Die mächtige aber auch gefährliche Fremdsprache in der Psychotherapie. Das gesprochene Wort ist die mächtigste Waffe eines Therapeuten. Was aber macht ein Therapeut, wenn sein Patient so traumatisiert ist, dass er keine Worte findet?
Hierbei kann die katathyme Imagination in der Psychotherapie helfen! Diese funktioniert praktisch wie eine zweite Fremdsprache. Katathym bedeutet: Vorstellung von Gefühlen. (Griechisch kata = herab, thymos = Gefühl)
Imaginativ bedeutet: Die Vorstellung von Bildern Katathyme-Imaginative Psychotherapie ist nichts anderes als der Ausdruck von inneren Gefühlen mit Hilfe von Bildern.
Um nun ein wenig Ordnung in dieses System des Tagtraumes und seinen möglichen Erklärungen zu bringen gibt es seit einigen Jahrzehnten die Katathyme Imaginative Psychotherapie.
(Kurz gefasst ist die KiP ein methodisches Vorgehen in der Tagtraumtechnik) Die Katathym-imaginative Psychotherapie (K.i.P.) ist eine Form tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapie. Sie wurde entwickelt von Hans-Carl Leuner (1919 – 1996). Hierbei werden vor allem Imaginationen (bildhafte Vorstellungen) genutzt, um
Das Verfahren entspringt der Psychoanalyse die davon ausgeht dass unsere sichtbaren Konflikte von unsichtbaren inneren Dynamiken ausgehen. Imaginationen sind spontane oder durch Motivvorgabe angeregte bildhafte Symbolisierungen. Sie sind Ergebnisse einer zwar verbal vermittelbaren, aber primär nicht mit Worten diskursiven (ein argumentativer Dialog) Ich-Leistung. In den erarbeiteten Bildern und deren Symbolen erarbeiten sich dann die zentralen unbewussten Beziehungskonflikte, deren Bewältigungs- und Abwehrformen welche sich der Patient im Laufe seines Lebens zugelegt hat.
In folgenden Therapien kann man sie gut einsetzen:
Die Hauptvorteile der therapeutisch angeregten Veränderung sind die
Alle so genannten Standardmotive der Grundstufe enthalten auch Aspekte der Diagnose in der Psychodynamik. Die hauptsächlich in der Grundstufe verwendeten Motive sind u.a. Folgende:
Die Beschreibungen hier sind nur beispielhaft und rudimentär zu verstehen und deuten lediglich an, in welche Richtung der Therapeut mit Hilfe dieser Bilder den Weg mit dem Patienten geht. Es kann sich ein Leistungsproblem beim Aufstieg auf einen Berg zeigen, eine Selbst- und Selbstwertproblematik im Blumentest oder Entwicklungsbrüche beim Gang an einem Bachlauf zur Quelle oder zur Mündung. Die K.i.P. nutzt ihre Motive darum immer zweifach: sowohl diagnostisch als auch therapeutisch.
Wichtig in diesem Zusammenhang sind aber noch die 2 folgenden Aspekte:
(1) Der Therapeut ist nicht derjenige, welcher aus den Bildern nun eine Deutung herausarbeitet. Selbst wenn der Patient den Therapeuten aktiv fragt: “Was bedeutet nun mein beschriebenes Bild von der Wiese?” wird dieser die Deutung der Zeit und dem Patienten immer wieder zurück übertragen. Sein Ziel ist es, den Patienten darin zu fördern, seine Empfindungen zu den Bildern langsam und sicher kognitiv beschreiben zu können.
(2) Nicht die Bilder sind das, was in der K.i.P. wichtig ist, sondern die Emotionen, Gefühle und Affekte welche sich aus diesen beim Patienten ergeben. Der Therapeut wird also nicht sagen: “Stellen Sie sich mal eine grüne schöne Wiese vor”. Nachdem der Patient von sich aus die Wiese aus eigener Perspektive beschrieben hat, interessiert den Therapeuten noch viel mehr, was er nun hierbei empfindet.
Von Kleinkind an werden Erfahrungen als einflussreiche Bilder gespeichert. Die Sprache und damit das kognitive Erfahren kommt erst viel später.
Hirnforscher belegen, dass die frühkindliche Erinnerung erst ab dem Ende des dritten Lebensjahres einsetzt. Ein Gedächtnis, das bis in das Säuglingsalter reicht, ist nach heutigem Wissen physisch unmöglich.
Diese Bildschemata formen nun das Denken, Fühlen und Verhalten des jungen Menschen, auch wenn sie nicht bewusst und sprachlich greifbar sind.
Die Wirkungsweise der Katathymen-Imaginativen Psychotherapie mit Hilfe von Bildern sieht nun folgendermaßen aus:
Wie alles aus dem Bewusstsein Verdrängte können diese Schemata und Bilder über die Sinne beim Patienten wieder in einen sprachlichem Ausdruck gebracht werden. Diese Traumbilder (Imaginationen) eignen sich dazu doppelt gut:
– sie sind sowohl Träger als auch „Bearbeiter“ der unbewussten Inhalte und Muster.
Sprache ist in der therapeutischen Beziehung zwar ein wichtiges Kommunikationsmedium, traumatisierte Patienten stehen aber häufig sprachlos ihren eigenen Erfahrungen gegenüber. Sie können sich oft besser mit Hilfe von Symbolisierungen, Tagträumen oder Imaginationen als mit Worten verständlich machen.
Später (!) helfen diese Imaginationen in der K.i.P. jedoch bei dem Diskurs / der Entwicklung eines sprachlichen Dialogs. Durch diese völlig andere Herangehensweise an die Therapie mittels Imaginationen eignet sich die K.i.P. besonders bei „therapieerfahrenen“ Patienten. “Therapieerfahren” meint hier, all diejenigen Patienten, welche bereits in den klassischen Therapien (welche stark auf das gesprochene Wort hinzielen) erfolglos behandelt wurden. Der Therapeut bietet das begleitete Imaginieren als zusätzliches Mittel der Kommunikation und Grundlage für ein – um Erleben, Spüren und Fühlen erweitertes – Verstehen des Selbst und des Anderen an. Praktisch wie eine zweite Sprache!
Der “Mehrwert” liegt im dialogischen Angebot eines nicht hauptsächlich auf Sprache vertrauenden Mediums, welches dem Patienten helfen kann, im Umgang mit sich und seiner Welt erweiterte kognitive Lernwege und Handlungsspielräume zu entdecken.
Patienten mit schweren Traumaerfahrungen, haben oft Probleme, zu phantasieren, symbolisieren oder zu imaginieren:
Gerade Traumapatienten sagen häufig, dass ihnen das Sprechen über ihre Erfahrungen unmöglich sei. Mit Hilfe der geführten Imaginationen, speziell ausgewählter K.i.P.-Motive, kann ihre „Sprachlosigkeit“ überwunden werden.
Eine zentrale Bedeutung hat das Motiv des „schutzgebenden Raumes“: Dieser „Schutzraum“ in der Imagination ist der Grundpfeiler des therapeutischen Prozesses. Er muss fest in den Imaginationen verankert werden, um dem Patienten in schwierigen Situationen immer wieder die Möglichkeit des Rückzugs in einen schützenden Rahmen zu geben.
2 Beispiele eines möglichen Schutzraumes sind die Folgenden:
Der Schutzraum verhindert Regressionen und / oder das Auslösen unserer “Fight / Flee / Freeze” Reaktionen aus dem limbischen System. So wird in Ruhe eine kognitive Aufbau- und Reparaturarbeit möglich.
Die Darstellung innerer Konflikte mit der Hilfe von Bildern ermöglicht es dem Patienten, sich gewissermaßen “maskiert” zu bewegen und sich vorsichtig seinen Konflikten zu nähern. Das bringt große Vorteile für die Arbeit an Widerständen. „Der Zugang zu unbewussten Konflikten ist sanft und aufkommende Widerstände können dadurch schneller bearbeitet werden“. Dieser Effekt kann die Therapiedauer massiv verkürzen, weshalb sich die KiP besonders für Kurztherapien von 15 bis 30 Sitzungen eignet. Eine weitere Besonderheit der KiP ist, dass das wortreiche Verbalisieren des Erlebten nicht das eigentliche Therapieziel ist. Wie oben bereits beschrieben ist das Erleben – auf der Bildebene / das Probehandeln / die Suche nach neuen Lösungsmöglichkeiten im bildhaften Kontext
deutlich wichtiger.
Die KiP eignet sich deshalb vor allem für Patienten,die weniger gut verbalisieren und reflektieren können. Nur in wenigen Fällen ist die Methode nicht indiziert.
Auf die KiP sollte verzichtet werden,
Zu den hauptsächlichen Behandlungsfeldern zählen
(1) psychosomatische Störungen. Die KiP hat sich für diese Störungsgruppe bewährt, da die bildhafte Symbolisierung zwischen Körperempfinden und Emotionen wie ein Botschafter / Mediator vermittelt.
(2) Daneben wird KiP häufig bei Patienten mit festgefügten Abwehrstrukturen und bei stark rationalisierenden, emotional blockierten oder unentwickelten Patienten eingesetzt. Die Patienten werden durch die Bilder auf einer Fühl- und Spürebene angesprochen – eine Sprache die ihnen wahrscheinlich am Anfang noch sehr fremd sein mag.
(3) bei neurotischen und funktionellen Beschwerden.
(4) Zur Krisenintervention und Traumabehandlung .
(5) Zu den neueren Behandlungsfeldern zählen Suchterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen. In den letzten Jahren wurden beispielsweise spezifische Vorgehensweisen der KiP für Borderline-Patienten entwickelt. KiP kann dazu beitragen, die eingeschränkte Symbolisierungsfähigkeit von Borderline-Patienten zu erweitern.
(6) Inzwischen gibt es auch für viele andere Beschwerdebilder wie
spezifische Behandlungskonzepte.
Da die Katathym-imaginative Psychotherapie grundsätzlich bei allen Indikationen eingesetzt werden kann, bei denen Psychotherapie angezeigt ist, werden sich in Zukunft mit Sicherheit noch viele neue Behandlungsfelder auftun. Die KiP gilt aktuell als die am besten strukturierte Tagtraummethode.
Fremdsprachen erweitern unseren Horizont und zeigen völlig neue Perspektiven im zwischenmenschlichen Leben auf. Genau dieser Effekt tritt auch bei der Bildsprache auf, welcher durch die Katathyme-Iganiative Psychotherapie entsteht. Bilder sind eine eigene Sprache für sich. Dadurch dass sie viel besser als Worte Emotionen transportieren können sind sie sehr mächtig in einer Therapie. Aber: es gibt keine Wirkung ohne eine Nebenwirkung! Wenn diese Wirkung des Emotionstransports stärker ist als durch Worte, dann ist auch die Gefahr einer Regression, einer affektiven Kurzschlusshandlung deutlich erhöht.
Die K.i.P. sollte darum nur von besonders ausgebildeten Therapeuten durchgeführten werden, welche aus der Tiefenpsychologisch Fundierten Psychotherapie kommen und möglichst eine gesonderte Ausbildung im Bereich Traumatherapie hatten.
Wenn Sie weitere Informationen zu diesem spannenden Thema suchen, dann lade ich Sie ein, sich mit den anderen Teilen der Borderliner-Therapie befassen. Sie finden diese weiter unten. Gerne können Sie mich aber jederzeit persönlich kontaktieren. Meine Kontaktadresse finden Sie im Fußbereich dieser Webseite. Alles Gute! Ihr Marcus Jähn
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Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Borderline ist die Königsdisziplin in den zu behandelnden Störungsbildern. Dieses Buch befasst sich nicht mit einer Therapie zu Hause, in der Praxis, sondern in einem klinischen Umfeld. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist ein psychodynamisches Verfahren, dass die Beziehungs- und Identitätsstörung von Borderliner ganz in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Ihren Ursprung hat sie in der Objektbeziehungstheorie, die davon ausgeht, dass die Schwierigkeiten bei Persönlichkeitsstörungen auf nicht integrierte Persönlichkeitsanteile zurückzuführen sind. Darum müssen diese durch eine Therapie aktiviert und in das Handeln integriert werden.
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