Schriftzug Marcsu Jähn

Raus aus Schuld und Scham – so gelingt das besser!

Es gibt wohl kein schlimmeres Gefühl als sich bei den Menschen wertlos zu fühlen, die einem wichtig sind…

Warum wir uns oft so schuldig fühlen Raus aus den Schuld und SchamgefühlenGefühle können wunderschön und gleichzeitig ungemein quälend sein. Scham ist wie eine Qual! Man ist verlegen, weil man vielleicht etwas Negatives erlebt, oder man wurde in einem Fehler bloßgestellt. Man fühlt sich, als würde die ganze Welt mit ihrem Finger auf einen zeigen… 

Dieses Gefühl der Scham ist wirklich eines der schwierigsten und unangenehmsten Gefühle. Aber Scham und Schuld sind andererseits auch ganz wichtige Empfindungen. Sie ähneln einem Leuchtturm für unsere Beziehungen – der uns zeigt, dass etwas verändert werden muss, oder nicht ganz rund läuft. Für viele ist diese Scham jedoch zu einer echten Blockade und auch zu einem Energievampir geworden.

Ich möchte dir in diesem Beitrag mal zeigen wie so ein typisches Schamgefühl entsteht und mit welchen Schritten ich aus diesem wieder herauskomme.

Teil 1 – Die Entstehung von Scham

Als Erzähler von einer Sache, möchte man logischerweise immer sehr stark, fest und auch sicher rüberkommen. Dennoch sind wir alle in unserem Inneren voller Scham. Diese Gefühle entstehen in unserer Kindheit – sind also sehr früh in unserer Entwicklung angelegt.

Eine wichtige Entwicklungsstufe ist z.B. die Zeit in der wir als Teenager zwischen der Kindheit und dem Aufbruch ins Erwachsenenalter stehen – in der uns unsere Eltern viele Werte mit auf den Weg geben.

Einer dieser Werte könnte zum Beispiel sein: Mach nicht immer das, was die Anderen tun / lauf also nicht immer mit der Masse mit – zieh dich z.B. nicht immer wie die Anderen an… Als Erwachsener findest du diesen Wert / oder diese Lebensweisheit bestimmt auch gut. Fühl dich aber mal zurück in Deine Teenager-Tage. Oft war man da totunglücklich, weil sich doch noch so vieles besonders durch die Kleidung ausdrückte. Zum Beispiel auch die Message: „ich bin Teil einer Gruppe…“ Was geschieht dann, wenn die Eltern dir nicht erlaubten, diese eine besondere Kleidung zu tragen? Diese eine Jeans Marke oder diesen besonderen Rock?

Du kannst bestimmt nachvollziehen, dass es einem jungen heranwachsenden Menschen wichtig ist – bevor er die Möglichkeit hat, sich durch seine Lebensleistung in der Gesellschaft zu etablieren – am Anfang seiner „Lebenskarriere“ erstmal durch seine Kleidung zu zeigen, dass er Teil einer Gruppe ist.

Eine andere Kleidung tragen zu müssen und sich nicht zur Gruppe fühlen dürfen, dass ist oft eine Ursache von Scham – gerade in der Pubertät. Man möchte ja bei anderen – und besonders auch beim anderen Geschlecht – gut ankommen und in der Gruppe dabei sein. Und da schleicht sich dann sehr schnell und auch dauerhaft ein unschönes Lebensgefühl ein: „ich gehöre nicht dazu.“ Du fühlst dich in der Gruppe / in deinem Leben nicht mehr wohl…

So entsteht ein Schamgefühl in Dir… 
Logischerweise können wir hier nicht von einem großen Trauma reden! Denn, Trauma – das Wort kommt aus dem altgriechisch und bedeutet Wunde … Es ist aber trotzdem ein Schamgefühl was einen dauerhaft daran hindert, sich in einer Gruppe wohl zu fühlen… Und das gilt sowohl für Heranwachsende, aber auch für Erwachsene.

