Es ist sehr wichtig zwischen einer Borderline – Persönlichkeitsstörung und einer posttraumatischen Belastungsstörung zu unterscheiden. Denn, was heute fast schon zur Normalität gehört war vor Drei Jahrzehnten ganz und gar nicht die Regel. Denn Anfang der 1990er Jahre gab es noch eine Bewegung, welche die Borderline – Persönlichkeitsstörung nicht als eine eigene bestimmbare Krankheit verstand. Man meinte damals, dass es sich hierbei eher um eine falsch diagnostizierte Form – praktisch einer „mutierten“ posttraumatischen Belastungsstörung – handelt.
Aber mit der Zeit hat man dann immer mehr Daten gesammelt und erkannt, dass
Wieso gab und gibt es also bei den Borderline–Diagnostizierten eine nicht wegzuleugnende sehr große Menge an Personen, die keine schweren Missbrauchserfahrungen erleiden mussten?
Ein Grund für diesen Widerspruch mag sein,
Typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörungen treten innerhalb der ersten sechs Monate nach dem traumatischen Ereignis auf und können 2-3 Jahre andauern. Diese typischen Symptome können zum Beispiel sein:
Die Anzeichen einer strukturierten Persönlichkeitsstörung – welche aus einem Trauma oder aus einer Mischung von Persönlichkeits-Eigenschaft und traumatischem Erleben entstehen kann sind folgende:
Es ist das Ausbilden weiterer Symptome, viele Jahre nach (!) dem tatsächlichen Trauma welches tatsächlich aber auch angenommener Weise stattgefunden hat, wie zum Beispiel:
Warum ist eine Unterscheidung zwischen einer Borderline – Persönlichkeitsstörung und einer posttraumatischen Belastungsstörung denn überhaupt so wichtig? Wenn beide so eng mit Traumen in Verbindung stehen, könnte die Behandlung doch gleich sein?!
Die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung erfordert ein traumatherapeutisches Handeln um in einem kontrollierten Rahmen die erlebte traumatische Erfahrung abgesichert und kontrolliert wieder zu erleben und durchzuarbeiten. Das alles geschieht in einem sicheren und Halt gebenden therapeutischen Rahmen – in einer vertrauten Beziehung mit einem speziell hierfür geschulten Therapeuten.
Handelt es sich aber um traumatische Erfahrungen der eine Persönlichkeitsstörung zugrunde liegt, so zeigt sich der durch das Trauma angetriggerte (also ausgelöste) Konflikt normalerweise in Form einer unbewussten Identifizierung (!) mit der traumatischen Beziehung. D.h. er identifiziert sich unbewusst sowohl mit Opfer und Täter des Traumas gleichermaßen.
Die Therapie solch einer Identifizierung ist ganz anders als ein Durchleben einer posttraumatische Belastungsstörung. Die Therapie bestünde in dem Bewusstmachen und in dem Auflösen dieser doppelten Identifizierung – am besten durch eine Übertragungsanalyse.
Die Therapie, welche sich hierfür besonders gut eignet ist die TFP-Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie. TPF = Transference-focused Psychotherapy
Vielleicht mal etwas einfacher:
Ein kleines Baby sieht die Mama, wenn die Mama weg ist hat es vergessen, dass es eine Mama hat und glaubt es wird sterben. Nun hat es Angst um sein Leben, da es ja keine eigenen Handlungsalternativen hat.
Ein Borderline–Patient hat genau dieses Problem: Er kann nur zwischen Verschmelzung und ohnmächtiger Hilflosigkeit wählen. In seiner ohnmächtigen Hilflosigkeit verhält er sich dann wie ein kleines Baby welches die dyadische Nähe und Intensität der ersten Bindung mit der Mutter niemals gelernt hat und sich darum genauso wie ein Baby verhält. Als Erwachsener ist dies aber ein Zeichen von einer unsicheren Persönlichkeit und zeigt sich durch Widersprüchlichkeit und Uneindeutigkeit.
Aus diesem Grund, heraus ist das erste Ziel der Behandlung der TFP die Schaffung für mehr Bindungssicherheit. Auf die TFP (die übertragungsfokussierte Psychotherapie) werde ich in einem gesonderten Beitrag einmal in Ruhe eingehen.
Borderline ist die Königsdisziplin in den zu behandelnden Störungsbildern. Dieses Buch befasst sich nicht mit einer Therapie zu Hause, in der Praxis, sondern in einem klinischen Umfeld. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist ein psychodynamisches Verfahren, dass die Beziehungs- und Identitätsstörung von Borderliner ganz in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Ihren Ursprung hat sie in der Objektbeziehungstheorie, die davon ausgeht, dass die Schwierigkeiten bei Persönlichkeitsstörungen auf nicht integrierte Persönlichkeitsanteile zurückzuführen sind. Darum müssen diese durch eine Therapie aktiviert und in das Handeln integriert werden.
Dieses Buch befasst sich ausführlich mit Diagnostik, Therapievereinbarungen, Behandlungsphasen, Therapiefokus und Arbeiten im interdisziplinären Team. Ein tolles Werk für jeden Facharzt.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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