Es war wirklich ein langer, harter und auch sehr steiniger Weg den die Persönlichkeitsstörung hinter sich gebracht hat.
Mit Sicherheit gab es schon immer Menschen mit diesem Störungsbild.
Jedoch ist unsere aktuelle Zeit ganz besonders hiervon betroffen.
Die Suche nach ErklĂ€rungen, Einkategorisierungen und nicht zuletzt nach den wirksamen Therapien, lĂ€sst sich sehr gut in Verbindung mit âBorderline in der Literaturâ beschreiben.
Seine Beobachtung in der Klinik beschreibt der Berliner Oppenheim in seinem Buch âdie traumatischen Neurosenâ (1889):
Oppenheim damals einer der angesehensten Neurologen seiner Zeit.Warum hatte er aber keine fĂŒhrende akademische Position? Wahrscheinlich wegen des damaligen Antisemitismus. Er war Sohn eines Rabbiners in der Synagogengemainde Warburg.
Er war der BegrĂŒnder des Konzeptes der traumatischen Neurose â und mit dieser war er seiner damaligen Zeit um Galaxien voraus. In seinem Werk berichtet er von einem sehr interessanten Fall. Und wenn man sich diesen so vornimmt, dann spĂŒrt geradezu die ganze Tragik eines BorderlinersâŠÂ Er beschreibt den Fall nach Ursache / Symptome / Verlauf inkl. âOPÂŽsâ und spĂŒre einmal die Holflosigkeit als dieses Symptombild zum ersten Mal klar beschrieben wird:
Ursache: Fall auf ebener Erde auf die linke KörperhĂ€lfte. Stammt aus VerwandtschaftseheâŠ
Symptome:
Verlauf: Besserung der LĂ€hmungserscheinungen nach Exzision (Entfernen von Gewebe) kleinerer MuskelstĂŒckchen von den linken ExtremitĂ€ten.
Zu der Person: DienstmĂ€dchen, 30 Jahre alt, aufgenommen den 7. August 1886. Am 14.07.1887 Exstirpatzion (ein völliges Entfernen) eines kleinen MuskelstĂŒckes aus dem linken Bizeps. Operation fast wie am Kadaver, weil nicht die geringste Empfindung und nur eine minimale Blutung eintratâŠÂ Wenige Tage darauf bessert sich die Beweglichkeit des linken Arms bedeutend, worauf Patientin selbst aufmerksam macht.
Am 22.07. (also 8 Tage spĂ€ter) wurde dann in derselben Weise aus dem Musculus tibialis anterior (Ein Muskel aus der Gruppe der Unterschenkelmuskulatur) ein kleines StĂŒckchen entfernt mit dem Erfolg, dass sich die GehfĂ€higkeit von Tag zu Tag besserte. Im September neue Operation am Bein. Auch darauf wiederum Besserung, so dass sie bald darauf Arm und Bein ziemlich frei bewegen konnte.â
Wegen dieser klinischen Beobachtungen nahm Hermann Oppenheim in sein Buch ĂŒber Trauma-Therapien dann  folgendes auf: âin Zweifeln, in welchem eine funktionelle Hemiphlegie (halbseitige LĂ€hmung) bestand, sah ich nach der aus einem diagnostischen Grunde vorgenommenen Entfernung kleiner MuskelstĂŒcke eine auffallende Besserung der Beweglichkeit eintreten.â Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein âSchneidenâ ohne Grund und Veranlassung als Besserungsgrundlage fĂŒr solch ein komplexes Syndrom dokumentiert.
Dies war schon mal ein erster Meilenstein in der medizinischen Wissenschaft.
Artefakte sind bewusste aber heimlich verursachte Handlungen
In Abgrenzung dazu die Para Artefakte:Â Para-Artefakte sind offen selbstverletzendes VerhaltenÂ
Im seinem 2. Kapitel aus seinem Werk âArtefakte der Hautâ streift Julius Mayr die offene Selbstverletzung, die Para-Artefakte nur kurz, da in seinem Buch ein ganz anderes Thema mehr im Vordergrund steht, nĂ€mlich die TĂ€uschung und die Simulation also die Artefakte.
Er schreibt aber zum Thema Selbstverletzung (ich zitiere in etwas freieren Worten): âMan muss verlangen, dass von Anfang an, an die Möglichkeit einer SelbstverstĂŒmmelung – bei einem auch nur einigermaĂen unklaren Krankheitsbild – gedacht werden und diese mit allen Mitteln untersucht werden muss.
Hierzu gehört eine eingehende Anamnese, besonders in die Richtung, wodurch diese Erkrankung dem Patienten einen Vorteil bietet. Denn der Beweggrund zu SelbstverstĂŒmmelungen ist immer in dem damit verbundenen Nutzen zu suchen. Dieser Vorteil kann sowohl auf materiellem als auch psychischen Gebiet liegen
Auch wenn dies von AuĂen / also der beobachtenden Umgebung als hoch problematisch angesehen wird ⊠das Motiv dafĂŒr ist immer der subjektive Vorteil.
Wenn wir also so intensiv auf die Bedeutung der SelbstverstĂŒmmelung hinweisen, so wollen wir damit den Kranken nicht als einen groĂen BetrĂŒger hinstellen… Denn je mehr in Propaganda und Gesetzgebung Wert auf gesundheitliche Auslese gelegt wird, desto stĂ€rker schleichen sich neben den Simulationen von guten Eigenschaften auch die Dissimulationen ein.
Auch diese andere Seite, der Betrug mit dem anderen Vorzeichen, muss gesehen werden. Auch er besteht ja letzten Endes in dem Versuch, sich durch gesundheitliche âSchiebungenâ einen Vorteil zu verschaffen, genau wie die Anderen.
FĂŒr eine sehr lange Zeit, ĂŒber Jahrzehnte hinweg, hatte das 1938 erschienene Buch von Menninger âMan against himselfâ wohl den gröĂten Einfluss. Hier fast Menninger das selbstverletzende Verhalten folgendermaĂen zusammen:
Aus den Studien ergibt sich, dass die SelbstverstĂŒmmelung der Gewinn aus einem Konflikt ist zwischen Den vom ĂberâIch geförderten aggressiv â zerstörerischen Impulsen und dem Willen, zu leben (und zu lieben) Wobei eine teilweise Selbstzerstörung dem Zweck dient, unwiderstehliche Triebe zu befriedigen und gleichzeitig deren erwarteten Folgen aus dem Weg zu gehen. Auf alle FĂ€lle aber ist diese SelbstverstĂŒmmelung, trotzdem sie einem âgemĂ€Ăigten Selbstmordesâ Ă€hnelt, viel eher ein Kompromiss, um eine totale Vernichtung d.h. den Suizid zu vermeiden. Vielmehr ist sie ein Sieg des Lebenstriebes ĂŒber den Todestrieb.
Karl Menninger verstand selbstverletzendes Verhalten also eine neurotische Kompromiss-Bildung und betonte den selbstschĂŒtzenden Aspekt dieser Handlung: Selbstverletzendes Verhalten ist also Suizidprophylaxe.
Armano Favazza beschrieb sehr eindrĂŒcklich fĂŒr die gesamte âPsychotherapie-Gemeindeâ den Fall der 20-jĂ€hrigen Janet: Ich beschreibe diesen wieder in eigenen Worten
Janet war voller Narben und ca. einmal pro Woche in die Notfallambulanz, um ihre Schnitte versorgen zu lassen.Â
Drei Jahren lang hatte sie verschiedene Psychiatern und Psychologen kontaktiert und war 6x wegen selbstverletzendem Verhaltens und einmal wegen Anorexie stationÀr behandelt worden.
Die Ărzte diagnostizierten unter anderem Schizophrenie, manisch-depressive Psychose, Anpassungsstörung und auch BorderlineâPersönlichkeitsstörung.
Aus der Anamnese (das ist immer die Vorgeschichte einer Krankheit) wurde bekannt,  dass auch der Vater mehrfach wegen wiederkehrenden schweren Depressionen im Krankenhaus war. Janet selber schnitt sich zum ersten Mal mit 16 Jahren. Dies tat sie aus Hilflosigkeit, weil Sie selber depressiven GefĂŒhle und die wiederholten Suizidversuche ihres Vaters nicht beenden konnte.
Sie lernte sehr schnell, dass selbstverletzendes Verhalten ihr half, sich besser zu fĂŒhlen:
Janet lebte spĂ€ter mit einem Mann zusammen, der den gleichen Vornamen und das gleiche Alter hatte wie ihr Vater. Je intensiver ihr Seelenleben erforscht wurde, umso hĂ€ufiger und heftiger Schnitt sie sich. In der intensivsten Phase schnitt sie sich 2-3 mal pro Woche und gerĂ€t immer mehr auĂer Kontrolle.
Zu allem Ăberfluss hatte sie dann noch im Krankenhaus weitere Patienten mit selbstverletzenden Verhalten kennengelernt und mit ihnen Freundschaften geschlossen. Dadurch wurde leider ziemlich schnell die Grundlage fĂŒr eine lĂ€ngere stationĂ€re Behandlung entzogen. Deshalb wurde eine stationĂ€re Behandlung erst mal auf sechs Wochen mit ihr verabredet. Janet stimmte auch zu, wĂ€hrend dieser Zeit ihre PrivatsphĂ€re aufzugeben.
Und nicht zuletzt wurde dann auch mit dem Pflegepersonal eine deutlich intensivere Zusammenarbeit als ânormalâ vereinbart:Â Eine Krankenschwester ĂŒberwachte sie 24/7. Und Beruhigungsmittel waren bei Bedarf stets zur VerfĂŒgung.
Wie sah denn jetzt die eigentliche Therapie aus? Und das war wirklich etwas ganz Neues: In der Einzeltherapie wurde Janet jetzt aufgefordert, ihr selbstverletzendes Ritual imaginativ (in einer Art vorgestelltes Bild) in Anwesenheit des Therapeuten durchzufĂŒhren. An dem Moment, in welchem sie sich dann schneiden wollte, Dr. Favazza dann massiv ein: âStop! Sie werden sich nicht selbst schneiden! Sie sind unter Kontrolle!âNatĂŒrlich kam es auch einmal zu einer heftigen Abreaktion.
Was aber war der Nutzen dieser bildhaften Therapie?
Janet konnte ihr selbstverletzendes Verhalten langsam aber sicher immer besser kontrollieren. Das imaginieren gab ihre sowohl eine âBefriedigungâ als auch eine Handlungskompetenz diese in der RealitĂ€t nicht mehr ausfĂŒhren zu mĂŒssen!!!
Mit der Zeit wurde immer deutlicher, dass die Beziehung zum depressiven Vater sehr stark sexualisiert war. Bei seinen Besuchen wĂ€hrend der Therapie ritzte er die Initialen von sich und seiner in eine Holzbank. Er kĂŒsste sie wie eine Geliebte und nicht wie seine Tochter.
Das war ein wichtiger Aspekt in der Leidensgeschichte von Janet: Diese stÀndig sexualisierten Aspekte der Liebe zu ihrem Vater brachten sie permanent in starke innere Konflikte.
Wenn man all die bisherigen psychoanalytischen Denkmuster und Arbeitshypothesen fĂŒr selbstverletzendes Verhalten zusammenfasst, dann fĂ€llt einem auf, das in Bezug auf die Wichtigkeit von selbst verletzenden Verhalten immer eine recht groĂe Diskrepanz herrschte. Aber interessanterweise bezĂŒglich der Vorstufen und VorlĂ€ufer dieses Verhaltens wiederum groĂe Ăbereinstimmung.
Das sehr unterschiedliche Verhalten der Patienten wurde beschrieben als
Das alles sind wirklich Verhaltensweisen die sich sehr stark voneinander unterscheiden. Wollte man sie ĂŒberhaupt ein wenig kategorisieren dann könnte man die 4 Oberthemen Wut, Aggressionen, SexualitĂ€t und Körperbild hierfĂŒr nehmen
Es gibt aber auch Bereiche, wo die Forscher schon sehr schnell viele Ăbereinstimmungen sahen: Ganz besonders in der Abfolge der Ereignisse, die am Ende in der Selbstverletzung ihren traurigen Höhepunkt finden. Allen Forschern gemein ist die Erkenntnis, dass Verlust und Separation (die Trennung) der alles entscheidende Auslöser von selbstverletzenden Verhalten ist.
Im Jahre 1987 hatte Ulrich Sachsse die immer deutlicher werdende Thematik in 4 Kategorien eingeteilt:Selbstverletzendes Verhalten sollte
Das selbstverletzende Verhalten zeigt das VerhĂ€ltnis des Patienten zum eigenen Körper auf eine sehr drastische Art und Weise. Dieses âKörper-VerhĂ€ltnisâ bleibt von den beiden Extrem-Polen: Spaltung und Verschmelzung bestimmt. Die Patienten erwarten vom ihrem eigenen Körper, dass er absolut störungsfrei und perfekt funktioniert. Der eigene Körper wird nicht als ein Teil des Ichs erlebt, welche auch Pflege und FĂŒrsorge benötigt.
Vielmehr wird er als etwas angesehen, der entweder nur ein narzisstisches Gleichgewicht auszustrahlen hat (ich muss perfekt schön sein) oder zumindest spannungsâ oder empfindungsfrei funktionieren (!) muss. Macht der Körper das nicht, reagieren die Patienten auf ihn wie eine völlig ĂŒberforderte MĂŒtter mit einem schreienden SĂ€ugling: Sie schlagen zu… Diese Form der Selbstverletzung kann man auch als Wiederholung einer frĂŒheren Kindesmisshandlung ansehen.
WĂ€hrend das Innere des Körpers mit all seinen Organen als Ursache fĂŒr Unlust und all die schlechten GefĂŒhle und Affekte und nicht als Teil des eigenen âSelbstâ betrachtet wird, dienen die Haut und das Blut dem Borderliner als Ăbergangsobjekt.
Die eigene Haut ist fĂŒr ihn wie ein beliebig verfĂŒgbares Objekt, vergleichbar mit der Flasche Alkohol fĂŒr einen Suchtkranken oder fĂŒr andere ein Medikament. Die Patienten bleiben auf einer frĂŒhen Stufe der Reifeentwicklung buchstĂ€blich stecken.
Folgende Ereignisse fĂŒhren zu solch einer Ăberlastung und Blockade der Reifeentwicklung:
â Hierdurch entstehen dann auch die fĂŒr AuĂenstehende so nicht ganz begreiflichen WidersprĂŒche:
Bei einer beim ersten Blick doch so kompetenten und lebenstĂŒchtigen Person findet sich auf einmal ein archaisches, primitives Verhalten, dass man sonst doch nur von einem schwer psychotischen oder einer âweniger intelligenten (Oligophrenen) Menschen her kennt.
Denken wir immer daran: Durch die Parentifizierung in Form einer frĂŒhen Ăbertragung von Verantwortlichkeiten in der Familie sowie ihrer Flucht in die Autarkie haben diese Menschen sehr viele viele FĂ€higkeiten (praktische und intellektuelle) erworben, die sie fĂŒr andere perfekt ⊠fĂŒr sich selbst aber leider nie fĂŒrsorglich einsetzen können.
Kommen zu dieser frĂŒhen Ăberlastung auch noch Traumatisierungen wie sexualisierte und physische Gewalt hinzu, wirkt das dann wie âein Schlag immer in die Wunde â auf die gleiche Stelleâ. Besonders bei Inzest, aber auch allgemein bei Vergewaltigungen werden diese in der Regel dann unreif und depressiv verarbeitet. Die Folge ist dann ein Selbsthass, weil der Betroffene sich mitschuldig fĂŒhlt.
Noch gravierender ist es, bei einem Tod eines Elternteiles, egal ob Suizid oder durch einen Unfall. Auch hier fĂŒhlt das Kind hĂ€ufig eine Mitschuld aufkommen die es in seiner Entwicklung stoppt. Die Folgen von Traumatischen Ereignissen werden umso schwerer, Je mehr der traumatisierte sich mitschuldig fĂŒhlt oder vielleicht sogar mitschuldig ist.
Der Faktor Realtraumatisierungen als der wesentliche Faktor fĂŒr die Entstehung schwerer seelische Erkrankungen und auch Persönlichkeitsstörungen mit all seinen Abwehrreaktionen wie z.B. die VerdrĂ€ngung.
Da wir uns in einem Zeitalter der Traumatisierungen befinden, befinden wir uns logischerweise auch in einem Zeitalter der Persönlichkeitsstörungen!
Sie mĂŒssen sich mit den Folgen ihres Denkens und Handelns selber auseinandersetzen und können dieses nicht mehr können als einen âAuĂenfeindâ, etwa eine Schulschwester, die sie bekĂ€mpfen oder der sie sich unterwerfen können projizieren / ĂŒbertragen.
âFace the Factsâ bedeutet dann nicht selten â ich beginne mit dem SVV. Ich kann es nicht mehr im AuĂen abhandeln, also muss mein Inneres dafĂŒr herhaltenâŠÂ
4.1. FĂŒr einige Jahre versuchte man, selbstverletzendes Verhalten wegen seiner IntensitĂ€t und massiven Auswirkung auf den Menschen als eigenstĂ€ndiges Syndrom anzusehen und in den ICD oder DSM aufzunehmen. Studien aus dem Jahre 1960 zeigten, dass bei stationĂ€r behandelten Patienten das selbstverletzende Verhalten immer mehr zunahm zunahm.
4.2. 1967 kam dann die Lehrmeinung auf, dass Patienten, welche sich immer wieder in ihr Handgelenk schnitten (âWrist Cutter) wohl die neuen chronischen Patienten in psychiatrischen Kliniken seien und damit kĂŒnftig die Schizophrenen Patienten ablösen wĂŒrden. Diese sich immer wieder wiederholende Selbstverletzung der Patienten ist ein PhĂ€nomen, welches man ganz klar von suizidalem Verhalten unterscheiden muss. Â
Es musste damals und auch heute als eigenstĂ€ndiges Syndrom angesehen werden. Damals gab man ihm dann den Namen âSyndrom of the wrist cutterâ. Aufgrund einer Studie an sich schneidenden Patienten fing man an, die typische Wrist-Cutter-Persönlichkeit zu beschreiben:
Man suchte also âFrau Mustermannâ die sich hĂ€ufig schneidet. Da es keine Frau Mustermann in der RealitĂ€t gibt, hat man auch hier nur ein âAnnĂ€herungsbildâ beschreiben können:
Das typische Muster war
4.3. Mit der Zeit entwickelte sich dann die Bezeichung âSyndrome of delicate self-cuttingâ Oder auch einfach nur âwrist-slasherâ.
Und 1979 fĂŒhrte man In England nach einer groĂen epidemiologischen Studie den Begriff ânon-fatal deliberate self-harm (DSH) ein.
Dieser Begriff hat eine deutlich breitere Beschreibung des selbstverletzenden Verhaltens denn er schlieĂt auch
1983 schaffte es dieser Begriff dann auch in den USA FuĂ zu fassen. Dort wurde er dann sehr viel enger definiert und man konnte ihn durch diese Abgrenzungen dann fĂŒr den DSM vorschlagen.
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders⊠âdiagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungenâ) ist ein Klassifikationssystem der Psychiatrie. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Definition und Diagnostik von psychischen Erkrankungen.
4.4. Kommen wir noch einmal zu Armando Farvazza zurĂŒck. Er ist wohl der (!) Pionier in Sachen SVV und deren Studien der aktuellen Neuzeit. Er hat sehr viele eigene Untersuchungen durchgefĂŒhrt und macht sich ĂŒber viele Jahre immer wieder Gedanken darĂŒber, was die Ursache das alles hat und welche Behandlung bei SVV am besten angezeigt sei.
1989 kam er dann zu der persönlichen Ăberzeugung, dass ein charakteristisches / symptomatisches DSH â Karankheitsmuster existiert.
Seine Kennzeichen sind:
Armano Favazza machte sich stark dafĂŒr, dass dieses DSH-Krankheitsmuster – dem er interessanterweise in seinen spĂ€teren Arbeiten einen anderen Namen gab âRepetitive Self-Mutilation-Syndromeâ (Das sich wiederholende SelbstverstĂŒmmelungs-Muster) –  in den amerikanischen Katalog von Krankheiten â den DSM – aufzunehmen und zwar unter dem Begriff: âStörung der Impulskontrolleâ. Er hat sich stets sehr deutlich gegen eine Unterordnung unter die PhĂ€nomene der BorderlineâPersönlichkeitsstörung ausgesprochen.
4.5. Aufnahme in den DSM 1980 war das groĂe Jahr⊠Nun wurde Borderline als eigenstĂ€ndige und klar definierbare Diagnose in das DSM-3 aufgenommen. Das selbstverletzende Verhalten gehörte als wichtiges Kriterium von Anfang an mit dazu.
Es hatte sogar eine gewisse Sonderstellung, weil es fĂŒr sich betrachtet besonders deutlich und nachhaltig Borderline von anderen Störungen z.B. Narzissmus abgrenzte.
Der SchlĂŒsselsatz war seitdem:
Die vielen Untersuchungen rund um den Bereich Trauma und Borderline haben immer wieder einen deutlichen Zusammenhang erkennen lassen. Francine Shapiro war wie Farvazzo eine Pionierin auf diesem Forschungsgebiet. 1987 zeigt Sie diesen entscheidenden Zusammenhang zwischen gewaltsamen Inzest und selbstverletzenden Verhalten mit als erste sehr deutlich auf.
In den endlich immer zahlreicher werdenden Untersuchungen wurde erkannt, dass sexualisierte und physische Misshandlung in der Kindheit hochsignifikante Marker / Ursachen fĂŒr selbstverletzendes Verhalten, Selbstmordversuche und DissoziativitĂ€t.
Bei einer Untersuchung von Krankenakten vieler Borderline-Patienten mit SVV fanden sich bei 74 % der Menschen mindestens eine schwerwiegende Traumatisierung:
Der Zusammenhang zwischen dem SVV und Traumen aus der frĂŒhesten Kindheit wird â so denke ich – immer offensichtlicher.Â
Neuere Studien zeigen aber noch etwas auf: Sie zeigen, dass nur einige wenige Formen des SVV ganz konkret mit Missbrauch in der Kindheit in Verbindung stehen⊠dafĂŒr aber sehr deutlich:
zum Beispiel impulsives selbstverletzendes Verhalten,
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂŒber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer hĂ€ufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur ĂŒber Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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Ein Buch, das praxistauglicher kaum sein kann. Persönlichkeitsstörungen sind aufgrund der InstabilitĂ€t an KomplexitĂ€t praktisch nicht zu ĂŒberbieten. Darum machen viele Psychotherapeuten auch einen Bogen um die Therapie hiervon Betroffener. Nicht so der Psychiater Jerold Kreisman der sein Leben der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung gewidmet hat. Das Lesen dieses Buches hat mich zu meiner U.M.W.E.G. inspiriert.Â
Aufgrund der vielen PraxisfĂ€lle kann man die Affekte und Symptome besser verstehen. Die vielen Tipps fĂŒr den Umgang mit den Betroffenen sind eine echte Hilfe und nehmen einem die Wut und Aggressionen, die oft im Kontakt mit dieser Krankheit entstehen und erzeugen vielmehr VerstĂ€ndnis und MitgefĂŒhl.Â