Solch ein Schamgefühl sitzt extrem tief in unserer Gefühlwelt … Dieses Gefühl wollen wir nicht fühlen, weil es uns praktisch tief in unserer eigenen Existenz trifft.

Unterschied Schuld und Scham

Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen der Scham und der Schuld. Schuld ist nicht gleich Scham! Wenn ich mich schuldig mache, dann denke ich an ein ganz bestimmtes Verhalten, einen bestimmten Fehler. Ich mache etwas Bestimmtes konkret falsch und diese abgrenzbare Handlung fühlt sich dann schlecht an.

Bei einem Schamgefühl geht es jedoch nicht um eine einzelne Tat. Hier geht es um meine gesamte Existenz… / meine Daseinsberechtigung. Ich habe hier nicht etwas falsch gemacht, sondern ich bin (!) als ganzer Mensch falsch. Und dieses Gefühl: „Ich bin falsch“ dieses Gefühl raubt einem die ganze Lebensenergie. 

Lass uns mal gemeinsam in vier einzelnen Schritten betrachten, wie wir zuerst an dieses Gefühl herankommen und dieses anschließend Schritt für Schritt auflösen können. 

Teil 2 – Schritte, um aus der Scham wieder heraus zu kommen

(1) Schritt – „Es ist OK, dieses Gefühl zu haben“ – Die Anerkennung, dessen was ist.

Es ist ok sich so zu fühlenWie bei den reiferen Abwehrmechanismen gilt auch hier die Regel: Hinsehen und Anerkennen ist der erste und mit der wichtigste Schritt.

Im Gegensatz dazu sind die unreifen Abwehrmechanismen ja – zur kleinen Wiederholung – das Wegsehen / das Abspalten einer Erfahrung.

Und genau das wollen wir mit einer Therapie verändern: Weg vom Abspalten und hin zu einer Coping- / einer Verarbeitungsstrategie.

In dem ersten Schritt – raus aus der Schamgefühls-Falle – geht es also um die Anerkennung und auch die Erkenntnis, dass unsere Scham in einem Moment der Ohnmacht / in der Abhängigkeit in uns entstanden ist – dies können wir nicht oft genug betonen und wiederholen!!!

Fast immer fand dies bereits in unserer frühesten Kindheit statt. In dieser Phase unseres Lebens waren wir von unseren Eltern komplett abhängig (wir waren hier praktisch ohne Macht / d.h. ohnmächtig). Um einen jungen Menschen zu verletzen reichten damals – in dieser vulnerablen Zeit – schon wenige Worte die sich für einen erwachsenen Außenstehenden vielleicht gar nicht so dramatisch anfühlen mögen … Das alles brauchte auch kein schweres Trauma verursacht haben. Für die Entstehung von Scham reichten einige wenige Worte die uns damals jedoch tief in unserer Existenz, unserem eigenen Wesen, unserem Charakter trafen…

Ich denke hier zum Beispiel daran, dass – wenn wir als kleines Kind von einem Menschen, zu dem wir im Grunde genommen eine feste emotionale Bindung haben wollten – immer wieder Dinge hörten wie: „das schaffst du doch sowieso nicht“, „du bist einfach nur dumm“ oder „du kleines Dickerchen“…  Allein solche Formulierungen können schon ausreichen um in uns eine Beschämung auszulösen…

Warum wirken diese Worte so stark?

Nun, weil es sich hier nicht um eine vernünftige Korrektur handelte, sondern um das, was im Wort bereits versteckt ist: einen Schlag (Rat + Schlag) Die Beschämung liegt darum in der Art und Weise WIE der Rat erteilt wurde – die „B-Note“ ist hierbei so wichtig zu beachten. Es ist einfach etwas ganz anderes, wenn ich höre: „Bitte sei doch etwas leiser damit wir schlafen können“ als wenn man uns sagen würde: „du elender Schreihals halt endlich deine Klappe… immer musst du uns durch deine laute Stimme stören…“

Jedes mal wenn etwas gesagt wird was uns als Person tief in unserer Existenz berührt, dann entsteht in uns ein Lebensgefühl von „ich bin komplett falsch“. Da kommt nicht der rationale Gedanke „ich habe etwas falsch gemacht“ – nein! Vielmehr wird dann das gesamte Leben in Frage gezogen und es wird gesagt: „ich bin durch und durch falsch“. Und mit solche einem Lebensgefühl / mit solch einer tiefen Beschämung kann einfach kein Kind leben.

Was tut ein Kind um mit solch einer Scham zu leben?

Das ist jetzt leider etwas sehr Trauriges: Kinder sind in diesem Fall „leider“ sehr kreativ in Ihren Versuchen, irgendwie doch noch von ihrer Umgebung angenommen zu werden. Alle Menschen – und ganz besonders unsere Kinder – brauchen einen emotionalen Kontakt. Dieses Bindungsprogramm ist wie das BIOS in einem PC … Wir können und wollen niemals ohne Bindung durchs Leben gehen. Und das wirklich traurige in dieser Sache ist, dass Kinder sogar bereit sind, für diese Bindung einen sehr hohen Preis zu bezahlen: Um mit der Bezugsperson irgendwie doch wieder in Kontakt zu kommen, sind sie sogar bereit, sich teilweise selbst aufzugeben. Dabei bilden Sie nach außen hin etwas das wir mit einer äußeren zweiten Persönlichkeit beschreiben können.

Eine Art Scheinpersönlichkeit mit der sie 

      • mit der für sie noch so wichtigen Umgebung wieder in Kontakt kommen,
      • und dadurch auch überleben können.

Und mit dieser äußeren zweiten Persönlichkeit – die nichts anderes ist als eine Lüge – kann man dann eine ganze Weile recht gut leben im Sinne von „ich bin wieder Teil einer Gesellschaft…“ Das Traurige hierbei ist nur, dass wir mit dieser äußeren zweiten Persönlichkeit / dieser  Scheinpersönlichkeit – die ja nichts anderes als eine Lüge vor sich selber ist – nie ganz zufrieden oder glücklich sein werden. Wir kommen mit dieser Scheinpersönlichkeit nie zu innerem Frieden oder Geborgenheit.

Warum ist dem so?

Weil die Anerkennung die wir durch bekommen ja nicht unserer wirklichen Persönlichkeit gilt. …
Dies spüren wir dann tief in unserem Inneren. Die Anerkennung gilt einzig und allein der künstlichen Persönlichkeit welche ich als kleines Kind zu meinem Schutz nach außen hin gebildet habe um wieder ein Teil der Umgebung sein zu dürfen.

Hat man dies dann mal erkannt – dann ist das oft ein neuer Grund zur Scham… Denn mein ganzes Lebensgefühl, meine Liebe, die Anerkennung und Bestätigung welche ich bekomme … die gilt ja gar nicht mir! Sie gilt einzig und allein der Persönlichkeit die ich nach außen hin zum Schein / als Lüge / als Bestechung für Zuneigung gebildet habe.

Und was ist die Folge davon?

So etwas kann dann unser Gefühl von: „ich bin nicht richtig“ noch weiter verstärken. Ich habe ja nämlich die ganze Zeit etwas nach außen dargestellt was ich überhaupt nicht bin… und damit bin ich vor meinem inneren Richter wieder mal nichts anderes als ein Betrüger.

Solch eine „innere Bestrafung“ kommt dann noch zu der ersten Scham hinzu und verstärkt diese noch weiter. Die Summe von 1 und 1 sind dann nicht Zwei – das wirkt dann viel stärker im Verbund und ist damit die eigentliche Tragik von dem Schamgefühl.

Wie komme ich aus diesem Dilemma nun heraus?

Der erste Schritt in die richtige Richtung ist auch mit der Wichtigste den Du machen kannst:

Es ist die Anerkennung,

      • dass du damals das Beste aus deiner eigenen Situation gemacht hast.
      • Du hast damals das Richtige gemacht um emotional zu überleben.
      • Du hast in dieser Phase einen inneren Glaubenssatz gebildet der Dir damals geholfen hat zu überleben.

        Ein Glaubenssatz? Ja! Sei Dir nämlich sicher: Jede Beschämung die von außen kommt, verursacht zwangsläufig auch einen Glaubenssatz im Inneren!

So einer könnte z.B. sein:

      • „Ich werde meine Gefühle von nun an für mich behalten und sie nicht mehr im außen zeigen“
      • „Ich werde vielmehr nach außen hin immer der Coole und der Starke sein“
      • „Ich orientiere mich zuerst einmal an dem, was meine Umgebung braucht und erst danach (!)kümmere ich mich um mich selbst.“
      • Ich muss das alles alleine schaffen
      • Ich darf keine Fehler machen
      • Ich kann das nicht, weil ich zu unsportlich, ungeschickt ect. bin…

Solche inneren Glaubenssätze sind typisch für Sätze aus der Kindheit, welche sich unter dem Druck von außen gebildet haben … Aber bevor Du diese heute nun „verteufelst“…  denke bitte daran: gerade sie haben dir damals geholfen, dein Martyrium zu überleben.

Aber – trotz ihrer Wichtigkeit in Deiner Kindheit, solltest Du Dir nun über Folgendes im Klaren sein: Heute brauchst du diese Sätze nicht mehr! Diesen Gedankengang können wir nicht oft genug wiederholen: Heute brauchst Du diese Glaubenssätze nicht mehr!“ Wenn dir dies bewusst ist, … dann bist du schon einen sehr großen Schritt weitergekommen.

Dein ICH signalisiert dir hierdurch nämlich: „Ich möchte mich jetzt noch mal diesem Punkt stellen. Ich werde nun noch einmal diesen Glaubenssatz von allen Seiten betrachten – jetzt aber nicht mehr als Kind, sondern mit der ganzen Erfahrung und der Haltung eines Erwachsenen. Dies ist die wohl wirksamste Vorgehensweise um gegen die Blockade anzugehen, die heute durch den Glaubenssatz von damals entstanden ist“. 

(2. Schritt) Scham ist nichts anderes als ein Gefühl.(2. Schritt) Scham ist nichts anderes als ein Gefühl.

Scham ist in der Regel ein sehr altes Gefühl was sich bereits in der frühesten Kindheit gebildet hat – und wir wissen alle: Gefühle sind schon etwas ganz Spezielles… Das Wort Gefühl / oder Emotion ist dem französischen émotion entlehnt das zu émouvoir (dt. bewegen, erregen) gehört. Lateinisch emovere bedeutet es  herausbewegen / emporwühlen. Gefühle sind also eine E-Motion, eine Gefühlserregung / Gemütsbewegung.

Wir kennen alle diese schönen Gefühle wie zum Beispiel Freude, Begeisterung, ect. Aber auch die dunklen oder belastenden Gefühle wie Trauer, Wut und auch die Scham. Und diese negativen Gefühle möchten wir überhaupt nicht spüren – sie sind ja unangenehm (Sigmund Freud: Lust-Maximierung/Unlust-Vermeidung lassen hier grüßen). Darum versuchen wir alles, um diese nicht wahrzuhaben oder wahrzunehmen

Das Problem an der ganzen Sache ist jedoch – kein Gedanke und erst recht auch kein Gefühl verschwindet so einfach – selbst wenn wir uns noch so sehr darum bemühen, diese zu verdrängen. Rein physikalisch kann man es am besten mit dem medizinischen Nobelpreis aus dem Jahre 2000 erklären. Dies führt jetzt jedoch sehr weit und darum verweise ich auf meinen Vortrag: https://werdewiederstark.de/worte-wirken-wie-medizin-aber-warum/

Vielleicht hilft uns aber mal ein kleiner Vergleich: Gefühle können wir nämlich recht gut mit kleinen Kindern vergleichen … Ein kleines Kind fällt hin und hat sich verletzt. Was macht es dann in der Regel? Zuerst einmal wird es wohl die Umgebung zusammenschreien, auf der Suche nach Bindung / Kontakt und Trost… Wenn ihm dann keine (!) Aufmerksamkeit geschenkt wird (z.B., wenn ihm gesagt wird „stell dich nicht so an“ oder es wird – noch schlimmer – in seinem Schmerz ignoriert) dann wird es in der Regel lauter und lauter bis es endlich gehört wird. 

Wenn die Bezugspersonen darauf jedoch angemessen reagieren, es zum Beispiel auf den Arm nehmen und es trösten… dann dauert es gar nicht mehr so lange. Schon nach kurzer Zeit springt es wieder vom Schoß runter und geht glücklich und zufrieden weiter seine eigenen Wege … Sei Dir sicher, mit den Gefühlen ist es völlig vergleichbar …

Unsere negativen Gefühle verschwinden nicht so einfach, wenn wir versuchen, sie verdrängen! Viel eher nisten Sie sich in unserem Unterbewusstsein ein – da, wo wir sie erst einmal nicht so deutlich wahrnehmen… Das ist am Anfang zwar erst einmal eine gute Sache – auf lange Sicht gesehen ist dies jedoch kontraproduktiv – es gleicht einer Falle! Wie bei einem Partisanenkrieg werden sich diese negativen Gefühle – sobald sie in unserem Unterbewusstsein „geparkt“ wurden“ zuerst einmal unserem Zugriff entziehen um dann später an ganz unangenehmen und für uns völlig falschen Stellen wieder aufzutauchen

Was sollte nun besser getan werden?

Es wäre richtiger, diese Gefühle ehrlich und ohne Widerstand wahrzunehmen und im Körper auch zu fühlen. Glaube mir bitte – dies ist die wirklich beste Möglichkeit, negative Gefühle in dir aufzulösen

Handele so auch mit dem Schamgefühl:

      • Fühle dieses Gefühl in deinem Körper.
      • Stell Dir die Frage, wo du es genau spürst und wahrnimmst… Genau dort sollst du es bejahend fühlen.

Sag ruhig einmal zu diesem Gefühl: „Du darfst da sein – ich nehme dich wahr und ich sehe dich…“ 

Kurz zur Wiederholung

Wenn Dir (1.) bewusst ist, dass du zuerst einmal dir selbst eine Anerkennung aussprechen musst wie zum Beispiel

      • „ich hatte damals als kleines Kind eine Überlebensstrategie ausgebildet“
      • „Ich habe einen Glaubenssatz gebildet einfach um zu überleben“
        Wenn du dieses anerkennt dann hast du bereits großartiges geleistet

Wenn du (2.) das Schamgefühl nicht verdrängst, es erst einmal in deinem Körper zulässt und auch fühlst – wenn du diese zwei Schritte getan hast, dann erst kommt der dritte und auch sehr spannende Schritt: 

(3) Schritt - Welches Bedürfnis steckt eigentlich hinter meiner Scham?(3) Schritt – Welches Bedürfnis steckt eigentlich hinter meiner Scham?

Frage dich: „Welches Bedürfnis steckt hinter deinem Glaubenssatz der sich gebildet hatte …“

In der Jungend wollten wir oft einer Gruppe mit angehören. Wir wollten nicht immer anders sein, sondern wir wollten auch Teil einer Gruppe sein. Es ist das Bedürfnis nach Anerkennung – nach dem gesehen werden – nach dem Anerkennen des eigenen Wertes…

Frage dich darum immer: „Welches Bedürfnis steckt hinter meiner Scham?“ Wofür möchte ich von deiner Umgebung gesehen werden?

      • Wollte ich einfach nur dazugehören?
      • Wollte ich als Person gesehen werden?
      • Wollte ich, dass eine Leistung von mir beachtet wird?

Ich erstelle in meinen Gesprächen in diesem Falle eine Excel-Tabelle mit 100 zufällig ausgewählten Erlebnissen meines Gegenübers. Diese werden dann mit 1 bis 10 bewertet. Danach kommt etwas Spannendes – und zwar die Frage, was hätte passieren müssen, damit sich die Bewertung bei einer 10 befunden hätte. Hierdurch kommt etwas sehr Interessantes auf. Es entwickelt sich allmählich ein Muster was mir wichtig ist, was mich als Mensch in meiner eigenen Bewertung ausmacht. Und je klarer dieses Bild dann wird, desto deutlicher kann dann gegen die eigene Scham gearbeitet werden. 

(4. Schritt) Hol deine Scham an die Oberfläche / bringt sie ans Licht

(4. Schritt) Hol deine Scham an die Oberfläche / bringt sie ans LichtDenke immer daran: das was geschehen ist und die Beschämung verursachte, dies hatte immer auch eine Geschichte drumherum – einen Zusammenhang / einen Kontext. Oft geschah dies in deiner Ursprungsfamilie oder in der Schule – und dann wurde es in der Regel auch noch von einem Menschen ausgelöst, der dir auch sehr wichtig war, von dem du abhängig warst.

Es gibt in diesem Zusammenhang den wichtigen Merksatz: Wir werden durch Gemeinschaft verletzt – jedoch werden wir auch durch Gemeinschaft wieder geheilt. (Martin Buber: Wir kommen nur über das DU zu unserem ICH)

Darum möchte ich dir folgendes raten: Such dir einen Menschen deines Vertrauens. Ein Mensch, bei dem du deine Scham in einem geschützten Bereich ans Licht bringen kannst. Denn, alles was ans Licht kommt und eine Sprache erhält verliert an negativer Kraft… Die Sprachlosigkeit regiert die Angst – Angst verschwindet, wenn wir einer Angelegenheit Sprache schenken…

Du musst dich jetzt nicht unbedingt einem Therapeuten anvertrauen. Es reicht ein vertrauenswürdiger und einfühlsamer Mensch der – und das ist jetzt soooo wichtig – nicht sofort mit irgendeinem superklugen Ratschlag um die Ecke kommt. Es sollte vielmehr jemand sein, der dich wirklich sieht, dich auch wahrnimmt und erst einmal signalisiert: „ich sehe deinen Schmerz und das ist auch okay. So wie du bist – so bist du okay.“ 

Bringst du dein Thema in deine Beziehung hinein wenn du sie erlebst: „du kannst deine Scham wirklich zeigen“ und du gehst aber nicht zugrunde“ du überlebst das“ dann hat genau dies heilende Kräfte. Ich rate Dir also: Bring Deine Scham immer ans Licht – auch als Erwachsener, denn Scham entsteht auch wenn wir schon älter sind …

Stell dir einmal vor du hast eine ganz bestimmte Aufgabe bekommen – nehmen wir als Beispiel einmal eine Grillfeier – Du hast versprochen dich um das Fleisch zu kümmern… Eine Stunde vor der Feier bekommst Du eine Nachricht auf Dein Handy, ob alles mit dem Fleisch okay geht – du aber hast es völlig vergessen… Wie wirst du vielleicht reagieren?

Wirst du deinen Fehler zudecken und noch ganz schnell Fleisch kaufen gehen? Oder wirst du sagen, dass du es vergessen hast und das Beste aus der Situation machen möchtest?

Ich sage dies, weil mir genau das einmal passiert ist. In meinem ersten Reflex wollte ich den Fehler zudecken und ganz schnell noch Fleisch im Markt kaufen. Dann aber habe ich mich umentschieden und gesagt das ich es vergessen habe und wolle nun versuchen, das Beste aus der Situation zu mache und schauen was ich noch besorgen kann… Natürlich hat es bei meinem Gegenüber keine Begeisterungsstürme ausgelöst… Jedoch kamen dann ganz interessante Ideen bei ihm auf, was er noch alles so auf Lager hat und wir hatten eine vollkommen neue Situation geschaffen… Frei nach Haegel: These – Antithese – Synthese… Das war wirklich Heilung für mich das ich die Mut aufgebracht hatte, die Dinge so zu benennen so wie es wirklich war und nicht etwas zu verdecken. Ich war vollkommen frei als ich auf die Party kam und wir hatten sehr viel Spaß mit der neuen Situation – es war der Lacher des Abends 😊

(Zusammenfassung)

Fassen wir die vier Schritte noch einmal kurz zusammen, die uns helfen aus einem Schamgefühl wieder heraus zu kommen:

      1. Die Anerkennung der damaligen Situation
      2. Scham ist ein Gefühl – es muss gesehen werden
      3. Scham entsteht immer aus einem Bedürfnis heraus
      4. Bring deine Scham ans Licht

        (1. Schritt) Erinnere Dich bitte daran: In der Zeit als Kind – als die Situation der Beschämung war – hast du etwas sehr Großartiges geleistet… Du hast praktisch eine Überlebensstrategie gebildet/einen Glaubenssatz der dir tatsächlich über viele Jahre geholfen hat, zu überleben. Aber: diesen Glaubenssatz – diese Scheinpersönlichkeit – brauchst du heute als Erwachsener nicht mehr. Durch die Anerkennung der damaligen Situation kannst du heute erkennen: „Ja! Ich habe durch diesen Satz überlebt ich benötige ihn nun aber nicht mehr.“

      1. Schritt
        Scham ist nicht mehr als nur ein Gefühl. Und was muss mit einem Gefühl gemacht werden damit es weiterziehen kann? Es muss ausreichend und bejahend in unserem Körper gefühlt und darf nicht verdrängt werden.
        Diese ersten beiden Punkte sind echt „Goldwert“ und bringen sehr viel an Heilung
      1. Schritt
        Hier haben wir besprochen, dass es wichtig ist, offen und ehrlich auf sich zu schauen. Welches Bedürfnis steckte hinter dem Schamgefühl?

        Welche Rolle erfüllte das Gefühl? Zeigte es z.B. auf, dass ich Teil einer Gruppe sein wollte? Das ich mich in meiner Person nicht gesehen gefühlt habe?

      2. Schritt
        Hier standen die Beziehungen im Mittelpunkt. 

        Um wirklich effektiv dieses Schamgefühl zu beenden, müssen wir damit offen in unsere Beziehung treten. Erinnerst du dich noch an den Merksatz? Beziehungen verursachen Wunden / genau diese Beziehungen heilen jedoch auch Wunden (Martin Buber).

        Such dir darum einen Menschen, dem du wirklich vertrauen kannst, der sich empathisch in dich hinein fühlen kann und dich nicht sofort mit klugen Ratschlägen zuwirft – sondern einfach nur mal mit dir gemeinsam das Gefühl der Scham fühlt. Wenn du dann merkst, du kannst mit deiner Scham in eine Beziehung treten und du überlebst und du stirbst nicht dadurch – allein dieses Wissen bringt enorm heilende Kräfte in dein Leben.

Ich hoffe sehr, dass dir diese Punkte eine große Hilfe sein werden um dich mit dir selber und deiner Scham tiefer auseinander zu setzen. Jeder Mensch hat in einem bestimmten Ausmaß mit Schuldgefühlen und Schamgefühlen zu tun. Wenn du tiefer an diesem Thema arbeiten, Gelassenheit finden, Vertrauen aufbauen und Kreativität entwickeln möchtest, dann kontaktiere mich auf einer der beiden Webseiten… Ich freue mich auf dich!

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
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Martin Seligman (amerikanischer Psychologe), war 1996 Präsident der APA und bekannt durch seine Studie „erlernte Hilflosigkeit“. 

Seine fast schon stoische Kultivierung von Ressourcen und der Blick auf das Positive sind das Kernmerkmal seiner PERMA-Strategie. Der Fokus liegt hier in der Erforschung von menschlichen Ressourcen, Stärken und Potenzialen und ganz besonders des inneren Wohlbefindens – dem flow… 

Die „Positive Psychologie“ ist keineswegs nur ein Thema für einzelne Personen. Sie wird an vielen Hochschulen und Unternehmen praktiziert. Aber auch der deutsche Bundestag setzte 2010 die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ und 2008 der damalige französische Präsident Sarkozy die „Stieglitz-Sen-Fitoussi-Kommission“ ein, um alternative Wohlstandsindikatoren zu erforschen. 

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