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Transaktionsanalyse

Spiele der Kommunikation

6.6 „Blöd“ – Ich bin gerne das “Opfer”

Transaktionsanalyse - Spiele der Kommunikation - Blöd 6.6. Ich bin gerne das dumme OpferDiesem Spiel wird leider nicht die notwendige Aufmerksamkeit zugewandt die ihm eigentlich in unserer Gesellschaft zu stehen müsste. Ich bin mir sicher, dass du bei einer näheren Betrachtung dieses Spieles zu dem gleichen Ergebnis kommen wirst wie ich das dieses Spiel praktisch überall um uns herum gespielt wird, und die Ratlosigkeit bei den Menschen immer größer wird, je länger sie mit diesen Spielern Gemeinschaft haben.

Aber schauen wir uns das alles einmal konkreter an. Das Spiel heißt „blöd“. In einem ganzen Satz würde die harte Spielthese lauten: „Dann bin ich halt der/die Doofe.“ In einer milderen Variante könnte die These lauten: „Komm, wir lachen über meine Fehler und meine eigene Dummheit.“ 

Bitte verwechselt dies jetzt nicht mit der sehr wertvollen Eigenschaft der Sozialkompetenz. Sozialkompetenz ist eine Eigenschaft die zum Tragen kommt, wenn eine Situation nicht gewollt war aber trotzdem entsteht:

Stell dir vor, jemand verschüttet aus Versehen ein Glas Wasser über deine Kleidung. Vielleicht nehme dafür ein Glas Wein und es ist dann so groß, dass jeder es sieht und vielleicht denkt sogar jemand, du hättest dir in die Hose gemacht.

Mit einer starken Sozialkompetenz würde man daraus kein Drama machen und mitlachen. Die Umgebung wird ja sowieso darüber lachen.

Und wenn du mit der Umgebung gemeinsam lachst wird aus dem Fehler/ dem Drama plötzlich eine lustige Geschichte über die mit Sicherheit noch sehr lange Sprüche gerissen werden. Humor verbindet und schafft gemeinsame Erinnerungen fürs Leben.

Transaktionsanalyse - Spiele der Kommunikation - Blöd 6.6. Ich bin gerne das dumme Opfer
Transaktionsanalyse - Spiele der Kommunikation - Blöd 6.6. Ich bin gerne das dumme Opfer

Bei unserem heutigen Spiel ist es jedoch anders! In dem Spiel werden Situation geradezu herbeigeführt um auf dem Höhepunkt der Situation dann sagen zu können: „Siehst du, ich bin halt blöd und das kann man nicht ändern. Du kannst mich also weiter übers Ohr hauen.“

Dieses Spiel wird sehr häufig von Menschen mit einer starken Persönlichkeits-Störung gespielt, die dieses Spiel dann auf eine schwermütige und resignierte Art und Weise spielen. Wir können es auch eine depressive Position nennen, aus der dieses Spiel heraus gespielt wird.

Man könnte dies alles aber auch schnell mit dem Spiel Schlemihl (3.3) verwechseln. Der Unterschied zu dem Spiel Schlemihl war, aber das dort mit der Unbeholfenheit eine „Bitte um Verzeihung“ verbunden war. Der Spieler Schlemihl hat ganz aktiv Grenzen überschritten (war übergriffig) in denen er keine Bestrafung erwartete weil er sich ja sofort entschuldigt hat.

Unser Spiel heute heißt aber nicht Schlemihl, sondern „Blöd“. Der Spieler „Blöd“ möchte sein Gegenüber dazu veranlassen ihn (!) Blöd zu nennen oder sich so zu verhalten als ob er blöd sei. Er bittet aber nicht wie beim Schlemihl um Verzeihung denn eine Verzeihung wäre ja genau das Gegenteil von dem was er mit seiner Position erreichen möchte. 

Was für einen Nutzen möchte er denn erreichen?

Was für einen Vorteil hat er, wenn er sich als „blöd“ darstellt?

      • Je weniger er lernt und weiß, umso erfolgreicher wird sein Spiel.
      • Er braucht sich in der Schule oder auf der Arbeit dann immer nur auf das Nötigste beschränken.
      • Er kann alles unterlassen was ihn irgendwie vorwärtsbringen würde.

Seit Beginn seines Lebens weiß er, dass alle mit ihm zufrieden sind, solange er sich einfach so verhält, wie er sich immer verhält – nämlich „blöd“. Er oder sie erarbeitet sich mit dieser Haltung praktisch seine eigene Überlebensstrategie. Von ihm wird nicht viel verlangt. Und wenn es dann doch mal „hart auf hart“ kommt und er deutlich mehr leisten muss – und es auch tut – dann ist die Umgebung total erstaunt, dass er in Wirklichkeit gar nicht so blöd ist wie man angenommen hat

Die Antithese/wie kommt man aus dem Spiel wieder heraus?

Um diese Frage besser zu beantworten sollten wir erst mal zwischen einer milden Form des Spieles und einer depressiven Variante unterscheiden.

      • Die milde Spielform

In den milden Spielform ist die Antithese ganz und gar simpel.

      1. als Außenstehender auf keinem Fall mitspielen!
      2. Über die Unbeholfenheit nicht mitlachen
      3. Auf gar keinen Fall über ihn lästern!

Wenn man sich als Außenstehender so verhält, dann wird der Spieler mit seinem Spiel recht schnell damit aufhören und ihr könnt miteinander ein gutes Team werden.

      • Leider wird dieses Spiel sehr häufig von manisch – depressive Personen gespielt. 

Vielleicht denkst du hier sofort an die Bipolarität welche in dem ICD 10 unter F.31 abgehandelt wird. Ich selber aber denke eher an eine andere Störung und zwar mit der Bezeichnung F34.0. Wir kennen sie unter Zyklothymia. Ganz platt und einfach ausgedrückt ist es eine bipolar affektive Störung in stark abgeschwächter Form.

Zyklothymia wird oft mit Zyklothymie verwechselt. Zyklothymie war die alte Bezeichnung einer bipolaren affektiven Störung. Wir sprechen hier aber ganz bewusst von einer Zyklothymia welche die abgeschwächte Form einer bipolaren affektiven Störung bezeichnet. Und diese Zyklothymia finden wir sehr häufig in unserer Gesellschaft vor. Sie wird auch zu den anhaltenden, chronisch affektiven Störungen gerechnet.

Jemand mit einer Zyklothymia neigt sehr häufig zu diesem Spiel „Ich bin ja blöd“. Und die zwei Gesichter diese Störungsbildes welche man als Außenstehender sieht, machen ein gleichmäßiges Verhalten dieser Person gegenüber extrem schwer.

Ist die Person gerade in einer euphorischen Stimmung und spielt das Spiel „Ich bin ja blöd und du sollst mit mir über mich lachen,“ dann fühlen sich die Außenstehenden schnell eingeladen (und fast auch schon gezwungen) in dieses Gelächter über sie mit einzustimmen. Der Druck ist dann wirklich so groß, dass es einem oft schwer fällt nicht (1) mitzulachen und sich in Zurückhaltung zu üben.

Warum versprüht der Spieler diese Aura? Nun, eine Zurückhaltung würde ihm jetzt ja sein Spiel verderben. Aber weder in der bipolaren Störung noch in der Zyklothymia halten die euphorischen Stimmungen dauerhaft an.

Irgendwann tritt die depressive Stimmung wieder ein. Dann erscheint das Ressentiment in brutaler Offenheit gegenüber all denen die vorher noch über diese Person gelacht haben. Es geschieht so deutlich dass, wer sich zurückgehalten hat, nun deutlich erkennt sein Zurückhalten in der euphorischen Phase richtig war.

Im Ergebnis ist er dann der einzige Mensch de der Patient noch sein in seiner Gesellschaft duldet oder mit dem er bereit ist weiterhin Kontakt zu pfelgen, wenn er wieder in seinen geschlossenen depressiven Zustand zurückfällt. Die Lacher/die früheren Freunde sind jetzt in Augen des Spielers seine Feinde. 

Transaktionsanalyse - Spiele der Kommunikation - Blöd 6.6. Ich bin gerne das dumme Opfer - Bipolar oder Zyklothymie?

Widerspruch oder Belehrung ist zwecklos

Bitte glaube mir, es ist vollkommen zwecklos, einem Spieler der das Spiel „blöd“ spielt, zu erklären oder ihn zu ermuntern diese Position zu beenden. Du musst es auch in Betracht ziehen, dass er eventuell wirklich etwas beschränkt ist und das auch selber spürt. Vielleicht hat ihn ja gerade auch dieses Gespür ganz am Anfang dazu gebracht sein Spiel überhaupt zu beginnen.

Ein Mensch ist jedoch in der Regel selten komplett blöd. Jeder Mensch von uns hat irgendwo in einem Teilgebiet seiner Persönlichkeit eine gewisse Überlegenheit die er der großen Masse gegenüber besitzt.

Ein Spieler des Spieles „blöd“ hat sich wahrscheinlich nicht zuletzt wegen seiner guten psychologischen Scharfsinnigkeit ausdrücklich für dieses Spiel entschieden. Solchen Fähigkeiten ein wenig Anerkennung zu geben ist nicht verkehrt aber man sollte es nicht übertreiben und nicht plump jemanden „generalisiert“ zu loben.

Halte dich einfach zurück und spiele auf gar keinen Fall dieses Spiel mit. Auch nicht die abgeschwächte Variante „Ich versuche nur, dir zu helfen.“ welche wir hier bereits aus dem Spiel (6.2) kennen. 

Die Antithese bei der schwermütig – resignierten Spielvariante

Zyklothymia ist die (platt ausgedrückt) abgeschwächte Form von einer bipolaren affektiven Störung. Viele Menschen um uns herum sind aber aufgrund der Umstände sehr schwermütig geworden und resignieren in ihrem Leben. Sie spielen auch das Spiel „blöd“. nicht aber um mit den anderen zusammen zu lachen.

Es ist eher ihr Wunsch, dass in ihrer Umgebung durch ihr Verhalten statt Lachen eine Hilflosigkeit bzw. eine Verbitterung ausgelöst wird.

Wenn das Ihr Ziel ist: Hilflosigkeit oder Verbitterung in der Umgebung auszulösen… was erreicht derjenige dann dadurch? Sein Ziel ist es, die Umgebung hilflos und ratlos und damit handlungsunfähig zurück zu lassen. Dann ist er (!) derjenige der besser handeln kann und gewinnt die Situation für sich.

Der Spielnutzen ist dem Spieler also immer (!)gewiss. Ein Spieler in der depressiven Variante „blöd“ gewinnt auf jeden Fall! Die Umgebung kann darauf reagieren muss es aber nicht.

Reagiert die Umgebung, dann geschieht es aus einem Gefühl der Verbitterung heraus und man neigt dazu das Spiel 3.4 warum nicht – ja aber…“ Zu spielen. Den nicht vorhandenen Nutzen habe ich bereits in dem Teil 3.4 erklärt. Wenn die Umgebung aber nicht (!) reagiert und sogar resigniert – weil sie sich hilflos fühlt – dann hat er sein Spiel wieder gewonnen.

Für diese sehr harte Form einer Spielvariante des Spieles „blöd“ gibt es praktisch kein Patentrezept außer eine Behandlung in Richtung affektiver Störung und Werte-Stabilisierung. 

Transaktionsanalyse: Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

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  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
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