Schriftzug Marcsu Jähn

Transaktionsanalyse – Spiele in der Kommunikation –

Teil 1.1 Der Süchtige

Spiele der Kommunikation Transaktionsanalyse Teil 1.1. der AlkoholikerUm das Spiel „Süchtiger“ zu spielen, muss man nicht im buchstäblichen Sinne ein süchtiger Alkoholiker oder Drogenabhängiger sein. Das Spiel „der Süchtige“ ist an ganz anderen Problemen interessiert: und zwar daran, was für soziale Transaktionen mit diesen extremen Extremhandlungen in Verbindung stehen. Darum nennen wir so ein Spiel: „Der Süchtige“.

  • 1. Welche Rollen werden bei diesem Spiel von wem gespielt?

Wir können praktisch fünf Rollen benennen:

      1. Der Süchtige selber, welcher den Spieltreiber / Hauptspieler darstellt.
      2. Dann haben wir einen Nörgler der in der Regel von der Ehefrau gespielt wird. Wenn nicht die Ehefrau, dann ist es meistens ein Vertreter des anderen Geschlechts.
      3. Wir haben dann noch den Retter der häufig ein Therapeut, Mediziner etc. ist. Im Gegensatz zum Nörgler ist er meistens ein Vertreter des gleichen Geschlechts wie der Hauptspieler.
      4. In der 4. Rolle finden wir den stummen Helfer.
        Dieser ist ein Bekannter des Spieltreibers und meistens selbst relativ einsam.
        Er greift dem Süchtigen Spieler hin und wieder hilfreich unter die Arme und hat sonst keinen Wunsch irgendwie einen Vorteil von der Sucht des Hauptakteurs zu bekommen.
        Wenn wir z.B. einen Süchtigen Straßenbettler in unserem Spiel als Hauptakteur hätten, dann könnte es zum Beispiel der Inhaber von einer Bäckerei sein, der ihm hin und wieder ein Croissant und eine Tasse Kaffee spendiert.

Häufig ist es aber auch die leibliche Mutter die dem süchtigen Spieler hin und wieder Geld gibt, immer wieder mitfühlend Verständnis dafür zeigt, dass ihre Schwiegertochter ihren Sohn nicht so liebt und so gut versteht, wie sie es tut. Manchmal ist der Stumme Helfer aber auch derjenige, der den Hauptakteur / unseren Süchtigen zu seiner Sucht geradezu antreibt indem er ihm eine Flasche Bier mitbringt und ihm zum Trinken animiert.

      1. die fünfte Rolle ist die des Verbindungsmannes. Der Verbindungsmann gibt dem Süchtigen immer den Stoff, den er benötigt um weiter sein Spiel zu spielen.
        Er ist eine ganz besondere Person denn er ist der einzige Profi unter den Fünfen. Diesen Profi erkennt man daran, weil er der Einzige ist der weiß wann man aufhören muss.
        Wenn er dem Süchtigen zum Beispiel den Stoff entzieht und ihn auf dem Trockenen sitzen lässt, dann kann es sein, dass der Süchtige sich in seiner Verzweiflung nach einem neuen Verbindungsmann umzieht1

Lass uns noch ein wenig mehr trockenen Stoff miteinander besprechen.

Das Spiel rund um den Süchtigen durchläuft mehrere Phasen.

Ganz am Anfang, in der ersten Phase kann die Ehefrau des tüchtigen Spielers zum Beispiel drei Rollen gleichzeitig ausfüllen,

      • Die des stummen Helfers
      • Die des Nörglers
      • Und die des Retters.

Die Alkoholsucht ist in unseren Breitengraden wohl mit die häufigster sucht die anzutreffen ist. In Deutschland sind 1,77 Millionen Menschen Alkohol abhängig. Dies entspricht circa 2 % der deutschen Bevölkerung. Da dem so ist können wir den Alkoholabhängigen getrost mal als typisches Beispiel für unseren Süchtigen nehmen.

Die Frau des Alkoholikers kann als stummer Helfer dienen indem sie ihren betrunkenen Mann

      • abends ins Bett bringt,
      • ihm ein Schmerzmittel gibt
      • und es auch hinnimmt, wenn er sie anmotzt.

Am nächsten Morgen hat sie – in der Anfangsphase des Spiels oft auch die Rolle des Nörglers. Sie macht ihm logischerweise Vorhaltungen wegen seines schlechten Lebenswandels. 

Am Abend ist sie dann auf einmal der Retter. Sie bettelt ihn an doch von seinem schlechten Handeln ab zu lassen.

Diese „drei in einem Rolle“ hat die Ehefrau oft aber nur in der ersten Phase des Spiels. Später übernehmen zum Beispiel größere Institutionen wie zum Beispiel die Caritas oder andere Personen diese Rolle.

Sie müssen nur eine Sache machen: ihm das geben was er sich NACH dem Trinken so sehr wünscht… Was das ist, kommt jetzt.

1.2          Was für einen Nutzen hat dieses Spiel?

Interessant ist, dass das Trinken ganz und gar nicht nicht den Hauptnutzen in dem Spiel darstellt, obwohl sich Therapien fast immer nur auf das Trinken und den Entzug von dem Trinken konzentrieren.

Das jetzt Folgende mag dir vielleicht neu erscheinen, ist aber die Lösung für die allermeisten Spiele:

      • Das Trinken selbst ist nur das Nebenprodukt
      • Der Hauptpunkt / die eigentliche Befriedigung ist das, was durch das Trinken später entsteht: der Kater!

Das Trinken ist nur ein Mittel zum Zweck, dass zwar immerhin ein wenig Freude bereitet. Am Ende aber nur ein Mittel zum Zweck ist um zum anderen Höhepunkt zu kommen: Dieser andere Höhepunkt ist das der Süchtige nach (!) seinem Trinken später eine für ihn wichtige Entschuldigung / eine Erlösung bekommt.

Diese Entschuldigung / Erlösung von außen ist für ihn wichtiger als das Trinken selbst! 

Für den süchtigen Trinker gibt es also nicht nur den körperlichen Kater sondern auch den psychischen Kater.

Süchtige Trinker haben in der Regel zwei Lieblingsformen von Zeitvertreib:

      • Die einen prahlen, wieviel sie getrunken haben und
      • Die anderen „feiern ihren Morgen danach“: das bedeutet: „sie möchten dann gerne von ihrem Kater / ihrem Leid berichten“.

Leute die gerne auf Empfänge und Partys gehen um dort auch alkoholische Getränke zu trinken sind oft auch diejenigen die sehr gerne damit prallen, wieviel sie am vor Abend getrunken haben.

Dann gibt es aber noch die so genannten „harten Spieler“.

Diese nehmen die Variante „der Morgen danach“ /  diesen Kater auf der psychologischen Ebene und gebrauchen ihn um ihr Ziel der „Selbstkasteiung“ zu erreichen.

Bitte behalte also im Hintergrund/Hinterkopf:

      • es geht in erster Linie nicht (!) um das Trinken.
      • das Ziel in dem Spiel des Süchtigen ist die Selbstkasteiung.

Kasteiung kommt aus dem lateinischen castigatio und bedeutet: Züchtigung/Kasteien. Es ist das freiwillige Entbehren oder das Leiden, um etwas Höheres zu erhalten.

Du brauchst dies jetzt nicht unbedingt mit Religion in Verbindung zu bringen wenn du dir über das Leiden/ das Kasteien Gedanken machst.

Eine ganz religionsfreie Form des Kasteiens ist zum Beispiel eine normale Diät. Auch sie bedeutet, sich etwas entsagen um etwas Höheres zu erreichen.

Kommen wir jetzt wieder zurück zu unserem Kommunikationsspiel: der Süchtige. Wir sind die immer noch bei dem Nutzeffekt des Spieles.

Mit dem „guten Morgen danach“ oder mit dem selbst herbeigeführten Leiden möchte der Süchtige etwas erreichen. Aber was ist das jetzt genau? 

Es wird in unserer Schulliteratur z.B. von einem Patienten berichtet der nach einem typischen „Sauf-Tag“ immer wieder / mit schöner Regelmäßigkeit anschließend seinen Therapeuten aufgesuchte. In der Therapiestunde kasteite er sich selber in dem er sich immer wieder selber mit Schimpfnamen überschüttete. 
Wichtig ist: der Therapeut hat dies wieder unterstützt noch irgendwie selber getan. Der Therapeut ist also auf dieses so genannte „Spiel mit mir irgendeine Rolle“ nicht eingegangen – er blieb „Rollenlos“ Darum suchte der Süchtige später woanders seinen Nutzen. In einer Gruppe mit Bekannten, sprach er dann überheblich und auch etwas befriedigt über seine Therapiesitzung bei diesem Psychiater und erzählte, dass der ihm diese Schimpfnamen gegeben hätte. 
Nun hatte er endlich wieder seine Kasteiung….

Wenn wir uns jetzt über die Süchtigen Gedanken machen, dann sollten wir immer im Hinterkopf behalten, dass das hauptsächliche Gesprächsinteresse der meisten Süchtigen –  nehme jetzt mal zum Beispiel den Alkoholiker – nicht ihrer Trinksucht gilt.

Bezeichnenderweise sprechen Sie über ihr Trinken nur in Zusammenhang mit ihrem Nörgler. Das ist sehr wichtig zu beachten. Also muss ja etwas mehr dahinterstecken. Und das tut es auch! Denn das hauptsächliche Gesprächsinteresse vieler Süchtiger gilt dem durch das Trinken danach verursachten schlechten Zustand in dem sie sich befinden und unter dem sie dann sehr leiden.

Und so unlogisch es sich anhören mag, aber das eigentliche Ziel seiner Transaktion ist es, durch sein Trinken eine Situation aufzubauen durch die er sich selber oder andere seinem Kindheits–Ich ernste Vorhaltungen gemacht werden können.

Es ist als wäre er süchtig danach, entweder durch sein eigenes inneres Eltern–Ich oder durch eine andere Eltern–Figur aus der Umgebung sein eigenes Kindheits–Ich zu beschimpfen und damit zu kasteien. „Ich will doch nur Buße tun!“

In der Sprache der Psychologie nennen wir dies eine orale Deprivation:

      • Deprivation = ein Liebesentzug
      • Orale Phase ist der allererste Lebensabschnitt des Säuglings. Die ersten beiden Lebensjahre.

Der Süchtige möchte mit aller Macht wieder in den Zustand zurück um diesen Liebesentzug in seinen allerersten Lebensjahren wieder zu erleben. In der Literatur wird dies als Versuch dargestellt, eine zweite Chance zu erhalten. „Ich möchte nochmal in diese Zeit der totalen Abhängigkeit von meiner Mutter um vielleicht doch noch etwas mehr Liebe zu erhalten.“

Wenn du also einen Süchtigen in deiner Umgebung hast – und dabei ist es vollkommen egal, um welche Sucht es sich hierbei handelt – denn es geht nicht um die Suchthandlung selber sondern es ist der Morgen danach – dann denke immer daran:

Das Ziel des Süchtigen ist die Selbstbemitleidung /die Selbstkasteiung.

Wenn wir von einem Süchtigen sprechen dann kann es sich wirklich jede Form von Sucht handeln. Wir nehmen hier jetzt einfach mal das Beispiel des Alkoholikers, weil wir leider so viele Alkoholiker in Deutschland haben. Allein wegen seiner zahlenmäßigen Menge eignet sich der Alkoholismus als gutes Suchtbeispiel.

Es gibt aber auch noch eine andere Form des Süchtigen: Wir nennen ihn in der Transaktionsanalyse den „trockenen Alkoholiker“. Er greift nicht zu einer Flasche. Jedoch macht er den gleichen Prozess wie der „normale Alkoholiker“ durch, um sich finanziell oder sozial völlig in den Ruin zu bringen.
Die Art und Weise wie (!) er sich versucht, in eine Leidens–Position zu bringen gleicht komplett der Handlungsweise eines Trinkers.

Auch die Rollen der Mitspieler wie zum Beispiel Retter, Nörgler, stummer Helfer, Verbindungsmann sind absolut ähnlich.

Und nachdem man das in der Transaktionsanalyse erkannt hatte wurde es immer deutlicher klar, dass es sich bei dieser Handlungsweise um ein Spiel mit zwei Verhaltens–Ebenen handelt.

Wenn jemand zum Beispiel immer wieder eine Handlung vollführt wodurch er

      • von einem Arbeitsplatz zum nächsten gekündigt wird,
      • oder er verhält sich in Partnerschaften immer wieder so das der Partner ihn verlässt,
        dann ist diese Handlungsprozedur die gleiche Spielvariante wie die des Alkoholikers.

Da es sich aber um eine „nichtstoffliche Sucht“ handelt oder sich von Anfang an ausschließlich nur um Handlungen dreht, verlaufen diese Spiele meistens viel dramatischer und das Ende ist oft sensationeller und abrupter / plötzlicher.

1.3 Wie kann ein Süchtiger geheilt werden?

Konzentrieren wir uns hierbei auf die psychologische Ebene seines Handelns. Auf der psychologischen Ebene kann man einen Süchtigen praktisch nur dadurch heilen

      • indem man ihn dazu bringt es komplett aufzugeben.
      • Es reicht nicht, die Spielstärke zu reduzieren! Nein!

Das Reduzieren könnte zum Beispiel durch das Wechseln von der Hauptrolle in die Rolle eines Retters oder eines Nörgler sein.

Wie kann das gehen? Nehmen wir das Beispiel des Alkoholikers: Ein ehemaliger Alkoholiker könnte in die Rolle eines Retters schlüpfen, in dem er sich als Helfer bei solchen Organisationen wie den Anonymen Alkoholikern einträgt um anderen Alkoholikern zu helfen.

Da wäre er aber permanent mit seinem eigenen persönlichen Problem immer wieder direkt konfrontiert. Besser wäre es darum, das Spiel komplett aufzugeben!

Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass er als Alkoholiker/als Süchtiger irgendetwas anderes findet was für ihn mindestens ebenso interessant ist, wie die Fortsetzung seines alten Spieles. Wir nennen dies in der Psychologie eine Sublimierung!

Ganz trocken erklärt: Eine Sublimierung ist,

      • wenn eine sozial nicht akzeptierte Form der Bedürfnissbefriedigung in eine sozial akzeptable Form der Befriedigung umgewandelt wird
      • um dadurch seine vorherige schlechte Handlung mit der neuen Handlung – die aber wesentlich akzeptabler ist – zu neutralisieren.

Was aber könnte der Alkoholiker nun praktisch tun um sein altes Handeln zu ersetzen? Welches anderes Spiel könnte er nun spielen?

Da der Süchtige für gewöhnlich nahen Intimerlebnissen aus dem Weg geht, sollte er sich lieber für ein Spiel entscheiden in welchem es sich nicht so sehr um zwischenmenschliche Beziehungen dreht.

1.4          Was ist das Kriterium für eine Heilung?

Man sagt ja dass ein trockener Alkoholiker in der Regel (!) besser keinen Tropfen Alkohol trinkt um nicht wieder rückfällig zu werden.

Die Grundlage für eine wirklich echte und komplette Heilung besteht meines Erachtens aber darin, dass der ehemalige Süchtige schon in der Lage sein sollte Alkohol in Maßen zu trinken aber: ohne wieder rückfällig zu werden. 

In den Augen eines Spiel–Analytikers ist eine 100%ige Abstinenz keine befriedigende Lösung. Die 100%ige Abstinenz kann gut sein wenn man über den „realen Alkoholiker“ spricht. Aber der Süchtige in der Spiel-Analyse sollte es lernen, seiner Handlungssucht ins Auge zu schauen.

Durch dieses Vermeiden, „der Handlungssucht direkt ins Auge zu schauen“ wird bei dem Süchtigen nämlich immer noch etwas verhindert. 

Typischerweise gibt es immer wieder die Rolle des Retters. Nehmen wir wieder mal das Beispiel des trinkenden Alkoholikers. Da gibt es so viele Hilfsorganisationen welche die Meinung vertreten, dass der Alkoholismus eine Krankheit sei.

Das ist aber wie ein Feigenblatt für den Süchtigen um zu sagen: „seht ihr, ich kann gar nichts dafür! Ich bin einfach nur krank!“ Dieses Spiel nennen wir in der Transaktions – Analyse „Holzbein“.

Und auch wenn er jetzt das Spiel wechselt, ist die Arte und Weise der Spiel –Aktion genau die gleiche:

      • es dreht sich alles um den Morgen danach
      • um die Streicheleinheiten durch die Umgebung.

Teil 2: Wie komme ich aus der Sucht wieder heraus? Die Antithese!

Dieses Spiel „Süchtiger“ ist ein sehr hartes Spiel, welches nicht so schnell aufgegeben werden kann. Nicht umsonst ist es in dem Bereich der Alltagsspiele aufgeführt, weil es sehr tief in unserem Denken und Handeln verankert ist.

In der Literatur wird von einem Fall berichtet, dass eine Frau (Süchtige) immer wieder eingefordert hatte, dass man sie doch „ehrlich beurteilen solle“. Diese eingeforderte ehrliche Beurteilung war von ihrem Standpunkt aus jedoch nicht ehrlich. In der Selbsthilfegruppe forderte sie immer wieder nach einer ehrlichen Beurteilung.

Die Gruppenmitglieder haben ihr dann nette Komplimente gemacht, weil sie sich auch entsprechend nett verhalten hatte

Das war aber nicht ihr Ziel! Sie wollte negative, nörglerische Dinge hören. Und nachdem das in der Selbsthilfegruppe nicht bekam

      • trennte sie sich von dieser,
      • ging nach Hause und
      • sagte ihrem Partner:

Wenn ich wieder zu trinken anfange bringst du mich sofort (!) in eine Klinik. Er versprach es und noch am selben Abend schickte er sie in ein Sanatorium, weil sie sich mal wieder besinnungslos betrunken hatte. Dieses Beispiel zeigt wie hart dieses Spiel „Süchtiger“ eigentlich ist.

Selbst wenn sich die Umgebung weigert, die Rolle des Nörglers zu übernehmen,

      • verlangt der Süchtige weiter nach so einer nörglerischen Handlung
      • und sucht so lange, bis er sie von irgendjemanden findet.

In dem Fall der süchtigen Trinkerin war es halt ihr Partner zu Hause – denn dann sozusagen die Reißleine.

Das musst du dir mal vorstellen,

      • sie hat alle anderen auch schon aufgefordert zu nörgeln,
      • sich von Ihnen aber getrennt, als sie gemerkt hat, dass diese nicht auf ihre Forderung eingehen.

Was für ein hartes Spiel! Gibt es denn überhaupt eine Heilung aus diesem Spiel? Nun, das müssen wir von Fall zu Fall immer wieder betrachten. Jeder Mensch ist zum Glück anders……

Es gibt aber ein Grundmuster nach welchem man vorgehen kann, um mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einen Erfolg zu erzielen.

Zuerst müssen uns dessen bewusst sein, dass der Süchtige/Alkoholiker ganz bewusst den Nörgler anspricht und von ihm eine negative Bewertung einfordert. Er möchte für sein schlechtes Verhalten eine Rüge erhalten. Er schreit nach Kasteiung! „Ich bin doch so ein schlechter Mensch, sieht das denn keiner?“

Gibt es aber eine Alternative zu diesem süchtigen Verlangen nach Schlägen?

Ja das gibt es! Sowohl von einem therapeutischen Standpunkt aus betrachtet als auch von einem Transaktionellen Standpunkt aus.

  • Der therapeutische Standpunkt:

Um einem Süchtigen/einem Alkoholiker wirklich zu helfen, darf ein Therapeut keine einzige der eingeforderten / spieltypischen Rollen übernehmen: weder die Rolle des Nörglers noch die Rolle des Retters spielen.

Auch nicht die Rolle des stummen Helfers, indem er dem Patienten zum Beispiel erlaubt, unpünktlich zu den Therapiestunden zu kommen oder die Rechnungen nicht zu bezahlen.

Für dich als Leser/Zuschauer ist der Transaktions-Stanpunkt vielleicht etwas greifbarer:

Es sind drei wichtige Schritte zu beachten um das Spiel „süchtiger“ vielleicht doch noch zu beenden.

      1. du musst dich sorgfältig und gründlich mit diesem Spiel befassen (dies tust du ja gerade bei diesem Video)
      2. Eine klare, konkrete vertragsgemäße Position muss auf der Ebene des Erwachsenen–Ich eingenommen werden.
      3. Jegliche Rolle im Spiel welche dir von dem Süchtigen zugeschoben wird musst du konsequent ablehnen!

Dieses konsequente Positionbeziehen und die klare Ablehnung jeglicher Rolle ist die wohl wirksamste Form jemandem zu helfen mit seinem süchtigen Verhalten aufzuhören.

Teil 3: Verwandte/ähnliche Spiele.

Es ist wichtig, dass wir uns mit den Nebenspielen/ähnlichen Spielen einmal befassen. Dies ist deshalb so wichtig, weil das Thema Süchtige/Abhängige in unserer Gesellschaft extrem stark verbreitet ist.

Nimm dir mal einen typischen Alkoholiker. Seine Frau hat – wie so oft – die Rolle des Nörglers angenommen. Nun ist es logisch, dass der Mann – wenn er mit seiner Frau alleine ist – von ihr Frau sofort Kritik bekommt sobald er mit dem Trinken anfangen würde.

Jetzt bekommen Sie aber Besuch und sind im Garten am Grillen. Der Mann bietet dem Besuch ein alkoholisches Getränk an. Wird es angenommen, dann hat der Mann die Möglichkeit, schnell ein paar mehr alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Weigern die sich jedoch Alkohol zu trinken dann wird das Spiel schnell aufgedeckt.

Was dann typischerweise erfolgt ist, dass der Mann sich „neue Freunde“ sucht mit denen er dann in Ruhe trinken kann.

Wie alle Spiele, hat auch dieses Spiel „darf ich dich zu einem Drink einladen?“ zwei Ebenen:

Die soziale Ebene ist die sichtbare Ebene. Da wird von dem einen Erwachsenen–Ich zu dem anderen Erwachsenen–Ich lediglich ein alkoholisches Getränk angeboten. Das ist ja nicht schlimm.

Das unverschämte/ perfide findet aber auf der psychologischen Ebene statt! Normalerweise würde die Ehefrau dem Mann jedes alkoholische Getränk verbieten. Jetzt haben sie aber Gäste und der Mann bietet den Gästen etwas zu trinken an.

Unter den wachsamen Augen seiner Ehefrau (!) erschleicht sich jetzt das Kindheits–Ich des Mannes durch eine Bestechung die Einwilligung vom Eltern–Ich des Gastes.

Die Ehefrau hat gar keine Möglichkeit irgendwie zu protestieren einzugreifen und muss der ganzen Handlung um des lieben Friedens willen zustimmen.

Fassen wir das Spiel nochmal in Ruhe analytisch zusammen:

    1. Der Spielablauf: Seht mal wie schlecht ich mich benehme. Mal schauen ob ihr mich davon abhalten könnt

    2. Das Ziel: der Süchtige möchte sich selbst Kasteien

    3. Die Rollen sind: der Alkoholiker (Hauptperson), Nörgler, Retter, stummer Helfer und der Verbindungsmann.

    4. Dynamik: die orale Deprivation.

    5. Auf der sichtbaren Ebene wird vom einen Erwachsenen–Ich zu dem anderen Erwachsenen–Ich gesprochen: „Sag mir, wie du wirklich über mich denkst.“

    6. Auf der unsichtbaren (psychologischen) Ebene wird vom Eltern–Ich zum Kindheits–Ich gesprochen. Das Eltern–Ich sage: du musst mit dem Trinken aufhören. Das Kindheits– Ich antwortet: „Dann schau mal ob du mich davon abhalten kannst.“.

    7. Der Nutzen des Spiels: psychologisch: Rebellion, und Befriedigung eines Verlangens. Vermeidung von Intimität. Der Morgen danach: Zeitvertreib.

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind vielfältige Themen die wir ansprechen können wie Borderline und seine Ursachen die unsere Gesellschaft immer mehr beschäftigen, aber auch Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unseren Sprachgebrauch Einzug halten. 

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