Schriftzug Marcsu Jähn

Spiele der Kommunikation – Die Transaktionsanalyse

3.4. „ja, aber“

„Warum machst Du es nicht mal so und so?“

        • „Ja ich weiß, du meintest es gut, aber es kommt so an.
        • „Ja, ich habe dich gehört, aber du liegst falsch.“
        • „Ja, aber das geht bei mir nicht, weil…“
        • „Ja, ich kann das alles nachvollziehen, aber da spricht dieses und jenes dagegen.“
        • „Ich finde das ist eine tolle Idee, aber für mich ist sie nicht die richtige…“,
        • „Ich habe es schon probiert, aber es funktioniert nicht.“

Du kennst diese ewigen Diskussionen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Paaren, zwischen Eltern und ihren Kindern und zwischen Freunden. Praktisch täglich begegnen wir diesem 3-teiligen Wortwechsel:

      1. „Ich brauche Hilfe“
      2. „Warum machst Du nicht mal dieses oder jenes?“
      3. Ja aber das kenn ich bereits…

Was auf solche Argumente folgt ist oft ein langer Wortwechsel zwischen vielen „warum nicht“ und dem „ja, aber.“ Irgendwann wird es einem Teilnehmer dann zu lang und man geht in ein Schweigen über.

Was ist hier geschehen? Im Sinne der Zeit-Strukturierung wurde ein Spiel gespielt welches wir „Warum nicht?“ – „“Ja, aber…“ nennen.

Eine Person beginnt und stellt ein Problem zur Diskussion. Die anderen Mitspieler kommen nun mit verschiedenen Lösungsversuchen die immer wieder mit den Worten beginnen: „warum versuchst Du nicht folgendes…“? Auf alle diese mit „Warum nicht…?“ beginnenden Lösungsvorschläge hat die erste Person natürlich wieder ihren typischen Einwand: „Ja, aber…“

Dieses Spiel kann wirklich sehr lange geführt werden bis irgendwann mal alle „Lösungsspieler“ aufgeben und der Initiator das Spiel gewinnt. Dann herrscht erst mal Schweigen und dieses Schweigen ist das Signal für den Sieg.

Dass es sich hierbei um ein Spiel handelt, kommt dadurch zum Ausdruck, dass alle Lösungsvorschläge grundsätzlich erst einmal verworfen werden. Es geht also nicht um die Lösungen sondern um einen verdeckten Spielsinn.

Dieses Spiel wird nicht von dem nach außen vorgetäuschtem Grund (das Erwachsenen–Ich bittet um Hilfe und Lösungen) gespielt, sondern unser Kindheits–Ich möchte gerne befriedigt werden. Wenn sich ein Außenstehender nur die hin und her gewechselten Worte anhört (also nur die soziale Ebene beobachtet) so könnte man denken, das ganze spielt sich tatsächlich auf der Ebene des Erwachsenen–Ich ab.

Wer jetzt aber ganz genau hinhört, erkennt recht schnell, das (auf der verdeckten psychologischen Ebene)

      • der erste Spielteilnehmer (der Initiator) sein Kindheits–Ich benutzt,
      • die anderen hingegen mit ihrem lebensklugen Eltern–Ich antworten
        • und sich bemühen mit ihrer Lebenserfahrung dem Kindheits–Ich zu helfen.
Transaktionsanalyse Spiele in der Kommunikation 3.4 Ja aber
Übersicht Spiele in der Kommunikation
die Ich-Struktur im Spiel der Kommunikation "Ja Aber" Transaktionsanalyse

Woran können wir erkennen, dass es sich hierbei um ein Spiel (eine bewusste Doppeldeutigkeit) in der Kommunikation handelt?

Nun, in der Mehrzahl der Fälle ist der Initiator genauso intelligent wie seine Umgebung. Die ihm von den Mitspielern dann vorgeschlagenen Lösungen, sind ihm nicht unbekannt und er wird sie bereits selbst in seinem Leben in Betracht gezogen haben.

Kommt doch einmal ein völlig neuer Lösungsvorschlag zum Vorschein dann zeigte sich ob er eine Operation oder ein Manöver / ein Spiel spielt oder nicht. Bei einer Operation würde er die neue Lösung dankbar akzeptieren.

Das eigentliche Ziel dieses Spieles liegt nicht darin, Lösungsvorschläge zu bekommen, sondern diese zu verwerfen! Dieses Spiel wird praktisch von jedem in unserer Gesellschaft gespielt weil es eine nahezu perfekte zeitstrukturierende Wirkung hat. Ganz nebenbei ist dieses Spiel das allererste welches in der Transaktionsanalyse systematisch erkannt und untersucht wurde

Es gibt Menschen die dieses Spiel nur manchmal spielen, andere hingegen bevorzugen dieses ganz bewusst in ihrer Kommunikation. Und wenn Sie es spielen, dann zeigt dies drei besondere Aspekte über diesen Menschen:

(1) Charakteristisch ist es für diejenigen die dieses Spiel gerne spielen, dass sie beide Rollen perfekt beherrschen und diese immer wieder neu vertauschen Mal sind sie der Fragesteller im Kindheits–Ich, mal sind sie der Lebenskluge im Eltern–Ich.

