Als allererstes Spiel bei den Doktorspielen befassen wir uns mit dem Thema „Treibhaus“. Dies ist eine Variante des Spieles „Psychiatrie“ welche wir im Teil 6.5 noch intensiver besprechen werden. Die Grundposition für das Spiel „Psychiatrie“ lautet: „ich kann heilen! Und hier auf meinem Diplom steht es schwarz auf weiß, dass ich was kann.“
Du spürst bestimmt jetzt schon, dass es sich hier um einen „Besserwisser / Klugscheißer“ handelt der ungefragt sein Halbwissen in die Welt posaunt.
Da es sich hier um einen Psychoedukations-Kanal handelt, kann ich ja einmal aus dieser Perspektive heraus sprechen. Und ja, sobald jemand sich ein gepflegtes Halbwissen angeeignet hat, glaubt er oft, sämtliche Diagnosen freihändig und mit verbundenen Augen erstellen zu können.
Vieles wĂĽrde jetzt aber dafĂĽrsprechen, diesen therapeutischen Eifer (“ich kann heilen”) in etwas gemäßigtere Bahnen zu lenken. Der Satz von Ambroise ParĂ© hat nämlich auch heute noch GĂĽltigkeit: „Der Arzt behandelt die Patienten, aber Gott heilt sie.“ Dieser Gedanke sollte jeden Therapeuten mit etwas Demut ausstatten.Â
Schauen wir uns das Spieltreibhaus mal etwas näher an. Es wird logischerweise nicht nur von jungen Ärzten gespielt.
Sehr häufig finden wir hier die frisch ausgebildeten jungen Sozialwissenschaftler, Psychologen, und Psychiater vor, die nun sozusagen auf die Menschheit losgelassen werden. Ihren Übereifer zeigen Sie schnell in Gesellschaft ihrer Kollegen wo sie ihre Neigung „Psychoanalyse im Alltag“ zu spielen zeigen.
Zu allem und jedem geben Sie nun eine Diagnose ab: „Lieber Herr Kollege, ich denke da aber anders drüber.“
Frischer Wind ist grundsätzlich einmal nicht falsch. Darum sollte man dieses Verhalten auch als das ansehen was es in den allermeisten Fällen auch ist: Ein ganz normaler harmloser Zeitvertreib. Es ist eine durchaus normale Phase innerhalb der Fachausbildung da diese engagierten jungen Menschen nun ja ein neues Fachgebiet betreten.
Und wenn es dort je nach Charakter einige „Originale / sozusagen Typen“ in der Gruppe gibt, dann kann das recht amüsant werden dieser Gruppe einfach nur mal zuzuhören.
Und mit amĂĽsant meine ich, wenn ein langjährig erfahrener Arzt einem Jungen sich in der Ausbildung befindlichen Arzt zuhört der jetzt gerade lernt sich in der Welt der Medizin aufzuhalten. Er sieht den Eifer, aber sieht auch noch die fehlende Erfahrung.Â
Solch ein Verhalten muss sich aber – wie bereits gesagt – nicht nur auf angehende Ă„rzte, Psychotherapeuten beschränken.
Praktisch ĂĽberall wo Menschen, junge Menschen neue Dinge lernen um auf der Basis dieses Neu-Gelernten dann auch anderen Menschen zu helfen, entsteht schnell ein Verhalten wie
Es ist ganz natĂĽrlich, dass es unterschiedliche Informations- und Ausbildungsgrade in Gruppen gibt. Das sehen wir in Kliniken, im normalen Alltag, im Berufsleben unter Kollegen einfach ĂĽberall.
Hat ein Psychotherapeut zum Beispiel eine Gruppe von Patienten (also ganz normale Menschen ohne eine medizinische Ausbildung) vor sich, die sich wechselseitig Kritik an den Kopf wirft, (also, einer weiĂź mehr als der andere) dann kann der Therapeut jetzt gezwungen sein genau dieses Verhalten zu unterbinden.
Und dieses Unterbinden kann im weiteren Verlauf das Spiel „Treibhaus“ auszulösen.
Hat ein junger Mensch jetzt sein Abschlussexamen gemacht, den Bachelor oder den Master, dann macht sich häufig die starke Neigung bemerkbar:
Macht sie es und ordnet sich die Umgebung seiner Meinung unter, dann wird dies entsprechend von dem „Jung – Therapeuten“ gewürdigt.
Wird aus der Gruppe andererseits aber nur der geringste Zweifel an seiner Meinung geäußert, wird ihm das von Seiten des „Jung – Therapeuten“ höchst übelgenommen. Dann ist es so, als sei der Kritiker ein ungeschickter Trampel der keine Ahnung von seiner wichtigen, ja Oskar– oder Nobelpreis–verdächtigen Erkenntnis hat.
Seine Fahrkarte nach Stockholm ist doch schon längst gezogen und der andere hat gar keine Ahnung, dass er in solchen Höhen fliegt.Â
Die Antithese in diesem Spiel liegt ganz klar im Blick auf die Ironie.
Was ist Ironie? Es ist fast schon ein Spott aber es ist ein feiner und verdeckter Spott der dadurch besonders gut wirkt dass er eine Situation erst einmal so weiterlaufen lässt.
Genau dasselbe machen wir hier mit unserem Spiel „Treibhaus“. Eine Situation darf sich – wie in einem Treibhaus – erst einmal kontrolliert entwickeln.
Lässt man dieses Spiel so mal weiterlaufen dann könnte das so ohne Ende in unveränderter Form andauern. Der Spieler fühlt sich dann gegenüber den weniger talentierten oder ausgebildeten Spielteilnehmern deutlich im Vorteil.
Aber dieser Zustand muss nicht ewig so anhalten: Eine zur rechten Zeit eingeworfene leicht skeptisch Bemerkung kann dazu führen, dass das Spiel wieder in „normalere Bahnen“ gelangt.
Trotzdem gilt hier der Rat: „Anstatt nur mit Skepsis dieses Spiel zu unterbinden, sollte man erst einmal abwarten und später, im richtigen Moment, wenn das Halbwissen offenkundig ist, zugreifen.
Blumen pflückt man ja auch zu einer Zeit, wenn die Blume schön genug ist um auf dem Tisch zu wirken.
Das ist ja fast schon ein biblisch Gedanke, wo geäußert wird, das Unkraut nicht sofort auszureißen, sobald man es sieht, sondern erst ein wenig zu warten. Am Anfang hat Unkraut noch ein ähnliches Aussehen wie der Weizen daneben. Erst wenn beides etwas gewachsen ist, dann werden die Unterschiede deutlich.
Für alles gibt es eine richtige Zeit, auch für den skeptischen Einwurf. Lassen wir doch einmal etwas länger ein Halbwissen im Raume stehen. Vielleicht entwickelt sich tatsächlich eine neue Denkkultur und die Ansichten des „Jung-Mediziners“ haben wirklich gute Ansätze und können altes und angestaubtes Denken ersetzen.
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Der deutlichste Nutzeffekt ist der äußerliche und auch der psychologische Nutzen.
Denn Nähe und intime Erlebnisse werden dadurch mal wieder unterbunden.
Durch dieses zur Schau stellen der eigenen Fähigkeit und des eigenen Wissens, werden Bedingungen festgelegt durch die andere Spiel Teilnehmer ganz bestimmten Restriktionen / Einschränkungen unterworfen sind.
„Sehr her, ich bin besser als ihr“
Solche eine Denke fördert keine Verbundenheit, sondern zieht Gräben in der Gesellschaft.
Es dient also dem sozialen Status einer Person.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Thomas Harris (Facharzt und Professor fĂĽr Psychiatrie) hatte mit Eric Berne die Transaktionsanalyse begrĂĽndet und auch in der Praxis immer wieder erprobt. Wo Eric Berne sehr in der Theorie aufgeht, erklärt uns Thomas Harris in einer sehr lebendigen Art und Weise, dass die Transaktionsanalyse in unserem Alltag einen wichtigen Beitrag leisten kann. Hier sind Themen wie Kindererziehung, Ehe, Depression und andere psychische Probleme, Gewaltfreie Kommunikation, Spannungen durch Religion und Kultur die Grundlage seiner Studien.Â
Ein tolles Buch zur Selbstreflexion. Ich vergleiche es sehr gerne mit einem SchlĂĽssel um das Schloss der eigenen Handlungsrituale zu öffnen. Mit diesem Buch werden die “DrehbĂĽcher des eigenen Verhaltens” sichtbar.