Schriftzug Marcsu Jähn

Borderline und Narzissmus – die ungleichen Zwillinge

Borderline und Narzissmus - die ungleichen Zwillinge Teil 1 - Die SymptomeSowohl der narzisstische als auch der Borderliner leben ein Leben ohne Rast und voller Leid in einem chronischen Verfolgungskampf, in Hass, in Verzweiflung und einer inneren psychischen Isolation. Beiden Persönlichkeitsstörungen fehlt die Empathie/die Einfühlung in andere Menschen. Ihre Beziehungen sind voller selbstsüchtiger Bedürfnisse auf sich selbst ausgerichtet.

Beide sind extrem kränkbar, sind sehr leicht verletzbar, verbittert und haben oft Probleme mit den typischen psychischen Abwehrhilfen wie

      • Drogen
      • Alkohol
      • Und promiskuitiven Sex.

Das waren bislang die Gemeinsamkeiten…

Wenn du dir einmal die Tabelle mit der Gegenüberstellung der Kriterien aus dem DSM 5 einmal in Ruhe anschaust, dann wirst du erkennen, dass es neben den vielen Gemeinsamkeiten auch gravierende Unterschiede gibt!

Ich möchte mit dir in Ruhe einmal die mir am deutlichsten auffallenden (7) Unterschiede zusammenfassen.

      • die Motivation
      • Sich selbst genug sein
      • Sich seiner selbst bewusst sein
      • Die chronische offene Wut
      • Soziale Verbundenheit mit der Umgebung
      • Zwischenmenschliche Beziehungsmustern
      • Typische Denkmuster
Kriterien Narzissmus und Borderline im Vergleich
deutlichsten auffallenden (7) Unterschiede zusammenfassen. die Motivation Sich selbst genug sein Sich seiner selbst bewusst sein Die chronische offene Wut Soziale Verbundenheit mit der Umgebung Zwischenmenschliche Beziehungsmustern Typische Denkmuster

(1) die Motivationskraft

Der Narzisst ist auf der Suche nach Ruhm, und Berühmtheit. Seine Kraft besteht in seiner tiefen Eigen–Motivation. Bei unserem Borderliner liegt die Motivation in seinem Verlangen nach Bindung und nach Abhängigkeit. Der Narzisst wird dem Ruhm zuliebe auf Liebe verzichten, der Borderliner zu Gunsten der Liebe auf den Ruhm

(2) Sich selbst genügen

Der einzelne Narzisst erweckt den Eindruck der Selbstgenügsamkeit. Nach außen hin fehlt ihm dieses tiefe Bedürfnis nach menschlicher Liebe und Anerkennung.

Der Borderliner ist im Gegensatz dazu auch im Außen stark abhängig und sucht hilflos / oft sehr verzweifelt nach einem menschlichen Kontakt wenn er sich alleine fühlt.

Demgegenüber widersteht der Narzisst irgendeiner zwischenmenschlichen Abhängigkeit – während der Borderliner oft mit Tränen im Außen auf diese Bedürftigkeit verweist.

(3) Sich seiner selbst bewusst sein

Das typische an einem Narzissten ist seine Grandiosität. Nach außen hin ist er grandios und selbstbewusst. Wir dürfen aber nicht verkennen, dass er sich im Inneren/im Verborgenen oft unsicher und voller Scham bewegt.

Der Borderliner fühlt sich gegenüber seiner Umwelt jedoch extrem minderwertig. Und das obwohl diese dauerhafte und hartnäckige Gewissheit seiner Selbsterniedrigung oft auf eine versteckte Einbildung und auch auf eine versteckte Grandiosität schließen lässt.

Da haben wir also wieder dieses Merkmal was eigentlich verbinden müsste und trotzdem im Außen die Beiden voneinander trennt: Die Grandiosität. 

(4) Die chronische und offene Wut

Die so typische Borderliner-Eigenschaft ist die chronische und offene Wut – diese Wut sowohl nach außen als auch gegen sich selbst die sich in den Selbstverletzungen und in einem schweren suizidalen Verhalten zeigt. Solch ein Verhalten ist einem Narzissten oft völlig fremd.

Und tatsächlich verhalten sich beide extrem unterschiedlich, wenn sie gereizt werden.

Der Narzisst fängt an in seiner Wut scharf und hart argumentieren. Gerade zu messerscharf wirft er dann mit seinen Argumenten um sich. Ein Borderliner hingegen reagiert unter den gleichen Bedingungen oft chaotisch, unlogisch und stark innerlich aufgeregt.

Kommt es bei dem Narzissten also eher zu einem kalkulierten und lang andauernden Hass, so neigt der Borderliner eher zu einem exklusiven Wutausbruch der aber auch ganz schnell wieder verflogen sein kann.

(5) Die soziale Integration in der Gesellschaft

Narzissten sind im Allgemeinen viel ortsbeständiger und beruflich besser eingebunden. Und dass trotzdem ihr sozialer Ruhm und Erfolg eigentlich nur durch ihren grandios nach außen gestellten Exhibitionismus entstanden ist – also substanzlos ist – mehr Schein als Sein….

Borderliner hingegen sind beruflich und sozial häufig weniger erfolgreich. Obwohl sie viele Talente haben gelingt es Ihnen nicht ihre Fähigkeiten ausdauernd zu entwickeln und zu verfeinern. Sie neigen darum zu einem häufigen Ortswechsel der nicht selten irgendwann in einer Klinik endet.

(6) Zwischenmenschliche Beziehungsmuster

Die zwischenmenschlichen Beziehungsmuster von Personen mit narzisstischer oder mit einer Borderline–Persönlichkeitsstörung unterscheiden sich massiv voneinander.

Ein typischer Narzisst idealisiert ein paar wenige Menschen, den großen Rest hingegen entwertet er.

Getrieben von seinem inneren Denken („ich bin ja grandios“) umgibt er sich in der Öffentlichkeit ausschließlich mit den Personen die er selber als grandios wahrnimmt. Auf der anderen Seite meidet er all diejenigen die von ihm entwertet werden.

In seinem Inner-Circle ist es wiederum ganz anders. In seinem privaten Bereich umgibt es sich deutlich stärker mit Menschen die von ihm als weniger fähig und talentiert erlebt werden um sein Gefühl der Einzigartigkeit zu stützen. 

Schauen uns wieder mal den Borderliner an. Er hat gerade zu einen Hunger und Durst und ein tiefes Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Ständig versucht er sein Alleinsein zu verhindern.

Viel schneller als beim Narzissten entwickelt er eine Idealisierung und eine Entwertung. Diese kann die gleiche Person am selben Tag unterschiedlich treffen.

Die gleiche Person kann also morgens ein idealisierter Mensch sein und am Nachmittag der schlechteste Mensch der ganzen Welt.

Was können wir jetzt über die zwischenmenschlichen Beziehungsmuster sagen? Grundsätzlich sind die zwischenmenschlichen Bezüge des Narzissten stabiler jedoch sehr  eingeschränkt. Die des Borderliners hingegen sind immer und immer wieder ausufernd aber auf einem schwankenden Grund was sich am allerdeutlichsten in seinem Liebes– und in seinem Sexualleben zeigt.

Ein Narzisst kann zwar eine stabile Ehe führen die für ihn aber lediglich als eine soziale Fassade darstellt. Hinter seiner Unfähigkeit zu lieben hat er einen sehnsüchtigen Hunger nach Sex. Seine Untreue und Promiskuität versteckt er aber typischerweise außerhalb der Ehe.

Der Borderliner hingegen wandert offen von einem Sexualpartner zum nächsten ohne über die stabilisierenden Ich–Ressourcen für eine dauerhafte Ehe/Partnerschaft zu verfügen.

Ist ein Borderliner zu einer Eheschließung fähig gewesen, so verläuft diese Verbindung nach außen hin meist chaotisch. Innerlich zeigt sich aber auch das nahezu süchtige Verlangen nach dem frustrierenden Partner. 

(7) Typische Denkmuster

Es gibt ganz unterschiedliche Denkrichtungen zwischen Narzissmus und Borderline. Zwar gibt es die Gemeinsamkeit, dass beide Details vernachlässigen jedoch neigt der Narzisst dazu, seine Gespräche mit anderen mit einer oberflächlichen Kenntnis angeblich aufregender Banalitäten zu schmücken (selbst die Fahrt zur Arbeit wird zur Heldenreise). Er liebt die Sprache die ihm die Möglichkeit gibt mehr als nur Informationen zu übermitteln. Durch seine Sprache kann er nach außen hin ein höheres Bild von sich vermitteln als er eigentlich abgeben könnte – wie auf einer Theaterbühne.

Chronisch egozentrisch zeigt er Anderen gegenüber nur sehr wenig Aufmerksamkeit und vergisst sogar oft deren Namen. Eine Narzisst fürchtet sich außerdem auch davor, neue Fähigkeiten zu erlernen. Warum? Weil er Angst hat durch diese Lernsituation in einem unperfekte Zustand in Scham und Demütigung vor anderen zu stehen.

Neues Wissen und Lernen wird von ihm darum sehr schnell als unnötig und sinnlos abgetan. Altgierig oder neugierig? Der Narzisst gibt eine deutliche Antwort.

Ganz anders erscheint der Borderliner. Wie ein Staubsauger saugt er neue Information geradezu auf. Oft dient das Lernen aber nur einem Grund: um mit einer anderen Person in Kontakt zu bleiben.

Seine Denkweise ist dadurch gezeichnet, Dinge oft nur in schwarz oder weiß unterteilt wahrzunehmen woraus sich eine Tendenz zu spontanen und oft auch leichtsinnigen Entscheidungen ergibt. 

Eine kleine Zusammenfassung:

Beide Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch eine Rastlosigkeit und einem sich Verstricken in einen chronischen Verfolgungskampf. Sehr unterschiedlich ist jedoch ihre Annäherung an dieses Leben:

Und darum schenkt ihnen das Leben dann auch ganz unterschiedliche Erfahrungen.

Das alles ist auch nicht überraschend da die ersten Schritte in ihrem jeweiligen Leben schon sehr unterschiedlich verlaufen sind.

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

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