“Das ist halt ein Psychopath!”
Viele gebrauchen diesen Begriff, ohne zu wissen, was man sich darunter konkret vorzustellen hat. Ist ein Psychopath denn immer so negativ wie es sich anfühlt? Sind es nicht auch die oft (zwielichtigen) Persönlichkeiten, welche durch besondere Leistungen auffallen wie …
Es kann sich darum nicht (nur) um ein intellektuelles Defizit handeln (Stichwort: “geistesschwacher Triebtäter”).
Eher ist mit dieser Bezeichnung die moralische Seite gemeint.
Dazu kommen nun die Fachleute mit der Aussage, das es auch das Gegenteil von dominanten und grenzwertigen Naturen gibt
Bei diesen “Opfern ihrer Wesensart” lässt sich der Begriff “Psychopathie” dann nicht mehr so gut als rein negatives Schimpfwort gebrauchen.
Eine Stufe schwieriger wird es, wenn man mal in Ruhe die Lebensgeschichten der Großen dieser Welt aus Politik, Militär, Kunst, Wissenschaft durchforstet.
Das liest sich zeitweise wie die reine Auflistung von “Psychopathologie”,
Sind psychopathische Züge also alle lästig, negativ, und minderwertig?
Entstehen daraus immer unbeherrschte, geltungssüchtige, gemütlose, fanatische, oder wahnhafte Krankheitszüge?’
Oder sind die Psychopathen eventuell das “Salz der Erde” / die Rose im Blumenstrauß / der Antreiber innerhalb der verschiedenen Epochen?
“Persönlichkeitsstörungen, das unbekannte Krankheitsbild” lautet mein erster provozierende Zwischentitel.
Provozierend finde ich ihn deshalb, weil unbekannt können diese Menschen in unserer Gesellschaft ja nicht geblieben sein.
Das bedeutet, im deutschsprachigen Bereich (D/A/CH) leben über10.000.000 Psychopathen bzw. Persönlichkeitsstörungen unter uns.
Müssen wir jetzt alle Angst haben? Nicht wirklich! Denn Persönlichkeitsstörung heißt ja nicht, das alle
Wenn man dieses breite Spektrum der Wesensmerkmale
– von aggressiv-gewalttätig
– bis ängstlich-zurückgezogen
aufzeigt, dann sind die aggressiven Wesensmerkmale stark in der Minderheit,
Die so genannten ängstlich-vermeidenden und instabilen Persönlichkeitsstörungen sind dafür jedoch am häufigsten, doch die tun ja bekanntlich selten etwas.
Deshalb ist man auch bis heute noch nicht zu einem einheitlichen, Klassifikationssystem gelangt.
Trotz großer Bemühungen
Darum können die heutigen Überlegungen (auch meine) morgen bereits überholt sein.
Wenn man von der Persönlichkeitsstörung spricht sollte man sich zuerst auch einmal darüber klar werden, was man unter einer “Persönlichkeit” versteht. 🙂 Darum nun ein kleiner Überblick:
Persönlichkeit – Temperament – Charakter– Persönlichkeit wird in der Allgemeinheit Beispiele: Vielleicht kennst Du den Satz: „Jeder Mensch ist zwar eine Person, aber noch lange keine Persönlichkeit.“ – Die Psychiater und Psychologen verstehen unter einer Persönlichkeit ” nun folgendes:1. die Organisation einer Person in Bezug auf den Charakter, Temperament, Intellekt und Physis (körperliche Gesamt-Beschaffenheit eines Lebewesens). Also die Anpassung an die Umwelt. |
Der Begriff der “Persönlichkeitsstörung” dient heute als Oberbegriff für alle behandlungsbedürftigen Abweichungen der Persönlichkeitsentwicklung.
Die Zahl der einzelnen Untergruppen war vor wenigen Jahrzehnten noch unüberschaubar groß,
… Sie wurde jedoch deutlich reduziert:
Am häufigsten werden aktuell noch folgende 11 Diagnosen verwendet:
Wichtig ist zu beachten….
Dass es auch Persönlichkeitsstörungen gibt
– welcher eher den Psychosen (Geisteskrankheiten wie Schizophrenie) nahe stehen
– dann solche, die nahe der Neurose (z. B. die Charakterneurosen) sind.
– Und natürlich die antisozialen und soziopathischen Persönlichkeitsstörungen mit ihrer entsprechenden kriminellen Energie.
Als Ursache nimmt man
Das führte dann zu dem Begriff der “mehrschichtigen Entstehungsweise”.
Die Persönlichkeitsstörung tritt häufig in der Jugend auf und verblasst oft im mittleren und höheren Lebensalter wieder (aber nicht immer).
Dies alles ist aber abhängig von der jeweiligen Art der Persönlichkeitsstörung:
Heute gilt erstmal der folgende Definitions-Kompromiss:
Eine Persönlichkeitsstörung liegt vor, – wenn durch die Intensität der psychopathologischen Merkmale 1. erhebliche Beschwerden |
Nach wie vor steht jedoch immer noch die Frage im Raum:
Um die Verwirrung etwas herauszunehmen, versucht man
die Vielzahl der Persönlichkeitszüge auf ein paar wenige Dimensionen zu reduzieren.
Bei den so genannten 3-Faktoren-Persönlichkeitsmodellen geht es vor allem um Fachbegriffe wie
Bei den 5-Faktoren-Persönlichkeitsmodellen finden sich Begriffe wie
Und bei dem 7-Faktoren-Persönlichkeitsmodell ist die Rede von
Einige Bemerkungen dazu:
Anders ist es bei den Persönlichkeitsstörungen!!!:
Hier weichen Charakter und Verhalten qualitativ, nicht stark von der Allgemeinheit ab.
Die Unterschiede liegen eher in der Quantität, also in Menge, Zahl und Ausprägung, was die Andersartigkeit der Persönlichkeitszüge ausmacht.
Das heißt:
“Psychopathen sind unbehandelbar”, so lautete damals die Aussage in der Anfangszeit der Psychotherapie.
Allerdings unterschied man bereits von Anfang zwischen
– einer (Erbanlage), was schwer zu behandeln erschien
– und den so genannten neurosen-psychologischen Ansätzen,
Solche Persönlichkeitsstörungen wurden dann als so genannte
– Symptom-Neurosen oder
– Charakter-Neurosen überwiegend psychoanalytisch behandelt.
Wenn sich diese dann als therapie-resistent zeigten, sprach man etwas abwertend von einer Soziopathie.
Inzwischen sieht man das alles etwas gelassener und positiver.
Vor allem setzt man neben der Psychotherapie, auch Medikamente ein.
Schauen wir und nun die Diagnose im Einzelnen an:
4.1. … zuerst die konkrete Differenzierung , d.h. um welche Unterform der Persönlichkeitsstörung handelt es sich.
Dabei muss man aber mit einer oft geringeren Introspektionsfähigkeit des Patienten rechnen, (das bedeutet, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen ist es nicht immer möglich, durch eine “selbst-kritische Innenschau” erkennen zu helfen,
4.2. Wichtig ist deshalb eine Fremd-Anamnese, d. h.
– die gezielte Befragung von Angehörigen
– oder nahen Bezugspersonen,
um die sozialen Konflikte zu erkennen.
4.3. Bei der eigentlichen Untersuchung wird man besonders
Denn es gibt auch körperlich begründbare Persönlichkeitsveränderungen, die man dann nicht durch reine Psychotherapie oder nur durch Psychopharmaka angehen kann, wenn man nicht zuvor die organische Ursache behoben hat.
Bei der Psychotherapie, hängt die Wahl der Therapie
von der Form und
von der Schwere der psychischen Erkrankungen ab.
Die aktuell wichtigsten Therapieformen in dieser Hinsicht sind
Die Dauer einer solchen Therapie ist im Vergleich zu anderen leider sehr lang.
Es geht nämlich um die allmähliche und damit dauerhafte Umgestaltung vieler – oft negativer – Eigenschaften im Bereich des Erlebens, Befindens und sozialen Verhaltens – und das kostet eben deutlich mehr Zeit.
Dabei unterscheidet man mindestens 2 Gruppen persönlichkeitsgestörter Patienten:
Hier fallen dann Fachbegriffe wie
– zwanghafte, dependente, vermeidende, schizoide, depressive oder masochistische Persönlichkeiten.
Bei dieser Gruppe wird man psychotherapeutisch vor allem versuchen Hemmungen und überzogene Selbstkritik
Diese Patienten müssen in der Psychotherapie lernen
In allen Fällen muss die Therapeut-Patient-Beziehungen besonders gut “funktionieren” (was zwar in jeder Psychotherapie die Grundlage ist, bei solch “schwierigen” Klienten, wie im Falle einer Persönlichkeitsstörung aber ganz besonders).
Manchmal können auch Paar-Gespräche hilfreich sein, besonders, wenn sich die Probleme auf die Partnerschaft konzentrieren.
Gut geeignet sind für viele Patienten die Gruppentherapien.
Das Stichwort lautet: “Am Beispiel-Lernen.
In solchen Gruppen-Runden kann es auch mal etwas robuster zugehen:
Die Heilungsaussichten sind gerade bei Persönlichkeitsstörungen noch individueller zu beurteilen als es bei anderen psychischen Störungen der Fall ist. „Also von Fall zu Fall“….
– Gute Heilungschancen haben die histrionischen (damals hysterisch genannten), zwanghaften, dependenten und vermeidend–selbstunsicheren Persönlichkeitsstörungen. Unter den heutigen verbesserten Therapien immer mehr auch die Borderline– und narzisstischen Persönlichkeitsstörungen.
– Weniger günstig sind die Möglichkeiten bei den schizoiden, paranoiden, schizotypischen und besonders bei den antisozialen Persönlichkeitsstörungen.
Die Heilungschancen werden nochmals besser, je früher die Patienten in der Therapie bereit sind,
Dieser Leidensdruck (wenn Du erst mal tief im Dreck liegst) führt in vielen Fällen
Das heißt aber auch, dass häufig mit entsprechend negativen Emotionen „bezahlt“ werden muss,
Doch genau diese Symptome sind später in der Behandlung der Treibstoff / die Motivation in der Therapie und verbessern die Heilungsaussichten.
Besonders bei den psychogenen (den scheinbar seelisch ausgelösten) Störungen scheint es zuerst nicht einzuleuchten, mit Medikamenten (“Chemie”) einzugreifen.
So wurde es vor allem früher gesehen – und auch entsprechend praktiziert.
Inzwischen aber weiß man: Damit vergibt man zumindest einen Teil des möglichen Behandlungserfolgs, und der ist gerade bei Persönlichkeitsstörungen extrem mühsam zu erreichen.
Die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass es im Grunde
– keine absolut “reine”, seelisch zu interpretierende Störungen gibt.
Die Erklärung hierfür:
⇒ Wie soll man sich auch anders die geistigen und emotionalen Funktionen erklären, als über die Schiene biochemischer Prozesse im Gehirn?
Für die organischen Funktionen leuchtet das ja noch ein:
Wenn ein Muskel bewegt werden soll, ist das nur über einen Nerven-Impuls möglich, der in der Regel vom Gehirn selber kommt.
Der Beweis ist einfach: Wenn die zentral-nervösen Strukturen im Gehirn nicht mehr funktionieren, dann geschieht nichts mehr, der Muskel ist gelähmt.
Vergleichbar kann man dies bei kognitiven und emotionalen Funktionen sehen, also bei Geist und Emotion.
Hier ist es zwar komplizierter:
Aber die Leistung,
Und dafür sieht man heute vor allem die so genannten Neurotransmitter, also Überträger- oder Botenstoffe als zentral entscheidend an.
Im Grunde genommen ist dieses Wissen alt, nämlich rund 100 Jahre. Es basiert gerade bei den Persönlichkeitsstörungen auf der Überlegung,
auch um biologisch fundierte Zustände handeln müsse,
Man war damals der Meinung, dass viele Persönlichkeitsstörungen oder Psychopathen eigentlich unvollständige Ausprägungen der beiden großen Gruppen endogener (von innen kommender) Krankheiten anzusehen sind,
Deshalb schlug man schon früh den Einsatz von Psychopharmaka vor,
Tatsächlich ist die pharmakologische Behandlung von Persönlichkeitsstörungen heute Standart.
Sie ist keine(!) Konkurrenz zur Psychotherapie.
Eher das Gegenteil ist der Fall:
Natürlich muss sie – wie überall sonst auch – kritisch beurteilt werden in Bezug auf
Deshalb ist man mit Beruhigungsmitteln vom Typ der Benzodiazepin-Tranquilizer gerade bei Persönlichkeitsstörungen eher zurückhaltend,
Diese sollten maximal zur raschen Angstlösung und Aggressionsmilderung in Krisensituationen eingesetzt werden.
Keine Suchtgefahr besteht dagegen bei Antidepressiva.
Das gleiche gilt für die antipsychotischen Neuroleptika,
Die paranoide (wahnhafte) Persönlichkeitsstörung zeigt sich
– Beschwerdebild:
Menschen mit paranoider Persönlichkeitsstörung
fühlen sich dauernd angegriffen,
Die Folge von alledem ist eine dauerhaft strapazierte Aufmerksamkeit mit chronisch psychischer Anspannung, … Und in der Folge kommen die Erschöpfungszustände (“wer hält das schon aus, ständig diese Anfeindungen und Schikanen”).
– Behandlung:
– In der Therapie versucht man zuerst eine offene, vertrauensvolle Beziehung herzustellen und in einem für den Patienten sicheren Rahmen die Neigung zur Fehlinterpretationen anzusprechen.
(“ich bin ganz ruhig, Kritik kann mir nichts anhaben”).
Die schizoide Persönlichkeitsstörung (schizoid, also einem schizophrenen Krankheitsbild ähnlich) äußert sich vor allem
– durch soziale Kontaktschwäche sowie eingeschränkte gemütsmäßige Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit.
– Beschwerdebild:
Das schizoide Verhaltensmuster ist zwar auch durchgängig, wie es bei allen Persönlichkeitsstörungen vorkommt,
– dafür ist es deutlich schwächer ausgeprägt als bei den so genannten schizotypischen / schizophrenen Formen.
– Problematisch wird die Verbindung aus schizoider und antisozialer Persönlichkeitsstörung. Hier kann die Verbindung aus sozialer Bindungsschwäche und der Mangel an Empathie (Einfühlungsvermögen) verheerende Handlungen provizieren.
– Behandlung:
Therapeutisch gelten bei Behandlung der schizoiden Persönlichkeitsstörung ähnliche Bedingungen wie bei der schizotypischen Störung.
Schizoide Patienten profitieren am ehesten von den Vorteilen einer Gruppentherapie.
Da sie aber relativ selten in soziale Konflikte verwickelt sind und kaum Leidensdruck äußern, kommen diese Persönlichkeitsstörungen nur selten in eine Therapie.
Die schizotypische (oder schizotype) Persönlichkeitsstörung zeigt sich durch folgendes
– Beschwerdebild:
– Eigentümlichkeiten des Denkens,
– der äußeren Erscheinung
– des Verhaltens
– Defizite in den zwischenmenschlichen Beziehungen.
Dabei fallen enge Verbindungen mit den schizophrenen Psychosen auf, und zwar sowohl im Erscheinungsbild als auch in der erblichen Belastung.
Dies hat sich durch verschiedene Adoptionsstudien bestätigt.
Enge Beziehungen und damit auch diagnostische Überlappungen gibt es vor allem mit der Borderline-Persönlichkeit.
– Behandlung:
Ähnlich wie bei der paranoiden und schizoiden Persönlichkeitsstörung geht es auch hier erst einmal um den vorsichtigen Aufbau einer tragfähigen Beziehung.
Das ist in diesem Fall besonders schwierig, denn die schizotypischen Persönlichkeitsstörungen zeigen den stärksten Beeinträchtigungsgrad auf, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich.
Dabei ist vor allem die ausgeprägte Angst vor Nähe und Bindung zu berücksichtigen.
So kann die Therapeut-Patient-Beziehung nur langsam intensiviert und der Kontakt nur allmählich enger werden.
Medikamentös sind vor allem antipsychotisch wirksame Neuroleptika gefragt.
In Einzelfällen wird man auch auf bestimmte Antidepressiva (trizyklische, MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer) und SSRI-Antidepressiva) zurückgreifen,
Wichtig ist aber in der Therapie auf mögliche überschießende (Gegen-) Reaktionen zu achten.
