Schriftzug Marcsu Jähn

Wie eine krankhafte Liebe beenden? Oder: Wie entsteht die emotionale Abhängigkeit? – Teil 2

 1.1 Das Modell der Eltern

Wie kann ich eine kranke toxische Liebe beenden?Es ist eines der bekanntesten Zitate von Karl Valentin: „Du kannst Deinen Kindern erzählen was Du willst, Sie machen Dir doch sowieso alles nach! Das zeigt mit einem Augenzwinkern die außergewöhnliche Macht welche in unserem Vorbild für andere liegt. Und Kinder … das sind die absoluten Nachahmer.

Bereits von dem Zeitpunkt der Geburt an beginnen sie, das Verhalten ihrer Umgebung zu kopieren / nachzuahmen. Das macht Eltern ganz automatisch zu den wichtigsten Vorbildern – Stichwort dyadische Beziehung. Durch dieses “Vorleben” erlernen Kinder ein eigenes Verhalten, Einstellungen und Gefühle. Und betrachte dies bitte als DIE Chance für eine spätere entspannte und erfolgreiche Be-/ und auch Erziehung.

In den ersten sieben Lebensjahren ist das Nachahmen die wichtigste kindliche Lernmethode. Durch das Verhalten von uns als Eltern im Alltag und im Umgang mit dem Kind vermitteln sie ihre ganz eigenen Werte:

      1. Rücksichtnahme üben,
      2. geduldig und auch vorsichtig sein,
      3. Regeln einzuhalten
      4. zu anderen besonnen, freundlich und liebevoll zu sein.

Wusstest du, Affekte werden uns nicht in die Wiege gelegt… Das mag dich eventuell überraschen aber es ist wahr: Gefühle sind zwar angeborene „Primär-Emotionen“, jedoch sind unsere Reaktionen hierauf erlernt. Kinder erlernen dies alles durch ihre eigenen Erfahrungen und durch den Umgang mit ihren Eltern. Durch die Eltern lernt das Kind dann auch, mit seinen Gefühlen umzugehen. Gerade dieses Lernen – den richtigen Umgang mit den eigenen Gefühlen – hat einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes.

Wenn wir mit unserem Kind über unsere eigenen Empfindungen sprechen, dann zeigen wir dass Gefühle etwas sind, womit man umgehen kann und dass sie nicht etwas sind, denen man hilflos ausgeliefert ist.

Eltern als Rollenmodell

Das Unterthema lautet ja: Wie entsteht emotionale Abhängigkeit? Was einen Mann / eine Frau ausmacht und wie er / Sie mit den Herausforderungen des Lebens, mit seiner Partnerin und seinen Mitmenschen im Erwachsenenalter umgeht, das alles erlernen Kinder in erster Linie durch das Vorbild ihrer Eltern. Jungs lernen intensiv vom Vater und Mädchen von der Rolle die ihre Mutter in der elterlichen Partnerschaft ausfüllt. Diese Vorbildfunktion sollte uns immer bewusst begleiten. Dabei können uns folgende Fragen eine Unterstützung bieten:

      • Wie denke ich selber über Männer bzw. Frauen?
      • Wie zufrieden bin ich mit meiner persönlichen Geschlechterrolle?
      • Unterstütze ich meinen Partner/meine Partnerin in seiner/ihrer Rolle?

1.2 Verlustängste (erlebte Traumen)

Verlustängste sind ein ganz wichtiger weiterer Grund, dass eine emotionale Abhängigkeit entstehen kann. Was sind die häufigsten Ursachen für solch eine Verlustangst?
Betroffene konnten in ihrer Kindheit vermutlich nie lernen, mit dem Schmerz, der Trauer nach einem Verlust vernünftig umzugehen. Das Wort lernen ist hier wichtig – wie eben schon gesagt: Gefühle sind Primärreaktionen / Affekte werden erlernt. Anstatt wirksamer Hilfen und Strategien bekamen diese Kinder von ihren Eltern eher deren eigene Hilflosigkeit vermittelt. Und bei neuen Verlusten im Alter kommen diese alten Gefühle der Hilflosigkeit aus der Kindheit immer wieder hoch

Was das Problem also ausmacht ist nicht der Verlust oder das Trauma an sich, sondern es war die Unfähigkeit der Bezugspersonen / meistens die der Eltern, das Leid / den Schmerz des Kindes zu erkennen und diesen dann auch entsprechend ernst zu nehmen.
Neben dieser Unfähigkeit der Eltern kommen dann noch weitere schlechte Voraussetzungen hinzu:
Zum Beispiel die Angstbereitschaft und die allgemeine Neigung zur Depression in der Familie

