Schriftzug Marcsu Jähn

Spiele der Kommunikation – Die Transaktionsanalyse

Teil 5.2 „Wie komme ich hier wieder raus?“

Hören Kommunikationsspiele hinter Gefängnismauern auf? Logischerweise nicht!

Wird ein Mensch in seinen Handlungen eingeschränkt, beginnt sich sein Verstand zwangsläufig mehr auf sich selbst zu konzentrieren und er versucht, alte und neue Spielvarianten herauszufinden um seine Situation ins Positive zu verändern.

Schaut man sich die psychologische Seite von Gefängnisinsassen an, dann gibt es eine überragende Menge an Material um die Aussage zu untermauern, dass diejenigen ihre Strafzeit am besten überdauern, welche die Zeit entweder durch

      • eine Tätigkeit
      • Einen Zeitvertreib
      • Oder ein Spiel (ein Kommunikations–Spiel) strukturiert haben.

Dieses Strukturieren der Zeit ist der Schlüssel dazu. auch eingeschränkte Handlungszeiten einigermaßen zu überdauern. Unser Geist braucht nämlich immer etwas womit er sich beschäftigen kann. Der Hunger nach Struktur ist so immens stark, dass dies auch eine Art von Folter ist, jemanden in Einzelhaft und Untätigkeit zu versetzen.

Nicht umsonst wird Einzelhaft auch als Isolationshaft bezeichnet und ist wegen seiner dramatischen Auswirkung auf die Häftlinge extrem umstritten. Von Kritikern wird die Isolationshaft deswegen auch nicht selten als Vernichtungshaft und als Folter bezeichnet.

Für uns ist das jetzt sehr wichtig denn wir sprechen ja über die Strukturierung der Zeit. 

Transaktionsanalyse - Spiele in der Kommunikation - 5.2 Wie komm ich hier wieder raus

Spiele sind ein wichtiger Bestandteil in der Strukturierung der Zeit. 

Wie ihr Name schon sagt, helfen Sie uns, eine Struktur in unser Leben hinein zu bringen. Und ohne Struktur, treiben wir hilflos durch die Zeit. 

Vielleicht fühlst du im Moment ja auch wie gefährlich es ist von außen keine Struktur mehr zu bekommen. Vergleichbar mit einer Isolation erleben wir aktuell durch Corona, dass uns viele Strukturen verloren gehen.

Wahrscheinlich hast du das große Glück, dass du bereits aus der Schule raus bist und vielle Jahre eine Zeitstruktur von außen erlernt hattest. Du hast dadurch gelernt, zu lernen. Aktuell immer aber häufiger von einer verlorenen Generation gesprochen. Dies hat den Grund, weil eine von außen erlernte Zeit-Struktur in Zeiten von Home-Office und Homeschooling nicht mehr gegeben ist

Aber kommen wir jetzt mal wieder zurück zu unseren Strafgefangenen hinter den Gefängnismauern. Wie gesagt, kommen Sie am allerbesten durch ihre Strafzeit indem sie ihre Zeit entweder

      • Durch eine Tätigkeit,
      • durch einen Zeitvertreib oder
      • ein Spiel strukturieren.
      • ein Beispiel für Tätigkeit ist Lesen und Schreiben von Büchern hinter Gefängnismauern
        Ein Beispiel für den Zeitvertreib ist der Fluchtversuch. Alcatraz, Casanova, El Chapo und auch der Ausbrecher-König aus Frankreich Pascal Payet sind nur einige Beispiele für diesen „Zeitvertreib“
        Dann gibt es noch eine ganz beliebte Spielvariante die wir auch so ähnlich in Krankenhäusern finden. Hier versucht der Patient oder auch der Gefängnisinsasse einfach nur wieder raus zu kommen. Darum heißt das Spiel auch „ich will hier raus“ 

Bitte beachte, dass es unter dem gleichen Namen auch eine Operation gibt.  Du erinnerst dich, die Operation ist eine ganz normale Handlung ohne verdecktes Ziel. Wir nennen diese Variante dann „gute Führung“. Beachte aber bitte den Unterschied zu dem Spiel.

Der Gefängnis- /Krankenhaus–Insasse versucht alles, um herauszufinden wie er am besten mit dem Aufsichtspersonal zurechtkommt um so, schnellstmöglich entlassen zu werden. Hier wirken das Eltern–Ich, dass Erwachsenen–Ich und das Kindheits–Ich ausgewogen zusammen um die Entlassung zu erreichen.

Das Spiel „ich will hier raus“ ist auf der anderen Seite jedoch ein Spiel mit verdeckten Absichten. Der Patient/der Gefängnisinsasse spielt dieses Spiel – möchte aber im Grunde genommen gar nicht heraus. Er simuliert das Manöver „gute Führung“ – aber im entscheidenden Moment sabotiert / oder stellt er sich selbst ein Bein, sodass er dann doch nicht entlassen wird. Wohl gemerkt, er simuliert dieses Manöver nur. Im Grunde genommen spielt er das Spiel „ich will hier raus“.

Bei diesem Spiel führen das Eltern–Ich und das Erwachsenen–Ich eine Zeitlang die Aktionen aus. Aber wie gesagt sabotiert das Kindheits–Ich im entscheidenden Augenblick die gesamte Aktion! Das Kindheits–Ich hat nämlich Angst vor der großen weiten und unsicheren Welt – der unbekannten Wirklichkeit. Wie in einer Selbst-Sabotage übernimmt das Kindheits–Ich nun die Überhand und sabotiert alle vorangegangenen Bemühungen. 

