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Psychologie

Strukturiere dein Leben – denn Probleme hassen Ordnung

Die Wirkung von Neuroplastizität könnte man recht gut wie folgt beschreiben:
„Nach diesem Gespräch wird ihr Gehirn nicht mehr dasselbe sein“.

Strukturiere Dein Leben denn Probleme hassen OrdnungMit und durch Worte / und Gespräche kann sehr viel Unordnung in einem Menschen erzeugt werden. Genauso gut können aber auch – durch Worte und Reden in der Psychotherapie – also durch ein strukturierte Vorgehen – wieder viel Struktur und Ordnung zurück gebracht werden. Was kann das Leben eines Menschen überhaupt dermaßen in Unordnung bringen, dass er einen Psychotherapeuten um Hilfe aufsucht? Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, und bin auf eine interessante Parallele hierbei zu der Diagnose Depression gestoßen. Bei der Depression gibt es 3 Hauptebenen nach denen wir dieses Krankheitsbild unterscheiden:

      1. die endogene Depression / bedingt durch eine Stoffwechselstörung
      2. Die reaktive Depression / ausgelöst z.B. durch ein Trauma
      3. Die neurotische Depression / das Gefangensein im ICH

Dies sind die 3 Hauptgruppen. Es gibt noch weitere (Unter-)Gruppen wie z.B.

      • Exogene Depression
      • Gemischte Depression
      • Agitierte Depression
      • Lächelnde Depression
      • Lavierte Depression (die maskierte)
      • Manisch depressiv
      • SAD Saisonal abhängige Depression

Es ist interessant, dass sich diese 3 erwähnten Hauptgruppen mit den 3 Hauptfaktoren / -Gründen decken, weswegen über 90% der Menschen zu einem Psychiater / Psychologen / Psychotherapeuten kommen:

    1. die endogenen Probleme
    2. Die reaktiven Probleme
    3. Die neurotischen Probleme (Fritz Künkel nannte dies: “Das Gefangensein in sich selbst”)

Diese drei Phänomene haben eine gemeinsame Struktur: Sie alle unterliegen der Unordnung. Die Aufgabe der Therapie/Psychotherapie ist mit folgenden Worten recht einfach zusammen gefasst: Unordnung wieder in eine Ordnung zurückführen Denke immer daran:

    • „Sie haben nicht nur Bauch Gefühle, welche eine Emotion ein Antrieb sind, sondern Sie haben auch eine Vernunft.
    • Mit dieser Vernunft können Sie ihre Bauchgefühle beurteilen ob sie vernünftig sind gut sind oder oder oder.
    • Ein Bauchgefühl ist noch kein Muss zum Handeln. Es ist lediglich ein Vorschlag zum Handeln. 
      Dann kann der Kopf ja immer noch sagen: „wir machen es oder wir machen es nicht.“

Mit diesen Empfehlungen im Sinn steigen wir mal ein in die Thematik:

1. Die drei Ebenen der menschlichen (Un)-Ordnung

Diese 3 Ebenen beziehen sich auf das : Bauch/Herz/Kopf-Modell.
Es  entstand im Altertum aus dem Enneagramm (9 Geschriebenes), welches als das Persönlichkeits-Strukturmodell entwickelt wurde. Aus diesem Enneagramm / der  Persönlichkeitstypologie heraus entwickelte sich das Konzept, dass jeder Mensch über 3 Intelligenzzentren verfügt:

        • Kopf (Verstand / Ratio)
        • Herz (Emotionen)
        • Bauch (Instinkt)

Schauen wir uns mal an, ob diese 3 Ebenen in sich per Definition eher in einer Ordnung oder in einer Unordnung stehen

  • 1.1. Unser Bauchgefühl

Meine These lautet: Unsere Bauchgefühle sind von Grund auf/per Definition in sich ungeordnet /Unlogisch/ohne Moralwerte. Dies möchte ich jetzt einmal etwas erhärten. Sigmund Freud sagte: „dass ES (!) kennt keine Moral. Damit meinte er nicht das es immer schlecht sei, sondern bezog sich einfach nur auf das Fehlen einer Bewertung nach „Gut“ und „Böse“.

Ein Beispiel: Ein Mann möchte gerne einen Waschbrett-Bauch haben. Dieser Wunsch kommt aus dem Bauch heraus und ist für sich betrachtet auch etwas Gutes. Andererseits möchte er aber jeden Abend mehrere Bier trinken. Das kommt jetzt auch aus dem Bauch heraus – und es wird klar: der Bauch widerspricht sich. Hierdurch wird deutlich, dass der Bauch niemals das Navigationssystem für unser Leben sein sollte denn er ist in sich unlogisch und widersprüchlich.

Wenn ich an solche Bücher denke wie zum Beispiel:

      • „Hör auf deinen Bauch“
      • Die Stärke der Intuition“ dann ist das für mich die Grundlage aller Unstruktur.

Andererseits: Das Bauchgefühl ist in sich nicht schlecht! Man sollte es jedoch nie mehr als  nur eine Richtung/Laune betrachten um mit seiner Hilfe zu sagen:
wo geht das Gefühl im Moment hin… Dann aber muss es zwingend vom Kopf her auf seine Vernunft hin geprüft und vom Herzen auf gut und schlecht hin unterschieden werden.

(1.2) Unordnung im Kopf

Oftmals ist der Kopf vom Bauch überwältigt durch verkehrte Ideen. Dieser Irrtum blockiert viele Menschen dann in ihrem Denken.

Ein Beispiel von einem jungen Mann: Er kann sich nicht konzentrieren., kann nicht einschlafen und dementsprechend morgens nicht aufstehen. Sieht sich als hochintelligent an und versagt beim Studium nur WEGEN seines ADHS. Zu dieser Diagnose ist er selbst gekommen, praktisch durch “Dr. Google”.  Da sich in ihm seine Eigen-Diagnose immer mehr festgesetzt hat, will er vom Psychiater Ritalin weil er denkt ja (sein Kopf sagt ihm dies) ADHS zu haben. Der Psychiater jedoch sagt: „Lassen wir zuerst mal die Diagnose beiseite und arbeiten wir erst einmal zusammen.“

Die Übungen bezogen sich dann auf die Unordnung in seinem Tagesablauf. Erstes Ziel: Morgens zu einer „normalen“ Zeit aufzustehen. Niemand kann sofort – innerhalb von nur einer Übung – morgens aufstehen. Viele ändern sich erst wenn es ihnen leicht fällt. Aber am Anfang fällt es halt nun mal schwer und es wird mit der Übung und dem Wiederholen immer leichter. Das ist das Prinzip wie man eine Tugend erarbeitet.

Das Wort Tugend kommt vor dem Grundwort „Taugen“ Es hat die Bedeutung von Tauglichkeit. Es ist also eine hervorragende Eigenschaft/eine vorbildliche Haltung.

Bei dem jungen Mann befand sich lange Zeit eine Unordnung im Kopf: Er hatte das Dogma im Kopf ADHS zu haben Dieses hat ihn immer wieder darin gebremst zu lernen und neue Tugenden zu erwerben.

Dogma = Eine feststehende / nicht veränderbare Definition. Ihre Wahrheit wird als nicht angreifbar hingestellt. Durch solch ein Dogma entwickelt sich dann die Unordnung vom Kopf aus. Durch die Übungen in der Tugend gelang es dem jungen Mann tatsächlich wieder ohne in sein Leben zu bringen. Durch den strukturierten Alltag kam er mit dem Lernen besser klar und seine Schlafgewohnheiten regulierten sich. Das alles ohne Ritalin!

1.3. Unordnung im Herzen

Wir haben alle eine übergeordnete Hierarchie / eine Wertehierarchie in unserem Leben. Und wenn wir diese Hierarchie stören, dann kommt es zu einer Fehlhaltung im Leben / unserer gesamten Ordnung.

Ganz klassische Fehler z.B. sind: die eigene Mutter vor die Ehefrau zu stellen. oder das Kind vor die Ehefrau/dem Ehemann. Ehebruch und Hass in der Beziehung ist große Unordnung. Es handelt sich hierbei um eine Fehlentscheidung, weil starke Gefühlen aus dem Bauch das Herz zu einer falschen Entscheidung gedrängt haben.

Für eine kurzfristige Befriedigung wurde die langfristige Ordnung praktisch über Bord geworfen.

Interessant ist jetzt die Brücke zwischen der säkularen und der religiösen Welt. In der religiösen Welt gilt Sünde als Unordnung. Diabolos/diabolisch bedeutet „durcheinander werfen“. Der Diabolos wirft alles durcheinander, er bringt die Dinge in Unordnung

(2) Unordnung im Leben

Praktisch alle Menschen die zu einer psychotherapeutischen Therapie kommen suchen Hilfe, um aus ihrer Unordnung heraus zu kommen. Nehmen wir mal eine der Handlungsweisen in unserer Gesellschaft heraus, welche zu sehr viel Unordnung führt. Vielen ist diese im Moment jedoch noch nicht so bewusst:
Ich spreche jetzt einmal das Multitasking an. Es gibt geordnetes Multitasking (Kompetenz) und ein ungeordnetes Multitasking (der Aktivismus)Dieser hektische Aktivismus ist mit einem inneren Antrieb vergleichbar der immer wieder schreit: „machen, machen, machen…“

Auf der anderen Seite ist die Kompetenz: der gesunde Umgang mit verschiedenen Aufgaben welche im Laufe des Tages von Dir zu lösen sind.

Manfred Spitzer ist ein Neurologe und Prof. an der Uni Ulm: Er spricht von der „digitalen Demenz“ und meint damit, dass wir uns von den elektronischen Geräten immer mehr in unsere Denkfähigkeit lenken lassen ohne selber zu lenken.

Nehmen wir als typisches Beispiel einmal das Navigationsgerät im Auto. Viele Menschen geben die Adresse ein hören ab diesem Moment auf während der Fahrt mitzudenken. Beispiel: Ein Busfahrer sollte einmal 50 Passagiere einen französischen Ski Ort la Plagne bringen. Er hatte nicht darauf geachtet, dass es in Frankreich mehrere Orte mit diesem Namen gibt. Anstatt in die Alpen ist er nun in den Süden des Landes an den Fuß der Pyrenäen gefahren. Erst bei Toulouse in Südfrankreich bemerkte er seinen Fehler und kehrte um. Die Wintersportler erreichten das Skiressort mit 24-stündiger Verspätung. Dieser Umweg war lediglich 1200 km lang. 🙂 

Weiter sagt Professor Spitzer: Durch all diese heute zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel wird unser Gehirn bei weitem nicht mehr so geschult und gefordert und ist in der Folge nicht mehr so stark / trainiert. Nervenzellen werden nicht mehr so stark ausgebildet weil sie nicht mehr benötigt werden. Kinder lernen nicht mehr so schnell und intensiv. Und besonders Kinder entwickeln durch diese neuen Formen von Medien AufmerksamkeitsstörungenDa sind wir wieder bei der ADHS Störung! Diese Störung ist heute sehr stark verbreitet. Und tatsächlich sieht man viele Ehepaare/Paare in einem Restaurant. Beide Schauen in ihr Handy und reden mehr über das was sie darin sehen als miteinander. Dies ist wirklich ein typisches Bild unserer heutigen Gesellschaft:

Es sind Menschen welche nicht im „Hier und Jetzt“ sein können und damit auch eine DU und ICH-Beziehung nur schlecht aufbauen können. Ganz nebenbei bemerkt, grundsätzlich ist so etwas nicht pathologisch und es ist nicht notwendig hier Ritalin zu nehmen. Eher ist die Unordnung hier unser Problem! Und die ist medikamentös nicht zu behandeln.

3.  Die innere / äußere Motivation

Lass uns jetzt etwas tiefer in die Motivationsforschung eindringen: Was motiviert einen Menschen, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen? Tauchen  wir hierfür mal kurz in die Geschichte der modernen Psychoanalyse ein: Sigmund Freud spannte den Menschen auf zwischen Eros und Thanatos. Thanatos ist das altgriechische Wort für Tod. In der griechischen Mythologie ist Thanatos der Gott des Todes.  Das war der Beginn, den Menschen in einem gewissen Dualismus zu sehen.

Alfred Adler: Übernimmt jetzt den Dualismus von Sigmund Freud und spannt die Menschen auf zwischen zwei neuen Punkten: zwischen dem Geltungsstreben und dem Gemeinschaftsgefühl. Das Gemeinschafts-Gefühl besagt: wir sind Teil einer Gemeinschaft. Das Geltungsstreben geht genau in die andere Richtung: da geht es um das ICH Alfred Adler hat hier eine neue Ebene / ein neues Konzept eingezogen: die Ebene der Freiheit eines Menschen, seine eigenen Entscheidungen treffen zu können Bei Siegmund Freud gab es diese Denk-Freiheit nicht. Für ihn war alles sowohl mechanisch als auch willenlos und reaktiv.

Der 3. Im Bunde war Fritz Künkel. Fritz Künkel: (Schüler von Alfred Adler) präzisiert die beiden Punkte im Dualismus noch einmal etwas genauer: Und zwar in die ICH-Haftigkeit und die Sachlichkeit. Diese ICH-Haftigkeit und die Sachlichkeit sind der Schlüssel für die Ordnung in der menschlichen Psyche! Ich–Haftigkeit ist die Angst um sich selbst Nehmen wir mal eine typische Ich-Haftigkeit — die unsere heutige Zeit beispielhaft kennzeichnet: Es handelt sich hier um die Angst (sie zeigt sich im Multitasking) etwas zu versäumen. Kennst du diese Menschen? Selbst in den unpassenden Momenten haben sie permanent ihr Handy vor Augen aus lauter Angst irgendetwas zu verpassen.

Der Motivator dieser Menschen ist die Angst! Solche Menschen müssen überall da sein, wo Rauch aufsteigt. Der typisch ICH–Hafte benötigt die Bestätigung von außen und ist aus diesem Grunde so abhängig von Handy, Twitter, Facebook, Instagram, Tik – Tok u.s.w. Der Sachliche auf der anderen Seite, sieht die Dinge wie sie sind. Er fühlt sich auf einer Ebene mit der Gemeinschaft verbunden /als ein Teil dieser Gemeinschaft. Der ICH-Hafte sieht die Gemeinschaft aus der Distanz und empfindet, dass diese mit ihm interagiert. Alle sind sie angeblich mit ihm in irgendeiner Beziehung. Als wenn sie ihn permanent bewerten und mit dem Finger auf ihn zeigen. Darum kann der ICH-Hafte  die Welt nicht sachlich/objektiv betrachten. Er ist ständig mit der Frage im Konflikt:

  • Was hat der/die nun über mich gesagt/gedacht?
  • Was denkt er über mich?
  • Der mag mich nicht!
  • Der aber schon.

Darum ist er so voller Angst –  weil er abhängig ist von der Beurteilung der großen Gemeinschaft! Wir sind ja immer noch bei dem Unterthema: die Motivationsforschung Darum müssen wir zuerst einmal trennen zwischen

        • der intrinsischen Motivation und
        • der extrinsischen

Extrinsische Motivation: dies ist die Bestätigung von außen. Jeder will heute wertgeschätzt werden. Dass Dumme an dieser extrinsischen Motivation ist jedoch: dass die Bestätigung des Wertes von außen eingefordert wird. Das führt aber in eine Sackgasse: Wir sind nämlich kein Gegenstand den man mit einem anderen Gegenstand (Geld) kaufen und verkaufen kann. Die Dimension Mensch hat nichts mit der Dimension Gegenstände/materielle Dinge zu tun.

