(5) die Spiele
Das Thema der Spiele hat eine ganz wichtige Bedeutung bei der Transaktionsanalyse. Es gibt sogar ein Buch, einen Bestseller, mit dem Titel „Spiele der Erwachsenen“.
Die allermeisten Spiele bringen Ärger und zerstören Beziehungen, erzeugen Unglück und dienen immer wieder der Suche nach der Antwort auf die Frage: „warum passiert das immer nur mir?“
Das Wort Spiel hat in erster Linie nicht mit Vergnügen, Spaß und Freude zu tun. Ein Spiel entsteht vordergründig aus einer komplementären – Transaktion der aber eine versteckte/verdeckte Transaktionen beigefügt wird
Diese verdeckte Transaktion kann man auch mit verborgenen Motiven beschreiben. Man kann es auch als eine Falle oder einen Trick beschreiben.
Zuvor haben wir ja den Rückzug, die Rituale, die Aktivitäten und den Zeitvertreib besprochen.
Spiele unterscheiden sich von diesen vier Zeitstrukturen jedoch durch zwei Merkmale:
- sie werden von verdeckten Motiven beherrscht
- Sie suchen immer einen eigenen Nutzen!
Das ist der wichtige Unterschied!
- die Aktivität kann Erfolg bringen
- Rituale sind wirkungsvoll
- Zeitvertreib bringt häufig Nutzen mit sich.
In ihrem Wesen sind sie aber alle offen und ehrlich. Zwar können Sie mit einem Wettstreit verbunden sein – jedoch nicht mit einem Konflikt.
Ganz anders ist es mit dem Spiel: im Grunde genommen ist jedes Spiel unehrlich und häufig auch dramatisch. Alle Spiele haben ihren Ursprung in dem ganz simplen Kinderspiel: „meins ist besser als deins.“ Selbst die Vierjährigen können dieses Spiel perfekt spielen.
Es gibt aber eine Gemeinsamkeit zwischen dem Spiel eines 4 jährigen und dem Spiel eines Erwachsenen: Dieses Spiel (meins ist besser als deins) dient dazu, sich für einen kurzen Augenblick eine Erleichterung zu verschaffen von dem Druck der „Nicht – ok– Lebensanschauung“.
Es ist dadurch verdeckt indem es die Gefühle nicht offen ausdrückt…. Wenn der 4 Jährige sagt: „meins ist besser als deins“ dann empfindet er in Wirklichkeit: „ich bin nicht so gut wie du“
Wenn er nun sagt: „meins ist besser als deins“ dann ist das eine Vorwärtsverteidigung! Ein „Schutz“, um das innere Gleichgewicht gewissermaßen zu erhalten.
Was passiert – wenn dieses Spiel zu weit getrieben wird? Dann bekommt der kleine 4 Jährige vielleicht einen Stoß, eine Ohrfeige und den Satz zu hören: „gar nicht: meins (!) Ist besser!“. Was ist dann passiert?
- Dann ist der 4 Jährige wieder auf seinen Platz verwiesen
- und seine Lebensanschauung „ich bin nicht okay“ ist mal wieder bestätigt.
Und so traurig sich das anhört aber hier drin liegt eine jämmerliche Sicherheit. Diese Vorgehensweise ist die Grundlage aller Spiele!
Diese steht für die Art des Umgangs mit der Zeit für all diejenigen Menschen,
– die einerseits das zu wenig vom Streicheln nicht ertragen können,
– deren „Nicht OK – Lebensanschauung“ jedoch die Intimität (die nächste Form der Verbundenheit – welche wir gleich besprechen werden) unmöglich macht.
Obwohl Spiele viele Probleme bereiten bringen Sie doch etwas: Sie schützen den inneren Zusammenhalt der Lebensanschauung ohne sie bloßzustellen.
Ich möchte mal ein paar dieser Spiele kurz aufzeigen damit wir verstehen wovon gesprochen wird:
— „Ich bin blöd“
Jemand erledigt eine bereits gut gelernt Aufgabe, kommt aber trotzdem immer wieder mit den gleichen und häufig unwichtigen Detailfragen: „erklären Sie mir das doch noch mal, ich bin zu blöd dafür“. Er weigert sich systematisch durch selbstständiges Nachdenken eine eigene Lösung zu entwickeln.
Das Problem: dadurch wird viel Zeit blockiert.
Die Auswirkung: dieser Person wird künftig keine Aufgabe mehr übergeben und er wird sozusagen „geschont“
Mögliche Lösung: lösungsorientierte Fragen stellen. Nicht selbst antworten. Eventuell den Gegenüber mitschreiben lassen.
— „Hinkebein“
Eine Person bekommt eine Aufgabe und reagiert standardmäßig darauf: „das kann ich nicht, da bin ich zu alt, etc.“ Das Hinkebein erinnert in Problematik und Lösung stark an das Spiel: „Ich bin Blöd“
— „Tritt Mich“
Eine Person kann mit positiven Rückmeldungen emotionell nichts anfangen. Er braucht eher die für ihn bekannte negative Bestätigung. Darum macht er unnötige Fehler und provoziert Andere so lange bis der Mitspieler ihn „tritt“.
Eine mögliche Lösung: permanente positive Rückmeldung auch wenn diese im Moment nicht angenommen wird.
— „Jetzt habe ich dich, du Schweinehund“
Die Person sucht gezielt nach Fehlern bei anderen. Oft sieht er einen Fehler, wartet aber die Folgen ab um den anderen dann bloßzustellen. Er lässt sich dann lange darüber aus, wie blöd die andere Person ist.
Die mögliche Lösung: nachfragen, warum er nicht früher reagiert hat. Eine Vereinbarung für die Zukunft treffen, auf Fehler direkt aufmerksam zu machen. Eine Fehlerkultur miteinander zu vereinbaren.
— „Ist es nicht schrecklich?“
Mehrere Personen suchen sich ein gemeinsames Opfer. Dieses wird planmäßig demotiviert indem auf die Unzulänglichkeiten der Umgebung / die Fehler des Chefs hingewiesen wird. Das Opfer unterliegt im Gruppenzwang und wird der Gruppe zustimmen.
Dieses Spiel finden wir häufig in Firmen und Vereinen vor. Oft, indem über den Vorgesetzten hergezogen wird und die gesamte Gruppenleistung dadurch nach unten gezogen wird.
Die mögliche Lösung: Teamwork / Mediation und Einzelgespräche um echte Bedürfnisse heraus zu arbeiten. Eine Transparenz – Kultur schaffen.
— „Der Gerichtssaal“
Eine Person fühlt sich von einem anderen bedroht und kann dieses Thema nicht mehr auf der Sach-Ebene lösen. Jetzt versucht er Anhänger zu finden, sozusagen gleichgestellte die wie Geschworene agieren. Dann sucht er jemanden als Vorgesetzten/als Richter um für ihn die Sache durch zu kämpfen.
Die mögliche Lösung: jegliche Richter Rolle vermeiden! Lösungsorientierte Fragen stellen. Mediation anbieten.
— „Ja, aber“
Eine Person fragt immer wieder nach Ideen um ein bestimmtes Problem hören. Sein Gegenüber probiert es nun mit verschiedenen Lösungen. Person 1 schmettert aber jede Antwort ab mit: „ja aber, das geht aus diesem und jenen Grund nicht.“ Ein endloses Hin und her ohne Ergebnis kommt.
Die mögliche Lösung: lösungsorientierte Fragen stellen und nicht selbst antworten.
— „Du wirst schon sehen, was du davon hast“
Person 1 fordert Person 2 zu einer Handlung auf, welche die Person 2 aber nicht durchführen möchte.
Person 2 führt sie später (nach heftiger Diskussion) aber dennoch aus. Bei der Durchführung der Arbeit achtet Person 2 aber auf jeden kleinsten Fehler und sorgt selbst dafür, dass die Dinge nicht so richtig funktionieren. Dadurch kann Person 1 wiederum die Schuld gegeben werden.
Mögliche Lösung: bei Unstimmigkeiten sofort (!) Nachfragen und Klärung schaffen. Verträge können hier nützlich sein.
— „Der Makel“
Person 1 findet immer einen Fehler und kritisiert diesen stark. Der Fokus liegt immer auf dem Fehler. Selbst wenn 98 % der geleisteten Arbeit gut ist, reitet er auf den 2 % der Fehler umher.
Person 2 fühlt sich permanent abgewertet, entmutigt da er nichts recht machen kann egal wie sehr er sich anstrengt.
Die mögliche Lösung:
Sich nicht in die Enge treiben lassen und auch nicht mit einer Rechtfertigung kontern. Dies würde das Spiel endlos fortsetzen (weil ja komplementär)
Die mögliche Antwort in zwei Schritten:
(1) „ich sehe dass ich hier einen Fehler gemacht habe und werde ihn korrigieren.
(2)Trotzdem würde es mich interessieren, wie sie den übrigen Teil meiner Arbeit einschätzen.“
Zusammenfassend können wir Spiele als Methoden der Zeit – Strukturierung begreifen, die genauso wie der Rückzug, die Rituale, die Aktivitäten und alle Arten von Zeitvertreib Menschen voneinander getrennt halten.
Spiele sind nicht komisch! Sie sind Schutzmaßnahmen mit denen ein Mensch mehr oder weniger heftige Schmerzen eindämmen will, welche aus seiner eigenen „Nicht ok – Anschauung“ entstehen.