Wenn wir den Begriff der Persönlichkeitsstörung einmal auf Wikipedia nachlesen, dann wird dort gesagt, dass es sich um eine Gruppe von psychischen Störungen handelt, bei denen sich die Struktur der Persönlichkeit und das Verhalten in besonderer Art und Weise stark ausgeprägt, unflexibel und wenig angepasst darstellt. Eine psychische Störung hat immer etwas mit Einschränkungen im Alltag und mit einem persönlichen Leidensdruck zu tun. Man kann sich schlechter selbst regulieren und hat Schwierigkeiten, soziale Beziehungen oder ein eigenständiges Leben in Ruhe zu führen.
Die Persönlichkeitsstörung gehört zu den häufigsten Diagnosen in der Psychiatrie… Die Weltgesundheitsorganisation, die auch den ICD 10 und ICD 11 herausgibt, spricht davon, dass weltweit circa 300 Millionen Menschen an Depressionen, über 47 Millionen an Demenz und circa 21 Millionen Menschen von Schizophrenie betroffen sind… Persönlichkeitsstörungen gehören damit heute leider zum Alltag…
👉 Aber was ist das eine Persönlichkeitsstörung?
Mit diesem Beitrag möchte ich einmal das zusammenfassen, was ich in unterschiedlichen Vorträgen immer wieder erwähne und diesmal mit einem roten Faden miteinander verbinden möchte
Meine erste Aussage ist:
👉 die Persönlichkeitsstörung hat viel mit der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung und einem Entwicklungstrauma zu tun und ist damit eine Störung aus der Kindheit. Vereinzelt können Persönlichkeitsstörungen auch aufgrund einzelner traumatischer Erfahrungen entstehen. Jedoch sind diese im Vergleich zu dem Entwicklungstrauma deutlich in der Unterzahl.
1994 wurde der ICD 10 die neue Grundlage von Krankheitsdiagnosen. Hier finden wir neun verschiedene Kategorien von Persönlichkeitsstörungen, welche mit der Kennziffer F60.0 bis F60.8 aufgelistet werden. Wir finden hier – angefangen mit der paranoiden Persönlichkeitsstörung, die schizoide, die Dissoziative, die emotional instabile Persönlichkeitsstörung mit der Untergruppierung der Borderline-Persönlichkeitsstörung, die histrionische, die anankastische, die ängstlich vermeidende, die abhängige Persönlichkeitsstörung. Und nicht zuletzt unter F60.8 finden wir bei den sonstigen Persönlichkeitsstörungen zum Beispiel auch den Narzissmus.
Ich werde nicht alle dieser Persönlichkeitsstörungen im Detail beschreiben, möchte aber auf eine Grundaussage hinaus kommen: Wenn wir jetzt gleich beispielhaft, die antisoziale Persönlichkeitsstörung, die emotional instabile, die Borderline Persönlichkeitsstörung, die histrionische Persönlichkeitsstörung und die narzisstische Persönlichkeitsstörung einmal anschauen, möchte ich damit zeigen, dass alles dabei eine Gemeinsamkeit hat. Vielleicht fällt dir die Gemeinsamkeit schon beim Besprechen mit mir auf…
👉 Die unterschiedliche Bezeichnung rührt daher, dass der ICD zehn diese Persönlichkeitsstörung als dissoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet und der DSM 4gebraucht hier die Formulierung Antisoziale Persönlichkeitsstörung.
Um eine Diagnose zu stellen, müssen mindestens drei der folgenden 10 Eigenschaften über einen längeren Zeitraum erfüllt sein.
Noch ein Unterschied zwischen dem DSM der APA und dem ICD 10 ist, dass der ICD 10 keine Altersuntergrenze für eine Diagnose der Antisozialen Persönlichkeitsstörung aufzeigt. Die Antisoziale Persönlichkeitsstörung erscheint in sich gefestigt, aber ich möchte dich jetzt schon auf einen gewissen Umstand hinweisen: ist das wirklich eine innere, gefestigte Haltung, wenn jemand sich so verhält? Vielleicht spürst du durch die Frage schon, worauf ich hinauswill, um eine Gemeinsamkeit aller Persönlichkeitsstörungen im Sinne von Otto Kernberg herauszuarbeiten. Wer Otto Kernberg ist, dazu kommen wir im zweiten Teil.
Du siehst hier die neun Kriterien der Borderline Persönlichkeitsstörung, von denen fünf als beeinträchtigend oder ein Leid verursachendes Kriterium vorhanden sein müssen, damit eine Borderline Diagnose gestellt werden kann.
Du siehst bei diesem Bild auch vier verschiedene Farben… Eine Persönlichkeitsstörung ist nicht so einfach in Schubladen zu stecken. Bei der Borderline – Persönlichkeitsstörung hat man sich die Mühe gemacht, diese einmal auf vier Kategorien zu zentrieren: da ist die Stimmungslabilität, das impulsive Verhalten, das psychopathologische Verhalten und das verzerrte Denken… Natürlich können alle Anteile vorhanden sein, aber mit unterschiedlicher Stärke. Wir kommen später im nächsten Bereich noch dazu, wenn wir über den ICD 11 und die neue Herangehensweise an die Diagnose der Persönlichkeitsstörung sprechen. Dort geht es dann auch wie hier in der Borderline – Persönlichkeitsstörung um gewisse Schwerpunkte…
Du wirst schnell merken, dass dies mein persönlicher Favorit ist, denn er kennzeichnet fächerartig – wie ein Schirm – die Grundzüge der gesamten Problematik der Persönlichkeitsstörungen auf:
die Kriterien für die emotional instabile Persönlichkeitsstörung sind:
Fällt es dir nicht auch auf, dass diese Kriterien bei fast allen Persönlichkeitsstörungen immer und immer wieder aufkommen? Wir werden uns im nächsten Kapitel – wenn es um Otto Kernberg geht – hierüber etwas näher auseinandersetzen.
Bei ihr ist die übermäßige Emotionalität und die Suche nach Aufmerksamkeit kennzeichnend. Menschen mit einer solchen histrionischen Persönlichkeitsstörung setzen verstärkt auf ihre äußere Erscheinung und einen nicht angemessenen, verführerischen oder eine provozierende Verhaltensweise, um die Aufmerksamkeit der anderen zu bekommen. Man schätzt, dass bis zu zwei Prozent der Allgemeinbevölkerung hiervon betroffen sind. Eine Diagnose wird gestellt, wenn mindestens fünf dieser kommenden Kriterien eine Beeinträchtigung des Lebens mit leiden zu beobachten sind:
👉 Unter einer impressionistischen Sprache versteht man eine blumige, bildreiche oder metapherreiche Sprache. Adjektive wie sehr sehr sehr, sehr groß, groß groß haben mehr Bedeutung als Verben oder Substantive.
Die Therapie der histrionschen Persönlichkeitsstörung zielt darauf ab, sich eher der Sprache, anstatt dem Verhalten zu zuwenden. Hierdurch kann der Patient selber verstehen, wie er mit einer etwas weniger dramatischen Art Weise mit seiner Umgebung in Kommunikation treten kann.
Kommen wir zu einer heute immer stärker zu beobachten, denn Persönlichkeitsstörung dem Narzissmus. Auch hier müssen fünf der neun Punkte ein gewisses Leiden und Probleme im Leben des Betroffenen bereiten, damit die Diagnose Narz
issmus gestellt werden kann
Wer meine Videos und Berichte über die Persönlichkeitsstörung verfolgt, weiß auch, dass ich mich sehr intensiv mit dem Begriff des Narzissmus – auch zum Thema offener oder verdeckter Narzissmus befasst habe. Narzissmus ist genauso wie Borderline nicht eindimensional, sondern kann in mehreren Dimensionen betrachtet werden. Es gibt den offenen, der nach außen gehenden Narzissmus, wozu ich auch große Politikerpersönlichkeiten zählen würde. Dann gibt es aber auch den sehr interessanten verdeckten Narzissmus, der im Innenverhältnis viel stärker ist und den man auch den weiblichen Narzissmus nennt. Auch er verlangt Bewunderung, fühlt sich besonders und einzigartig, hat ein gewisses Anspruchsdenken, ist ausbeuterisch in seinen Beziehungen, ist aber nicht so nach außen grandios auftretend und hat viel mehr Raum für Neid und Missgunst in Bezug auf andere Menschen.
Spürst du, was diese ganzen aufgezählten Persönlichkeitsstörung miteinander gemeinsam haben? 👉 Ihnen allen gemein ist ein schwaches ich!
Ich möchte es einmal anhand von zwei Persönlichkeitsstörungen und einer heute immer stärker zu beobachtenden Persönlichkeitsveränderung (dem Perfektionismus) beschreiben.
Der Narzissmus ist ein Kreisen um ein schwaches Ich, damit die Bewunderung der Umgebung von den eigenen Schwachheiten abgelenkt wird. Der Narzisst macht ein Feuerwerk um seine großen und kleinen Fähigkeiten, um von seinen Fehlern abzulenken.
Dann kommt Borderline! Auch Borderline hat wie alle anderen Persönlichkeitsstörungen ein schwaches Ich. Wegen des schwachen Ich´s, lasse ich die Aggression und Wut an mir und meiner allernächsten Umgebung aus. Ich bin mit mir so unzufrieden und wütend, dass ich nur noch in Aggressionen meine eigene Unvollkommenheit aushalten kann.
Als drittes habe ich den Perfektionismus angeführt. Perfektionismus bedeutet nicht, dass ich alles perfekt mache, sondern dass alles perfekt sein muss, damit ich von meiner Umgebung irgendwie geliebt, beachtet oder respektiert werden kann. Jetzt habe ich aber ein schwaches Ich und deswegen orientiere ich mich ausschließlich eine Reaktion meiner Umgebung, dass ich geliebt, geachtet und respektiert werde. Aus einem Soll wird ein Muss. Ich muss – ich muss – ich muss perfekt sein, damit ich geliebt werden kann! Wenn ich nur perfekt sein soll, dann habe ich kein Muss! Dann reichen auch mal 80 % von 100 % und ich bin mit mir zufrieden. Ein Muss kann aber nicht mit 99 % leben, sondern muss, muss, muss immer 100 % erreichen, damit er sich geliebt fühlen kann.
Hast du gemerkt, was diese ganzen Aufzählungen von Persönlichkeitsstörungen, dem schwachen Ich und die instabile Persönlichkeitsstörung miteinander gemeinsam haben? Wir kommen gleich bei Otto Kernberg zu diesem Gedankengang. Aber eines möchte ich schon mal vorneweg senden: der neue ICD elf geht auf diesen Punkt ein, dass die Persönlichkeitsstörungen alle etwas gemeinsam haben! In der Diagnose nach dem neuen ICD 11 – den es zwar schon ab dem Jahr 2020 gibt, der aber noch nicht rechtskräftig gültige Grundlage der Diagnose darstellt (Stand Februar 2024) – wird zuerst betrachtet, ob es sich hier um eine leichte, eine mittlere oder eine schwere Persönlichkeitsstörung handelt. Du siehst, es wird also nicht nach Kategorien eingeteilt, sondern erst einmal wird geschaut, wie stark die Beeinträchtigung durch eine Persönlichkeitsstörung überhaupt ist.
Erst im zweiten Schritt wird eine Zusatzdiagnose gestellt über die Schwerpunkte der Persönlichkeitsstörung. Im Bild hier siehst du die 5 + 1 Schwerpunkte. Mir ist sehr wichtig, dass 5+ 1 erwähnt wird, weil in der Diagnose 6D 11.5 die ursprüngliche Diagnoserichtlinie aus dem ICD 10 bei Borderline eins zu eins übernommen wurde.
Die anderen Schwerpunkte sind
Ich finde, dass diese neue Vorgehensweise richtig und wichtig ist, und uns zeigt, dass der Begriff der Persönlichkeitsstörung in den letzten Jahrzehnten nicht korrekt verwendet wurde. Korrekt ist, dass eine Persönlichkeitsstörung folgende drei Kriterien aufweist:
In diesem zweiten Teil möchte ich den Blick auf einen ganz besonderen Psychiater und Analytiker lenken: Otto Kernberg. Er ist gleichzeitig Psychiater und Psychoanalytiker, und hat in den Jahren 1997-2001 das Präsidium der IPV leitete (internationale psychoanalytische Vereinigung) geleitet. Sein größter Triumph war es, dass das DSM 5 der amerikanisch, psychiatrischen Vereinigung, seinen Ansatz – die Persönlichkeitsstörung mit verschiedenen Funktionsniveaus in Verbindung zu bringen – neu aufgenommen hat. Otto Kernberg hat gesagt, dass wir nicht in Kategorien, sondern in Schwerpunkten denken müssen. Er war es also, der über Jahrzehnte darauf hinarbeitete, dass der ICD 11 und der DSM 5 nicht mehr in Klassen denkt und handelt.
👉 Was aber sagt dieser große Mann über die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung? Nun, wenn ein kleines Kind zur Welt kommt, ist es genau das, was ein Erwachsener auch wäre, wenn er eine gestörte Persönlichkeit hat: er ist instabil. Die Persönlichkeit eines neugeborenen Kindes ist wie Wackelpudding oder ein Wackelmännchen. Kleine Kinder brauchen in der Zeit der Internalisierung (Inkorporation, Introjektion, Identifikation), immer das Gegenüber, vorzugsweise die Mutter, um die eigenen Emotionen sowohl zu benennen, als auch zu integrieren.
Wenn die Persönlichkeit eines Neugeborenen erst einmal wie ein Wackelpudding ist, wie bekomme ich den Wackelpudding später fest? Nun stabilisieren kann ich Wackelpudding zum einen durch Gelatine, aber auch durch Einfrieren. Die Gelatine stellt das elterliche Containing da, wozu ich gleich noch kommen werde.
Das Einfrieren möchte ich mal mit dem Ereignis- oder dem Entwicklungstrauma vergleichen. Wenn eine junge Persönlichkeit keinen Halt bekommt – wie zum Beispiel die Liebe der Eltern / das Containing – dann muss es ja irgendwie hart werden und das geschieht durch Einfrieren. Wenn aber dann mal im späteren Leben etwas Wärme, dem Menschen näherkommt, was passiert damit eingefrorenen Wackelpudding? An dieser Stelle schmilzt er… Wenn er keinen Halt hat, läuft er einfach weg. Ich finde, das ist ein sehr schöner Vergleich für die instabile Persönlichkeitsstörung.
Bevor wir uns gleich dem Containing zuwenden, möchte ich noch ein Bild von Otto Kernberg und seinem Denkansatz bringen Für ihn sind alle Persönlichkeitsstörung erst einmal dem Namen nach Borderline. Borderline hat dann als Oberbegriff einer Persönlichkeitsstörung eine gewisse Schwerpunkt-Prägung, die von paranoid bis narzisstisch sein kann. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema der Persönlichkeitsstörungen und habe mir viele Gedanken darüber gemacht. Ich möchte Otto Kernberg im Grunde genommen Recht geben!
Nur in einer einzigen Sache würde ich gerne eine Änderung einfügen und zwar bei dem Wort Borderline. Ich würde Borderline gerne durch F60.30 die emotional instabile Persönlichkeitsstörung ersetzen. Emotional instabil, so würde ich am allerliebsten alle Persönlichkeitsstörungen beschreiben, da – wie bereits gesagt – jede Persönlichkeitsstörung um ein schwaches Ich kreist. Und wenn sie alle emotional instabil sind, dann kreisen sie manchmal im paranoiden, im Schizoiden, im antisozialen, im Borderline, im histrionischen, im Zwanghaften, im Ängstlichen, im Abhängigen oder auch im Narzisstischen.
👉 Was aber ist der Beginn der emotionalen Instabilität?
Ein Kind kommt auf die Welt und hat erst einmal Todesangst. Wenn das Kind Todesangst hat, dann ist das ein wichtiger Punkt, denn die Mutter oder der Vater, die allernächsten Bezugspersonen müssen dem Kind, Liebe und Geborgenheit schenken. Wird diese Liebe und Geborgenheit aber nicht geschenkt, dann entwickelt sich ein Trauma. Ein Trauma ist zum Zeitpunkt, des Erlebens ein Ereignis, was ich nicht verarbeiten konnte, dem ich machtlos gegenüberstand. Und als Folge sagt meine Psyche dann: ich muss es verleugnen oder abspalten.
Du siehst hier im Bild „Aufbau unserer Psyche“ den Unterschied zwischen dem Trauma und einer gesunden Identität. Schauen uns mal das nächste Bild an. Dort sehen wir zum Zeitpunkt des Erlebens ein Kind, welches sich die Ohren zuhält, während sich die Eltern streiten. Ein Kind kann verschiedene Dinge noch nicht verarbeiten und ist deswegen auf die Hilfe der Eltern durch ein so genanntes Containing angewiesen. Kommt dieses Containing oder die Hilfe nicht, dann bleibt eine Abspaltung zurück und das nennen wir ein Trauma.
In dem Bild weiter vorne hattest du gesehen das es einen Wächter gibt zwischen dem Trauma und der gesunden Identität.
Der Wächter stellt eine Überlebensstrategie dar, um die Spaltung, das Trauma irgendwie im Hintergrund zu verarbeiten. Diese Abwehrmechanismen in der Psychologie kannst du auf diesem Bild jetzt sehen:
Es sind unter anderem andere
Es geht in diesem Teil um die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung… Wenn wir erkennen, wie eine Persönlichkeitsstörung entsteht, dann können wir uns auch um die Lösungen kümmern. Ich hatte vorhin zwar schon das Wort Containing erwähnt, werde aber später noch mal darauf zurückkommen. Ein Trauma ist eine Handlungsohnmacht.
Ein Trauma ist wie ein eingefrorener Bewegungsablauf, wo eine Flucht, oder ein Kampf unterbrochen wurde und ein Unfall konnte nicht verhindert werden. Das ist ein Ereignistrauma Viele Kinder erleben aber in ihrer Kindheit und in ihrem Heranwachsen nicht nur ein einzelnes Trauma, sondern viele, viele, viele kleine, aber nicht weniger schlimme Entwicklungstraumen.
Du siehst hier das Bild von dem Eltern–Drama– Dreieck. Dieses Bild vermittelt ganz deutlich, warum Kinder sich nicht zu stabilen Erwachsenen entwickeln.
Du siehst hier drei große Schwerpunkte, die in unterschiedlicher Stärke – manchmal leider auch gleichzeitig – die normale Entwicklung des Kindes stören:
Es ist, als wenn man mit einem Lineal immer und immer wieder auf die gleiche Stelle der Haut schlagen würde. Am Anfang sieht man keine Verletzung, vielleicht nur die Rötung. Mit der Zeit kommt aber nicht nur eine Rötung, sondern eine deutliche Verfärbung und ein Abplatzen der Haut hinzu. Keine Haut kann das ständige Schlagen mit einem Gegenstand, wenn auch einem flachen Gegenstand, aushalten! Aus diesem Grunde entsteht ein Trauma, eine Handlungsohnmacht, die wiederum von dem Kind dann abgespalten werden muss …
Folgendes Bild möchte ich verwenden, um zu zeigen, dass es überhaupt nichts Kompliziertes ist, eine Persönlichkeitsstörung zu behandeln: Wenn wir akzeptieren, dass eine Persönlichkeitsstörung eine Entwicklungsstörung ist, dann können wir uns in aller Ruhe einmal dem britischen Psychoanalytiker Wilfried Ruprecht Bion zuwenden.
Dieser geniale Psychoanalytiker kreierte das Wort Containing. Containing wird in der Psychologie als ein Vorgang bezeichnet in dem
Meine zwei Lieblingsbeispiele sind ein Kind, das sich beim Spielen verletzt und dann von der Mama getröstet wird. Die Mutter macht das Knie oder die Wunde nicht heil! Die Heilung findet durch die Natur selber statt… Jedoch wird das belastende Gefühl dadurch in etwas Erträgliches umgewandelt. Es wird mütterliche Wärme, Nähe und Geborgenheit erzeugt. Den Rest macht die Natur.
Das zweite und sehr bewegende Beispiel ist ein Film von Roberto Benini: „Das Leben ist schön“. Eine jüdische Familie wird im zweiten Weltkrieg ins Konzentrationslager verschleppt. Der Vater, Guido und sein Sohn Giosue kommen ins Konzentrationslager. Die Mutter lässt sich freiwillig in das Lager bringen, um der Familie so nah wie möglich zu sein. Der Vater erzählt seinem Sohn, dass der Aufenthalt hier ein kompliziertes Spiel sei, dessen Regeln sie genau einhalten müssen, um am Ende als Sieger einen echten Panzer zu gewinnen. Der Vater versucht alles ihm Mögliche um seinem Sohn, den Aufenthalt im Lager so angenehm wie möglich zu gestalten und die Fassade der Täuschung aufrecht zu halten. Leider stirbt der Vater am Ende trotzdem. Jedoch kann der kleine Junge ohne ein Trauma das Lager verlassen, weil ihm sein Vater eine erträgliche Geschichte, der unerträglichen Realität entgegengesetzt hat.
👉 Was also ist mein Rat für die Therapie von Persönlichkeitsstörung?
Wie in der Kindererziehung muss dem Erwachsenen, der viele Störungen in der Kindheit über sich hat ergehen lassen, eine Möglichkeit der Nachreifung gegeben werden. Auch bei ihm muss ein auf das Erwachsenenalter angepasstes Containing geschenkt und Schutz-Grenzen gesetzt werden. Wie das genau gehen könnte, zeigt zum Beispiel die Dialektisch–Behaviorale–Therapie, was aber in diesem Beitrag nicht das zentrale Thema ist.
Eine Persönlichkeitsstörung ist eine Entwicklungsstörung. Kein Kind kommt mit einer Persönlichkeitsstörung auf die Welt, denn die Persönlichkeit muss sich erst aus dem angeborenen Temperament und den erlernten Charakter zu einer Persönlichkeit bilden. Eine Persönlichkeitsstörung ist das Ergebnis von einer gestörten Erziehung und einer gestörten Entwicklung! Nicht das Kind hat die Schuld!
Aber je älter ein Mensch wird, desto mehr Verantwortung hat er, wenn er erkennt, dass in seiner Kindheit etwas schiefgelaufen ist. Die alleinige Schuld bei den Eltern zu suchen, ist zwar einfach, aber führt nicht zum Ziel! Genauso wie wir uns für einen Beruf bewerben, müssen wir uns auch für das Leben bewerben! d.h., dass auch ein Erwachsener, mit einer Persönlichkeitsstörung hat eine Verpflichtung zur Mitarbeit in einer Therapie.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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