Was für ein schönes Ereignis das doch ist – die Geburt eines Kindes. Verantwortungsbewusste Eltern machen sich schon lange vor der Geburt darüber, wie sie die Erziehung gestalten, welche Werte sie vermitteln wollen und wie sie sonst ihr Kind bestens ins Leben begleiten können.
Wichtig gleich von Anfang an: Früher dachte man, dass die Erziehung immer gleichbleibend sein sollte. Die Entwicklung des Kindes kommt schon hinterher. Dieses Denken ist aber mit der heutigen Neurobiologie nicht vereinbar!
Viele Kinder heute verhalten sich nicht mehr ihrem Alter (Ihrer psychischen Reife) gemäß – und das, trotzdem sich viele der Eltern alle Mühe in der Erziehung gegeben haben. Wenn man eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung noch heranzieht sieht es mit den größeren Kindern (den Abiturienten) auch nicht besser aus:
Was läuft hier schief? Sogenannte Soft Skills aus der emotionellen Intelligenz fehlen ihnen. Andererseits leiden sie an Selbstüberschätzung. Nochmals: Was läuft hier schief? In ihrer Psyche sind diese jungen Menschen nicht “reif genug im Gehirn.” Diese Reife ist aber ein Lernprozess, vergleichbar mit dem Lernen einer Sportart, des Führerscheins, eines Musikinstrumentes.
Im Gegensatz zu den vorgenannten Lerntypen, geht es bei der emotionalen und sozialen Psyche in der Hauptsache um zwischenmenschliche Leistungen. Dies kann sich jedoch nur am Gegenüber – einer Bezugsperson – entwickeln. Leider wurde das Lernen in den vergangenen Jahren immer mehr weg von einer Bezugsperson, hin zum autonomen Lernen gelenkt.
Das dies neurobiologisch nicht funktioniert, möchte ich mit dieser Seite kurz aufzeigen. Beachte besonders die Tabelle mit den Zeitangaben, ab welchem Alter ein Kind zu welcher “sozialen Leistung” in der Lage ist. Das Ziel sollte es sein, unseren Kinder wieder diese wichtigen Softskills beizubringen. Wie dies geht, zeige ich Dir in einem weiteren Blog mit dem Thema: Blog: “Beende die Symbiose mit deinen Kindern” Jetzt schauen wir uns erst einmal an, wie sich die Persönlichkeit unseres neuen Erdenbürgers nach der Geburt entwickelt:
👉 Wie entsteht eine Persönlichkeit?
Der Beginn der Persönlichkeitsbildung ist die Geburt – der Moment, wo der kleine Mensch zum ersten Mal ein seinem Leben auf sich alleine gestellt atmet, einen eigenen Stoffwechsel hat, sich autark bewegt. Das menschliche Gehirn ist in diesem Zustand dem Gehirn der Tiere unterlegen. Da der präfrontale Cortex beim Neugeborenen praktisch nicht aktiv ist, muss dieser durch äußere Reize “geschult” werden.
👉 Wozu dient der präfrontale Cortex überhaupt?
Er ist der Sitz unserer Persönlichkeit und in diesem Bereich werden die unterschiedlichen Prozesse im Gehirn gesteuert. Er ist es, der uns zur Vernunft mahnt, bevor wir allen Diäten zum Trotz die ganze Tafel Schokolade essen. Oder der beschwichtigend einschreitet, bevor wir in unserer Aggression Dinge tun, welche uns später wieder Leid tun würden. Durch ihn wissen wir auch, wie wir uns in der Gesellschaft richtig zu benehmen haben und dank dem wir uns sozial angemessen verhalten und uns selbst organisieren können. Hier sitzt das, was uns zum Menschen macht – eine kontrollierte, vernünftige, sozial handelnde Person, die aufgrund ihrer Erfahrungen eigene Entscheidungen trifft, deren Konsequenzen sie mitberücksichtigt.
Wichtig hierbei: Dieser Bereich des Gehirns braucht teilweise bis zu 25 Jahre, bis er völlig ausgereift ist. Das bedeutet: Den präfrontalen Cortex kann man trainieren – und genau das geschieht zum Beispiel bei der Erziehung.
Schau Dir gerne auch meinen Blog hierzu an – Temperament / Charakter / Persönlichkeit – Was ist der Unterschied???
Das neugeborene Kind kommt auf die Welt und ist im Vergleich zu den anderen Säugetierarten höchst unselbständig. Dies ist dem nur rudimental ausgebildeten präfrontalen Cortex geschuldet.
Hinzu kommt, dass der Säugling zwar ein Stress-Gen und ein Anti-Stress-Gen hat, zum Zeitpunkt der Geburt ist aber nur das Stress-Gen aktivierbar. Das Anti-Stress-Gen kann nur durch äußerliche Stimmulanz – z.B. durch die Mutter aktiviert werden. Ein Interview mit dem Forscher findest Du hier: Michael Meaney: Wie die Zuwendung der Eltern die Stressvulnerabilität beeinflusst
Was haben diese beiden Faktoren: 1. der unausgebildete präfrontale Cortex
2. das nicht aktive Anti-Stress-Gen mit unserem Thema Borderline-Persönlichkeitsstörung zu tun? Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind auffallend häufig in ihrer Kindheit vernachlässigt, emotionell missbraucht worden. Ein Kind kommt auf die Welt und ist zu 100% auf die Zuwendung der Mutter angewiesen. Aber diese Zuwendung ist mit Wärme, Kleidung, Nahrung nicht ausreichend! Wir wissen heute – durch die Forschungen der Neurobiologie – das der Säugling auf die Spiegelung der Mutter und die Zärtlichkeit der Mutter überlebenswichtig angewiesen ist.
Nur durch das konsequente Spiegeln der Mutter – das Streicheln, Liebkosen, das “Reden” und sonstige Interagieren mit dem Kind kann der Säugling
Wir müssen uns das so vorstellen: Der Säugling weiß nicht, dass er existiert. Durch sein Schreien und das dyadische umgehende Reagieren seiner Mutter erkennt er:
“Da muss so etwas wie ein ICH sein”. Hierdurch begreift der Säugling: er existiert und er ist wertvoll – weil sich seine Mutter direkt um ihn bemüht. Er entwickelt über das “DU-Verhältnis” mit der Mutter ein gesundes erstes “ICH-Verhältnis” Säuglinge welche nicht in dieser sofortigen, liebevollen Resonanz mit der Mutter aufwachsen, haben ein gestörtes ICH-Verhältnis. Dieses gestörte ICH-Verhältnis ist die Grundlage für die vielen Persönlichkeitsstörungen.
In der Psychiatrie würde man sagen:
Nein! Das geht nicht!
In allen Kulturen auf der Welt haben neugeborene Kinder eines gemeinsam: sie alle haben keine Frustrationstoleranz. Neugeborene müssen in einer dyadischen Beziehung mit der Mutter o.ä. aufwachsen um durch die Resonanz
Erst ab dem 9. Lebensmonat können Eltern damit beginnen, mit Verzögerung auf die Rufe / Schreie des Kindes zu reagieren. Dann (!) ist es auch förderlich für das Kind. Und ab dem 18. bis ca. 24. Monat ist der präfrontale Cortex des Kindes auch so ausgereift, dass das Kind beginnt zu lernen, dass sein Verhalten Konsequenzen haben kann. Vorher kann man ihm alles sagen – es wird dies jedoch nicht verstehen.
Genau hier beginnt der Werdegang einer Persönlichkeitsstörung wie z.B. der Narzissmus, der Perfektionismus und auch der Borderliner. Denn grundsätzlich kommt kein Kind mit einer Persönlichkeitsstörung auf die Welt. Wie weiter oben geschrieben, benötigt der Säugling in den ersten Lebensmonaten die volle Aufmerksamkeit und eine dyadische Mutter-Kind-Beziehung um in dieser gegenseitigen Spiegelung seine Persönlichkeit zu bilden.
In der Mutter-Kind-Beziehung erfährt der Säugling dass er existiert, ein eigenes ICH ist und es wert ist, geliebt zu werden. Wenn diese Entwicklung – aus welchem Grund auch immer – nicht erfolgt, kann sich kein stabiles ICH entwickeln und die Persönlichkeitsstörung nimmt seinen Anfang.
Ein vernachlässigtes ICH entwickelt sich häufig zum Narzissmus (ein grandioses Kreisen um das eigene verletzbare Ich) und zum Perfektionismus (ein ängstliches Kreisen um das eigene verletzbare ICH)
Ein misshandeltes ICH entwickelt sich sehr häufig zum Borderliner. Borderliner weisen eine überproportional hohe Rate an Misshandlungen, Verletzungen und Vernachlässigung in der Kindheit auf.
Wenn diese Kinder dann noch die Fähigkeit zum Abspalten / zur partiellen Objektbeziehung haben – was nicht jedes Kind hat – dann entwickelt sich hier häufig eine Borderliner-Persönlichkeit.
Mit diesem wichtigen Gedankengang möchte ich auf ein Faktum hinweisen: Auch wenn das Leben mit diesen Menschen nicht einfach ist – die Verantwortung für deren Handeln liegt in ihrer Jugend, einer Zeit für die sie nichts können. Die Verantwortung für diese Entwicklung liegt in deren Umgebung!
Was aber läuft heute schief, sodass viele Kinder, trotz der intensiven Erziehung Ihrer Eltern nicht gemäß ihrem biologischen Alter heranwachsen?
Viele Kinder bleiben auf der Stufe eines 2,5 Jahre alten Kindes stehen. Dies kann man z.B. daran erkennen, dass sie sich in einem Restaurant auffällig verhalten. Sie realisieren nicht, dass sie sich in einer “fremden Umgebung” befinden.
Warum nehmen immer weniger Kinder wahr, dass es Respektpersonen wie Eltern, Lehrer ect. gibt?
Für die Antwort auf diese Frage, lade ich Dich ein, Dir den Blog auf der Seite “Beende die Symbiose mit Deinen Kindern” in aller Ruhe anzuschauen.
hier kommst Du auf die Seite: Beende die Symbiose mit deinen Kindern
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Humor ist “eine heitere Gelassenheit gegenüber den Fehlern des anderen und besonders auch den eigenen Fehlern gegenüber.”
Wusstest Du, dass Humor zur Differentialdiagnostik zwischen Dissoziation und Psychose eingesetzt wird?
Humor ist eine starke Mentalisierungshilfe, denn Humor und gemeinsames Lachen sind eine Form von Mentalisierung.
Humor ist ein Regulativ in der therapeutischen Beziehung, denn schließlich arbeiten Therapeuten oft an den inneren Eltern und den inneren Kindern.
“Wenn in Afrika ein Mensch stirbt, dann stirbt eine Bibliothek” Ein wunderbarer Gedanke, der die Wichtigkeit der Menschlichkeit in unseren Therapien aufzeigt.
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