In praktisch allen Sprachen gibt es eine Bezeichnung für dieses beleidigt sein. Eltern in unserem Lande bezeichnen ihre Kinder oft als Motzkuh, oder als Brüll-Löwe, Schmollen wird auch oft mit dem Synonym maulen, mohren, sauer sein, motzen oder eine Schnute ziehen gebraucht. Und ganz besonders unsere Jüngsten / unsere Kinder haben es bis zur Perfektion gelernt, dass sie auf eine Bestrafung durch ein Elternteil oder eine andere Autoritätsperson allein schon wegen ihrer Größe und ihrer Abhängigkeit nicht offen und aggressiv reagieren dürfen.
Der Grund dafür liegt klar auf der Hand: Sollten Sie sich wehren, würden sie dafür mit Sicherheit noch größeren Ärger bekommen.
Und was ist die logische Folge davon, wenn sie sich beginnen, nach innen wehren? Sie fangen an beleidigt zu sein und zu schmollen – und in diesem Verhalten unterscheiden sich die Kinder in Deutschland ĂĽberhaupt nicht von denen in Amerika oder China. Auf der ganzen Welt reagieren Kinder und Erwachsene gleichermaĂźen.Â
Und selbst Affen reagieren in einem Experiment beleidigt: So hören sie z.B. auf, mit ihrem Pfleger zu spielen, wenn der Ihnen anstatt einer Traube wie für ihren Artgenossen – ihnen einfach nur eine langweilige Gurke gibt.
Dieses Experiment kannst du auch auf YouTube nachschauen indem du einfach mal „Affe, Traube und Gurke“ als Stichwort eingibst. Dann wird dir der Versuch von Franz de Waal mit seinen Kapuzineraffen angezeigt.Â
Die Gründe können extrem unterschiedlich sein gehen aber auf ein sich immer wieder ähnelndes Grundschema zurück:
Was fehlt häufig? Interessant ist, dass dem „Beleidigtsein“ eigentlich nur selten / oft gar keine reelle strafrechtlich interessante Beleidigung vorausging. Vielmehr waren nur Bagatellen, Kleinigkeiten, ohne Absicht geäußerte unbedachte Worte, ein skeptischer Blick der Auslöser…
Oder ein für mich persönlich wichtiger Termin wurde vom Anderen einfach vergessen – aber das reicht und das Unheil nimmt seinen Lauf. Außerdem ist die Beleidigung selber oft nicht mal der Hauptgrund, dass man schnell beleidigt reagiert.
Durch die Psychologie wissen wir schon sehr lange das gerade diejenigen mit einem sehr geringen SelbstwertgefĂĽhl, bei einem Angriff sensibler und feinfĂĽhliger reagieren. Emotional stabilere Personen reagieren deutlich gelassener auf Herabsetzungen. Ganz im Gegensatz dazu die Instabilen die typischerweise mit Hilfe Ă„rger, RĂĽckzug und sogar einer Depression diesen fĂĽr sie eigentlich doch recht vermeintlichen Angriff auf ihr Selbstbild zu regulieren versuchen.Â
Es gibt etwas was das Thema schmollen ÜBER DEN GESAMTEN Erdball miteinander vereint: es ist die große Stille/ es ist dieses Verstummen dieser Abbruch aller Worte….
Der Partner fragt dann: (Mann) „hast du was“?Â
(Frau) „Nein, wieso?“ –Â
(Mann) „Ich Merk doch, dass du was hast.“Â
(Frau) „Nein, nein ich habe nichts.“Â
(Mann) „Möchtest du mit mir darüber reden?“ (Frau) „Wieso, worüber soll ich mit dir reden, ich sag doch dass es nichts ist!“
Schmollen können wir mit einem Gemisch aus sehr großer Wut und dem exakt gleich großen Wunsch, dem anderen keinesfalls zu sagen, worüber man so wütend ist beschreiben.
Das was das alles noch immer schwerer macht, ist u.a. die Tatsache, dass die Betroffenen einerseits sich ihre Gefühle gar nicht erklären können andererseits diese auch nicht erklären wollen. Es gibt auch keinen eindeutigen Gesichtsausdruck für das Beleidigtsein. Das würde es einem Außenstehenden ja etwas einfacher machen, sich auf die Situation einzustellen…
Ist jemand beleidigt, dann kommt die gesamte Bandbreite von Reaktionsmöglichkeiten zum Vorschein, allem voran natürlich die „Klassiker“ Wut, Trauer, Ärger und nicht zuletzt die Verachtung.
Weiter unten im Körper finden wir dann:
Ein kleiner Trick: Die deutlichste Körpersprache finden wir bei den Füßen vor, da diese am weitesten vom Kopf entfernt sind und am wenigsten von ihm kognitiv kontrolliert werden.
Sehr deutlich sieht man diese Körpersprache logischerweise bei beleidigten Kindern. Denn die Erwachsenen, die sich über die Jahre hinweg durch ihre eigenen Erfahrungen bereits sozial schon sehr stark konditioniert haben, zeigen ihren Ärger und ihre Verachtung im Gesicht:
Aber ganz ehrlich mal, wer einfach wortlos aus dem Zimmer rennt der braucht noch nicht zusätzlich verächtlich zu schauen damit der andere etwas merkt.Â
Tatsächlich haben alle Emotionen ihren eigenen Wert! Emotionen sind für die Kommunikation / das Signalisieren von Gefühlen zwischen mindestens zwei Menschen nötig. Die Beleidigte signalisiert z.B. ihrer Umgebung (Freunde, Familie, Kollegen) wie sie jetzt zu reagieren haben um den eigenen Emotionen zu entsprechen.
Was aber bringt dieses beleidigt sein? Wir können drei „Wunsch– Ziele“ herausstellen, die einen Menschen dazu motivieren „beleidigt zu sein“:
Nehmen wir mal als Beispiel ganz klassisch eine FuĂźballmannschaft.
Hier ist einer der Spieler aus „logischerweise“ unsportlichen / unfairen Gründen vom Trainer buchstäblich aus der Aufstellung gekickt und er möchte jetzt seinen (in seinen Augen (!) todsicheren) Stammplatz wieder zurück haben.
Durch seinen bewusst manipulativen RĂĽckzug will jetzt der Schmollende Spieler seinen Trainer dazu manipulieren ihm die ihm doch zustehende Aufmerksamkeit / also den Startplatz zu geben
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Durch diesen Kommunikationsabbruch möchte sie den „Täter“ nun dazu bringen, das er sich schuldig fĂĽhlt / das er sich nun Sorgen zu machen hat /und das er (!) nun wieder auf sie zuzugehen hat.ÂMit seinem RĂĽckzug will der Beleidigte in der Regel die Beziehung nicht zwangsläufig abbrechen. Er signalisiert vielmehr dass die Handlung – Initiative nun bei dem Anderen, dem Täter / dem Verursacher / dem Bösen liegt. Er hat nun die Verpflichtung / die Aufgabe diese Herabsetzung wieder rĂĽckgängig zu machen zum Beispiel ĂĽber den Königsweg: „bitte bitte bitte entschuldige meine falsche Handlung“.
Die Freundin schweigt zwar auch, jedoch mit dem Zweck, dem „Täter“ eine Verletzung zuzufügen. Sie möchte ihm also bewusst wehtun – weil er sie vorher übergangen hat. Der Beleidiger wird nun genauso missachtet wie er es anscheinend (in den Gefühlen und der Sichtweise) des Opfers getan hat. Dies hilft dem Beleidigten, seinen verletzten Stolz besser zu überwinden.
Schmollen und Beleidigt sein ist nicht ungefährlich! Es birgt ein sehr gefährliches Potenzial. Es kann groĂźes Chaos sowohl zwischenmenschlich als auch psychisch anrichten.Â
Eine Form des angesprochenen zwischenmenschlichen Chaos zeigt sich zum Beispiel dann, wenn sich ein Paar miteinander streitet.
Beim Streit hat sich jedes Paar so seinen eigenen Stil im Laufe der Zeit angeeignet. Zum Beispiel auch den RĂĽckzug / das Schmollen. Das Kennzeichen hierfĂĽr ist:
Wenn die Paare nun in diesen circulus vitiosus/diesen Teufelskreis des Beleidigt Seins eintauchen – sich also einer der Partner immer deutlicher zurĂĽckzieht und der andere sich irgendwann keine MĂĽhe mehr gibt an ihn heran zu kommen – dann ist die Gefahr da, dass sie sich als Paar / als Menschen klar auseinanderleben.Â
Darum kommt mein Rat: „nur wer 24/7 eine offene Diskussion fĂĽhrt kann in Konfliktsituationen auch sinnvolle Lösungen finden“Â
Der Umgang mit einem Beleidigten hat viel mit Fingerspitzengefühl zu tun. Wie der Elefant im Porzellanladen zu agieren ist mit Sicherheit nicht die richtige Vorgehensweise. Aber immer nur zu sagen was falsch ist, das ist nicht das Ziel welches dieses Information–Kanal verfolgt.
Gerne möchte dir auch ein paar Tipps dafür geben, wie du eventuell etwas eleganter reagieren kannst!
Denke hierbei immer daran:
Mein Tipp:
Humor, liebevolle GefĂĽhle sind aber noch nicht alles. Ganz ganz wichtig ist es auf die beleidige Person aktiv zu zu gehen. Warum ist das so wichtig? Es fällt vielen schwer einzugestehen, dass man selber Fehler gemacht hat – ganz besonders wenn man selber in einer beleidigten Situation ist. In solchen Situationen hilft wirklich am allerbesten (wenn auch nicht immer) eine offene Kommunikation und der aktive Versuch, das Streitmuster zu durch sprechen:
Du kannst zum Beispiel die Kommunikation mal mit folgenden Sätzen beginnen:
Das hört sich jetzt zwar noch sehr unspektakulär an – dies kann psychologisch betrachtet jedoch hervorragende Möglichkeiten eröffnen:
… man gibt auf diese Weise nämlich dem Beleidigten etwas mehr Raum, und erleichtert es ihm, sich – ohne seine eigene Würde zu verlieren – anders zu verhalten.
Innerhalb einer Paartherapie käme spätestens jetzt die Empfehlung auf, die gesamte Situation einmal von oben aus der sogenannten Meta – Perspektive / man kann sie auch die Vogelperspektive nennen zu betrachten. Distanz ist nämlich die wirksamste Waffe die ein Therapeut neben seiner Ausbildung haben kann. Durch die therapeutisch gefĂĽhrte Distanz kann man nun aus der Vogelperspektive betrachten, wohin das Verhalten – dass man sich nun ĂĽber die zurĂĽckliegenden Jahre gemeinsam angewöhnt hat –  aller Wahrscheinlichkeit nach fĂĽhrt..
Und mein Tipp hierbei ist: schaue nicht immer auf die Probleme, sondern schaue auf die Möglichkeiten die eine Veränderung des Verhaltens mit sich bringen kann. Der Beleidigte / der sich Zurückgezogene sollte lernen dass eine Selbstoffenbarung gegenüber seinem Partner mehr als nur eine positive Erfahrung sein kann.
Etwas kurios ist z.B. auch folgender Tipp: Versuche dir doch mal das beleidigte Verhalten deines Partners – zumindest nur fĂĽr eine kurze Weile – einmal schön zu denken. Sage dir: „es ist ein Vorrecht, solch einen Stimmungseinbruch mit zu bekommen“.
Wozu könnte dieser Gedankengang dann führen? z.B. dazu, dass der beleidige Partner langsam spürt dass seine Umgebung stillschweigend immer besser versteht, was für ihn denn so verletzend war.
Frei nach Sokrates: „Heirate auf jeden Fall! Kriegst du eine gute Frau, wirst du glĂĽcklich. Kriegst du eine böse, dann wirst du ein Philosoph.“Â
Stoizismus bedeutet nicht, alles gelassen ĂĽber sich ergehen zu lassen. Keineswegs! Es ist ein Lernen, Ăśben und Anwenden von Weisheiten anderer groĂźer Menschen.Â
Das Lesen dieses Buches hat mich immer wieder neu fasziniert, da viele Dinge durch tiefes Nachdenken ein vollkommen neues Bild erhalten. Da ist z.B. von einem Modefotografen die Rede, der keine Rechnungen stellt um weiter unabhängig zu sein, die Kettenmethode um sich von einer Sucht zu befreien, von Nelson Mandela der im Gefängnis zeigte, wie man WĂĽrde lernt und lehrt. Beim Lesen wirst du von Viktor Frankl (versuche das Gegenteil) ĂĽber Präsident Truman (Du hast die Verantwortung) hin zu den Navy Seals (Ruhe ist ansteckend) gefĂĽhrt. Neugierig geworden? Ich bin es immer noch, obwohl ich das Buch bereits mehrfach gelesen habe.Â
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂĽber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus