Schriftzug Marcsu Jähn

Was tun bei einer Trennung? – Teil 3 – Grenzen setzen und Grenzen achten

Wir alle sind umgeben von Grenzen und ja, wir stoßen auch immer wieder an diese an. Es sind oft die Grenzen von unserer Geduld, von unseren finanziellen Mitteln aber auch von unserer körperlichen Kraft oder unserer Leistungsfähigkeit. Die Vorteile vom Grenzen setzen

Grenzen finden wir überall um uns herum: Auf der Arbeit mit unseren Vorgesetzten, Kollegen, Kunden. Dann aber auch im privaten Bereich bei unserem Partner, den Eltern und den Kindern. 

Durch die Grenzen wird uns eins immer wieder deutlich: es geht hier nicht mehr so weiter wie bisher! Aber etwas sehr Gutes passiert dann auch bei uns: erst dann – wenn wir an den Grenzen anstoßen – fangen wir auch an nachzudenken: Wir denken nach, was für Lösungen und Strategien es gibt und bemühen uns dann, wieder in das Handeln zu kommenGrenzen holen uns also aus einer Passivität in eine Aktivität hinüber. Das ist schon mal mehr sehr positiv.

Du bist aber nicht der einzige Mensch mit Grenzen… Mindestens genauso oft wie wir selber an Grenzen stoßen werden nämlich auch unsere Grenzen von Anderen / von Außenstehenden überschritten. Das wird nicht immer sofort bemerkt und in vielen Fällen gehen wir auch dagegen nicht an. Das ist auch nicht immer notwendig denn oft passiert diese Grenzüberschreitung nicht mit einer bösen Absicht. Trotz allem verbirgt sich dahinter jedoch eine nicht zu unterschätzende Gefahr: 
Zitat Alfred Preuß: „Wer es ständig zulässt, dass seine Grenzen überschritten werden, wird fliehen oder krank werden.“

Auch unser Immunsystem setzt GrenzenNehmen wir mal wieder einen Vergleich: Nach dem Gehirn ist unser Immunsystem wohl das komplexeste System in unserem Körper. Unser Immunsystem verteidigt unseren Körper permanent gegen unzählige gefährliche Gegner, die von außen auf uns einwirken. Und in seinem Verteidigungskampf bedient es sich sowohl sehr eleganter als auch hocheffektiver Waffen. Lass uns den Vergleich mit dem Immunsystem in diesem Beitrag einmal mit dem Setzen und Verteidigen von Grenzen weiter vertiefen. In Teil 2 dieser kleinen 5-teiligen Reihe habe ich gezeigt, dass wir durch unsere Werte einen gewissen Fixstern in unserem Leben haben. Kommt von außen eine Bedrohung – z.B. eine Trennung von einem geliebten Menschen – dann sind meine Werte und mein Sinn im Leben in Gefahr.

In diesem Teil 3 geht es nicht in erster Linie um den Aufbau meiner Werte, sondern um deren Verteidigung. Allein die Verteidigung hilft mir, stärker zu werden. Mit diesem Beitrag möchte ich Dir also zeigen, dass der Spruch: „Was mich nicht umbringt macht mich härter“ eine gewisse Daseinsberechtigung mit sich bringt.

Vergleich mit unserem Immunsystem: Wir unterscheiden grundsätzlich erst einmal zwei Arten unseres Immunsystems:

      • Das uns angeborene Immunsystem und
      • Das im späteren Leben erworbene Immunsystem.

Das angeborene Immunsystem sind z.B. Die Haut als Schutzbarriere und die Immunzellen (z.B. Makrophagen). Wir können dieses angeborene Immunsystem mit unseren inneren „Naturwerten – unserem Gewissen – unseren inneren 10 Geboten“ vergleichen.

Dann kommt nun das erworbene Immunsystem: Dieses erworbene Immunsystem lernt mit der Zeit dazu und seine Zellen spezialisieren sich mit der Zeit und mit jeder einzelnen Attacke immer mehr. Wenn es dann einen Erreger / einen Angreifer erfolgreich bekämpft und eliminiert hat, bildet es sogenannte „Gedächtniszellen.“ Dringt anschließend ein bereits bekannter Erreger nochmals in unseren Körper ein, dann können sich diese „Gedächtniszellen“ deutlich schneller aktivieren lassen – denn … Geschwindigkeit und schnelles Handeln sind hier ein klarer Vorteil. Durch das klassische Impfen entstehen diese „Gedächtniszellen und sorgen dafür, dass wir die Röteln, Masern oder Windpocken nur einmal bekommen.

(1) Grenzen sind immer etwas Persönliches

 

Grenzen sind wie die Visitenkarte unserer Persönlichkeit! Sie sind uns so eigen / so Unikat wie du es nur selber sein kannst. Diese Grenzen haben nämlich immer etwas mit unserer eigenen Entwicklung und unseren eigenen Erfahrungen und Erlebnissen in unserer ganz persönlichen Umgebung zu tun. Bestimmt kannst du es darum auch gut nachvollziehen, dass die Grenzen des Anderen auch seine ganz persönliche Angelegenheit darstellen und sich von Deinen Grenzen deutlich unterscheiden können.

Und trotz all diesem Wissen fällt es uns oft sehr schwer über die persönlichen Grenzen eines anderen nicht (!) zu urteilen. Das trifft sowohl auf unsere Eigenen, als auch auf die des Gegenübers zu. Nehmen wir mal das typische Beispiel aus dem beruflichen Alltag:

Du sitzt im Büro, der Chef kommt mal wieder kurz vor Arbeitsende mit einem Haufen Akten an und verkündet: „Diese Akten müssen noch bis morgen bearbeitet werden – sie werden dringend benötigt.“ Natürlich nimmst du sie an, im Gedanken, dass Dir doch einer der vielen Kollegen helfen wird – aber keiner bleibt… Du bist mal wieder alleine mit der Arbeit. 
Wenn Dir das bekannt vorkommt, dann solltest du dich mit dem Thema „Grenzen setzen“ weiter befassen.

Oder wir nehmen die Grenzen in der Partnerschaft:

      • Hast Du das Gefühl. Dass andere Dich immer nur ausnutzen?
      • Du bist vielleicht derjenige der andauernd in die Beziehung investiert und der andere eher nicht…
      • Du steckst immer nur ein, du bist ständig bereit deine Fehler zuzugeben – der andere eher nicht
      • Du lässt Deinem Partner immer alles durchgehen …

(2) Persönliche Grenzen dienen in erster Linie unserem eigenen Schutz – aber auch zum Schutz meiner direkten Umgebung

Grenzen sorgen dafür, dass wir selber nicht überfordert werden oder uns überfordern. Sie helfen uns, dass wir uns mit unserer Meinung dem Partner gegenüber gewissermaßen durchsetzen können. Aber oft fällt es uns schwer unsere Grenzen gegen den Widerstand des ach so geliebten Partner zu verteidigen. Manchmal sind wir uns auch unserer eigenen Grenzen gar nicht so deutlich bewusst. Dann reagieren wir eher undeutlich und haben außerdem noch Schwierigkeiten unsere Werte, unsere Transzendenzen / unsere Ziele mit Worten und einer deutlichen Körpersprache zu unterstreichen. Und dabei kommt gerade in der wortlosen Kommunikation dem Thema Grenzen setzen in einer Partnerschaft eine ganz ganz große Bedeutung zu.

Mal ein paar Beispiele für persönliche Grenzen:

 – ich möchte im Außen bei anderen nicht sofort geduzt oder berührt werden

– ein Kollege unterstützt dich nicht bei deiner Aufgabe, weil er selber gerade beruflich voll eingespannt ist.

– Du möchtest einem Bekannten nicht zum wiederholten Male Geld leihen

– du machst bei einem Bungee-Jumping nicht mit

In der Partnerschaft:

– du reagierst vielleicht aggressiv, wenn dein Partner eine Entscheidung fällt ohne es mit dir vorher abzusprechen

– Dein Gegenüber sagt „Ja“ meint aber „Nein“ – ein sehr häufiges Problem.

Fragst Du Dich des Öfteren: 

– Was genau ist es denn, was mir persönlich zu weit geht?

– Wodurch fühle ich mich wirklich eingeengt?

– Wann wird mir bewusst, dass ich mich endlich auch mal selber verteidigen muss?

– Wann genau fühle ich mich hinterher schlecht? Vielleicht weil ich gerade etwas getan oder zugelassen habe was ich eigentlich gar nicht wollte – mich aber nicht getraut habe deutlich zu kommunizieren?

Du siehst, immer und überall treffen wir bei dem Wort „Grenzen“ auf das Wort „Kommunikation“.

Das Wort „Kommunikation“ hat auch die Bedeutung von

      • Informationen austauschen
      • In Kontakt treten
      • Sich mit jemanden Verständigen (also sich verstandesmäßig zu unterhalten)

Kommen wir kurz zu unserem Immunsystem – unserem allerbesten Vorbild in „Grenzen setzen“. Wir können unserem Immunsystem gegenüber nicht dankbar genug sein, dass es in uns ohne Unterbrechung arbeitet und unsere Grenzen verteidigt.  In unserem Körper leben unfassbare viele Bakterien – wir sprechen von 39 Billionen an Zahl in einem durchschnittlich großen und schweren Menschen!

Wie kommuniziert unser Immunsystem nun untereinander um zwischen einem Freund und einem Feind zu unterscheiden? Da die zirkulierenden Immunzellen keine Augen bzw. Ohren haben nutzen sie cleverer Weise Zytokine – das sind zuckerhaltige Botenstoffe / Proteine.

An ihrer Zelloberfläche haben sie Rezeptoren (Teile der Zelle die reagieren können) welche die Zytokine gewissermaßen „erschnüffeln“ können. Die durchs Blut fließenden Botenstoffe versorgen die Immunzellen nämlich mit ganz präzisen Informationen durch die sie diese nicht nur aktivieren können, sondern auch zu ganz bestimmten Handlungen anregen können:

  • An einen bestimmten Ort zu kommen
  • Sich zu teilen
  • Oder einfach nur Informationen übertragen.

Wie kommunizierst Du Deine (!) eigenen Grenzen?

Bitte glaube mir, auch in der Partnerschaft gibt es mehr als nur Worte um etwas zu kommunizieren. Ich denke hier ganz bewusst an das Schweigen und auch die Körpersprache. Doch dazu später etwas mehr 

(3) Darf ich überhaupt Grenzen setzen? Oder bin ich dann schon ein Narzisst?

Diese Frage möchte ich ganz spontan mit einem ganz konkreten „Ja – Du darfst und Du sollst auch Grenzen ziehen“ beantworten! Denn wer zu oft zu selbstlos ist, der ist sich selber viel zu schnell selbst los.

Grenzen setzen bedeutet: ich sehe mich und ich werde von anderen gesehen 
Grenzen setzen bedeutet: Ich zeige Kante 
Grenzen setzen heißt: Für sich selbst Sorge zu tragen.

Kommen wir zu dem Fall aus dem Büro mit dem Chef und den Akten zurück. Damit Veränderungen in die Wege geleitet werden können, müssen wir uns selber erst einmal der aktuellen Situation klar und bewusst werden. Frage Dich einmal: „Was kann ich selber dazu beitragen, um diese Situation zu verändern?“ Vielleicht kommt dir spontan der Gedanke hoch: „Wieso soll ich mich ändern? Die anderen müssen sich ändern und nicht ich! Schließlich muss der Chef und auch die anderen Kollegen doch sehen, dass dies alles zu viel für Dich ist.“ Ist dem aber so? Können die anderen wirklich erkennen, dass dir alles zu viel ist, wenn du nie etwas deutlich kommunizierst? Solange du es nicht deutlich sagst, befindest du dich nach wie vor in der typischen „Opfer-Täter-„Wo ist der Retter-Spirale“

Ein anderes Beispiel – wir reden ja über Trennung einer Partnerschaft – könnte folgendes Szenario sein:

Ihr seid auf einer kleinen Party und Dein Partner / Deine Partnerin macht sich über dich und Deine Unvollkommenheiten lustig. Du fühlst dich jetzt vor allen anderen bloßgestellt gedemütigt. Was ist nun Deine Reaktion? Was kommunizierst du? Möglicherweise kommen folgende Gedanken bei Dir hoch:

      • Jetzt bloß keinen großen Konflikt heraufbeschwören….
      • Oder Du gibst du jetzt lieber Dein Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Rechtfertigung auf, nur um nicht später in einem endlosen Streitkarussell zu enden…

Kommt Dir das bekannt vor? Falls ja, musst Du dir also eins immer zugestehen: Andere können Deine Grenze nicht kennen solange du diese nicht kommunizierst. Solange du diese nicht kommunizierst werden die andere – als logische Folge – deine Grenzen auch nicht respektieren können. Und damit kommen wir auch schon zu Punkt 4:

(4) Wie kann ich besser klare und deutliche Grenzen kommunizieren?

Kommunikation findet immer auf zwei Ebenen statt. Schau dir hierzu auch mal meine Videobeiträge über die Transaktionsanalyse genauer an. Die befasst sich sehr intensiv mit diesem Thema. Kommunikation findet sowohl auf der Sach – als auch auf der Beziehungsebene statt. Faktisch ist die Beziehungsebene bei der Kommunikation – egal wie sachlich diese auch sein mag – immer mitbeteiligt. Gibt es Probleme bei der Kommunikation von Inhalten, dann ist dies fast immer auf Probleme in der Beziehungsebene zurückzuführen. Wenn es bei Dir gerade in der Kommunikation mit Deinem Partner „stottert“, dann musst du zuerst an der Beziehungsebene arbeiten – und zwar bevor (!) wieder inhaltlich über Sachthemen gesprochen und argumentiert werden kann.

Sehr wirksame Werkzeuge für eine deutliche Kommunikation sind z.B.: 

      • – Schweigen (steht nicht umsonst an erster Stelle)
      • – Die sogenannten „Ich-Botschaften“
      • – Ein klares „Nein“ sagen (denke mal an eine Hundeschule)
      • Das Klarstellen und Kenntlich machen von Konsequenzen.

(4.1.) Das Schweigen:

Ja, Schweigen gehört ganz klar zur Kommunikation! Schweigen hört sich jetzt erst ein mal sehr einfach und simpel an aber Verdammt schwer! Schweigen ist – ganz einfach ausgedrückt – wenn niemand etwas sagt. Schweigen ist aber auf keinem Falle die Abwesenheit von Kommunikation! Spätestens in dem Moment, wenn der Schweigende mit seinem Schweigen eine Absicht verfolgt, ist die Kommunikation zwischen den Beteiligten in vollem Gange. Und ab dem Moment wo der andere „Kommunikations-Partner“ nun beginnt das Schweigen zu deuten, beginnt die Kommunikation. Darum beeinflusst das Schweigen ganz massiv die Beziehungsebene und nicht so sehr die Sachebene. Denn … Schweigen liefert ja auch keine Zahlen / Daten oder fakten – aber vielmehr wirkt es sich auf die gegenseitige Wahrnehmung aus.

Beobachte dich doch einmal selber! Gerade wenn es in problematische Gespräche geht neigen die allermeisten Menschen dazu viel zu viel und viel zu schnell und mit einer viel zu gepressten Stimme zu reden. Warum ist dem so? Weil uns solche Gespräche nun einmal unangenehm sind, wir uns dann körperlich verkrampfen und wir andauernd in dem Gefühl stehen uns vor unserem Gegenüber rechtfertigen zu müssen.

Was ich dir mit diesem Gedankengang mitgeben möchte ist: das Schweigen ist eines der mächtigsten Werkzeuge in der Kommunikation und sollte von dir ernsthaft trainiert werden! Sehr effektiv wird das Schweigen in Kombination mit einer Ich–Botschaft und einem anschließenden Schweigen in Szene gesetzt.

(4.2.) Die Ich – Botschaften

Wir sind immer noch bei dem Thema Trennung. Die Kommunikation nach einer Trennung ist natürlicherweise stark verändert. Eventuell sogar auf Null reduziert. Kommt es doch noch zu einer Kommunikation, dann werden oft einzelne Wörter förmlich auf die Goldwaage gelegt. Darum möchte ich Dir mit den „Ich-Botschaften“ eine kleine Hilfestellung geben um einer Eskalation wirksam entgegen zu treten. In einer „Ich-Botschaft“ gebe ich mein Inneres und meine authentischen Empfindungen preis. Dies ist ein riesengroßer Unterschied zu den „Du-Botschaften“ in denen oft auch eine Bewertung des Anderen mitschwingt. Wenn ich über MEIN Inneres spreche, dann kann dies zwar auch kommentiert werden – aber es kann dann nicht so einfach zu einer Verteidigungskaskade im Sinne des „Täter / Opfer – Zirkels“ missbraucht werden.

Typische Ich-Botschaften könnten nun folgende sein

      • Ich bin sehr verärgert
      • Ich empfinde das so
      • Ich kann das so nicht machen
      • Ich benötige hier deine Unterstützung und ich habe das Gefühl

Prüfe doch einmal selber wie das sich auf dich wirkt: Welche der beiden nun folgenden Botschaften ist in Deinen Augen eleganter und wahrscheinlich auch wirkungsvoller beim Gegenüber?

  • „Ich fühle mich von dir nicht richtig beurteilt“
  • „Du hast mich falsch beurteilt!“

Der erste Satz war eine Information über die inneren Gefühle. Darauf kann man nicht einfach lapidar antworten: „Das stimmt so nicht.“ Bei einer Ich-Botschaft kann man nicht so einfach über die Gefühle oder die persönliche Befindlichkeit des anderen urteilen. Und das macht eine „Ich–Botschaft“ so machtvoll beim Gegenüber.

Nutze diesen Gedanken in allen schwierigen Kommunikationssituationen

(4.3.) Grenzen setzen bedeutet auch „Nein“ zu sagen

Warum fällt es uns oft so schwer ein „Nein“ zu kommunizieren? In unserer Gesellschaft hat sich das „Nein“ gefühlt als eine Art der Grenzverletzung entwickelt. Und weil dem so ist, müssen wir das „Nein“ auch mit Fingerspitzengefühl und sehr vorsichtig einsetzen.

Tipp Nummer 1:

Bedenke immer: Du bist nicht verpflichtet ein „Ja“ oder ein „Nein“ sofort zu erwidern. Du hast das Recht dazu, dir auch ein wenig Bedenkzeit einzugestehen. Sage ruhig: „Darüber möchte ich zuerst einmal nachdenken. Ich komme in xxx Minuten zu dir und sage dir dann Bescheid.“ Solch eine Vorgehensweise hilft dir nicht vorschnell „Ja“ zu sagen. Denn viel zu oft sagen wir viel zu schnell „Ja“ und fühlen uns danach einfach nur überrumpelt.

Solche Fragen wie z.B. „Kannst du mir mal bitte helfen“? kommen ja immer so zwischendurch und spontan an uns heran. Darum lerne reflexhaft (das meine ich auch so) dir etwas Zeit zu geben

Tipp Nummer 2:

Du kannst aber auch feste Vereinbarungen mit Dir selber treffen. Wenn es eine recht bekannte Situation in Deinem Unternehmen ist, dass dich Dein Chef regelmäßig so kurz vor Feierabend zu einer Aufgabe „auswählt“ könntest du auch selber eine regelmäßige – für dich sehr angenehme Verabredung – direkt nach Feierabend mit einem Freund / einer Freundin treffen. Deine höfliche, respektvolle Antwort dem Chef gegenüber könnte dann sein: „Heute Abend kann ich leider nicht länger bleiben. Es tut mir sehr leid, denn ich habe bereits einen Termin.“ Auch ein wichtiger Tipp hierbei ist: Du bist nicht verpflichtet, Deinen Termin näher zu erklären. Dein Chef hat Termine und außerhalb Deiner Arbeitszeit hast du genauso wie er auch Termine.

Außerhalb der Arbeitszeit sind seine Arbeitswünsche weniger wichtig als im Vergleich Deine persönlichen Termine. Und auch während Deiner Arbeitszeit solltest Du Grenzen besser und deutlicher mit einem klaren „Nein“ kommunizieren.

Mitarbeiter die nicht „Nein“ sagen können, werden schnell von der Umgebung ausgenutzt. Das muss nicht immer boshaft motiviert sein – es entspricht einfach nur der Realität. Lerne darum zusätzlich an dich herangetragene Aufgaben höflich aber mit klarer Rede abzulehnen: „Ich würde das alles ja gerne erledigen, jedoch habe ich noch andere dringende Aufgaben zu erledigen. Darum habe ich dafür im Augenblick keine Zeit.“

Das wirklich Erstaunliche in diesen Fällen ist, dass nur am Anfang die Reaktionen schwierig sind. Denn sehr schnell ist zu beobachten, dass Deine Umgebung – und besonders Chefs – Deine neuen Grenzen immer mehr respektieren. Gerade Chefs haben eine tiefe Affinität zu Grenzen und können darum deutlich besser damit umgehen als es Dir vielleicht bewusst ist.

Kommen wir zu unserem Grundthema wieder zurück: Wie kann ich bei einer Trennung „Nein“ sagen? Wie kann ich in einer aktuellen Beziehung „Nein“ sagen?

In einem Gespräch sagte mir ein Klient, dass seine neue Freundin von ihm während der intimen Zweisamkeit Dinge erwartete, welche ihm unangenehm waren. Dieses unangenehme Gefühl verfolgte ihn über Wochen. Hätte er ein klares „Nein“ dazu kommuniziert, dann hätte er viel mehr Selbstrespekt gehabt. Vielleicht wäre die Beziehung auch schon früher in die Brüche gegangen – aber er hätte auf alle Fälle deutlich mehr Achtung vor sich selbst gehabt. Und eine Enttäuschung ist nichts anderes als das, was das Wort im Kern aussagt: Eine Ent-Täuschung.

(4.4.) Die Angst vor den Folgen, „Nein“ zu sagen

Schon als Kind haben wir oft die Erfahrung gemacht, dass uns manche Menschen nur dann mögen, wenn wir ihnen zum Nutzen sind – Freundschaftsvampire. Aber, wir sind keine kleinen Kinder mehr! Heute haben wir die Erfahrungen unseres Lebens bereits gemacht und können viel eher den Zusammenhang der Situation erkennen und brauchen dieses Spiel nicht mehr mitzumachen.

Eine große Hilfe kann hierbei die Transaktionsanalyse in dem Erkennen von Spielen sein. Sie zeigt Dir auf, was in der Beziehungsebene versteckt kommuniziert wird und wann Du am besten aus dem „Kommunikationsspiel“ aussteigen solltest.

(Teil 5) Sei ein Leuchtturm und keine Fahne im Wind

Sei ein Leuchtturm und keine Fahne im WindDie zwei Hauptaufgaben eines Leuchtturmes sind folgende:

      1. Der Leuchtturm muss sein Licht klar und deutlich scheinen lassen.
        Auf dieses Licht sind die Schiffe im Sturm angewiesen.
        Es zeigt den sicheren Hafen und kennzeichnet gefährliche Untiefen
      2. Seine zweite Aufgabe ist nicht immer so deutlich und klar.
        Was würde passieren, wenn ein Schiff in Seenot gerät und – jetzt kommt ein wenig Fantasy ins Spiel – der Leuchtturm würde ins Meer springen um das Schiff zu retten? 
        Nun, zum einen würde der Leuchtturm untergehen, das Schiff hätte nichts von seiner „Hilfsaktion“ und alle anderen Schiffe hätten nun kein Warnsignal um vor den Untiefen auszuweichen.

Auf den zurückbleibenden Partner im Zuge einer Trennung kommt nun die Aufgabe heran, sich auf seine ureigenen Werte zu besinnen (Teil 2 dieser Playlist) und diese Werte wie auf einem festen Fundament einzuzementieren. Das Einzementieren ist das Grenzen setzen und beachten.

Wem bringt dieses Grenzen aber etwas?

      • Zum einen bringt es einen deutlichen Selbstachtungsgewinn.
      • Nicht zu unterschätzen ist aber auch die Auswirkung auf die – möglicherweise vorhandenen – Kinder in der Beziehung. Die Kinder lernen dann in der Praxis, wie man auch schwierige Situationen mit Bravour meistert. Hiervon handelt der vierte Teil dieser Playlist
      • Und nicht zuletzt verhilft dieses Lernen und Verfestigen der eigenen Grenzen, der Partnerschaft 2.0 welche ich jedem getrennten Ex-Partner von Herzen gönne.

        Lernen aus den vorangegangenen Fehlern ist ein nicht zu unterschätzendes Momentum um stark aus einer Trennung heraus zu gehen. Damit befassen wir uns dann im 5. Und letzten Teil dieser kleinen Reihe

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Psychotherapie im Konzentrationslager – Ein Leuchtturm fürs Leben

Mehr als alle Worte dieser Welt wirkt ein authentisches Vorbild! Viktor Frankl war schon zu Lebzeiten eine Legende. Über 3 Jahre in verschiedenen Lagern, hat er außer einer Schwester, seine gesamte Familie und seine junge Ehefrau verloren. Aber was hielt ihn am Leben? Der Lebensmut und das Vertrauen in ein WARUM zum Leben. Ein WARUM, das ist ein Lebensinhalt und das WIE waren für Frankl die Lagerumstände. Wer überleben wollte, brauchte einen Willen zum Sinn – sowohl zum Leben als auch zum Leiden. 

Viktor Frankl hat durch diese persönlichen Erfahrungen seine Logotherapie – die Heilung durch einen Sinn im Leben – entwickelt. Von ihm stammt die Paradoxe Intention (wenn du unter Schlaflosigkeit leidest, dann versuche es einmal damit, nicht einzuschlafen…) 

Ich, Marcus Jähn, verneige mich vor dem Lebenswerk dieses Mannes und lade jeden dazu ein, sich mit diesem zu befassen. Wir können durch seine Humanistische Denkweise nur lernen!

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