Schriftzug Marcsu Jähn

Niemand wird als Borderliner geboren!

👉 Borderline entsteht nicht aus dem Nichts

Niemand wird als Borderliner geboren - wie aber entsteht dann die SpaltungDas Leben als Borderliner ist ein ständiges Leben im Notwehr – Modus. 
Angst kommt von Enge. …. (indogermansich anghu = beengend / Althochdeutsch angust. Wenn diese Enge nun den Blick in einen Tunnelblick verengt, dann handelt man nicht mehr aus dem „Erwachsenen-ICH:“ welche Alternativen stehen mir zur Verfügung“?

Stehst du vor einem Löwen der Dich vielleicht fressen will, dann greifst du zu jedem Gegenstand, auch zu einem Kostbaren um diesen nach dem Löwen zu werfen.

      • Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Gegenstand (der eigentlich sehr wertvoll ist) zerstört wird. Es geht hierbei aber um dein Leben – und da ist jedes Mittel recht…

Der Borderliner, der sich permanent im Notwehr /Abwehr – Modus befindet, der handelt in diesen Modus irrational. Der Grund für sein Verhalten jedoch ist immer wieder diese massive Angst! Wir reden heute schonungslos offen über:

      1. sexueller Missbrauch
      2. Körperliche Misshandlung
      3. Emotionaler und verbale Missbrauch (abwertende und beleidigende Bemerkungen)

Die These welche ich mit diesem Beitrag untermauern möchte ist: Borderline entsteht nicht aus dem luftleeren Raum! Borderline hat Ursachen, welche in unserer heutigen Gesellschaft immer noch gerne lieber unter den Tisch gekehrt als offen dargelegt zu werden. Lass uns über diesen „Seelen Mord“ in dieser Abhandlung einmal klar und deutlich sprechen.

Laut der offiziellen Statistik der Polizei gab es in Deutschland im Jahr 2019: 3034 Fälle von Kindesmisshandlung (nach dem §225 des StGB) 
Leider ist die Dunkelziffer viel viel höher. …

Auch wenn es über diese Dunkelziffer logischerweise keine genauen Zahlen gibt, so zeigen Befragungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass bis zu 10 % aller Eltern schwerwiegende und recht häufige Körperstrafen bei ihren Kindern anwenden. In einer Anhörung im Mainzer Landtag wurde einmal geäußert, dass jede 4. Frau vor dem 14. Lebensjahr Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch in der Familie hatte. Die Welt Gesundheits-Organisation (WHO) geht für Deutschland – von 1 Million Betroffener Mädchen & Jungen aus, die sexuelle Gewalt an sich erfahren haben.  Um das einmal etwas zu verdeutlichen: 
Das wären pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder.

(1)     Was ist der Ursprung der Borderline-Störung?

Diese Zahlen sind erschreckend und für unsere Gesellschaft gleichermaßen beschämend! Wenn wir uns mit dem Ursprung der Borderline-Persönlichkeitsstörung befassen, müssen wir zugeben, dass die eigentliche Ursache, warum eine Person eine Borderline –Störung bekommt immer noch nicht ausreichend beantwortet werden kann. Es ist (Stand heute) immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt, ob es eine klare, konkrete und spezifisch (abgrenzbare) Ursache für eine Borderline – Störung gibt.

Gemäß dem englischen Psychoanalytiker Donald Winnicott (1896 – 1971)

      • fehlt diesen Kindern auffallend häufig in der ersten Lebensphase eine haltende, stützende und schützende Umgebung.

In seinen Beobachtungen sah er, dass diesen Patienten die Erinnerungen an frühe Erlebnisse fehlten, in denen sie ein Sicherheits- und Identitäts-Gefühl aufbauen konnten und deshalb auch im späteren Leben nicht mehr in der Lage waren, ein solches Gefühl zu entwickeln. Ich möchte dich einladen mein Video über die Transaktionsanalyse Teil 3. (Woher kommt das Gefühl  „nicht okay“ zu sein?) anzuschauen um dich mit diesem Punkt (die Wichtigkeit des Sicherheitsgefühls in den ersten Lebensmonaten) etwas vertrauter zu machen.

Ein Kind ist am Anfang seines Lebens zu 100% auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen! Ansonsten wäre es hilflos gegenüber dem Leben. Bis hierhin ist es, so denke ich, ja noch klar und verständlich. Wichtig ist aber folgende Erkenntnis in der psychologischen Entwicklung: Nur durch die andauernde aktiv haltende Position der Mutter (und der allernächsten Umgebung), können sich Sicherheitsgedanken entwickeln!

