Im Teil 6.2 der Kommunikationsspiele haben wir das Spiel „ich versuche nur, dir zu helfen“ besprochen. Der wichtige Unterschied zu unserem jetzigen Spiel: Dieses wurde von den Helfern gespielt.
Jetzt sprechen wir über genau das Gegenteil–Spiel (oder auch „Komplementär-Spiel). Wir nennen es „Armer Teufel“ und dieses wird auf genauso professionelle Weise von dem Patienten/Klienten gespielt wie das vorhergehende von dem Sozialhelfer.
Auch wenn er hier seine Sozialhilfe / oder Stütze erhält, so „verdient er auf diese Weise seinen Lebensunterhalt. Das Spiel hat also eine sehr wichtige Bedeutung.
In unserer Literatur der Transaktionsanalyse wird von dem Fall einer Sozialarbeiterin in einer Wohlfahrtsorganisation gesprochen.
Ihre Aufgabe war es, den Kunden, den bedürftigen „armen Teufeln“ zu helfen wieder in eine Beschäftigung und damit in ein ordentliches Leben zurück zu finden. Dafür bekam ihr Arbeitgeber, die Wohlfahrtsorganisation, vom Vater Staat seine eigene finanzielle Zuwendung und damit auch die Geschäftsgrundlage.
Diese Angestellte (nennen wir sie mal Klara) war so kompetent, dass sie ihren „Klienten“ tatsächlich erfolgreich und recht häufig in Lohn und Brot verhalf.
Warum war sie so erfolgreich? Sie war in der Spiel–Analyse geschult und bemerke darum sehr schnell wie die Kollegen in ihrer Organisation ganz konsequent das Spiel „Ich will dir doch nur helfen“ spielten und die Patienten genauso professionell darauf als „armer Teufel“ reagierten.
Als sie erkannte, dass dieses Spiel wirklich dauerhaft gespielt wurde fragte sie konsequent ihre bedürftigen Klienten von Woche zu Woche wie genau sie jetzt einer Berufssuche nachgegangen sind. Ihre Klienten mussten ihr also Rapport darüber geben ob sie sich nur zum Schein irgendwo beworben oder tatsächlich konsequent eine Arbeit gesucht haben.
Gab es keine Ergebnisse bohrte sie konsequent nach:
Ihr Vorgesetzter bekam mit, dass sie diese besonderen Fragen stellte und mahnte sie dann ab, weil sie auf ihre „Kunden“ einen nicht zulässigen Druck ausübt.
Unsere Clara hat trotzdem weitergemacht! Immer in dem Bemühen, ihre Klienten irgendwann mal wirklich zu rehabilitieren und rauszuholen aus ihrer Abhängigkeit.
Sie suchte sich jetzt diejenigen heraus, die körperlich stark genug waren und ganz offensichtlich keinen konkreten Grund hatten ihre Stütze weiter zu beziehen.
Dann machte sie etwas sehr Erstaunliches: Sie erklärte dieser ausgewählten Gruppe genau, wie die Spiele „armer Teufel“ und „ich versuche nur zu helfen“ grundlegend funktionieren. Die allermeisten der Zuhörer waren dann vernünftig genug, nun ihr Leben zu ändern.
Clara erklärte, dass wenn sie jetzt nicht endlich eine Arbeit finden, dann würde sie Ihnen die Stütze entziehen und sie an eine andere Hilfssorganisation überweisen.
Und Ach, was soll man sagen? Innerhalb kĂĽrzester Zeit fanden einige von ihnen eine Beschäftigung – manche sogar zum ersten Mal seit vielen Jahren.
Aber anstatt sich darĂĽber zu freuen, aus ihrer Abhängigkeit herauszukommen, machten einige von ihnen ihrem Ă„rger Luft ĂĽber das Verhalten von Clara und schrieben einen bitterbösen Klagebrief an ihren Vorgesetzten. Jetzt bekam sie erstmal einen richtig strengen Verweis – mit der BegrĂĽndung, dass die ehemaligen Kunden zwar nun in Lohn und Lohn und Brot aber im Endeffekt nicht wirklich rehabilitiert seien.
Dann wurde unserer Clara auch noch angedeutet, dass sie aufgrund ihres Verhaltens wahrscheinlich nicht mehr lange in diesem Unternehmen bleiben könne.
Darum veränderte Clara nun ihren Plan und versuchte vorsichtig herauszubekommen was denn nun die eigentliche Aufgabe einer wirklichen Rehabilitierung sei. Das konnte ihr jedoch niemand erklären.Die einzige stereotype Antwort darauf war: „Sie ĂĽben einen unzulässigen Druck auf die Klienten aus – das muss aufhören – basta“ Und auch der Hinweis darauf, dass doch nun einige Menschen zum ersten Mal seit vielen Jahren durch eigene Arbeit fĂĽr ihre Familie sorgen können sei ĂĽberhaupt nicht ihr Verdienst.
Das ging nun hin und her und kam auch anderen in der Umgebung zu Ohren und man wollte sich für Clara einsetzen. Jedoch ohne Erfolg…. Selbst das Schreiben eines angesehenen Chefs einer psychiatrischen Klinik aus der Nachbarschaft an ihren Vorgesetzten hat diesen Vorgesetzten nicht zu einem Umdenken geführt.
Was sind denn eigentlich die Spielregeln für unser Spiel „armer Teufel“? Nun, zwischen dem Helfer („Ich versuche nur zu helfen“) und dem Kunden („Armer Teufel“) besteht ein stillschweigendes Abkommen.:
Spielen wir den Gedanken jetzt einmal durch: Wenn ein Kunde gegen diese stille Abmachung angeht und sich tatsächlich wirtschaftlich verbessert also eine Arbeitsstelle bekommt… dann verliert die Organisation einen ihrer Kunden. Und der Kunde verliert seine Stütze. Und dadurch …. verlieren letztendlich beide.
Solange sich beide Gruppen aber stillschweigend an diesen ungeschriebenen Vertrag halten, bekommen sie, was sie sich wĂĽnschen.
Wenn überhaupt eine Antithese in diesem Spiel vernünftig ist, dann sollte man sich mit der Auszahlung der Stütze zurückzahlen. Dies dient dem Schutz der Gemeinschaft, weil es vernünftig ist, die Interessen der Gemeinschaft vor die des Einzelnen zu stellen. Dies alles soll natürlich nur nach genauer Prüfung der Sachlage geschehen.
Die Gefahr, dass dies eventuell aus dem Ruder läuft, kommt aber nicht von Seiten des einzelnen Spielers, sondern vielmehr aus der Gesellschaft heraus.
Diese Bedrohung kommt häufig von Seiten der Berufskollegen (also den professionellen Spielern des Spieles „ich will doch nur helfen“).
– AuĂźerdem von einer aufgeschreckten Ă–ffentlichkeit, anderen Schutzvereinigungen oder auch der Regierung. Ein Aufschrei hierfĂĽr kann manchmal sogar konstruktiv oder heilsam sein – selbst wenn es fĂĽr die konkrete Situation unangenehm ist.
Seien wir aber dankbar, dass diese Fragen – soll man eine UnterstĂĽtzung geben oder nicht – ĂĽberhaupt in unserem Land gestellt werden können. Seien wir fĂĽr diese Freiheit dankbar, solche Themen offen ansprechen zu können!
Ohne diese Freiheit wäre der soziale Fortschritt unserer Gesellschaft in dem Maße wie wir ihn heute genießen nicht möglich.
Wie bereits erwähnt, stützen sich sowohl die Helfer als auch die Klienten gegenseitig in ihrer Daseinsberechtigung. Dieses Spiel („Armer Teufel“) wird auch häufig in Krankenhäusern gespielt. Im Bereich der Ambulanz kommen immer wieder die gleichen Typen von Menschen hin.
Sie erhalten dafür zwar keinen finanziellen Nutzen geschweige denn eine Vergütung, aber sie genießen dafür ganz andere Vorteile:
weil sie einem sozialen und nĂĽtzlichen Zweck dienen – sie sind ja bereit, bei der Ausbildung des medizinischen Personals beim Studium von Krankheiten auf ihre ganz eigene Art und Weise mitzuwirken – wie ein Versuchskaninchen – erhalten Sie daraus eine Befriedigung auf der Erwachsenen–Ich-Ebene.
Diese tiefe Befriedigung hat der „arme Teufel“ in seinem Spiel mit der Wohlfahrtsorganisation in der Regel nicht.
Ein anderer Nutzen ist natĂĽrlich die Stabilisierung, die Chance am gesellschaftlichen Leben weiter teilzunehmen. Und nicht zuletzt: die Rechtfertigung seines Daseins. Â
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus
Thomas Harris (Facharzt und Professor fĂĽr Psychiatrie) hatte mit Eric Berne die Transaktionsanalyse begrĂĽndet und auch in der Praxis immer wieder erprobt. Wo Eric Berne sehr in der Theorie aufgeht, erklärt uns Thomas Harris in einer sehr lebendigen Art und Weise, dass die Transaktionsanalyse in unserem Alltag einen wichtigen Beitrag leisten kann. Hier sind Themen wie Kindererziehung, Ehe, Depression und andere psychische Probleme, Gewaltfreie Kommunikation, Spannungen durch Religion und Kultur die Grundlage seiner Studien.Â
Ein tolles Buch zur Selbstreflexion. Ich vergleiche es sehr gerne mit einem SchlĂĽssel um das Schloss der eigenen Handlungsrituale zu öffnen. Mit diesem Buch werden die “DrehbĂĽcher des eigenen Verhaltens” sichtbar.