Schriftzug Marcsu Jähn

Alltagspsychologie – Was kann Psychotherapie überhaupt?

Hier findest du (in den Untermenus) eine Vielzahl an Themen rund um die Psychologie im Alltag.

Was ist Psychotherapie?

Reicht nicht auch ein Gespräch unter Freunden? Das ist doch auf effektiv!

Therapie hat nicht in erster Linie die Effizienz im Vordergrund. Therapie setzt Regeln und Normen voraus um – in den eingesetzten Behandlungen den maximalen, gleichwertigen und qualitätssichernd nachweisbaren Erfolg zu erzielen.

Es ist darum wichtig den Begriff Psychotherapie

1 . Zu erklären und diesen auch von anderen Begriffen aus unserem Alltag abzugrenzen wie zum Beispiel

      • Seelsorge / Beichte bei Freunden, dem Chef u.s.w. 
      • Beratung 
      • Richter / Recht sprechen
    1. Die Betonung bei Psychotherapie liegt auf dem zweiten Teil des Wortes: Die Therapie.

Beispiel Fahrradhändler, Weinhändler oder Oberarzt: auch hier liegt die Betonung auf dem Wort Arzt und nicht auf dem Wort Ober. Bei einer Therapie braucht es einen Kranken. Denn.. Therapie am Gesunden ist nicht erlaubt – dies würde man dann Doping nennen – Therapie setzt also Krankheit voraus.

Psychotherapie setzt dann ein, wenn

      • der Kranke an einer genau definierbaren Krankheit leidet. (ICD10)
        Eine Behandlung wird dann von einem medizinisch ausgebildeten Therapeuten durchgeführt.
      • Die Art und Weise einer Therapie erfolgt dann ausschließlich unter der Berücksichtigung eines Heilerfolges durch eine bestimmte (!) Heilmaßnahme.
        Einen Krebspatienten wird man auch nicht einfach so operieren, sondern eine Behandlung erfolgt immer
        • unter Berücksichtigung von bereits erfolgten und nachweisbaren Heilerfolgen anderer Therapiemethoden.

So ist es auch in der Psychotherapie:

      • Die Behandlung erfolgt auf der Grundlage anderer durchgeführter erfolgreicher Heilungsmethoden.

Psychotherapie ist daher gebunden an die genaue Vorstellung eines Krankheitsbildes. An die Prognose, dass man dem Kranken tatsächlich helfen kann. Diese Prognose muss auch evidenzbasiert sein!

Wer eine Therapie anwendet muss auch approbiert sein. Er braucht eine schulmedizinische Ausbildung in welcher er am Ende auf seine Fähigkeiten und Wissen hin geprüft worden ist. Nur weil er gewisse Dinge kann, hat er noch nicht das Recht Behandlungsmethoden auch anzuwenden. Zum Führen eines Fahrzeuges reicht es auch nicht aus zu wissen wie man das Fahrzeug führt. Man braucht auch einen Führerschein.

Man muss auch vorher sagen können dass eine bestimmte Behandlungsmethode wirksam sein wird.

Woher weiß ich dass eine bestimmte Behandlungsmethode wirksam sein wird? Hier gilt der Grundsatz:“ Das Gegenteil von GUT ist GUT GEMEINT“  

Ich muss mich also an die Grundsätze der Heilungskunst halten. 
Die Methoden der Heilungskunst sind auch in der Psychotherapie genau geregelt und geordnet und nicht zuletzt sprechen wir ja auch von den psychotherapeutischen Verfahren.

Die psychotherapeutischen Verfahren:

      1. wissenschaftlich
      2. medizinisch
      3. psychotherapeutisch

Das ist die Argumentationslinie durch welche ich vorhersagen kann, das ich: bei einem bestimmten Vorgehen – zB bei einer Depression – mit hoher Wahrscheinlichkeit einen therapeutischen Effekt erreichen kann. Hierdurch kann auch im Nachhinein festgestellt werden, ob sich der jeweilige Therapeut an ein gewissen Verfahren gehalten hat oder nicht. Dies dient in allererster Linie auch zum Schutz des Patienten!

