„Ach wie gut das niemand weiĂź, dass ich Rumpelstilzchen heiĂź.“ Vielleicht kommt ihr das Wort Schlemihl in diesem Zusammenhang mit unseren Kommunikations–Spielen etwas seltsam vor. Dieses Wort kommt aus Jiddischen und ist mit dem deutschen Wort Schlaukopf eng verwandt. Und Schlaukopf ist wirklich ein passendes Wort fĂĽr den Schlemihl – sein Gegenspieler ist das Opfer.
Ein typisches Spiel des Schlemihls geht folgendermaĂźen:
Phase eins:
Der Schlemihl verursacht z.B. beim Rangieren (scheinbar aus Versehen) bei seinem Nachbarn eine Beule in der StoĂźstange. Sein Nachbar möchte erst einmal wĂĽtend werden – aber irgendwo spĂĽrt er auch das der andere eher gewinnt, wenn er sich jetzt gehen lässt, da es ja nur eine klitzekleine Beule ist. Der Nachbar reiĂźt ich also zusammen und das gibt ihm erst einmal selber das GefĂĽhl, dass er der Gewinner sei.
Jetzt kommt das Wichtige in dem Spiel: der Rangierer entschuldigt sich ausdrücklich! Der Nachbar akzeptiert die Entschuldigungen und bestärkt sich dadurch seine Vorstellung, er habe gewonnen.
Phase zwei:
Jetzt geht der Rangierer dazu über, seinem Nachbar noch weiteren, etwas größeren Schaden zuzufügen. Vielleicht bricht er etwas im Vorgarten des Anderen ab, schneidet aus Versehen Ecke rein und und und. Also, er richtet nun allerlei mögliches Unheil an.
Dieses Vorgehen könnte man auch bei Talkshows beobachten wo einer dem Anderen immer wieder ins Wort fällt. Am Anfang noch höflich „Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung…“ aber später immer dreister. In ihm als dem Verursacher jubelt nun das Kindheits–Ich. Denn ihm haben all diese Dinge – fĂĽr die man seine Entschuldigung akzeptiert hat – tief im Inneren SpaĂź gemacht. Er fĂĽhlt sich also als Gewinner. Kurioserweise fĂĽhlt sich der Nachbar aber auch als Gewinner…
Warum? Weil er ja eine absolute Selbstdisziplin an den Tag gelegt hat.
So profitieren grundsätzlich erst einmal Beide von dieser Situation und der Nachbar möchte dem Verursacher – also den Schlemihl – grundsätzlich erst mal nicht die Freundschaft kĂĽndigen.Â
Bei den allermeisten Spielen ist es das Kennzeichen, dass wer den ersten Zug macht auch der Gewinner wird. Würde der Nachbar nun vor lauter Ärger ausrasten dann könnte sich der Rangierer nun zu eigenen Verteidigungshandlungen berechtigt fühlen. Hält der Nachbar sich jedoch zurück und akzeptiert die Entschuldigung dann könnte dies den Rangierer / Verursacher dazu ermuntern, weitere Missetaten zu verüben und sich dabei innerlich herrlich zu amüsieren.
Der ureigentliche Nutzen bei diesem Spiel ist aber nicht die Freude an den Auswirkungen, also dass der Nachbar einen Schaden hat, das ist nur eine Nebensache … Das eigentliche Ziel ist nämlich, dass man seine Entschuldigung akzeptiert.
Dieses Akzeptieren seiner Entschuldigung ist der eigentliche Spielnutzen der von dem Schlemihl erzielt werden möchte. Über diesen ersten Spielnutzen kommen nun direkt zur Antithese / dem Konzept aus diesem Spiel wieder rauszukommen.Â
Dieses Spiel kann am besten dadurch unterbrochen werden indem man die angebotene Entschuldigung des Verursachers nicht (!) akzeptiert.
Typischerweise geht das Spiel ja so:
Um das Spiel zu beenden könnte der Geschädigte nun antworten: „Den Schaden muss ich zwar akzeptieren aber nicht deine Entschuldigung.Â
Darum meine Bitte an dich: „sag nie wieder es tut mir leid.“
In der Transaktions-Analyse erkennen wir hierdurch jetzt ein Umschalten vom Eltern-Ich (dem verzeihenden Eltern-Ich) auf das objektive Erwachsenen–Ich.
Was hat das mit dem Erwachsenen–Ich zu tun? Nun, das Erwachsenen–Ich entspricht dem Ich–Zustand, wenn Informationen objektiv und angemessen erkannt und berechnet werden.
In unserem Spiel „Schlemihl“
Was ist die Folge davon?
Der Schlemihl – Spieler wird dann zusammenbrechen, weil sein Spiel aufgedeckt wurde und der andere der eigentliche Gewinner wird. Wenn der Schlemihl–Spieler dieses Spiel sehr intensiv gespielt hat, dann wird seine Reaktion in der Regel explosionsartig bis hin zum Tumult gehen. Dessen muss sich jemand bewusst sein, der dieses Spiel aufdecken möchte.Â
Kinder spielen dieses Spiel in etwas abgebrochener Form. Denn sie sind sich nicht immer sicher ob man ihre Entschuldigung auch wirklich akzeptieren wird. Trotzdem genießen Sie aber mit Vergnügen das Unheil / das Chaos in den verschiedensten Arten anzurichten.
Wenn sie dann aber älter werden, werden sie immer besser lernen genau das auszunutzen, indem sie die Entschuldigung bekommen hauptsächliche Ziel dieses Spiels ist. Bestimmt ist es dir das schon mal aufgefallen,
Was also ist die Zauberformel?
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Thomas Harris (Facharzt und Professor fĂĽr Psychiatrie) hatte mit Eric Berne die Transaktionsanalyse begrĂĽndet und auch in der Praxis immer wieder erprobt. Wo Eric Berne sehr in der Theorie aufgeht, erklärt uns Thomas Harris in einer sehr lebendigen Art und Weise, dass die Transaktionsanalyse in unserem Alltag einen wichtigen Beitrag leisten kann. Hier sind Themen wie Kindererziehung, Ehe, Depression und andere psychische Probleme, Gewaltfreie Kommunikation, Spannungen durch Religion und Kultur die Grundlage seiner Studien.Â
Ein tolles Buch zur Selbstreflexion. Ich vergleiche es sehr gerne mit einem SchlĂĽssel um das Schloss der eigenen Handlungsrituale zu öffnen. Mit diesem Buch werden die “DrehbĂĽcher des eigenen Verhaltens” sichtbar.