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Borderline Paartherapie

Paartherapie trotz Borderline ist möglich … und genial einfach!

Stabile Partnerschaften – In Zeiten von Borderline wichtiger denn je

Borderline und andere Persönlichkeitsstörungen sind keine Krankheit. Persönlichkeitsstörungen sind eine Störung in der Bindungsreife-EntwicklungUnsere Welt wird immer instabiler – eine Krise jagt die nächste. Immer mehr Konflikte zwischen früher mal stabilen Ländern sind nur ein Beispiel hierfür. Die Gewalt dringt durch unsere gesamte Gesellschaft bis in die kleinste Einheit – unsere Familien – durch:

  • Zum Beispiel gab es allein an amerikanischen Schulen zwei Millionen erfasste Straftaten ohne Todesfolge in einem Jahr (z.B. Diebstahl oder Gewalt).
  • Gewalt gegen Frauen: Gemäß der WHO haben fast 30% aller Frauen weltweit in ihrer Beziehung körperliche und / oder sexuelle Gewalt von ihrem Partner erfahren.

Die Paartherapie bei Borderline gehört wegen der instabilen Beziehungen zu der Königsdisziplin unter den TherapienZahlen und Statistiken vermitteln aber nur einen kleinen verzerrten Einblick in unsere Gesellschaft… Das gesamte Ausmaß eines Problems können sie aber niemals wiedergeben. Was für ein Leid oder Schmerz dahintersteht kommt nicht mal ansatzweise ans Licht. Und solch eine Instabilität ist ein Kennzeichen von Borderline!

Borderline ist eine Störung in der Bindungsreife-Entwicklung. Wo keine Bindung und wo keine Reife der Bindung, da entwickelt sich eine instabile Persönlichkeitsstörung – Borderline!

Jeder von uns wünscht sich ein Leben in einer stabilen Partnerschaft, in der er Sicherheit und Vertrauen genießen kann.

Und weil dieser Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit immer größer wird sind Paartherapien besonders heute – in Zeiten voller Borderline – so wichtig.

👉 Was wünschen wir uns eigentlich von einer stabilen Beziehung?

Es sind diese ewigen Themen wie Liebe, Vertrauen und eine lebenslange Partnerschaft voller Sicherheit, Inspiration und Kreativität … Ich kenne kein anderes Thema in Filmen, Lieder oder Büchern, die auch nur ansatzweise so oft wie diese beschrieben werden.

Aber warum ist das so? Warum sehnen wir uns so sehr danach? Warum ist so etwas wie eine romantische Liebe – die weit entfernt von der harten Lebensrealität ist – so präsent in den Köpfen aller Verliebten, aller Künstler, Schriftsteller, Maler, Songwriter? Ganz einfach: Weil wir diese Form der Liebe immer noch nicht in ihrer Gesamtheit verstehen…

Liebe – gehört zu den großen Rätseln unseres Lebens… Denn wenn diese romantischen Gefühle so plötzlich und unerwartet auftauchen, dann sorgen sie oft für totale Verwirrung und übernehmen unseren Verstand komplett.

Klar, man kann dies auch rational wissenschaftlich mit dem Hormon Phenylethylamin beschreiben – dem Liebeshormon dass die Eigenschaft hat, sowohl unseren Serotoninspiegel als auch unseren Dopaminspiegel gleichermaßen hochzuhalten. Aber ist das wirklich die korrekte Antwort auf die Frage, was eigentlich Liebe ist? Mit Sicherheit … nein! Ich kann damit keinesfalls erklären, warum Verliebte sich auf eine Weise verhalten, die sonst eigentlich gar nicht zum ihm / ihr passt. Gestern noch rationell, objektiv und berechnend, heute voller rosa Geigen am Himmel und rosa Brillen vor den Augen. Praktisch jeder, der sich auf eine neue Partnerschaft einlässt, betritt eine Welt voll emotionalen Chaos. 😊

Das alles klingt schon ziemlich weird (engl. Seltsam), nicht wahr? Und wenn das noch nicht alles ist… Da lernst du deinen neuen Lebenspartner im Laufe der Zeit immer besser kennen und musst trotzdem immer wieder erkennen, dass du eigentlich nichts über ihn / sie weißt.

Der Mensch an deiner Seite, der dir am nächsten ist, trägt wahrscheinlich auch die größten Geheimnisse mit sich. Klar kennst du seine Gewohnheiten, wie er in der Regel auf etwas reagiert, seine Schrulligkeiten und seine Ticks … Aber warum diese so sind wie sie sind … das wissen wir nicht. Wie oft habe ich schon den Satz gehört: „Mein Mann / meine Frau kommt von einem anderen Planeten …“ Und da kommt mir mal wieder der Buchtitel von John Gray aus dem Jahre 1991 in den Sinn „Männer vom Mars – Frauen von der Venus“. Mars und Venus sind ca. 120 Millionen Kilometer voneinander entfernt … und manchmal hat man das Gefühl, der eigene Partner ist noch viel weiter von einem weg 😊

Wie kann ich diese Distanz überbrücken? Das Zaubermittel ist und bleibt: KOMMUNIKATION.

Ein Paartherapeut ist darum jemand, der beide Partner in der Kommunikation, der verbalen und besonders in der Non-verbalen Kommunikation trainiert. Wenn du mehr hierüber wissen möchtest – Kommunikation in der Partnerschaft / Kommunikation mit einem Borderliner – dann lade ich dich ein, dir auf Youtube meine Playlist zu diesem Thema anzuschauen.

Hier ist der Link zu meiner Playlist: https://youtu.be/HOulqaCiOBI?si=L2SwyZztWQbeuXWQ

Bevor wir uns nun aber weiter in das Thema „Warum stabile Beziehungen auch in einer Zeit voller Borderline möglich sind“ eintauchen, möchte ich mit diesem Beitrag noch kurz ein Statement darüber abgeben, wie eine vernünftige Paartherapie aussieht.

Oft hat man von außen betrachtet keine wirklich genaue Vorstellung darüber, wie so etwas vonstattengeht. 

Eine Beziehung ist nämlich keine Einbahnstraße! Eine Beziehung / eine Partnerschaft stellt die tiefste und innigste Verbindung zwischen zwei Menschen dar. Diese Form des Zusammenlebens – eine Partnerschaft – ist so eng, dass man in der hebräischen Sprache hierzu das Wort „basar = בָּשָׂר“ benutzt. Ein Mann und eine Frau werden durch die Partnerschaft eine körperlich-seelische Ganzheit … eine Einheit in zwei Menschen.

Es gibt in unserer Welt einfach nichts Bindenderes als die Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau! Auch die Geburt eines Kindes wird korrekterweise mit dem Begriff „Entbindung“ bezeichnet. Denn mit jedem eigenen Atemzug wird es ab seiner Geburt von seinen Eltern auf ein autonomes, selbständiges Leben vorbereitet.

Regeln für eine gesunde PaartherapieEine Paartherapie sollte immer folgendes Ziel vor Augen haben: Beiden Partnern genügend Entscheidungsgrundlagen dafür zu geben, ob sie ihre Partnerschaft weiter fortführen möchten oder nicht.

Auch hierfür gibt es auch Regeln, die man als Therapeut immer berücksichtigen sollte. Kommt jemand zu mir, dann liegen diese sechs Regeln immer auf meinem Tisch:

  • Ich versuche BEIDE so gut es geht zu verstehen
  • Jeder hat das Recht, auf eine eigene Sichtweise und diese auch zu vertreten
  • Ich bin davon überzeugt, dass alles, was passiert, von BEIDEN verursacht ist
  • Ich erwarte, dass BEIDE aktiv an der Therapie beteiligt sind
  • Keiner darf den anderen bloßstellen oder diffamieren
  • Es gibt keine Sonderallianz! Ich arbeite mit Ihnen als Paar.

 

Was geht dies nun in der Praxis?

Wie bereits gesagt: Eine Beziehung ist das Zusammenleben und Zusammenwirken von zwei Menschen. Das heißt mehr, als sich beim Geschirr abwaschen oder Wäsche aufhängen abwechseln. Es bedeutet, dass beide an sich arbeiten müssen, um in der Beziehung ein besserer Partner zu werden. Und vor allem sollte eine Partnerschaft der Raum sein, in dem man angstfrei (!) seine Bedürfnisse und Wünsche äußern, sein Verhalten überdenken und in welchem man sich verbessern kann, wenn man mal einen Fehler begangen hat. Du hast das Ausrufezeichen gesehen … Ich habe ganz bewusst ein Ausrufezeichen hinter dem Begriff angstfrei gesetzt, weil ich dies leider oft anders beobachte…

Lass uns jetzt zu dem zentralen Thema einer Partnerschaft gehen – die Erfüllung der inneren Bedürfnisse. Ja, eine Partnerschaft hat auch die Aufgabe. Eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Denn nur in einer Partnerschaft werden bestimmte Bedürfnisse befriedigt, die man sich alleine nicht erfüllen kann. Wie sagte es bereits der österreichische Religionsphilosoph Martin Buber? „Ich komme nur über ein Du zu meinem Ich.“ Was uns dabei hilft, das möchte ich im Folgenden einmal mit dir betrachten:

Paartherapie: Bedürfnisse, die nur in einer Beziehung erfüllt werden können

Eine Beziehung – besonders die mit einem Borderliner – kann recht anspruchsvoll, sportlich und vielleicht auch kompliziert sein. … Trotzdem haben wir alle – inklusive Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung – immer die gleichen Bedürfnisse.

Und unsere Grundbedürfnisse sind weder viele noch sind sie kompliziert! Ich würde sie in meiner künstlerischen Freiheit mal auf fünf Grund-Bedürfnisse reduzieren, die für beide Partner erfüllt werden sollten, um von einer guten / stabilen Beziehung zu sprechen.

Klar hat jeder Mensch hat seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, so wie wir alle auch unsere eigene Geschichte und eigene Persönlichkeit haben. Dennoch sehe ich die von mir aufgezählten Beispiele bei praktisch allen Menschen, die in einer glücklichen Partnerschaft leben.

Lass uns diese mal der Reihe nach angehen:

Paartherapie (1) Der Wunsch nach Ruhe und Sicherheit

Bedürfnisse in einer Partnerschaft: Der Wunsch nach SicherheitEine Beziehung ohne diese Ruhe und Sicherheit – das ist keine Beziehung! Das Thema Sicherheit ist meines Erachtens nach das wichtigste Merkmal einer Beziehung und bedeutet, dass man sich in der Partnerschaft emotional, physisch und psychisch sicher aufgehoben fühlt.

Das Wort „sicher“ kommt aus dem althochdeutschen „sihhur“ und geht auf das lateinische Wort „securus“ zurück, was die Bedeutung von Sorglos hat („sed“ = ohne und „cura“ = Fürsorge).

Es ist der Wunsch nach einem „sich gegenseitigen Halten“ / nach Stabilität geben in einer Welt, die immer instabiler wird. Und zwei können sich einfach mehr Sicherheit und Halt geben als lediglich Einer. Mit ist dies einmal in einem Park auf recht schöne Weise bewusst geworden. Ein Pärchen saß – Rücken an Rücken gelehnt – auf dem Rasen und hielt ein Nickerchen. Sie konnten sich nirgendwo anlehnen, es gab keinen Baum oder keine Sitzbank. Also haben sie sich aneinander gelehnt. Ein schönes Beispiel für Halt und Sicherheit geben, finde ich.

Was aber, wenn es in deiner Beziehung nicht diese Sicherheit gibt, oder dein Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt wird? Lass uns nicht lange darum herumreden: dann muss daran klar und deutlich von Beiden gearbeitet werden. Wenn keine Sicherheit vorhanden ist – und ich denke hier ausdrücklich nicht nur an das Materielle – dann könnte dies aus mehreren Gründen entstehen.

Wir könnten uns in unserem körperlichen Wohl bedroht, verletzt oder emotional missbraucht und ausgenutzt fühlen. Wenn dem so ist, dann ist die Angst und Erwartung groß, dass sich das alles wiederholt. Und was ist das für ein Leben, wenn ich in meiner eigenen Partnerschaft Angst vor einem Missbrauch haben muss? Das käme einem Eiertanz zu Hause gleich.

Eine Klientin sagte mir einmal: „Herr Jähn, ich hatte solch eine Angst, dass mir meine Familie immer und immer wieder meine Nutzlosigkeit vorhalten würde, dass ich mich am liebsten unsichtbar machen wollte.“ Keine schöne Vorstellung von einer Beziehung…

Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Menschen die gar nicht erst erkennen, dass ihre Beziehung einem unsicheren Muster, Gaslighting oder einer anderen Manipulation folgt. Vielleicht weil sie aus ihrem Elternhaus oder ihrer Kultur heraus nichts anderes her kennen. Trotzdem ist das nicht richtig – Kultur und oder her!

👉 Was sind die Zeichen einer unsicheren Beziehung? 

  • Ich kann mich in der Nähe meines Partners nicht verletzlich machen, ohne Angst zu haben, dass dies von ihm / ihr ausgenutzt wird.
  • Ich muss befürchten, dass mein Partner mich mit Worten oder sogar tätlich verletzen könnte, wenn ich mich nicht so verhalte, wie er will
    • und darum kann ich mich auch nicht so frei verhalten, wie ich es eigentlich möchte
    • Auch kann ich gar nicht mehr so frei reden, wie ich es brauche.
  • Statt Liebe erwarte ich nur noch mehr Schmerz und Kummer in meiner Beziehung.
  • Wenn ich ehrlich über meine Gefühle reden möchte, habe ich Angst, wütend abgewiesen oder verspottet zu werden. Ich rechne mit nichts anderem als mit Negativem.

Paartherapie (2) Das Bedürfnis nach Wertschätzung

Bedürfnisse in einer Partnerschaft: Der Wunsch nach WertschätzungMan könnte spontan fragen, wo hier denn der Unterschied zwischen Sicherheit und Wertschätzung liegt… Ist es denn nicht logisch, dass Sicherheit und Wertschätzung immer zusammen auftreten? Auf gar keinem Fall! Du kannst dir einerseits sicher sein, dass Du in deiner Beziehung körperlich oder seelisch nicht angegriffen wirst, aber das hat nichts mit Wertschätzung zu tun!

Jemandem Sicherheit zu vermitteln, gehört zu den Basis-Benimmregeln in unserer gesamten Gesellschaft – das lernt man bereits im Kindergarten. Zu zeigen, dass ein Mensch / unser Partner uns wichtig ist geht jedoch viel tiefer. Das hat mit Zuneigung und auch mit Liebe zu tun. Und ganz ehrlich … bekommen wir in unserer Partnerschaft das Gefühl, jemand besonderes zu sein, dann fühlen wir uns gut und geliebt, weil wir sehen, dass das, was wir geben, nicht umsonst ist, dass unsere Gefühle keine Einbahnstraße sind.

Was aber macht Wertschätzung mit uns? Wertschätzung hat auch die Bedeutung von Respekt (Re = nach hinten und spectare = sehen…. Ein nach hinten betrachten, was jemand getan hat) Durch sie sind wir motiviert, noch mehr Zuneigung und Liebe zu zeigen. Was aber geschieht, wenn einer der Partner – um mal ein Problem zu konstruieren – fremdgeht? Seine Zuneigung und Wertschätzung also einer anderen Person gibt?

Ich denke, es gibt nichts Erbärmlicheres, nichts demütigenderes als den Partner zu hintergehen und sich hinter seinem Rücken mit jemand anderes einzulassen. Das hat rein gar nichts mehr mit Wertschätzung zu tun und stellt auch einen Grund zur Trennung dar … aber das ist ein anderes Thema. Unser Thema ist es, unter allen Umständen – auch schwierigen Situationen wie einem Streit – dem Partner Wertschätzung zu geben

Auch in einem Streit, können wir unserem Partner immer noch zeigen, dass er / sie etwas Besonderes ist. Wie? Indem wir uns beim / ihr entschuldigen – und dass nicht nur wenn wir etwas falsch gemacht haben!

👉 Es gibt nämlich zwei Arten von Entschuldigungen.

  • Die eine ist, wenn ich etwas Falsches gemacht habe und mich für meine Handlung entschuldigen möchte.
  • Andererseits können wir uns aber auch dann entschuldigen, wenn wir sehen, dass der Partner unter der Situation leidet.

Dann könnte man sagen … „Es tut mir leid, dich hier leiden zu sehen“. Das ist kein Schuldanerkenntnis … hat aber eine große Wirkung. Dadurch zeigen wir, dass wir die Gefühle unseres Partners wertschätzen, seinen Standpunkt verstehen und uns bemühen das Problem zu beseitigen. Liebe und Wertschätzung haben wirklich ihren festen Platz an jedem einzelnen Tag in unserer Beziehung!

👉 Was zeigt, dass wir uns nicht wertgeschätzt fühlen?

  • Zum Beispiel indem man sich übermäßig oft fragt, ob der Partner einem noch treu ist oder mich wirklich liebt.
  • Wenn man sich ersetzbar / unsichtbar / entbehrlich zu sein fühlt. Wenn man sich überhaupt nicht gesehen fühlt.
  • Wenn man sich im Leben des Partners nicht wichtig fühlt.
  • Du hast das Gefühl, in der Partnerschaft nur ein Geldgeber, ein Versorger, eine Putzfrau zu sein – also nur eine Funktion zu sein. Du fühlst dich nur als Objekt und nicht als Subjekt.
  • Du gibst alles was du kannst, aber irgendwie scheint es nicht genug zu sein… Wie ein Fass ohne Boden – es kommt irgendwie nichts zurück.

Paartherapie (3) Abwechslung versus Routine

Bedürfnisse in einer Partnerschaft - Abwechslung und keine RoutineEs geht also um das Bedürfnis eines gemeinsamen aktiven Lebens… Ich möchte von dem anderen gesehen werden trotz des Alltags! Ok, wenn wir jemanden immer besser kennenlernen, dann ist es auch völlig normal und in Ordnung, dass sich viele Dinge wiederholen und das Leben in eine gewisse Routine übergeht. Leider ist dies aber auch der Anfang einer Langeweile in der Partnerschaft.

Ja, Rituale und Routinen vermitteln Sicherheit – aber Langeweile kann zwei Menschen auch wieder auseinander triften lassen. Darum ist Abwechslung in einer Beziehung essentiell wichtig und auch gesund damit sich beide glücklich und erfüllt fühlen.

Wie sollte die Abwechslung nun aber aussehen? Soll man sich vielleicht nach einem anderen Partner umsehen, um dann wieder zu dem ersten Partner zurückzukehren? Meiner Beobachtung nach wäre dies das verkehrteste, was man tun könnte. Mein Tipp: Mit dem eigenen Partner gemeinsame Aktivitäten unternehmen, ein gemeinsames Projekt beginnen und der Welt etwas von der gemeinsamen Kraft zurückgeben. Vielleicht entscheidet man sich, ganz bewusst ein Kind in die Welt zu setzen, ein Haus zu bauen, oder einen gemeinsamen Insta-Kanal aufbauen um dort Reiseberichte, Restaurantkritiken oder andere gemeinsame Erfahrungen für andere zu posten. Es kann aber auch der Besuch bei einem Grill-Kurs sein, um danach für andere immer neue Gerichte zu kreieren, oder man sucht nach neuer gemeinsamer Erfüllung im Schlafzimmer.

Was man macht, ist völlig egal. Wichtig ist, dass man etwas völlig neues / anderes nun gemeinsam macht und sich dabei gegenseitig immer wieder neu inspiriert. Klar, wenn beide stark im Arbeits- oder Familienleben eingespannt sind, dann sind Routinen und Rituale zwingend notwendig, um nicht im Chaos zu versinken. Trotzdem – und vielleicht gerade dann – sollte man für kleine Fluchten aus dem Alltag sorgen! Meine Bitte an alle Paare: Erinnert euch an eure erste Liebe und den Moment, an dem ihr euch füreinander entschieden habt. Haltet dieses wunderschönen Moment immer wieder lebendig und sorgt für Abwechslung und ein wenig Abenteuer in eurer Beziehung! Das Wort Abenteuer kommt aus dem lateinischen „adventura / advenire“ was „Ein Ereignis / sich ereignen“ bedeutet. Sorge also für neue / andere Ereignisse.

👉 Woran kann ich erkennen, dass mein Leben nach Abwechslung und einem „Gesehen werden“ hungert?

  • Wenn du deinen Partner ansiehst und ihn nicht mehr so aufregend wie früher findest.
  • Du hast das Gefühl in einer emotionalen Sackgasse zu stecken.
  • Das Leben fühlt sich wie ein reines „Abarbeiten von Pflichten“ an.
  • Du kannst dich gar nicht mehr daran erinnern, wann ihr das letzte Mal vor Aufregung gemeinsam gezittert, vor Freude gemeinsam gelacht habt.
  • Du sehnst dich nach dem Nervenkitzel / nach den Schmetterlingen im Bauch eurer Anfangszeit zurück.

Paartherapie (4) Emotionale Bindung

Bedürfnisse in einer Partnerschaft - Der Wunsch nach einer emotionalen BindungWenn du eine Partnerschaft haben möchtest, die möglichst ein Leben lang geht – ich liebe den Satz: „bis einer dem anderen die Augen zuküsst“ – dann muss auch eine emotionale Intimität vorhanden sein. Materielle Sicherheiten, ein gutes Aussehen, Humor usw. das ist alles gut, aber ohne Liebe / ohne emotionelle Zuneigung ist es nichts!

Was aber sind Emotionen? Meine kurze Erklärung: es sind unsere natürlichen und erlernten „Valenzen“. Was ist damit denn schon wieder gemeint? Alle Lebewesen, auch die Bakterien und sogar eine befruchtete Eizelle haben bereits etwas gemeinsam: Sie können Reize / Erfahrungen spüren, diese in sich aufnehmen und – ganz wichtig – für spätere, ähnliche Situationen verfügbar halten. Diese Urform von Intelligenz, um sich auf Nahrung zuzubewegen (Zuneigung) und sich von Gefahr abzuwenden (Abneigung) nennen wir eine „Valenz“.  

Valenz (lat. „valere“ = etwas wert sein / Wertigkeit) bezeichnet den Wert, der einer Sache zugeschrieben wird. Dinge, Objekte oder Situationen können für jemandem im Wert sowohl positiv oder auch negativ sein. Wird etwas erstmal in positiv oder negativ eingeschätzt, dann bekommt es eine Erinnerung / einen Marker in unserem ventromedialen Präfrontalkortex. Dies geschieht aber nicht nur bei Lebenserfahrungen! Es gibt nämlich sowohl angeborene Marker /oder Valenzen und es gibt durch Erfahrungen erworbene Marker / oder konditionierte Valenzen.  Diese werden dann im VMPFC ventromedialen Präfrontalen Cortex abgespeichert. 

Diese Marker sind absolut kein Luxus, sondern ein lebensnotwendiges Hilfsmittel im Kampf ums Überleben! Sie sind die umgangssprachlichen Reflexe die uns wie vorbewusste Handlungsangebote / prämotorische Handlungsimpulse zu einer „Reflexhandlung“ motivieren die später der Neokortex permanent auf seine Richtigkeit in der jeweiligen Situation überprüft. Das sind – wissenschaftlich ausgedrückt – unsere Emotionen.

👉 Wenn du mehr hierüber erfahren möchtest, dann schau doch bitte in diesen Beitrag: „Wie entstehen Emotionen?

Emotionen sind also Zuneigungen oder Abneigungen, die sich aus unseren Lebenserfahrungen her bilden. Und bestimmt kannst du dich nach an euren ersten Kuss, die erste Berührung, eure erste Intimität erinnern! Das war eine starke positive Valenz 😊

Zu- und Abneigungen sind aber nichts Statisches, sie können sich im Laufe des Lebens aufgrund der Lebenserfahrung ändern.

Um eine enge und dauerhafte Beziehung zu behalten, müssen wir Zeit und Kraft (vor allem mentale Kraft) investieren, um uns immer wieder miteinander zu verbinden und die Beziehung zu verfestigen. Wer dies unterlässt, ist wie ein Boot auf einem Fluss, das von der Strömung wieder zurückgetrieben wird. Emotionale Intimität erfordert wirklich tägliche Arbeit. 

Dem Einen fällt dies leichter als dem anderen. Und ich möchte mal eine Lanze für diejenigen brechen, denen es NICHT soooo leicht fällt. Dies hat nämlich Gründe, die man oft gar nicht selber beeinflussen kann.

Ich denke hier z.B. an das genetisch bedingte Temperament (Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker und Phlegmatiker), oder auch an unterschiedliche Kulturen oder Familiengeschichten, die den einen ruhiger und den anderen aktiver werden lassen.

Mein Tipp: Zeig dich deinem Partner immer ehrlich und verletzlich. Hast du etwas in der Vergangenheit erlebt und kannst dies eigentlich niemandem anvertrauen? Versuche es mit deinem besten Freund: deinem Mann / deiner Frau. Sag ihm / ihr, dass du in dieser Angelegenheit wirklich seinen / ihren Halt brauchst.

Denn in einer gesunden Partnerschaft sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, diesen emotionalen Halt einander zu geben.

👉 Was sind Zeichen dafür, dass mein Bedürfnis nach emotionalem Halt nicht befriedigt wird …

  • Dein Partner erscheint dir immer wieder wie einer vom anderen Stern. Er wirkt wie ein Fremder, den du trotz eurer Nähe nicht wirklich zu kennen scheinst.
  • Irgendwie versteht er / sie dich nicht und auch du findest, dass was er tut nur noch seltsam.
  • Anstatt am gemeinsamen Fortschritt zu arbeiten, kreisen deine Gedanken darum, wer dein Partner ist und warum er sich so und so verhält.
  • Du spürst, dein Partner trägt ein Rätsel mit sich herum, dass eigentlich in eurer Partnerschaft offen angesprochen werden müsste – aber er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.
  • Du möchtest dich deinem Partner weiter öffnen, aber alles geht in der Hektik des Alltags irgendwie unter.

Paartherapie (5) Persönliche Weiterentwicklung (ein Schwimmen im eigenen Teich)

Bedürfnisse in einer Partnerschaft - Miteinander wachsen und nicht auf der Stelle stehen bleibenWie hatte es Mark Forster schon gesungen? Im Song „Au revoir“ gibt es die Stelle: „Jeder Tag ist so gleich … ich zieh Runden durch meinen Teich“. 

Es geht nun um ein gemeinsames Wachsen. Dieser Punkt ist ein wirklicher Game-Changer: Denn wenn die Beziehung euch beide dazu in die Lage versetzt, aneinander und miteinander zu wachsen, dann ist dies viel Wert! Denke immer daran: 👉 Den Mister Right oder die Miss´s Right kann es gar nicht geben! Egal wie perfekt das Leben von dir oder deinem Partner vor der Beziehung war … durch die Beziehung entschließt ihr euch zu einem neuen / einem gemeinsamen Leben. Partnerschaft ist viel mehr als eine Freundschaft oder eine Freundschaft Plus.  

In einer gesunden Beziehung helfen sich beide gegenseitig, das Beste in sich und dem Anderen hervorzubringen. Weder wird der andere herunter gemacht, auch werden seine Ziele oder Errungenschaften nicht geringgeschätzt. Miteinander Wachsen ist wie ein Kind oder ein Tier loeben, wenn es etwas richtig gemacht hat oder sich bemüht. Wir alle reagieren auf Lob positiv und auf Kritik negativ.

Lob = althochdeutsch „lobon“ = jubeln, empfehlen) Kritik = griechich κριτική [τέχνη] kritikē [téchnē], etwas von anderen Dingen [unter-]scheiden, trennen‘. Und was ist Trennen? Klar … Spaltung … Und Spaltung ist ein Kennzeichen von Borderline. Miteinander Wachsen geht am besten über Lob und über das Gefühl, dass wir voneinander lernen können.

Wie können wir noch in einer Partnerschaft wachsen? Mein Tipp: Betrachte deinen Partner einmal ganz genau. Was sind seine Stärken? (Ausdrücklich nicht seine Schwächen!) Könntest du ihn / sie in seinen Stärken weiter bestärken? Wie gerne hören wir doch den Satz „Ich glaub an Dich, Du schaffst das schon…“! Dies motiviert mehr als jede Kritik! Wann hattet ihr z.B. eure letzte Diskussion über die Stärken des Partners? Noch nie? Nicht schlimm! Heute ist der beste Tag, dies positiv zu ändern 😊 Heute ist der Tag, an dem du daran arbeitest, den Horizont deines Partners liebevoll zu erweitern und das ist wirklich sexy. Denn … was für eine Art Partner suchen wir uns eigentlich wirklich? Wir suchen uns einen Menschen, mit dem wir uns fortpflanzen und weiterentwickeln möchten. Fortpflanzung ist ein biologisches Bedürfnis nach Weiterentwicklung!

Unser idealer Partner ist derjenige, mit dem wir gut und gerne Zusammenarbeiten können. Mit dem wir nicht nur stundenlang im Stau stehen können, sondern jemand, der bereit ist, seine bereits guten Eigenschaften mit dir weiterzuentwickeln.

👉 Anzeichen, dass dein Bedürfnis nach persönlicher Entwicklung nicht erfüllt wird …

  • Dein Partner gibt dir das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Er inspiriert dich nicht mehr.
  • In Gesprächen und Diskussionen bekommst du immer wieder das Gefühl, dass ihr beide nur konträr seid aber nie gemeinsame Gedanken erarbeitet.
  • Wenn der Partner spricht, langweilt und verwirrt dich das nur mehr.
  • Du hältst deinen Partner nicht für schlau oder weise.

Diese fünf Bedürfnisse sind die Kernbotschaft an eine gute und stabile Partnerschaft:

  • Der Wunsch nach Sicherheit
  • Das Bedürfnis nach Wertschätzung
  • Abwechslung versus Routine
  • Emotionale Bindung
  • Persönliche Weiterentwicklung

Stabilität ist das, was immer mehr in unserer Gesellschaft verlorengeht. Die kleinste soziale Einheit ist die Familie (fameria / altialienisch umbrisch = diejenigen, die zusammenleben) und die wird immer instabiler. Besonders Borderliner – aber auch alle anderen heute – benötigen immer dringender stabile und starke Partnerschaften. Darum habe ich mit dieser Beitragsreihe begonnen. Viel Freue beim Durchstöbern.

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Paare in der Kollusion 

 Jürg Willi war m.E. für lange Zeit der bekannteste und auch fähigste Paartherapeut im deutschsprachigen Raum. Seine Bücher sind ein Dokument lebenslangen Nachdenkens über das, was Paare zusammenhält oder auch trennt. 

Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat er sich ganz dem Thema von Beziehungskonflikten in der Partnerschaft, aber auch innerhalb des sozialen Umfeldes befasst. Und genau dieser Punkt macht seine Werke so praxisnah. Eine Zweierbeziehung ist nämlich nie isoliert zu betrachten. Es ist ein kleines Konstrukt innerhalb einer großen Gesellschaft. Eltern, Schwiegereltern, Kinder, Kollegen, Freunde, Nachbarn … sie alle haben irgendwie Einfluss auf unsere Partnerschaft. Wie man nun hiermit umgehen kann, das zeigt dieses fantastische Buch. 

👉 Zu dem Buchtitel geht es hier

Paartherapie? Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang mit Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus