(4.) Was tun bei starken Unterschieden?
Nicht alle Beziehungen sind so klar gegensätzlich wie diese. Sie hatte ein starkes Eltern – ich und er ein schwaches. Es gibt viele Fälle, in denen beide Partner ein starkes Eltern –ich haben, allerdings mit unterschiedlichem und häufig gegensätzlichen Inhalt.
Dazu gehören zum Beispiel unterschiedliche religiöse und kulturelle Aufzeichnungen die zu ernsten Schwierigkeiten führen, wenn jeder Partner sich gezwungen fühlt, an den ungeprüften Anweisungen seines Eltern – ich
Manchmal wird dieser Unterschied zu Beginn einer Ehe überspielt, doch wenn später Kinder kommen, treten diese umso heftiger wieder empor. Auch wenn ein Muslim im Voraus damit einverstanden ist, dass seine Kinder entsprechend christlich erzogen werden, bedeutet das nicht, dass ihn dieser Entschluss später nicht sehr zu schaffen machen kann.
Hier geht es um das Gefühl, dass „meine Religion besser ist als deine“ und damit „meine Leute besser sind als deine“, was bald reduziert wird auf die Formel: „ich bin besser als du.“
Das soll nicht heißen, Schwierigkeiten diese Art könnten nicht gelöst werden, doch das setzt bei jedem Partner ein geschultes Erwachsenen – ich voraus, dass auf der Basis von „ich bin okay – du bist okay“ vorgeht.
Im Idealfall werden diese Unterschiede vor (!) Der Heirat festgestellt.
- Doch das geschieht selten: Die Mutter ist verliebt. Wenn die Verlobten überhaupt irgendeine Art von Ehe-Beratung in Anspruch nehmen, dann verbringen Sie meist eine nichtssagende Stunde mit dem Pfarrer und gehen danach ihren eigenen Weg, der sie zu Erfüllung des Wunsches nach einer sogenannten glücklichen Ehe bringen soll – von der sie meist nie ein wirkliches Vorbild gesehen haben.
Welche Möglichkeiten gibt es denn überhaupt für einen Wiederaufbau oder die Rettung einer Ehe, die ohne die Absicherung einer derartigen Vor-Analyse geschlossen wurde?
Da es nie 2 Menschen gibt, die genau gleich sind, ist der Gedanke vollkommener Vereinbarkeit illusorisch. Vielleicht lässt sich das Problem am besten durch einen Vergleich der Schwierigkeiten darlegen:
- Es ist schwierig, Unterschiede auszugleichen und Kompromisse zu finden, doch es ist auch schwierig, die Alternative zu betreiben, nämlich die Auflösung der Ehe.
Man kann nicht auf der Basis starrer absoluter Forderungen vorgehen wie etwa: „Scheidung ist immer falsch“, weil es auch um andere Prinzipien geht, die ebenfalls bedacht werden müssen.
Wenn man z.B. darauf besteht, dass eine Frau mit einem grausamen und brutalen Mann weiterlebt, dann setzt man die Bedeutung der Menschenwürde herab zugunsten der Strafe: wie man sich bettet, so liegt man….
Wer andererseits darauf besteht, dass ein Mann weiterhin eine faule, gehässige Frau ernährt, die jeglichen Anteil am Scheitern ihrer Ehe leugnet, setzt die gleichen Prinzipien der Menschenwürde herab.
Das alles soll nicht heißen, dass wir das Prinzip der Ehe als einer dauerhaften Verbindung nicht mehr aufrechterhalten können. Doch wir dürfen darin keine Ermächtigung sehen, Menschen in einen Käfig zu locken, der sie für immer gefangen hält – nicht durch moralische, sondern durch eine juristische Verpflichtung.
Manchmal überprüfen Menschen erst dann ihre Ehe, … wenn die Scheidung sich ankündigt. Dann stellen sich die vergleichbaren Schwierigkeiten heraus, und die armen Menschen fangen an zu begreifen, vor welch schwerer Wahl sie nun stehen.
Eine unglückliche Ehe kann das Leben einer lustig, geschiedenen Frau oder des fröhlichen Junggesellen wunderbar erscheinen lassen.
Aber eine spontane Entscheidung zur Scheidung ohne eine gründlichen Prüfung aller Konsequenzen, kann zu noch größerer Verzweiflung führen:
- die Einsamkeit in der Scheidung
- Der Verlust alte Freunde die sich nicht auf eine Seite stellen wollen.
- Das Elend der Kinder (keine Scheidung ist gut für Kinder).
- Die finanziellen Folgen und das Gefühl versagt zu haben.
- Noch mal von vorne anfangen zu müssen.
Das Erwachsenen – ich muss diese Situation mit allen Realitäten berücksichtigen.
Dann muss die Ehe auch selbst einmal untersucht werden:
Leider ist häufig nur ein einzelner Partner bereit, diese Untersuchung der Ehe durchzuführen, weil eines der „beliebtesten“ Spiel in der Ehe: „immer du“ heißt. Wenn nun lediglich ein Partner zur Therapie kommt und das Eltern-Erwachsenen-Kindheit-ich lernt kann man sich darauf konzentrieren, wie man das Erwachsenen-ICH des Partners ködern“ könnte um ihn dafür zu interessieren, ebenfalls diese Therapie-Sprache zu lernen.
Denn nur auf der Basis eine gemeinsame Sprache kann sich irgendetwas auf der Ebene des Erwachsenen-ich beider Partner entwickeln. Wenn ein Partner die Beteiligung daran verweigert, sind die Chancen für die Rettung der Ehe äußerst gering.
Aber andererseits, wenn beide daran interessiert sind an ihrer Ehe zu arbeiten, dann gibt es durch die Transaktionsanalyse ein Werkzeug, mit dem sich beide von den Anweisung des Eltern – ich (aus frühester Kindheit) und von inzwischen festgefahrenen Spielmustern lösen können.
Wenn sie dann einmal die Sprache gelernt haben, untersuchen Sie als erstes die Ehe – Versprechungen. Die gewöhnliche Ehe – Versprechungen ist schlecht, oft nur ein halbe-halbe –Geschäft, die Betonung liegt hier eher auf einer Art Buchhaltung: was bringst du mit in die Ehe und was bringst du mit in die Ehe? „Er ist ein Aktivposten. Er bringt eine gehobene Position in der Firma mit, und sie verkauft sich als Chanel – duftendes und Gucci tragendes Display
So werden aus zwei eigenständigen Menschen „Dinge“ auf einem Konkurrenzmarkt. Sie müssen diese halbe-halbe-Sache weiterführen oder sie gehen pleite….. Solch eine Vereinbarung trifft das Kindheit-ich.
- Das Kindheits-ich hab eine Vorstellung Fairness, von halbe-halbe, doch wegen seiner „nicht o. k.-Anschauung“ kann es ein tieferes Dinge nicht begreifen: nämlich das Prinzip einer unbegrenzten Verpflichtung, für einen anderen Menschen, bei der man nicht 50 % zurück hält, sondern bereit ist, keine Rechnung aufzumachen und dem Partner alles zu geben in eine Zweckgemeinschaft, die vom Erwachsenen- ich gegründet wurde.
Das Kindheits– ich, dass ein liebesbedürftiges Wesen ist, kann die Liebe so nicht sehen. Aber: das Erwachsenen – ich kann es dafür umso mehr!
In der heutigen Welt gibt es nur sehr wenige, die in der Lage sind, ihre Liebe einzusetzen und sich selbst völlig und ganz zu geben. Das ist die Spätfolge des anhaltenden und überwältigenden Einflusses der Lebensanschauung: „ich bin nicht okay – du bist okay“ im kleinen Kind.
Diese Grundanschauung hat in jedem bestanden! Wir dürfen nicht vergessen, wie der kleine Mensch sich früh im Leben von dieser Last versucht hat zu befreien durch die ursprünglichen Spiele: „meins ist besser“ und „ich habe mehr“.
Ein Ehepaar, dass eine Ehe retten will, muss gemeinsam das Erwachsenen-ich trainieren , damit sowohl das „ nicht-OK“ im Kindheits-ich wie der Konfliktstoff im Eltern-ich untersucht werden kann, wieso diese Daten aus der Kindheit weiterhin dominieren und ihre Beziehung ruinieren. Einer der häufigsten Liebestöter ist das starre Dogma: „so bin ich eben – versuche nicht, mich zu ändern“ Wer darauf besteht: „ich bin ein Morgenmuffel“ der macht seine Natur für seine Fehler verantwortlich und nicht seine Fehler für seine Natur.
Die „Morgenmuffel-Masche“ ruiniert bei vielen Familien jeden Morgen. Denn der schönste Teil des Tages könnte viel mehr sein als diese Kakophonie wenn die Kinder maulend und in die Schule gehen, der Mann zur Arbeit hetzt und die Mutter sich betrogen fühlt weil sie ihr unfreiwilliges Publikum verloren hat.
Niemand braucht ein Morgenmuffel oder überhaupt ein Muffel sein denn er hat die Wahl, sobald sein Erwachsenen – ich emanzipiert ist.
Die Liebe in der Ehe erfordert die Freiheit des Erwachsenen – ich das Eltern – ich zu untersuchen, es am heute zu messen, es entweder zu akzeptieren oder zu verwerfen und gleichzeitig die Einstellung des Kindheits – ich und seine ärgerlichen Kompensationsversuche (die Spiele) zu überprüfen.
Diese Spiele hat es ja nur erfunden, um die Last des „nicht– Okay“ zu leugnen, zu überwinden oder abzuwerfen.