Und all das führt dann fast schon zwangsläufig: Zu einer Erziehung zur Unselbstständigkeit – Zu einer Erziehung zu einem schlechten Selbstwertgefühl und auch zu einem Mangel an allgemeinen Bewältigungsformen (wie Trauerritualen)

Hat Verlustangst und emotionale Abhängigkeit eventuell sogar etwas mit dem eigenen Selbstbewusstsein zu tun? Nun, das Selbstbewusstsein ist die Fähigkeit, sich seiner Selbst und seiner eigenen Möglichkeiten in allen Lebenslagen bewusst zu sein. Es gibt z.B. eine Reihe von Menschen gibt, die verschiedene Gebiete ihres Lebens (wie ihre berufliche Tätigkeit) sehr gut beherrschen, weil sie durch ihre eigene Erfahrung gelernt haben, wie sie damit umgehen sollen.

Die Berufsausbildung hat zwei günstige Umstände:

      1. Man erlernt einen Beruf in der Regel am Anfang des Lebens
      2. und wird meist durch eine kompetente und reife Lehrperson hierin eingeführt.

So etwas bringt einem viel Sicherheit und Selbstvertrauen in diesem wichtigen Lebensabschnitt. Das Erlernen eines Berufes ist aber nicht das Erlernen von Nähe und zwischenmenschlichen Beziehungen. Das ist ein ganz eigener Lernprozess der vom ersten Tag unseres Lebens an beginnt. Und weil diese beiden Lernarten zwar sehr gerne und auch häufig miteinander verglichen werden, so gibt es doch eine ganze Reihe von Personen, die im Beruf sehr gut „funktionieren“, aber in Beziehungen wie ein ängstliches Kleinkind agieren. Wie Du Dein Selbstbewusstsein und auch dein Selbstvertrauen stärken wieder kannst, dafür ist dieser Kanal unter anderem auch da. 

1.3 Aktuelle Krisen

Wie entsteht eine emotionale Abhängigkeit durch eine aktuelle Krise? Nun, Emotionen und Krisen gehören einfach zusammen. Das ist so wie Hannie und Nanni, Walldorf und Stettler (die 2 aus der Muppets-Show) oder Tim und Struppi…. Und da dem so ist, sollten uns unsere manchmal überfordernden Emotionen gar nicht so dolle erschüttern. Die hat wirklich jeder von uns.

Das Wort Krise kommt ursprünglich aus dem griechischen Wortschatz und beschreibt nichts anderes als einen Zustand der sich zuerst zuspitzt und dann auf seinem Höhepunkt eine Trennung / eine Entscheidung auslöst. Krise ist also eine Entscheidung zwischen mindestens zwei Möglichkeiten. In der Psychologie wird Krise als das Erleben von etwas komplett Unbekannten definiert, für das man im Moment noch keine Erfahrung hat – und deshalb auch keine erlernte Reaktion. Uns fehlt jede Routine hierfür. Das löst dann Ärger oder Abwehr in uns aus. Warum ist das so? Nun, neue Situationen erfordern unsere volle Aufmerksamkeit. Und genau dafür sind die Emotionen im Grunde genommen auch da: Ihre Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit auf etwas zu fokussieren / also zu richten. Emotionen reißen uns aus einer eventuellen Routine heraus, fordern unsere Konzentration und unsere Aufmerksamkeit / Fokussierung – und je stärker die Emotion, desto stärker dann die Aufmerksamkeit.

Was lernen wir hieraus? Wie eben gesagt: Emotionen und Krisen gehören einfach zusammen. Machen wir mal ein kleines Experiment um zu sehen, dass eine Krise auch Vorteile bzw. große Chancen beinhaltet ….
Stell dir vor, Du hattest einen Unfall und dein Schreibarm muss für ein paar Monate in Gips. Wie geschieht in diesem Zeitraum? Deine „Nicht-Schreibhand“ wird zwangsläufig durch den Gebrauch / das Üben viel geschickter. Nicht nur die Unterschrift klappt anschließend locker – nein, sondern auch längere Notizen. Schminken, ein Werkzeug benutzen – all das ist kein Problem mehr für uns.

