Schriftzug Marcsu Jähn

In meiner Beitragsreihe „Borderline-Skills-to-Go“ und „Skills gegen Stress“ teile ich das Fasten in die grüne Depot-Gruppe ein. Wenn du wissen möchtest, welche anderen Werkzeuge / Tools / Skills im Kampf gegen Stress und Borderline-Überforderung ich in eine Grüne / Gelbe / Rote Gruppe einteile, dann lade ich dich ein, diesen Beitrag anzusehen: 

Borderline to Go – Skills gegen Stress

Teil 6 – Fasten bewirkt Resilienz

(1) Fasten und unsere innere Abwehr – Resilienz

Fasten erhöht meine Resilienz gegenüber Stress

Resilienz (lat. Resiliere) = abprallen oder zurückspringen. Ein Baum z.B. ist nicht starr, sondern biegsam und kann daher hohe Windstärken aushalten.

Fasten (althochdt. Fastēn) = an den Geboten der Enthaltsamkeit festhalten oder auch gotisch „fastan“ = festhalten. Streng beobachten

Was kann ich tun, um Stress wirksam zu begegnen? Indem wir kurzen positiven Stress nutzen, der uns stark macht gegen einen dauerhaften, niederknüppelnden Stress? Eine effektive Methode hierfür ist Fasten. Beim Fasten stressen wir unseren Körper zwar, jedoch nur für eine kurze Zeit. Diese Behauptung – mit Fastenstress dem Stress von außen zu begegnen – mag dein einen oder anderen zuerst verwirren … „Ich soll Stress mit Stress bekämpfen? Ist das nicht paradox? Nun, kurzer, gezielter Stress – auch als Eustress bekannt – wirkt komplett anders als Dauerstress oder Distress genannt.

Zu dem Eustress / dem positiven Kurzstress gehört neben dem Fasten auch Sport, das Lernen vor einer Prüfung, Atemübungen oder Kältereize wie sie z.B. in der Wim-Hof-Methode angeregt werden. Fasten hat ein immens großes Wirkspektrum. Es kann sowohl unsere Psyche aber auch unseren gesamten Körper widerstandsfähiger machen und ihn gegen schädigende Einflüsse von außen trainieren. Fasten ist Training auf Zellniveau. Es verbessert die Zellfunktionen und aktiviert besonders die Gene, die für den Zellschutz und die Zell-Reparatur zuständig sind.

👉 Wie kann ich mir das vorstellen? Durch Fasten wird sowohl die Regeneration als auch die Neubildung der Mitochondrien angeregt. Mitochondrien sind die Energielieferanten unserer Zellen, die das ATP (Adenosintriphosphat) bilden. Durch das Fasten werden alte Mitochondrien zuerst abgebaut und dann vermehrt wieder neu gebildet. Laut Studien (Zitat Rüdiger Dahlke) wird unser Immunsystem nach drei bis vier Tagen Fasten zu 40% neu gebildet.

Durch das Fasten versucht unser Körper erst einmal Energie zu sparen. Dies führt dazu, dass verschlissene, alte oder beschädigte  Immunzellen abgebaut und „entsorgt“ werden. Das senkt zuerst einmal die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen. In den Studien wurde aber beobachtet, dass es dann am Ende des Fastens, wenn wieder Nahrung zu sich genommen wurde, zu einem starken Anstieg neuer, weißer Blutkörperchen kommt. Das ist wie eine Stammzellentherapie: Ineffiziente Abwehrzellen werden „entsorgt“ und neue funktionierende aufgebaut. Das gesamte Immunsystem wird durch Fasten salopp ausgedrückt „neu resettet“.

(2) Das Wunder des Fastens und die Psyche

Hier kommen wir zu unserem eigentlichen Thema: Kann ich mit Fasten meine Psyche so trainieren, dass ich gegen Stress resilienter werde? Kurz und knapp: Ja!

Die Auswirkungen von Fasten finden nämlich nicht nur auf körperlicher, somatischer oder biochemischer Ebene statt, sondern auch auf der mentalen Ebene. Was passiert denn in unserem Körper, wenn wir die ersten 3 Eingewöhnungstage „überlebt“ 😊 und den „Fastenberg“ bezwungen haben?

Jeder Körper reagiert anders. Aber spätestens um den 4. Oder 5. Fastentag herum, schaltet unser vegetatives Nervensystem dann in den sogenannten Entspannungsmodus um. Serotonin (unser zentrales Wohlfühlhormon) wirkt dann verstärkt, Endorphine (Glückshormone) und Endocannabinoide (cannabisähnliche Stoffe) werden vermehrt ausgeschüttet.

Fasten – auch kürzeres Fasten wie das sogenannte Intervallfasten – hat durch seinen Einfluss auf das Serotonin zwei sehr interessante Auswirkungen auf unsere Psyche.

