ungleiche Zwillinge (Teil 1)
Sowohl der narzisstische als auch der Borderliner leben ein Leben ohne Rast und voller Leid in einem chronischen Verfolgungskampf, in Hass, in Verzweiflung und einer inneren psychischen Isolation. Beiden Persönlichkeitsstörungen fehlt die Empathie/die EinfĂŒhlung in andere Menschen. Ihre Beziehungen sind voller selbstsĂŒchtiger BedĂŒrfnisse auf sich selbst ausgerichtet.
Beide sind extrem krÀnkbar, sind sehr leicht verletzbar, verbittert und haben oft Probleme mit den typischen psychischen Abwehrhilfen wie
Das waren bislang die GemeinsamkeitenâŠ
Wenn du dir einmal die Tabelle mit der GegenĂŒberstellung der Kriterien aus dem DSM 5 einmal in Ruhe anschaust, dann wirst du erkennen, dass es neben den vielen Gemeinsamkeiten auch gravierende Unterschiede gibt!
Ich möchte mit dir in Ruhe einmal die mir am deutlichsten auffallenden (7) Unterschiede zusammenfassen.
(1) die Motivationskraft
Der Narzisst ist auf der Suche nach Ruhm, und BerĂŒhmtheit. Seine Kraft besteht in seiner tiefen EigenâMotivation. Bei unserem Borderliner liegt die Motivation in seinem Verlangen nach Bindung und nach AbhĂ€ngigkeit. Der Narzisst wird dem Ruhm zuliebe auf Liebe verzichten, der Borderliner zu Gunsten der Liebe auf den Ruhm
(2) Sich selbst genĂŒgen
Der einzelne Narzisst erweckt den Eindruck der SelbstgenĂŒgsamkeit. Nach auĂen hin fehlt ihm dieses tiefe BedĂŒrfnis nach menschlicher Liebe und Anerkennung.
Der Borderliner ist im Gegensatz dazu auch im AuĂen stark abhĂ€ngig und sucht hilflos / oft sehr verzweifelt nach einem menschlichen Kontakt wenn er sich alleine fĂŒhlt.
DemgegenĂŒber widersteht der Narzisst irgendeiner zwischenmenschlichen AbhĂ€ngigkeit â wĂ€hrend der Borderliner oft mit TrĂ€nen im AuĂen auf diese BedĂŒrftigkeit verweist.
(3) Sich seiner selbst bewusst sein
Das typische an einem Narzissten ist seine GrandiositĂ€t. Nach auĂen hin ist er grandios und selbstbewusst. Wir dĂŒrfen aber nicht verkennen, dass er sich im Inneren/im Verborgenen oft unsicher und voller Scham bewegt.
Der Borderliner fĂŒhlt sich gegenĂŒber seiner Umwelt jedoch extrem minderwertig. Und das obwohl diese dauerhafte und hartnĂ€ckige Gewissheit seiner Selbsterniedrigung oft auf eine versteckte Einbildung und auch auf eine versteckte GrandiositĂ€t schlieĂen lĂ€sst.
Da haben wir also wieder dieses Merkmal was eigentlich verbinden mĂŒsste und trotzdem im AuĂen die Beiden voneinander trennt: Die GrandiositĂ€t.Â
(4) Die chronische und offene Wut
Die so typische Borderliner-Eigenschaft ist die chronische und offene Wut – diese Wut sowohl nach auĂen als auch gegen sich selbst die sich in den Selbstverletzungen und in einem schweren suizidalen Verhalten zeigt. Solch ein Verhalten ist einem Narzissten oft völlig fremd.
Und tatsÀchlich verhalten sich beide extrem unterschiedlich, wenn sie gereizt werden.
Der Narzisst fÀngt an in seiner Wut scharf und hart argumentieren. Gerade zu messerscharf wirft er dann mit seinen Argumenten um sich. Ein Borderliner hingegen reagiert unter den gleichen Bedingungen oft chaotisch, unlogisch und stark innerlich aufgeregt.
Kommt es bei dem Narzissten also eher zu einem kalkulierten und lang andauernden Hass, so neigt der Borderliner eher zu einem exklusiven Wutausbruch der aber auch ganz schnell wieder verflogen sein kann.
(5) Die soziale Integration in der Gesellschaft
Narzissten sind im Allgemeinen viel ortsbestĂ€ndiger und beruflich besser eingebunden. Und dass trotzdem ihr sozialer Ruhm und Erfolg eigentlich nur durch ihren grandios nach auĂen gestellten Exhibitionismus entstanden ist â also substanzlos ist â mehr Schein als SeinâŠ.
Borderliner hingegen sind beruflich und sozial hÀufig weniger erfolgreich. Obwohl sie viele Talente haben gelingt es Ihnen nicht ihre FÀhigkeiten ausdauernd zu entwickeln und zu verfeinern. Sie neigen darum zu einem hÀufigen Ortswechsel der nicht selten irgendwann in einer Klinik endet.
(6) Zwischenmenschliche Beziehungsmuster
Die zwischenmenschlichen Beziehungsmuster von Personen mit narzisstischer oder mit einer BorderlineâPersönlichkeitsstörung unterscheiden sich massiv voneinander.
Ein typischer Narzisst idealisiert ein paar wenige Menschen, den groĂen Rest hingegen entwertet er.
Getrieben von seinem inneren Denken (âich bin ja grandiosâ) umgibt er sich in der Ăffentlichkeit ausschlieĂlich mit den Personen die er selber als grandios wahrnimmt. Auf der anderen Seite meidet er all diejenigen die von ihm entwertet werden.
In seinem Inner-Circle ist es wiederum ganz anders. In seinem privaten Bereich umgibt es sich deutlich stĂ€rker mit Menschen die von ihm als weniger fĂ€hig und talentiert erlebt werden um sein GefĂŒhl der Einzigartigkeit zu stĂŒtzen.Â
Schauen uns wieder mal den Borderliner an. Er hat gerade zu einen Hunger und Durst und ein tiefes BedĂŒrfnis nach sozialen Kontakten. StĂ€ndig versucht er sein Alleinsein zu verhindern.
Viel schneller als beim Narzissten entwickelt er eine Idealisierung und eine Entwertung. Diese kann die gleiche Person am selben Tag unterschiedlich treffen.
Die gleiche Person kann also morgens ein idealisierter Mensch sein und am Nachmittag der schlechteste Mensch der ganzen Welt.
Was können wir jetzt ĂŒber die zwischenmenschlichen Beziehungsmuster sagen? GrundsĂ€tzlich sind die zwischenmenschlichen BezĂŒge des Narzissten stabiler jedoch sehr  eingeschrĂ€nkt. Die des Borderliners hingegen sind immer und immer wieder ausufernd aber auf einem schwankenden Grund was sich am allerdeutlichsten in seinem Liebesâ und in seinem Sexualleben zeigt.
Ein Narzisst kann zwar eine stabile Ehe fĂŒhren die fĂŒr ihn aber lediglich als eine soziale Fassade darstellt. Hinter seiner UnfĂ€higkeit zu lieben hat er einen sehnsĂŒchtigen Hunger nach Sex. Seine Untreue und PromiskuitĂ€t versteckt er aber typischerweise auĂerhalb der Ehe.
Der Borderliner hingegen wandert offen von einem Sexualpartner zum nĂ€chsten ohne ĂŒber die stabilisierenden IchâRessourcen fĂŒr eine dauerhafte Ehe/Partnerschaft zu verfĂŒgen.
Ist ein Borderliner zu einer EheschlieĂung fĂ€hig gewesen, so verlĂ€uft diese Verbindung nach auĂen hin meist chaotisch. Innerlich zeigt sich aber auch das nahezu sĂŒchtige Verlangen nach dem frustrierenden Partner.Â
(7) Typische Denkmuster
Es gibt ganz unterschiedliche Denkrichtungen zwischen Narzissmus und Borderline. Zwar gibt es die Gemeinsamkeit, dass beide Details vernachlĂ€ssigen jedoch neigt der Narzisst dazu, seine GesprĂ€che mit anderen mit einer oberflĂ€chlichen Kenntnis angeblich aufregender BanalitĂ€ten zu schmĂŒcken (selbst die Fahrt zur Arbeit wird zur Heldenreise). Er liebt die Sprache die ihm die Möglichkeit gibt mehr als nur Informationen zu ĂŒbermitteln. Durch seine Sprache kann er nach auĂen hin ein höheres Bild von sich vermitteln als er eigentlich abgeben könnte â wie auf einer TheaterbĂŒhne.
Chronisch egozentrisch zeigt er Anderen gegenĂŒber nur sehr wenig Aufmerksamkeit und vergisst sogar oft deren Namen. Eine Narzisst fĂŒrchtet sich auĂerdem auch davor, neue FĂ€higkeiten zu erlernen. Warum? Weil er Angst hat durch diese Lernsituation in einem unperfekte Zustand in Scham und DemĂŒtigung vor anderen zu stehen.
Neues Wissen und Lernen wird von ihm darum sehr schnell als unnötig und sinnlos abgetan. Altgierig oder neugierig? Der Narzisst gibt eine deutliche Antwort.
Ganz anders erscheint der Borderliner. Wie ein Staubsauger saugt er neue Information geradezu auf. Oft dient das Lernen aber nur einem Grund: um mit einer anderen Person in Kontakt zu bleiben.
Seine Denkweise ist dadurch gezeichnet, Dinge oft nur in schwarz oder weiĂ unterteilt wahrzunehmen woraus sich eine Tendenz zu spontanen und oft auch leichtsinnigen Entscheidungen ergibt.Â
Eine kleine Zusammenfassung:
Beide Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch eine Rastlosigkeit und einem sich Verstricken in einen chronischen Verfolgungskampf. Sehr unterschiedlich ist jedoch ihre AnnÀherung an dieses Leben:
Und darum schenkt ihnen das Leben dann auch ganz unterschiedliche Erfahrungen.
Das alles ist auch nicht ĂŒberraschend da die ersten Schritte in ihrem jeweiligen Leben schon sehr unterschiedlich verlaufen sind.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂŒber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer hĂ€ufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur ĂŒber Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus
Unsere Welt ist durchzogen von Wut und Aggression. Aber warum ist dem so? Robert Stoller (amerikanischer Psychoanalytiker) ist dieser Frage zeit seines Lebens nachgegangen. Seine Motto: wenn ich die Perversion verstehe, dann verstehe ich auch das “Normale”. Perversion ist das Verdrehen einer NormalitĂ€t in etwas Krankhaftes.Â
Was ist seine Kernaussage in diesem Buch? Zitat: “Durch Perversion wird die Wut in einen Sieg ĂŒber die Vergangenheit umgewandelt und ein Trauma in einen Triumph.” ErnĂŒchternd? Lies dich einmal in dieses wertvolle Buch ein. Und achte auch auf die Aussagen, warum – nach Stoller – in der Lust, in der Familie, in der Gesellschaft und in dem Erhalt der Menschheit eine Notwendigkeit der Perversion besteht.Â