Dieses Entwickeln möchte ich immer wieder betonen! Ein Kind hat nicht von sich aus den Gedanken dass es sich sicher fühlt. Diesen Gedanken muss es erst entwickeln! 

Fehlt ihm diese haltende Funktion der Mutter oder der allernächsten Umgebung dann wird sein Bild von seinen Eltern so stark verzerrt dass bei ihm aggressive böse Objekt-Bilder entstehen.

Im Falle einer guten und gesunden Entwicklung würden diese beiden Objektvorstellung („gut“ und „böse“) in aller Ruhe entwickelt. Bei einer ungesunden (pathologischen) Entwicklung geht dies völlig schief:

Die Folge davon ist 
(1) eine Verzerrung und 
(2) die Projektion eigener aggressiver Impulse auf die Mutter.

Dadurch wird die Mutter von dem Kind dann potentiell immer als gefährlich erlebt. Das Kind beginnt die Mutter zu hassen. Dieser Hass weitet sich dann auch auf den Vater aus! Denn es kann unter dem Einfluss seiner Spaltungsprozesse nur sehr schlecht (wenn überhaupt) zwischen Vater und Mutter unterscheiden.

Das ist der Grund warum zuerst die Eltern und später der jeweilige Sexualpartner als bedrohlich und aggressiv erlebt wird von dem Borderliner.

(2)     Der Zusammenhang zwischen Missbrauch/Misshandlung / Missachtung und Borderline – Störungen

Es gibt trauriger Weise zu Misshandlung / Missbrauch / Missachtung bei Borderline-Patienten auch in der fundamentalen Borderline – Literatur kaum konkrete Hinweise – obwohl die reale Diagnose so eine deutliche Sprache spricht..

Auf der Suche nach einigen Studien habe ich so manche allgemeine Hinweise auf die Bedeutung einer konkreten Inzest – Problematik für die Entstehung einer Borderline-Störung zwar gefunden jedoch sind die ganz konkreten Hinweise nur wenig vorhanden.

(2.1) warum wird nicht jeder Borderliner?

Die Zahlen von Kindesmisshandlungen decken sich aber nicht mit den Zahlen von Borderline. Das bedeutet, dass wir nicht 1:1 sofort eine Kindesmisshandlung oder emotionale Verwahrlosung zu einem künftigen Borderline Symptom/Störung klassifizieren dürfen. Was macht einen Menschen so anfällig für Misshandlung  oder gibt es Dinge die vielleicht fehlen die dann zu einer Borderline – Störung führen?

Aktuelle Studien zeigen, dass mehrere (!) sich gegenseitig beeinflussende Faktoren darüber entscheiden, ob ein sexueller Missbrauch/körperliche Misshandlung/emotionale Verwahrlosung eines Kindes

      1. zu einer psychischen Störung führt…
      2. wie schwer diese wird
      3. und mit welchen Symptomen sie dann zu erkennen ist.

Nach heutigem Wissen sind folgende Rahmenbedingungen für das Ausbilden einer Borderline – Persönlichkeitsstörung mitverantwortlich:

      1. Das Alter des Kindes zu Beginn des Missbrauchs/der Misshandlung
      2. Die Art und die Dauer der Missbrauchs-Handlungen
      3. Sehr wichtig: die Persönlichkeits Entwicklung des Opfers nach (!) den traumatischen Ereignissen
      4. Mit die größte Strahlkraft hat die Qualität der familiären Beziehungen
      5. Und nicht zuletzt die Persönlichkeitsstruktur der Eltern … und vielleicht sollten wir auch hier die Geschwister erwähnen.

Gerade wenn wir uns den letzten der 5 Punkte anschauen – die Persönlichkeitsstruktur der Eltern und der allernächsten Verwandten (Geschwister) dann muss man sich Folgendes vergegenwärtigen: Der Täter/die Täterin kann sich – außerhalb der Zeit wo er den Missbrauch/die Misshandlung durchführt – auch vollkommen anders eventuell sogar normal zum Opfer verhalten. Das macht die Situation ja noch verwirrender für das Kind! Der Partner des Täters Er/sie spielt ja auch eine wichtige Rolle. Er könnte sich – je nach eigener Persönlichkeitsstruktur – und in seiner Beziehung zum Täter mehr oder weniger für den Schutz des Kindes einsetzen

Gleiches trifft auch eventuell auf vorhandene Geschwister und eventuell miteinander lebenden Verwandten zu. Im besten Fall können sich Familienmitglieder schützend für das Kind einsetzen um weitere traumatisierende Taten zu verhindern und größeren Schaden vermeiden.

2.2. Die Bildung einer Spaltung

Das waren bis jetzt so allgemeine Rahmenbedingungen die eine Borderline Entwicklung fördern oder verhindern. Es gibt aber eine sehr spezielle Entwicklung im Leben eines jungen Menschen welche wie eine Weggabelung wirkt ob ein Missbrauch/eine Misshandlung in der Kindheit eine Krankheit ausbildet oder nicht:

  • Es ist die Art der sich beim Kind entwickelten Abwehrmechanismen! Und hier muss besonders die Spaltung als Abwehrvorgang zur Vermeidung einer allgemeinen generalisierten Angst genannt werden.

Die Spaltung in das „gute“ und das „böse“ entsteht bei extremen Erfahrungen wie Frustration / Aggression 
Diese Spaltung dient zum Schutz des „ICH“ vor Konflikten.

In der Fachsprache wird dieser Spaltungskonflikt folgendermaßen beschrieben: Es ist eine Dissoziation (ein aktives Auseinanderhalten)

      • von miteinander in Konflikt stehenden Introjektionen und Identifizierung von
      • libidinös und
      • Aggressiv determinierten Verinnerlichungen und Identifizierungen.

Um Borderline zu verstehen muss man manchmal von solchen komplizierten Sätzen aus starten und sich dann in das „normale Deutsch“ hinüber arbeiten. Also welche Fachbegriffe haben wir jetzt hier gehört?

    • libidinös / aggressiv determiniert:
      • Determiniert heißt „Festgelegt“
      • Libidinös besagt: auf die sexuelle Lust bezogen. Libidinös könnte man übersetzen: das ist die Seite der Lustmaximierung (nach Freud)
      • Aggressiv determiniert (aggressiv festgelegt) Nach Freud ist dies die Unlustvermeidungsseite
    • Introjektion / Identifizierung sind die. 2. und 3. Teil der Internalisierungsprozesse eines Kleinkindes dar.
      • Introjektion Ist die noch unreife Verinnerlichung von äußeren Realitäten in der frühen Kindheit.
      • Identifizierung Ist die noch reife Form der  Verinnerlichung äußere

Das Thema Internalisierung und seinen Gegenspieler die Externalisierung, werden wir mal in einem separaten Beitrag miteinander  in Ruhe besprechen. Kurz an der Oberfläche zusammengefasst bedeutet es: die Aneignung oder die Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten Normen und Rollen.

    • Es könnte zum Beispiel die Art und Weise sein
      • wie man sich grüßt,
      • ob man sich die Hände wäscht
      • wie lange man auf jemand Fremden in öffentlichen Verkehrsmittel schaut und und und.

Das ist eine normale Internalisierung. Aber bei der Introjektion und der Identifizierung kann vieles schieflaufen. und die dafür anfälligen Menschen zu einer Persönlichkeitsstörung führen. Die Spaltung ist eine der langfristigem Folgen von körperlicher/sexuelle Ausbeutung.

(2.3) Die chronische posttraumatische Belastungsstörung – PTBS 6D40

Die typischen Symptome der chronischen PTBS sind:

      1. Das ständige Wiedererleben des traumatischen Ereignisses
      2. Eine psychische Erstarrung einen einfrieren oder auch im Fachbegriff als „emotionale Anästhesie“ bezeichnet
      3. Und zusammengefasst als dritter Punkt: Eine Vielzahl vegetativer und kognitive Symptome.

Gerade diese chronische posttraumatische Belastungsstörung – mit ihren ganzen Symptomen – führen zu einer emotionalen Instabilität. Und diese depressiven Verstimmungen, diese Schuldgefühle beeinträchtigen

      • nicht nur sämtliche zwischenmenschliche Beziehungen des Opfers.
      • Sie können darüber hinaus in der Folge auch zu dem typischen (bei Borderline) selbstschädigenden Verhalten und Suizidhandlungen führen.
Sandor Ferenczi
Die Theorie der Objektbeziehung

(3.) Die Objektbeziehungstheorie wird begründet

Bei meinen Nachforschungen über die Entwicklungsstörungen durch Misshandlungen bin ich auf Sandor Ferenczi (ein ungarischer Neurologe Psychoanalytiker, 1873/1933) gestoßen. Wenn du einige meiner Videos schon betrachtet hast dann weißt du, dass die Transaktionsanalyse eines meiner Steckenpferde ist um Persönlichkeitsstörungen wieder in die Richtung Normalität zu führen. Sandor Ferenczi hat die tiefgreifende Störung des Selbstwertsystems durch sexuelle Misshandlung/Inzest hervorragend mit folgenden Worten beschrieben: 

Er schrieb,

  1. dass die Persönlichkeits-Form des misshandelten/missbrauchten Kindes nur aus dem „Es“ und dem „Über-Ich“ besteht.
  2. Und das das Alleinsein – für dieses (aufgrund der schlimmen Entwicklungsumstände) nicht ganz entwickelte Kind – unerträglich sei!

Schauen wir uns den Punkt eins einmal näher an: Wenn du dich etwas mit Freud schon mal auseinandergesetzt hast, dann weißt du dass diese beiden Bereiche den Bauch (Es) und den Kopf (Über –Ich) beschreiben. 
Was hier aber fehlt ist das ICH! Oder wie wir es in der Transaktions – Analyse beschreiben würden: — das Entscheidungs/ Erwachsenen – ICH.

Jemand ohne Entscheidungsmitte – dem dieses Persönlichkeitsmerkmal durch die Missbrauchs Handlungen förmlich amputiert wurde – hat also Überhaupt nicht die Fähigkeit sich gegen eine Unlust zu behaupten! Seine Gefühle platzen bei jeder möglichen (und auch unmöglichen) Situation ungefiltert nach außen heraus. Denk mal jetzt über diesen gerade gesagten Gedankengang nach: Du hast einen Menschen vor dir der in den unlogischsten Momenten emotional ausbricht.

Mit dem Wissen durch dieses Video und den Worten von Sandor Ferenczi — kannst du dich nun vielleicht etwas besser in die Psyche der betroffenen Person hineinversetzen. Durch die Misshandlung ist hier der wichtige Persönlichkeitsanteil (Erwachsenen – ICH / die Entscheidungsmitte) weggeschnitten / kastriert worden. Was bleibt, ist ein reines emotionales Agieren. Und Emotionalität ist weit von Rationalität entfernt.

  • Fehlt das Mütterliche in der dyadischen Beziehung zwischen Baby und Mutter –
  • und wird dies nicht durch andere Bezugspersonen ausgeglichen,
    dann ist das die Ursache für die Selbst-Pathologie des Inzest-opfers.

Selbst Pathologie: die „Fähigkeit“ sich durch ein falsches Denken in eine Krankheit hinein zu bringen. Sandor Ferenzi hat hier, obwohl er grundsätzlich ein Schüler von Sigmund Freud war, den Grundstein für eine neue psychoanalytische Theorie geschaffen welche wir heute als Objekt Beziehungstheorie Sie selber wurde maßgeblich von der britischen Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882 – 1960) begründet.

Gib mir ein paar Sekunden Zeit für einen kleinen Erklärungsschlenker: Nach Sigmund Freud ist der Mensch trieborientiert in seinem Handeln. Das lässt dann aber den Schluss zu, dass der Mensch aufgrund seines eigenen Triebes auch eigenverantwortlich ist für das was in seiner Entwicklung mit ihm geschieht. 
Das können wir bei einem Neugeborenen und kleinen Baby so nicht ganz stehen lassen! Zwar hat jeder Mensch gewisse Triebe (Antriebe) …. jedoch sind wir alle soziale Wesen und leben in einer Resonanz-Beziehung zu unserer Umwelt. Diese „Resonanz-Beziehung“ ist die Grundlage für die Objekt-Beziehung nach Melanie klein.

3.1.Die 3 Phasen der Kindesentwicklung

Wenn wir uns die Objekt Beziehung eines Neugeborenen in den ersten drei Jahren einmal näher betrachten, so finden wir drei voneinander abgrenzbar Phasen:

  1. Die Phase I:
    • die Fütterungsphase (0-3 Monate) und
    • die Bindungsphase 3-6 Monate)
  2. In der Phase II gibt es
    • die Separation (6-9 Monate) und
      • Individualisierung des Menschen (9-18 Monate).

Hier versucht das Kleinkind immer wieder von der Mutter weg in die große weite Welt zu krabbeln und hat das Gefühl einer Allmächtigkeit („Ich schaffe alles“).

  1. Die Phase III ist gekennzeichnet durch
    • die Wiederannäherung und am Ende der Konsolidierung/Verfestigung der Beziehung zu den Menschen in der Außenwelt.
Die 3 Phasen in der Entwicklung eines Kindes
Die Spaltung ist eine Abwehr- und Schutzreaktion eines Menschen, der mit einer Situation überfordert ist
Gesundes Lernen statt Spaltung

3.2. Die Entstehung der Borderline-Störung

Für die Entstehung der Borderline – Persönlichkeitsstörung ist jetzt die Phase (2) besonders wichtig zu beachten: Während der Separationsphase und der Individualisierungsphase sollten lustvolle und aggressive Bestrebungen allmählich in dem Kind integriert und geordnet werden. (Freude nannte sie: die Unlustvermeidung und Lustmaximierung). Zuvor existieren diese noch sehr ungeordnet/chaotisch nebeneinander.

In dieser chaotischen Phase ist das Kind noch komplett ambivalent oder ambitendentiellEs ist hin und hergerissen zwischen (1) Trennungsangst /Sicherheitsstreben und (2) der Entwicklung der eigenen Autonomie  und damit einer Distanz zur Mutter aber gleichzeitig auch dem Wunsch nach einer tiefen innigen Liebe und Nähe zu ihr. Das „erfolgreiche“ Durchlaufen dieser besonders wichtigen Phase ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die inneren Vorstellung von dem ICH und der Außenwelt den Bezugspersonen zu stabilen selbst – und Objektrepräsentanzen ausbilden. Sie sind das allerwichtigste Fundament eines gesunden SELBST /eines starken ICH. Diese Selbst –/Objektrepräsentanzen sind unverzichtbar um ein Vertrauen in andere Personen und in sich selbst auszubilden. Eine Beziehungsfähigkeit kann niemals ohne eine stabile SELBST / Objektrepräsentanz entstehen! Diese Beziehungsfähigkeit ist beim Borderline-Patienten nicht gelungen!

Die Folge davon ist

  • ein extrem chaotischer / heftiger Symbiose-Wunsch
  • der gleichzeitig immer wieder in das andere Extrem – der heftigen Ablehnung – hinüberkippt.

Hierdurch entstehen die ständigen/schwankenden Beziehungsmuster. Das geringste Fehlverhalten (in den Augen eines Borderliners) eines Freundes

bringt den Borderliner dazu, sein inneres Bild des Freundes komplett einstürzen zu lassen.

Die Idealisierung kippt um und an ihre Stelle treten Entwertung und Hass.

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Nochmals zur Wiederholung: Um die wichtigen Entwicklungsschritte gut durchschlafen zu können, ist das kleine Kind ganz besonders in der Separationsphase / individuationsphase auf zwei Dinge angewiesen:

  1. die Stabilität der mütterlichen Liebe
  2. Die positive Spiegelung durch die Mutter oder die der allernächsten Bezugsperson.

Ein Kind wird immer mit Enttäuschung und Aggression reagieren wenn diese Liebe und Spiegelung fehlt! Kinder reagieren sehr sensibel auf

  • reales oder auch nur gefühltes Verlassenwerden,
  • auf nicht gesehen werden und
  • auf fehlende Akzeptanz.

Wird diese Enttäuschung und Aggression zusätzlich noch durch ein Missbrauchs- / Misshandlungstrauma verstärkt, muss (!) das Kind an seinen Spaltungsmechanismen festhalten um innerlich überleben zu können. Der Schritt der Integration von „gut“ und „böse“ schlägt fehl und das Kind bleibt in der Spaltung! Jetzt ist also der Spaltung Tür und Tor geöffnet… Bitte pass genau auf, wie das Kind jetzt in dieser Phase reagiert: Das Kind wird also enttäuscht durch die äußeren Verhaltensweisen wie zum Beispiel Missachtung, Misshandlung, Missbrauch. Und anstelle eines liebenden Verhältnisses tritt Hass und Enttäuschung über die z.B. versagende Mutter. Aber je Tiefer diese Enttäuschung und der Hass über das Versagen der Mutter werden,
– desto stärker hält das Kind an dem Bild der guten, der spendenden, der symbiotischen Mutter fest.

  • In der Spaltung gilt die Aggression dann der Mutter der Trennungaber die Liebe gehört der Mutter der Symbiose – als wären es biologisch 2 verschiedene Menschen

Diese Spaltung der Gefühle wird chronisch und prägt alle späteren Beziehungen B. zu Kollegen / Freunden / Lebenspartner aber auch die zwischen Patient und Therapeut. Jetzt haben wir es also mit einem „gestörten“ Menschen zu tun dessen eigene Reife und Identität auf einem ganz frühen Stadium der Entwicklung des Menschen stecken bleibt. Was ist dann die Folge?

(4.) Die wichtige Vaterrolle

Nehmen wir uns noch einmal die grundsätzliche Entwicklung eines Kindes vor:

Bis das Kind eine eigene Reife und eine eigene Identität entwickelt hat, ist dieses Kind immer noch mit den Eltern identifiziert und hat deren Verhalten und Wertvorstellungen in sich sozusagen verinnerlicht (man spricht hier von Internalisierung). Das kannst du immer wieder sehen, wenn kleine Kinder ihre Eltern kopieren und deren Verhalten 1:1 nachmachen oder imitieren. Wenn aber jetzt die Beziehung zu den Eltern so massiv gestört ist wie zum Beispiel durch einen Missbrauch / Misshandlung / Missachtung wird die Ausbildung eigener Abwehrmechanismen und eigener reifer Introjekte gestört.

Kurz, was sind Introjekte??? … Introjekte sind ähnlich wie Identifizierungen ein Verinnerlichen von Werten und Ansichten der Umgebung.  Wenn ich mich ganz bewusst für einen Fußballverein als Fan und Anhänger entscheide dann ist das eine Identifizierung.  Wenn ich aber als kleines Kind die Meinungen und Verhaltensweisen meiner Umgebung ungeprüft übernehmen dann sprechen wir hier von einer Introjektionin ungeprüftes Aufnehmen der Meinung anderer aufgrund einer unreifen eigenen Situation.“ Die Folge davon ist dass sich das Kind hiervon nicht mehr von alleine befreien kann. Und wenn die Mutter ihre liebevolle Mutterrolle nicht besetzt halten kann (entweder durch eigene unreife, oder durch eine Krankheit) dann wendet sich das Kind logischerweise und zwangsläufig dem Vater zu.

Beim Vater sucht es jetzt eine Ersatzmutter / eine ausreichende Bemutterung. Wenn er diese zum einen nicht gibt und zusätzlich noch das Kind grenzverletzend sexuell oder körperlich misshandelt muss dies zwangsläufig traumatisierend auf das Kind wirken. Und wie wichtig ein Vater ist zeigt sich darin,dass die gute Beziehung zum Vater für das Kind die richtige Grundlage dafür ist sich von der typischen Ambivalenz gegenüber der Mutter im Laufe seiner Entwicklung zu trennenDenn nur mit der Hilfe des Vaters ist ein Wachsen der eigenen Identität des Kindes möglich. Man kann das vielleicht noch weiter ausführen: Nur mit der Hilfe des Vaters kann das Kind sich von der Mutter ablösen und zu einem eigenständigen (weiblichen) Wesen werden.

Die gute Beziehung zum Vater ist elementar wichtig in der Entwicklung eines Kindes

(5.) Missbrauch (Inzest)

Jetzt kommen aber die Störungsfelder ins Leben die die Entwicklung zu einem Borderliner begünstigen.

(1) Durch den Missbrauch/die Misshandlung/die Missachtung des Vater.
(2) und das 2. Störungsfeld in der Entwicklung des Kindes und damit die Begünstigung zu einem Borderliner ist, dass das Kind durch die Tat des Vaters zusätzlich noch in der Ausbildung eines stabilen ICH / SELBST behindert wird.

Der Vater wird also zu einem doppelten Täter“:

  • durch das Versagen der nötigen Bemutterung und
  • Durch die Tat des Missbrauchs/Misshandlung/Missachtung

Die Tat des Missbrauchs durch den Vater z.B. durch einen Inzest ist so zerstörerisch das, — selbst wenn der Vater außerhalb dieser Tat sein Kind liebevoll umsorgt — es doch durch den Missbrauch erfahren hat, dass Frauen in der Sexualität ausgebeutet werden können und damit minderwertig sind.

Das kann zu

  1. masochistischen Unterwerfungshandlungen
  2. Sadistischen Rache Handlungen
  3. Zu Promiskuitiven Verhalten und
  4. Zu totaler sexuelle Abstinenz führen.

Merke: Jede (!) sexuelle Gewalt stürzt eine Frau in einen Ohnmachtserleben und das umso mehr wenn sie das als kleines Kind an sich erlebt. Diese Ohnmacht wird dadurch noch mal angefeuert“ indem die Gewalt von dem Vater – also eigentlich einem beschützenden Menschen – passiert. Hierdurch entstehen in dem Kind in Bezug auf den Täter zwei nicht mehr miteinander zu vereinbarende Objektrepräsentanzen(!!!)

      1. Der Vater als Beschützer, Ernährer der Familie, also der „gute“ und
      2. der „böse Vater“ welcher das Kind in seiner körperlichen und psychischen Unversehrtheit verletzt.

Diese zwei sich widersprechenden Bilder vom Vater können nicht miteinander übereinkommen! Hierdurch bildet sich zwangsläufig

  • die Spaltung als zentraler Abwehrmechanismus aus,
    weil dies als der einzige Ausweg vom Kind angesehen wird dieser grauenvollen Lage die es nicht mit gestalten kann in irgendeiner Form zu entkommen!!!!!!!!!!!!!

Der Borderliner handelt darum aus Notwehr! Was jetzt folgt in der weiteren Entwicklung des Menschen kann man nur noch als Notwehr bezeichnen. Das Inzest-Opfer bildet aus dieser Notwehr heraus (der Versuch weiteren Verletzungen aus dem Weg zu gehen) in sich das Bedürfnis nach vollkommener Kontrolle! Es versucht, alle Situationen zu vermeiden die für ihn anscheinend nicht kontrollierbar sind. Und unter diesem Aspekt müssen wir all die Beziehungen von Borderline – Patienten sehen und verstehen welche von ständigen Machtkämpfen geprägt sind oft aus völlig banalen Situationen heraus entstehend.

5.1. Der Abwehrmechanismus der Regression

Dieser sexuelle Missbrauch ist eine frühkindliche Erfahrung grauenhaften Ausmaßes in welchem  sich das Kind ohnmächtig den Täter ausgeliefert fühlt. Diese Ohnmacht setzt eine Regression im Gang in dem es früh kindliche Ängste wieder reaktiviert mit dem Ziel, die eigene Ohnmacht zu kompensieren indem es versucht, sich mit dem allmächtigen Täter zu verschmelzen. Was jetzt folgt ist extrem perfide und ich möchte jeden Borderliner der sich diesen Beitrag anschaut bitten sich bewusst zu sein dass solche Gedankengänge ihn immer triggern / reizen können. Wir gehen wieder zurück zu dem ohnmächtigen Kind welches dem Täter wehrlos ausgesetzt ist und versucht, durch eine Regression mit diesem zu verschmelzen. Weiter vorne hatten wir zwei Arten von Verschmelzung bereits kurz angesprochen:

      • die Identifikation (eine reife und überlegte Übernahme von Motiven, Werten und Normen der Umgebung.)
      • Die Introjektion: dies ist die unreife und nicht überprüfte Verinnerlichung fremder Anschauungen, Motive, Werte und Normen in das eigene ich.
        Diese findet in der frühen Kindheit statt.

Jetzt steht das wehrlose Kind vor dem Täter und versucht in eine Verschmelzung (in Form der Introjektion) mit dem übermächtigen Täter zu kommen. Dies geschieht jetzt im ICH-Ideal. Der Täter wird idealisiert….

Daraus folgt aber, dass das negative Selbstbild des Kindes weiter verfestigt wird, denn der Täter macht das Opfer für den Inzest verantwortlich und entwertet ist um seine eigenen Taten zu rechtfertigen. Dabei bestraft und entwertet er genau das, was er vorher von seinem Opfer gefordert hat: die Sexualität!

Das ist so grausam was sich dadurch im Kopf des Kindes anfängt zu bilden:

  • Der Täter ist im Ich-ideal und das Kind identifiziert sich mit dem Missbrauchenden Täter. In der Fantasie des Kindes darf der Täter das Kind also missbrauchen. 
  • Das Kind als Opfer fühlt sich jedoch schuldig und kann sich nicht mehr das Recht zubilligen selber geliebt zu werden weil es ja für die Sexualität später entwertet wird. 
  • Das Kind kommt sich dann im Vergleich zu anderen Kindern schmutzig, gebrandmarkt vor und übernimmt auch noch für diesen Inzest die Verantwortung in dem es sich selbst bezichtigt

Kommen wir noch einmal kurz zu Sandor Ferenczi zurück. Er ist ja sowas wie ein Wegbereiter für die Objekt-Beziehungstheorie und hat schon sehr früh erkannt welche Auswirkungen sexueller und körperlicher Missbrauch auf die Entwicklung des Kindes hat. Er sagte: Die eigentlich normale Reaktion auf so ein Verhalten eines Täters wären doch „Ablehnung, Hass, Ekel, starke Abwehr während. Aber sie wird durch eine ungeheure Angst im Opfer dem Täter gegenüber förmlich paralysiert.“ Eine Paralyse ist eine Lähmung, jemand ist handlungsunfähig oder ausgeschaltet Diese lähmende Angst zwingt das Opfer förmlich dazu, sich dem Täter unterzuordnen und jeden seiner Wünsche zu erraten, zu befolgen, sich ganz vergessend mit dem Angreifer/dem Täter komplett zu identifizieren. In dieser Identifikation verschwindet der Täter aus der äußeren Realität und wird innerlich in einer traumatischen Trancevorstellung von dem Kind – wie in einer früheren haltenden / schönen Situation – aufrecht erhalten. Das ist die grausame Wirklichkeit der Spaltung…

(6.) Die unterschiedlichen Folgen von Missbrauch / oder von Misshandlung

Leider gibt es immer noch nicht genügend einschlägige Literatur die zeigt, wie unterschiedlich sich die Folgen zeigen wenn ein Mensch entweder (!) sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt wurde. Heutige erste Studien zeigen jedoch eine klare Tendenz: 

(6.1) Der sexuelle Missbrauch von Kindern:

Das sexuell missbrauchte Kind fühlt sich durch den Missbrauch ausgebeutet und minderwertigUnd wenn das noch nicht genügend wäre, kommt dann noch die Identifizierung mit dem Täter hinzu. Durch diese Identifizierung hat der Täter – in der Fantasie des Opfern/des Kindes – auch noch das Recht so etwas zu tun. Das Opfer fühlt sich selbst dadurch nicht wert, geliebt zu werden. Sehr häufig übernehmen die Opfer die Verantwortung und damit die Schuld an dem Inzest Vorgang. Von dieser Einstellung bis zu autoaggressiven Handlungen wie zum Beispiel Schneiden / Ritzen / Schnippeln) ist es in der Praxis nur noch ein ganz kleiner Schritt.

(6.2) die körperliche Misshandlung von Kindern

Auch hier wäre es wünschenswert, wenn es mehr Studien zu den unterschiedlichen Ausformung von Persönlichkeitsstörungen im Bereich der misshandelten Kinder gäbe. Aus der Praxis kann man jetzt schon mal einige Tendenzen klar beschreiben: Es gibt eine deutliche Tendenz dazu, dass Täter und Opfer meistens dasselbe Geschlecht haben. Das bedeutet: Väter schlagen viel häufiger ihre Söhne und vergewaltigen tendenziell häufiger ihre TöchterDies ist jetzt eine Beobachtung aus der Gesellschaft/der Praxis.

Mit ein wenig Distanz zu der körperlichen Misshandlung männlicher Kinder durch den Vater kommt einem Beobachter/Therapeut immer wieder das Wort Kastration in den Kopf. Das Misshandeln des Sohnes erscheint wie der Versuch einer Kastration/ der Versuch der Vermeidung eines späteren „Vatermordes“. Wenn der Vater schon sehr früh seinen Jungen in seiner Entwicklung schwächt wird dieser geschwächte Junge später wohl kaum (selbst als voll erwachsener Mann) gegen seinen Vater als Familienoberhaupt rebellieren. Das Ziel des Vaters: schon sehr früh dafür zu sorgen, dass er immer der Stärkere bleibt, egal wie alt der Sohn heute, morgen oder später ist. Der Sohn kann im besten Falle nur flüchten ist aber nicht zu einem gesunden Generationenwechsel fähig. Was ist die Folge hiervon? Ein so kastrierter Junge der zu einem voll erwachsenen Mann heranwächst,

  • so einer versucht seine Kastration in irgendeiner Weise zu reparieren
  • und dabei verfällt er oftmals in Handlungen der Fremdaggression.

Das ist der typische Delinquent / Straftäter in den Gefängnissen… Der Vater hat ihn immer erniedrigt um ihn als Schwächling versucht zu denunzieren.

Diese Demütigung vor Augen versucht er nun mit allen Mitteln sich vor der gesamten Welt (auch allen anderen gegenüber, die überhaupt nichts mit dieser Demütigung im Kindesalter zu tun hatten) zu rechtfertigen. Wenn wir dies im Hinterkopf behalten, dann erscheint die Misshandlung anderer/ und all die  fremdaggressiven Taten wie ein symbolischer Racheakt am Vater. Das gleiche gilt auch für die Misshandlung einer Tochter durch ihre Mutter die durch ihre Tat die junge Rivalin versucht zu zerstören. Das Märchen von Schneewittchen mit seinen Spieglein, Spieglein an der Wand: wer ist die Schönste im ganzen Land?“ lässt hier sehr laut grüßen.

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

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