstein für eine neue psychoanalytische Theorie geschaffen welche wir heute als Objekt Beziehungstheorie Sie selber wurde maßgeblich von der britischen Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882 – 1960) begründet.
Gib mir ein paar Sekunden Zeit fĂĽr einen kleinen Erklärungsschlenker: Nach Sigmund Freud ist der Mensch trieborientiert in seinem Handeln. Das lässt dann aber den Schluss zu, dass der Mensch aufgrund seines eigenen Triebes auch eigenverantwortlich ist fĂĽr das was in seiner Entwicklung mit ihm geschieht.Â
Das können wir bei einem Neugeborenen und kleinen Baby so nicht ganz stehen lassen! Zwar hat jeder Mensch gewisse Triebe (Antriebe) …. jedoch sind wir alle soziale Wesen und leben in einer Resonanz-Beziehung zu unserer Umwelt. Diese „Resonanz-Beziehung“ ist die Grundlage für die Objekt-Beziehung nach Melanie klein.
Wenn wir uns die Objekt Beziehung eines Neugeborenen in den ersten drei Jahren einmal näher betrachten, so finden wir drei voneinander abgrenzbar Phasen:
Hier versucht das Kleinkind immer wieder von der Mutter weg in die große weite Welt zu krabbeln und hat das Gefühl einer Allmächtigkeit („Ich schaffe alles“).
Für die Entstehung der Borderline – Persönlichkeitsstörung ist jetzt die Phase (2) besonders wichtig zu beachten: Während der Separationsphase und der Individualisierungsphase sollten lustvolle und aggressive Bestrebungen allmählich in dem Kind integriert und geordnet werden. (Freude nannte sie: die Unlustvermeidung und Lustmaximierung). Zuvor existieren diese noch sehr ungeordnet/chaotisch nebeneinander.
In dieser chaotischen Phase ist das Kind noch komplett ambivalent oder ambitendentiell. Es ist hin und hergerissen zwischen (1) Trennungsangst /Sicherheitsstreben und (2) der Entwicklung der eigenen Autonomie und damit einer Distanz zur Mutter aber gleichzeitig auch dem Wunsch nach einer tiefen innigen Liebe und Nähe zu ihr. Das „erfolgreiche“ Durchlaufen dieser besonders wichtigen Phase ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die inneren Vorstellung von dem ICH und der Außenwelt den Bezugspersonen zu stabilen selbst – und Objektrepräsentanzen ausbilden. Sie sind das allerwichtigste Fundament eines gesunden SELBST /eines starken ICH. Diese Selbst –/Objektrepräsentanzen sind unverzichtbar um ein Vertrauen in andere Personen und in sich selbst auszubilden. Eine Beziehungsfähigkeit kann niemals ohne eine stabile SELBST / Objektrepräsentanz entstehen! Diese Beziehungsfähigkeit ist beim Borderline-Patienten nicht gelungen!
Die Folge davon ist
Hierdurch entstehen die ständigen/schwankenden Beziehungsmuster. Das geringste Fehlverhalten (in den Augen eines Borderliners) eines Freundes
bringt den Borderliner dazu, sein inneres Bild des Freundes komplett einstĂĽrzen zu lassen.
Die Idealisierung kippt um und an ihre Stelle treten Entwertung und Hass.
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Nochmals zur Wiederholung: Um die wichtigen Entwicklungsschritte gut durchschlafen zu können, ist das kleine Kind ganz besonders in der Separationsphase / individuationsphase auf zwei Dinge angewiesen:
Ein Kind wird immer mit Enttäuschung und Aggression reagieren wenn diese Liebe und Spiegelung fehlt! Kinder reagieren sehr sensibel auf
Wird diese Enttäuschung und Aggression zusätzlich noch durch ein Missbrauchs- / Misshandlungstrauma verstärkt, muss (!) das Kind an seinen Spaltungsmechanismen festhalten um innerlich überleben zu können. Der Schritt der Integration von „gut“ und „böse“ schlägt fehl und das Kind bleibt in der Spaltung! Jetzt ist also der Spaltung Tür und Tor geöffnet… Bitte pass genau auf, wie das Kind jetzt in dieser Phase reagiert: Das Kind wird also enttäuscht durch die äußeren Verhaltensweisen wie zum Beispiel Missachtung, Misshandlung, Missbrauch. Und anstelle eines liebenden Verhältnisses tritt Hass und Enttäuschung über die z.B. versagende Mutter. Aber je Tiefer diese Enttäuschung und der Hass über das Versagen der Mutter werden,
– desto stärker hält das Kind an dem Bild der guten, der spendenden, der symbiotischen Mutter fest.
Diese Spaltung der Gefühle wird chronisch und prägt alle späteren Beziehungen B. zu Kollegen / Freunden / Lebenspartner aber auch die zwischen Patient und Therapeut. Jetzt haben wir es also mit einem „gestörten“ Menschen zu tun dessen eigene Reife und Identität auf einem ganz frühen Stadium der Entwicklung des Menschen stecken bleibt. Was ist dann die Folge?
Nehmen wir uns noch einmal die grundsätzliche Entwicklung eines Kindes vor:
Bis das Kind eine eigene Reife und eine eigene Identität entwickelt hat, ist dieses Kind immer noch mit den Eltern identifiziert und hat deren Verhalten und Wertvorstellungen in sich sozusagen verinnerlicht (man spricht hier von Internalisierung). Das kannst du immer wieder sehen, wenn kleine Kinder ihre Eltern kopieren und deren Verhalten 1:1 nachmachen oder imitieren. Wenn aber jetzt die Beziehung zu den Eltern so massiv gestört ist wie zum Beispiel durch einen Missbrauch / Misshandlung / Missachtung wird die Ausbildung eigener Abwehrmechanismen und eigener reifer Introjekte gestört.
Kurz, was sind Introjekte??? … Introjekte sind ähnlich wie Identifizierungen ein Verinnerlichen von Werten und Ansichten der Umgebung. Wenn ich mich ganz bewusst fĂĽr einen FuĂźballverein als Fan und Anhänger entscheide dann ist das eine Identifizierung. Wenn ich aber als kleines Kind die Meinungen und Verhaltensweisen meiner Umgebung ungeprĂĽft ĂĽbernehmen dann sprechen wir hier von einer Introjektion. in ungeprĂĽftes Aufnehmen der Meinung anderer aufgrund einer unreifen eigenen Situation.“ Die Folge davon ist dass sich das Kind hiervon nicht mehr von alleine befreien kann. Und wenn die Mutter ihre liebevolle Mutterrolle nicht besetzt halten kann (entweder durch eigene unreife, oder durch eine Krankheit) dann wendet sich das Kind logischerweise und zwangsläufig dem Vater zu.
Beim Vater sucht es jetzt eine Ersatzmutter / eine ausreichende Bemutterung. Wenn er diese zum einen nicht gibt und zusätzlich noch das Kind grenzverletzend sexuell oder körperlich misshandelt muss dies zwangsläufig traumatisierend auf das Kind wirken. Und wie wichtig ein Vater ist zeigt sich darin,dass die gute Beziehung zum Vater für das Kind die richtige Grundlage dafür ist sich von der typischen Ambivalenz gegenüber der Mutter im Laufe seiner Entwicklung zu trennen. Denn nur mit der Hilfe des Vaters ist ein Wachsen der eigenen Identität des Kindes möglich. Man kann das vielleicht noch weiter ausführen: Nur mit der Hilfe des Vaters kann das Kind sich von der Mutter ablösen und zu einem eigenständigen (weiblichen) Wesen werden.
Jetzt kommen aber die Störungsfelder ins Leben die die Entwicklung zu einem Borderliner begünstigen.
(1) Durch den Missbrauch/die Misshandlung/die Missachtung des Vater.
(2) und das 2. Störungsfeld in der Entwicklung des Kindes und damit die Begünstigung zu einem Borderliner ist, dass das Kind durch die Tat des Vaters zusätzlich noch in der Ausbildung eines stabilen ICH / SELBST behindert wird.
Der Vater wird also zu einem doppelten Täter“:
Die Tat des Missbrauchs durch den Vater z.B. durch einen Inzest ist so zerstörerisch das, — selbst wenn der Vater auĂźerhalb dieser Tat sein Kind liebevoll umsorgt — es doch durch den Missbrauch erfahren hat, dass Frauen in der Sexualität ausgebeutet werden können und damit minderwertig sind.
Das kann zu
Merke: Jede (!) sexuelle Gewalt stĂĽrzt eine Frau in einen Ohnmachtserleben und das umso mehr wenn sie das als kleines Kind an sich erlebt. Diese Ohnmacht wird dadurch noch mal angefeuert“ indem die Gewalt von dem Vater – also eigentlich einem beschĂĽtzenden Menschen – passiert. Hierdurch entstehen in dem Kind in Bezug auf den Täter zwei nicht mehr miteinander zu vereinbarende Objektrepräsentanzen(!!!)
Diese zwei sich widersprechenden Bilder vom Vater können nicht miteinander übereinkommen! Hierdurch bildet sich zwangsläufig
Der Borderliner handelt darum aus Notwehr! Was jetzt folgt in der weiteren Entwicklung des Menschen kann man nur noch als Notwehr bezeichnen. Das Inzest-Opfer bildet aus dieser Notwehr heraus (der Versuch weiteren Verletzungen aus dem Weg zu gehen) in sich das Bedürfnis nach vollkommener Kontrolle! Es versucht, alle Situationen zu vermeiden die für ihn anscheinend nicht kontrollierbar sind. Und unter diesem Aspekt müssen wir all die Beziehungen von Borderline – Patienten sehen und verstehen welche von ständigen Machtkämpfen geprägt sind oft aus völlig banalen Situationen heraus entstehend.
Dieser sexuelle Missbrauch ist eine frühkindliche Erfahrung grauenhaften Ausmaßes in welchem  sich das Kind ohnmächtig den Täter ausgeliefert fühlt. Diese Ohnmacht setzt eine Regression im Gang in dem es früh kindliche Ängste wieder reaktiviert mit dem Ziel, die eigene Ohnmacht zu kompensieren indem es versucht, sich mit dem allmächtigen Täter zu verschmelzen. Was jetzt folgt ist extrem perfide und ich möchte jeden Borderliner der sich diesen Beitrag anschaut bitten sich bewusst zu sein dass solche Gedankengänge ihn immer triggern / reizen können. Wir gehen wieder zurück zu dem ohnmächtigen Kind welches dem Täter wehrlos ausgesetzt ist und versucht, durch eine Regression mit diesem zu verschmelzen. Weiter vorne hatten wir zwei Arten von Verschmelzung bereits kurz angesprochen:
Jetzt steht das wehrlose Kind vor dem Täter und versucht in eine Verschmelzung (in Form der Introjektion) mit dem übermächtigen Täter zu kommen. Dies geschieht jetzt im ICH-Ideal. Der Täter wird idealisiert….
Daraus folgt aber, dass das negative Selbstbild des Kindes weiter verfestigt wird, denn der Täter macht das Opfer für den Inzest verantwortlich und entwertet ist um seine eigenen Taten zu rechtfertigen. Dabei bestraft und entwertet er genau das, was er vorher von seinem Opfer gefordert hat: die Sexualität!
Das ist so grausam was sich dadurch im Kopf des Kindes anfängt zu bilden:
Kommen wir noch einmal kurz zu Sandor Ferenczi zurĂĽck. Er ist ja sowas wie ein Wegbereiter fĂĽr die Objekt-Beziehungstheorie und hat schon sehr frĂĽh erkannt welche Auswirkungen sexueller und körperlicher Missbrauch auf die Entwicklung des Kindes hat. Er sagte: Die eigentlich normale Reaktion auf so ein Verhalten eines Täters wären doch „Ablehnung, Hass, Ekel, starke Abwehr während. Aber sie wird durch eine ungeheure Angst im Opfer dem Täter gegenĂĽber förmlich paralysiert.“ Eine Paralyse ist eine Lähmung, jemand ist handlungsunfähig oder ausgeschaltet Diese lähmende Angst zwingt das Opfer förmlich dazu, sich dem Täter unterzuordnen und jeden seiner WĂĽnsche zu erraten, zu befolgen, sich ganz vergessend mit dem Angreifer/dem Täter komplett zu identifizieren. In dieser Identifikation verschwindet der Täter aus der äuĂźeren Realität und wird innerlich in einer traumatischen Trancevorstellung von dem Kind – wie in einer frĂĽheren haltenden / schönen Situation – aufrecht erhalten. Das ist die grausame Wirklichkeit der Spaltung…
Leider gibt es immer noch nicht genĂĽgend einschlägige Literatur die zeigt, wie unterschiedlich sich die Folgen zeigen wenn ein Mensch entweder (!) sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt wurde. Heutige erste Studien zeigen jedoch eine klare Tendenz:Â
Das sexuell missbrauchte Kind fĂĽhlt sich durch den Missbrauch ausgebeutet und minderwertig. Und wenn das noch nicht genĂĽgend wäre, kommt dann noch die Identifizierung mit dem Täter hinzu. Durch diese Identifizierung hat der Täter – in der Fantasie des Opfern/des Kindes – auch noch das Recht so etwas zu tun. Das Opfer fĂĽhlt sich selbst dadurch nicht wert, geliebt zu werden. Sehr häufig ĂĽbernehmen die Opfer die Verantwortung und damit die Schuld an dem Inzest Vorgang. Von dieser Einstellung bis zu autoaggressiven Handlungen wie zum Beispiel Schneiden / Ritzen / Schnippeln) ist es in der Praxis nur noch ein ganz kleiner Schritt.
Auch hier wäre es wünschenswert, wenn es mehr Studien zu den unterschiedlichen Ausformung von Persönlichkeitsstörungen im Bereich der misshandelten Kinder gäbe. Aus der Praxis kann man jetzt schon mal einige Tendenzen klar beschreiben: Es gibt eine deutliche Tendenz dazu, dass Täter und Opfer meistens dasselbe Geschlecht haben. Das bedeutet: Väter schlagen viel häufiger ihre Söhne und vergewaltigen tendenziell häufiger ihre Töchter. Dies ist jetzt eine Beobachtung aus der Gesellschaft/der Praxis.
Mit ein wenig Distanz zu der körperlichen Misshandlung männlicher Kinder durch den Vater kommt einem Beobachter/Therapeut immer wieder das Wort Kastration in den Kopf. Das Misshandeln des Sohnes erscheint wie der Versuch einer Kastration/ der Versuch der Vermeidung eines späteren „Vatermordes“. Wenn der Vater schon sehr früh seinen Jungen in seiner Entwicklung schwächt wird dieser geschwächte Junge später wohl kaum (selbst als voll erwachsener Mann) gegen seinen Vater als Familienoberhaupt rebellieren. Das Ziel des Vaters: schon sehr früh dafür zu sorgen, dass er immer der Stärkere bleibt, egal wie alt der Sohn heute, morgen oder später ist. Der Sohn kann im besten Falle nur flüchten ist aber nicht zu einem gesunden Generationenwechsel fähig. Was ist die Folge hiervon? Ein so kastrierter Junge der zu einem voll erwachsenen Mann heranwächst,
Das ist der typische Delinquent / Straftäter in den Gefängnissen… Der Vater hat ihn immer erniedrigt um ihn als Schwächling versucht zu denunzieren.
Diese Demütigung vor Augen versucht er nun mit allen Mitteln sich vor der gesamten Welt (auch allen anderen gegenüber, die überhaupt nichts mit dieser Demütigung im Kindesalter zu tun hatten) zu rechtfertigen. Wenn wir dies im Hinterkopf behalten, dann erscheint die Misshandlung anderer/ und all die fremdaggressiven Taten wie ein symbolischer Racheakt am Vater. Das gleiche gilt auch für die Misshandlung einer Tochter durch ihre Mutter die durch ihre Tat die junge Rivalin versucht zu zerstören. Das Märchen von Schneewittchen mit seinen Spieglein, Spieglein an der Wand: wer ist die Schönste im ganzen Land?“ lässt hier sehr laut grüßen.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus
Unsere Welt ist durchzogen von Wut und Aggression. Aber warum ist dem so? Robert Stoller (amerikanischer Psychoanalytiker) ist dieser Frage zeit seines Lebens nachgegangen. Seine Motto: wenn ich die Perversion verstehe, dann verstehe ich auch das “Normale”. Perversion ist das Verdrehen einer Normalität in etwas Krankhaftes.Â
Was ist seine Kernaussage in diesem Buch? Zitat: “Durch Perversion wird die Wut in einen Sieg ĂĽber die Vergangenheit umgewandelt und ein Trauma in einen Triumph.” ErnĂĽchternd? Lies dich einmal in dieses wertvolle Buch ein. Und achte auch auf die Aussagen, warum – nach Stoller – in der Lust, in der Familie, in der Gesellschaft und in dem Erhalt der Menschheit eine Notwendigkeit der Perversion besteht.Â