Das muss nicht unbedingt nur bei Gefängnisinsassen oder Krankenhauspatienten sein.

Sehr ähnlich ist es auch bei unserem in 1.5 beschriebenen Spiel „du bist schuld daran“. Dort wird sich immer darüber beschwert, dass man sich unter seinen eigenen Möglichkeiten sich befindet und von außen gar nicht die Chance bekommt seine wahren Qualitäten zu zeigen. („Die wissen ja gar nicht wozu ich alles fähig bin“)

Wir finden diese Selbst-Sabotage auch bei vielen Menschen denen wir als Therapeuten begegnen. Sie kommen zum Therapeuten und beschweren sich, dass sie nichts zu Ende bringen. Dabei ist die Lösung recht einfach: ihr Kindheits–Ich hatte nur viel zu viel Angst vor der Wirklichkeit – Angst vor der eigenen Courage. 

Die Antithese / Wie komme ich aus diesem Spiel wieder raus?

Die Antithese ist relativ kurz und einfach. Die Operation „gute Führung“ hat nichts mit versteckten Zielen zu tun und kann grundsätzlich von einem erfahrenen Aufseher durchgewunken werden. Eine öffentliche Diskussion über eine aufrichtige Operation ist deshalb vollkommen unschädlich.

Ganz anders sieht es bei dem Spiel „Ich will hier raus“ aus. Das ist ein schädliches (selbstschädigendes) Manöver und braucht eine aktive Therapie.

Denn der Gefängnisinsasse oder Patient der Angst vor der Wirklichkeit muss seine eigene Furcht wieder in den Griff bekommen um nach dem Gefängnis / nach dem Krankenhaus wieder ein eigenständiges Leben führen zu können. 

Was ist eine aktive Therapie? Nun, je nachdem in welcher Verfassung er sich befindet hilft hier die bildorientierte Tagtraum-Therapie – besser bekannt unter dem Namen Katathym-Imaginative Psychotherapie.

Unter folgendem Link kannst du dich einmal etwas mehr in diese Therapieform in Verbindung mit der Borderline–Persönlichkeitsstörung einarbeiten.  Borderline Therapie – Teil 5 Katathym imaginative Psychotherapie

Verwandte Spiele:

Es gibt noch weitere interessante Spiele, die eng verwandt sind mit unserem Spiel „ich will hier raus“. In Gefängnissen und auch in Krankenhäusern und überall wo Menschen sich nicht ganz so frei aufhalten können wird sehr häufig die Operation „Sie müssen mich anhören“ gespielt.

Wenn Du mir jetzt aufmerksam zugehört hast dann müsstest du jetzt eigentlich die Stirn runzeln. Bislang habe ich noch immer gesagt, dass eine Operation kein Spiel ist. Warum also gebrauche ich das Wort Operation in einem Satz mit dem Begriff Spiel?

Nun, hier ist die psychologische und die deskriptive Ebene genau umgekehrt. Die psychologische Ebene ist tatsächlich vom Erwachsenen-Ich zu Erwachsenen-Ich: Die klare Botschaft ist „Sie müssen mich anhören“.

Aber die deskriptive offene Ebene ist ganz offensichtlich mit einer Botschaft behaftet die es gar nicht gibt. Da ruft das Kindheits–Ich das Eltern–Ich des Betreuers/Aufsehers an und möchte eine Klage vorbringen.

Das Hauptziel des Klagenden besteht darin, sicherzustellen dass man ihn anhört. Mehr möchte er nicht. Denn häufig sind die vorgebrachten Klagen vollkommen irrelevant. Er will wirklich nur dass man ihn einfach mal anhört – mehr nicht… Würde man nun denken der Klagende erwarte dass man aufgrund seines Jammerns irgendetwas unternimmt, dann kann es schnell zu Missverständnissen kommen.

Wieso komme ich darauf? Gibt man seinem Klagen und seinen Forderungen nämlich nach, dann werden diese Forderung bei der nächsten Beschwerde lauter und stärker.

Hört man sich seine Klagen aber geduldig und interessiert an dann wird der Klagende sich damit häufig komplett zufrieden geben und keine weiteren Forderungen stellen. Das hört sich jetzt etwas abstrus an – genau das ist aber in der Praxis deutlich häufiger zu beobachten als der Wunsch dass wirklich etwas Veränderndes geschieht.

Jeder Betreuer muss darin geschult werden wie er bei einem „Sie müssen mich anhören–“Spiel die  berechtigten von den unberechtigten Forderungen unterscheidet. 

Der Nutzen dieser Spiele

Was ist denn der Nutzen dieser Spiele? Es geht in erster Linie um die Zeit Strukturierung. 

      • Menschen ohne Zeit Strukturierung befinden sich in einer geistigen Folter.

Habe ich keine Zeit-Struktur bin ich nur noch mit mir alleine. Diese „mit sich alleine Intimität“ ist für viele Menschen kaum auszuhalten.

  • Die andere Variante ist die Selbst–Sabotage. Das Spiel „ich will hier raus“ ist nur ein Vorwand um herauszukommen. Im letzten Augenblick aber sabotiert das Kindheits–Ich diese eigene Aktion – einfach weil es große Angst hat vor dieser riesigen unsicheren Welt da draußen.

Trotzdem hat auch dieses Spiel einen gewissen Nutzen. Es hilft, in Aktion zu bleiben und sich selbst in seiner Situation zu rechtfertigen.

„Seht her, ich habe mich ja bemüht“!

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

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