Schriftzug Marcsu Jähn

Spiele der Kommunikation – Die Transaktionsanalyse

6.5 Psychiater (Ich habe die Lizenz zum Heilen)

Transaktionsanalyse - Kommunikationsspiele - 6.5 Psychiater - Ich habe die Lizenz zum heilenDas Spiel (!) Psychiater hat nichts mit dem Beruf Psychiatrie zu tun. Wenn wir von dem Beruf Psychiatrie sprechen, dann meinen wir den Begriff „Seelenheilkunde“. Bei der „Seelenheilkunde“ beschäftigt man sich mit der Vorbeugung und dem Behandeln von psychischen Störungen.

In den Anfängen der Medizin war die Psychiatrie noch ein Teilgebiet der Neurologie aber seit 1808 benutzte der Arzt Johann Christian Reil zum erst mal das Wort Psychiatrie. Setzt sich aus dem altgriechischen Wort „Psyche“ für Seele und iatrós (Arzt) zusammen.

Nochmals: wenn wir jetzt über das Spiel Psychiatrie sprechen ist es wirklich das Spiel, welches wir meinen und nicht den gleichnamigen Beruf.

Jedes Spiel hat eine Grundposition bzw. eine Anfangsthese. Und die These unseres Spieles „Psychatrie“ geht so: „Ich habe ein Diplom und deswegen weiß ich es besser. Ich kann heilen, weil hier auf dem Diplom steht es schwarz auf weiß.

Diese Aussage soll jetzt nicht despektierlich gegenüber einer medizinischen Ausbildung sein! Denn durch die Medizin sind viele Heilungen erst ermöglicht worden:

      • Diabetes-Therapie. Die Entdeckung des Insulins und die künstliche Herstellung seit 1921. Seit 1980 auch durch gentechnisch veränderte Bakterien.
      • Antibiotika
      • CAR-T Zelltherapien gegen Krebs
      • Der Keimtötende Wundverband (Joseph Lister)
      • Die Mikrobiologie (1882 Tuberkulose)
      • Röntgenstrahlen seit 1895
      • die Chemotherapie nach Paul Ehrlich
Transaktionsanalyse - Kommunikationsspiele - 6.5 Psychiater - Ich habe die Lizenz zum heilen
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Die Spielvariante

So wie fast alles im Leben eine positive und auch eine negative Seite hat, so kann man auch die gute medizinische Ausbildung praktisch konterkarieren und ins Negative ziehen. Dies geschieht zum Beispiel indem man sich über das Wissen anderer stellt, auf seine Ausbildung pocht und sagt: „Ich bin Arzt, ich weiß es nun mal besser!“.

Ein wenig mehr Demut wäre hier angebracht um einfach auch in der Psychiatrie / der Psychologie bessere therapeutische Erfolge zu erzielen. Durch diese wünschenswerte Demut würde man den eigenen therapeutischen Antriebseifer in etwas gemäßigtere Bahnen lenken.

Vielleicht helfen solche Gedankengänge die eigentliche Position eines Arztes richtig zu formulieren:

  • Ambroise Pare war ein Chirurg und lebte 1510-1590. Er kreierte den Satz: „Ich behandle zwar den Patienten aber Gott ist es, der sie heilt.“
  • Der Hippokratischen Tradition liegt der lateinische Leitsatz zu Grunde: „primum non nocere“ was übersetzt: „zuerst nicht schaden!“ bedeutet.
  • Ein zweiter Grundsatz welcher auch Hippocrates zugeschrieben wird ist: „vis medicatrix naturae“. Er bedeutet: „Die Natur ist der Arzt von den Krankheiten.“

    Wenn die Natur aber der beste Arzt ist, sollte natürlich das Hauptziel eines Arztes sein, so nah wie möglich an die Fähigkeiten der Natur heranzukommen. Andererseits sollte er sich aufgrund dieses Gedankengangs immer seiner Position als Zweitbester in diesem Rennen bewusst sein.

Spielanalyse

Nehmen wir uns jetzt das Spiel selber mal vor: Spiele haben immer eine zweite Ebene. Wenn es also heißt „ich kann heilen…“ was ist dann der zweite Gedanke? Oder was ist die zweite Ebene?

Wir spielen dieses Spiel einmal aus der Sicht des Therapeuten und aus der Sicht des Patienten durch.

  • Die Sicht des Therapeuten: „Da ich ja heilen kann, ist es deine Schuld lieber Patient, wenn sich dein Zustand nicht verbessert.“. Das erinnert uns bestimmt an das Spiel 6.1 „Ich versuche nur Ihnen zu helfen“ oder das Spiel 6.4 „Verehrerin“ – denn die sagt ja: weil sie heilen können werde ich wegen Ihnen mit Sicherheit gesünder.“.

Ein in sich selbstkritischer Mediziner / Therapeut ist sich der Gefahr dieses Spieles immer bewusst. Er wird sich von diesen Spielen mit Sicherheit distanzieren und sich mehr auf sein fachliches Können konzentrieren.

  • Die Sicht des Patienten: Sein Erwachsenen–Ich sagt: „Ich gehe zum Arzt um mich heilen zu lassen.“ Gleichzeitig sagt sein Kindheits–Ich: „Er wird mich niemals heilen können. Wenn überhaupt kann er mir nur beibringen. wie ich ein besserer Neurotiker werde und damit das Spiel „Psychiatrie“ besser spielen kann.“ 

Wo wird das Spiel gespielt?

Dieses Spiel Psychiatrie“ finden wir deutlich häufiger bei Patienten die vorher von Medizinern/Therapeuten behandelt wurden die fachlich (vorsichtig ausgesrückt) nicht soooo kompetent sind.

Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht und der Patient denkt bei sich, er müsse nun selber aufzeigen, wie kompetent er (!) in Wirklichkeit ist. Dieses Ungleichgewicht bewirkt, dass der eigentliche Spielnutzen des Patienten darin liegt, nicht geheilt werden zu wollen und das auch zu demonstrieren!

Spielvarianten

      1. Psychologische Heilmethode nach Doktor Google
      2. Archäologie
      3. Erklären Sie mal…

Eine deutlich gefährlichere Variante des Spieles Psychiatrie ist das Spiel „Psychologische – Heilmethode“

Das ist der Moment in welchem der Patient der Überzeugung ist, seine Heilung selber in die Hand nehmen zu müssen.

Dies passiert, wenn sein Erwachsenen–Ich zu sich sagt: „Es geht mir automatisch besser wenn ich selber kapiere wie die psychologische Heilmethode anzuwenden ist. Ich bin ja nicht dumm…. Ich muss nur mehr darüber lesen und bei „Doktor Google“ nachschauen. Dann kann ich mich selber heilen.“

Und genau dieses Spiel – „psychologische Heilmethode“ nach Doktor Google – sehen wir heute immer mehr bei den Patienten.

Einerseits ist der aufgeklärte Patient zwar ein sehr wünschenswert der Faktor! Andererseits aber unterliegt er häufig dem Trugschluss, dass sein Halbwissen mindestens so wertvoll ist wie das diplomierte Wissen eines ausgebildeten Facharztes oder Therapeuten.

2. Spiel Variante: Archäologie oder: Du musst nur so lange graben bist du auf den richtigen Punkt triffst.

Es gibt tatsächlich diese Spielvariante: „Du musst nur lange genug graben, dann wirst du schon an den richtigen Ort kommen.“. Was sich so einfach anhört ist aber praktisch eine Grübel–Schleife aus welcher man nicht so schnell mehr rauskommt.

Viele meinen ja, dass Psychoanalyse lediglich daraus besteht, dass man sich auf eine Couch legt, der Therapeut hinter einem sitzt und man über die Kindheits Erlebnisse nachdenkt um daraus dann Rückschlüsse für sein heutiges Verhalten zu bekommen.

An sich ist dies auch nicht sooo falsch.
Jedoch bin ich sehr dankbar dafür, dass zum Beispiel durch Psychiater wie Martin Seligmann (ehemaliger Präsident der APA) praktisch eine kopernikanische Wende in der Psychoanalyse und ihrer Lehre eingeleitet wurde.

Der Rat von Martin Seligmann war, das man sich zuerst einmal auf seine Stärken, seine Ressourcen und damit seine Resilienzen konzentriert…Und nicht zu sehr auf das wieso weshalb und warum man heute so oder so ist. Wenn man nämlich zu viel Zeit damit verliert, nach dem WARUM zu fragen, dann verliert man auch zu viel Zeit um sich auf das Leben zu konzentrieren.

Die Konsequenz: das Leben zieht an einem vorbei während man auf der Suche mit dem Blick nach unten ist. Die Schönheit des Lebens ist direkt vor den Augen und man sieht es nicht. 

Eine dritte Variante ist folgende:

Bei Partys, gesellschaftlichen Anlässen oder einfach einem freundschaftlichen Zusammenkommen wird recht oft das Spiel „erklären Sie mir mal…“ gespielt.

Einer (nennen wir ihn Person A) fängt an, über seine Leiden zu sprechen und das triggert sofort die Umgebung, anwesende „Freizeittherapeuten“ welche in die „Doktor Google Heilpraktikerschule“ gegangen sind. Herausfordernd stellt er dann die Fragen zu seinem Leiden und alle bemühen sich auf einmal ihr Halbwissen auf den Tisch zu legen.

Person A lehnt alle vorgeschlagenen Lösungen frei nach dem Spiel „Warum nicht – ja, aber…“ ab  (Spiel 3.4) Damit hat er für sich die allerbeste Voraussetzung geschaffen seinem Spielnutzen zu frönen:

„Ich habe alle eure Fragen beantwortet Ihr habt mich nicht geheilt. Jetzt seid ihr die Trottel.“!

Was ist der Spielnutzen?

Was auf der Hand liegt ist die Rechtfertigung und das Festlegen des sozialen Status.

Der Therapeut legt sich darauf fest, dass er heilen kann, weil er ja nun mal ein Diplom hat. Damit hat er auch gleichzeitig seinen Status festgelegt.

Der Patient hat sich gerechtfertigt, weil er alle Heilungschancen ausgeschlagen hat und damit nicht geheilt werden kann. Das würde mich an das Spiel 3.2 „Makel“ erinnern, wo die Spiele-Grundlage „Ich tauge zu nichts“ ist. 

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
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  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
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