Zusammenfassung bis hierhin:

    • Krankheit
    • Prognose
    • Ein klares Verständnis des Therapieprozesses.
    • Eine Zulassung des Therapeuten. 
    • Eine Qualitätssicherung in Bezug auf Verfahrensregelungen.

Interessant ist, dass Psychotherapie nicht nebenwirkungsfrei ist.

Im Vergleich zu einer Behandlung mit Psychopharmaka sind die Nebenwirkungen hier teilweise sogar größer.

  • z. B. das Debriefing direkt nach einem Traumata
  • Falsche Diagnosen

In der österreichischen Universität Krems wurde darum bereits vor Jahren eine Art „Beipackzettel für Psychotherapie“ entwickelt, der in den Arztpraxen des Landes ausliegt. Psychotherapie sollte man deswegen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Psychotherapie muss erlernt werden! Psychotherapie braucht eine Approbation 

Ab hier möchte ich den Begriff Psychotherapie einmal abgrenzen von anderen Begriffen wie zum Beispiel

Dem Berater

Es gibt einen Unterschied zwischen Therapie und Beratung. 

Bei der Beratung gibt es zwei Personen. Der Berater beansprucht ein höheres Wissen als der Beratende.
jedoch bleibt die Haftung der Handlungen beim Beratenden.

Bei der Therapie ist die Haftung beim Therapeuten. Bei der Beratung ist die Haftung beim Beratenden. Beispielhaft ist hier der Erziehungsberater. Wie ich mit meinem Kind umgehe ist seine Sorge. Nicht die des Beraters. Es gibt ja auch einen Steuerberater. Der haftet nicht für das was der Steuerpflichtige im Anschluss dann macht.

Eine Information am Rande: Der Psychotherapeut ist kein Berater! Krankenkassen bezahlen keine Berater. Dies steht ausdrücklich in den Psychotherapierichtlinien.

Die Krankenkasse zahlt für drei Therapieformen der Psychotherapie

      1. die analytische Psychotherapie
      2. Die Verhaltenstherapie
      3. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

In der Verhaltenstherapie wird der Patient aktiv mit einbezogen und trainiert bestimmte Fertigkeiten. In der tiefenpsychologisch fundierten und der analytischen Psychotherapie liegt der Schwerpunkt auf den Gesprächen.

Es gibt Bereiche, die in unserer Umgangssprache oft mit Psychotherapie in Verbindung gebracht werden – wo auch eine gewisse Überlagerung zu beobachten ist. Diese sollten aber trotzdem von der Psychotherapie abgegrenzt werden und ich möchte sie hier kurz einmal anschneiden:

Das sind die Themen

      • Gewissen
      • Weisheit
      • Vergebung

Bitte beachten: auch in diesen Bereichen geht es immer noch um eine Krankenbehandlung also um eine Therapie. 

Was ist das Gewissen?

Zu allererst: ein theologisches Konstrukt. Beschreiben kann man es am besten mit dem kognitiven Modell: Den gesamten Tag interpretieren wir unsere Umgebung und bewerten die Dinge die wir sehen, erleben und tun. 

Diese Bewertungsprozesse laufen in verschiedenen Graduierungen (Schritten):

      • Automatische Gedanken
      • Schematas
      • Basic Beliefs (Grundannahmen / Weltanschauungen)
      • Ein automatischer Gedanke zum Beispiel ist wenn ich durch die Wohnung gehe und mich daran erinnere noch dieses oder jenes aufzuräumen. Kommen diese automatischen Gedanken häufiger vor kann man von einem Schema reden. Es gibt zum Beispiel die Schema-Therapie

In diesem Falle würde das Schema lauten: das Haus muss immer sauber sein. Beim Versuch – herauszufinden wie der Gegenüber / Patient zu diesen und ähnlichen Schemata kommt wird – man gewisse Basic Beliefs Das wären die sogenannten Grundannahmen“.

Solche Grundannahmen könnten zum Beispiel sein:

    • die Familie steht an erster Stelle 
    • Karriere / Religion / Politik ect.

Solche Grundannahmen/Weltanschauungen erkennt man als Psychotherapeut nicht indem wir dem Gegenüber fragen.

Mit Worten erzählt man viel. … Man kann auf der einen Seite für voreheliche Keuschheit ein Plädoyer halten und einen Tag später sich darüber ereifern wie wichtig es ist vor der Ehe genügend erfahren zu haben Meine Weltanschauung könnten sie wahrscheinlich erst dann erkennen wenn Sie mir ganz tief in die Augen schauen — zu dem Zeitpunkt wenn meine minderjährige Tochter am Wochenende um 24:00 Uhr noch nicht zu Hause ist. Das kann zum Beispiel sehr anders sein als das was ich rede.

Darum: Psychotherapeuten geben nicht viel darauf was der Gegenüber redet. 

Wo kommen diese Weltanschauungen denn eigentlich her?

Sie entstammt einer bestimmten Entwicklungsstufe des jungen Gehirnes. Zum Beispiel ist das Gehirn eines 6-jährigen Kindes noch nicht in der Lage, Entfernungen abzuschätzen. Das ist erst mit 25 Jahren ausgereift.

Grundsätzlich ist das Gehirn erst mit 25 Jahren (nach heutigem Wissen) soweit ausgebildet das weitere / größere Entwicklungssprünge nicht mehr vorhanden sind. Dennoch: die Neuroplastizität bleibt erhalten – Ist aber nicht mehr so intensiv. In diesen 25 Jahren gibt es dann unterschiedliche Sensibilitätsphasen, eine sogenannte starke neuronale Plastizität, und wenn man in diesen Schubsituationen etwas dem Gehirn vermittelt führt es zu bleibenden Strukturentwicklungen im zentralen Nervensystem.

Ein weiteres Beispiel: 
Zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr entwickelt sich der Bereich der Sehrinde. Dies ist der sogenannte Occipitallappen / Im Gehirn. Wenn jemand schielt, projiziert er zwei Bilder auf diese Sehrinde. Eines dieser beiden Bilder muss vom Gehirn ausgeblendet werden, weil zwei, die sich überlappen, kann das Gehirn nicht verarbeiten. (die Okklusionstherapie). Wenn dieser Umstand nicht behandelt wird, wird das Kind mit einem der beiden Augen blind weil dessen Bild vom Gehirn dauerhaft ausgeblendet wird. Das ist die so genannte Rindenblindheit. Darum klebt man diesen Kindern abwechselnd ein Auge zu. dadurch schult man das Gehirn (Beide Hirnrinden)mit beiden Augen zu sehenSelbst wenn das Kind weiter schielt, bleibt die Sehfähigkeit von beiden Augen erhalten. Macht man es nicht –  wie gesagt – blendet das Gehirn auf einem Auge dauerhaft das Bild aus und das Kind kann nur mit einem Auge sehen.

Dies zeigt, dass unser zentrales Nervensystem erfahrungsabhängig ist in seinen Entwicklungsschüben – Dies gilt genauso für unser Sprachzentrum. 

Þ Die Muttersprache entwickelt sich im Alter von 3-15. Die Füllung dieses Sprachzentrums ist Kulturabhängig. Dies kann nicht mehr verändert werden (Dialekt).

Wer diese „Platte“ zwischen 5 und 15 Jahren beschreibt hat gewonnen. Sprache und Kultur werden in diesem Zeitraum eingepflanzt und deswegen versuchen Pfadfinder und Religion Kinder genau in diesem Alter zu beeinflussen. Ein Kind, welches in Israel aufwächst und das andere im Gazastreifen aufwächst ist geprägt für sein ganzes Leben.

  • Kultur und Sprache

    Ist so miteinander verwoben, der geht nicht mehr weg! Daraus ergeben sich zwei Ergebnisse:

      1. Diese Kultur führt dazu, dass wir lebenslang nach einer Weltanschauung handeln können.

Nehmen wir das Schwäbische: schaffe schaffe Häusle baueDiese Grundannahme (Weltanschauung) zieht sich durch das ganze Leben durch und wird Im Alter von 5-15 Jahren in unserem Gehirn gebildet. Da dies gesellschaftlich vermittelte Phänomene sind:

    1. Dadurch erlauben Sie uns ein kohärentes Gruppenverhalten.(Psychosynergetik)

Nehmen wir hierfür mal das Kleinwalsertal welches zwar seit dem 11.03.1453 zu Österreich gehört, jedoch keinen direkten Zugang zu Österreich hat. Ein Bewohner dieses Tales muss über Deutschland nach Österreich. Normalerweise müssten diese Menschen doch die deutsche Kultur allmählich übernommen haben – Dem ist aber nicht so. Von Generation zu Generation wurde die österreichische Zugehörigkeit in die Erziehung der Kinder mit eingebaut. Damit wird die Realität der Grundannahme bei den Kindern geformt.

Grundannahmen dienen zu transgenerationalem kohärentem Verhalten ZB hat man > 1000 Jahre in Köln am Dom gebaut. Daraus wurde nicht einfach mal eine Moschee. Interessant ist auch, dass die Grenzen der heutigen NATO fast genau auf der Grenzlinie sind welche wir aus der katholischen und der Orthodoxen Christenheits-Vergangenheit kennen.

Negativ können aber auch traumatische Erfahrungen über Generationen weitergegeben werden: Kein Genozid wird je in Vergessenheit geraten.

Mit diesen Grundannahmen kommt man als Psychotherapeut an 2 Stellen direkt in Verbindung:

      • zum einen wenn diese Grundannahmen zu übergewichtig werden. Man spricht hier von Monomorph (es ist nur eine Ausprägung zulässig).

Wenn aus dem“ schaffe schaffe Häusle baue“ ein Herzinfarkt / oder eine Depression wird. Dann ist die Ausgeglichenheit nicht mehr gegeben. Es gibt zum Beispiel die Ekklesiogene neurose: Das hat heute nichts mehr mit der Kirche zu tun, sondern eher, dass die Moralvorstellungen zu Monomorph und damit Krankheitserzeugend werden. Die Arbeit des Psychotherapeuten in dem Falle ist es nun, diese Grundannahmen zueinander in eine neue gesunde Balance zu bringen.

Zum Beispiel: hartes Arbeiten einerseits — aber auch die Beachtung der Tatsache dass der menschliche Körper gepflegt werden muss.

Auf keinen Fall würde ein Psychotherapeut die Grundannahmen des Gegenübers mit richtig oder falsch beurteilen. Darum geht es nicht!

Eine Grundannahme ist nicht richtig / falsch, sondern in dem jeweiligen Kontext funktional oder dysfunktional

Es geht darum, die vorhandenen Grundannahmen in einer gesunden Balance zueinander zu stellen. Die Monomorphie rausnehmen Die Überwertigkeit / die Rigidität beenden.

Das Wertesystem des Patienten wird nicht verändert. Verändert wird jedoch der pathologische Umgang des Patienten mit seinem Wertesystem.

Auch hierfür gibt es Techniken – wie z.B. der Sokratische Dialog / die „dosierte Diskrepanz“ (diese bezeichnet einfach neue Informationen welche mit dem vorhandenen Wissen nicht deckungsgleich sind). Sokrates gilt als der erste Coach der Geschichte. Seine Art, Fragen zu stellen, lockte bei den Befragten Erkenntnisse hervor, welche sie selber nicht für möglich hielten.

Ein Satz (toller Coaching-Leitfaden) wird ihm immer wieder zugeschrieben: „Lernen besteht in einem Erinnern von Informationen, die bereits seit Generationen in der Seele des Menschen wohnen“

Diese dosierte Diskrepanz im Kopf des Patienten wird angefüllt mit Fragen zum Nachdenken, welche ihn zurückbringen in eine Balance seines eigenen Wertemodells. Sein Wertemodell wird nicht hinterfragt – einzig sein Umgang mit diesem wird psychotherapeutisch zu einer Balance hin begleitet.

Der 2. Bereich in welchem ein Psychotherapeut mit Grundannahmen in Verbindung kommt:

      • Wenn man verletzt wird

Grundannahmen sind irreversibel – sie begleiten uns wie ein Lebensthema, halten oft über ein Leben hinaus und strahlen über Generationen hinaus. Grundannahmen sind auch wichtig – wegen diesen entstehen Kriege und Märtyrertum. Wenn diese angegriffen werden, dann führt dies zu starken psychischen Reaktionen.

Beispiel einer Grundannahme: Die Familie ist das Wichtigste im Leben. Eine junge Frau verliebt sich in einen Mann der genau wie sie in der Ausbildung ist. Sie stellt ihren Berufsweg hintenan damit der Mann den Beruf erlernt und die Familie ernähren kann. Soweit so gut.

      • Was aber wenn der Mann diese Frau nach einigen Jahren einfach gegen eine Jüngere austauscht?
      • Was aber dann, wenn sich auch noch die Kinder und / oder das nähere Umfeld gegen diese Frau aufstellt?

Das (!) ist ein Frontalangriff auf die Grundannahmen der Frau. Die Reaktion? Oftmals Kränkung, Verbitterung, u.s.w. Bis hin zum Amoklauf Einzelner. Fakt ist, dass schwere psychische Störungen entstehen können, durch die Verletzung von Grundannahmen. Und hier benötigt man einen Psychotherapeuten.

Eine weitere (2) Verletzung von Grundannahmen ist die Ungerechtigkeit.

Es gibt ganze Lehrstühle, welche sich mit der Theorie…. Belief in a just-world psychologie – der Glaube in eine gerechte Welt. befassen.

Der Glaube an eine gerechte Welt ist für uns sehr wichtig, da dies uns erst das soziale Handeln ermöglicht:

      • Ich tue dies und erwarte von Dir jenes.
      • Dies macht unsere Welt berechenbar und steuerbar

Ungerechtigkeit ist eine Form von VertragsbruchAbsichtliche Ungerechtigkeit sogar eine Form von Aggression.

Früher wurde ein Sklave von seinem Herrn geschlagen / ausgepeitscht. Heute tritt an Stelle dieser Handlung die Ungerechtigkeit. Wenn sich ein Mitarbeiter „aufmüpfig verhält“ so kann ihm der Chef / Vorgesetzte das Leben durch Ungerechte Anweisungen schwer machen. Ungerechtigkeit ist also eine Form von Strafe / Aggression. Die Reaktion hierauf sind starke psychische Reaktionen bis hin zu bleibenden Erkrankungen.

Kurz zur Wiederholung: Es geht hierbei nicht um globale Werte / Weltanschauungen. Die Reaktion auf den Angriff der Grundannahmen DIESES EINEN MENSCHEN interessiert nun den Psychotherapeuten und ist Gegenstand seiner Behandlung. Sie – die Psychotherapie – erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Politiker u.a. generalisieren – ein Psychotherapeut darf dies nicht und bleibt bei dem Einzelnen. 

Wie behandelt man Menschen welche in ihren Grundannahmen angegriffen wurden? 2 Therapien kommen hier beispielhaft zum Tragen:

Die Forgiveness Therapie

Dies hat nichts mit einer Beichte zu tun! Das Ziel dieser Methodik ist: Den Groll beim Opfer (nach erlittenem Unrecht) zu beseitigen!

Die (7) Stufen der Vergebung:

      1. Die Rechtfertigung „Er konnte nicht anders“ Es gibt also keine Schuld beim Täter
      2. Verständnis Man versteht und akzeptiert die Gründe „Er hat Kinder und konnte nicht anders“ Hier bleibt der Ärger bereits aus…. 
      3. Vergebung „Ich schließe mit dieser Sache ab“ Dies bedeutet nicht Verzeihung!!! Ich kann mit meinem Groll dem Täter gegenüber abschließen – sage ihm aber nichts darüber 
      4. Verzeihung Das wäre, wenn ich zu dem Täter hingehe und Ihm davon erzähle (!) dass ich ihm verzeihe. 
      5. Begnadigung Wenn dieses Verzeihen öffentlich vollzogen wird 
      6. Versöhnung Status quo ante (der vorige Zustand – der Zustand vor dem Status Quo 
      7. Vergessen Die Handlung ungeschehen machen

Diese 7 Stufen sind vom Patienten frei wählbar. Das Vergeben heißt nicht zwangsläufig: „Vergeben und vergessen – und wieder zusammenleben“ Dies zeigt die Methodik und Systematik der Psychotherapie sehr gut auf Hierin unterscheiden sich die Alltagsgespräche drastisch von einem geführten, therapeutischen Gespräch.

Psychotherapie entblättert diese „Schichten von Möglichkeiten“ und gibt dem Patienten die Wahl: Er muss nicht die höchste Form der Vergebung ausüben. Es reicht vielleicht eine niedrigere – für ihn auch durchführbare.

Hierdurch wird der Patient frei!

      • Frei vom Groll
      • Frei vom Aggressor.

Ein Beispiel: Ich habe Ärger mit meinem Nachbarn und kann wegen ihm nicht schlafen. Durch Vergebung kann ich wieder gut schlafen – sage es dem Nachbarn aber nicht 

Eine 2. Therapie bei Angriffen auf die Grundannahmen ist die „Weisheits-Therapie“

Hier gibt es einen völlig neuen Forschungszweig. Man dachte immer, dass die Weisheit mit zunehmendem Alter auch zunimmt, im Gegensatz zu den anderen Fähigkeiten (Sehen, Hören, Bewegen ect.) eines Menschen. Dem ist aber nicht so! Weisheit ist genauso eine Fähigkeit und hat nichts mit dem reinen Lebensalter zu tun. Sie wächst nicht und schrumpft nicht aufgrund des Alters.

Weisheit entsteht ganz anders – Nach Paul Baltes (Psychologe / Gerontologe) er war Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung) Weisheit ist eine Expertise / eine Sammlung / ein Bündel von Eigenschaften.

— Weisheit braucht man um unlösbare Lebensprobleme zu lösen. Dazu gehört zum Beispiel auch: der Perspektivwechsel.

Wen könnte man zum Beispiel für eine weise Person halten?

      • Nelson Mandela
      • Helmut Schmidt Seine Perspektivwechsel waren legendär. Mit Beginn der Ölkrise initiierte er die jährlichen Treffen der wichtigsten Wirtschaftsnationen welche bis heute stattfinden.
      • Genau das Gegenteil von Weisheit kann (!) man bei Zitaten empfinden wie „Kinder statt Inder“ oder „Wenn Sie vom Flug … vom … vom Hauptbahnhof starten…“ oder als Chruschtschows Schuh-Attacke stattfand – kein Paradebeispiel für Seriösität.

Diese Fähigkeiten kann man trainieren:

        • Selbstsicherheit
        • Weisheit

Auch wenn sich dies zu einfach anhört: „Ihnen fehlt Selbstsicherheit / Weisheit? Na gut, dann trainieren wir das halt.“ Aber genauso ticken Psychotherapeuten. Und mit diesen Therapien wie z.B. der Weisheitstherapie / Vergebungstherapie kann dem Patienten geholfen werden.

Aber eins wird ein Psychotherapeut nie machen:

      • Es darf keine Grenzüberschreitung stattfinden in dem Sinne
        • Dass er dem Patienten sagt, was für ihn RICHTIG und was FALSCH ist.

Zusammenfassung:

Man  kann also sehr gut sagen, dass es ein klare Trennung gibt zwischen Psychotherapie und Menschenführung. Spannend in dem Zusammenhang ist aber:

      • Was müssen Psychotherapeuten über Weltanschauung und Menschenführung wissen?
      • Was müssen Berater über Psychotherapie wissen?

Für beide Seiten wäre es gut, einen gewissen Einblick zu haben. Beispielsweise solltest Du etwas über den Islam wissen, wenn Du z.B. einen türkisch moslemischen Patienten behandelst. 

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Die Schwarmintelligenz der Denker

Stoizismus bedeutet nicht, alles gelassen über sich ergehen zu lassen. Keineswegs! Es ist ein Lernen, Üben und Anwenden von Weisheiten anderer großer Menschen. 

Das Lesen dieses Buches hat mich immer wieder neu fasziniert, da viele Dinge durch tiefes Nachdenken ein vollkommen neues Bild erhalten. Da ist z.B. von einem Modefotografen die Rede, der keine Rechnungen stellt um weiter unabhängig zu sein, die Kettenmethode um sich von einer Sucht zu befreien, von Nelson Mandela der im Gefängnis zeigte, wie man Würde lernt und lehrt. Beim Lesen wirst du von Viktor Frankl (versuche das Gegenteil) über Präsident Truman (Du hast die Verantwortung) hin zu den Navy Seals (Ruhe ist ansteckend) geführt. Neugierig geworden? Ich bin es immer noch, obwohl ich das Buch bereits mehrfach gelesen habe. 

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