Verhaltenstherapeutisch
geht es bei den schizotypischen Persönlichkeitsstörungen vor allem
Die antisoziale Persönlichkeitsstörung (früher Soziopathie genannt) lässt sich mit am sichersten diagnostizieren.
Das liegt an ihrem häufig sehr eindrucksvollen (negativ auffallenden)
– Beschwerdebild:
Zusätzliche Probleme, entstehen oft durch den gleichzeitigen Missbrauch von Alkohol, Rauschdrogen, Tabak und Medikamenten. Die Heilungsaussichten sind deshalb in aller Regel ungünstig.
– Behandlung:
Therapie wird häufig im Rahmen von Vollzugsanstalten oder in der forensischen Psychiatrie durchgeführt
Medikamentös gibt es für antisoziale Persönlichkeiten keine speziellen Therapievorschläge.
Reizbarkeit und Aggressivität werden – soweit möglich – durch antipsychotische Neuroleptika und die Phasenprophylaktika Lithium und Carbamazepin (leicht) gebessert.
Das eigentlich antiepileptisch zum Krampfschutz eingesetzte Carbamazepin wird i.d.R. dann empfohlen, wenn sich im Hirnstrombild (EEG) bei Patienten mit antisozialer Persönlichkeitsstörung eine so genannte Temporallappen-Schädigung feststellen lässt
(Schädigungen im Temporal- oder Schläfenlappen des Gehirns sind für eine ganz besonders auffällige und manchmal ungewöhnliche Form der Epilepsie verantwortlich,
Verhaltenstherapeutisch
ist bei den antisozialen Persönlichkeitsstörungen eine Erkenntnis von nachteiliger Bedeutung, die sich auch nicht einfach so “wegtrainieren” lässt, zumindest bei dem überwiegenden Teil der Betroffenen:
Diese “Soziopathen” sind durch Strafreize
Es läuft hier immer wieder auf eine Kombination aus
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (engl.: borderline = Grenzlinie, eine fließende Krankheits-Grenze zwischen Psychose (Geisteskrankheit) und rein seelisch bedingter neurotischer Störung) ist diagnostisch zu einer extrem unscharfen, vielschichtigen Sammel-Kategorie geworden – begleitet von vielen Fehldeutungen und Irrtümern.
Dass man in der APA und WHO diese übergeordnete Kategorie der Persönlichkeitsstörungen ins Gespräch bringt, hat sogar zu noch mehr Verwirrung als Klarheit beigetragen.
– Beschwerdebild:
Die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung (APA) beschreibt Borderline
Es handelt sich um
Es besteht eine enge Beziehung
– zu den Gemütsstörungen (affektiven Störungen wie Depressionen und Manie)
– sowie zu den schizophrenen Psychosen.
– Und im Persönlichkeitsbereich fallen immer wieder Überschneidungen auf mit den schizotypischen, histrionischen (früher hysterischen) und antisozialen Persönlichkeitsstörungen.
– Behandlung:
Die Therapieerfolge halten sich zwar noch in Grenzen… jedoch werden diese immer sichtbarer!!! Es gibt bereits einige wenige Borderline-Spezialstationen.
Die besten Erfolge hat man
Ein spezifisches Behandlungsprogramm ist beispielsweise die so genannte dialektisch-behaviorale Therapie (DBT), in der man verschiedene verhaltenstherapeutische Modelle und Methoden kombiniert.
Das für Borderline-Patienten typische “Schwarz-weiß-Denken” wird bei dieser Therapie vor allem
Spezifische Behandlungs-Ansätze in der Einzel- und Gruppentherapie
Bei den Therapeuten ist eine ständige “Wachsamkeit” geboten, – die zwar “verstehende Nähe” erlaubt, gleichzeitig aber klare Grenzen setzen müssen.
Besonders dem bekannt manipulativen Verhalten der Borderline-Patienten muss widerstanden werden:
Medikamentös geht man bei Borderline-Patienten sehr vorsichtig vor.
Die histrionische Persönlichkeitsstörung (vom lateinischen: histrio = Schauspieler, Gaukler) war früher als die Hysterie bekannt. Hysterisch heißt heute histrionisch.
Kurz-Definition:
Jetzt ein etwas ausführlicheres Beschwerdebild, um das – recht schillernde – Phänomen der “Hysterie” etwas konkreter zu beschreiben:
– Neigung zu dramatischen Auftritten, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen;
Sie imponieren anfangs durch ihren Enthusiasmus und schlüpfen gerne in die Rolle einer “Stimmungskanone”.
Wenn sie die Aufmerksamkeit zu verlieren drohen, können sie Zuflucht zu dramatischen Reaktionen nehmen indem sie:
– Geschichten erfinden, eine Szene machen.
Bei Vorgesetzten, hohen Persönlichkeiten oder dem Therapeuten
– Ihr Auftreten und Verhalten ist in sexueller Hinsicht oft unangepasst / provozierend bis hin zu verführerisch.
– Dies betrifft nicht nur Personen, an denen die Betroffenen ein sexuelles Interesse haben, sondern auch andere zwischenmenschliche, soziale oder berufliche Beziehungen.
– Zur Aufmerksamkeits-Zentrierung auf die eigene Person wird konsequent die eigene Erscheinung eingesetzt, d. h. man versucht unaufhaltsam durch entsprechendes Auftreten zu beeindrucken.
– Der Sprachstil ist übertrieben ausdrucksreich bis “blumig”, und wenig detailliert.
– Charakteristisch ist eine Neigung zur Dramatisierung, zu theatralischem Auftreten und übertriebenem Gefühlsausdruck.
Beispiele: exaltierte (überspannte, überschwängliche) Begrüßungszeremonien, unkontrollierte Weinkrämpfe bei banalen Anlässen, auch Wutausbrüche u.a.
Dies alles ist so schnell “an- und ausschaltbar“, dass umgehend der Gedanke in der Umgebung aufkommt, diese Gefühle sind nur “strategisch” / vorgetäuscht.
– Hohe (Beeinflussbarkeit), d. h. Standpunkte und Gefühle können leicht von anderen oder der Mode beeinflusst werden.
– Sie sehen ihre Beziehungen persönlicher und gemütsintensiver (bis zur “Gefühlsduselei”) und flüchten, wenn sie sich enttäuscht sehen, in romantische Phantasien.
– Behandlung:
(1) Psychotherapeutisch
Ähnlich wie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung muss der Therapeut auch hier ständig aufpassen,
(2) Medikamentös sollte man sich bei histrionischen Persönlichkeitsstörungen zurückhalten.
Bei der Sonderform der so genannten “hysteroiden Dysphorie” (also einer ständigen Miss-Stimmung dieser Patienten)
Narzissmus ist eine Mischung aus
– Selbstverliebtheit,
– Selbstbezogenheit,
– Selbstbewunderung und damit Egoismus.
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung zeigt darum folgendes
– Beschwerdebild:
Die modernen Definitionen sprechen
Folgende Kriterien werden als wesentlich erachtet:
Ein spezielles Problem ist
Durch ihre Art viel zu fordern und wenig zu geben, sind narzisstische Persönlichkeiten in ihrer Umgebung wenig beliebt, was dann auch einen Teufelskreis anheizt.
– Behandlung:
Es handelt sich also um eine problematische Charakterstruktur, die – wenn überhaupt – am ehesten durch gezielte psychotherapeutische Maßnahmen beeinflusst werden kann.
Wegen der geringen Frustrationstoleranz (raschen Kränkbarkeit) der Patienten
Hier muss man dann auch rasch herausfinden
– wie viel Konfrontation (d. h. die problematischen Wesenszüge herausarbeiten und damit konstruktiv zu ändern versuchen) und
– wie viel stützende Zuwendung nötig/möglich sind – je nach Belastbarkeit.
Medikamentös
sollte man eher zurückhaltend sein.
Bei der vermeidend-selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung (auch ängstliche vermeidende Persönlichkeitsstörung genannt) handelt es sich um Menschen,
– die aus Angst vor Zurückweisung oder Kritik jegliche zwischenmenschliche Kontakte meiden bzw. nur dann eingehen, wenn sie sich sicher sind, dass sie Erfolg haben oder zumindest akzeptiert werden.
