Schriftzug Marcsu Jähn

Das Körpergedächtnis

oder: Wie unser Körper lernt

Der Begriff „Déjà-Vu“ kommt aus dem Französischen und bedeutet übersetzt „schon gesehen“.

Und wir alle kennen dieses Gefühl, diese Person schon mal gesehen, an diesem Ort schon mal gewesen, diese Situation schon einmal erlebt zu haben. Wie kann uns nun ein Wissen darüber – woher wir die Erinnerung haben – in unserem täglichen Leben / im Aufbau und in der Reparatur von Beziehungen helfen? 
Lass uns mit diesem Thema: das Lernen des Körpers einmal tiefer in die Thematik eintauchen… 

(1.) Das „unbewusste Lernen“ unseres Körpers

Das Gedächtnis des KörpersLass uns „unbewusstes Lernen“ einmal anhand unserer sensomotorischen Fähigkeiten erklären. Unter „sensomotorischen Fertigkeiten“ verstehen wir die Fähigkeiten, die wir z.B. beim Schwimmen, Fahrradfahren, tanzen oder beim Musikinstrument spielen erwerben. So ein Lernen fordert viel Übung und Training. Aber mit den Wiederholungen wird unsere Geschicklichkeit nach und nach immer besser. Gitarre spielen lernen wir ja auch nicht in einer Stunde – selbst wenn wir ein neuer Carlos Santana wären. Hierfür sind unzählige Wiederholungen und Versuche notwendig. Andererseits können wir uns jedoch Gesichter und Namen auf Anhieb merken und einprägen. Dazu kommen wir aber später

Es gibt viele nachprüfbare Tests, mit denen man dieses Erlernen von solchen Fertigkeiten durch unseren Körper – aber ohne Zuhilfenahme des Bewusstsein – im Labor testen kann. Zum Beispiel das Spiegelzeichnen oder den Folgebewegungs-RotorBei dem zweiten Test – dem Folgebewegungs-Rotor – geht es z.B. darum, eine Stiftspitze auf einem kleinen Punkt zu halten, der auf der Kante einer kreisförmigen und sich drehenden Platte befindet.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass es einige Zeit und auch mehrere Versuche benötigt, um hier ein gutes Ergebnis zu erzielen – allein um das Tempo der Plattenbewegung genau einzuschätzen. Mit einem Computer wird dann während des Test´s  genau festgehalten, wie lange der Stift wirklich auf dem kleinen Fleck gehalten werden konnte.

Gesunde Testteilnehmer meistern diese Aufgabe bereits nach wenigen Anläufen. Ihre Fehlerzahl nimmt ab und auch die benötigte Zeit wird immer kürzer. Wichtig für das was gleich noch kommt ist folgendes : „Normale Versuchspersonen“ lernen dabei eine ganze Anzahl von Dingen gleichzeitig:

      • Sie lernen sowohl etwas über den Ort als auch die Menschen, welche das Experiment durchführen,
      • Sie lernen etwas über die Versuchsanordnung, die Anweisungen für die Aufgabe und wie sie die Aufgabe immer besser meistern können.

Denn, wie sagten es bereits unsere Eltern und Großeltern ?:
– „Nur die Übung macht den Meister.“ „Und ein wahrer Meister ist noch nie vom Himmel gefallen.“
Bleibt man dran, dann kann man es bis in die Champions League schaffen.


Wenn wir dieses Experiment jedoch mit Teilnehmern durchführen, die an schwerer Amnesie leiden – das sind Menschen, die sich z.B. kein neues Gesicht, keinen Ort, kein Wort und auch keine neue Situation einprägen können – dann müsste man doch annehmen, dass solche Personen mit Sicherheit nicht in der Lage sind, so eine Herausforderung zu erlernen … Aber weit gefehlt… Sie lernen sie – und dass sogar auf hervorragende Weise. Ihre tatsächliche Leistung weicht in den Ergebnissen nicht von denen der „normalen Kontrollgruppe“ ab.

Jedoch … einen entscheidenden Unterschied gibt es hierbei: Es ist das Lernen der umgebenden Faktoren, nicht das Lernen der eigentlichen Aufgabe. Sie lernen nämlich nichts in Bezug auf die Umgebung wie den Ort, die beteiligten Personen, benutzte Geräte oder die gehörten Anweisungen. Lernen können sie einzig und allein nur, wie sie die jeweilige gestellte Aufgabe ausführen sollen. Wenn sie den Test an einem anderen Tag wiederholen sollen, muss ihnen die Aufgabe jedes Mal aufs Neue erklärt werden. Aber! Die eigentliche Aufgabe können sie bei jeder Wiederholung – genau wie die Kontrollgruppe – immer besser, fehlerfreier und deutlich schneller bewältigen. Was passiert hier? 

Das alles zeigt, dass diese Form von Lernen, keinen bewussten Zugriff auf Fakten benötigt, welche die Aufgabe neu beschreiben. Die Probanden erinnern sich in ihrem Bewusstsein nicht (!) daran, mit welchen Schwierigkeiten sie in den ersten Sitzungen zu kämpfen hatten … auch nicht daran, wie sie ihre Ergebnisse und Fähigkeiten verbessern könnten. Der Versuchsteilnehmer meistert seine Aufgabe lediglich mit einer immer besseren Fertigkeit aus seiner Körpererinnerung heraus! Für ihn fühlt es sich so an, als würde er zum ersten Mal vor dieser Situation stehen. Jedoch wird nun in seinem Gehirn auf Anweisungen und Fertigkeitskenntnisse ohne bewussten Willen zugegriffen, um diese Fertigkeiten in die Tat umzusetzen.

Wenn das schon nicht erstaunlich ist, dann habe ich noch einen Fakt in diesem Zusammenhang: Diese neu gewonnene Fertigkeit bleibt bei dem Lernenden – egal ob „Gesund“ oder „Amnestisch“ lange Zeit erhalten! Die amnestischen Versuchspersonen konnten die erlernte Aufgabe sogar noch zwei Jahre nach dem Versuch genauso gut und fehlerfrei ausführen, wie die „normale Kontrollgruppe“. Das zeigt, dass sich das Wissen gefestigt haben muss – aber nicht im Bewusstsein, sondern in der Körpererinnerung!

Vielleicht könnte man nun einwenden, dass dieser Test doch keinen Nutzen / bzw. keinen Wert für den Patienten hat. Wir wissen doch normalerweise immer, wann, wo und unter welchen Umständen wir etwas erlernt haben. Aber der Fakt, dass sensomotorische Fertigkeiten praktisch ohne die Beteiligung unseres Bewusstseins ausgeführt werden können, ist von unschätzbarem Nutzen für viele Handlungen in unserem Alltag.

Wenn du z.B. nicht mehr darüber nachdenken musst, wie Du dir deine Schnürsenkel oder die Krawatte bindest, die Zähne putzt, die Kaffeemaschine bedienst oder den Weg zur Schule findest, dann ist diese Automatisierung eine wirkliche Befreiung und erspart Dir viel Aufmerksamkeit und Zeit. Und ist Zeit nicht das Kostbarste, was wir haben? (Zitat Stoizismus). Diese besser genutzte Zeit können wir dann für das Lernen neuer Dinge, das Lösen von Problemen und das Planen der Zukunft verwenden.

Diese Automatisierung hilft insbesondere bei der Ausführung schwieriger motorischer Handlungen. Die Technik eines begnadeten Musikers, Handwerkers, Künstlers oder Sportlers bleibt nämlich größtenteils unterhalb seiner Bewusstseinsschwelle, damit er sich auf die komplizierteren Teile der Technik konzentrieren und sie nach seinen Wünschen immer besser ausführen kann. 

(2.) Kann man das Erinnern messen?

Kann man das Erinnern messenJa, das geht wirklich! Um das zu beweisen, nehmen wir beispielshaft einmal Menschen mit  einer Gesichtsagnosie / Gesichtsblindheit / Prosopagnosie. R41.8 (ICD10) 

Prosop kommt aus dem Griechischen und bedeutet Gesicht. Agnosie heißt so viel wie „nicht erkennen“. 
Wenn man Menschen, die hieran leiden, in völlig zufälliger Reihenfolge Fotos von ihnen unbekannten Menschen zeigt, dazwischen aber immer wieder Fotos von nahen Angehörigen oder Freunden legt, kann man eine deutliche körperliche Reaktion messen. Hierfür werden sie mit einem Polygraphen verbunden, der ihre Hautleitfähigkeit während des Tests registriert. Dieses Gerät kennen wir u.a. aus der Schlafmedizin.

Während nun die unterschiedlichen Fotos gezeigt werden, kann man eine interessante Dissoziation beobachten: Die Fotos der Freunde, der Angehörigen und auch der Fremden bewirken zuerst einmal  die gleiche Erinnerungsleere im Gehirn. Dem Probanden mit der Gesichtsblindheit kommt es praktisch gar nicht in den Sinn, dass er hier etwas erkennen könnte / müsste. Die Identität der gezeigten Gesichter ist ihm kognitiv bewusst komplett schleierhaft. 

Aber trotzdem löst fast jedes Gesicht von einem näheren Bekannten (Freund / oder naher Angehöriger) eine deutliche Veränderung in der Hautleitfähigkeitsreaktion aus – und je näher jemand mit einem der gezeigten Personen verwandt / verbunden ist, umso stärker wird dann diese Reaktion. Wird ein unbekanntes Gesicht gezeigt, dann ist dies eindeutig nicht der Fall.

Was wir daraus lernen können, liegt auf der HandUnser Gehirn kann – ohne das Bewusstsein – eine klare / spezifische Reaktion erzeugenDiese unbewusste Reaktion beruht auf einem früher erlernten Wissen. Das zeigt, wie wirksam unsere unbewusste Verarbeitung sein kann und dass unterhalb der Bewusstseinsschwelle mit Sicherheit viel  konkretes Wissen vorhanden ist. 

die 4 Ebenen der BerührungEin Dozent verglich die Rechenleistung unseres Gehirns einmal folgendermaßen: Stellen wir uns die Rechenleistung des bewussten Gehirnbereichs einmal mit der Größe eines Fingernagels vor – er ist ca. 15 Millimeter lang. Wie lang müsste dann im Vergleich dazu ein Fingernagel sein, der die Rechenleistung unseres unbewussten Teils des Gehirns symbolisiert? 11 Kilometer! 11 Kilometer sind im Vergleich zu 15 Millimeter das 1,36 Millionenfache! Wow! Unsere Körpererinnerung / unsere Intuition beherbergt noch viele weitere Überraschungen. 

Wenn Du dir mein Youtube-Video (siehe der Link oben) anschaust, dann kannst du in dem Teil 3 noch zwei persönliche Erfahrungen von mir kennenlernen die zeigen, wie wir uns dieses Körperlernen in der Praxis zunutze machen können. Viel Freude beim Ansehen! 

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

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