Narzissmus in der Partnerschaft ist möglich! Trotzdem ist eine Paarbeziehung das wohl interessanteste aber auch Rätselhafteste unseres Unbewussten
Da kommen Fragen auf wie zum Beispiel: Wie genau finden zwei Menschen überhaupt zu einander? Was bindet diese dann dauerhaft aneinander? Aber auch – Was lässt vermeintlich sichere Bindungen am Ende doch noch zerplatzen?
Die Praxis zeigt, dass praktisch alles im Zwischenmenschlichen ganz und gar nicht zufällig passiert. Es sind immer ganz bestimmte Handlungsmuster, die sich in unserem Leben permanent wiederholen.
Da kommt zwangsläufig die Frage hoch: Wenn wir immer nach einem Muster handeln … unter welchen Mustern / nach welchen Bedingungen können Beziehungen dann eher glücken?
Lass uns mit diesem Beitrag einmal eine Hypothese aufstellen, indem wir uns hier mit ganz typischen Konflikten auseinandersetzen, die sehr viele Partnerschaften betreffen. Dabei nutzen wir mal die Arbeiten des Schweizer Psychoanalytikers und systemischen Therapeuten Jürg Willi. Er war der Begründer des bekannten Kollusionskonzeptes – leider ist er 2019 bereits verstorben.
Eine Paardynamik kann wissenschaftlich nur schwer gegriffen oder systematisiert werden. Das alles was dort geschieht, passiert fast nur im nicht genau beschreibbaren Grenzbereich zwischen einem psychoanalytischen und systemischen Denken statt. Und was das alles noch schwieriger macht … immer wieder kommt dabei das persönlich Erlebte / die eigene Geschichte hervor – individueller geht es praktisch nicht. Auch wenn eine Paarbeziehung immer ein von außen betrachtbares Beziehungssystem so darf man niemals nur aufgrund dieser Phänomene ein Urteil abgeben.
Denn gleichzeitig geht es bei ihr aber immer auch um die sogenannten versteckten / inneren Dynamiken wie z.B. Das sich in dem ausgewählten Partner auch die geliebten oder gefürchteten Eltern wiederfinden. Hier steckt viel mehr Weisheit drin als dass wir dies als ein rein psychoanalytisches Klischee abtun sollten.
Wie anders sollten wir dann erklären, dass so viele „ausgesuchte“ Partner den eigenen Eltern entweder zu 100% ähnlich oder zu 100% gegensätzlich sind? Ist es vielleicht ein Fluch? Nein! Dann doch eher ein Muster – und das gilt es herauszufinden.
Lass uns in diesem Beitrag aber mal den Fokus von den lebensgeschichtlichen Hintergründen weglenken und konzentrieren wir uns jetzt mehr auf die Beziehungsdynamik in den Partnerschaften. Wenn sich zwei Menschen das erste Mal kennenlernen dann prüft man sich nicht nur mit den Blicken im Äußeren ab. Das allermeiste läuft dann im großen Bereich des Unbewussten ab. Psychoanalytisch betrachtet können wir dies als eine Kommunikation von Unbewusst zu Unbewusst beschreiben, bei der auf einer kaum merklichen Ebene entschieden wird ob oder ob nicht Interesse am Gegenüber besteht.
Ohne dieses unbewusste „Abchecken“ wir nennen es Passung – kann keine Paarbeziehung begonnen werden. Sie ist aber nur einer von mehreren Schritten. Sie ist noch keine Garantie für ein Liebesglück – dafür steckt zu viel Dynamik in diesem Prozess. Bei diesem „Abchecken“ gehrt es nicht nur darum wie der andere handelt, also in der Realität ist, sondern vielmehr geht es darum
Es geht also nicht nur um „harte Fakten“ indem ich beobachte was der andere tut, sondern viel eher geht es um mein Bauch-Gefühl hierbei. Der eine empfindet die gleiche Handlung eventuell als liebevoll wohingegen ein andere diese als völlig kontrollierend und übergriffig betrachtet. Und tatsächlich erschaffen wir uns unseren Partner in unserer Wahrnehmung immer wieder neu indem wir unsere eigenen Erfahrungen auf ihn projizieren. Oft finden Paare nämlich genau deswegen zusammen, weil unbewusst jeder der Beiden sich etwas vom Anderen erhofft was er durch den Anderen zu vermeiden oder abzuwehren versucht – Anna Freud und ihre 14 Abwehrmechanismen lassen grüßen.
Merke – jede Beziehung lebt sowohl von der Sehnsucht aber auch von der Abwehr. Und diese Sehnsüchte und Abneigungen sind so verschieden zwischen den Menschen, weil dabei alle unsere gemachten Erfahrungen und Konflikte in unseren Beziehungen ausgelebt werden.
Oft geschieht dies wie bei einer Choreographie / oder einem Tanz das sich die Rollen der beiden Partner perfekt gegenseitig ergänzenden.
Nach dem Schweizer Psychoanalytiker Jürg Willi gibt es in jeder Beziehung sowohl progressive als auch regressive Bewegungen.
Eine gesunde und dauerhafte Beziehung zeichnet sich dadurch aus, dass diese Rollen nicht starr und fest zwischen den Partnern verteilt sind sondern immer ein wenig flexibel und beweglich bleiben …
Lass uns dies einmal plastisch an einem Bild beschreiben: Ein junges Pärchen findet zusammen. Die junge Frau bewundert zunächst ihren Partner der sehr selbstbewusst in der Öffentlichkeit auftritt, mit vielen befreundet ist und durch seine Dominanz immer eine gewisse Sicherheit ausstrahlt. Das eventuell noch etwas unsichere Mädchen hat nun den Wunsch, durch ihn die eigene Unsicherheit überwinden zu können – endlich eine erwachsene Frau zu werden und sich selbst mehr lieben und akzeptieren.
Auf der Seite des Mannes gibt es auch eine Sehnsucht: Und zwar der Wunsch, bewundert und anerkannt zu werden. Denn eigentlich ist er sich doch noch nicht ganz so sicher wie er es nach außen zeigen möchten.
Die beiden werden mit der Zeit ein Paar, passen sich immer mehr einander an, und die Zeit geht ins Land. Im Laufe der Zeit vollzieht sich beiden eine ganz eigene aber natürlich Entwicklung: Die junge Frau wird selbstbewusster und entwickelt immer mehr das Gefühl dafür was sie wirklich gut kann. Vielleicht steht sie in der Zwischenzeit auch beruflich auf eigenen Füßen Diese veränderte Situation lässt eine neue / eine entscheidende Frage rund um die Partnerschaft aufkommen:
Kann solch eine Veränderung die Paarbeziehung in ihrer Entwicklung fördern – oder ist sie nun eher ein Bremsklotz? Kann der Mann die Frau in Ihrer neuen Stärke anerkennen, ihr den für sie notwendigen Freiraum geben und sie für ihre Entwicklung auch bewundern?
Aber auch der junge Mann hat im Laufe der Zeit eine eigene Entwicklung erfahren: Er kann jetzt vielleicht auch mal Unsicherheit, Schwächen oder Sehnsüchte zulassen – sich also auch mal in eine abhängige Position begeben Auch hier kommt unweigerlich die Frage auf: Kann die junge Frau nun ihrerseits ihren Mann immer noch lieben, ihn begehren, ihn attraktiv empfinden obwohl er nun etwas von seiner früheren Dominanz und Stärke aufgegeben hat?
Können beide diese Flexibilität in Ihrer Beziehung leben, dann ist dies ein Entwicklungsraum sowohl für progressive aber auch regressive Entfaltungsmöglichkeiten und die Folge davon ist eine größere Zufriedenheit in der Partnerschaft.
Das genaue Gegenteil dieser flexiblen Herangehensweise sind die neurotisch / blockierenden Beziehungsdynamiken. In ihnen kann sich keiner der beiden Partner aus einer festen und vordefinierten Rollenverteilung lösen – gefangen in einem aus Angst getriebenen, sich immer wieder wiederholenden Handlungsmuster
Die Kollusion als möglicher Schlüssel für eine glücklichere Partnerschaft beschreibt nun ein Zusammenspiel beider Partner die wie ein Schlüssel in einem Schloss eine bestimmte Funktion in der Partnerschaft einnehmen
Kollusion kommt aus dem lateinisch Wortschatz. Colludere – bedeutet ein Zusammenspielen / ein gemeinsames spielen. Man könnte es leicht mit Kollision verwechseln, bedeutet aber etwas anderes. Obwohl das Zusammenspielen in einer Partnerschaft oft auch in einer Kollision enden kann. Kollusion zielt aber auf genau das Gegenteil ab. Statt in einer Kollision zu enden, möchte die Kollusion ganz gezielt bestimmte Konfliktfelder vermeiden / oder aktuelle Konflikte bewältigen. Mit Konflikten meine ich Situationen in denen sich einer immer abhängig der andere unabhängig … der eine sich vermeintlich stark der andere als schwach darstellt. Diese Passung ergibt aber nur auf den ersten Blick eine befriedigende Lösung. Niemand kann wirklich glücklich werden wenn er durch ein „enges Korsett in der Partnerschaft“ seine individuelle Persönlichkeit nicht entwickeln kann und damit keinen Weg zu einem eigenen Selbstbewusstsein und einer eigenen Stärke finden kann. Auch kann niemand wirklich glücklich werden, wenn er niemals schwach sein darf – er immer „seinen Mann“ stehen muss. Die Folge davon ist, dass sich auf beiden Seiten dann immer mehr Frust darüber aufstaut, dass ein wichtiger Teil der eigenen Persönlichkeit dauerhaft zu kurz kommt.
Was oft nicht bekannt ist, ist die Tatsache, dass vielen Paarkonflikten Kollusive Beziehungsmuster zugrunde liegen bei denen oft der eigene Anteil an der Konfliktdynamik unbewusst bleibt. Jeder der Partner hat dabei das ehrliche Gefühl „ich möchte und wollte ja gerne — aber ich kann einfach nicht weil der andere dies verhindert…“
Schauen wir uns einmal ein paar Beziehungsmuster an, die nach der Arbeit von Jürg Willi typische Vertreter einer kollusiven Paardynamik darstellen. Kollisionen von denen wir hier nur drei besonders charakteristische herausgreifen
Zu jeder Beziehung gehört das natürliche Setzen von Grenzen nach außen.
In der ersten Phase des Verliebtseins – wenn das Verliebtheitshormon Phenylethylamin den Ton angibt – sind die Grenzen zwischen den Verliebten praktisch aufgehoben – man ist ganz miteinander verschmolzen und getrennt von der Außenwelt. Im Laufe der Zeit wird diese Grenze im Außenverhältnis dann wieder deutlich durchlässiger ohne jedoch ganz zu verschwinden. Als Paar sind sie immer noch erkennbar, auch wenn sie zwischenzeitlich immer mehr in wichtigen Beziehungen zu Dritten auftreten. Im Innenverhältnis hingegen werden innerhalb der Partnerschaft die Grenzen wieder etwas klarer.
Die Formel könnte lauten:
Das ist die hegelsche Dialektik der menschlichen Intimität. Alles könnte so schön sein, wenn es da nicht die narzisstische Kollusion gäbe… In der narzisstischen Paardynamik sucht man nach dieser Intimität vergeblich. Hier sind die Grenzen grundsätzlich problematisch und voller Konflikte. Liebe soll beim Narzissten nämlich nicht Freiheit darstellen! Vielmehr wird hier eine totale Harmonie eingefordert – ein Eins sein
Aus der Sicht des Narzissten soll der Partner dann komplett in den Dienst des eigenen Selbst treten – wie ein verlängerter Teil des eigenen Selbst werden – ein Echo oder ein Spiegelbild das einem immerzu sagt, wie gut man ist.
Und genau hier liegt ja die narzisstische Wunde: Der Narzisst sucht in seinem Partner ein Objekt, welches ihm keinen Widerstand leistet, sich durch nichts anderes ablenken lässt, ihn idealisiert und anhimmelt. Der Narzisst sucht sich seinen Partner nach dem Muster aus: Ich bin dein Ideal für das Du dich selbst aufgibst
Eine narzisstische Kollusion kommt dadurch zustande, indem der Narzisst auf jemanden trifft der genauso ein Ideal – bewusst oder unbewusst ist völlig egal – im anderen sucht. Diese Person ist der Komplementär Narzisst
Weil nun der typische Komplementär Narzisst oft recht unsicher / teilweise auch passiv auftritt – wirkt er auf den ersten Blick wie das Opfer in dieser Partnerschaft
Wir können es uns aber nicht ganz so einfach machen wie es sich hier zuerst anhört. Denn auch der Komplementär Narzisst ist im Grunde genommen ein typischer Narzisst. Auch er möchte in der Beziehung seine Ziele und Wünsche erfüllt wissen – er macht dies aber unter umgekehrten Vorzeichen als der Erstgenannte… Er / sie sieht in seinem Partner das ideale Selbst, dass er sich selber gar nicht zutraut und hofft, dieses durch das Eins-werden mit ihm zu erreichen …
Oft hat er dabei Rettungsfantasien die selber den Charakter von narzisstischer Größe haben
Das zeigt sehr deutlich, dass der Komplementär Narzisst in seinem Partner nach seinem idealen Selbst sucht. Der Unterschied ist, dass er dies ohne Grandiosität nach Außen tut. Diese Grandiosität hat einzig der Haupt-Narzisst. Auch er benutzt den Anderen als narzisstisches Objekt: Er bestimmt für ihn eine feste, nicht veränderbare Rolle – und wehe er bricht aus dieser mal aus…
Der Komplementär-Narzisst macht in all dem was er tut immer eine stille Gegenrechnung auf: Er fordert ein, Teil seiner Größe zu sein und weil er doch so ein unverzichtbares großartiger Teil von ihm ist, darf er auch verlangen (!) vom Narzissten zurückgeliebt zu werden. Aber genau das kann der Narzisst ja nicht..
Was nun übrigbleibt ist, dass beide – der Haupt-Narzisst und auch der Komplementär Narzisst – in einem manipulativen Verhältnis zueinander stehen. Beide versuchen, den jeweils anderen für seine eigenen Wünsche und Dienste zu (miss-)brauchen
Wie kann ich mir das vorstellen? Zum Beispiel
Nehmen wir ein weiteres Beispiel um all das besser beschreiben zu können … Nehmen wir ein Paar mit einem etwas größeren Altersunterschied in welchem er der Ältere, der Lebensweise ist. Durch sein Alter hat er wahrscheinlich mehr Erfahrung als sie und kann ihr nun – wie ein Lehrer seiner Schülerin – die Welt erklären. Der Vorteil hierbei ist, dass er sich nun mit seinen eigenen Unsicherheiten, seinem kränkbaren Selbst gar nicht mehr auseinandersetzen muss. Eine herrliche Ablenkung von dem eigenen, unvollkommenen Ich…
Sie, die Frau genießt diese Rolle vielleicht und lässt sich sehr gerne führen. Der Vorteil für sie ist, dass all diese Entwicklungsprobleme auf dem Weg zum eigenen Ich, all die Mühen und die vielen kränkenden Erfahrungen die man dabei natürlicherweise so durchmacht – so denkt sie, kann sie mit ihrem Partner nun überspringen – durch diese Abkürzung hat sie ja das ideale Selbst bereits in Gestalt des Anderen! Das alles – also diese fixe / starre narzisstische Übertragung – wird aber im Laufe der Zeit wie ein Fluch für die Beziehung.
Der Mann hält seine Partnerin permanent klein und bleibt wie selbstverständlich in der dominanten Position. Ihre Versuche sich selbst zu verwirklichen macht er lächerlich, betrachtet sie wie ein kleines Kind das es nie mit ihm und seiner Weisheit aufnehmen kann. Er liebt sie vielleicht (im Rahmen seiner narzisstischen Möglichkeiten), aber die Hierarchie ist klar und deutlich abgesteckt: Er weiß alles besser – sie braucht in allem seine Unterstützung
In der Praxis zeigt sich dass alles dann so: Immer wenn sie versucht, ihr eigenes Selbst zu entwickeln und sich von ihm abzugrenzen reagiert er mit Angst und oft auch mit Aggression hierauf. Er versucht mit allen Mitteln – oft durch verbale Gewalt / wie z.B. anschreien und drohen aber auch durch Kränkungen und geringschätzigen Spitznamen in der Öffentlichkeit – sie in der unterlegenen Position zu halten.
Er kann dies aber auch etwas subtiler / nicht ganz so offen machen… Oft kann man nämlich beobachten, dass der Haupt-Narzisst – immer wenn sie etwas neues lernen möchte – dass er dann versucht, der frau einen Schritt voraus zu sein – sie in ihrem neuen Lernfeld versucht, zu übertrumpfen und dieses für sich dann zu besetzen
Die Frau lernt einen neuen Beruf, er interessiert sich über die Maßen für diese Themen und fängt auch an, sich weiter zu bilden. Dadurch stellt er sich selber aber immer wieder ein Bein nach dem anderen. Eigentlich möchte der Narzisst ja einen idealen Partner – den er durch seine Interventionen jedoch immer wieder verhindert. Die Folge davon ist, dass der Mann nun immer frustrierter, verärgert und zynischer reagiert.
