Teil (7) Überkreuz – Transaktionen/der Konflikt
Diese Überkreuz – Transaktionen sind das, was zu Konflikten führt.
Nehmen wir mal ein ganz klassisches Beispiel:
Der Mann sucht eine Information und erkundigt sich bei seiner Frau: „Schatz, weißt du wo der Autoschlüssel ist?“ Hier geht der Reiz vom Erwachsenen – ICH aus denn er sucht hier eine Information.
In den bisher besprochenen Komplementärreaktionen könnte die Frau antworten: „ich habe ihn auf der Kommode gesehen.“
Nehmen wir aber mal an, die Frau hat sich den gesamten Tag schon mit Kränkungen und Ärger beschäftigt und ist selber in einer gereizten Stimmung. Was wäre, wenn sie antwortet: „da wo du sie hingelegt hast“
Das wäre eine klassische Überkreuz-Transaktion. Der Mann fragt vom Erwachsenen-ich, die Frau in diesem Beispiel reagiert mit dem Eltern – ICH.
Weiter vorne habe ich bereits diese zweite Kommunikationsregel in der Transaktions –Analyse aufgezeigt: Wenn Reiz und Reaktion sich überkreuzen und nicht parallel zu einander verlaufen wird die Kommunikation unterbrochen!
Die Frage nach den Schlüsseln vom Auto kann jetzt nicht mehr weitergeführt werden sondern sie müssen erst einmal darüber diskutieren, warum er immer etwas vergisst.
Das Gleiche wäre auch passiert, wenn die Reaktion der Partnerin gewesen wäre (Wwarum musst du mich immer anmeckern?“) Auch das wäre erst einmal eine Sackgasse in der Diskussion.
Die Überkreuz-Transaktionen führen sehr häufig zu Konflikten und setzen Auseinandersetzung in Gang die irgendwo da enden wo Sätze fallen, wie zum Beispiel:
- genau wie dein Vater/deine Mutter
- Wenn du nicht wärst, dann hätte ich dieses / welches / jenes tun können
Woher kommen solche Reaktionen die wir nicht in dem Erwachsenen – ich vorfinden? Sie liegen ganz klar in der „nicht – okay – Anschauung“ des Kindheits – ICH´s.
Wenn jemand vom „nicht – okay“ gelenkt wird: hört und liest er in Bemerkung etwas hinein was gar nicht darin zu finden war:
- wo hast du den Wein gekauft? Antwort: warum, ist er nicht in Ordnung?
- Deine neue Brille gefällt mir. Antwort: du hast dich doch noch nie für mein Aussehen interessiert.
- (Sohn) ich muss heute noch einen Aufsatz schreiben denn morgen muss ich ihn abgeben. (Vater) warum musst du alles immer nur in der letzten Minute machen?
Ein Sohn kommt zum Vater und eröffnet ihm, dass er ein soziales Jahr gerne machen möchte/ oder alternativ ein Sabbatical.
- Der Vater könnte jetzt antworten: „Jetzt Pass aber mal gut auf mein Sohn! Das erste was du verstehen musst ist, dass ein Mann nichts verdient wenn er keine Arbeit verrichtet und nicht schafft. Alles was der Staat und die Gesellschaft benötigt ist dass wir (jeder einzelne) produktiv sind und nicht herum fantasieren und unsere Energie in solchen verrückten Projekten verschwenden.
Kümmere dich erst einmal um einen Beruf und lösche diese Dummheit aus deinem Gehirn.
Als ich so jung war wie du, wusste ich genau was ich wollte und blieb auch dabei — bin da durch dick und dünn gegangen und habe es deswegen zu etwas gebracht!
Schauen wir uns diese letzte Reaktion des Eltern – ICH´s mal etwas in Ruhe an. Die Ursache hierfür liegt im „Nicht – ok“ des Kindheits – ICH´s. Der Vater hatte das Gefühl dass sein Sohn ihn nicht wertschätzt, und nicht verstand wie schwer er selber in seiner eigenen Jugend gekämpft hatte.
Das bedeutet, dass er sich selbst immer noch „Nicht – ok! in der Gesellschaft fühlt, besonders in der Gesellschaft von denen die mehr materielle Dinge haben als er …
Mit seinem Erwachsenen – ICH hätte er die Wünsche seines Sohnes in Ruhe mit den Wahrscheinlichkeiten / dem Nutzen / und den Kosten abgewogen.
Mit seinem Kindheits– ICH hätte er vielleicht sogar den Sohn umarmt,
- und mit ihnen gemeinsam fantasievollen Pläne geschmiedet wie dieses Leben weitergeführt werden könnte.
- Vielleicht wäre er sogar so gerührt gewesen dass er noch mehr Gefühle bis hin zu Tränen gezeigt hätte.
Da er aber diese Angst in seinem „Nicht-ok“ vor seinen Gefühlen hat, übergab er nun diese Transaktion an sein Eltern – ICH in welchem sich Selbstgerechtigkeit, und Besserwisserei breitgemacht haben.
Hier sind wir bei einer wichtigen Regel die auch viele Persönlichkeitsstörungen und Konflikte in der Gesellschaft erklären:
Derjenige, der sich im „Nicht – ok“ des Kindheits – ICH´s befindet, kann keine Transaktionen durchführen die eine Auseinandersetzung mit der Realität fördern.
Das ist ja auch ganz klar weil er immer zu mit unerledigtem Kram aus seiner Kindheit / aus seinen vergangenen Realitäten beschäftigt ist.
So jemand kann kein Kompliment dankbar annehmen, weil er immer noch glaubt es nicht zu verdienen und in jedem Kompliment noch nach einem Haken sucht.
Obwohl wir uns alle eigentlich – vom Kopf her – von dieser „Nicht – ok“ Gedankenwelt trennen wollen – so kämpft doch derjenige ständig darum, diese Lebensanschauung aus seinen ersten Lebensmonaten fest aufrecht zu erhalten.
Der Mensch, der von seinem Kindheits – ich regiert wird sagt: „schaut mich an, ich bin „Nicht – ok.“
Der Mensch, welcher von seinen Eltern – ich geführt wird, sagt: „Schau dich an, DU (!) bist „Nicht-ok!“ und darum fühle ich mich dir gegenüber überlegen).
Beides sind Manöver und Transaktionen welche zeigen, dass derjenige immer noch in einem „Nicht – ok– Weltbild“ ist und dazu beiträgt, die Konflikte weiter an zu treiben.
Eine Transaktion besteht ja aus (1) dem Reiz und (2) der Reaktion. Die „Nicht – ok– Anschauung“ kommt nicht nur in einer Reaktion zum Ausdruck sondern oftmals auch im Reiz.
Wenn der Mann zur Frau sagt: „Schatz, wo hast du denn die Autoschlüssel versteckt?“ dann ist zwar der Hauptreiz dass „Erwachsenen– ICH“ weil er ja eine reelle Information sucht.
Da ist aber noch das Wort „versteckt“ vorhanden…. Und hier befindet sich eine versteckte hintersinnige Information. („wie du hier sauber machst bleibt für mich immer noch ein Geheimnis. Wenn ich (!) solch eine Unordnung machen würde wären wir längst pleite.)
Dieser versteckte hintersinnige Gedanke wird von dem Eltern – ICH geliefert. Er liefert eine untergründige und trotzdem sehr deutlich spürbare Kritik.
Damit wird eine „2 – Ebenen Transaktion/ eine Duplex – Transaktion“ eingeleitet.
Wie wird diese Transaktion nun fortlaufen? Nun, es kommt drauf an, auf welchen der beiden Reize die Frau reagieren möchte.
Sie kann freundlich (wenn sie sich selber im OK fühlt) antworten: „ich habe die Schlüssel bei der Kommode versteckt.“
Das wäre absolut komplementär — denn sie gibt ihm ja eine Information und nimmt seine Nebenbemerkung einfach nur zur Kenntnis. Wenn ihr Erwachsenen – ICH die Transaktion führt und lenkt, dann kann sie das.
Wenn jetzt aber ihr „Nicht – OK – Kindheits – ICH“ anspringt wird sie vor allem auf das Wort „versteckt“ reagieren und z.B. antworten: „sag mal, was willst du jetzt damit sagen? Kannst du nicht selber suchen?“ Ab diesem Moment ist die Suche nach den Autoschlüsseln beendet.
Jetzt streiten sie sich über andere Dinge und ein „Spiel“ beginnt (wir nennen es „Tumult“ – Spiel).
Um die Sache noch etwas mehr zu verkomplizieren: Es gibt sogar Transaktionen die können Reize und Reaktion auf allen Ebenen (!) integrieren.
Ein Elternteil kommt nach Hause und sieht das unaufgeräumte Zimmer des Sohnes. Vielleicht liegen da jede Menge leere Pfandflaschen herum. …
Und auch wenn das Erwachsenen – ICH noch die Kontrolle hat, so sind doch auch das Eltern – ICH und auch das Kindheits – ICH an dem was folgt beteiligt.
Das Eltern – ICH würde zum Beispiel sagen: „warum bringst du nie die Flaschen weg?“ Das Kindheits-ich könnte sagen: „sei mir bitte nicht böse, wenn ich dich jetzt kritisiere.“
Nun hat aber das Erwachsenen – ICH das Kommando / die Führung, und so lässt es das Elternteil einen Zettel schreiben wo zum Beispiel darauf steht „ich liebe dich, und freue mich dass du bald reich bist mit all dem Pfandgeld“.
Das kann eine Komplementär –Transaktion werden, wenn der Sohn oder die Tochter in „okay – ich“ ist und konstruktive Kritik ertragen kann. Wenn nicht, kann ein Konflikt losgehen.
Dieses Beispiel soll eins verdeutlichen:
trotz der Beteiligung von Eltern-ICH und Kindheits – ICH kann das Ergebnis komplementär und förderlich sein, wenn (!) das Erwachsenen – ICH eine führende Rolle hat.