Die posttraumatische Belastungsstörung wird im amerikanischen Sprachraum „Posttraumatische Stresserkrankung“ genannt. Erst seit ca. 20 Jahren ist diese in die internationalen Diagnostik Systeme aufgenommen worden. Hier unterscheiden wir zwischen dem ICD-10 und dem DSM-5 von der APA. Der Begriff Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde / Verletzung. Das Wort Verletzung können wir noch erweitern und zwar: Verletzung von außen.
Typ 1 Traumata Einmalige starke, lebensbedrohliche sehr beängstigende Erlebnisse
Typ 2 Traumata: wiederholte Traumatisierungen wie zum Beispiel durch Schläge in der Kindheit, durch sexuellen Missbrauch oder aber wenn ein Gefangener in einem Lager gequält und misshandelt wird
Beide Möglichkeiten (Typ 1 und 2] können zu einem Krankheitsbild führen, das sehr quälend sein kann. Viele Soldaten entwickeln z.B. eine posttraumatische Belastungsstörung.
(1)die Lebensumstände:
(2) Das “Geschlecht”
Ich weiß dass es ein wenig gewagt ist – jedoch ist dies nicht negativ gemeint, sondern lediglich dem Umstand geschuldet, dass Frauen insgesamt doppelt so häufig von der posttraumatischen Belastungsstörung betroffen sind wie im Vergleich dazu die Männer.
(3) der Beruf / das Leben
die berufliche Situation oder die Lebenssituationen sind ein wichtiger Faktor für die Häufigkeit.
(4) Das Trauma selbst
Nicht zuletzt das Trauma selbst bestimmt die Häufigkeit von posttraumatischen Belastungsstörungen.
Das wohl schlimmste Trauma dass man als Mensch erleben kann ist eine Vergewaltigung Die Vergewaltigung ist oft mit Lebensbedrohlichkeit verbunden, schwerster Erniedrigung und Rücksichtslosigkeit eines anderen Menschen Dies ist so traumatisierend dass mehr als 50% der Frauen – die Opfer einer Vergewaltigung werden – zumindest eine vorübergehende posttraumatische Stresserkrankung haben
All das zeigt aber auch: es ist nicht sinnvoll, eine generelle Häufigkeit anzugeben. Es gibt einfach zu viele äußere Variablen. Über die gesamte Bevölkerung geht man etwa davon aus dass 4% an einer solchen Erkrankung leiden. Wichtig ist noch zu wissen, dass diese Erkrankung eine relativ hohe „Spontan-Remission-Rate“ hat. Von einer Remission sprechen wir, wenn die Symptome wieder anklingen 7 nachlassen.
1.1. Ganz am Anfang muss etwas von außen geschehen:
– das Erleben eines Typ 1 oder eines Typ 2 Traumas.
1.2. Dann müssen sich in dem weiteren Verlauf stark quälende Erinnerungen einstellen: – die Vergewaltigung wird zum Beispiel wiederholt geträumt. – bestimmte Geräusche oder Gerüche erinnern an die traumatische Situation erinnern – und diese beginnt wie ein plötzlich angeschalteter Film – das damalige Erleben wieder ablaufen zu lassen. Die Betroffenen sind dann davon so gefangen dass sie praktisch den Bezug zur Gegenwart / Realität vorübergehend verlieren — sich in einer Art dissoziativen Zustand. Dies ist dermaßen unangenehm und ängstigt die Menschen so sehr, dass sie in einem dauerhaften vegetativen Über-Erregungszustand sind: Die Symptome sind dann erhöhte Pulsrate / Schwitzen / Schlafstörung / zittern.
1.3. Das Vermeidungsverhalten Die vorher mühevoll ausgeklinkten Erinnerungen werden durch äußere Stimuli / Reize / Trigger wieder hervorgebracht und der arme Mensch erinnert sich wieder voll an das Trauma. Sie führen dann dazu, dass man alles tut um solche Stimuli zu vermeiden / oder zu umgehen:
Er zieht sich immer mehr zurück / meidet jede Situation die ihn auch nur annähernd in die Richtung des Reizes bringt. Er reduziert sich so dass wir hier von einer Vita Minima sprechen / ein stark reduziertes Leben – nur um jegliche Erinnerung an das Trauma zu vermeiden Dies führt aber paradoxerweise genau zum Gegenteil: er wird sich seines Traumas permanent bewusst — denn schließlich richtet er sein ganzes Leben darauf aus.
Die genetische Disposition Aus Untersuchungen von eineiigen Zwillingen wissen wir, dass wenn einer der beiden Zwillinge in einer traumatischen Situation eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der andere Zwilling im Verlauf seines Lebens in einer vergleichbaren Belastung auch dieses Krankheitsbild entwickelt überproportional hoch. Wir können hier wirklich von einer genetischen Prägung sprechen. Vieles über die anderen neurobiologischen Ursachen – welche für die Entstehung einer PTBS wichtig wären, sind bis heute noch nicht genau geklärt. Eine wichtige Frage ist zum Beispiel: Warum entwickeln nach schweren Verkehrsunfällen weniger als 10% das Krankheitsbild einer PTBS – mehr als 90% jedoch nicht?
Wo sind die neurobiologischen Unterschiede für die Resilienz auf der einen Seite und für die Vulnerabilität auf der anderen Seite? Ein Erklärungsversuch ist folgender: Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass das System der Stresshormone eine wichtige Funktion hierbei hat.
In mehreren Studien fällt auf, dass Menschen – die eine PTBS entwickeln – einen Hypocortisolismus aufweisen – also ein Mangel am Stress-Hormon Cortisol im Blut. Was ist die Auswirkung hiervon? Cortisol wirkt wie eine Bremse für die Ausschüttung von Katecholaminen — Adrenalin, Dopamin, Noradrenalin. Adrenalin selbst unterdrückt die Frontalhirn Funktion / das kognitive Denken. Das Frontalhirn ist aber wichtig ist um die Stressreaktion der Amygdala herunter zu regulieren Die Amygdala ist ja der zentrale Bereich im Gehirn der für intensive emotionale Reaktionen und auch für die Ausschüttung von Hormonen verantwortlich ist, welche die vegetative Stressreaktion regulieren. Dies ist derzeit die am meisten favorisierte neurobiologische Erklärung der PTBS.
(1) Hier muss man prüfen, ist derjenige bereits schon früher schon mal psychisch erkrankt? Menschen, welche schon mal depressiv waren oder eine Angsterkrankung durchgemacht haben reagieren empfindsamer auf Traumata und entwickeln häufiger eine PTBS.
(2) Außerdem ist die Art der sozialen Unterstützung extrem wichtig. Erhalte ich nach einem Trauma viel soziale Unterstützung und Begleitung so ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken deutlich geringer als wenn ich damit alleine bin und damit das Problem schlechter mit anderen besprechen und irgendwann auch mal überwinden kann.
Klingen die Symptome schneller ab, dann würde man von einer akuten Belastungsreaktion sprechen. Die akute Belastungsreaktion ist bei einem schweren Trauma fast normal. Sie entwickelt sich jedoch nach einigen Tagen oder wenigen Wochen wieder zurück. Hält das Krankheitsbild aber 4 Wochen oder länger an, dann spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Wir sehen dies zum Beispiel bei den Holocaust Opfern aus der Nazizeit. Selbst viele Jahrzehnte nach der schweren Traumatisierung haben sie noch immer das Vollbild einer Posttraumatischen Stress Erkrankung Viele Holocaust Opfer – die nach dem Krieg in Israel lebten hatten jahrelang nächtliche Träume von Misshandlungen und litten unter Todesangst. Sie taten alles tun um zu vermeiden mit der deutschen Sprache wieder in Kontakt zu kommen – weil sie wussten dass das sofort eine starke Intensivierung ihrer Symptome hervorgerufen hätte.
Bei der Behandlung werden aktuell 2 Vorgehensweisen diskutiert
Studien und der Wunsch der Patienten zeigen jedoch sehr deutlich dass die Vorteile und die Präferenzen hin zur Psychotherapie gehen. Man kann Posttraumatische Stresserkrankungen zum Beispiel durch Antidepressiva mildern. In der Regel hält die Besserung hierdurch nur so lange an, wie das Medikament auch eingenommen wird. Die allermeisten Patienten wünschen sich jedoch, dass das psychologische Trauma auch mit psychologischen Mitteln behandelt und geheilt wird. Innerhalb der Psychotherapien gibt es verschiedene Ansatzpunkte.
Die weitaus besten Studien sprechen derzeit für die kognitive Verhaltenstherapie in deren Mittelpunkt die sogenannte Exposition Behandlung steht. Exposition ist der absichtliche Kontakt mit einem äußeren Einfluss. Exposition ist in unserem Falle also der Versuch, die Erinnerung an das Trauma mit der starken Angst von den vegetativen Begleitsymptomen abzukoppeln
Wie bei praktisch allen Strategien in der Angsttherapie, geht man von folgendem aus (1) in einer angsterzeugenden Situation erlebt man nur ca. 20 bis 30 Minuten ein hohes Maß dieser Angst mit den vegetativen Begleiterscheinungen. Dann klingt die Angst langsam wieder ab (2) Durch wiederholtes Eintreten in die angsterzeugende Situation entsteht allmählich eine Entkoppelung / Trennung der angstauslösenden Vorstellungen mit der emotionalen und vegetativen Angstreaktion. Diese Entkopplung reduziert dann auch die Angst vor der Angst
Schritt 1 der Therapie: zuerst muss man das Vertrauen des Patienten zu gewinnen
Schritt 2: Dann muss man dem Patienten die Strategie genau erklären um ihn für die Mitarbeit in der Therapie zu gewinnen
Schritt 3: Er muss bei den Sitzungen mit dem Therapeuten in das Trauma zurückgehen bis endlich diese Entkoppelung von Angst und vegetativen Reaktionen bei der Erinnerung einritt.
Das Ziel ist, dass in der Zukunft die Erinnerung an die traumatische Situation keine weiteren Paniken mehr auslöst. Hierdurch entzieht man auch den Vermeidungsstrategien allmählich den Boden welche das Leben vieler Menschen mit Posttraumatischen Stresserkrankungen massiv beeinträchtigen.
Die Psychotherapien haben einen starken Nachteil: sie sind für die Patienten massiv belastend. Stellen wir uns nur mal vor, dass man eine Frau – welche eine Vergewaltigung durchlebt hat – in der Therapie dazu auffordert sich wiederholt (!) immer wieder sehr intensiv an die Vergewaltigungssituation zu erinnern… Und dies geschieht so lange bis die Entkoppelung von Angst, Ekel, Schrecken, Herzrasen und Schweißausbrüchen aufhört und die Erinnerung angstfrei und ohne massive vegetative Symptomatik möglich wird. Da dies extrem belastend ist, sucht man nach Verfahren mit denen man das alles vereinfachen kann. Ein Weg ist die sogenannte EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing – Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) EMDR hört sich kompliziert an, ist jedoch vergleichsweise simpel – und hoch effektiv! Man bittet die Patienten, kurz in diese Situation hinein zu gehen – mit den entsprechenden Emotionen und bittet sie dann, einem Finger des Therapeuten zu folgen. Alleine durch diese Augenfolge-Bewegungen ist es dem Gehirn ziemlich schwer, das intensive Angsterleben aufrecht zu erhalten. Das Ergebnis ist, dass man rasch auch wieder aus der Situation mit seinen vegetativen Symptomen heraus kommt.
Man geht also
Dies ist ein effektiver Weg in der Psychotherapie – durch solch eine Ablenkung-Strategie das Verfahren für die Patienten akzeptabler zu machen und mehr Patienten dazu zu gewinnen, diesen effektiven Weg der Exposition zu gehen
Man überlegt derzeit, inwieweit die Gabe von Kortison die Entwicklung einer Posttraumatischen Stresserkrankung verhindern kann. Auch hierüber gibt es bereits einige Studien die zeigen, dass die unmittelbare Gabe von Kortison nach einem Trauma deutlich die Rate von PTBS reduzieren kann
Beachten muss man aber, dass die Studienlage noch am Anfang steht und es sich hierbei nur um einen von mehreren pharmakologischen Versuchen in der Behandlungsstrategie handelt um auf der neurobiologischen Ebene das Entwickeln einer PTBS zu verhindern
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus
werdewiederstark.de – Copyright © 2021 – Marcus Jähn – 📬47608 Geldern – ☎️ +49 163 8141416