Nimm als Beispiel mal den Wert eines Gemäldes: Das Ölgemälde Salvator Mundi von Leonardo Da Vinci wurde 2017 für die Rekordsumme von 450 Millionen $ verkauft. Wenn aus irgendeinem Grund heraus niemand mehr einen Cent für Leonardo Da Vinci ausgeben würde, dann hätten seine Bilder auch keinen Wert mehr. Menschen können aber nicht gekauft werden! Darum haben sie auch keinen Wert den man mit anderen Wertgegenständen vergleichen kann! Wenn niemand Leonardo Da Vinci mag dann ist sein Wert schnell auf null. Aber wenn niemand einen Menschen mehr mag ist sein Wert immer noch derselbe wie vorher! Und dennoch passiert es in unserer heutigen Zeit millionenfach dass wir uns einer Fremdbewertung aussetzen: so und so viele Likes / Follower auf YouTube Instagram Facebook u.s.w. sprechen eine sehr deutliche aber auch falsche Sprache.

Was aber passiert hier? Mann stellt eine Verbindung her zwischen der Anzahl positiver und negativer Bewertungen und dem angeblichen Wert eines Menschen. Wenn mich jetzt jemand persönlich wertschätzt, dann ist mein Wert nicht höher geworden – denn ich habe ja nicht mehr geleistet. – ich bin immer noch derselbe als Mensch Das was ich bin, wurde lediglich von außen bewertet und hat mit mir als Mensch zwar zu tun aber nimmt keinen Einfluss auf das was ich BIN! Viele gute Bewertungen bringen keinen höheren Kauf Wert für mich als Mensch. Denn ich als Mensch kann mich ja nicht verkaufen!!!

Das ist der Unterschied zwischen den Menschen und einem Kunstgegenstand. Ein ICH-hafter Mensch denkt aber genauso wie es eben beschrieben wurde! Wenn er zum Beispiel eine Liebeserklärung bekommt, fragt er permanent nach: „Warum warum warum liebst du mich?“ Einfach zurück zu sagen, „ich liebe dich auch!“ Kommt ihm nur selten über die Lippen. Denn, dieses beständige Anzweifeln der Liebe des anderen ist ein typisches Kennzeichen für einen ICH-Haften Er kann diese Beziehung zu den anderen, die ihm eine gewisse Wertschätzung gegenüber geäußert haben gar nicht genießen und fragt immer wieder nach mehr. Das ist eine unersättliche Gier – wie ein Fass ohne Boden –  die nicht gestillt werden kann.

Diese ICH-Haftigkeit kommt aus dem Bauch heraus (Angst ist ein Bauchgefühl). Sie benebelt den Kopf und lähmt am Schluss das Herz und damit den gesamten Menschen. Wenn wir das in den Worten der Transaktionsanalyse beschreiben wollen, dann lautet es folgendermaßen: das Kindheits-ICH trübt das Eltern-ICH und beide blockieren das Erwachsenen-ICH als zentrale Stelle der Entscheidungen. Der ICH-Hafte verliert in unserer Gesellschaft den Überblick weil er sich permanent verzettelt. Denn er fühlt sich nicht als Gleicher unter Gleichen wie der Sachliche – der sich als Teil eines Ganzen sieht. Der ICH-Hafte betrachtet die gesamte Gesellschaft und sagt: „Jeder von denen schaut nur auf mich und bewertet mich.“ So ein Gedankengang liegt dem Sachlichen fern… Im Unterschied zu dem Narzissten – der sich selbst immer als überragend ansieht – kreist der ICH-Hafte perfektionistisch um sein ängstliches gestörtes inneres ICH. Schau Dir hierzu meine Playlist: Perfektionismus einmal an. Playlist Perfektionismus

Zitat Fritz Künkel: „der ICH-hafte verliert die Sachlichkeit!“ Er ist nicht mehr bei der Sache, sondern er ist nur noch bei sich. Sein permanenter Gedanke ist: Mache ich alles richtig? Wie bewerten mich die anderen? Dadurch dass er nun den Überblick verliert, verliert er auch die Ordnung. Und diese Unordnung führt dann zu weiteren großen Problemen:

Die innere Widersprüchlichkeit.

Es entwickelt sich eine Widersprüchlichkeit zwischen den offiziellen Werten und den inneren Haltungen des Bauches (dem Kindheits – ich). In der Realität realisieren diese Menschen ihre Widersprüchlichkeit zwar einerseits, dann aber beginnen sie, ihre Werte zu verdrängen. Ein typischer Widerspruch ist der bis spät in die Nacht arbeitende Familienvater welcher immer wieder sagt: „Ich tue all das für meine Familie“ Anstatt aber nun mal etwas Zeit mit der Familie zu verbringen. verbringt er die meiste Zeit im Büro, getrennt von der Familie. Ein Widerspruch, welcher heute immer deutlicher zu sehen ist. …

Auf der anderen Seite ist die Sachlichkeit ein Ausdruck für die Selbsttranszendenz. Viktor Frankl: „Selbsttranszendenz ist der Sinn außerhalb seines Lebens.“ Martin Buber: „der Mensch wird am DU zum ICH“  Dass DU steht hier für eine sachliche Betrachtung von der Gesellschaft. Anders ausgedrückt, vielleicht etwas platter: „so ist es“ Nur durch das sachliche Betrachten des Äußeren kann ich etwas Neues sehen.

Bin ich aber in der ICH-haftigkeit, dann setze ich mich in den Mittelpunkt und finde logischerweise nur mich und nichts Neues. Ich muss darum mit Sachlichkeit meine Umgebung neu betrachten. Die Zusammenfassung von diesem dritten Kapitel ist: die Wurzel von der Unordnung ist die ICH-Haftigkeit

(4.)   Die Lösung gegen Unordnung

Die Lösung ist, banal ausgedrückt, die Ordnung, Und eine Ordnung finden wir in unserer Wertehierarchie Ein in sich geordneter Mensch kann leichter loslassen. Er kann aus der Situation heraus entscheiden: ist dieses wichtig und jenes unwichtig? Denk jetzt mal an dein Telefon, Facebook, Instagram u.s.w.. Wir können nur loslassen, wenn wir nicht (!) Ich-Haft sind. Das Kennzeichen von Jemandem der andere Dinge loslassen kann ist, dass er diese Dinge kompetent Und Kompetenz bedeutet Sachlichkeit: Frei sein von der ICH–Haftigkeit.

Das Wort Kompetenz wurde von Wolfgang Klafki (1927 – 2016, dt. Erziehungswissenschaftler) besonders durch sein Kompetenzmodell in den Sprachgebrauch gerückt. Kompetent ist die Fähigkeit, Probleme (1) lösen zu wollen und (2) es dann auch zu können. Diese Fähigkeit zur Sachlichkeit, zur Ordnung ist eine Tugend! Das Wort Tugend ist ein uraltes Wort. Bereits um 1000 wurde das altdt. Wort „tugund“ gebraucht um Kraft / Brauchbarkeit zu definieren. Das Wort Tugend ist nun in der Neuzeit von Martin Seligmann für die Psychotherapie neu entdeckt worden. (1998 zum Präsidenten der APA gewählt). Was ist seitdem verändert worden? Jahrzehntelang, (seit Sigmund Freud) hat sich die analytische Psychotherapie immer mit der Vergangenheit des Patienten auseinandergesetzt. „Warum bist du heute so wie du bist?“ Martin Seligmann hat dieses System grundlegend hinterfragt und ist dann vollkommen anders an die Problemlösung heran gegangen.

Er sagt: „welche Ressourcen, welche Resilienzen hast du zur Verfügung? Was können wir nutzen um aus deinem Problem heraus zu kommen? Diese Ressourcen kann man mit dem Wort Tugend am besten beschreiben. Und das tolle an der Tugend ist, dass (egal wie viel du heute davon hast) du dir eine stärkere Tugend antrainieren kannst!

Nochmal die Bedeutung der Tugend Es ist die Tauglichkeit, die besondere Eigenschaft, die vorbildliche Haltung einer Person. Wir sprechen hier von einer inneren Neigung. Diese innere Neigung führt bei wiederholtem Benutzen zu einer inneren Haltung und im Laufe der Zeit zwangsläufig zu einem bestimmten Verhalten.

Aus einer Neigung, wird eine Haltung und dann wird ein Verhalten. Also noch mal: Tugend kann ich mir antrainieren! Und dieses Training vollzieht sich in 3 Schritten:

(1) Am Anfang mag ich noch voller Laster sein. Ein kleiner Einschub zum Thema Laster (althochdeutsch Lastar: „Schande/Fehler“) Dieses Wort steht für Untauglichkeit und Mangelhaftigkeit. Es handelt sich um eine schlechte Angewohnheit oder Lebensweise, von der jemand beherrscht wird. Kurz gesagt: Laster ist das Gegenteil von Tugend. 

(2) dann kommt das Stadium der Incontinentia. Continentia bedeutet: „zurückhalten/Selbstbeherrschung“  Incontinentia ist also das Unvermögen etwas zurück zu halten oder sich selbst zu beherrschenDas ist das Stadium wo ich mich bemühe, es aber zuerst mal nicht schaffe. Zum Beispiel, meine Gefühle (Affekt Inkontinenz) meine Stimmungslage beizubehalten. Man bemüht sich massiv und kann es vielleicht gerade so schaffen etwas zu erreichen. Das ist der Übergang zwischen „incontinentia“ und der „continentia“.

(3) im dritten Stadium kommt die Tugend welche auch als „Leichtigkeit im Tun“ beschrieben wird. Das ist der richtige Weg zur Ordnung. Wenn dir ein Firmenchef z.B. sagt, dass sein Tag eigentlich mehr als 24 Stunden haben müsste, dann zeugt dies keineswegs von Ordnung in seinem Leben.  Das zeigt aber nur, dass er kurz vor dem Burn out steht. Ein typisches Beispiel für einen ungeordneten Menschen. Die Kunst der Ordnung ist: das Richtige, zur richtigen Zeit zu tun!

5.)  Tugenden im Kampf gegen die Unordnung

(1) die Klugheit:

– Sich selbst erkennen. 
– Seine eigenen ungeordneten Bauch Gefühle offen legen.

Mit dem Kopf rational prüfen ist das was mein Bauch sagt, richtig oder falsch und dann eine Entscheidung mit dem Herzen zu treffen.

(2) die Gerechtigkeit:

Die Gerechtigkeit stellt die Ordnung wieder her. Sie ordnet die Welt in sachlich wichtig und sachlich unwichtig ein. Machst du dir zum Beispiel eine To Do Liste für den nächsten Tag, dann kann es sein, dass du gar nicht so viel Zeit hast um das alles abzuarbeiten (siehe den Firmeninhaber). Dann musst du durch deine Gerechtigkeit Prioritäten setzen und das Wichtigste abarbeiten. Das Einteilen in sehr wichtig / wichtig / und unwichtig ist eine Frage der Gerechtigkeit.

(3) die Tapferkeit

Wenn wir uns noch einmal das Kindheits-ICH/den Bauch anschauen dann ist sein Ziel (Zitat von Sigmund Freud): „die Unlustvermeidung und die Lustmaximierung.“ Tapferkeit bedeutet jetzt etwas zu tun: obwohl ich dazu entweder keine Lust oder vielleicht sogar Angst davor habe etwas zu tun. Genau hier tritt die Tapferkeit als Regelungsmechanismus ein. Sie stellt sich der Angst!

(4) Mass

Wenn du zum Beispiel heute Abend den Wunsch hast, dich sinnlos zu betrinken weißt aber, dass morgen eine wichtige Prüfung für dich ansteht, dann hilft dir die Tugend des Maß, dein Bauchgefühl, deinen Wunsch nach Lustmaximierung, vernünftig zu bewerten.

Kommen dir diese vier Tugenden (Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß und Klugheit) bekannt vor? Es sind die vier Kardinaltugenden welche es seit dem sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung im alten Griechenland gibt. Diese wurden später von Platon, dann von den Stoikern, dann von dem Judentum und zu guter Letzt im vierten Jahrhundert vom Christentum übernommen.

Eine fünfte Tugend möchte ich aber noch erwähnen und das ist die Beschaulichkeit

Beschaulichkeit ist, die Dinge so zu sehen wie sie wirklich sind. Dazu benötigen wir die Sachlichkeit – die Fritz Künkel immer wieder angesprochen hat. Aktivismus ist das Gefangensein in dem Unwesentlichen / Unsachlichen / Ungeordneten. Kontemplation ist der natürliche Gegensatz zum Aktivismus. (Das sachliche Sehen der Dinge wie sie wirklich sind.)

Das Wort Kontemplation kommt aus dem lateinischen contemplatio und bedeutet „richten des Blickes nach etwas“, „anschauen“, oder auch eine geistige Betrachtung eines bestimmten Objektes indem man sich darüber vertieft und sich über dieses Objekt mehr Wissen und Erkenntnis verschafft. Kontemplation ist also: das Auge von sich weg zu richten auf etwas anderes, etwas Sachliches. Wenn du etwas bestaunst, wenn du etwas bewunderst oder wenn du über etwas lächelst, dann bist du nicht mehr im Zentrum deines inneren Auge und durch die Kontemplation wird deine Konzentration von dir weg auf etwas Sachliches / etwas Anderes gerichtet. „Es ist auch mal gut, jemand anderes zu bewundern als sich selber.“ Deswegen ist Kontemplation eine der besten Formen von Psychohygiene. Eine der stärksten Resilienzen gegen Unordnung und Depression ist die Transzendenz: ReligionViele interessante Studien belegen den Zusammenhang zwischen Religiosität und innerer Ordnung. 

Ein die Menschheit seit Jahrhunderten prägendes Buch ist die Bibel. In der Bibel (in 1. Korinther 10:31 heißt es) „Darum, ob ihr eßt oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes.“ Der Blick auf eine höhere Macht ist der Verzicht immer auf sich selbst schauen zu müssen. Und der Verzicht auf sich selbst ist Sachlichkeit. Und Sachlichkeit ist Fritz Künkel.

Psychologie im Alltag? Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Die Schwarmintelligenz der Denker

Stoizismus bedeutet nicht, alles gelassen über sich ergehen zu lassen. Keineswegs! Es ist ein Lernen, Üben und Anwenden von Weisheiten anderer großer Menschen. 

Das Lesen dieses Buches hat mich immer wieder neu fasziniert, da viele Dinge durch tiefes Nachdenken ein vollkommen neues Bild erhalten. Da ist z.B. von einem Modefotografen die Rede, der keine Rechnungen stellt um weiter unabhängig zu sein, die Kettenmethode um sich von einer Sucht zu befreien, von Nelson Mandela der im Gefängnis zeigte, wie man Würde lernt und lehrt. Beim Lesen wirst du von Viktor Frankl (versuche das Gegenteil) über Präsident Truman (Du hast die Verantwortung) hin zu den Navy Seals (Ruhe ist ansteckend) geführt. Neugierig geworden? Ich bin es immer noch, obwohl ich das Buch bereits mehrfach gelesen habe. 

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