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Borderline und Carl Gustav Jung


 wie uns die Archetypen eines Psychoanalytikers die Persönlichkeitsstörungen erklĂ€ren.

1. 👉 Wer war Carl Gustav Jung?

Titelbild des Beitrages mit dem Bild von Marcus JĂ€hn und Carl Gustav Jung Borderline erklĂ€rt durch die ArchetypenC.G. Jung (1875 bis 1961) war ein Schweizer Psychoanalytiker, Ehemann und fĂŒnffacher Vater. Er studierte ab 1895 in Basel Medizin und Psychiatrie und nach seinem Staatsexamen arbeitete er dann in der Psychiatrischen UniversitĂ€tsklinik in ZĂŒrich an. Was nur wenige von ihm wissen ist, dass er ein großer Fan von Alchemie und Astrologie war. Er forschte im Bereich der Hypnose, um mit ihrer Hilfe psychische Krankheiten zu heilen; kam 1905 in den Rang eines Professors und wurde Oberarzt der psychiatrischen Klinik Burghölzli. Von 1910 bis 1914 war er der PrĂ€sident der „Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung“. Die Begriffe „Komplex“, „Archetypus“, „Extraversion“ und „Introversion“ seiner Persönlichkeitstheorie, sind aus der heutigen Psychologie kaum wegzudenken.

Das Thema „Traum“ steht in seiner analytischen Therapie rund um die Archetypen immer wieder im Zentrum. Er ist derjenige, der den Begriff des distanzierten, absolut vorurteilsfrei betrachtenden Psychotherapeuten wohl noch mehr geprĂ€gt hat als der große Sigmund Freud.

Lass uns in diesem Beitrag aber einmal folgende Frage nĂ€her betrachten: 👉 Was hat C.G. Jung und sein Begriff des Archetyps mit den Persönlichkeitsstörungen unserer Zeit – ich denke hier besonders an Borderline – zu tun? Eins schon mal vorneweg: es hat etwas mit dem Reifegrad eines Menschen zu tun
.

2. Borderline ist eine Störung in der emotionalen Bindungsreife. Borderline entsteht maßgeblich durch emotional unreife Eltern

Wenn ich diese Behauptung in den Raum stelle, dann sollten wir zuallererst einmal wissen, was wie genau unter Emotionen und / oder Reife verstehen.

Borderline entsteht aus emotionaler Unreife und fehlender MĂ€nnlichkeit2.1. Was sind Emotionen?

Emotionen werden oft mit den beiden Begriffen GefĂŒhl und Stimmung vertauscht. Darum zuerst einmal eine kurze Abgrenzung:

  • Emotionen sind kurzlebige, dafĂŒr aber hĂ€ufig intensiv auftretende Reaktionen
  • GefĂŒhle wie z.B. Wut, Trauer, Liebe oder MitgefĂŒhl entstehen, wenn Gedanken eine etwas grĂ¶ĂŸere Wichtigkeit spielen. Sie kommen auf, wenn wir nach einer kurzen Denkpause eine Situation bewusster analysieren und bewerten.
  • Stimmungen dauern deutlich lĂ€nger an und haben oft nicht so klare Verursacher. „Ich weiß nicht, warum ich mich so fĂŒhle
“

Unser Begriff Emotion kommt mal wieder – wie so viele unserer Wörter – aus dem lateinischen Wortschatz. Das Grundwort „emovere“ hat die Bedeutung von „bewegen, etwas emporwĂŒhlen, erregen“. Emotionen bewegen uns zu einer Handlung. Sie haben aber immer nur die Auswahl zwischen zwei Richtungen: Hin, zu etwas oder von etwas weg. Emotionen werden aus unserer Intuition gebildet. Intuition kommt aus unserem Inneren wie das Grundwort es schon zeigt: Lateinisch „in“ = hinein und „tuere“ = sehen. Ich sehe also in mich hinein.

Aber was kann ich in mir sehen? Intuition ist das Sammelbecken all meiner genetischen und persönlichen Erfahrungen. 👉 Im Bruchteil eines Augenblickes wird die aktuelle Situation, der ich mich gegenĂŒbersehe mit meinem gesamten frĂŒheren Leben verglichen. Und wenn ich eine Ă€hnliche Situation schon mal erlebt habe, dann wird geschaut, ob es eine angenehme oder eine unangenehme Situation war. Die Emotion / die Handlungsempfehlung ist dann entweder „gehe hin“ oder „gehe weg“.

Der Vorteil von Emotionen ist ihre rasende Geschwindigkeit. Der Nachteil von Emotionen liegt klar auf der Hand: Sie sind Vergangenheits-Erfahrungen und können nur aufgrund der Vergangenheit eine Empfehlung fĂŒr das aktuelle Geschehen geben. Du merkst, unser BauchgefĂŒhl / unsere Intuition hat ihre Daseinsberechtigung. Jedoch mĂŒssen wir diese mit unserer Kognition immer und immer wieder nachprĂŒfen. Und damit kommen wir schon zu dem anderen Begriff, der viel mit Lernen und „nachjustieren“ zu tun hat 👉 die Reife.

2.2 Was ist Reife?

Mit diesem Wort „Reife“ – das aus dem mhd. rif(e) stammt – bezeichnete man frĂŒher etwas, was vollstĂ€ndig bis zur Ernte herangewachsen ist. Reife bezeichnet einen Abschluss. 👉 Es ist die Bereitschaft, etwas Neues / etwas GrĂ¶ĂŸeres als neue Aufgabe mit einer eigenen Verantwortung anzugehen.

Ein Beispiel fĂŒr die Anerkennung menschlicher Reife ist z.B. die Entscheidung des Bundestages am 22.03.1974, dass junge Menschen bereits ab dem vollendeten 18. Lebensjahr als reif genug und verantwortungsbewusst genug angesehen werden sollen, um in unserer Gesellschaft als vollwertiges Mitglied mit voller EigenstĂ€ndigkeit und Eigenverantwortung durchs Leben gehen zu können.

Kann man eine geistig reife Einstellung aber wirklich messen? Im Netz gibt es so einige Gedankenanregungen, die uns nachher auch nochmals begegnen werden. Ein paar möchte ich schon mal vorausschicken. Geistige Reife kann ich durch folgende Handlungen sichtbar machen:

  • Ich kann mich fĂŒr meine Fehler entschuldigen
  • Ich habe den Mut, anders zu sein – einem Herdendruck zu widerstehen
  • Ich möchte mich gerne verbessern und lerne aus eigenem Antrieb
  • Ich kann anderen ihre Erfolge von Herzen gönnen
  • Ich bin bereit, Dinge aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten
  • Du kannst einen Menschen bedingungslos lieben
  • Wenn ich bereit bin, meine Emotionen zu regulieren

NatĂŒrlich gibt es noch sehr viel mehr Ideen / GedankengĂ€nge fĂŒr einen geistig reifen Menschen:

  • Geistig reife Menschen spenden nĂ€mlich auch Trost
  • Sie können lachen – auch ĂŒber die eigenen Unvollkommenheiten.
  • Sie ĂŒberlegen, bevor sie handeln und können sich Ă€ndern
  • Sie geben anderen das GefĂŒhl, wichtig zu sein und wahrgenommen zu werden
  • Sie respektieren Grenzen, sind kompromissbereit und nicht immer auf den eigenen Zielen pochend.

All das sind Eigenschaften, die wohl jeder gerne fĂŒr sich in Anspruch nimmt. Aber oft sind es doch die eigenen Unvollkommenheiten, die uns immer wieder zurĂŒckwerfen. Dies ist ein natĂŒrlicher Lernvorgang, den jeder Mensch durchmacht.

C.G. Jung hat sich zeit seines Lebens damit befasst, ob es auf diesem Weg zu einer geistigen Reife irgendwelche Gemeinsamkeiten gibt, die auf praktisch alle Menschen zutrifft. Und er kam auf den Denkansatz der „Archetypen“ oder Charakter-Ebenen (Zitat JĂ€hn)

Als ich mich mit diesem Begriff einmal nĂ€her auseinandergesetzt habe ist mir aufgefallen, wie eng die Reifeentwicklung der Archetypen mit der gesellschaftlichen Reifeentwicklung einhergeht. Kurze Zusammenfassung bevor ich auf die vier großen Archetypen erklĂ€rend eingehe:

Borderline ist eine Störung in der Bindungsreife-Entwicklung. Und unsere Gesellschaft wird immer „Borderliner“ weil die Reifeentwicklung des Einzelnen derart zunimmt, dass man von einem kulturellen Problem sprechen muss. Wenn ich also sage, dass unsere Gesellschaft immer „Borderliner“ wird, dann könnte ich auch sagen: Unsere Welt wird immer „unreifer“ Gestatte es mir, dass ich dir dies nun anhand der Archetypen von C.G. Jung einmal erklĂ€re


