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Transaktionsanalyse – Spiele der Kommunikation

2.4 Ich schaff das nicht mehr

Titelbild Ich schaff das nicht TransaktionsanalyseDieses Spiel wird in der Regel von Frauen gespielt, die sich in ihrer Arbeit im Hause völlig überlastet fühlen. 

Die Tätigkeit einer Hausfrau ist auch wirklich sehr umfangreich – dies dürfen wir nicht vergessen. Aber darum geht es hier in der Spiel-Analyse auch nicht. Es geht um das Spiel „Ich schaff das nicht mehr“ was in der Transaktionsanalyse auch „überlastet“ genannt wird.

Kann sie ihre Geschwindigkeit und ihre Arbeit weitestgehend selbst bestimmen und wird sie darin von ihrem Mann liebevoll unterstützt dann ist das eine sehr befriedigende Tätigkeit. Leider sehen wir in der Praxis häufig genau das Gegenteil: Viele Frauen werden von einem eigenen überstarken „Eltern – ich“ angetrieben und haben außerdem noch einen kritischen Ehemann an der Seite der sie permanent kritisiert und ihr nicht die ihr zustehende Liebe schenkt.

Wie gehen viele Frauen typischerweise damit um? Typisch ist zum Beispiel das Verhalten, trotz allem einen Sinn in dieser Situation zu finden indem sie sagt: „wenn er nicht wäre wĂĽrde es mir ja besser gehen“ um sich damit etwas zu trösten. Sollch ein Gedanke gibt aber – wenn ĂĽberhaupt – nur fĂĽr kurze Zeit ein bisschen Sinn im Leben.

Also findet dann schnell ein anderes Spiel statt: „überlastet“.

Der Ablauf (die These) dieses Spiels ist recht simpel.

Die Frau versucht allen anfallenden Arbeiten gerecht zu werden und nimm auch noch weitere Belastungen an. Klaglos akzeptiert sie jegliche Kritik von außen und erfüllt alle Wünsche ihrer Kinder (Mama – Taxi). Kommen abends vielleicht noch Gäste, dann arrangiert sie komplett alles und geht in dieser Rolle auf als Dekorateur, Koch, Diplomatin, etc. Natürlich erfüllt sie auch sämtliche weiteren Aufgaben des Tages, denn die sind ja nicht weg nur weil am Abend Gäste kommen.

Worauf das hinausläuft, kannst du dir bestimmt denken. Irgendwann bricht sie dann im Laufe des Tages zusammen und alles bleibt liegen. In diesem Moment zeigt sie ganz klar welche Rolle sie in der Familie hat und wie wichtig ihre persönliche Rolle in der Familie eigentlich ist und wie wenig die anderen ohne sie dann noch leisten könnten. Dieser Zusammenbruch kann als Vorwurf an die Umgebung dienen.

Passiert dies mehrfach, dann ist die Ehe ganz klar in Gefahr und der Weg in die Psychiatrie oder in ein Krankenhaus ist vorbereitet. Auch diese „Flucht“ ist Teil des Spieles. 

Wie kann man aus diesem Spiel herauskommen?

Ich sage es immer wieder und es gilt auch fĂĽr dieses Spiel: der Weg raus einem Spiel ist sehr einfach aber schwer zu begehen.

 Die Einfachheit liegt in der Erklärung was (!) getan werden muss. 
Die Schwierigkeit liegt in dem das (!) es getan werden muss.

Also was (!) muss die Frau jetzt tun? Sie kann ja gerne im Verlauf der Zeit alle zugewiesenen Rollen erfüllen. Der Unterschied ist aber der: Sie darf nie mehr als eine Rolle gleichzeitig spielen!!!! Kommen abends Gäste, dann ist sie entweder (!) der Koch, oder das Kindermädchen oder der Gesprächsleiter aber nicht beides gleichzeitig.

Wenn sie das Spiel „überlastet“ jedoch aktiv mitspielt, dann ist es für sie nur extrem schwer sich von dieser Mehrfach–Rolle zu trennen und eine einzelne Rolle nacheinander auszuführen.

Gehen wir nun wieder in die Transaktionsanalyse über: Warum hat sie sich genau diesen Mann so sorgfältig ausgesucht?

Das ist nun Psychologie! Der Ehemann, ist doch im Allgemeinen ein ganz vernünftiger Mann. Aber er kritisiert sie genau dann wenn er glaubt, sie sei nicht so gut wie seine Mutter.

Merke dir bitte folgenden Gedankengang: Jeder Mann hat das Wunschbild seiner eigene Mutter und dieses Wunschbild heiratet er gewöhnlich.

Häufig ähnelt dieses Wunschbild des Mannes von seiner Mutter auch dem Wunschbild, welches sich die Frau von ihrer (!) eigenen Mutter oder Großmutter gemacht hat. 

Wenn sie nun den passenden Partner gefunden hat dann kann sich ihr Kindheits–Ich sehr schnell in diese Rolle des Spiels „überlastet“ einfügen. Das alles dient ihrem psychischen Gleichgewicht welches sie wie jeder Mensch dringend benötigt und nur sehr schwer aufgeben kann. 

Wird die Situation zu Hause dann immer schlimmer dann öffnet sich häufig der Weg zum Therapeuten Typischerweise sitzt dann ein Mann vor dem Therapeuten der ihn bittet seine Frau wie ein Auto in der Werkstadt general zu überholen. Oder die Frau bittet ihn als Verbündeten im Kampf gegen ihren Mann.

Wie sich die dann folgenden drei Phasen entwickeln liegt, viel an der Geschicklichkeit des Therapeuten. Der Therapeut muss wissen, dass eine Besserung der Situation nicht sofort von Anfang an erreicht werden kann. 

Es müssen mehrere voneinander unabhängige Phasen vor der eigentlichen Heilung stattfinden.

Phase (1) die Stabilisierung: 

die Frau braucht Erleichterung aus ihrer depressiven Empfindung

Phase (2) Offenlegung des Spiels: 

Hier wird es jetzt etwas kritisch weil dieses Spiel „überlastet“ oft in das Spiel „Psychiatrie“ gewechselt wird. Diese Situation ist deswegen so kritisch, weil genau hier bei beiden Partnern in der Regel eine stärkere Neigung zur Kritik / zur Opposition bemerkbar ist. Durch die Therapie werden nämlich auch die Fehler des Partners aufgedeckt und der jeweilige andere Partner sieht sich zuerst einmal viel zu stark in seiner Position bestätigt und geht in einen Kampf mit dem anderen Ehepartner über.

Phase (3) Die Heilung:

Ist diese kritische Phase zwei erst einmal überwunden dann beginnt die eigentliche Heilung durch die weitere Spiel–Analyse. 

Die Spiel–Analyse.

Vielleicht hast du es bereits geahnt, vielleicht bist du gleich aber auch erstaunt über das was nun kommt. Aus der transaktionsanalytischen Sicht heraus, ist der eigentliche Schuldige in dem Spiel das Eltern–Ich der Frau. Der Ehemann ist bis zu einem gewissen Teil nur eine Marionette in diesem Spiel.

Sitzt das Paar nun beim Therapeut,  hat er drei Fronten gegen die er ankämpfen muss:

      • Das Eltern–Ich der Frau
      • Der Ehemann, der dem Therapeuten permanent Ideen und Anregungen fĂĽr dessen Arbeit gibt (herrlich…)
      • Das soziale Umfeld welches eine gewisse Forderungshaltung gegenĂĽber der Rolle der Hausfrau hat.

 

Auch wenn wir uns heute in einer sehr aufgeklärten Zeit befinden und sich beide Partner immer mehr auf Augenhöhe annähern, so ist doch besonders das letztgenannte soziale Umfeld oder die Anforderung der Gesellschaft an eine Hausfrau nicht zu unterschätzen. Oft macht sich auch die Frau selber viel zu viele Gedanken darüber ob sie ihre Rolle als Hausfrau auch gut und vernünftig ausfüllt.

Sitzen Mann und Frau nun bei dem Therapeuten dann ist häufig der Mann (ich hatte ihn ja eben als Marionette beschrieben) äußerlich oft nicht sehr tief involviert. Außer dem Spiel „Ich gebe mir wirklich die größte Mühe“ möchte er sich nicht weiter beteiligen – dies kann man sehr häufig beobachten.

Und doch bemerkt man, dass er unterschwellig immer etwas unruhiger ist als er nach auĂźen zugibt. Denn er weiĂź ja dass er sich nicht zu 100 % richtig verhalten hat und dass seine TemperamentsausbrĂĽche bei seiner Frau irgendwann von ihr dem Therapeuten geschildert werden und er dann auch fĂĽr seine Fehler gewissermaĂźen entlarvt wird.

Es ist ja gerade diese kritische Phase (2) von der ich vorhin gesprochen habe in der die Fehler des anderen aufgedeckt werden und sich eine gewisse oppositionelle Haltung bemerkbar macht. Dies muss aber alles angesprochen werden damit danach (!) die Phase (3) „Die Heilung“ eintreten kann.

Weiter in der Spiel-Analyse:

Dieses sogenannte Spiel verdient überhaupt nicht den Namen Spiel. Es kann nämlich bis zu einer Eskalation des sogenannten dritten Grades führen bei dem es bis zum äußersten / ja ein Kampf auf Leben, Tod und Scheidung geht.

Den einzigen Verbündeten den der Therapeut in dem Gespräch mit dem Hilfesuchenden Ehepaar hat ist das überlastete Erwachsenen–Ich der Frau. 

Die Gegner des Therapeuten sind: alle 3 Ich–Dimensionen des Ehemannes, das Eltern-Ich und das Kindheits–Ich der Frau.

Wenn wir das nun zusammenzählen, dann sind das fünf Dimensionen gegen zwei (Therapeut und Erwachsenen–Ich der Frau). Und so sehr der Therapeut sich auch bemühen mag, geht die Rechnung leider oft zu Gunsten der 5 Dimensionen aus und die Scheidung nimmt ihren Lauf.

Dem Therapeuten bleibt dann nur noch der einzige Ausweg,  seine Klienten handeln zu lassen (sich also scheiden zu lassen) und sich damit genauso wie in dem Spiel zu verhalten: „Ich gebe es auf, mach den Sieger unter euch aus.“ Dieses werden wir in Teil 4.1 später miteinander besprechen. …

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