Und die Frau? Ihre Enttäuschung ist ebenso vorhanden:
Dies alles, sowohl der ausgewählte Mann als auch die Beziehung in der Gesamtheit, gibt ihr nicht das was sie sich von all dem erhofft hatte. Das kann ja auch nicht funktionieren, denn das würde ja ein gereiftes Ich voraussetzen, das gelernt hat, sich mit seinen Ängsten in der Beziehung auseinander zu setzen. Ein Narzisst tut aber alles, um gerade dies zu vermeiden.
Indem die Frau nun immer klein gehalten wird, entwickelt sich bei ihr immer stärker der Glaube, dass sie ihn tatsächlich in ihrem Leben benötigt … ohne ihn geht es wirklich nicht mehr… Dieses Abhängigkeitsverhältnis zeigt sich oft dann in Alltagsangelegenheiten.
Ich durfte mal ein Paar beobachten, wo sie (!) der Narzisst und er (!) der Komplementär-Narzisst war. Seine Aussage war immer: „Ich bin von Hotel-Mama ausgezogen und habe mich direkt in die Arme meiner Frau begeben. Ich kann zwar ein Unternehmen führen, jedoch weder kochen noch waschen – da bin ich völlig hilflos. Wenn er dann mal etwas kochen sollte (vielleicht weil sie durch andere Dinge stark gefordert war), dann stellte er sich so hilflos an, dass sie – wenn sie den Druck seiner Hilflosigkeit spürte – sofort zur Tat schritt, die Situation „rettete“ durch ein: „Lass mich mal machen“
Er bekommt durch dieses Verhalten zwar was er will – sein Essen – muss dafür aber einen recht hohen Preis bezahlen. Denn ist es nicht eigentlich die Leistung der Frau? Hat er sein Essen wirklich verdient
Und die Moral von der Geschichte … mal wieder ist eine tolle Gelegenheit an einem vorbeigezogen, etwas Eigenes zu entwickeln. Der Partner wurde wieder mal dafür benutzt, ein Defizit im eigenen Ich zu überbrücken
Und der Narzisst wurde mal wieder in seiner Lehrerrolle – die er am Anfang ja auch so gerne wollte – festgezurrt. Jetzt aber kommt er nicht mehr so leicht aus dieser Rolle heraus und wird vom Komplementär-Narzissten als besserer Teil seines Selbst (be) oder ausgenutzt.
Im Gegensatz zur Narzisstischen Variante in der sich hauptsächlich auf das Verschmelzen und den Selbstwert dreht, geht es nun bei der Helfer-Kollusion um das Versorgen und versorgt werden. Einer der Beiden ist der passiv Nehmende in der Partnerschaft (vergleichbar mit einem Pflegebedürftigen), während der andere der eher aktive Part / der Versorgende / der Pflegende ist. Der Passive ist jetzt nach außen hin erst einmal in einer vermeintlich hilflosen Position – vielleicht ist er auch wirklich verletzt oder gar krank – auf jeden Fall wünscht er sich die Aufmerksamkeit und die Pflege des Anderen.
Die Bitte lautet: Versorge mich, denn ich brauche dich – ich bin so bedürftig. Ähnlich dem Wortlaut aus der Transaktionsanalyse „Ich schaff das nicht mehr“ Teil 2.4 meiner Playlist der Transaktionsanalyse.
Wir sehen diese Bitte in der Praxis in den verschiedensten Ausführungen
Obwohl intelligent genug, stellt sich der Pflegebedürftige so hilflos an, als wenn er sich noch nicht einmal ein Brot schmieren könnte. Warum das alles? Was steckt hinter diesem Beziehungsappell? Nun, hier kommt eine tiefe Sehnsucht an den Tag, endlich den Einen gefunden zu haben der einen völlig versorgt, die Bedürfnisse stillt – und mich völlig satt macht. Dieses „satt machen“ ist auch der Grund, warum wir dies die „Orale Beziehungsdynamik“ nennen.
Diese sogenannte Helfer Kollusion kommt zustande, wenn die eigene Sehnsucht auf jemanden trifft, der sich ganz besonders von diesem Hilferuf angesprochen fühlt – wie jemand in der Rolle eines Pflegers. Nun versucht der / die Pflegerin den Schützling unermüdlich mit allem Notwendigen wie z.B. Essen, Geld, warmer Kleidung, guten Tipps, mit viel Zeit für Wärme und Geborgenheit in seinen Interessen zu fördern.
Diese Form der Zuwendung hat aber einen gravierenden Nachteil: Sie verstärkt dabei die Bedürftigkeit das anderen und bindet ihn noch weiter und noch stärker an sich. Beide kreisen nun unbewusst aber fast ausschließlich nur noch um das Versorgungs-Thema – jeweils mit umgekehrten Vorzeichen. Der sogenannte Gepflegte kann seinen Wunsch nach Zuwendung stillen, vermeidet dabei jedoch selbst in eine selbstaktive, eine verantwortungsvolle Rolle zu gehen – denn vor der fürchtet er sich oder die ihn zu sehr frustriert
Die Pflegerin ihrerseits füllt die Mutterrolle voll und ganz aus, genießt dies vielleicht auch – vermeidet dabei aber, sich mit ihren eigenen Bedürfnissen / Schwachheiten / Unvollkommenheiten auseinander zu setzen. Diese eigene Bedürftigkeit wird nun – frei nach Anna Freuds Abwehrmechanismen – durch in eine „Verdrängung“ abgewehrt indem die Bedürfnisse des Partners altruistisch vor die eigenen gestellt werden.
In Wahrheit sind die eigenen Bedürfnisse nicht weniger wichtig als die des gepflegten Partners … Aber für den / die Pflegerin sind diese eigenen Bedürfnisse zu eng mit den eigenen Ängsten, der eigenen Ohnmacht und Hilflosigkeit vor dem Leben verbunden, oftmals ausgelöst durch selber erfahrene traumatische Ereignisse.
Schaut man genauer hin, kann man erkennen, dass sich die Pflegerin sogar davor fürchtet in die passive Rolle gesteckt zu werden in welche sie den Partner bringt. Sie lebt geradezu von der Abhängigkeit und dem eventuellen Dank des gepflegten Partners.
Am Anfang geniest sie dies vielleicht noch mit einer gewissen Lust – diese verliert sich jedoch, je mehr sich die helfende Kollusion in der Partnerschaft zuspitzt. Warum ist dem so? Nun, der Gepflegte bekommt zwar sehr viel geboten – jedoch hilft ihm dieses „Beziehungs-Fast-Food“ nicht selber zu wachsen. Dieses „Beziehungs-Fast-Food“ hält ihn klein und abhängig.
Das ist aber noch nicht alles: Zeitgleich wird das Schuldgefühl beim Gepflegten immer größer, da er sich bewusstwird, wieviel er bereits von seiner Partnerin erhalten hat. Dieses Bewusstwerden tritt in der Praxis jedoch erst so spät auf, dass die Meisten durch dieses „Fast-Food“ dermaßen geschwächt sind, dass sie für ihre Position gar nicht mehr eintreten können.
Sie haben einfach keine Kraft mehr um zu sagen: „ich will dies alles nicht mehr“ oder „ich mache es jetzt alleine“ In der Folge davon wird der Gepflegte immer schwächer, aber auch fordernder. Warum? Weil er im unbewussten immer mehr Wut gegenüber dem Partner entwickelt der ihn in dieser Situation praktisch „gefangen“ hält.
Das schreckliche an dieser Situation ist, dass sich dieser circulus vitiosus (dieser Teufelskreislauf) immer stärker mit der Zeit zuspitzt…. je mehr sich der eine engagiert desto weniger Dankbarkeit erhält er – was wiederum Frust auf der Seite des Pflegers aufbaut. Der Wahnsinn nimmt hierbei seinen Lauf… indem die Bedürftigkeit des Pflegenden immer mehr wächst – er kann sich nämlich überhaupt nicht vorstellen für den Partner anders einen Wert darzustellen, oder ihn anders an sich zu binden als in der Rolle des Gebenden.
Am Ende des Tages können beide der Partnerschaft keine neue Richtung mehr geben. Das Einzige was noch verbleibt ist das verstärken der Handlungen: Der Pflegende verstärkt die Pflege und der Pflegling wehrt sich immer stärker, unzufriedener und kritischer dagegen. Gleichzeitig – und das ist ja das widersprüchliche – fordert der Pflegling diese Bemutterung immer wieder ein weil auch er in einem Circulus Vitiosus – einem Zirkel aus Unzufriedenheit und Abhängigkeit gefangen ist. Du spürst, dass diese Haltung so einen starken Einfluss hat, dass dies sogar bis hin in eine Krankheit oder sogar eine Lebensunfähigkeit führen kann.
Der Machtkampf in der Beziehung….
Hier geht es jetzt ganz klar um Themen wie
Die Beziehung die eigentlich ein Hafen der Sicherheit und Ruhe sein sollte wird immer mehr zum Schlachtfeld der Eitelkeiten und des Austarierens wer nun „die Hosen anhat“… In der Regel gibt es hier einen Herrscher und einen Beherrschten … Mal wird dieser Kampf offen und dominant geführt, mal aber auch sehr unscheinbar / subtil. Der „Herrscher“ kann sich seine Partnerschaft nur unter der Bedingung vorstellen, wenn er den Anderen kontrolliert und von sich abhängig hält.
Der Beherrschte seinerseits vermeidet alles was mit Selbstbestimmung / einer eigenen Autonomie einhergeht. Er delegiert lieber alle eigenen Entscheidungen an Dritte um sich so von eigenen Ängsten zu befreien. Der Nutzen ist aber nur sehr kurzsichtig, denn er bleibt dadurch in der Abhängigkeitsfalle gefangen. All seine Wünsche, Hoffnungen und seine Ziele behält er für sich im Verborgenen.
Und genau das macht den Herrscher wieder wahnsinnig – denn er will ja Kontrollieren. Er wird also logischerweise Kontrollmaßnahmen dann verstärken – es lebe der Teufelskreislauf…
Auf den ersten Blick mag folgendes gar nichts mit Kontrollzwang zu tun haben, ist aber genau das: Es gibt Paare, die Leben einer Partnerschaft in einer totalen Offenheit
Auf der großen Metaebene von Staaten ist dies der „gläserne Bürger“. Hier erkennen wir recht schnell das Prinzip „Big Brother“ Nach genau dem gleichen Prinzip funktioniert dies dann auch in der Partnerschaft: Diese nach außen zur Schau gestellte Offenheit ist oft nur ein Mittel zum Zweck, den anderen unter seiner Kontrolle zu halten Aber genau das ist es, was wir al psychischen Raum bezeichnen der für die persönliche Entwicklung so wichtig ist. Wird er einem genommen, dann fehlt der Entwicklungsraum…
Macht-Kollusion in Beziehungen hat nach außen hin viele Gesichter. Sie kann auftreten
Eine vierte – nach außen hin eine etwas harmlosere Variante ist die
Trotz ihres nach außen hin nicht ganz so dramatischen Erscheinungsbildes, geht es hierbei doch nur um das eine: um Macht / Kontrolle und Autonomie
Schauen wir uns hierzu mal ein fiktives Beispiel an: Zwei nicht mehr so ganz so junge Menschen finden zueinander. Beide haben auch ein paar Jahre jeweils allein gelebt. Beide sind recht freiheitsliebend und auf ihre Selbständigkeit bedacht. So weit, so gut… Jetzt kommt aber die menschliche Seite der Angst dazu: Beide haben nämlich auch Trennungs- und Bindungsangst und lassen sich darum nicht mehr so schnell auf eine feste Bindung ein. Nach einer kurzen Zeit des Kennenlernens ergibt sich allmählich folgende typische Dynamik:
Einer der Beiden übernimmt den Part des Untreuen Partners.
Hier ist es egal ob dies in Wirklichkeit so geschieht in Form einer Affäre oder dass dies immer nur angedeutet wird z.B. durch Nachrichten / spätes Nachhausekommen evt. Er lebt nun seine eigene Autonomie und verlangt sein Recht auf Eigenständigkeit. Er fühlt sich von dem Anderen sogar kontrolliert, eingeengt in der eigenen Freiheit beschnitten
Und tatsächlich – was für ein Wunder – wird der Partner auf Grund dieser Handlung auch immer kontrollierender, eifersüchtiger und beginnt Trennungsängste auszuleben. Er fühlt sich als der vernünftige Teil in der Partnerschaft, da er ja die Moral auf seiner Seite Der Wunsch nach mehr Eigenständigkeit ist für ihn nur ein simpler Vorwand um was größeres vor ihm zu verbergen. Er ist mit seinem Latein am Ende. Was soll er nun noch machen? Als letztes Werkzeug verbleibt ihm eigentlich nur noch die Kontrolle auszuweiten – die Partner vielleicht zu stalken oder anderweitig zu kontrollieren. Die einfache Beziehungsbotschaft die hier noch bleibt ist: „ich muss dich einfach kontrollieren. Weil du so untreu bist, lässt Du mir einfach keine andere Wahl!“
Wie sieht die Reaktion in der Regel auf solch ein Verhalten in einer Beziehung aus: Man erreicht genau das Gegenteil… Auf diese Kontrollen reagiert der Partner oft erst recht mit einer zunehmenden Untreue. Seine simple Beziehungsbotschaft lautet: „Seht her, ich muss doch untreu sein und vieles im Heimlichen tun weil mich mein Partner verfolgt und kontrolliert!“ Was ist das Ende vom Lied? Jeder Partner zeigt mit dem Finger auf den jeweils anderen und sagt“ „ich würde es ja gerne ganz anders machen … aber der andere lässt mich ja nicht…“ (Mäh Mäh — die Ziege aus Tischlein-Deck-Dich“)
Man könnte nun meinen, dass sich solche Paare schnell trennen – aber oft beobachten wir genau das Gegenteil. Beide Partner sind tief mit dem Partner in ihrem Leben verstrickt. Tief im Unbewussten brauchen sie sich genau in dieser Position – obwohl dies immer wieder großes Leid hervorruft. Beide Partner haben das Problem die beiden Pole „gesunde Autonomie und gesunde Abhängigkeit“ nicht in eine lebendige Partnerschaft setzen zu können. Sie schaffen es einfach nicht, sich freiwillig in ein gesundes und partnerschaftliches Abhängigkeitsverhältnis zu begeben. Permanent agieren sie auf einer tieferen Ebene immer wieder den eigenen Abwehrmechanismus aus.
Der Eifersüchtige indem er als autonomer Herrscher versucht, sich des Anderen zu bemächtigen – vielleicht auch durch unlautere Mittel wie im Handy zu spionieren… Der Untreue indem er über den Partner immer wieder Macht und Kontrolle ausübt, wenn er mit Hilfe von Anspielungen oder auch wirklichen Affären sein oftmals sadistisches Spiel treibt.
Kollusive Handlungsmuster finden wir in allen Paarbeziehungen! Mal stärker mal schwächer ausgeprägt. Warum ist dem so? Weil in jeder Beziehung auch immer die Fragen nach Selbständigkeit und Autonomie aber auch Abhängigkeit, Versorgung oder identität sehr wichtig sind
Beziehungen sind oft auch gerade deshalb wie ein Minenfeld, da man sich widersprechende Erwartungen an die Partnerschaft hat:
Solch ein auf den ersten Blick sich widersprechendes Bild hat aber auch eine simple Erklärung: In allen Paarbeziehungen liegt eine tiefe Sehnsucht zugrunde die ihren Ursprung in der jeweiligen / sehr individuellen Lebensgeschichtliche haben – das verlorengegangene oder nie gefundene Paradies doch noch zu finden um dadurch ein tiefes Verlangen zu stillen oder eine Wunde / ein Trauma zu heilen. Der Gedankengang ist ganz und gar nicht abwegig, sich durch Liebe heilen wollen – denn es gibt praktisch keine geistige Entwicklung ohne die Kraft der Liebe
Wie können wir dieses Paradies nun erreichen? Jedenfalls nicht indem wir Probleme vermeiden oder Lösungen gewaltsam erzwingen
Unser kleines „geistiges Paradies“ erhalten wir, indem wir uns mit unseren Ängsten auseinandersetzen – und zwar in einer Weise die uns nicht verletzt – und indem wir an einem Beziehungsraum in welchem wir uns verstanden fühlen.
Martin Seligman (amerikanischer Psychologe), war 1996 Präsident der APA und bekannt durch seine Studie “erlernte Hilflosigkeit”.
Seine fast schon stoische Kultivierung von Ressourcen und der Blick auf das Positive sind das Kernmerkmal seiner PERMA-Strategie. Der Fokus liegt hier in der Erforschung von menschlichen Ressourcen, Stärken und Potenzialen und ganz besonders des inneren Wohlbefindens – dem flow…
Die “Positive Psychologie” ist keineswegs nur ein Thema für einzelne Personen. Sie wird an vielen Hochschulen und Unternehmen praktiziert. Aber auch der deutsche Bundestag setzte 2010 die Enquete-Kommission “Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität” und 2008 der damalige französische Präsident Sarkozy die “Stieglitz-Sen-Fitoussi-Kommission” ein, um alternative Wohlstandsindikatoren zu erforschen.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus