Um diese Frage vernünftig zu beantworten muss man sich der Antwort auf drei Ebenen nähern:
Es gibt eine klare Parallele zwischen dem Trennungsvorgang in der Präödipalen Phase (vor dem dritten Lebensjahr) und der Trennung von den Eltern in der Pubertät.
Dies sind die zwei wichtigen Trennungsvorgänge im Leben eines jungen Menschen, welche sich bis ins hohe Alter auswirken!
Die einzelnen von Siegmund Freud beschriebenen Phasen sind:
Schaut man sich den Prozess der Trennung in der Pubertät an, dann kann man recht gut nachvollziehbare Rückschlüsse auf die Trennung / bzw. Nicht-Trennung der frühen Mutter–Kind–Beziehung ziehen. Diese Beobachtung ist wichtig um Strukturen des Verhaltens in einer Beziehung zu erkennen.
Nun hat man Gruppen von Müttern verglichen
Die eine Gruppe bestand aus Müttern von Kindern (Mädchen) mit der Diagnose einer Borderline–Persönlichkeitsstörung
Die andere Gruppe waren Müttern von Kindern ohne diese Diagnose.
Gab es einen sichtbaren Unterschied? Ja und zwar auf 3 Ebenen:
Aufgrund dieser nicht zu leugnenden Ergebnisse schlussfolgerten die Untersucher, dass solche Stressfaktoren eine direkte Ursache für die Bildung einer Borderline–Persönlichkeitsstörung haben müssen.
Hier stellte sich eine Belastung durch
die deutlich eine Borderline – Persönlichkeitsstörung förderten. Solche „nichtkonstanten Verhaltensweisen“ können sein:
Fassen wir das mal zusammen: Was bedeutet das nun?
Alle Studien weisen darauf hin, dass es nicht ausreicht ein Kind zu misshandeln oder zu missachten sondern es war immer ein zusätzliches Element nötig:
Die Instabilität von Regeln und Erwartungen die ein Ausdruck einer völlig unorganisierten Struktur der Mutter–Kind–Beziehung sind.
Das ist jetzt ein sehr wichtiger Punkt: Wenn diese Instabilität so gravierende Auswirkungen auf die Ausbildung einer Borderline–Persönlichkeitsstörung hat, dann besteht die realistische Gefahr, dass diese Borderline–Persönlichkeitsstörung von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden kann.
Denn, solche instabilen Erziehungsmuster werden stark durch die Umwelt/Umgebung verursacht.
Um zu beobachten wie sich Persönlichkeitsstörungen ausbreiten bedient man sich hauptsächlich der Familien-Anamnesen. Hier beginnt man bei Verwandten ersten Grades von Borderline–Patienten das Auftreten von einer Borderline– oder einer anderen psychiatrischen Störung zu untersuchen.
Hier geht es in erster Linie um das zahlenmäßige Erfassen der Verbreitung innerhalb von Familien. Aus ihnen kann jedoch nicht die Ursache (!) für die Weiterverbreitung gewonnen werden! Es ist ein reines Zählen der Fälle. Trotzdem sind solche Untersuchungen extrem wichtig.
Was haben diese Untersuchungen zur Familiengeschichte denn nun ergeben?
Diese Untersuchung zeigten, dass die Verwandten von Borderline–Patienten in einem erkennbar höheren Ausmaß:
Jetzt könnte man mal wieder sagen: „immer diese Mütter“. … Aber kurioserweise, obwohl fünfmal mehr Menschen mit den Borderline–Symptomen in diesen Familien gefunden wurden ließ sich dieser Lehrsatz („Mütter von Borderline-Patienten sind ebenfalls Borderline-Patienten“) nicht bestätigen!
Was ergaben diese Untersuchung denn noch? Das Folgende ist jetzt sehr spannend:
Am Anfang der Untersuchungen ging man noch von der Theorie aus dass eine affektive Dysregulation (also ungebremste / unkontrollierte Gefühle) der Grund für die krankhafte Psyche von Borderline-Patienten ist.
Wichtig: Diese Theorie würde nichts anderes aussagen, als dass der Borderline-Patient selber für seine Störung verantwortlich ist!
Die Untersuchungen zeigten aber ein anderes Bild:
Diese Verbindung zwischen Borderline und Impulskontrollverlust legt eine ganz andere große Problematik offen: die familienbedingte Problematik bei der Impulskontrolle.
Forscher sind sich im Laufe der Zeit der Untersuchung immer sicherer, dass ein Kind welches dauerhaft in einem familiären Umfeld von aggressiven und impulsiven Verhalten der Eltern aufwächst, sich irgendwann selber mit diesem Verhalten identifiziert.
Ist ein Kind erst einmal mit einer pathologischen Verhaltensweise identifiziert kann es gar nicht anders als diese in seinem eigenen Leben anzuwenden und weiter zu geben.
Natürlich müssen auch genetische Faktoren mit einbezogen werden. Auch sind die Forschungen hier sind noch auf einem sehr frühen Untersuchungsstand.
Was aber deutlich wird ist, dass die Umgebung ein Kind massiv prägt.
Deskriptive / also konkrete beschreibende Untersuchungen sind all die Untersuchungen von Symptomen, die man von außen auch beobachten kann, ohne auf Übertragungen oder gegen Übertragungen zurückgreifen zu müssen.
Das, was man beobachten kann, wird grundsätzlich in zwei Gruppen unterschieden
Was sagen die Untersuchungen über eine Verbindung zwischen diesem traurigen Thema der Trennungskinder und der Diagnose Borderline? Nun, im Vergleich zur Schizophrenie, Depression, bipolaren Störung oder anderen Persönlichkeitsstörungen finden sich tatsächlich deutlich mehr Trennungserfahrungen bei den Borderlinern.
Jetzt könnte man annehmen, dass dies der Grund (!) für eine Borderline-Entwicklung ist. Neuere Untersuchung zeigen aber, dass solche frühen Trennungs- und Verlusterfahrungen wahrscheinlich weniger einzelauslösende Faktoren der Borderline–Persönlichkeitsstörung sind es ist bislang angenommen wurde.
Wie wir noch im weiteren Verlauf sehen werden, liegt die aktuelle Vermutung eher nahe,
Mit diesem Hinweis, kommen wir wieder zu dem inkonstanten Erziehungsverhalten von weiter vorne zurück….
Fast alle Studien über Missbrauch und Misshandlung junger Menschen mit einer später diagnostizierten Borderline–Störung zeigen
Hierin stimmen fast alle veröffentlichten Untersuchungen bisher überein: eine sehr hohe Anzahl an solchen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit.
Ist das jetzt nicht endlich die (!) Lösung auf die Frage ob der Missbrauch und die Misshandlung die Ursache von Borderline – Persönlichkeitsstörungen sind?
OK, dieser Gedankengang liegt jetzt schon sehr nahe. Aber obwohl Missbrauch und Misshandlung in der Kindheit aller Wahrscheinlichkeit nach eine starke und prägende Rolle als Ursache für eine Borderline – Störung hat, reichen Sie als Begründung für eine Borderline – Psychopathologie immer noch nicht aus!
Hierfür gibt es zwei Gründe:
Was also ist das aktuelle Verständnis von Missbrauch und Misshandlung bei der Ausbildung einer Borderline–Psychopathologie? Nun, sie hat schon eine starke Auswirkung / ist aber nicht alleine für die Bildung dieser Störung verantwortlich.
Ohne eine zusätzliche Berücksichtigung
Sie sind eher Vorstufen von etwas, was ein sich wiederholendes Verhaltensmuster der Eltern ausmacht.
Wie bereits im Teil (1) (die kindlichen Untersuchungen) gesagt, muss auch das inkonsequente/unberechenbare Verhalten eines oder beider Elternteile mit einbezogen werden.
Neuere Studien zeigen, dass das gemeinsame Leben mit einem unberechenbaren aber nicht direkt misshandelnden oder missbrauchenden Elternteils eine gleich große Bedeutung im Ursprung der Borderline-Persönlichkeitsstörung hat, wie die Misshandlung und der Missbrauch in tätlicher Form.
Zusammenfassend können wir heute von davon ausgehen, dass verschiedene Kindheits-Traumen zwar wichtige Faktoren für die Ausbildung einer Borderline–Psychopathologie sind wie zum Beispiel:
Mit Sicherheit ist kein Einzelereigniss für die Entwicklung dieser gigantischen Bandbreite einer Borderline–Störung verantwortlich.
Und gerade wegen dieser „extrem großen Bandbreite“ der Symptome müssen wir
Immer wieder kommen wir zu dem Schluss zurück: Das Fehlen einer vernünftigen Unterstützung in Form von stabilen Familienstrukturen Beruhigender Anwesenheit Einer aktiven Erziehung
All das ist deutlich stärker an der Entwicklung einer Borderline–Persönlichkeit beteiligt als ein einzeln erlebtes Traumata.
Wenn wir uns die Familien von Borderline-Patienten etwas näher anschauen dann finden zwei Erziehungsstiele die gegensätzlicher und unterschiedlicher nicht sein können:
Obwohl Borderline-Patienten logischerweise aus den unterschiedlichsten Familientypen kommen können, ist eine Unterscheidung in diese beiden extrem voneinander unterschiedlichen Varianten bei einer Strukturierung und einer Planung späterer Therapien sehr hilfreich.
Beide Familientypen haben trotz ihrer Verschiedenheit eins gemeinsam: Das Streben des jungen Borderline–Patienten nach Unabhängigkeit, Freiheit und Autonomie in der Familie löst eine große Furcht aus: Die Furcht, dass die Familienbande dadurch zerstört wird.
Bei beiden Typen ist dieselbe Dynamik zu erkennen, in welchem eine innere Spaltung der Eltern (insbesondere in Bezug auf Abhängigkeit und Freiheit) nun auf das eigene Kind projiziert wird.
Borderline – Kinder aus überengagierten Familien stehen oft im Kampf mit ihrer Abhängigkeitproblematik.
Ein noch häufiger zu beobachtendes Verhaltensmuster in diesen Familien, besteht in der Vernachlässigung der Bedürfnisse und der Gefühlen der Kinder durch eine zu geringe empathische Sorge durch die Eltern.
In diesen Familien spiegelt das „Nicht-Engagement / dieser Nicht-Einsatz“ den starken Hunger nach Gefühlen oft nicht nur bei dem Borderliner wider, sondern auch bei den anderen Familienmitgliedern!
Das ist jetzt wieder mal ein wichtiger Begriff: dieser „unstillbarer Hunger“
Dieser unstillbarer Hunger des Borderliners – nach Nähe und haltenden Emotionen – kann auf den Elternteil (welcher sich ja selber diese Liebe und Anerkennung wünscht) zu überwältigend sein. Eltern haben in diesen Familienkonstellationen oft selber ein gestörtes Verhältnis dazu, Liebe zu geben oder anzunehmen.
Es gibt einen hervorragenden Fragebogen über welchen die zwei Dimensionen des elterlichen Verhaltens (die Fürsorge und der Schutz) sehr gut erfragt werden können.
Der Fragebogen „Parental Bonding Instrument“ (PBI) / Deutsch: der Kindheitsfragebogen stellt diese beiden Gegensätze – Fürsorge/Schutz – gegenüber.
Nun hat man diese Fragebögen bei Borderline-Patienten zu Grunde gelegt und sie anschließend mit denen von schizophrenen, schizotypischen, anderen „Nicht-Borderline-Patienten und „normal lebenden Menschen“ verglichen.
Und tatsächlich: es gab ein übereinstimmendes Muster bei den Borderline-Patienten: Das Muster sah so aus, das beide Elternteile von deren Borderliner-Kindern als weniger fürsorglich, dafür aber als deutlich stärker schützend erlebt wurden. Deutlicher als dies die jeweilige Kontrollgruppe im Vergleich gesehen hat.
Aus dieser Kombination von geringer Fürsorge und überstarkem Schutz kam dann der Begriff von „lieblosen Kontrolle“ auf.
Eine typische Beschreibung von den eigenen Eltern ist: „Sie waren unfähig Emotionen zu geben, konnten aber nicht loslassen.“
So ein überstarker Wunsch nach Kontrolle darf nicht mit dem Wunsch nach Fürsorge verwechselt werden!
Diese Eltern waren und sind selber noch mit ihren ungelösten Konflikten beschäftigt und übertrugen dies nun auf ihre Kinder.
Wenn wir diese Studien immer zu Grunde legen dann ist die „Kontrolle“ der einzig wirklich aussagefähige Messfaktor für eine Borderline–Psychopathologie wenn wir die Umweltvariablen zu Grunde legen – also alles was NICHT genetisch ist.
Gibt es also eine Entstehung von Borderline in der Familie?
Nach den heutigen Ergebnissen aus dem Studien müssen wir sagen dass eine Kombination aus elterlichem Über-Engagement und gleichzeitige Vernachlässigung, Missbrauch, Misshandlung und „Minder-Engagement“ diese krankheitsfördernde Dynamik in den Familien auslöst.
Kommen dann bei dem Borderliner noch die Reaktionen aus den Traumen hinzu (die Bildung einer prätraumatischen Persönlichkeit-Struktur) dann ist Tür und Tor für dauerhafte Probleme im zwischenmenschlichen Bereich geöffnet.
Mit anderen Worten ausgedrückt: Es ist der Konflikt eines Borderliners zwischen der Angst vor dem Verlassenwerden und der Furcht vor der Beherrschung!
Das ist so ein Durcheinander im Kopf des Patienten:
Was für ein Konflikt!
Borderline-Patienten berichten häufig von Konflikten Feindseligkeiten und einer chaotischen Unvorhersehbarkeit des Verhaltens der Eltern.
Diese Kombination aus eine zu geringen „Verhaltens“-Struktur und einem zu geringen Zusammenhalt in der Familie führt zwangsläufig zu Konflikten bei den Familienmitgliedern.
In diesen Familien existieren kaum wirksame Rollenzuteilungen. Und es besteht kaum die Möglichkeit seinen Gefühlen und seinen Erwartungen genügend wertschätzenden Ausdruck zu vermitteln.
Es wird immer wieder deutlich, dass eine Kombination von konstant negativen und zerstörerischen Affekten / Gefühlsausbrüchen mit einer inkonsequenten elterlichen Autorität und Führung fast schon übermächtig häufig antisoziale Verhaltensweisen in der Pubertät und auch depressive Symptomen hervorruft.
Und das alles in einer Anzahl, dass dies nicht mehr wegzudiskutieren ist.
Die alles sind Dinge die man sich nicht ausgedacht hat, sondern man hat diese durch die Studien retrospektiv (also über die Diagnose in die Vergangenheit blickend) analytisch herauskristallisiert hat.
Was können wir jetzt zusammenfassend über diese frühen Familien-Interaktionen sagen?
Borderline – Patienten sind deutlich häufiger in chaotischen Familien aufgewachsen Die wahrscheinlich mit eigenen großen Schwierigkeiten wie zum Beispiel finanziellen Problemen, Gesundheit etc. zu kämpfen hatten Und in denen die Eltern nicht in der Lage darin waren für eine ausreichende Erziehung, Schutz oder emotionalen Halt zu bieten.
Das waren jetzt retrospektive Untersuchungen. Schauen wir uns mal Untersuchungen an, welche die aktuelle Interaktion / das aktuelle Miteinander der Familie im Fokus haben:
Es ist einerseits richtig, in die Vergangenheit zu schauen und daraus Ergebnisse für das JETZT (!) zu sehen….. Andererseits hat es aber auch einen starken Vorteil sich den laufenden Interaktionen innerhalb der Borderline – Familie zuzuwenden.
Denn aus den Beobachtungsergebnissen können sich häufig sehr viel besser Strategien zur Strukturierung einer Therapie ableiten lassen – und um die Therapie geht es ja jetzt!
Die Annahme hierbei ist relativ klar:
Eine hoch interessante Untersuchung von den Professoren Shapiro und Zinner zeigt auf, dass sich eine Borderline–Psychopathologie fast immer an den Strukturen der Rollen-Zuteilungen innerhalb der Familie erkennen lässt:
„ die Eltern stellen den Heranwachsenden z.B. als einen unfähigen Menschen dar, der nicht für sich für sich selbst sorgen kann und sind darum in ihrer Kontrolle überengagiert.“
Die Professoren gehen aufgrund Ihrer Beobachtungen davon aus, dass bei diesen Eltern nun wieder die eigenen unbewältigten Konflikte aus ihrer Kindheit im Zusammenhang mit Autonomie und Abhängigkeit aufkommen wenn das eigene Kind sich selbstständig machen möchte und man fällt in eine gesamtfamiliäre Regression.
Kurz zum Thema Regression:
Wir sprechen von einer Regression wenn man (z.B. aufgrund von starker Belastung) wieder in frühere Stufen der Entwicklung zurückfällt. Problemlösungen werden dann häufig nicht mehr kognitiv / überlegt angegangen sondern in reflexhaftem Schreien, Spalten oder sonstigem abwehren.
Mehr Informationen in meinem Video: Borderline verstehen – Die Regression
Du findest dieses Video unter folgendem Link: https://youtu.be/8hmHIFebHvo
Möchte ein Familienmitglied nun mehr Freiheit (im Rahmen der beiden natürlichen Separations- / Trennungsphasen: im Alter von 2-3 Jahren und in der Pubertät) dann hält dies die Familie fälschlicherweise für den Ausdruck einer Entwertung und einer Zurückweisung der familiären Werte. Und reagiert vollkommen falsch …
Anstatt das kleine Kind oder den jungen Menschen der Pubertät jetzt in seinem natürlichen Streben nach Unabhängigkeit zu fördern, versagen diese Familien und Antworten mit noch mehr Kontrolle.
Wie kann man in so einem Fall therapeutisch vorgehen?
Durch die Unterstützung einer begleitenden Familientherapie, einer Paartherapie für die Eltern, kann eine Neuordnung in dieser Familien-Interaktion angestrebt werden.
Es geht häufig nur miteinander! Darum ist eine Integration der Eltern fast immer zwingend notwendig.
Das Ziel solch einer „Familien“-Therapie besteht darin, die Spaltung zu verringern eine Ambivalenz Toleranz zu fördern und nicht zuletzt: bei den Eltern verleugnete, projizierte Selbstanteile zurück zu gewinnen
Einige Untersuchungen haben außerdem belegt, dass Eltern von Borderline-Patienten ihre eigenen Kinder ganz anders wahrnehmen als diese sich selbst.
Borderline-Patienten erleben sich in einem deutlich höheren Maß als von ihren Eltern entfremdet als Nicht–Borderliner.
Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass sich Eltern des inneren Erlebens ihrer Borderline-Kinder oft nicht bewusst sind. Dadurch entwickelt sich fast zwangsläufig ein starkes Gefühl der Entfremdung bei dem jungen Patienten.
Professor Shapiro hat das mit dem schönen Satz auf den Punkt gebracht: „es ist das Fehlen von neugierigem Interesse aneinander.“
In diesen Studien fand man heraus, dass sowohl das gestörte Beziehungsmuster zwischen den Eltern und ihren Kindern aber auch die viel zu geringe Kommunikation in diesen Familien in direkten Zusammenhang mit dem Verhalten der Borderline-Kinder steht.
Was für Rückschlüsse können wir hieraus ziehen?
Und es zeigt das Bedürfnis nach elterliche Aufmerksamkeit und die flehentliche Bitte um Beteiligung an ihrem Leben.
All das geschieht auf eine so deutliche Art und Weise dass diese nicht mehr zu ignorieren ist oder über die man nur schwer wütend werden kann denn meistens verletzt er sich ja selbst….
Die Konsequenz daraus: Eltern von Borderline-Patienten sollte erklärt werden, dass das selbstzerstörerische Verhalten, das suizidale Denken ihrer heranwachsenden Borderline–Kinder mit einer besseren Kommunikation überflüssig werden könnte.
Ich finde, diese Studie hat Zündstoff.
Eine sehr wichtige therapeutische Konsequenz hieraus besteht darin, bei den Eltern eine gewisse Neugier und einen aktiven Umgang mit dem Borderline-Patienten zu fördern um damit ihre Fehlwahrnehmung zu korrigieren.
Kommunikationsdefizite werden durch Kommunikation in der Therapie als Hauptproblem identifiziert! Und genau das kann auf einem gut strukturieren therapeutischen Weg ebenso wieder korrigiert werden.
Andere Untersuchungen zeigen dass in Borderline–Familien eine sehr geringe emotionale Ausdrucksfähigkeit zueinander (!) existiert.
Der Fragebogen: DRS Dyadic Relationship Scale“ wurde diesen Studien zu Grunde gelegt.
Das Ergebnis: die emotionale Ausdrucksfähigkeit wird von allen Familienmitgliedern (!) als vollkommen unzureichend
Die Folge davon ist, dass in den Borderline– Familien verwischte Grenzen in der Familienhierarchie herrschen das die Generationsgrenzen zusammenbrechen.
Die Folge: ein Chaos und ein Durcheinander bezüglich bestehender Grenzen / oder auch möglicher Werte die gar nicht zum Tragen kommen können innerhalb solch einer Störung.
Dieses inkompetente „Durchprügeln“ von Regeln und unangemessene Bestrafen wird typischerweise und regelmäßig aus Borderline–Familien berichtet.
Wie kann man therapeutisch dagegen vorgehen?
Es scheint sinnvoll, in Familientherapien auf eine Strukturierung der Familienhierarchie hin zu arbeiten und Eltern zu helfen dem Verhalten ihrer Kinder klare Grenzen zu setzen. (Das Beispiel eines Leuchtturms mag hier helfen)
So, das waren jetzt einmal eine Zusammenfassung der mir bekannten Studien in Bezug auf die drei Bereiche der
In einem künftigen Bericht werde ich dann darauf eingehen welche verschiedenen therapeutischen Ansätze zur Zeit diskutiert werden um diesem Chaos in den Familien zu begegnen.
Bleiben wir gespannt, was die Zukunft noch über dieses Thema bereithält.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Wenn ich jemanden nur ein Buch zum Thema Trauma, Einfluss auf unser Gehirn und Therapievarianten empfehlen dürfte, dann wäre es mit Sicherheit dieses herausragende Werk des Trauma-Forschers Bessel van der Kolk. In diesem überragenden Werk werden die Entstehung von Traumatas und die verschiedensten Therapien wie EMDR, Yoga, Self-Leadership, Neurofeedback, Tiefenpsychologie und viele mehr angesprochen.
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