Schriftzug Marcsu Jähn

Beende die Symbiose mit Deinem Kind!

Wenn Lebewesen in einer Symbiose zusammenleben dann sind sie zwingend und überlebenswichtig aufeinander angewiesen.

Was aber wenn sich Eltern so von ihren Kindern in eine Abhängigkeit bringen lassen dass dies wie eine Symbiose wirkt?

Liebe Eltern! Ich spreche hier jetzt auch als 4-facher Vater. Die überwiegende Zahl aller Eltern liebt ihre Kinder und tut alles ihnen Mögliche um sie gut vorbereitet ins Leben zu geleiten.

Warum haben wir heute aber eine Gesellschaft, in der immer mehr junge Menschen zu Narzissten, Egomanen ect. werden und immer mehr Eltern verzweifeln? 

Eine Antwort hierauf: Wir haben es zugelassen, dass wir in eine Abhängigkeit zu unseren Kindern – eine Symbiose – gelangt sind. 

Im Folgenden möchte ich etwas Licht in diese Thematik bringen und einen Ausweg zeigen, welcher am Anfang noch simpel erscheint, jedoch an Effektivität derzeit von nichts anderem zu überbieten ist. Ich habe diesen Blog in 3 Bereiche aufgeteilt: 

      • Was ist eine Symbiose?
      • Was passiert wenn ich mit meinem Kind in einer Symbiose lebe?
      • Wie kann ich aus der Symbiose austreten?

Was ist eine Symbiose?

Wie oben schon beschrieben, ist die Symbiose eine lebenswichtige Abhängigkeit von zwei Lebewesen.

1.) Wir alle kennen noch den Film „Findet Nemo“. Dieser kleine Clownfisch lebte in einer Symbiose mit einer Seeanemone. Die Anemone bietet dem Fisch mit ihren giftigen Nesselzellen Schutz vor Fressfeinden und im Gegensatz „fächeln“ die Fische durch ihre Körperbewegungen sauerstoffreicheres Wasser zu den Seeanemonen.

2.) Wir selber leben mit unseren Körperteilen auch in einer Art Symbiose. Arme und Beine sind von den anderen Organen und der Blutversorgung abhängig. Wenn wir uns mit dem Knie an einem harten Gegenstand stoßen, tut uns dies weh und wir bemühen uns, die Verletzung sofort zu behandeln. 

Dies ist nun wichtig zu verstehen für die Symbiose zwischen Eltern und Kindern:
Symbiose in diesem Falle bedeutet: SOFORT auf etwas von Außen zu reagieren.
– ich stoße mit meinem Knie gegen die Wand und ich reagiere auf den Schmerz
– Mein Kind (älter als 9 Monate) fordert mich zu einer Reaktion auf und ich als Elternteil reagiere symbiosenhaft sofort auf das Kind.

Was bin ich, wenn ich immer und sofort auf mein Kind reagiere?
Ich bin in einer Symbiose, einer Abhängigkeit zu ihm. Das Kind kann und wird mich dann steuern!

Was passiert, wenn ich mit meinem Kind in einer Symbiose bin?

Es ist wichtig, dass wir uns persönlich dieser Tatsache erst mal bewusst sind: 
Auf der einen Seite will ich als Elternteil doch nur gut und tue alles um mein Kind gut ins Leben zu begleiten. 

Wenn das Baby auf die Welt kommt, hat es keine Frustrationstoleranz und benötigt die sofortige Wechselwirkung (wir sprechen hier von einer dyadischen Beziehung) zur Mutter oder einer anderen festen Bezugsperson. Hierdurch bildet sich die Persönlichkeit des Kindes. Schau dir hierzu meine Abhandlung an: Entwicklungsstufen des Kindes

Ab dem 8. / 9. Lebensmonat ist der Bereich im Gehirn welchen wir als Präfrontal Cortex kennen soweit entwickelt, dass mit einer Verzögerung auf die Rufe des Kindes reagiert werden kann und sollte. Warum? Damit das Kind nun erkennt, dass die Welt ihm nicht zum Dienen verpflichtet ist, sondern er als ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft heranwächst. 

Viele liebe Eltern verpassen diesen wichtigen Schritt. Sie reagieren reflexhaft auf ihre Kinder. „Das Kind winkt, die Mutter springt“ könnte man hier sagen.
Wenn wir dies in einem beruflichen Umfeld betrachten würden – der Chef ruft und die Angestellten müssen springen –  dann würden wir dies zumindest kritisch beurteilen. In dem Eltern-Kind-Verhältnis unserer heutigen Zeit wird dies jedoch immer mehr zu einer Normalität.

Durch das reflexhafte Reagieren der Eltern auf das Kind lebt das Kind sein Weltbild aus den ersten Lebensmonaten weiter: „Ich kann alles steuern“.

Was ist damit gemeint – das Weltbild des Kindes?
Wenn ein Kind auf die Welt kommt erlernt es mit der Zeit immer neue Sichtweisen welche uns als Erwachsene normal erscheinen. Das Kind muss diese aber erst erlernen und erweitert dann entsprechend sein kleines Weltbild. Hier ein paar Beispiele:

    • Gegenstände kann man in die Hand und in den Mund nehmen. Man kann diese „steuern“
    • Eine Wand ist eine Wand
    • Meine Mutter kommt sofort wenn ich rufe. Ich kann sie „steuern“ wie mein Spielzeug.

Dieses Weltbild des Kindes passt sich permanent in seiner Entwicklung an – uns als Erwachsenem geht es ja genauso. 
Kinder müssen lernen, dass die Eltern nicht von ihnen gesteuert werden können. Dies ist ein wichtiger Lernprozess um das Kind auf das Leben als Erwachsener vorzubereiten. Warum? Weil auch wir Erwachsenen können uns nicht über die Individualität eines Anderen hinwegsetzen. Würden wir dies tun, knirscht es in der sozialen Interaktion. Respektieren wir einander, dann klappt es.

Dieser Prozess ist mit ca. 2 Jahren abgeschlossen. Unser Kind begreift, dass es größere / stärkere Menschen gibt. 
Die normale Reaktion eines Kindes in einer fremden Umgebung ist dann, dass es sich zuerst einmal zurückhält, den Schutz seiner Eltern sucht und erst langsam – unter Berücksichtigung das der andere größer ist – in dieser neuen Umgebung „auftaut“. 

Kinder, welche dieses Weltbild nicht haben, reagieren in fremden Umgebungen unreif. Sie verhalten sich so, als wenn sie noch zu Hause wären. Laute Kinder in einem Restaurant sind z.B. solch ein Phänomen. Solche Kinder sind nicht dumm, ihre Eltern haben ihnen auch eine Erziehung beigebracht. An der Erziehung liegt es aber nicht! Es liegt an der psychischen Entwicklungsstufe des Kindes!

Kinder brauchen neben der Erziehung der Eltern auch die Entwicklung der Psyche – das Erlernen zwischenmenschlicher Leistungen. 
Zwischenmenschliche Leistungen können aber nur durch die Interaktion zwischen zwei Bezugspersonen passieren. Das bedeutet, das Eltern mit ihren Kindern trainieren müssen, wie man sich verhält. 

Dieses „Training“ ist mehr als Erziehung wie wir sie heute kennen. Grundsätzlich bedeutet Erziehung nämlich das Richtige. Gemäß Erziehungswissenschaftlern beinhaltet Erziehen nämlich alle (!) Handlungen durch das Eltern versuchen ihren Kindern ein soziales gesellschaftliches Miteinander zu ermöglichen. 

Etwas umfänglicher drückt es der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Brezina aus: „Es sind alle Handlungen […], durch die Menschen versuchen, das Gefüge der psychischen Dispositionen anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht dauerhaft zu verbessern oder seine als wertvoll beurteilten Bestandteile zu erhalten oder die Entstehung von Dispositionen, die als schlecht bewertet werden, zu verhüten. 

Kinder, welche diese Entwicklungsstufe nicht gemeistert haben werden zu kleinen und größeren Tyrannen und leben weiter in der Symbiose mit den Eltern. Das Weltbild dieser jungen Menschen ist immer noch auf dem Stand eines < 2 Jährigen Kindes: „Ich kann meine Umgebung steuern“. 

Kannst Du dies heute auch beobachten? Bist Du eventuell hiervon betroffen? Der nächste Abschnitt behandelt den Gedanken: „Wie kann ich aus solch einer Symbiose herauskommen?

Wie kann ich aus der Symbiose austreten?

Die Antwort mag Dir im ersten Moment zu einfach erscheinen, jedoch ist sie höchst wirksam.
Bedenke immer, dass dich eine Kleinigkeit in diese Symbiose gebracht hat, nichts Kompliziertes. Also muss die Lösung auch nicht kompliziert sein. 

Was hat Dich in der Symbiose gehalten? „Das Kind winkt, die Mama / der Papa springt.“ 

Die Lösung: Komm zu Dir zurück!

Dieses zu sich selbst kommen hört sich einfach an, wird durch unsere Zeit mit den Informationsfluten aber immer schwieriger. Die Lösung kann jedoch einfach gehalten werden: Nimm Dir noch heute eine Auszeit von mehreren Stunden! Lass Dein Telefon zu Hause und gehe in die Natur – am besten in den Wald. Warum der Wald?

Wenn Du Dir bewusst machst dass sich unser Hämoglobin (Blutbestandteil) von dem Chlorophyll (Blattgrün) nur durch ein einziges Zentralatom unterscheidet, dann wird dir klar wie sehr wir die Natur / den Wald für unseren Organismus und unsere Psyche benötigen. Das Zentralatom des Hämoglobins ist ein Eisenatom und das des Chlorophylls ein Magnesiumatom. Nur ein Atom macht solch einen gewaltigen Unterschied!

Was geschieht nun mit uns im Wald? In den ersten 1 bis 2 Stunden wird Dein Kopf explodieren vor lauter Gedankenkreisen. Das ist jedoch normal. Dann aber passiert etwas ganz plötzlich: Als wenn ein Schalter umgelegt wird, kommst Du zur Ruhe. Deine Gedanken hören auf um Probleme zu kreisen. Du denkst auf einmal wieder Lösungsorientiert.

Nach dieser „Walddusche“ bist Du erst mal für ein paar Tage „clean“. Du reagierst wieder normal und nicht in einer Abhängigkeit zu Deiner gesamten Umgebung. Dieser gute Einfluss hilft Dir nicht nur in Bezug auf Deine Kinder, sondern auf Dein gesamtes gesellschaftliches Leben.
Dies alles verfliegt aber nach ein paar Tagen. Nutze diese Auszeit darum regelmäßig, am besten wöchentlich, spätestens alle 14 Tage denn nach 4 Wochen bist Du wieder im Hamsterrad. Das Gute in dieser Sache: Hast Du Dir diese 4 bis 5 Stunden Auszeit mal gegönnt, dann benötigst Du beim nächsten Mal nicht mehr so lange, dann reicht sogar schon die Hälfte der Zeit.

Was kann man aber in einer Notfall-Situation machen?

In der Theorie hört sich all das ja toll an. Man kann aber nicht immer für mehre Stunden in den Wald gehen, so gerne man dies auch möchte. 
Der Rat hier: Zähle bis 4 bis 10 oder länger. 
Wenn Dein kleines Kind schreit und es ist älter als 8 / 9 Lebensmonate, dann musst Du es ihm beibringen dass es mal warten muss und dies auch kann. 

Das Kind lernt zwei wichtige Dinge durch diese liebevolle Unterbrechung:

      1. Das Kind baut eine Frustrationstoleranz auf. Bitte denke immer daran dass es dies erst ab dem 8. / 9. Lebensmonat kann!
      2. Es lernt ein neues Weltbild: „Ich kann Mama und Papa nicht permanent steuern.“ Damit wird es vorbereitet auf die große weite Welt: den Kindergarten, die Schule, den Arbeitsplatz. Gemäß einer Studie der „Konrad-Adenauer-Stiftung“ ist genau dies das Problem unserer heutigen Jugend. 

Schau Dir hierzu bitte meinen Blog über die Entwicklungsstufen des Kindes nochmal an. Hier findest Du weitere Informationen über die Entwicklungsstufen unserer Kinder und wie wir sie in diesem Prozess  als Eltern begleiten können. Entwicklungsstufen des Kindes

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