  • Erstens führt Fasten zu einer erhöhten Tryptophan-Verfügbarkeit im Gehirn, was zu einer höheren Serotoninsynthese und -freisetzung durch serotonerge Präsynapsen führt.
  • Zweitens – und das finde ich besonders spannend – verringert sich nach einigen Tagen des Fastens die Zahl von Serotonintransportern in den Nervenenden serotonerger Neurone.

    Dadurch kommt es dann zu einem Effekt, den wir von den SSRI´s – den Antidepressivas her kennen – Die Wiederaufnahme des freigesetzten Transmitters wird verringert.
    Dadurch wird eine länger andauernde Wirkung von Serotonin.

 

Durch Fasten wird also die Serotoninsynthese und -freisetzung gesteigert, die Konzentration in den Synapsen gesteigert und die Transmitterwirkung in einer Intensität erhöht, an die heutige Psychopharmaka noch nicht heranreichen – abgesehen von den Nebenwirkungen.

Fasten kann man aufgrund dieser Wirkungen wie einen Neustart / ein Reset der Psyche bezeichnen, da man sowohl körperlich als auch seelisch viel stärker durch diese „Kur“ wird.

Allein die Erfahrung der Selbstwirksamkeit – ich bin Herr über mein Leben – hat eine große Wirkung und stärkt sowohl die Selbstdisziplin als auch unser Selbstbewusstsein für weitere Verantwortungen des Lebens gewappnet zu sein. 

Hierbei fällt mir immer wieder eine Anekdote über den damaligen US-Präsidenten Harry Truman ein. Er hatte ein Schild auf seinem Schreibtisch: „The buck stops here“, was übersetzt „die Verantwortung liegt bei mir“ bedeutet.

Fasten ist ein Erfolgserlebnis meiner eigenen Verantwortung und ein mächtiger Anstoß dafür, den eigenen Lebens- und Ernährungsstil in Zukunft bewusster auszurichten.

(3) Was passiert beim Fasten mit unserem Stoffwechsel?

 Unsere Psyche und unser Stoffwechsel sind fest miteinander verdrahtet. Gerne empfehle ich in diesem Zusammenhang ein Buch von Professor Doktor Gregor Hasler „Die Darm-Hirn-Connection“ Wenn wir unseren Stoffwechsel unterstützen / oder auch nicht unterstützen, dann hat dies immer auch eine Auswirkung auf die Psyche. 

👉 Was also passiert beim Fasten in unserem Stoffwechsel? Schauen wir uns besonders mal die ersten Tge an:

In den ersten 6-24 Stunden sinkt zuerst einmal der Insulinspiegel und die Kohlenhydratspeicher in der Leber werden aufgebraucht.
Durch eine starke Entwässerung kommt es dann zu einem leichten Absinken des Blutdrucks, wodurch wir uns ein wenig „flau“ fühlen. Der Noradrenalinspiegel (dieser Botenstoff gehört wie Adrenalin zu den Katecholaminen, wirkt auf die Herzfrequenz, unsere Gefäße und den Blutdruck) erhöht sich und der Energieverbrauch steigt dadurch etwas an.

Nach 1-3 Tagen ist der Glukose-Stoffwechsel zu Ende und der Körper schaltet um in den sogenannten Ketose- oder Fastenstoffwechsel der auch Fettstoffwechsel oder Leberstoffwechsel genannt wird.

Ab da beziehen wir unsere Energie überwiegend aus den Fettdepots. Ab jetzt werden Ketonkörper aus den gespeicherten Fettsäuren gebildet wie Aceton, Acetessigsäuren oder Betahydroxybuttersäure. Sie werden dann zur Energiegewinnung genutzt und besonders das Gehirn liebt diese Ketonkörper.  Sie haben sogar Schutzfunktionen für das Gehirn und die Nervenzellen da sie nach heutigem Wissensstand entzündliche Prozesse im Körper senken. Der Vorteil vom Fasten beginnt demnach sehr früh: Sowohl die körpereigene Fettverbrennung als auch die Autophagie mit ihrem Zellreinigungsprogramm werden massiv angeregt – spätestens nach 16 Stunden ist dies alles am Laufen.

Ab dem vierten / fünften Tag  befinden wir uns dann endlich im wohverdienten Entspannungsmodus. Dann spüren wir das Wohlfühlhormon Serotonin in seiner vollen Stärke.

Außerdem passiert noch etwas wichtiges: unser Darm-Mikrobiom wird rundum erneuert: Die schädlichen Bakterien werden geschwächt, während die nützlichen an Diversität und Stressresistenz zunehmen. Dieses Wissen würde Hippokrates gerne unterschreiben der gesagt haben soll: „Alle Krankheiten beginnen im Darm.“ Und wenn alle (!) Krankheiten im Darm beginnen, dann denke ich auch an die psychischen Krankheiten. Schau Dir mal meinen Beitrag über das Wunder des Fastens in Ruhe an. Hier findest du unter anderem einen Rückblick auf die Forschungen des russischen Professors Juri Nikolajew an der Korsakow Klinik in Moskau. Er heilte mehrere tausend Menschen (!) die unter Schizophrenie, Depression und Zwangsstörungen litten unter staatlicher und medizinischer Kontrolle allein durch Fasten. Die findest den Beitrag hier.

👉 Muss ich mir während längerer Fastenphasen große Sorgen um meinen Körper machen?

Hier möchte ich einmal so große Forscher wie Professor Andreas Michalsen von der Charite, Doktor Rüdiger Dahlke, Professor Doktor Valter Longo oder auch die wunderbare russische Neurochirurgin Galina Schatalowa zitieren: Ein gesunder Mensch kann bis zu 40 Tagen ohne größere Probleme fasten. Dafür ist unser Körper ausgelegt. Mehr noch …

  • Durch den erhöhten Somatotropin-Spiegel (das ist unser Wachstumshormon) wird dafür gesorgt, dass unsere Muskelmasse in etwas gleichbleibt.
  • Durch das Noradrenalin wird unser Stoffwechsel stabil aufrecht erhalten.
  • Besonders unser Blutzucker und Insulin bleiben endlich einmal auf einem gesunden, niedrigen Niveau.
  • Die Entzündungsparameter sinken deutlich
  • So auch unser Blutdruck
  • Und nicht zuletzt verbessern sich unsere Blutfettwerte messbar.

Nenne mir auch nur ein Medikament, was ähnliche Erfolge aufzuweisen hat. Ich kenne keins. Mehr noch: Professor Doktor Andreas Michalsen sagte einmal: „Wenn ich an einem pharmazeutischen Medikament mit diesem Wirkspektrum forschen würde, dann hätte ich Forschungsgelder ohne Ende. Beim Fasten sieht es aber anders aus.“

(4) Fasten und Bob der Baumeister

Ein interessanter Nebenaspekt den ich durch meine Nachforschungen gefunden habe, war folgender:

Hildegard von Bingen war eine herausragende Frau. Ich würde Sie als die Psychotherapeutin des Mittelalters bezeichnen. In einem ihrer Werke („Das Buch der zusammengesetzten Medizin“ oder auch Casuae et curare „Von den Ursachen und der Behandlungen von Krankheiten“) zählte sie 35 Tugenden und Laster auf, und zeigte, wie man ihnen begegnen könne. Darunter fallen Laster wie z.B. Antriebslosigkeit, Feigheit oder Festhalten…

Durch Fasten könnten fast alle davon geheilt werden. Bei einem tritt aber ein negativer Effekt auf, den ich jedoch – in der richtigen Dosierung – als hilfreich ansehen würde. Ähnlich einem Medikament, das in der richtigen Dosierung heilt, in der Überdosierung aber giftig ist.

Es handelt sich um den Hochmut (die Hybris). Durch Fasten wird man schnell hochmütig und schaut auf die Umgebung herab. Wenn du erst mal über den „Fasten-Berg“ gelangt bist, geht es dir ja auch fast schon himmlisch. Du kannst gar nicht glauben, dass du ohne Essen so gut zurechtkommst und dir wird das alte Leben und das Leben deiner Umgebung immer bewusster. Mit dem Ergebnis, dass in dir der Gedanke immer stärker wird: „Sehr her! Ich kann verzichten! Ich bin besser als ihr…!“ Das aber ist Hochmut und nicht das eigentliche Ziel.

Aber was meine ich damit, wenn ich sage, dass dies in geringer Dosis sehr hilfreich sein kann?

Nun, wir leben in einer Welt voller „Hochglanz-Social-Media“. Hier posten nur die schönsten, tollsten, besten… Aber was passiert, wenn ich mich mit diesen Personen vergleiche? Ich werde immer verlieren! Und tatsächlich beobachte ich diese innere „Verlierer-Mentalität“ bei immer mehr Menschen um mich herum. Wir werden nur noch zu Konsumenten des Lebens anderer, anstatt uns darauf zu besinnen, wo unsere Stärken sind.

Fasten lässt mich zu meiner inneren Stärke wieder zurückkehren. Und in der richtigen Dosis werde ich dann zu einem neuen „Bob der Baumeister“ der immer wieder sagte: „Jo, wir schaffen das!“ Heute Fasten, morgen besiege ich den Stress!

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Körper und Geist sind fest miteinander verbunden! 

Gregor Hasler – Schweizer Psychotherapeut – hat mit diesem Buch die klaren Verbindungen zwischen unserem Gehirn und dem Körper aufgezeigt. Da ist die sichtbare Achse des Vagusnervs, aber auch die Achse des Immunsystems, der Darmbakterien, die Sprache der Parasiten, die Hormon-Achse und besondere Gehirnbereiche (Inselrinde, Belohnungszentrum) die alle eins miteinander gemeinsam haben: alles beginnt im Darm. 

In der chinesischen Kultur ist die Mitte des Körpers, der Sitz der Seele, der Darm. Darum ist es gut, wenn wir uns mehr mit ihm beschäftigen. Interozeption (Selbst-Gespür, Selbst-Einfühlung) ist hier ein Begriff, der uns in diesem Buch immer wieder begegnet.

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