Wir haben gelernt, mit dieser neuen Situation besser umzugehen.
Außerdem ärgern wir uns später nicht mehr ständig über unser anfänglich vielleicht noch ungeschicktes Verhalten. Wir haben durch diese Krise eine neu Routine entwickelt. Und das ist jetzt die Message zu unserem Thema: In der Krise steckt eine Chance, etwas Neues zu lernen – etwas, wovon du häufig noch gar nicht wusstest, dass es Dir möglich ist. Genau hier liegt deine Chance für Wachstum und eine persönliche Entwicklung. Allerdings passiert dies oft nicht sofort. „Der Weg zum Erfolg“ fühlt sich oft wie ein Umweg an – aber dieser Umweg lohnt sich!

Teil 2 – Wie erkenne ich eine emotionale Abhängigkeit?

2.1 Mein Ich ist nicht mehr da

Wie sieht Dein eigenes Leben jetzt gerade eigentlich aus? Bist Du überhaupt noch derselbe wie vor der Beziehung? Natürlich ist das nicht das Ziel einer gesunden Beziehung. Man möchte ja diese Verschmelzung in der Liebe. Trotzdem ist eine 100%ige Verschmelzung niemals gesund. Gesund ist, wenn jeder noch ein gewisses Eigenleben führt, dies genießt und diese wunderbare Energie in die Paarbeziehung wieder mit einbringt.

Darum gestatte mir, Dir mal eine grundsätzliche Frage zu stellen: Hast du selber noch eigene Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen, die du selber ohne deinen Partner unternimmst?  Denn, manchmal wird diese eine „wunderbare“ Beziehung zu unserem alleinigen Hobby –

Die Folge davon ist dann:

      • Du vernachlässigst deine eigenen Interessen und vor allem Deine Talente.
      • Man konzentriert sich nur noch auf die Beziehung und blendet andere Themen im Leben immer mehr aus.
        Als Folge davon leiden alle anderen Bereiche im Leben – nicht zuletzt auch der Beruf. Eigene Ziele – z.B. eine geplante berufliche Weiterbildung – etwas was dir früher extrem wichtig war, ist auf einmal gar nicht mehr sooo wichtig.
        • In einer emotionalen Abhängigkeit, verbringt man sehr viel Zeit damit, alles nur noch für die Beziehung zu tun, darüber zu grübeln und sich übermäßig Sorgen zu machen.

Wenn Du das bei Dir verspürst, dann erinnere dich bitte mal an folgendes:
Die Beziehung / die Partnerschaft mit einem liebenden Menschen sollte eigentlich eine schöne Ergänzung zu unserem Leben sein – jedoch niemals der komplette Ersatz davon. Denn das wäre der sichere Weg in eine emotionale Abhängigkeit. Bedenke auch folgendes: Eine emotionale Abhängigkeit kann durch Minderwertigkeitskomplexe verursacht sein. In solch einem Fall glauben wir, wir seien nicht gut genug.
Dieses Gefühl von der fehlenden Selbstliebe möchten wir dann oft durch die Liebe einer anderen Person füllen.

Dies ist aber unmöglich! Bitte lasse dich nicht auf diesen falschen Gedanken ein. Ein anderer Mensch kann deine Selbstliebe niemals auffüllen. Solltest du dies bei Dir erkennen und sehen, dass du die Beziehung zu Deinem Partner permanent über dich selbst stellst, dann solltest du mit ganz viel Selbstfürsorge gegensteuern!

2.2. Kompromisse statt Visionen / kein Fixstern

In einer Beziehung macht man grundsätzlich sehr gerne und auch sehr häufig Kompromisse, damit beide Seiten glücklich sind – das ist auch gut so. Aber wer sich emotional abhängig gemacht hat, hat einfach viel zu viele Kompromisse gemacht. Von der Wochenplanung, über persönliche Ziele bis hin zu den Jahreszielen – viele Wünsche und Träume werden aus Angst vor einem möglichen Streit oder der Angst vor dem Beziehungsende einfach aufgegeben. Man hat nur noch ein Ziel im Fokus: dem Partner nahe sein, koste es, was es wolle – der Preis ist hier egal … das Ziel ist jeden Einsatz wert… Ein Auslandsstudium, ein Umzug für die Arbeit – all das rückt auf einmal in unerreichbare Ferne.

Oft vernachlässigen wir dann sogar noch unsere letzten guten Freunde / FamilienmitgliederDenn … Zeit haben wir ja nur noch für diese eine Person. Sind dann auf einmal unsere alten Beziehungen nicht mehr existent, wird der Circulus Vitiosus nur noch größer: dann haben wir wirklich nur noch diesen einen Menschen, der für unser gesamtes Glück verantwortlich ist – möchtest du wirklich diese Abhängigkeit?

2.3. Erst der Andere dann erst die eigenen Bedürfnisse (Echoist vs. Egoist)

Solch eine emotionale Abhängigkeit kann die eigenen Ziele / Werte / Grenzen und auch eigene Prioritäten schon ganz schön durcheinanderwürfelnBei solch einer Abhängigkeit
– stellst Du dich und Deine Bedürfnisse permanent für Deinen geliebten Partner in den Hintergrund,
– versuchst alles damit es dem Anderen irgendwie gut geht …
erntest aber immer nur den zweifelhaften „Erfolg“ dass deine eigenen Wünsche / Ziele und Bedürfnisse dauerhaft auf der Strecke zurückbleiben.

Die Realität am Ende ist, dass Du wirklich abhängig bist von dieser einen Beziehung – alles andere erscheint ja als unwichtig. Solch eine Haltung ist definitiv nicht gesund! Sie führt geradeaus in eine Überforderung – in der nächsten Stufe vielleicht sogar zum Burnout oder einem anderen ernsthaften seelischen Problem. 

Stelle dich doch einmal folgender schonungslosen Frage: Würde sich – wenn es Dir (!) einmal nicht mehr gut geht, würde sich dann dein Partner auch so gut um dich kümmern wie Du es seit langem für ihn getan hast?  Wer emotional abhängig ist, ist so sehr mit dem Außen / mit dem Geben beschäftigt, dass er für solch ein Frage oft gar keine Zeit / keine Kraft mehr hat. Und dabei verdient doch gerade der andauernd Gebende viel mehr Unterstützung, Empathie und auch Fürsorge – oder?…

 Warum habe ich hier im Zwischentitel den Gedanken „Echoist versus Egoist“ mit eingebaut? Weil der sogenannte Echoist sehr oft in einer Beziehung an einen Narzissten und damit auch in eine emotionale Abhängigkeit gerät. Der Begriff Echoist kommt aus einer griechischen Sage – der Sage von diesem schönen Jüngling Narziss. Er war der Sohn der Nymphe Leiriope und des Flussgottes Kephissos und wurde sowohl von Frauen als auch Männern heiß begehrt, Er wies sie aber alle ab, inklusive die kleine Nymphe Echo. Die war so intensiv und auch so lange in ihn verliebt und gab sich vollständig dieser Sehnsucht hin, bis sie gar keinen eigenen Körper mehr hatte und nur noch aus Schall (dem sogenannten Echo) bestand.

Spürst du die Brücke zwischen einer krankhaften Liebe und der Nymphe Echo? Sie gab alles auf und bekam nichts. Wer sich einer krankhaften einseitigen Liebe hingibt, befindet sich sehr häufig in einer Narzissmus-Falle. Mit diesem Wissen, was würdest Du jetzt solch einer Nymphe Echo raten? ….

2.4. Nur noch die Beziehung / keine eigenen Freunde)

„Ich kann ohne dich nicht mehr leben!“  Diesen Satz kennen wir alle aus dem ein oder anderen kitschigen Hollywoodfilm. Was hier eigentlich eine überschwängliche Liebe ausdrücken soll, zeigt in der Realität aber etwas ganz anderes: Wer ohne jemand anderes meint, nicht mehr leben zu können, ist definitiv nicht verliebt … er / sie ist emotional abhängig.

Auch in Beziehungen ist eine gewisse Eigenständigkeit sehr wichtig, damit wir unsere Individualität nicht verlieren. Machen wir unsere Emotionen, unser Wohlbefinden und unser Glück zu stark von anderen abhängig, sind wir wie eine Marionette, die von außen gesteuert wird. Dann erkennst du auch nicht mehr, wenn sich eine toxische Beziehung entwickelt, weil du dich völlig in der Verbindung verloren hast.

Teil 3 – Wie lernt unser Gehirn?

Wenn wir dies verstehen, dann werden wir folgende 2 Dinge viel klarer sehen:

      1. Wie kommt es dass ich mich in einen Gedankengang „verrenne“?
      2. Wie kann ich aus diesem Gedanken-Gefängnis wieder rauskommen?

In meinen Nachforschungen stieß ich auf den medizinischen Nobelpreis aus dem Jahre 2000. – Eric Kandel. Eric Kandel (Jahrgang 1929) ist ein österreichisch, amerikanischer Psychiater, Physiologe, Neurowissenschaftler. Der wohl interessanteste Satz von ihm war und ist: Nach diesem Gespräch werden sie und ich ein anderes Gehirn haben als vorher! Dies kommt dadurch, weil sich unsere Gedanken und Erinnerungen in den Neuronen festsetzen.  Die anschließenden anatomischen Veränderungen sind dann das Fundament für die Speicherung von Erinnerungen.“

Früher glaubte man, dass unser Gehirn eine Festplatte sei, wie wir sie auch im Handel heute kaufen können: festgelegt auf eine gewisse Größe. 

Wie kam man darauf? Nun, man nahm an, dass die circa 100 Milliarden Neuronen jeweils den Speicher für eine einzelne Informationseinheit darstellen. Eine Zelle speichere z.B. ein Bit. Bei einer Zellenanzahl von 100 Milliarden Gehirn-Zellen spricht man also von einer Speicherkapazität von ca. 100 Gigabit. Das wäre dann weniger als eine PC Festplatte heute speichern könnte. Und wenn dies so wäre, dann ist der Mensch bereits heute im Hintertreffen, wenn es um den direkten Vergleich mit den aktuellen Speichermedien geht, oder?

Nein, eher das Gegenteil ist der Fall!!! Denn der Mensch kann sich an viel mehr Erinnerungen erinnern als er es mit 100 Giga Bit überhaupt können dürfte. Kurz zusammengefasst, was Eric Kandel bahnbrechendes herausfand: 
Das Gehirn kann bis zu 1000 mal mehr (vielleicht sogar noch mehr) an Informationen speichern als man bislang angenommen hatte – wir reden hier von der Möglichkeit, ca. 100 Terrabyte an Daten speichern zu können – und auch das ist nur vage formuliert.  Forscher haben sich bereits dahingehend geäußert, dass das Gehirn wahrscheinlich unbegrenzt Daten speichern kann! Wie kommt man auf solch starke Behauptungen?  Nun, man hat herausgefunden, dass nicht im Neuron die Informationseinheit sitzt. Eric Kandels Arbeiten haben gezeigt, dass ein Neuron bis zu 1000 Synapsen bilden kann. Dieses Bilden von Synapsen ist die eigentliche Grundlage von allem Speichern an Informationen. Wenn das stimmt, was Eric Kandel herausgefunden hat, dann haben wir noch viele Jahre Vorsprung vor dem Computer.

Zu dem gigantisch größeren Speicherplatz als heute handelsübliche Speichermedien bieten, gibt es aber noch zwei weitere sehr gravierende Unterschiede zwischen dem menschlichen Gehirn und z.B. dem Gehirn aus dem Tierreich – was selber dem PC noch weit überlegen ist:

(1) Sprache: Menschen haben sprachliche Fähigkeiten an welche die Tiere bei weitem nicht herankommen.  Auf der einen Seite sehen wir zwar, wie Delfine, Wale und andere Säugetiere miteinander kommunizieren; auch Vögel singen permanent Lieder.  Aber im Vergleich zu den kulturellen Möglichkeiten des menschlichen Gehirns ist das überhaupt nicht vergleichbar. Wir Menschen haben eine kulturelle Entwicklung und bauen darauf auf. Das können Tiere nicht bewerkstelligen.

(2) Einfühlungsvermögen Diese Eigenschaft, sich während eines Gespräches zumindest teilweise in den anderen hineinzuversetzen, ist den Tieren sehr fremd. Man sieht dies ansatzweise nur zum Beispiel bei ein paar höher ausgestatteten Primaten.  Was passiert denn nun im Gehirn beim Lernen – und wie kann ich hiervon einen Nutzen zu unserem Thema (Raus aus der Liebesfalle) ziehen? Zuerst einmal der Aufbau der Gehirnzelle: Eine Nervenzelle besteht aus 3 verschiedenen Teilen

      1. Aus dem Zellkörper mit den beiden Fortsätzen:
      2. die Dentriten.
      3. und dem Axon.

 Diese 3 Teile bilden das Neuron. Die Gehirn-Nervenzelle kann im Unterschied zu den anderen Nervenzellen, elektrische Impulse sowohl erzeugen als auch weiterleiten. Der Unterschied von den beiden Fortsätzen ist:

Die Dentriten sind die „kurzen Fortsätze“ des Neurons. Sie empfangen Signale von außerhalb / also anderen Zellen und geben diese in Richtung Zellkörper weiter.

Die Axiome sind die „langen Fortsätze“ des Neurons und leiten die Informationen vom Zellkörper genau in die andere Richtung – raus zu den Endigungen.

Diese Gehirnzelle kommuniziert nun mit anderen Zellen. Nehmen wir mal eine weitere Zelle die von diesem Neuron jetzt eine Information erhält. Zwischen diesen beiden liegt jedoch ein Spalt – die Synapse. Die Synapse ist genau die Stelle, über die eine Verknüpfung zu einer anderen Zelle besteht um mit ihr zu kommunizieren. Nun macht sie dies aber nicht mit Hilfe von elektrischen Signalen, sondern indem sie den elektrischen Impuls in chemische Neurotransmitterstoffe umwandelt. 

Diese wandern dann über den Spalt in die andere Zelle. Dort werden sie dann in einen elektrischen Reiz umgewandelt und laufen dann weiter. Warum dies so umständlich bei jeder Synapse passiert, war lange Zeit den Hirnforschern unbekannt. Führt es doch eher zu massiven Verzögerungen in den Datenübertragungen… Und hier haben wir die Genialität unseres Gehirns „versteckt“… Die Forschungen von Eric Kandel haben die Antwort auf diese Fragen gefunden und damit eine Tür von gigantischer Bedeutung in der Hirnforschung geöffnet:

Diese Frage nach dem „Warum gibt es Synapsen?“ und „Warum werden Informationen im Gehirn nicht rein elektrisch und damit ökonomischer / schneller transportiert“ wurden – wie so vieles in der Wissenschaft – durch einen Zufall beantwortet. Eric Kandels ursprüngliche Forschungsfrage war nämlich folgende:  

„Wie verwandelt sich eine Kurzzeit-Erinnerung in eine Langzeit-Erinnerung?“ „Was passiert im Gehirn, wenn eine Erinnerung lebenslang gespeichert wird?“ Er fand heraus, dass sich die Synapsen bei der Entstehung eines Kurzzeitgedächtnisses anatomisch zuerst einmal nicht (!) verändern – ihr Aufbau blieb stets derselbe.  Alle Veränderungen beim Nutzen des Kurzzeitgedächtnisses finden nur auf der biochemischen Ebene in der Zelle statt. Wenn man aber – durch andauerndes, wiederholtes Training nun ein Langzeitgedächtnis produziert – dann (!) beginnen neue synaptische Verbindungen zu wachsen. 

Eric Kandels Arbeiten haben gezeigt, dass die chemische Synapse der Schlüssel zum Verständnis des Gedächtnisses ist. Die chemische Synapse ist nicht fest / sie ist nicht statisch. Sie ist eher plastisch / also formbar und durch Aktivität veränderbar. 

Beim Kurzzeitgedächtnis, wenn man das System nur einmal anregt, werden – nach heutigem Wissen – einfach mehr Transmitter ausgeschüttet. Beim Langzeitgedächtnis werden jedoch zusätzlich noch die Gene aktiviert und das bewirkt dann, dass neue synaptische Verbindungen wachsen. 

Das ist die strukturelle Veränderung, wenn wir lernen. Das ist LERNEN!!!

Alle Prozesse in unserem Gehirn beruhen also tatsächlich auf biologischen Ursachen.“

      1. Worte sind Veränderungen in unserem Gehirn
      2. Worte sind mächtiger als wir uns das vorgestellt haben
      3. Worte sind Medizin – Fluch und Segen zugleich.

Teil 4 – Wie programmiere ich mein Gehirn nun um?

Wenn ich nun weiß, dass ich durch das Wiederholen und durch das Ausleben eines Gedankens, eines Wertes eines Zieles eine Veränderung in meinem Gehirn herbeiführen kann, dann ist dies bereits der Anfang unseres Lösungsweges.

Ich muss nun die 4 Prozess-Stufen meiner Veränderung konsequent durchlaufen:

      • Gedanke
      • Neigung
      • Haltung
      • Tugend

Nehmen wir das klassische Beispiel: „Ab nächstem Jahr gehe ich regelmäßig ins Fitness-Studio“

Teil 5 – Welche Werte könnten mir helfen?

Es ist sehr schwer, diesen Teil ohne religiöse Werte zu besprechen. Jedoch sollten Psychologie und Religion voneinander getrennt betrachtet werden. Nur ein kurzer „Schlenker“ zu diesem Thema: Harold König, ein Arzt in Durham North Carolina USA der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Religion, Spiritualität und das Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen, Suizide und Süchte bei Kriegs-Veteranen auseinandersetzt, beobachtete immer wieder das sich Menschen mit einem religiösen Grundverständnis viel leichter taten aus einer psychischen Belastung herauszukommen als Menschen ohne religiöse Werte / Ansichten. Seinen Angaben nach gibt es über 180 ernstzunehmende Untersuchungen über dieses Thema – der Zusammenhang zwischen Spiritualität und Depression. In 2/3 der Fälle kann man sehen, das religiöse Menschen viel seltener von depressiven Stimmungen geplagt werden. Interessent ist, dass die Form der Religion dabei überhaupt keine Rolle spielte.

Wer mit mir schon einmal gesprochen hat, kennt dieses Bild. Es zeigt, dass wir eine Ordnung / eine Struktur in unserem Leben benötigen. Probleme hassen nämlich Ordnung – Struktur vermeidet Probleme.  Du siehst auf dem Bild, dass auf Augenhöhe des Menschen der Partner steht. Das erinnert mich an den Gedankengang aus der Bibel: „Sie werden ein Fleisch sein“ Selbst eine Mutter kann dies nicht mehr mit ihrem Kind sein, obwohl es aus ihrem Körper entstanden ist. Ein Kind wird immer irgendwann ein eigenes Leben führen. Unterhalb des Partners ist eine bewusst gesetzte gestrichelte Linie. Diese zeigt, dass hier erst einmal eine Grenze besteht, die auch beachtet werden sollte. Kinder, Eltern, Freunde und auch die Arbeit haben niemals (!) das Recht auch nur andeutungsweise die Position des Partners einzunehmen. Sollte dies dennoch in einer Partnerschaft geschehen, dann entstehen hier sofort und zwangsläufig Probleme innerhalb der Familie.

In meinen Gesprächen mit Paaren welche sich wegen Ihrer Probleme an mich wenden, beobachte ich sehr häufig das zum Beispiel eine Mutter ihren Sohn über den Partner stellt oder ein Mann seine Tochter über seine Partnerin. Und du kannst dir jetzt bestimmt vorstellen, dass dies zwangsläufig zu sehr großen Problemen führt.

Was aber steht oberhalb von dem Partner? Das ist auch wichtig denn im Moment des Liebeskummers, glaubt man ja, dass man keinerlei Halt oder Ordnung mehr in seinem Leben verspürt. Der Partner ist weg und der Boden unter den Füßen ist wie weggerissen. Und genau hier kommen jetzt die angesprochenen Hilfen zum Tragen: Dieses blaue Kästchen ist nämlich betitelt mit dem Wort „Transzendentien“.

Zu den Transzendentien gehört alles was bleibt, selbst wenn ich einmal sterbe. Es ist das genaue Gegenteil von materiellen Dingen – den Immanenzen. Eine Transzendenz bezeichnet Dinge die mit unseren Werten, unseren Motiven, unseren Lebens–Leitlinien zu tun haben. Es ist anders ausgedrückt das Wahre, das Gute, das Schöne. Wenn wir nun einerseits sehen, dass Menschen mit religiösen Werten und Zielen besser mit psychischen Belastungen fertig werden, gibt es dann eventuell vielleicht doch noch eine Alternative die uns dabei hilft stabiler zu werden aber nicht zwangsläufig durch Religion untermauert ist?

Nun auf der Suche nach einem Religionsersatz bin ich bei den vier Kardinaltugenden stehen geblieben. Wir kennen sie seit 467v.u.Z. als zum ersten Mal in einem griechischen Drama durch den Autor Aischylos vier Grundtugenden beschrieben wurden. Über die Jahrhunderte hindurch seit den alten Griechen, wurden diese vier Grundtugenden immer wieder neu aufgenommen. Platon verwendete sie auch und lenke die Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf die 4 Berteiche Tapferkeit, Gerechtigkeit und die Besonnenheit. Aber auch im Judentum und auch bei den Stoikern. Später im Mittelalter haben dann christliche Theologen wie zum Beispiel Thomas von Aquin diese immer wieder übernommen. Was mich aber besonders beeindruckt hat war die Art und Weise wie der deutsche Philosoph Josef Pieper diese 4 Grundtugenden – in der Zwischenzeit als Kardinal- oder Haupttugenden benannt – wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit zog. Josef Pieper lebte von 1904-1997. Er erlebte den ersten und auch den zweiten Weltkrieg aus eigener Erfahrung. Für ihn war es sehr traurig, dass die religiösen Werte durch ein völlig inakzeptables Handeln der Kirchen in diesen beiden Weltkriegen von den Menschen die auf die Kirchen eigentlich vertraut haben völlig aus den Augen verloren wurden. Der Gedankengang: „Wenn die in ihrem Handeln so verlogen sind dann sind auch ihre Worte verlogen“ ist mit Sicherheit gut nachvollziehbar.

Was aber bleibt übrig, wenn ein Mensch keine Ziele mehr hat? Nun es gibt ein anderes sehr interessantes Sprichwort in einem religiösen Buch (der Bibel) das besagt: „Wo keine Vision ist wird das Volk zügellos.“ Und Zügellosigkeit kann auch mit Orientierungslosigkeit übersetzt werden. Und diese Orientierungslosigkeit sehen wir gerade in der weltweiten Pandemie rund um den Virus. Könnten diese 4 Kardinaltugenden dir und mir in einer schwierigen Lebenssituation – zum Beispiel bei einem starken Liebeskummer, einer neuen Lebenssituation in der eine Partnerschaft zu Ende gegangen ist, eine Hilfe darstellen?

Gib ihnen doch einfach mal eine Chance: Die vier Kardinaltugenden bestehen aus Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und das richtige Maß. 

Teil 6 – Ein einfacher Trick: Ziehe Bilanz

Jedes Unternehmen schaut regelmäßig auf eine Sache: Rechtfertigt der Ertrag den Einsatz? Du solltest Deine Beziehung einmal ganz nüchtern wie eine Firma / eine Unternehmung betrachten. Warum? Deine Gefühle fahren gerade Achterbahn. Wenn Du in einer Achterbahnfahrt aber nicht mehr weißt, wo oben und unten ist, dann verliert man die Freude und es kommt ein ungutes Gefühl auf.

Ein lieber Freund sagte einmal zu mir: Wenn Du aber einen Fixstern hast, dann (!) wird selbst die schlimmste Achterbahnfahrt ein Genuss. Wir haben bereits eine Form von Fixsternen besprochen: die Kardinalstugenden

Jetzt möchte ich Dich einmal mit der Frage konfrontieren: Hat sich Dein Einsatz in Deine zurückliegende Beziehung wirklich gelohnt?

Warum diese Form einer Frage? Nochmals: Deine Gefühle fahren gerade mit Sicherheit Achterbahn und Du weißt eventuell nicht, wo oben oder unten ist. Darum ist eine kognitive Herangehensweise mit Sicherheit nicht das Schlechteste.

Folgende Fragen können hierbei sehr hilfreich sein:

      • Wer von uns ist derjenige der sich entschuldigt?
      • Wessen Termine waren in der Regel die „wichtigeren Termine“?
      • Wer sagte die Zauberworte „Ich liebe Dich“
      • Von wem kamen die Nachrichten mit einem Herz?
      • Wer von euch hatte gemeinsame Visionen
      • Wessen Freunde wurden als „besser“ beachtet?
      • Wie hat Dein Partner über Deine Familie geredet? Vielleicht hast du ja Kinder in die Partnerschaft eingebracht. Dein Partner hat aber eigene Kinder. Gab es hier ein Aschenputtel?
Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Wir Menschen sind die einzige Art, die bei der Partnersuche Probleme hat 😊 

Männer sind anders, Frauen aber auch … Ein Zitat aus einem Loriot-Film… Es zeigt, die Unterschiedlichkeit, jedoch auch dass wir uns in der Uneinigkeit völlig einig sind. Besonders in den Themen Sex und Liebe kommen Männer und Frauen aus unterschiedlichen Richtungen. Das Ehepaar Alan und Barbara Pease sind seit Jahren durch ihre Bücher, Studien und Fachvorträge bekannt. Sie zeigen mit diesem wunderbaren und auch amüsanten Werk, wo die Unterschiede liegen, wir diese aber auch angenehm überbrücken können. „Um einen Mann glücklich zu machen muss man ihn verstehen und ein wenig lieben. Um eine Frau glücklich zu machen muss man sie viel lieben – aber gar nicht erst versuchen, sie zu verstehen.“

Eine wirklich kurzweilige aber auch informative Lektüre!

👉 Hier geht es zum Buchtitel

werdewiederstark.de – Copyright © 2021 – Marcus Jähn – 47608 Geldern -+49 163 8141416