– Beschwerdebild:
Zwar dominiert der “größte Wunsch in meinem Leben” im Sinne von “mehr Zuwendung durch andere”,
Unbekannte Aufgaben nehmen sie nur widerwillig auf sich, selbst wenn sie anderen als alltäglich bis harmlos erscheinen,
– weil sie die Furcht vor Fehlern als so unüberwindlich empfinden, dass sie solche “Fehltritte” dann auch tatsächlich begehen bzw. – als fatale Schlussfolgerung – lieber erst gar nicht antreten.
Dies alles führt zum Vermeiden sozialer oder beruflicher Aktivitäten,
– zum Austrocknen zwischenmenschlicher Kontakte aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Zurückweisung. Und schließlich zu Einschränkungen im Lebensstil, der zuletzt nur noch von dem überzogenen Bedürfnis nach Sicherheit geprägt ist.
– Bei der vermeidend-selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung gibt es viele Ähnlichkeiten und Parallelen zu einer vergleichbaren Angststörung, — der sozialen Phobie.
– Behandlung:
Patienten mit einer vermeidend-selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung würden diesen Teufelskreis natürlich gerne durchbrechen,
stehen aber durch ihre Wesensart der dafür notwendigen therapeutischen Beziehung im Wege,
Deshalb empfiehlt sich zunächst eine Einzeltherapie,
Dominieren ängstlich-depressive Verstimmungen, kann (!) man im Einzelfall auch Medikamente erwägen, vor allem Antidepressiva.
Dependent kommt vom lateinischen dependere = abhängen und bedeutet Abhängigkeit. Eine dependente Persönlichkeitsstörung, auch als abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung bezeichnet,
Deshalb sind Menschen mit einer depentenden Persönlichkeitsstörung auch nur wenig bereit, Selbstverantwortung zu übernehmen, selbst wenn man ihnen dazu den Weg ebnet.
In der Zweierbeziehung besteht vor allem eine ständige Angst vor Verlust bzw. allein gelassen zu werden.
– Behandlung:
Diese für die zwischenmenschliche Durchsetzungsfähigkeit negativen Grundeigenschaften sind aber erst einmal günstig, wenn es um die Aufnahme einer therapeutischen Beziehung geht.
Die Betroffenen sind freudig bereit, sich helfen zu lassen, ja anpassungsfähig und zuverlässig, was die Bedingungen einer Psychotherapie anbelangt.
Die Gefahr besteht allerdings darin, dass der Patient durch die Behandlungssituation in ein neues Abhängigkeitsverhältnis gerät!!!
Das eigentliche Behandlungsziel ist deshalb die Verbesserung von Selbstvertrauen und Autonomie.
Allmählich gilt es die positiven Züge der dependenten Persönlichkeitsstörung zu nutzen,
Hilfreich sind Rollenspiele und Selbstbehauptungs–Training, wobei man langsam von der Einzelbehandlung über die Einbeziehung des Partners bis zur Gruppentherapie gelangen sollte.
Medikamente sind nur selten nötig,
Die zwanghaften Persönlichkeitsstörungen (auch anankastische Persönlichkeitsstörungen genannt) zeigen viele Parallelen zu den selbstunsicheren und abhängigen, kurz asthenischen Formen.
Sie nehmen jedoch wegen ihres besonderen Leidensbildes eine Sonderstellung ein.
– Beschwerdebild:
Das wichtigste Merkmal ist eine dauerhafte Neigung zu Perfektionismus und damit zu Unflexibilität.
Es besteht ein Hang zu Zwangsstörungen, Depressionen und manchen schizophrenen Beeinträchtigungen.
Ihre Vorliebe für “Produktivität” geht auf Kosten von Genussfähigkeit / Freude und vor allem zwischenmenschliche Beziehungen.
– Dazu sind sie häufig pedantisch, übertrieben, angepasst, und sogar stur, falls andere ihren eigenen Lebensstil praktizieren wollen.
Und dies bis hin zu sich grenzwertig aufdrängenden unerwünschten Gedanken oder Impulsen, wie sie bei der eigentlichen Zwangsstörung typisch sind.
– Behandlung:
Meist verhaltenstherapeutische Trainingsprogramme zur Verbesserung der sozialen Fähigkeiten.
Bei zusätzlichen Zwangssymptomen empfehlen sich spezielle Desensibilisierungs-Techniken.
Kognitive Therapieverfahren sollen vor allem die so genannten dysfunktionalen Denkschemata durch flexiblere Muster ersetzen.
Es wird versucht, das Gemütsleben der oft sehr rational bestimmten und häufig zu Schuldgefühlen neigenden Patienten zu stärken.
Medikamentös können
– vor allem wenn sich offenkundige Zwangsstörungen in den Vordergrund zu schieben drohen – die so genannten SSRI-Antidepressiva zusätzlich hilfreich sein
Sie ist ein tiefgreifendes und beständiges Gefühl von
Die Betroffenen sind übermäßig ernst, humorlos und unfähig zu genießen.
Sie neigen zum Grübeln, zu ständiger Sorgenbereitschaft und zu einem pessimistischen zermürbenden Gedankenkreisen und Problem-Grübeln.
Das hat in zwischenmenschlicher und beruflicher Hinsicht gravierende Folgen
In Wirklichkeit droht hier die Konsequenz einer sich ständig selbst erfüllenden Prophezeiung.
Ein entscheidendes Grundproblem ist ihre strenge, unflexible (über-)kritische und negativistische Fremd- und Selbst-Beurteilung, die sich vor allem
Menschen mit einer depressiven Persönlichkeitsstörung, so der bisherige Verdacht,
Dies ist besonders dann ernst zu nehmen,
ist ein tiefgreifendes Muster
Unter negativistisch versteht man
Menschen mit einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung
Dieses Verhaltensmuster, einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung, findet sich aber auch bei zahlreichen anderen Leidens- und Krankheitsbildern:
Es bleibt abzuwarten, ob die zuständigen Institutionen (die APA / die WHO) sich eines Tages entscheiden, daraus ein eigenes, selbstständiges Krankheitsbild zu definieren.
Wie gesagt, Persönlichkeitsstörungen liegen häufig im Grenzbereich zwischen einem gesunden und einem gestörten Seelenleben.
Die Übergänge sind oft fließend
Um den Persönlichkeitsstörungen gerecht zu werden – sollten wir das grundsätzlich Negative dieser Wesensmerkmale einmal aus dem öffentlichen Meinungsbild über Persönlichkeitsstörungen herausnehmen.
Es gibt nämlich auch starke Vorteile. An Beispielen mangelt es nicht, nämlich dann,
“In Krisensituationen sind es häufig die „Alltags-gestörten“ welche aktiv die Dinge anpacken …”
Deshalb muss man einräumen,
Bei den Persönlichkeitsstörungen spielen häufiger als bei den meisten anderen psychischen Leiden schwierige Lebensentwicklungen mit entsprechenden (krankhaften) Reaktionen eine Rolle,
Das heißt: Fortschritte in der psychiatrischen Therapie der Persönlichkeitsstörungen werden sich in Zukunft am ehesten aus
Und das prägt dann auch die Therapie, die im Rahmen eines Gesamt-Behandlungsplans
Darin liegt dann auch die Chance für die Betroffenen und ihre Angehörigen und auch Freunde, Nachbarn, Berufskollegen u.a. Erleichterung zu finden.
Denn gerade Persönlichkeitsstörungen sind seelische Erkrankungen,
Wir gehen noch sehr spannenden Zeiten entgegen!
Ein Buch, das praxistauglicher kaum sein kann. Persönlichkeitsstörungen sind aufgrund der Instabilität an Komplexität praktisch nicht zu überbieten. Darum machen viele Psychotherapeuten auch einen Bogen um die Therapie hiervon Betroffener. Nicht so der Psychiater Jerold Kreisman der sein Leben der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung gewidmet hat. Das Lesen dieses Buches hat mich zu meiner U.M.W.E.G. inspiriert.
Aufgrund der vielen Praxisfälle kann man die Affekte und Symptome besser verstehen. Die vielen Tipps für den Umgang mit den Betroffenen sind eine echte Hilfe und nehmen einem die Wut und Aggressionen, die oft im Kontakt mit dieser Krankheit entstehen und erzeugen vielmehr Verständnis und Mitgefühl.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus