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Borderline Paartherapie

Wenn der Partner ein Trauma hat – Teil 4

 

Eine Frau ist traumatisiert und blickt in einen TunnelEin Trauma verursacht nicht zwangsläufig Borderline – Nein! Aber Borderline kommt niemals ohne eine Traumatisierung daher! 👉 Kein Borderline ohne Trauma! 

Und weil dem so ist, sollten wir uns im Rahmen dieser Themenreihe “Paartherapie trotz Borderline” auch mit dem Thema Trauma des Partners auseinandersetzen. 

Viel Freude bei diesem wichtigen Thema! 


Ein Paar in romantischer Umarmung an einem Strand bei SonnenuntergangDa ist er – der Moment, der die eigene kleine Welt für immer verändert: Da tritt dieser wunderbare Mensch in mein Leben auf den ich so lange, so viele Jahre schon gewartet habe. Und was ist nicht schon alles in den zurückliegenden Jahren passiert … Viele schöne aber auch ebenso viele schreckliche Dinge musste man erleben und manches auch förmlich überleben.

Wenn wir endlich den Menschen treffen, mit dem wir zusammenbleiben wollen, „bis einer dem anderen die Augen zuküsst“ dann hat jeder von uns schon so manches Trauma erlebt – nicht nur ich, sondern auch mein Gegenüber.

Was nun, wenn ich meine Traumata irgendwie gut gemeistert habe, mein Lieblingsmensch damit aber immer noch zu kämpfen hat? Was, wenn er / sie misshandelt, unterdrückt, vergewaltigt oder permanent gemobbt wurde?

Dann müssen wir darauf Rücksicht nehmen! Dies ist kein „eventuell / vielleicht“, sondern diese Rücksichtnahme ist nicht verhandelbar. Es ist Fakt: Wenn wir uns und unser Verhalten bei einem traumatisierten Partner nicht anpassen, dann werden wir in unserer Partnerschaft nie glücklich und könnten letzten Endes auch noch großen Schaden anrichten. 

(1) Trauma – Was ist das überhaupt?

•	Soma (der Körper, wörtlich im altgriechisch Die Leiche)
•	Noos (Das Denken / die Vernunft) und
•	Psyche (die Seele)Trauma ist ursprünglich ein griechisches Wort und bedeutet „Wunde“. Das Verb „titroskein“ bedeutet „verwunden, durchbohren“. Ein anderes ihm ähnliches „teirein“ hat die Bedeutung von „aufreiben.

Was aber wird bei einem Trauma verwundet und / oder aufgerieben? Der Mensch als einzelnes Wesen, dem Individuum wird seit Homer (850 v.u.Z.), Heraklit (460 v.u.Z.) und Platon (348 v.u.Z.) in drei große Ebenen unterteilt.

  • Soma (der Körper, wörtlich im altgriechisch Die Leiche)
  • Noos (Das Denken / die Vernunft) und
  • Psyche (die Seele)

Auch neuzeitliche Denker wie Viktor Frankl (1978) oder Donald Winnicott (1971) halten diese Unterteilung für hilfreich um dem Menschen als Ganzes eine beschreibende Form zu geben. 

Unsere Psyche gilt als der Sitz unserer Identität – und genau hier bildet sich die Persönlichkeit und hier setzt ein Trauma auch an. Merksatz: Unsere Psyche gilt als der Sitz unserer Identität – und genau hier bildet sich die Persönlichkeit und hier setzt ein Trauma auch an. 

In unserer Psyche wird dass, was wir erleben, permanent geprüft und verarbeitet. Das, was von ihr verarbeitet werden konnte, lässt unsere Identität / unser ICH wachsen … 

Dann gibt es aber noch die anderen Erlebnisse – die in dem Moment halt nicht verarbeitetet werden konnten. Sie hinterlassen etwas anderes zurück, und zwar eine Art Ohnmacht.

Die nicht verarbeitbaren Erlebnisse sind dass, was wir ein Trauma nennen 👉 etwas, was ich mir nicht erklären / oder mit eigenen Kräften nicht bewältigen konnte,


Denken wir immer daran, dass es viele verschiedene Formen von Traumata gibt – einzelne einschneidende Ereignisse wie z.B. ein Unfall / eine Misshandlung aber auch andauernde Unterdrückung wie z.B. Mobbing. Sie alles haben aber eins gemeinsam: sie verursachen Narben, die oft sehr schmerzhaft sein können. Neben Mobbing denke ich hier auch an Betrug oder emotionalen Missbrauch, um nicht immer die körperliche Gewalt vorne anzuführen.

Wie sollte ich mich einem traumatisierten Menschen gegenüber verhalten? Die Regel die über allem steht ist meines Erachtens eine sanfte Sprache. Das Wort „sanft“ geht auf den lateinischen Begriff „gentlis“ zurück – aus demselben Clan stammend. Ursprünglich wurde es auf angesehene Personen angewendet, die sich ruhig, höflich und edel verhalten haben. Eine sanfte Sprache kann zwar nicht alles verhindern – aber sie mildert verursachte Trigger enorm.

Das sind aber nicht die einzigen Tipps. Ich habe mal fünft Tipps exemplarisch zusammengefasst, die sich meiner Beobachtung nach in der Praxis sehr bewährt haben. Wenn sie diese anwenden, haben sie den Großteil der Probleme deutlich besser im Griff.

2.1. Interesse für das, was der Partner erlebt hat 

Und damit steige ich direkt bei einem Thema ein, was viele sehr kontrovers betrachten. Es ist die Frage: Soll ich nach einem Trauma fragen oder es lieber sein lassen? Auch ich bin dieser Frage jahrelang nachgegangen. Es hat mich brennend interessiert, was für einen traumatisierten Menschen besser ist.

Ein Freund gab mir vor einigen Jahren mal folgenden Rat, der mir hierbei sehr geholfen hat. Er sagte: „Marcus, bevor du dich entscheidest, etwas zu tun, musst du sowohl die Aufgabenstellung als auch die Rahmenbedingungen kennen.“ Auf die Praxis angewandt: Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben, damit wir wissen, was wir tun müssen. Wir sollten also zumindest versuchen (!) etwas über das zu erfahren, was in der Vergangenheit ein Trauma ausgelöst hat.

In der Theorie hört sich das recht leicht an, ist aber in der Praxis oft etwas komplizierter. Denn, je schwerer ein Trauma war, umso weniger kann der Betroffene es in Worte fassen. Erinnern wir uns nochmals an die obige Erklärung: Ein Trauma hat die Psyche dermaßen überfordert, dass sie weder Lösung noch Worte hierfür übrighatte. Die Sprachlosigkeit ist ein deutliches Kennzeichen für ein Trauma!

Und was, wenn vor lauter Schmerz die Worte fehlen? Dann gibt es zwei Dinge, die wir tun können:

  • Entweder warten sie, bis er sich in der Lage zu fühlt,
  • oder sie fragen jemanden, dem ihm / ihr damals besonders nahestand und die Situation vielleicht sogar miterlebt hat.

Einen Vorschlag hätte ich aber noch: damit der Partner unsere Anteilnahme spürt, könnten wir folgendes sagen: „Es gibt nichts, was du mir erzählen musst! Alles kann aber nichts muss! Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, wenn du dich mir anvertrauen möchtest. Mir ist nur wichtig zu wissen, was du brauchst und wie ich dich am besten unterstützen kann.“

Solche Sätze können sehr entlastend sein, denn wir zeigen damit ohne Druck auszuüben unser Interesse für das Geschehene und unsere Bereitschaft zuzuhören, wann immer er / sie reden möchte. Es ist sehr wichtig, hierbei keinen Druck oder Schuld aufkommen zu lassen! Die Zeit des Redens wird kommen. Aber wichtiger als Reden ist das Gefühl, ich könnte, wenn ich wollte. Das ist meiner Beobachtung nach sehr viel wirkungsvoller.

2.2. Trigger – Kennst du seine / ihre Trigger wirklich?

Trigger ist ein englischer Begriff und ähnlich dem niederländischen Wort „trekker (Abzug / Drücker) bezeichnet es einen Auslöser / einen Schlüsselreiz, der ein Ereignis von früher wieder hochkommen und neu Erleben lässt. Ist keine Angst dabei, dann bezeichnet man es als Deja Vu und in Kombination mit Angst als einen Flashback.

Trigger sind keine Kleinigkeit. Sie haben wie ein Eisberg eine große Angriffsfläche unter dem Wasser; oberhalb jedoch nur eine geringe Sichtfläche. Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten, denn es fordert vom Partner viel Achtsamkeit und auch Einfühlungsvermögen sie im Alltag zu erkennen.

  • Wie kann man das als „Nicht-Therapeut“ schaffen? Geh hier ganz natürlich und praktisch vor. Erinnern Sie sich an das, was sie bereits über das Trauma wissen und denken Sie dann bitte an die seelischen und körperlichen Verletzungen des Partners.

Bei dem Thema „Trauma“ denken wir schnell an die Offensichtlichen wie z. B. körperliche Gewalt. Das ist aber bei weitem nicht die ganze Bandbreite.

Ein schweres Trauma kann auch durch Fremdgehen bei dem Betrogenen zurückbleiben. Dann reicht es schon, dass der neue Partner nur ein völlig harmloses Gespräch mit einer anderen Frau / einem Mann führt oder abends mit Freunden etwas Trinken geht und der Trigger inklusive Verlustangst ist wieder da.

Aber es geht auch noch subtiler… Manchmal reicht es auch aus, etwas schweigsamer in sich gekehrt nachzudenken. Für Sie ist alles noch in Ordnung … für den traumatisierten Partner sieht es nun aber so aus, als würden sie sich innerlich von ihm / ihr bereits getrennt haben.

Fühlt sich das kompliziert an? Das mag auf den ersten Blick so sein… da es an der Normalität weit vorbei geht. Aber es gibt ein kleines Tool, was jeder von uns hier anwenden kann: Mein Tipp 👉 Das Triggertagebuch (egal wer es schreibt)

Bei einer Wiederholung haben sie dann große Chancen, deutlich eher zu erkennen, dass diese jetzige Situation an den traumatischen Vorfall in der Vergangenheit erinnert. Denken sie aber auch immer daran: Nur weil eine Situation kognitiv als traumatisierend erkannt wurde, heißt es noch lange nicht, dass die körperliche Reaktion auf den Flashback ausbleibt. Sehen Sie hierzu meine Videos mit dem Thema: Traumatherapie geht immer auch über den Körper:

2.3. Entscheiden Sie sich bewusst für ein anderes Verhalten

Ja, wir können unsere Handlungen dauerhaft verändern! Warum ich darauf komme? Nun, ein Gedanke formt unser Handeln und unser Handeln formt unsere Emotionen…

William James Psychologe Was kommt zuerst: der Gedanke, die Handlung oder die Emotion?Ich möchte dies kurz etwas genauer erklärten: Der große William James – m.E. der „Sigmund Freud der amerikanischen Psychologie“ ging Zeit seines Lebens der Frage nach, was denn zuerst kommt – eine Emotion oder eine Handlung? Er versuchte es sich mit einem Bären zu veranschaulichen, der aus dem Gestrüpp kommt und mich überrascht – eine Situation, die zur Zeit von William James in Amerika recht häufig vorkam. Heute würde ich sagen: ein angriffslustiger Hund springt über den Zaun und rennt zähnefletschend auf mich zu. Die Frage von James war: „Renne ich weg, weil ich Angst habe, oder habe ich Angst, weil ich wegrenne?“ Wie würdest du antworten? Immer wieder kam er zu dem Ergebnis: Ich habe Angst, weil ich zuvor weggerannt bin.

Benjamin Libet und sein neurologisches ExperimentAuch wenn sich das für dich etwas weit weggeholt anfühlt, aber neurowissenschaftlich ist dies korrekt und wurde später 1980 von dem US-amerikanischen Physiologen Benjamin Libet (1916 – 2007) in dem berühmten „Libet-Experiment“ korrekt bewiesen. Warum ich das alles so detailliert erzähle? 👉 Handlungen erzeugen Emotionen. Wenn ich einen Partner habe, der traumatisch auf Trigger reagiert, dann ist es sinnvoll, mein Verhalten zu verändern, um sowohl bei mir als auch meinem Gegenüber andere Emotionen zu erzeugen.


Klar ist es völlig unrealistisch zu versuchen, alles zu unterbinden, was irgendwie beim Gegenüber einen Trigger erzeugen könnte. So offensichtliches wie Gewalt oder Missbrauch ist ja noch recht leicht wegzulassen. Oft aber sind es gerade die subtilen unsichtbaren Dinge wie ganz bestimmte Geräusche, ein Gespräch mit jemandem vom anderen Geschlecht, ein Abend mit Freunden, eine bestimmte Gegend oder auch nur ein besonderer Geruch, der den Partner triggern könnte.

All dies kann niemand beachten – völlig unmöglich! 👉 Was können wir stattdessen besser tun? Eigentlich ist es ganz einfach: Wir müssen die Art und Weise, wie wir mit diesen Situationen umgehen, ändern. Schreibt zum Beispiel der Mann einer anderen Frau eine Handynachricht, dann könnte er überlegen, diese seiner eigenen Frau zu zeigen, damit sie sich keine Sorgen zu machen braucht.

Das Smartphone ist – neben meinem Partner – der wohl intimste Begleiter unseres Lebens geworden. Warum also nicht dem Partner den PIN hierzu geben? Kontrolliert er sie, dann ist es gut, da ihre Integrität dann bestätigt wird. Kontrolliert er sie nicht, dann ist es auch gut, da hier wohl das Vertrauen groß genug in sie ist. Es läuft also immer auf eine „Win-Situation“ heraus.

Gehen Sie öfter mal mit Freunden aus? Dann melden sie sich doch von sich aus regelmäßig z.B. mit einem Foto oder durch einen kurzen Anruf. Lassen Sie sich auch gerne zu dem Event bringen und / oder abholen. Das stärkt das Vertrauen immens! Meine Bitte an Sie: Da sie selber in ihren eigenen Schuhen laufen (gestatten Sie mir dieses Bild als Metapher) … sollten Sie auch selber ihrerseits erfinderisch bei der Frage werden, was sie tun könnten um einerseits Vertrauen aufzubauen, andererseits aber wie Sie Ihr eigenes Verhalten ändern können, ohne ganz normale Handlungen zu unterbinden. Haben sie auch keine Angst davor, ganz offen die Frage zu stellen: „Was kann ich dazu beitragen / was wünschst du dir von mir, dass es dir in unserer Beziehung besser geht?“

2.4. Erkennen was gebraucht wird, wenn der Trigger da ist

Das Wissen darüber WANN der Trigger ausgelöst wird, ist jedoch nur eine Seite der Medaille… Wie muss ich mich denn verhalten, wenn das Unvermeidliche eines Kippens eintritt?

  • Soll ich vielleicht laut und bestimmend werden, um klare Grenzen zu ziehen?
  • Oder wäre es besser, sich komplett zurückziehen?

Zuerst einmal ist es gut und richtig, einen Trigger zu erwarten und nicht immer panikartig zu vermeiden. Wir können einfach nicht alle beängstigenden und belastenden Umstände ausschließen. Das Leben kann man nicht planen – man kann es nur rückwärts verstehen.

Trigger: Lerne mit dem Trigger zu tanzen und höre auf, gegen den Trigger anzukämpfenDie meines Erachtens richtige Verhaltens-Formel in Verbindung mit Triggern ist folgende: „Höre auf, Trigger zu bekämpfen und lerne, mit ihnen zu „tanzen“…“ Wie könnte so ein „Tanz mit dem Trigger“ aussehen? Mein Tipp: Verhalte dich um 90% ruhiger, langsamer und sanfter als du es gewöhnlich tust“. Egal wie schnell deine Emotionen sich drehen, drehe langsamer 😊. Alles andere macht die Situation nur noch schlimmer….

Napoleon wird der Spruch nachgesagt, dass man ein Genie daran erkennt, dass dieser Mensch das „Normale“ weiter tut, während alles um ihn herum im Chaos versinkt.

Wie sieht so eine typische Trigger-Reaktion eigentlich aus?

Wer sich ein wenig mit Stephen Porges Polyvagal-Theorie auseinandergesetzt hat, kann das Reaktionsspektrum leicht einkreisen: Es ist das vielzitierte Kampf- Flucht- Erstarrungsschema. Alle Energie ist dabei auf Überleben und Selbstverteidigung gerichtet. Für den Getriggerten ist in diesem Moment alles – inklusive der Partner – lebensbedrohlich – ähnlich einem Ertrinkenden, der in seiner Panik sogar seinen Retter angreift. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den jeder im Hinterkopf behalten sollte: Alles dient dem Überleben, ist dabei nicht kognitiv, sondern aus dem Instinkt heraus gesteuert.

Leitsatz der Navy SEALs Ruhe ist ansteckendDarum müssen wir auch zuallererst die Emotionen in einem Trigger ansprechen. Dies können wir am besten, indem wir unsere Stimme herunterregulieren in Ton, Lautstärke und Modalität. Ein sanftes, langsames und sonores Sprechen – ähnlich einem Märchenerzähler auf den alten Langspielplatten unserer Kindheit – und ein Beruhigendes verhalten dabei, das sind die Erfolgsrezepte in einem Trigger. Ich erinnere mich hierbei sehr gerne an den Leitsatz der Navy-Seals: „Ruhe steckt an“. Emotionen – sowohl Ruhe als auch Angst – sind immer virulent ansteckend! Darum ist eine ruhige, langsame, eine gütige Reaktion immer die erste Wahl.

Was, wenn mein Partner körperlich misshandelt wurde?

Dann geht es hier besonders um die Berührungen! Berührung ist gut, Umarmung ist auch gut … aber nicht in jedem Moment. Wenn die Emotionen hochkochen, dann KANN eine Berührung / eine Umarmung gut sein … aber nicht immer! Oft musste ich schon beobachten, dass diese gutgemeinte Geste nach hinten losging und den Betroffenen in dem Moment überforderte. Darum meine Bitte in diesem Zusammenhang: Wenn dein Partner kippt, dann warte kurz – dein größter Verbündeter ist Zeit und Ruhe. Frage, ob du ihn / sie umarmen DARFST!

Was, wenn dein Partner erstarrt?

Eine der drei Reaktionen auf ein Trauma ist nach „Kampf und Flucht“ das „Einfrieren“. Vielleicht fühlt es sich für dich als Außenstehender nur wie eine stille Depression an. Oft aber steckt hinter diesen subtilen unauffälligen Reaktionen deutlich mehr! Was der jeweilige Partner braucht, kann also komplett unterschiedlich sein. Es hängt immer von der Person, seiner Resilienz und dem erlebten Trauma ab. Mein Tipp an dieser Stelle: Reagieren sie sofort, indem sie den Triggerreiz / den Auslöser umgehend beseitigen und dann das entsprechende Gegenteil von dem tun, was ihn ausgelöst hat.

2.5. Zusammen in die Zukunft

Nicht alles, was in der Vergangenheit geschehen ist, muss wieder hochgeholt werden. Tatsächlich gibt es sogar viele schwere Traumata – wie Missbrauch / Misshandlung / Entführung etc. – die später nur selten zur Sprache kommen und / oder den Alltag belasten. Wenn dem so ist, dann sollten sie auch nicht unnötig angesprochen werden. Das Kriterium hier ist also nicht die Schwere des Traumas, sondern, ob es den Alltag belastet oder nicht.  

Wenn ein Trauma jedoch der Beziehung im Wege steht oder Ihren Partner daran hindert, im Leben Fortschritte zu machen, dann sollten Sie sich überlegen, wie Sie ihm helfen können, mit dem Geschehenen Frieden zu schließen. Das kann u.a. bedeuten, dass man sich professionelle Hilfe sucht oder gemeinsam Schritt für Schritt Lösungen finden. Es ist wichtig, dass diese Lösungen nicht nur in der Verantwortung des Partners gesucht werden. Auch der Traumatisierte ist hierbei ausdrücklich gefordert, gesündere Reaktionsmuster für sich zu entwickeln. Es gibt keinen Krankheitsvorteil!

👉 Nehmen wir hierfür exemplarisch das Beispiel eines traumatisierten und darum sehr eifersüchtigen Partners. Eifersucht ist per se nichts Schlechtes, wenn beide hiermit gut umgehen können. Für mich ist sie sogar ein Beweis dafür, dass man den anderen liebt und wertschätzt. Kleiner Einschub: ich spreche hier von der gesunden Eifersucht.

Was aber, wenn die Eifersucht aufgrund eines Traumas mit zu viel Angst verbunden ist und dadurch zu einer Belastung in der Partnerschaft wird? Dann müssen gemeinsame Spielregeln aufgeschrieben werden, die von beiden Seiten akzeptiert werden. Ich betone:

  • Aufschreiben und
  • Von Beiden akzeptiert!

Es ist nämlich nicht realistisch, von dem Partner zwingend erwarten zu können, dass er alle paar Stunden zu Hause anruft, wenn er mit Freunden / sie mit Freundinnen ausgeht. Das zum Thema Akzeptanz. Was meine ich mit dem „Aufschreiben“? Ist das wörtlich zu verstehen? Ja! Ich empfehle allen Familien und allen Paaren ein eigenes Regelwerk / Gesetzbuch / Vereinbarungsbuch zu führen! Warum? Nun, unsere Welt wird immer kleiner. Unterschiedliche Kulturen, Persönlichkeiten kommen immer öfter in einer Partnerschaft zusammen. Das allein sorgt schon für viel Konfliktstoff.

Hinzu kommt aber noch die Veränderung unserer allgemeinen Wertekultur.

  • Alte Werte treten immer mehr in den Hintergrund
  • Moralisierendes „entweder oder“ … also entweder es klappt nach meinem Willen oder wir trennen uns und
  • Die immer stärker werdende Hochglanz-Welt in den Sozial Media Netzwerken treten in den Vordergrund.

Fragen kommen dann auf wie: Was ist für uns als Paar / als Familie nun bindend und was nicht? Da dies heute überhaupt nicht mehr klar ist, empfehle ich nicht nur aus beruflicher Erfahrung heraus, dieses Regelwerk für sich und seine Partnerschaft aufzustellen. Und ganz nebenbei … Vom Kindergarten bis zum Groß-Unternehmen gibt es so etwas wie eine „Verhaltenskultur“. Im Kindergarten nennt man es „Benimmregeln“ und im Großkonzern „Corporate Cultur“. Gemeint ist aber immer das Gleiche: Wie verhalten wir uns untereinander und wie werden Ziele, Wünsche und Werte formuliert und erarbeitet?

Wie sieht dies nun in der Praxis aus? Jedes Paar sollte sich gemeinsam hinsetzen und die Regeln für die kommenden Wochen z.B. zum Thema Eifersucht / Ausgehen / Flirten / Offene versus geschlossene Beziehung konkret aufschreiben. Was meine ich mit der Formulierung „für die kommenden Wochen“? Weil sich auch anfänglich gute Regeln dem Alltag anpassen müssen. Kinder werden groß, Umstände ändern sich. Solange man das Große und Ganze im Auge behält, sollte man immer bereit sein, die Richtung zu wechseln. Wer segelt weiß, dass man permanent arbeiten muss, um am Wind zu bleiben.

Nehmen wir wieder mal das Thema Eifersucht als Beispiel. Ich bin davon überzeugt, dass alles Gute und alles Negative in einer Partnerschaft zu gleichen Teilen von BEIDEN verursacht wird. Also auch von dem traumatisierten Partner. Jeder – auch der Traumatisierte – muss die Verantwortung für das Glück in der Beziehung übernehmen. Ein sogenannter Krankheitsgewinn ist keine Alternative.

Wenn man nun – im Regelbuch – vereinbart, dass sich der Partner regelmäßig meldet, wenn er mal mit Freunden ausgeht, dann sollte sich mit der Zeit, die Frequenz hierbei verändern. Auch der eifersüchtige Partner sollte kreativ werden und sich Dinge einfallen lassen, durch die er besser mit der Situation umgehen kann.

Mein Tipp: Eigene Aktivitäten überlagern am besten die Gefühle der Einsamkeit. Er / sie sollte auch mit Freunden ausgehen oder – auch sehr empfehlenswert – viel Kraft und Energie in ein intensives Work-out legen. Durch neue positive Gewohnheiten werden alte Angst- Denk- und Gewohnheitsschleifen schneller eliminiert. Durch solche neuen Routinen haben alle in der Familie etwas davon. Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch von Judson Brewer „Raus aus der Angstspirale“

 

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Welche Therapie hilft bei Borderline? 

Borderline ist die Königsdisziplin in den zu behandelnden Störungsbildern. Dieses Buch befasst sich nicht mit einer Therapie zu Hause, in der Praxis, sondern in einem klinischen Umfeld. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (Transference-Focused Psychotherapy, TFP) ist ein psychodynamisches Verfahren, dass die Beziehungs- und Identitätsstörung von Borderliner ganz in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Ihren Ursprung hat sie in der Objektbeziehungstheorie, die davon ausgeht, dass die Schwierigkeiten bei Persönlichkeitsstörungen auf nicht integrierte Persönlichkeitsanteile zurückzuführen sind. Darum müssen diese durch eine Therapie aktiviert und in das Handeln integriert werden. 

Dieses Buch befasst sich ausführlich mit Diagnostik, Therapievereinbarungen, Behandlungsphasen, Therapiefokus und Arbeiten im interdisziplinären Team. Ein tolles Werk für jeden Facharzt. 

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Borderline Diagnose? Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang mit Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus