(3) Der Vorteil einer Systemtherapie
So, wie es in einer Fahrschule den theoretischen als auch den praktischen Unterricht gibt, … … bevorzugen Transaktions–Analytiker gerne die Behandlung von Menschen in ihren persönlichen und realen Systemen.
Das wäre zum Beispiel in der Familie, möglichst auch mit Arbeitskollegen oder den Menschen mit denen sie in ihrer Realität Umgang pflegen. In dem eigenen System – in welchem sich die Teilnehmer sich täglich bewegen – gibt es weniger Vorsicht und deutlich mehr Ungezwungenheit.
Dadurch offenbaren die Patienten leichter ihre aktuellen Probleme, und die gesamte Therapie wird deutlich beschleunigt. „Learning by doing“ ist hier das Motto
Anders ausgedrückt: Die Teilnehmer lernen, ihr eigenes Eltern-ICH, Erwachsenen-ICH und Kindheits-ICH in ihren aktuellen Transaktionen zu erkennen und dann innerhalb der Gruppe/des Systems zu modulieren.
Hierin liegt der höchste Wert der Transaktions – Analyse: es ist die Bereitstellung von praxisnahen Informationen die einem helfen sich sofort zu ändern.
Diese Veränderung findet aber auch in Einzeltherapien statt und wird dann sehr schnell von den anderen Familienangehörigen bemerkt. Häufig ergeben sich daraus sogar Risiken und Nebenwirkungen für den Einzelnen.
Der Partner eines Patienten kann es mit der Angst bekommen weil sein „altes / gewohntes System“ auf einmal nicht mehr so funktioniert und reagiert eventuell aggressiv gegenüber der Therapie.
In solchen Fällen lade ich den (Ehe)-partner zuerst einmal zu einer Einzelsitzung ein und erkläre auch ihm die Grundbegriffe von der Struktur –Analyse – was sonst
Das führte schon mehrfach dazu, dass Beide anschließend eine Paar-Therapie begannen.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Familienmitglied in eine Gruppe geht und anfängt sich zu ändern, dann betrifft es zwangsläufig immer die ganze Familie, weil deren Spielstruktur gestört wurde.
Wenn zum Beispiel ein Familienmitglied das „schwarze Schaf“ ist und anfängt aus seiner Rolle auszusteigen, werden die anderen Rollen, besonders die der Geschwister, verwirrt, verdreht oder einfach nur „gestört“. Auf dieser Grundlage beruhen die tollen Ergebnisse die bei einer Familientherapie erreicht werden.
Wenn ich mit einem Jugendlichen die Strukturanalyse lerne dann bestehe ich auf eine Einbeziehung der Eltern. So manche Eltern untergraben nämlich unwissentlich die therapeutischen Bemühungen, da sie in Wirklichkeit nicht die Eltern-Kind – Beziehung aufgeben wollen, die ihrer Meinung nach in der Vergangenheit „doch so gut funktioniert hat“.
Ihre alte Macht-Position wird in ihren Augen jetzt bedroht, wenn der Jugendliche auf einmal lernt, sein Erwachsenen-ICH zu trainieren und auch anzuwenden. Und falls die Eltern nicht ebenfalls „erwachsen“ reagieren, fangen die Transaktionen an sich zu überkreuzen – und das führt grundsätzlich zu einer Dialog-Blockade.
Diese Eltern sehen in der neuen Selbstständigkeit ihres Kindes (analog zu dem Verhalten mancher Ehepartner) eine Bedrohung ihrer Kontrolle über das Kind und kommen jetzt zu der Erkenntnis, das ihnen die Situation vor (!) der Behandlung deutlich angenehmer war.
Ein Wort zur Vorsicht möchte ich dennoch mitgeben:
Dieses Wissen über Beziehungen – welches man durch die Transaktions–Analyse – erhält sollte immer verantwortungsbewusst und liebevoll in der Realität umgesetzt werden. Was meine ich damit? Nun, manche Beziehungen existieren nur aufgrund der Kraft der „Spiele“. Wenn einer diese „Spiele“ nicht mehr mitspielen möchte, bedeutet dies oft den Abbruch der Beziehung. So etwas ist nicht immer notwendig und schon gar nicht menschenfreundlich.
Wenn die Besuche bei der Großmutter in der Vergangenheit immer nur das bekannte Spiel „ist es nicht schrecklich?“ ergeben haben, dann ist es nicht unbedingt sehr liebevoll, die Großmutter ab jetzt nicht mehr zu besuchen weil man „ist es nicht schrecklich?“ nicht mehr spielen möchte.
Wie könnte das trainierte Erwachsenen-ICH hier besser reagieren?
Nun, es hat die Wahl: entweder weiter zu spielen oder nicht mehr zu spielen. Aber auch das Spielen in etwas weniger Negatives zu verwandeln oder zu versuchen, über die Spiele zu sprechen mit dem Wunsch, damit aufzuhören.
Wir sind nicht sklavisch an ein schwarz/Weißverhalten gebunden! Wir lernen durch die Transaktionsanalyse dass es mehr gibt als nur gute Beziehung / oder nur schlechte Beziehung….
Es gibt noch viel dazwischen wobei uns unser Erwachsenen-ICH hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Vielleicht hilft hier der Satz: „wenn wir uns vom „bösen“ nicht überwältigen lassen wollen, dann müssen wir das BÖSE mit dem GUTEN überwältigen.
Das aber ist unmöglich wenn wir uns von allen Beziehungen zurückziehen in denen diese Spiele gespielt werden.
Also, rein in die Beziehungen und raus aus den Spielen!