3. Carl Gustav Jung und die Reifeentwicklung eines Mannes

Wie weiter oben gesagt, war Carl Gustav Jung (1875 – 1961) der erste, der den Begriff der Archetypen erstmals in der Psychologie einfĂŒhrte. Mit Archetypen werden ganz bestimmte Charaktere unserer Psyche beschrieben. Vergleichbar mit einem Energie-Potenzial, sind sie so etwas wie eine Möglichkeit unseres „kollektiven Unbewussten“ das nur darauf wartet, von uns aktiviert und auch gelebt zu werden, um sich zu entfalten. C.G. Jung hatte am Anfang 12 Charaktere / Archetypen voneinander unterschieden. Ich denke aber, dass es unendlich viele gibt. Ich möchte mich aber nur auf folgende vier Besondere konzentrieren, die mir beim Thema Reifeentwicklung immer wieder besonders stark auffallen:

  • der Liebhaber,
  • der Krieger,
  • der König und
  • der Magier.

Jeder dieser Archetypen stellt sich als eine eigene Ebene der Persönlichkeitsreife dar. Das Ziel eines Menschen sollte ja sein, möglichst jede dieser Reifestufen in sich zu vereinigen. Der Eine mag diese Stufen frĂŒher erklimmen als der andere, eventuell auch in einer anderen Reihenfolge als die, die wir jetzt besprechen 


Die Zeit und die Reihenfolge ist aber nicht das Wichtigste hierbei. Wichtig ist, dass wie alle diese Reifestufen in unserer Persönlichkeit vereinigen. Lass uns diese vier Archetypen erst einmal erklĂ€ren. Danach möchte ich dich gerne an meiner persönlichen Beobachtung teilhaben lassen, was all dies meiner Meinung nach mit der fortschreitenden Entwicklung von Borderline und dem RĂŒckzug von MĂ€nnlichkeit in unserer Gesellschaft auf sich hat.

3.1. Der Prinz / Der Rebell

Archetyp Rebell Prinz Liebhaber. Er ist der Nein-SagerDies ist die erste der vier Reife-Entwicklungsstufen und sie zieht praktisch „automatisch“ in unser Leben ein. Mit Beginn der PubertĂ€t werden wir nĂ€mlich allein durch unsere Hormone schon zu einem „Rebellen / einer Rebellin“. Der junge Rebell ist das Musterbeispiel fĂŒr einen „Nein-Sager“. Er / Sie sagt Nein zu dem bisherigen Leben – und das ist auch gut so, denn dies gehört zu einem natĂŒrlichen Abnabelungsprozess aus dem Elternhaus hinein in ein eigenstĂ€ndiges Leben.

Dass man mit einem „ewigen Nein“ jedoch nicht allzu weit kommt, dass denke ich, ist jedem von uns hier klar. Darum muss nach dem Rebellen, dem Prinzen-Stadium zwingend eine weitere Reife-Ebene kommen. Aber der Rebell hat noch mehr gute Seiten, als nur das „Abnabelungs-Nein“ gegenĂŒber seiner bisherigen Kindheit und dem Elternhaus:

  • Er möchte durch sein „Nein“ die Welt verbessern.
  • Seine TrĂ€ume / seine Ideen / seine KreativitĂ€t sind sein Motor fĂŒr eine neue Zeitepoche.
  • Mit seinen Fantasien möchte der Rebell nichts Böses. Er mehr einfach nur mehr Liebe, Frieden und auch ein wenig SpiritualitĂ€t in seine bisherige „alte Welt“ bringen.

Im Unterschied zu den anderen Reifestufen, fehlt es ihm aber noch an innerer Disziplin, all seine TrĂ€ume und Fantasien in die Tat umzusetzen. Denn noch ist er ja auf der Stufe des Neinsagers, der – wie es die Toten Hosen in ihrem Song Alex gesungen haben – nicht tĂ€glich „Roboten“ gehen, kein RĂ€dchen im Getriebe sein will. Noch ist er lediglich ein LebenskĂŒnstler, ein ewiger freiheitsliebender Peter-Pan-Student. Er kreiert zwar, will es aber nicht vermarkten, geschweige denn in einen Gewinn umwandeln. In seiner Illusion fĂŒhlt er sich frei und unabhĂ€ngig. Aber in der RealitĂ€t hĂ€ngt er doch am „Tropf“ von Papi oder einer anderen Vaterfigur.

Ist dies alles nun verkehrt? Nicht direkt. Indem jemand erst einmal alles anzweifelt, bekommt er „den Kopf in alle Richtungen“ frei um dann in die wirklich eigene Freiheit / bzw. UnabhĂ€ngigkeit zu starten. Er muss aber irgendwann einmal in die Pötte kommen. Ansonsten bleibt er immer auf der Stufe des rebellischen Prinzen. Und die nĂ€chste Stufe ist die des Kriegers:

Aber nochmals zur Wiederholung: Diese vier Reifeebenen sind nicht irgendwie sklavisch voneinander getrennt. Sie sind – Ă€hnlich einem Kontinuum – fließend in ihren ÜbergĂ€ngen. In der Regel gehen sie in der Reihenfolge – 👉 Rebell 👉 Krieger 👉 König 👉 Magier – voran, können sich aber auch ĂŒberschneiden. Lass uns diese einfach mal in der „normalen Reihenfolge“ miteinander besprechen. Ich bin mir sicher, dass du dich hier schnell einfĂŒhlen kannst.

3.2. Der Krieger

Der Krieger ist der zweite große Schritt in der Entwicklung von einem Prinzen zu einem vollerwachsenen Reifen Menschen. War der Rebell / der Prinz noch ein ĂŒberwiegender „Nein-Sager“ so ist der Krieger eher ein selbstdisziplinierter, ausdauernder „Ja-Sager“. Er nimmt sein Leben in die eigenen HĂ€nde. Übernimmt fĂŒr sein Leben Verantwortung, trifft Entscheidungen und setzt sich langfristige Ziele. FĂŒr ihn sind jetzt erst einmal seine eigenen Interessen und seine eigene Karriere der eigentliche Fokus. Man könnte in ihm den Motor unserer Wirtschaft, den Jungunternehmer, den Sportwagenfahrer sehen.

Anstatt wie der Prinz-Rebell noch zu trĂ€umen, mutiert er zum Verwirklicher / zum Macher, der auch mal gegen alle Ă€ußeren WiderstĂ€nde Unmögliches leistet. Er ist der Abenteurer, der Forscher, der Entwickler, derjenige der die Grenzen weiter nach außen schiebt. Sein Motto könnte mit „Geht nicht, gibt’s nicht“ am besten beschrieben werden. FĂŒr jemanden, der auf der Reifeebene des Kriegers angekommen ist, sind alle Herausforderungen willkommene Trainingseinheiten, um sich zu messen und an denen man wachsen kann. Nun ist er nicht mehr der naive Prinz / Rebell oder Liebhaber. Er ist herangereift zu einem Realisten der erst einmal alle neuen Ideen auf ihre DurchfĂŒhrbarkeit, RentabilitĂ€t prĂŒft. Und wenn etwas gut ist, dann setzt er dieses auch schnellstmöglich um, bevor ihm jemand anderes in die Quere kommt.

SpĂŒrst du hier schon den enormen Entwicklungsschritt vom Rebellen / Prinzen zum Krieger? Aus dem „Nein-Sager“ wird ein hart arbeitender, zielorientierter „Ja-Sager“. Was kommt als nĂ€chste Reifestufe – und nochmals: Was hat dies alles mit meiner These – Die vier Archetypen von C.G. Jung erklĂ€ren uns das Grundproblem unserer heutigen Borderline-Gesellschaft – zu tun? Lass uns dafĂŒr einfach mal die dritte Entwicklungsstufe zu mehr Reife besprechen: 👉 den König

3.3. Der König

Archety des Königs. Er segnet, er fördert, er setzt Grenzen und er trifft EntscheidungenUnter dem Archetyp des Königs können wir uns eine klassische Vaterfigur vorstellen, die Ordnung, Ruhe und Frieden steht. Er die Zeit des Kriegers vernĂŒnftig genutzt und sich in der Zwischenzeit ein kleines Reich aufgebaut – eine Familie / eine Firma / ein Hobby / einen Freundeskreis / ein Haus ect
 Der König steht also fĂŒr etwas von ihm bereits Geschaffenes. Seine Aufgabe ist jetzt nicht mehr zu 100% dem Aufbau geschuldet (siehe der Krieger), sondern sein Blick / seine Verantwortung gilt nun auch fĂŒr andere in seiner Umgebung, dass es auch ihnen – nicht nur ihm – gutgeht.

Wenn ich mir den Archetyp des König so ansehe, dann zeichnet sich dieser Reifegrad besonders durch drei Handlungsbereiche aus:

  • Er fördert andere
  • Er sichert sein Reich durch eine „gesunde Aggression“ und durch Grenzsetzung nach außen und innen ab
  • Er kann Entscheidungen treffen. Auch solche, die nur die Wahl zwischen Pest und Cholera lassen.

Lass uns diese drei interessanten Bereiche einmal nÀher anschauen und behalte bitte immer im Hinterkopf: Es geht darum zu betrachten, ob ein Fehlen dieser Archetypen vielleicht etwas mit dem Fehlen von MÀnnlichkeit und der Zunahme von Borderline zu tun hat 


  • Der König fördert die, die ihm Nahestehen

Am schönsten sollte man es in der Familie sehen können. Dort hat der Vater die Rolle des Archetyps des Königs inne. Und wenn es gut lĂ€uft, dann empfindet jedes Kind Liebe und Respekt fĂŒr ihn und wartet nur darauf, von ihm gelobt und gefördert zu werden. So etwas ist fĂŒr Kinder wie Atmen und die tĂ€gliche Nahrung. Welches Kind grinst nicht ĂŒbers ganze Gesicht, wenn es dem Vater etwas selbstgebasteltes, selbstgemaltes etc. zeigen kann? Wenn er das aber nicht tut, dann werden die Kinder, die Freunde, die Mitarbeiter der eigenen Firma frustriert, unmotiviert und fangen zwangslĂ€ufig an zu meutern.

  • Er sichert sein Reich durch eine „gesunde Aggression“ und durch Grenzsetzung nach außen und innen ab

Ein König ist deutlich mehr als jemand, der nur fördert
 Ich möchte dieses sanfte Bild eines Königs / eines reiferen Menschen nicht ausschließlich aus dieser Perspektive beschreiben. Innere Reife hat auch etwas damit zu tun, dass, wofĂŒr man steht, klar und deutlich nach innen und außen abzugrenzen. Eine weitere QualitĂ€t der inneren Reife ist nĂ€mlich auch Mut.

Ein reifer Mensch, ein mutiger König spricht Probleme klar, deutlich und ehrlich an und kann auch mal strenger durchgreifen, wenn die ihm wichtigen Regeln grob verletzt werden oder sich unsoziale Tendenzen in seinem Umfeld breitmachen. Das könnte zum Beispiel sein, wenn Freunde mit ihren Eskapaden prahlen und diese einfach nicht zu deinen Werten gehören. Ein innerlich reifer Mensch spricht dies klar und deutlich an. Auch auf die Gefahr, dass sich dadurch das frĂŒhere FreundschaftsverhĂ€ltnis Ă€ndert. Ein reifer Mensch / ein König ertrĂ€gt es auch, wenn andere ihn einmal nicht lieben oder ablehnen, denn das gehört zu dieser Rolle einfach dazu.

  • Der mutige / reife Entscheider

„Nach oben wird die Luft immer dĂŒnner.“ Ein reifer Mensch muss damit leben, dass es um ihn herum auch mal einsam werden kann, wenn er seinen eigenen Weg geht. Denn oft muss man die Resultate und Folgen der eigenen Entscheidungen ganz alleine treffen und dann auch verantworten. Klar kann man sich an andere Berater wenden 
 Aber so wie man nur zum Bankett getragen essen aber allein muss, so muss man auch die Entscheidungen alleine letztendlich selber treffen. Und das ist noch nicht alles. Hat man erst einmal die Reife-Stufe eines Königs erklommen, dann muss man oft auch fĂŒr die Entscheidungen Nahestehender einstehen. Es ist ein Zeichen wahrer Reife, GrĂ¶ĂŸe und WĂŒrde, wenn jemand abdankt, weil einer seiner Mitarbeiter – z.B. in der Firma oder in der Politik – großen Schaden angerichtet hat oder aber er selbst seine Rolle nicht ausfĂŒllen konnte.

Reife bedeutet jetzt aber nicht, dass man keine Fehler machen darf. Dass möchte ich auf gar keinem Fall damit aussagen. Jeder Mensch – auch sehr reife – sind nach wie vor unvollkommen. Reife zeichnet sich aber durch die Bereitschaft aus, die Konsequenzen fĂŒr Handlungen zu tragen.

Das war jetzt der König, die dritte Reife-Ebene der vier Archetypen von C.G. Jung. Lass uns jetzt noch die vierte und höchste Ebene besprechen, bevor wir darauf eingehen, was all dies mit dem Zusammenhang zu immer mehr Borderline und immer weniger MÀnnlichkeit in unserer Gesellschaft zu hat.

3.4. Der Magier

Archetyp MagierDiese vierte und höchste Stufe der Reifeentwicklung nach C.G. Jung wird mit den unterschiedlichsten Figuren und Bildern dargestellt. Beim dem Wort Magier, denkt man schnell an MĂ€rchen und Sagen, in denen oft ein Zauberer auftritt wie zum Beispiel Merlin (Artus-Sage), Kirke / Zirze (griechische Zauberin), Imhotep (Alt-Ägypten) oder auch Gandalf (Fantasy „Der Herr der Ringe“) und nicht zuletzt – mit einem kleinen Augenzwinkern – als Druide Miraculix aus Asterix. Im Orient war der Magier so etwas wie der Großwesir, der den Regierungschef oder den 2. Mann im Staat bezeichnet. Es gibt so viele unterschiedliche Formen des Magiers, dass wir ihn wohl als die wandelbarste Rolle der vier Reifestufen bezeichnen können. Ich habe mir mal die des Weisen, des Vermittlers, des Mentors und die des eingeweihten Wissenden herausgeschrieben.

  • Der Weise

Den Weisen können wir meines Erachtens am besten mit der Rolle des Großvaters beschreiben.  Am Ende seines Lebens, hat ja bereits die drei anderen Archetypen durchlebt und kann sich nun aus dem AlltagsgeschĂ€ft zurĂŒckziehen. Aufgrund seiner Reife kann er den, der die Rolle des Königs innehat, am besten unterstĂŒtzen und wegen seiner großen Lebenserfahrung und seiner Menschenkenntnis manchmal auch kritisieren. Er denkt tiefgrĂŒndig und auf vielen Ebenen nach und deshalb sind seine Worte auch so wertvoll. Man könnte sein jetziges Denken auch mit dem Kubismus von Pablo Picasso vergleichen: Eine Sache erst einmal von unterschiedlichen Gesichtspunkten aus betrachten, bevor ĂŒberhaupt ein Urteil gefĂ€llt oder die eigene Meinung zum Besten gegeben wird.

FrĂŒher waren dies typischerweise die Dorf-Ältesten, der Ältestenrat. Heute vergleichbar mit einem Aufsichtsrat in einer Aktiengesellschaft. Eine andere klassische Funktion des Weisen ist zum Beispiel die des Richters. Zwar muss er viel Fachwissen haben, aber in der Rechtsprechung liegt die Gewichtung doch mehr auf Menschenkenntnis, Weisheit, Überlegtheit und vorausschauendes Denken. Ich erinnere mich hier sehr gerne an das TheaterstĂŒck von Bertolt Brecht „Der kaukasische Kreidekreis“ aus dem Jahr 1945 in dem ein weiser alter Mann – der Dorfschreiber Azdak – eine kluge Entscheidung getroffen hat.

  • Der Vermittler

Eine andere Seite des reifen Magiers ist die des Vermittlers. Er kann sogar zwischen den Generationen vermitteln, eine FĂ€higkeit, die der Archetyp des Rebellen oft noch nicht einmal ahnt. Ein Vermittler könnte heute ein Mediator, der GeneralsekretĂ€r der Uno, ein Paartherapeut sein, der seine FĂ€higkeit, verschiedene Sichtweisen und Motive nachzuvollziehen, um eine gemeinsame Lösung zu finden vernĂŒnftig einsetzt. Er ist auf gesunde Weise konfliktfĂ€hig (in jedem Konflikt steckt eine Lösung), er kann zuhören, die FĂŒhrung ĂŒbernehmen und kann die Distanz zum Streit halten.

  • Der Mentor

Ein reifer Mensch wird nie als reifer Mensch geboren. Reife ist eine lebenslange Übung an sich selbst. Dies weis der reife Mensch auch! Er kann sich an seine eigenen AnfĂ€nge nur zu gut erinnern. Darum ist der Magier gerne dazu bereit, diese selbsterfahrene Hilfe auch an andere wieder weiterzugeben. Am schönsten kann man es in der Beziehung zwischen einem Großvater und seinem Enkelkind sehen. Die meisten Kinder lieben ihre Großeltern und sind gern in ihrer NĂ€he. Solche Familien-Mentoren aber auch die beruflichen Mentoren erweitern den Horizont des jungen Menschen und lassen sie an ihrem Wissensschatz teilhaben. Berufliche Mentoren können Lehrer / Professoren sein.

  • Der Eingeweihte

Durch seine Lebenserfahrung hat ein Magier viel zwischenmenschliche Lebenserfahrung auch zu den Themen der Psychologie oder anderer ZusammenhĂ€nge gewonnen. Sein Wissen stĂŒtzt sich nicht nur auf graue Theorie aus den BĂŒchern, sondern vielmehr auf seine persönlichen Erfahrungen. Durch seine Sichtweisen kann er ZusammenhĂ€nge erklĂ€ren, kann ein Sinnstifter sein, und anderen Visionen vermitteln. 

SpĂŒrst du die unendlich tiefe Reife dieser vierten Entwicklungsstufe des Magiers nach C.G. Jung? Könnte auch hier ein Zusammenhang zu unserem Thema der fehlenden MĂ€nnlichkeit und der Zunahme an Borderline in unserer Gesellschaft bestehen? Lass uns dies jetzt im vierten und letzten Teil miteinander angehen.

4. Borderline, fehlende MĂ€nnlichkeit und C.G. Jung

Wo fÀngt Reife an? Wo beginnt und wo endet Borderline? Warum fehlt es immer mehr an gesunder MÀnnlichkeit? Und nochmals: Was hat dies alles mit C.G. Jung zu tun???

  • Borderline ist eine unterbrochene, also eine gestörte Reifeentwicklung in den zwischenmenschlichen Beziehungen.
    Warum ich darauf komme, kannst du gerne in diesem Beitrag sehen, wo ich tiefer hierauf eingehe.
  • Fehlende MĂ€nnlichkeit ist das Ergebnis eines emotional gestörten Elternhauses.

Schauen wir nochmals auf die vier Archetypen von C.G. Jung und vergleichen wir das Verhalten des Rebellen einmal mit den Diagnosekriterien von Borderline. Was fĂŒr Gemeinsamkeiten fallen dir hierbei auf? Sind es nicht deutliche Parallelen zwischen

  • der Unsicherheit in zwischenmenschlichen Beziehungen des Rebellen, der sich erst einmal gegen alle frĂŒheren Regeln seiner Kindheit stellt, um sich dann von seinen Eltern abzunabeln?
  • Und auf der anderen Seite sehen wir bei Beiden diese ĂŒberwĂ€ltigende Angst vor der Welt das Draußen, die wir bei Borderline als „flottierende, bodenlose Angst“ bezeichnen.

Dieser erste der Archetypen – der Rebell / der Prinz – wird durch die Natur verursacht. Es sind die Hormone, die einen jungen Menschen zu einem neuen Denken, zu neuen geistigen Ufern aufbrechen lassen. Vorsichtig ausgedrĂŒckt ist dies eine fremdinduzierte / ausgelöste VerĂ€nderung. Er kommt automatisch durch die Hormone der PubertĂ€t zum Tragen. Ein Junge / ein MĂ€dchen beginnt, sich immer schneller von dem Elternhaus zu separieren und sein eigenes Leben in Angriff zu nehmen.

Wie vorhin beim Archetyp des Prinzen / des Rebellen schon beschrieben, wird in dieser ersten Stufe der Reife zu allem bisher gelerntem erst einmal „Nein“ gesagt. Das ist sowohl gut aber auch gleichzeitig nicht optimal, da man als Kind ja auch viele gute Dinge gelernt hat.  Zuerst einmal ist es aber ein richtiger Schritt, um sich von seiner eigenen Kindheit abzunabeln und ein reiferer eigenstĂ€ndiger Mensch zu werden. In diesem Stadium ist man kritisch mit allem was man bislang gelernt hat. Man wird zum „alternativen Denker“, zum TrĂ€umer und zum Weltverbesserer. Auf dieser Ebene sollte man aber besser nicht verbleiben. Der ewige Prinz ist immer noch abhĂ€ngig von seinem Papa-König. Der ewige Rebell wird als „lonesome Cowboy“ keinen langfristigen Erfolg im Leben erzielen.

Jeder Mensch muss sich aus eigenem Antrieb heraus zu den anderen Reifestufen hinarbeiten. Und da kommt nun das aktuelle Problem unserer heutigen Gesellschaft zum Tragen. Wir sehen uns immer mehr mit Menschen konfrontiert, die auf der MĂ€nnerseite immer mehr die „ur-MĂ€nnlichkeit“ vermissen lĂ€sst und auf der Frauenseite immer mehr frustrierte Frauen in den Borderline lenkt. Warum ich das glaube?

Die Archetypen des Kriegers, des Königs und des Magiers sind alle gekennzeichnet durch einen eigenstĂ€ndigen Trieb des Einzelnen sich zu verbessern und im Leben voranzukommen, Verantwortung zu ĂŒbernehmen.

  • Der Krieger ist vom Nein-Sager zum Ja-Sager und harten Arbeiter mutiert.
  • Der König ist bereit,
    • sein „Reich“ mit gesunder Aggression Grenzen zu verteidigen
    • seine NĂ€chsten zu fördern und zu „segnen“ und
    • vor allem ist er bereit, auch Entscheidungen – selbst unangenehme zwischen Pest und Cholera – zu fĂ€llen
  • der Magier ist derjenige, der selbstlos andere an seinem „Lebenswerk“ teilhaben lĂ€sst. Er bereitet seinen Nachlass / seinen geistigen Fußabdruck fĂŒr die Ewigkeit vor.

Krieger, König, Magier haben alle etwas gemeinsam, was sie von einem „Un-MĂ€nnlichen“ von einem Borderliner unterscheidet:

  • Sie ĂŒbernehmen Verantwortung fĂŒr ihr Leben
  • Sie investieren Zeit / MĂŒhe / Fleiß in ihr Dasein und haben die Opfer-MentalitĂ€t des Prinzen / des Rebellen hinter sich gelassen.

Meine kurze Zusammenfassung dieses Beitrages könnte folgender Satz sein: 👉 Vom Opferlamm zum Schöpfer des eigenen Lebens. Borderline, fehlende MĂ€nnlichkeit kommen praktisch immer mit dem Gedanken einher: Die anderen tragen 100% Schuld an meiner Misere. Sein Leben ist ein stĂ€ndiges Zitieren der Ziege aus dem MĂ€rchen „Tischlein-Deck-Dich“: „„Wie sollt ich satt sein? Ich sprang nur ĂŒber GrĂ€belein und fand kein einzig BlĂ€ttelein: MĂ€h! MĂ€h!“

Auf der anderen Seite der Krieger, der König, der Magier. Sie alle sind genauso Menschen wie Du und ich auch – jedoch mit dem gravierenden Unterschied der inneren Haltung! „Ich ĂŒbernehme Verantwortung fĂŒr den Punkt, an dem ich jetzt stehe. Er ist damit einverstanden, was der französische Philosoph Jean-Paul Sartre sagte: „Der Mensch findet sich in die Welt geworfen. Den Sinn seines Lebens, und seine Geschichte muss er sich selber tatkrĂ€ftig gestalten.“

Was ist also die Antwort auf die Frage, was C.J. Jung mit dem Thema Borderline zu tun hat? Meiner Beobachtung nach, hat der Borderline oder der Mann, dem es an MĂ€nnlichkeit fehlt, den Sprung von der ersten / der automatischen Reifeebene vom Prinzen / vom Rebellen nicht zu den anderen Reife-Ebenen geschafft, die aus der Eigenverantwortung und dem eigenen an sich Arbeiten heraus entstehen. Und egal, ob ich von meinem Elternhaus einen guten Start uns Leben bekommen habe oder nicht 
 aus der Nummer der Eigenverantwortung komme ich einfach nicht heraus.

Borderline-Therapie und das Arbeiten an mehr MĂ€nnlichkeit ist eine persönliche Herausforderung. Aber du kannst es schaffen. Auch dafĂŒr gibt es therapeutische Hilfen. Aber du musst sie auch nutzen. Das ist wie Fahrradfahren 
 Nur wer in Bewegung ist, fĂ€llt nicht hin.

Marcus JĂ€hn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Welche Therapie hilft bei Borderline? 

Borderline ist die Königsdisziplin in den zu behandelnden Störungsbildern. Dieses Buch befasst sich nicht mit einer Therapie zu Hause, in der Praxis, sondern in einem klinischen Umfeld. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist ein psychodynamisches Verfahren, dass die Beziehungs- und IdentitĂ€tsstörung von Borderliner ganz in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Ihren Ursprung hat sie in der Objektbeziehungstheorie, die davon ausgeht, dass die Schwierigkeiten bei Persönlichkeitsstörungen auf nicht integrierte Persönlichkeitsanteile zurĂŒckzufĂŒhren sind. Darum mĂŒssen diese durch eine Therapie aktiviert und in das Handeln integriert werden. 

Dieses Buch befasst sich ausfĂŒhrlich mit Diagnostik, Therapievereinbarungen, Behandlungsphasen, Therapiefokus und Arbeiten im interdisziplinĂ€ren Team. Ein tolles Werk fĂŒr jeden Facharzt. 

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Borderline Diagnose? Lassen Sie uns miteinander ins GesprÀch kommen. 

Marcus JĂ€hn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang mit Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂŒber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer hĂ€ufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine GegenĂŒbertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit ĂŒber Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur ĂŒber Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tĂ€nzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kĂŒhlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus