Schriftzug Marcsu Jähn

Spiele der Kommunikation – Die Transaktionsanalyse

6.2 „Ich will doch nur helfen!“

Transaktionsanalyse - Kommunikationsspiele - 6.2. Ich wollte doch nur helfenKommunikation ist Verständigung zwischen 2 Menschen und Verständigung wiederum ist

      • Klärung / Erklärung / Aufschluss / Informationsaustausch, Vereinbarung / Versöhnung / Vertrag
      • Es ist eine Zielsetzung in der Kommunikation mit anderen Menschen

Du siehst, wie vielfältig Kommunikation ist!

Wir haben es hier wirklich mit einem typische Doktor-Spiel zu tun. Wir sehen es zwar in praktisch allen Lebens- und Berufssituationen, aber besonders gerne wird dies von helfenden Berufen – wie zum Beispiel den Psychotherapeuten und den Sozialelfern – gespielt.

Man könnte dieses Spiel auch anders bezeichnen.

      • „Warum spielst du nicht mit meinen Förmchen?“
      • „Ich möchte das du auf meinen Ratschlag hörst!“
      • „Warum ist die ganze Welt nur so undankbar?“
      • „Hab´ ich es euch nicht immer schon gesagt?“

In diesem Spiel geht es um die große Enttäuschung über die Undankbarkeit aller Anderen – in den Augen des Spielers.

Oft wird es von narzisstischen Menschen gespielt die mit ihrem Hilfsangebot Einfluss und Kontrolle beim Gegenüber erreichen möchten. 

Transaktionsanalyse - Kommunikationsspiele - 6.2. Ich wollte doch nur helfen
Transaktionsanalyse - Kommunikationsspiele - 6.2. Ich wollte doch nur helfen

Wieso das so ist und warum es sich um ein verdecktes Motiv – also um ein Spiel handelt – können wir mal mit einem in der Literatur erwähnten Schlüsselerlebnis von Erik Berne beschreiben. In seinem Buch „Spiele der Erwachsenen“ spricht er von der Situation eines Pokerspieles.

In einer Pokerrunde haben alle Spieler bereits ihren Ausstieg signalisiert und es war nur noch zwei Personen anwesend: ein Psychologe und ein Geschäftsmann. Der Geschäftsmann hat ein gutes Blatt und gab seinen Einsatz. Der Psychologe jedoch hatte sogar ein „todsicheres Blatt“ und setzte dementsprechend einen höheren Einsatz. Als der Geschäftsmann mit Verblüffung hierauf reagierte erwähnte der Psychologe gönnerhaft: „Ich möchte Ihnen nur helfen! Lassen Sie sich von mir bitte nicht aus der Fassung bringen“

Trotz anfänglichem Zögern setzte der Geschäftsmann weiter seinen Einsatz. Der Psychologe zeigte daraufhin sein besseres Blatt und der Geschäftsmann warf verärgert die Karten beiseite. Die Anwesenden lachten über ein Scherz des Psychologen und der Verlierer bemerkte: „das war keine Hilfe, die sie mir da geleistet haben“!

Hierdurch wird die Struktur dieses Spieles sehr deutlich klar.

Die Spielablauf vollzieht sich folgendermaßen:

      1. Schritt: der Therapeut gibt seinem Klienten einen bestimmten Ratschlag.
      2. Der Patient versucht diesen umzusetzen, kommt jedoch wieder und erzählt, dass Rat schlecht war und nicht zum Erfolg geführt hat.
      3. Jetzt tut der Helfer dieses Ergebnis mit einem Achselzucken ab („Wie kann er nur so undankbar sein….?“ und versucht es mit einem anderen Vorschlag.

Diese Vorgehensweise ist die typische erlernte Vorgehensweise bei therapeutisch orientierten Helfern. Was aber wenn er jetzt einen harten Gegenspieler hat der den Misserfolg des Ratschlags nicht so einfach hinnehmen möchte?

Nehmen wir mal an, die Ratschläge des Therapeuten fallen im Ergebnis schlecht aus. Der Gegen–Spieler wird jetzt immer zorniger und kommt irgendwann mal wütend zu dem Therapeuten und schreit: „Sie sind an allem Schuld! Sehen Sie mal was sie angerichtet haben!“

Der Therapeut reagiert dann mit den uns bekannten Spiel-Worten: „Ich habe nur versucht, Ihnen zu helfen! Zeigen Sie doch mal mehr Dankbarkeit!“ Seine (also die des Therapeuten) aufkommende Frustration über diese Undankbarkeit zeigt jetzt deutlich das komplexe Motiv welches diesem Spielverhalten zugrunde liegt.

Diese Frustration ist der eigentliche Nutzeffekt des Spieles – die Bestätigung der Position des Spielers! Diese Frustration/dieses Motiv beruht auf der Annahme, Menschen sind undankbar und im Großen und Ganzen enttäuschend. 

Was aber, wenn seine Ratschläge zum Erfolg beim Patienten führen würden?

Eine „Aussicht auf Erfolg“ andererseits würde auf das Eltern–Ich von dem Therapeuten/dem Helfer jetzt alarmierend wirken und reizt ihn jetzt, einen möglichen Erfolg zu unterwandern/zu sabotieren. Denn: Ein Erfolg bei den Patienten würde ja seiner eigenen zynischen Annahme („die Menschheit ist undankbar“) widersprechen.

Diese Grundannahme – „Menschen sind undankbar und im großen Ganzen enttäuschend – sitzt so tief, dass bei einem Erfolg beim Patienten, die Reaktion beim Therapeuten ist, sich für diesen Erfolg zuerst einmal zu entschuldigen. Sie leben ganz nach dem Motto: „Erfolg muss hart erarbeitet werden ansonsten ist es kein Erfolg.!“

Ein Patient antwortet häufig mit seinem eigenen Spiel:

      • „Schauen Sie mal, ich gebe mir wirklich die größte Mühe – aber es klappt einfach nicht“.
      • „Auch Sie können mir nicht helfen!“ 

Die Anti Spieler / die Gegenspieler zu diesem intensiven „Ich versuche nur, zu helfen–Spiel“ sind zum Beispiel Strafverteidiger, welche ohne einen emotionalen Einsatz oder sonstige Sentimentalitäten, alles tun um ihren Klienten „raus zu hauen“.

Bei Ihnen tritt das emotionslose berufliche Können in den Vordergrund die Emotionalität dafür jedoch total in den Hintergrund…

„Ich will dir doch nur helfen“ im Alltag

      • „Ich kann dir helfen, ich kenne da einen guten Therapeuten. Hier ist seine Telefonnummer.“
      • „Du bist zu dick. Du brauchst eine Diät. Mach doch mal diese Diät.“
      • „Was du da anhast sieht nicht mehr gut aus. Ich kann gerne mit dir mal einkaufen gehen. Passt es dir morgen?“

Unser Spiel „Ich versuche dir nur zu helfen“ ist, wie du siehst, im Alltag extrem verbreitet. Es gibt diese speziellen Menschen die Dich, wenn Du bei drei nicht verschwunden bist, sofort mit Hilfsangeboten überschütten.

Ganz besonders häufig finden wir dieses Spiel zwischen Eltern und ihren Kindern. Kinder spielen dann ihrerseits das entgegengesetzte Spiel: „Sieh doch, was passiert, wenn ich auf Dich höre“.

Auf der sichtbaren, deskriptiven, sozialen Ebene ähnelt es unserem Spiel Schlemihl. (Teil 3.3). Bei dem Schlemihl-Spiel übertritt der Täter immer wieder die Grenzen und entschuldigt dann sein Verhalten sofort. Sein Spielgewinn ist der übergriffige „Grenzübertritt“ ohne Folgen…

Bei unserem Spiel jetzt „Ich versuche dir nur zu helfen“

      • geht der Spieler auch über die Grenzen des Anderen hinweg
      • entschuldigt sein Verhalten jedoch mit einer Erklärung: dem Wunsch oder Bestreben zu helfen.

Die Antithese / „Wie komme ich aus diesem Spiel wieder raus?“

In der Literatur werden vier Stufen in der Antithese aufgezeigt die für sich unterschiedlich stark oder mild sich aus dem Spiel heraus halten. Im Grunde genommen geht es hierbei immer um eine Spielverweigerung. Wie diese aussehen kann, schauen wir uns jetzt einmal an:

(1) die konsequente Variante:

Ganz kompromisslos geht es in der klassischen psychoanalytischen Antithese zu. So kompromisslos sie ist, so schwierig fühlt sie sich in der Umsetzung an. Auf die Aufforderung des Spielers mitzuspielen wird überhaupt nicht reagiert! Durch dieses „Nicht–reagieren“ hat der Patient selber nun die größten Schwierigkeiten. Er versucht dann nämlich dieses Spiel mit mehr Nachdruck irgendwie doch noch ins Laufen zu bringen. Irgendwann verzweifelt er dann doch und diese Verzweiflung fördert dann Aggression und Zorn.

Wenn bei einem Spieler jedoch Aggression und Zorn aufkommen, dann ist dies ein sicheres Zeichen dafür dass sein Spiel aufgeflogen ist.

So etwas mag nicht immer falsch sein, denn eine Konfrontation ist oft eine Weggabelung zu einem positiven Miteinander. Man muss diese Chance nur richtig beim Schopf packen! Schau Dir hierfür mal meine Webseite www.dermediator.org an.

(2) Eine mildere Reaktion

Die etwas mildere Reaktion beinhaltet eine kurze Erklärung des Standpunktes. Diese kleine Erklärung besteht tatsächlich nur aus einem einzigen Satz! Es ist der klare Hinweis darauf, wer von beiden welche Rolle innehat. Der eine ist nämlich der Therapeut und nicht der Manager.

Alltagsformulierungen können aber auch sein:

      • „Ich bin jetzt beschäftigt“
      • „Dies entspricht nicht meinen Werten“
      • „Ich denke darüber nach“

(3) Sehr effektiv, wenn auch etwas abgemildert ist die Variante, das Hilfsangebot selber in ein Hilfsangebot umzuwandeln.

Derjenige der die Hilfe anbietet kann z.B. das Angebot erhalten in eine Therapie–Gruppe einzusteigen. Und wie in einer Selbsthilfe–Gruppe können sich die dortigen Mitglieder dann gegenseitig „behandeln“.

(4) Es gibt aber auch die Patienten, die mit sehr starken Störungsbildern durchs Leben gehen.

Hier kann es nützlich sein, am Anfang mal für eine kurze Zeit auf das Spielangebot einzugehen. Das sage ich aber mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass dies dann am besten von einem Psychiater oder Psychotherapeuten  vollzogen werden soll. Vielleicht sogar noch am ehesten von einem Psychiater, denn er kann pharmakologisch seinen Gegenüber unterstützen.

Der Psychotherapeut arbeitet fast ausschließlich mit Worten und ähnlich wie ein Coach mit unterstützenden weiteren Hilfsmaßnahmen.

Was sind das für weitere Hilfsmaßnahmen?

Als sehr effektiv hat sich eine  geistige und körperliche Diät herausgestellt. Einfach mal ein mediales Fasten, ein buchstäbliches Fasten, ein besinnen auf sich selbst. Maximal drei Mahlzeiten am Tag und viel körperliche Bewegung. Dieses sich besinnen auf sich selbst“ – was eine Art von Meditation ähnelt, ist hilfreicher als man es sich im ersten Moment vorstellen kann.

Die Art und Weise wie der Gegenüber jetzt auf solch einen Rat reagiert, zeigt wie Du Dich ihm dann später gegenüber verhalten kannst.

Folgende Reaktionen sind denkbar:

      • Er hält sich an die vorgeschriebene Lebensweise und sowohl er als auch du fühlt euch besser.
        Er hält sich an diese neue Lebensweise, klagt aber darüber, dass diese ihm nicht wirklich etwas nützt.
        Wie nebenbei sagt er, dass er sich an die Anweisung gehalten hätte – diese jedoch ganz schnell wieder aufgegeben hat, weil sie überhaupt nicht helfen würde.

Bist du jetzt zum Beispiel Psychiater/Therapeut musst du dann entscheiden, ob dein Gegenüber zu diesem Zeitpunkt schon reif ist für eine Spielanalyse oder du ihm vielleicht anders erst einmal eine psychotherapeutische Unterstützung geben musst. Ganz, ganz wichtig ist hierbei die Tatsache dass, wenn du ein Therapeut bist, Du immer das Spielen eines Spieles mit in Betracht ziehen musst wenn Du Dein Gegenüber diagnostizierst!

Was ist der Nutzen dieses Spieles?

      • Psychologisch im Außen, ist es ein klares „aus dem Weg gehen von den eigenen Fehlern“.
      • Außerdem ist es eine innere Bestätigung des Satzes, dass alle Menschen doch undankbar seien.
        Ach wie schlecht geht es mir, ich biete mich doch nur an und die Menschen sind so undankbar.
        Ich bin doch so gut und die anderen sind so undankbar.

Erkennst du wieder das Spiel? Auch hier ist der typische Beweggrund, der Wunsch nach Distanz vor Intimität.
„Ich bin gut und die anderen sind schlecht und dazwischen ist ein tiefer Graben.“

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Die Kunst der Kommunikation

Thomas Harris (Facharzt und Professor für Psychiatrie) hatte mit Eric Berne die Transaktionsanalyse begründet und auch in der Praxis immer wieder erprobt. Wo Eric Berne sehr in der Theorie aufgeht, erklärt uns Thomas Harris in einer sehr lebendigen Art und Weise, dass die Transaktionsanalyse in unserem Alltag einen wichtigen Beitrag leisten kann. Hier sind Themen wie Kindererziehung, Ehe, Depression und andere psychische Probleme, Gewaltfreie Kommunikation, Spannungen durch Religion und Kultur die Grundlage seiner Studien. 

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