Es ist sehr wichtig zwischen Borderline und einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden, welche sich häufig offen auf einem Borderline–Niveau zeigen. Die Verwechselung unterläuft hier selbst Profis. Und mit dieser kleinen Diagnose-Reihe möchte ich aufzeigen, wie wichtig es ist, sich genügend Zeit hierfür zu nehmen.
Wenn wir an einen Narzissten denken, dann fällt uns in der Regel zuerst das Haupt-Kriterium im DSM 5 ein, welches einen Narzissten auch recht gut beschreibt: Ich denke an die Grandiosität.
So, wie es aber auch die unterschiedlichsten Arten und Formen von Knochenbrüchen gibt, so gibt es auch ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung – keine ist wie die andere… Manche Narzissten können derartige Symptome zeigen, dass sie sogar einer Borderline–Persönlichkeitsstörung extrem ähnlich sind.
Darunter fallen solche wie z.B.:
Besonders der letzte Punkt, die Tendenz zu einem antisozialen Verhalten macht jetzt eine weitere Unterscheidung dringend notwendig:
Das Wort maligne bedeutet bösartig und beschreibt einen krankhaften Zustand in vorgerücktem Stadium. In der Onkologie/Krebstherapie kennen wir diesen Begriff als maligner / bösartiger Tumor.
Wenn wir das jetzt einfach mal auf den Narzissmus anwenden, dann handelt es sich hier um einen besonders stark ausgeprägten Narzissmus:
Die Aufgabe, welche sich jetzt also zusätzlich stellt, ist die Antisoziale Persönlichkeits-Störung von einem malignen Narzissmus zu unterscheiden. Dies werden wir aber im siebten Teil miteinander besprechen. Hier sollte es einfach mal nur erwähnt werden.
Das wichtigste Kriterium des Unterschiedes besteht darin, dass Narzissten alle Formen der Abhängigkeit in einer Beziehung verweigern. Die Unabhängigkeit ist ihr oberstes Leitmotto!
Wenn sie eine Beziehung eingehen dann ist diese in der Regel ausbeuterisch und parasitär. Mit parasitär ist gemeint, dass einer auf Kosten des Anderen lebt – praktisch wie ein Schmarotzer.
Ganz konträr dazu das Verhalten des Borderliners: Borderliner sind in ihren Beziehungen sehr viel häufiger klammernd und abhängig.
Bei narzisstischen Persönlichkeitsstörung kommt es zu sehr starken Schwankungen im Selbsterleben. einerseits durch starke Gefühle der Unterlegenheit und des Versagens die man schon mit depressiven Reaktionen vergleichen könnte. Andererseits mit einem ungewöhnlichen Gefühl der Grandiosität und des Überlegenseins welche sich in einer verachtenden und abwertenden Haltung anderen Menschen gegenüber zeigt.
Der Borderliner schwankt zwar zwischen Anklammern, der Abhängigkeit, einer Idealisierung und außerdem wütender Zurückweisung … aber er wird niemals diese verachtende und herablassende Haltung an den Tag legen die so typisch ist für einen Narzissten.
Wenn jetzt dein Arbeitgeber oder Vorgesetzter ein schwankendes Verhalten an den Tag legt und Du Dir nicht so ganz sicher bist ob er jetzt Borderliner oder Narzisst ist, dann überlege mal ob er seine Mitarbeiter z.B. herabwürdigend „Futzies“ nennt oder über seine Kunden Formulierungen an den Tag legt wie „ich scheiß auf diese Kunden“ dann ist das kein Borderliner sondern ein Narzisst.
Zwischenmenschliche Beziehungen sind ein weiteres Kriterium um einen klar Narzissten zu identifizieren. Denn eine typische Folge ihres Verhaltens ist die soziale Isolierung in der Gesellschaft und das auch wenn sie hunderte und mehr Follower oder Freunde in sozialen Netzwerken haben sollten. Sie pflegen wieder Freundschaften noch Beziehungen!
Diese objektive Einsamkeit des Narzissten, steht im krassen Gegensatz zu den sehr komplizierten, verstrickten und widersprüchlichen Beziehungen des Borderliners.
Lass es uns noch ein wenig komplizierter machen. Wir hatten vorhin davon gesprochen, dass wir beim Narzissmus auch die verstärkte Variante des malignen Narzissmus im Auge behalten sollten.
Und ja, antisoziales Verhalten auch im Rahmen einer Borderline–Persönlichkeitsstörung kann die Diagnose noch ein Stück weiter komplizierter gestalten. Darauf möchte ich aber im siebten Teil dieser Diagnosereihe tiefer eingehen.
Für dich jetzt schon mal vorab: Das Antisoziale Verhalten kann so stark ausgeprägt sein, das es als eigenständiges Diagnosekriterium stehen gelassen werden kann.
Die Antisoziale Persönlichkeitsstruktur ist die stärkste Form der Persönlichkeitsstörung und hat leider auch die geringste Chance auf Heilung.
Jedoch finden wir die antisozialen Verhaltensweisen in schwächer ausgeprägter Form in Folgenden Störungsbildern vor:
Die wichtigste Unterscheidung, zwischen einem Borderliner und einem Narzissten ist also die Art und Weise der Haltung gegenüber anderen Personen.
Wenn du es in einem Satz zusammengefasst haben möchtest:
Der Narzisst ist verachtend — Der Borderliner ist kompliziert
Borderline ist die Königsdisziplin in den zu behandelnden Störungsbildern. Dieses Buch befasst sich nicht mit einer Therapie zu Hause, in der Praxis, sondern in einem klinischen Umfeld. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist ein psychodynamisches Verfahren, dass die Beziehungs- und Identitätsstörung von Borderliner ganz in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Ihren Ursprung hat sie in der Objektbeziehungstheorie, die davon ausgeht, dass die Schwierigkeiten bei Persönlichkeitsstörungen auf nicht integrierte Persönlichkeitsanteile zurückzuführen sind. Darum müssen diese durch eine Therapie aktiviert und in das Handeln integriert werden.
Dieses Buch befasst sich ausführlich mit Diagnostik, Therapievereinbarungen, Behandlungsphasen, Therapiefokus und Arbeiten im interdisziplinären Team. Ein tolles Werk für jeden Facharzt.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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