(2) Das zweite Kennzeichen ist, dass Menschen die dieses Spiel gerne spielen niemals kapitulieren werden.

(3) Und das dritte Kennzeichen ist dass dieses Spiel besonders unter denen üblich ist die sehr schüchtern sind. Ein schüchterner Mensch der gerne spielt? Ja, denn ein schüchterner Mensch neigt eher dazu im Gesicht rot zu werden. Mithilfe der Zeit-Strukturierung kann man einem Schweigen ausweichen welches für diese Menschen schlimmer ist als ein strukturiertes Spiel. Es ist wie ein Schutzmantel, wenn jemand dieses Spiel spielt – ein Schutzmantel vor einem intimen Schweigen.

Solange er in der Lage ist, dem anderen Lösungsvorschläge für seine Probleme zu unterbreiten oder ihn andererseits zu veranlassen ihm Lösungsvorschläge zu geben, so lange ist alles bei ihm in Ordnung er fühlt sich beschützt vor der Intimität. Solange er sein Erwachsenen–Ich unter Kontrolle halten kann, kommt er nicht in die Verlegenheit von Nähe und Schweigen

Diese Beispiele zeigen, dass wir uns vor unstrukturierter Zeit fürchten, da wir ansonsten zu sehr in die schweigende Intimität geraten.

Unser Kindheits–Ich wird also so lange daran gehindert sich zu zeigen wie das Erwachsenen–Ich sich in einer ganz bestimmten Situation beschäftigen kann. Und dieses Beschäftigen geht am allerbesten durch ein Spiel in der Zeitstruktur. 

Der Nutzen des Spieles

Damit ein Spiel gespielt wird muss es für alle Spieler eine ausreichende Motivation geben. Das Grundprinzip des Spieles „warum nicht… Ja, aber…“ besteht erst einmal darin, niemals einen Lösungsvorschlag zu akzeptieren. Dadurch bleibt dem Eltern–Ich der Erfolg immer vergönnt.

Das Motto von diesem Spiel heißt also: „bleib ruhig, dass Eltern–Ich kann nicht gewinnen, sondern es wird immer verlieren“!

Der eigentliche Nutzen ist also nicht (wenn auch von dem Spieler genossen) die Zurückweisung des einzelnen Lösungsvorschlages… sondern der richtige Höhepunkt des Spiels liegt in dem anschließenden Schweigen – was dann Eintritt

      • wenn alle anderen sich den Kopf zerbrochen
      • ihre Lösungsvorschläge ausgesprochen
      • und ab jetzt keine Lust mehr haben sich weitere vernünftige Lösungen auszudenken.

Dieses Schweigen ist jetzt das „Sieges-Signal“ für den Initiator. Nicht er hat keine Lösung, sondern die anderen haben keine Lösung. Das Schweigen zeigt an dass die Lösungsgeber die eigentlichen Verlierer sind.

Die innere und die äußere Spiel-Variante

— die äußere Spielvariante:

Hier beginnt das Kindheits–Ich am Anfang auf den Spielplan in der Rolle des Hilfesuchenden.

— die innere, intimere Spielvariante:

Hier tritt das Lebenskluge Eltern–Ich des Partners in den Vordergrund und gibt permanent sehr kluge Ratschläge. Wir sehen das oft bei Ehepaaren wo die Frau den Mann nach der Hochzeit immer wieder altklug vorschreibt, was er nun zu tun hat.

In der Zeit des Kennenlernens, der Verlobung, als Liebespaar spielt sie oft noch die Rolle des hilflosen Kindes und wenn die Flitterwochen vorüber sind kommt allmählich ihr altkluges / manchmal herrschsüchtiges Eltern-Ich so langsam zum Vorschein. Je näher der Hochzeitstermin anrückt, desto mehr beginnt sie sich schon auf diese Rolle vorzubereiten. Und wenn der zukünftige Ehemann nicht sorgfältig aufpasst, darf er dieses Spiel mit dem lebensklugen Eltern–Ich seiner Partnerin sein ganzes Leben lang „genießen“.

Die Antithese/wie komme ich aus diesem Spiel wieder heraus?

Wir begegnen hier zwei Spielern gleichzeitig.

  • Der eine Spieler spielt die Variante „Warum nicht, ja aber…
  • Diejenigen welche sich auf das Spiel einlassen, spielen jedoch selber ein Spiel und das sollten wir in der Welt der Kommunikation immer beachten.

Spiele dienen dazu, einer allzu starken Intimität aus dem Weg zu gehenSchweigen, zu viel Nähe ist beängstigend und das möchten wir nicht mit jedem Menschen. Also bedienen wir uns Kommunikationsumwegen damit andere nicht zu nah an uns herankommen. 

Das Spiel auf was die anderen mit ihrem „Warum versuchst du es nicht mal so?“ beginnen, dieses nennen wir „Ich versuche nur, dir zu helfen.“ Tatsächlich sind diese beiden Spiele praktisch immer gemeinsam aktiv. Wir haben hier zwei Rollen welche in sich selber eigene Spiele darstellen.

Wie kann ich also das Spiel „warum, ja aber…“ wirksam unterbrechen / also eine Antithese setzen? Indem wir das Gegenspiel („Ich versuche nur, dir zu helfen“) nicht spielen!

Wenn also jemand den Eröffnungszug macht, wie zum Beispiel „Ich kann das nicht – was sollte ich besser tun?“ … dann sollte nicht mit dem Helfer – Syndrom geantwortet werden!!!

Man könnte zum Beispiel mit folgender Möglichkeit antworten: „Ja, das ist schon eine heikle Thematik die du da ansprichst. Was aber was denkst du selber? Was würdest du in diesem Fall erst einmal tun?“

Geht der erste Spieler darauf nicht ein dann sollte man hartnäckig weiter schweigen.

Es ist wirklich wichtig sich diesem Spiel zu entziehen, auch wenn wir dazu ausdrücklich aufgefordert werden! 

Aber was ist, wenn wir uns in einer gesellschaftlichen Situation, die an sich freundschaftlich und harmlos daherkommt sagen wir mal in einem Small – talk uns befinden? Da es sich hier z.B. um eine lockere unverbindliche Plauderei handelt, muss man das Spiel nicht unbedingt hart unterbinden.

Hier kann man dieses Spiel durchaus auf eine sehr seichte Art und Weise wie in einem Flirt teilweise mitspielen. Und zwar weil es um keine weitere Verpflichtung geht.

Anders sähe es in einem Umfeld aus, in welchem wir immer wieder mit ein und derselben Person interagieren müssen (z.B. auf dem Arbeitsplatz). Da müssen dann auch Grenzen abgesteckt, eingehalten und auch eingefordert werden. 

Ähnliche Spiele:

Es gibt ein Gegenstück zu dem Spiel „Warum nicht…?“, „Ja, aber…“ Und es heißt ganz einfach:

„Warum nicht…“, „Nein, aber…“

Wenn in der ersten Variante immer das Kindheits–Ich gewinnt, so gewinnt in dieser Variante das Eltern–Ich. Wie kann das zum Beispiel vonstattengehen?

Ein Klient kommt zum Therapeuten und bittet ihn um eine Lösung. Der Therapeut gibt diese Lösung und sie wird auch umgesetzt. Jetzt könnte man ja denken, dass es sich hierbei um eine Operation handelt – also nicht um ein Spiel / oder ein Manöver.

Das Spiel entpuppt sich aber an dem Punkt als Spiel, wenn der Klient nach einiger Zeit genau diesen Ratschlag des Therapeuten gegen ihn verwendet. Was zunächst noch aussah – wie z.B. das Spiel „Verehrerin“ (ich flirte und mache einer Dame den Hof indem ich ihr wie ein Gentleman helfe) entpuppt sich jetzt als ein sehr intellektuelles Spiel wo die Dame die Ratschläge des „Ritters“ gegen (!) ihn verwendet

Dies wäre, in der psychologischen Sprache ausgedrückt, eine Umschaltung der positiven auf die negative Übertragung.

Die zweite Spielvariante des Spieles „Warum nicht“? „Ja, aber…“ unterscheidet sich von der Ur-Variante durch die Intensität, wie stark es gespielt wird.

Ist die Ur–Variante noch eine eigentlich relativ sanfte, dahinplätschernde Frage-Antwort-Diskussion, so  handelt es sich hierbei um eine praktisch sehr provozierende Reaktion. 

Stellen wir uns wieder mal ein Pärchen vor. Er oder sie bittet den Partner um Unterstützung bei den Arbeiten im Haushalt. Und jeden Abend erscheint dasselbe Spiel: Was auch immer der eine vorbringen mag, der andere weigert sich hartnäckig auf seine Bitten einzugehen und ändert sein Verhalten nicht.

Okay, dieses Verhalten kann auch einer recht boshaften Natur geschuldet sein und bräuchte dann eine entsprechende psychologische Untersuchung.

Aber nicht immer liegt ein psychologischer Aspekt zu Grunde. Oft ist es auch nur eine Spiel–Variante….

Jetzt kommt die Transaktionsanalyse etwas „in Fahrt“: Der Mann sollte sich dann die Frage stellen, warum er sich solch eine Frau zu Partnerin gewählt hat und wie weit ihn sogar selbst die Schuld trifft, dass diese Situation bislang unverändert geblieben ist.

Genau hier haben wir die wesentliche Grundlage der Transaktions–Analyse: Die Transaktions–Analyse fragt nach dem Grund, warum der eine, der sich beklagt, in diese Situation überhaupt hineingekommen ist. 

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
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  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
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