Auch die Kommunikation zwischen Eltern / Kindern muss neu gelernt und vor allem: angepasst werden.
Der Jugendliche wird vergleichbar mit einem Theaterstück auf die Bühne des Lebens gestoßen mit einer vollkommen neuen Rolle in den Händen welche er noch nie gelesen hat und anfänglich wird er mit seinem Text noch überhaupt nicht fertig.
Man kann dies mit einem Flugzeug vergleichen dass zwischen zwei Wolkenschichten hindurch fliegt. Unter ihm steigen schnell die stürmischen, energiegeladenen Wolken der neuen, noch unbekannten sexuellen Erregung und dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit auf. Von oben senken sich bedrohlich die Wolken voll elterlicher Besorgnis und Missbilligung seiner Freiheitswünsche auf ihn herab. Dadurch hat er das Gefühl in die Enge getrieben zu sein und er sucht logischerweise intensiv nach einem Ausweg.
Das Hauptproblem hierbei liegt darin, dass sowohl der Jugendliche als auch seine Eltern oft noch unter den Voraussetzungen des „alten Vertrages“ zwischen Eltern-ICH und Kindheits-ICH
Einerseits sieht sich der Jugendliche im Spiegel schon als Erwachsenen, jedoch empfindet (!) er lange Zeit immer noch wie ein Kind.
Seine Eltern könnten ihm eine ihrer Meinung nach (!) völlig logische Handlung vorschlagen, werden aber frustriert, verwirrt und verletzt durch seine wütende Zurückweisung, mit der er (!) Ihr (!) Kindheits – ICH dann heraus lockt (oder anders ausgedrückt: verletzt)
Oft besteht das Problem darin, dass er seine realen wirklichen Eltern mit seinen subjektiven gefühlten Eltern-ICH verwechselt.
Er kann Vater und Mutter während seiner Teenager–Zeit oft nicht verstehen, weil die alten Aufzeichnungen immer wieder den Vater und die Mutter des 3-jährigen wiedergeben mit all den kleinen Schlägen, entsetzten Blicken und lauten „Nein“-Rufen in diesen prägenden ersten Lebensjahren.
Der äußere Reiz wirkt förmlich gleichzeit auf Eltern-ich, Erwachsenen-ICH und Kindheits-ICH des jungen Menschen ein.
Die Frage die sich dann stellt ist: „Wer übernimmt in dieser Transaktion denn jetzt die Führung?“
Während der Kindheit wird ja fast immer das Kindheits – ICH aktiviert, trotzdem es – je nach Person – auch eine große Zahl von Transaktionen des Erwachsenen –ICH gibt.
Das Kindheits-ICH des Heranwachsenden ist in dieser emotional aufgeladenen Lebensphase äußerst verletzlich (oder wir sagen auch „leicht zu locken“)
Während bei einem kleinen 3 bis 5-jährigen Menschen die Reaktionen des Kindheits-ICH schnell als „kindisch“ rationalisiert werden konnten, wirken diese gleichen Reaktionen nun auf die Eltern in Bezug auf den Teenager ganz anders: als bedrohlich und zerstörerisch.
Das Türenknallen eines 5-jährigen kann um ein Vielfaches erschreckender sein, wenn es von einem 1,70 m großen 15-jährigen ausgeführt wird.
Das Schmollen des kleinen 5-jährigen Mädchens wirkt hässlich und macht Eltern oft rasend, wenn man es bei einem 15-jährigen Teenager sieht.
Was bei dem kleinen Jungen als „gewohnheitsmäßiges „Geschichten erfinden“ galt, erscheint bei dem Teenager nun unter der Überschrift „Lügen“.
Die frühen Aufzeichnungen sind immer noch die Gleichen! Und das ist das Dilemma!!!
Viele Schutzmethoden des Kindheits-ICH werden in den Jahren der Adoleszenz/dem Heranwachsen genauso angewandt wie in der Kindheit obwohl sich die Umgebung und der Mensch selber doch total verändert hat.
Hier einmal das Beispiel von Bertrand Russell (1872-1970) einem britischen Philosoph und Logiker: Viele Dinge waren mir in der Kindheit verboten und ich gewöhnte mir an, meine Umwelt systematisch zu hintergehen. Diese Methode behielt ich bis zum Erwachsenen Alter von 21 Jahren bei. Der Gedanke war mir so vertraut das, ich permanent versuchte, alles was ich tat, besser für mich zu behalten. Dies ging so weit das ich nie ganz den Impuls überwunden habe, meine Lektüre zu verstecken wenn jemand ins Zimmer kommt. Nur durch eine gewisse Willensanstrengung kann ich diesen Impuls heute als Erwachsener unterdrücken.“
Diese „Willensanstrengung“ ist die ureigentliche Aufgabe des Erwachsenen – ICH.
Das Erwachsenen – ICH kann die alten Aufzeichnungen identifizieren. Es kann auch erkennen, dass sie und ihre erneute Wiedergabe in der Adoleszenz völlig unpassend und unwirksam ist.
Es ist also entscheidend wichtig, dem Erwachsenen – ICH die Kontrolle über diesen heranwachsenden Menschen zu überlassen, damit die Realitäten der Gegenwart gegenüber den Realitäten der Vergangenheit den Vorrang erhalten können.
Bei dem Transaktions-Training geht es vor allem darum, sowohl bei dem Jugendlichen als auch bei seinen Eltern das Erwachsenen – ICH zu befreien, damit es im Anschluss daran zu einer Abmachung zwischen Erwachsenen – ICH und Erwachsenen – ICH beider Personen kommen kann.
Ohne emanzipiertes Erwachsenen–ICH wird das Leben für beide Gruppen zu einer unerträglichen Zwickmühle.
Das Problem des Jugendlichen ist, dass er in sich ein immer stärker werdendes, unruhestiftendes Eltern – ICH hat jedoch immer noch in der Umgebung leben muss, in der sich dieses Eltern-ich begonnen hat zu entwickeln und häufig von seinen realen / wirklichen Eltern weiter verstärkt wird.
Wenn sich seine Eltern dann bedroht fühlen, dann suchen Sie selber immer öfter bei ihrem eigenen Eltern – ICH nach den „Großeltern – Lösungen“, welche aktuell wahrscheinlich genauso unpraktisch sein können wie der Versuch, ein Flugzeug mit Heu zu betreiben. Damals – in der Großeltern-Zeit waren sie bestimmt überlebenswichtig! Aber sowohl Zeit als auch Menschen haben sich in der Zwischenzeit weiter gebildet….
Sowohl die Eltern als auch die Jugendlichen fühlen sich durch die neue Situation (das Kind ist nicht mehr Kind sondern beginnt ein junger Erwachsener zu werden) so bedroht, dass beide ihr Erwachsenen – ICH
Der Jugendliche lebt dann die Gefühle seines Kindheits– ICH aus und die Eltern übergeben die Transaktion – aus Angst ihre Gefühle könnten die Oberhand gewinnen – oft ihrem „Eltern – ICH (also der Großmutter und dem Großvater).
Ohne eine Abmachung zwischen Erwachsenen – ICH und Erwachsenen-ICH beider Gruppen, existiert keine (!) Gemeinsame Realität und die Kommunikation stoppt.
Um diesem Dilemma vorzubeugen, gibt es verschiedene Ansätze.
Eine sehr traditionelle Herangehensweise ist die jüdische Zeremonie des Bar-Mizwa welche sich seit dem 14 Jahrhundert durchsetzte. Sie ist die symbolische / öffentliche Unterzeichnung eines neuen Vertrages gegenseitiger Erwartungen: Mit 13 Jahren wird der jüdische Junge nun ein jüdischer Mann mit Eigenverantwortung und religiösen Pflichten.
Dies tut er aber nicht ohne Vorbereitung! Diese Moment ist ein seit langem bestehendes Ziel und die jungen Menschen werden durch das hebräische Gesetz (Bar-Mizwa bedeutet „Sohn des Gebots“) auf die Übernahme ihrer neuen Verantwortung vorbereitet.
Es ist schade, dass solch eine Vorbereitung auf die Zeit des Erwachsen-Seins nicht im Leben jedes Jugendliches stattfindet. Es wäre schön wenn alle unsere Kinder ganz bewusst vorbereitet werden würden.
Ich bin mir sicher dass es mit solch vorbereiten jungen Menschen sicher gut gehen wird, wenn ihnen ihre Eltern von klein auf dabei geholfen haben, ethische Entscheidungen selbst zu treffen.
Wenn die Kinder beobachten konnten, wie ihre Eltern aufgrund eigener verbindlicher ethischen Maßstäbe manchmal auch selber schwierige Entscheidungen trafen und danach lebten