Das Thema rund um den Narzissmus, ist schon eine sportliche Angelegenheit. Laut Schätzungen sind in Deutschland etwa 1% der Bevölkerung von einer diagnostizierbaren narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen. Das wären über 800.000 Menschen, allein in unserem Land…
Aber wusstest du, dass Narzissmus im ICD10 nur unter „ferner liefen“ als Zusatzdiagnose mit dem Kürzel F60.8 (sonstige spezifische Störungen) und im ICD11 gar nicht mehr als eigene Diagnose zu finden ist? Und trotzdem ist Narzissmus aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Eines seiner deutlich sichtbaren Wesensmerkmale ist seine „Kränkbarkeit“ und diese finden wir im ICD11 unter „negativer Affektivität“ (6D11.0). Und wegen dieser starken Neigung zur Kränkbarkeit, verhält sich ein Narzisst oft so überzogen verbittert, wütend, beleidigt, großspurig, laut, einnehmend, toxisch anderen gegenüber. Und wenn man mal sehr genau hinsieht, dann sind es oft diejenigen mit einem „pathologischen Altruismus“ (Zitat Emanuel Jauk, klinischer Psychologe an der Universität Dresden), die sich in einer Beziehung mit dem Narzissten befinden.
Das ist wie eine Wippe: Ist viel narzisstisches Gewicht auf der einen Seite, dann muss es auch einen entsprechenden Gegenpol geben. Oft in Form eines ungesunden Altruismus / einem krankhaften Helfersyndrom. Dieser Begriff des Helfersyndroms, wurde erstmals in den 1970er Jahren von dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidtbauer kultiviert. Einerseits ist Helfen zwar ein Grundbedürfnis des Menschen – Aristoteles sagte ja bereits „der ideale Mensch verspürt Freude, wenn er anderen einen Dienst erweisen kann“ – andererseits ist ein krankhaftes Helfen auch eine Abwehrstrategie, um mit der eigenen Wertlosigkeit klarzukommen.
Also, wie kommt ein Partner aus einer narzisstischen Beziehung und damit aus einer möglichen eigenen Abwehrstrategie wieder raus? Darum geht es in diesem Beitrag: Wie mit einem Narzissten in der Beziehung Schluss machen?
Der Grund, warum du dich mit diesem Beitrag beschäftigst, könnte neben reiner Neugierde sein, dass du dich in einer engen Beziehung zu einem Narzissten befindest und dich fragst, wie du diese Situation verändern kannst.
So eine enge Beziehung, dass kann
Wie auch immer deine Umstände aber auch aussehen mögen: sooo einfach sich von einem Narzissten zu trennen, ist nur in den seltensten Fällen möglich. Ein Narzisst ist nämlich genau deshalb ein Narzisst, weil er ein gewisses Verhalten an den Tag legt, dass sowohl eine Beziehung als auch eine Trennung aus dieser Beziehung „etwas sportlich“ macht. Sie mögen es nämlich ganz und gar nicht, wenn sich jemand Enges aus ihrem inneren Kreis und damit aus ihrem Einflussgebiet wieder entfernen möchte.
Deshalb mein Rat: Bereite dich in aller Ruhe VOR dem Sturm auf den Sturm vor. Schon der Stoiker Epiktet sagte: „Aber was ist Philosophie? Bedeutet sie nicht, uns auf alles, was kommt, vorzubereiten? Alles läuft darauf hinaus, dass du dich vorbereitest, alles auszuhalten, was auch geschehen mag! Sonst wärst du wie ein Boxer, der aus dem Ring steigt, weil er ein paar Schläge abbekommen hat.“
Lass uns deshalb – durch diesen Beitrag – gemeinsam auf Überraschungen vorbereiten, mit denen du während des Trennungsprozesses aller Wahrscheinlichkeit konfrontiert werden wirst. Lass uns diese Überraschungen zu kalkulierten Möglichkeiten umwandeln.
Wie in meinen ersten Worten in der Einleitung angedeutet, gibt es wahrscheinlich gute Gründe, dass sich der Narzisst gerade dich als Partner oder Opfer ausgesucht hat. Das kann sogar innerhalb einer biologischen Familie sein. Denk nur mal an den Begriff des „schwarzen Schafs“ in einer Familie… Solch eine toxisch narzisstische Bindung bezeichnen die Psychologen eine Traumabindung. Das Wort Bindung ist zentraler Bestandteil der Bindungstheorie von John Bowlby und Mary Ainsworth. Gemäß dieser Entwicklungstheorie sind wir von Geburt an daran interessiert, mit anderen Personen Nähe aufzubauen, uns mit Ihnen nahe zu fühlen.
Und hier setzt der narzisstische Trick in Form des „Love Bombings“ von Beginn einer Beziehung oder wenn der Partner anfängt, sich zurückzuziehen an. Sein Ziel ist es, wieder Nähe aufzubauen, leider aber keine Gesunde. Denn im Laufe der Zeit wird sich der Narzisst dann wieder langsam, aber sicher gegen dich wenden. Und dieses hin und her: 👉 dieses sich gegen dich wenden 👉 du gehst auf Distanz 👉 er kommt wieder auf dich mit viel Getöse, auf Knien mit einem Riesen-Rosen-Strauß und „Love Bombing“ zu 👉 du lässt dich wieder „einfangen“ dieses ist nichts anderes als ein Circulus Vitiosus / ein Teufelskreislauf. All das verwirrt und verunsichert dich, weil du nie genau wissen kannst, wo du nun wirklich in deiner Beziehung stehst. Fassungslos stehst du deiner eigenen Wahrnehmung gegenüber und denkst dir: „bin ich jetzt der / die Bekloppte … oder der Rest der Welt?“ Durch dieses Pendeln zwischen himmelhochjauchzend und dann zu Tode betrübt leidet dein Selbstbewusstsein immer mehr und du wirst deutlich leichter manipulierbar. Das sind alles ganz natürliche Methoden, die ein Narzisst ohne Hemmungen einsetzen wird, um in eurer Beziehung die Oberhand zu behalten.
Und auch wenn du schon längst verstandesmäßig realisiert hast, dass diese Beziehung alles andere als gut für dich ist, dass dieser Mensch dich verunsichert und verängstig, kannst du doch irgendwie nicht den Mut aufbringen, dich von ihm zu trennen und für dich selbst zu sorgen. Deine ganze aus den Fugen geratene Wahrnehmung schreit gleichzeitig „geh und bleib“. „Geh weg“ wegen den schwarzen Zeiten und „Bleib doch da du undankbarer Mensch“ wenn du dich an eure Anfangszeit und die „Love Bombing-Phasen“ erinnerst. Denn da warst du schließlich doch für eine kurze Zeit „Über-Happy“.
Bestimmt machst du (!) hier alles falsch … du (!) bist der Grund dafür, dass sich alles so verändert hat. Und deine Aufgabe ist es jetzt herauszufinden, was dazu geführt hat, dass er sich so negativ verhält. Denn schließlich gibt es ja noch die vereinzelten Momente, wo er sich so charmant / wie ein Gentleman um dich kümmert. Also kannst du ihn doch nicht so mir nichts dir nichts verlassen, oder?
Neben dem Verwirren sind Narzissten trotz ihrer Bindungsunreife in einem weiteren Punkt sehr kreativ: Sie isolieren ihre Opfer sehr oft von ihrem ursprünglichen Umfeld. Wir alle brauchen andere Menschen um uns zu setteln / unsere Meinung in Resonanz mit anderen abzugleichen.
In seinem Buch „Wie wir werden wer wir sind“ schreibt Professor Dr. Joachim Bauer von der Freibuger Universität, dass die stärkste Droge für uns Menschen, der andere Mensch sei. Unsere Umgebung ist für uns so wichtig wie die Luft zum Atmen. Wir brauchen andere Menschen um uns herum. Darum ist die Isolation durch Gefängnis aber auch durch medizinische Interventionen wie in Zeiten von Corona so gefährlich für jeden von uns. Und diese Isolation macht sich der Narzisst zu Nutze. Er möchte dir einreden, dass du niemanden mehr hast außer ihn aber auch niemand anderes außer ihn brauchen würdest. Aber das ist erstunken und erlogen. Ich versichere dir: wenn deine alten Freunde und / oder deine Familienmitglieder erfahren, was in deiner Beziehung wirklich abgeht, dann werden sie dich mit Sicherheit gerne darin unterstützen, aus dieser Misere wieder herauszukommen.
Und sehr häufig habe ich schon beobachtet, dass sie mehr von dir wussten als es dir bewusst war. Sie haben aber nur darauf gewartet, dass du sie ansprichst, um dir auch offiziell helfen zu dürfen. Aber darfst du dir denn helfen lassen? Ich sage: du musst (!) dir sogar helfen lassen! Denn das, was jetzt auf dich in der Zeit der Trennung auf dich zukommt, dass wird kein Spaziergang – das ist was für Erwachsene.
Viele Personen, die sich in solch einer Phase an mich wenden, stellen mir sehr häufig die Frage „wie konnte ich nur in so etwas hineingeraten?“
Nun, wir sind alles nur Menschen. Im Grunde genommen, glauben wir lieber an das Gute im Gegenüber als ihm erst mal Schlechtes zu unterstellen. Dann kommt ja auch noch die immense Charmeoffensive des Narzissten hinzu, die einen schnell mal eine längere Zeit blind macht für die Realität. Bitte erinnere dich an diese Zeit auch in deiner Zukunft. Wir werden in einem späteren Beitrag dieser Narzissmus-Reihe nochmal darauf zurückkommen, wenn du die Trennung verarbeitet hast und dich einer neuen, gesünderen Beziehung zuwenden möchtest. Aber trotz ihrer Bindungsunreife sind Narzissten recht clever in dem, was sie tun, und darin, wie sie solch eine Traumabindung zu ihrem Partner aufbauen.
Ich habe diesen Begriff der Traumabindung ganz bewusst gewählt. Ein Trauma ist eine Überforderung der Psyche und unserer Seele. Und Traumabindungen sind ebenso eine Überforderung! Sie sind missbräuchliche und überfordernde Bindungen mit einem immer wiederkehrenden Muster psychischer und emotionaler Vergiftung. Sie treten in den unterschiedlichsten Variationen auf. Abhängig davon, ob es sich um eine Freundschaftsbindung, eine Familienbindung oder eine Partnerschafts-Bindung handelt.
In einer Langzeitbeziehung ist es – nach einem anfänglichen Himmel voller Sonnenschein und Geigen – oft nur noch ein ständiges Pendeln zwischen Liebesbekundungen und toxischem Missbrauch, dass sich über Jahre hinzieht und seine Anfänge in der frühesten Kindheit hat. Hier kann man nur bei den ersten Anzeichen solch eines unreifen Verhaltens aussteigen. Eine Besserung darf nicht erwartet werden! Wer den Ausstieg aber verpasst, muss sich auf einen jahrelangen toxischen Kreislauf einstellen – wenn du nicht die Kraft hast, diesen zu unterbinden.
Lass uns nochmals kurz und knapp die Etappen einer toxischen Beziehung ansprechen, bevor wir zu den „Ausstiegs-Tipps“ kommen. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Denn erst wenn du dir dieses Bindungsmusters in deiner „Narzissmus-Beziehung“ klar vor Augen hältst, kannst du in Zukunft einer neuen narzisstischen Versuchung ausweichen oder zumindest die Stirn bieten.
In dieser ersten Phase ist alles was du machst einfach nur perfekt. Es gibt keinen Fehler, keinen Makel an dir. Dein Partner überschüttet dich förmlich mit Herzchen in den Text-Nachrichten, Briefe, Rosen, Geschenke etc. du ertrinkst in seinen Liebesbekundungen, seinem Charme, seiner Aufmerksamkeiten. Er ist der absolute Gentleman, er ist zuvorkommend, schmeichelhaft, immerzu freundlich, nur an deiner Seite und scheint völlig in Liebe mit dir verschmelzen zu wollen.
Warum fällt dir hier das Übertriebene nicht auf? Weil auch du nur ein ganz normaler Mensch bist, du dich so sehr nach diesem Menschen gesehnt hast und du dies nun ENDLICH auch mal genießen möchtest. Schließlich hast du dies auch mal verdient, nach deinem jahrelangen Aschenputtel-Dasein… Alles sicherlich verständlich. Aber lass dir gesagt sein, diese Phase geht leider viel zu schnell vorbei…
Dein anfängliches Zweifeln wird immer kleiner. Denn schließlich geht das alles ja schon eine gewisse Zeit so voran, vielleicht schon zwei oder sogar drei Monate. Was verändert sich in dir? Du beginnst dies alles zu glauben, du schenkst ihm anfänglich zögerlich und dann immer überzeugter dein Vertrauen. Deine Zweifel werden immer kleiner. Die Stimme „das alles ist doch „to much und zu schön um wirklich auf Dauer wahr zu sein“ wird immer leiser und seltener.
Durch seine Überzahl an kleinen Aufmerksamkeiten und intimen Liebesschwüren wickelt er dich langsam aber sicher immer weiter um seinen Finger. Du kannst einfach nicht anders und schenkst ihm dein Vertrauen. Noch nie wurdest du zuvor auf diese Art und Weise umgarnt und hofiert und bildlich auf Händen getragen. Noch nie hat sich ein so wunderbarer Mensch so intensiv um dich gekümmert. Und er sagt es doch auch den ganzen Tag, dass er sich genauso fühlt wie du. Es muss die wahre Liebe sein.
Ups … Was ist da denn passiert? Wo sind denn die Geigen und singenden Engelchen hin? Habe ich etwas falsch gemacht? Auf einmal ist nicht mehr alles eitel Sonnenschein. Plötzlich treten doppeldeutige Sprüche, Kritik und Gemecker anstelle des Love Bombings auf die Bühne der Partnerschaft …
Wo ist er hin, der Gentleman? Wo sind all seine Komplimente geblieben? Urplötzlich bist du nicht mehr der perfekte Partner. Und langsam aber sicher steigt in dir das Gefühl von Verzweiflung und Verwirrung hoch. Aber weil die schöne Zeit noch nicht allzu lange zurückliegt, du kannst sie praktisch noch mit der Hand greifen, versuchst du – anstatt davon zu laufen – alles, um wieder Boden unter den Füßen zurückzubekommen. Das ist jetzt die Phase, in welcher immer mehr Anspruch auf dich, deine Energie und deine Zeit gestellt werden.
In dieser Phase geht die Kritik in die nächsthöhere Ebene … Du versuchst dich zu wehren, klarzustellen, deine Position zu verteidigen, deine Wahrnehmung zu äußern. Aber ähnlich wie in dem berühmten Theaterstück des Briten Patrick Hamilton aus dem Jahre 1938, wird dir dein Wort und deine Gedanken förmlich im Munde umgedreht. Dort täuscht ein Ehemann seiner noch jungen frisch angetrauten Ehefrau ein anderes Verhalten vor. Hinter ihrem Rücken versucht er sich ihr Erbe der Tante zu erschleichen, indem er immer wieder behauptet, dass sie eine falsche Wahrnehmung habe. Der Hintergrund: Er sucht mit einer Gaslampe – der Namengeber des Stücks – auf einem Dachboden nach dem vermuteten Schatz der Tante. Die junge Ehefrau spricht ihn auf den Schein der Gaslampe an und er sagt immer wieder: Du bist verrückt, das bildest du dir alles nur ein.
Beim Gaslighting durch den Narzissten ist es ähnlich. Du erkennst allmählich ein immer krankeres, kritisches Handlungsmuster, sprichst ihn darauf an und er sagt immer wieder: „Nein! Das stimmt nicht! Das bildest du dir nur ein!“ Mit der Zeit beginnst du immer mehr an deinem Gedächtnis, an deiner Wahrnehmung, an den Umständen und nicht zuletzt an deinem Verstand zu zweifeln …
All das ist nun DEINE Schuld! Das sagt er und das wird allmählich auch deine eigene innere Überzeugung… Es liegt nur an dir! Denn wenn du die Dinge anders machen würden, bei alledem nicht so überzogen, so verrückt so unrationell reagieren würdest, dann wäre die Welt doch in Ordnung. Es ist deine Schuld und deine Zweifel an dir werden immer stärker. Der Narzisst hingegen wird immer stärker und von seiner Korrektheit überzeugter. Denn er hat ja nichts falsch gemacht. Das alles geschieht doch nur in deiner falschen, eingebildeten Wahrnehmung.
Kann es noch schlimmer kommen? Ja, leider! Sehr häufig werden die Partner vom Narzissten ganz bewusst, sehenden Auges mit allen Konsequenzen isoliert, zu dem Zweck, dass die manipulativen Aussagen des Narzissten durch die Umgebung nicht aufgedeckt werden. Oder Dritte aus dem Umfeld des Opfers – sogenannte „Flying Monkeys aus dem Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ die Handlanger der bösen Hexe – werden ebenfalls manipuliert, werden zum Soldaten des Narzissten um dessen Standpunkt oder Aussagen zu bestätigen bzw. die Wahrnehmungen des Opfers anzuzweifeln. Besonders dadurch kann in sehr kurzer Zeit das Selbstvertrauen des Opfers beschnitten und seine soziale Isolierung erreicht werden.
Dann macht man alles mit, was er verlangt. Denn jetzt fehlt dir die Resonanz zu den anderen und du kannst gar nicht mehr anders als zu glauben, dass er Recht und du Unrecht hast. Dass sein Weg der einzig Richtige ist und du nun in der Verantwortung stehst, die Beziehung zu kitten. Aber all deine Bemühungen werden ohne Erfolg im Sande verlaufen… Was jetzt kommt, leitet den Absturz ein:
Die Spirale dreht sich immer weiter, die Schlinge zieht sich immer enger um deinen Seelen-Hals. Nach der Isolation beginnst du immer mehr aufzugeben. Dein dich wehren, dein dich Verteidigen, all deine Erklärungen werden immer leiser, immer seltener.
Deine Einsamkeit, deine Traurigkeit, deine Verzweiflung nimmt in der Isolation immer stärker zu. Und alles, was du versucht, um dich zu befreien, scheint dich immer tiefer in diese Situation hineinzuziehen.
Wir sind am negativen Höhepunkt der toxischen Spirale angelangt. Obwohl jede Zelle, jede Nervenbahn, jeder Gedanke in deinem Kopf förmlich schreit „Hau ab, dieses Verhältnis ist nicht gut für dich“ … trotzdem gehst du immer wieder in die Beziehung zurück. Du kannst noch so sehr gedemütigt worden sein … immer wieder versuchst du es wie ein Süchtiger aufs Neue. Denn du willst doch nichts Schlechtes, oder? Alles was du willst ist diesen Gentleman vom Anfang, diesen Himmel voller Geigen, diese Komplimente wieder zurück. Das kann doch nicht alles gelogen sein, oder etwa doch?
Dieser Gedanke hat Sprengstoff-Potential. Lies ihn dir bitte noch einmal – zur Not hundertmal – laut vor: „Wenn diese Liebe nicht da ist, dann bin nur ich allein daran schuld! Und es ist egal, wie klar und deutlich du diesen Gedanken mit deinem Intellekt widerlegen möchtest, er ist in deinem Denken mit einem „Somatischen Marker“ fest verankert. Er ist tatsächlich ein körperlicher Teil von dir! Wenn du mehr über die „Somatischen Marker“ einem Begriff von Antonio Damasio und Erik Kandel lesen möchtest, dann empfehle ich dir diesen Beitrag hier: 👉 Traumatherapie – Wie entstehen Emotionen und wie beeinflussen sie ein Trauma?
Du wirst dann verstehen, warum Menschen, die in ihrer Kindheit auf echte Liebe haben verzichten müssen, sehr häufig und schnell Opfer von Narzissten werden…
Wir alle haben unsere eigene Vorstellung von einer Partnerschaft / einer Beziehung. Wir sind uns alle im Klaren, dass wir wegen unserer Unvollkommenheit so manche schmerzhaften Probleme miteinander gehen müssen. Und ja, wir stellen uns auch auf einsame Zeiten ein… Aber gerade weil wir dies von vornherein einkalkulieren, können wir unsere Partnerschaft nicht so einfach aufgeben und uns etwas Besseres suchen.
Es ist wie der Frosch im sich langsam erwärmenden Aquarium. Es ist immer noch einfacher, irgendwie durchzuhalten in der Hoffnung, dass sich alles doch noch zum Besseren ändert. Und dann ist die Hitze so stark – der Vergleich mit dem Frosch im Aquarium lässt grüßen – dass du irgendwann einmal durch die ständigen, subtilen Angriffe zu schwach dazu geworden bist, aus eigener Kraft aus der narzisstischen Beziehung auszusteigen.
Es ist dann einfach zu spät…
Kannst du dich noch an den Gedanken weiter vorne erinnern? Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass du dich in einer narzisstischen Beziehung befindest. Denn erst durch diese Erkenntnis – sich des Bindungsmusters deiner „Narzissmus-Beziehung“ klar zu sein – kannst du in Zukunft einer neuen narzisstischen Versuchung ausweichen oder ihr zumindest die Stirn bieten.
Denn das, was jetzt kommt, wird kein Zuckerschlecken, das ist schon sportlich – aber es lohnt sich wirklich! Und darum möchte ich dich mit Hilfe von sieben Tipps etwas besser darauf vorbereiten.
Warum lohnt es sich, sich von dem Narzissten zu trennen? Eine Beziehung besteht aus einem gegenseitigen Geben und einem Nehmen. Die Energie sollte sich nie wie eine Einbahnstraße anfühlen. Und das ist es, was eine narzisstische Beziehung besonders kennzeichnet: Einer von beiden, bekommt nie dass, was er eigentlich braucht. Und da können gelegentliche „weiße Phasen“ auch nicht drüber hinwegtäuschen!
Das Versprechen: „In guten wie in schlechten Zeiten“ bedeutet nämlich NICHT, dass du ALLES Schlechte deines Partners klaglos über dich ergehen lassen musst. Es hat nämlich auch was mit einer Form von Selbstwürde zu tun, dass du Grenzen aufzeigst. In der Beziehung mit einem Narzissten, gibt es diese gegenseitige Würde nicht.
Das Wort „Würde“ entstammt dem althochdeutschen Wort „wirdi“ und bedeutet „Ansehen, Verdienst, Ehrung“. Dieses „ich sehe dich“, dieses „das verdienst du“ und erst recht das „ich ehre dich“ …. Auf all das kannst du in dieser Beziehung mit einem Narzissten endlos warten. Darum ist mein klarer Rat an dich: Gib dem Narzissten den Platz, der ihm in deinem Leben gebührt … KEINEN.
Vielleicht kannst du es dir im Moment noch nicht so gut vorstellen. Wenn du es aber erst einmal geschafft hast, dich aus seinem Einflussbereich zu befreien, kannst du wieder atmen, hast Energie für deine Wünsche / deine Ziele / die Menschen in deinem Leben, die all das auch wirklich verdienen. Und wie soll das nun gehen? Wie soll ich mich nun trennen?
Ja, es gibt diesen Spruch: „Während sich die Klugen noch beraten, stürmen die Dummen bereits die Burg“… Aber ein kopfloses Draufloslaufen, ist in diesem Thema völlig kontraproduktiv.
Bedenke: „Aus dem Ärmel geschüttelt ist ärmelig…“ Du hast es mit einer „sportlichen Situation“ zu tun und kannst dir keinen großen Fehler leisten. Dafür ist der Einsatz einfach zu hoch. Warum? Weil sich der Narzisst in deinem innersten Zirkel befindet, ihr seid in einer dyadischen Beziehung. Das ist vergleichbar mit einer Operation am offenen Herzen. Ein kleiner Fehler, kann verheerende Auswirkungen haben.
Mein Rat an dich ist also folgender: „Bevor man ein Haus baut, berechnet man die Kosten“ ein wunderbarer Ratschlag aus der Bibel. Besorg dir darum – wie du es ja gerade durch das Lesen dieses Beitrages machst – so viele Informationen über das Thema Narzissmus, wie du kannst. Arbeite dich bitte durch meine Webseite und weitere Quellen durch. Ich bin mir sicher, dass du jeden Tag mehr das Gefühl erhalten wirst, dass eine Trennung aus der narzisstischen Beziehung genau das Richtige für deinen Selbstwert, deine körperliche und geistige Gesundheit sein wird.
Selbst ein Marathonlauf, beginnt immer nur mit einem einzigen Schritt… Ich möchte dich zu einem vorsichtigen, langsamen Weg ermuntern, nicht einem „BASTA oder BÄMM“…
Versuche in den nächsten Tagen und Wochen, einfach immer ein klein wenig weniger verfügbar zu sein und – wir kommen nachher noch auf die Grey-Rock-Methode zu sprechen – auch ein wenig langweiliger. Lass den anderen auch ruhig in dem Glauben, dass du ihn etwas langweilig findest. Zieh dich schrittweise von ihm zurück, ohne die nach außen anmerken zu lassen, was du eigentlich vorhast. Denn wenn du die Karten sofort auf den Tisch legen würdest, dann müsstest du mit einem Schwall narzisstischer Wut rechnen.
Nochmals, das sich Trennen von einem Narzissten, hat praktisch nichts mit einer „normalen Trennung“ zu tun. Hier herrschen ganz andere Vorzeichen und darum musst du auch anders agieren!
Hast du schon mal was von Thomas Clarkson gehört? Er war derjenige, der den ersten Verbraucheraufstand initiierte. Durch ihn wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Sklavenhandel massiv eingeschränkt. Dies konnte er aber nur erreichen, indem er eine Gruppe von 12 einflussreichen Männern um sich scharrte, die dann wiederum ihre Verbindungen haben spielen lassen. Von dieser Allianz (lat. Alligare = verbinden) haben Millionen von farbigen Menschen profitiert.
Auch du kannst großes Erreichen – deine Freiheit wiedererlangen – wenn du andere Personen in dein Leben holst. Rufe am besten noch heute einen alten Freund / eine Freundin an. Lass alte Verbindungen wieder aufleben.
Denke mal in Ruhe darüber nach, was dich wirklich interessiert, wofür du brennen würdest. Gibt es dafür eventuell eine Facebook-Gruppe oder einen Verein in deiner Umgebung? Es ist eigentlich völlig egal, wofür du dich entscheidest – Studien haben gezeigt, dass, wenn Du aus deiner Isolation ausbrichst und dich mit mental gesunden Menschen umgibst, wirst du dich sehr schnell wieder deutlich besser fühlen. Allein die Veränderung macht schon glücklich! Wenn du mehr darüber wissen möchtest, dann such doch mal unter dem Stichwort „Steven Levitt Veränderung“ nach. Er ließ Versuchspersonen, die angaben, sich nicht entscheiden zu können, auf einer Webseite eine virtuelle Münze werfen. Bei Kopf sollte eine Veränderung stattfinden und bei Zahl sollte alles so bleiben wie es ist. Über einen gewissen Zeitraum wurde die Münze 20.000-mal virtuell geworfen. Was war das Ergebnis? Ging es bei den Probanden um große Lebensentscheidungen – zum Beispiel ob sie den Job kündigen oder sich aus ihrer Partnerschaft verabschieden sollen – nach der Entscheidung deutlich besser. Und das unabhängig davon, ob die Entscheidung wegen der Münze oder aus eigener Wahl heraus getroffen wurde.
Was also ist hier die „Take-Home-Message“? Die Entscheidung, sich zu trennen und eine Veränderung herbeizuführen, würde dich auch nach der Statistik glücklicher machen als den Frosch, der im immer heißer werdenden Aquarium verbleibt.
Kennst du die 36 Strategeme der chinesischen Kriegsführung von dem damaligen General Tan Daoji (bis 436 u.Z.)? Es lohnt sich wirklich mal einen Blick hierauf zu werfen, auch wenn sie schon ca. 1500 Jahre alt sein mögen. Selbst die moderne Spieltheorie verweist öfters auf diese Strategeme.
Das Strategem Nummer 6 lautet zum Beispiel: „Im Osten lärmen, im Westen angreifen.“ Um dein Gegenüber zu irritieren, könntest du beispielsweise – anstatt das Thema „Trennung“ frontal anzusprechen – auch über ein Nebenthema an die Sache herangehen.
Wohnt ihr weit auseinander? Gibt es gesundheitliche, finanzielle oder familiäre Themen? Gibt es eventuell noch belastende Altlasten der Vergangenheit? All das könnten – zwar vorgeschobene – aber doch ausreichend ablenkende Themen sein, um eine Trennung später als seine (!) Idee zu verkaufen und dich aus der direkten Schusslinie herauszunehmen.
Was ist der Hintergrund hierbei? In unserem Gerechtigkeitssinn neigen wir sehr gerne dazu, den Finger auf Fehler zu richten um damit dann unsere Handlungen zu erklären. Wenn du dir aber mal etwas Zeit nimmst und länger darüber nachdenkst, dann wird dir bestimmt sehr schnell die unreife Persönlichkeit des Narzissten bewusst. Alle deine Argumente werden sowieso nichts gelten. Und wenn diese nichts gelten, dann werden wir nicht in diese Falle tappen. Unsere Vorgehensweise könnte also eine falsche Fährte legen sein. Wir werden keine Schuldzuweisungen aussprechen, sondern eher versuchen – wie oben beschrieben – die neue Lösung des Problems als SEINE Lösung zu verkaufen. Das ist die wohl einzige Möglichkeit für einen Narzissten, eine Trennung zu akzeptieren.
Die Trennung von einem Narzissten ist kein Zuckerschlecken! Das ist schon mit einem strategischen Manöver zu vergleichen. Eventuell sind dir die ersten vier Punkte ein wenig fremd vorgekommen, weil diese immer eine gewisse Zurückhaltung / Vorbereitung und im Unterton „handle nicht wild drauf los“ beinhalteten. Jetzt – im fünften Punkt – drehen wir den Spieß jedoch um! Jetzt geht es darum, den richtigen Zeitpunkt zum Handeln zu finden und dann auch zu nutzen. Praktisch alle Diskussionen, Streitigkeiten und sonstigen Auseinandersetzungen, haben zuerst die Phase des Abtastens, des Strategieaussuchens und dann des Handelns.
Nehmen wir mal wieder die 36 Strategeme der chinesischen Kriegsführung … Das Strategem Nummer 28 lautet: Den Gegner aufs Dach locken und dann die Leiter wegziehen. Anders ausgedrückt: Habe ich den Gegner in einer Position gebracht – in diesem Bild auf das Dach locken – dann muss ich auch handeln – indem ich die Leiter wegziehe. Handle ich hier nicht, würde ich meinen gesamten Manövervorteil wieder verspielen. Auf unser Beispiel übertragen – das sich Trennen vom Narzissten – würde das nun Folgendes bedeuten: Ist die Situation da, dann zieh es nicht unnötig in die Länge! Wenn deine Entscheidung zu gehen gefallen ist, dann geh! Und geh dann schnell! Das ist die Konsequenz, die du brauchst um dein Gegenüber zu überrumpeln.
Warum dieser Rat? Weil meine häufige Beobachtung dann immer wieder ein Zögern ist … „Darf ich das überhaupt?“ Ja! Ja! Und nochmals ja! Das du das darfst haben wir allein schon durch den zweiten Teil „die Etappen der toxischen Beziehung“ besprochen. Du hast das Recht, dich dem Beziehungsgift des Narzissten, ohne Wenn und Aber zu entziehen. Das ist nichts Böses … das ist reiner Selbstschutz.
Und danach? Dann gibt es nur noch „No Contact“. Und das wirklich mit völliger Konsequenz – die du dann auch brauchen wirst. Ein Narzisst gibt sein einmal erworbenes Machtgebiet nicht so leicht auf. Dann auf einmal kommt die alte Illusion wieder nach vorne – das Love Bombing, die Liebesschwüre, die Rosensträuße und die gesamte Schublade eines perfekten Gentlemans. Aber ein Unterschied bleibt dennoch immer im Hinterkopf: er hat deutlich gezeigt, dass all das nur eine Maske war. Darum kannst und sollst du dich jetzt konsequent seinem Einfluss entziehen.
Aber was ist, wenn das alles im Familienverbund abläuft? So leid es mir tut, aber auch dann ist Distanz wohl nur mit räumlicher Trennung, Reduktion des Kontakts auf eine absolutes Minimum und / oder klarste Abgrenzungen möglich… Aus beruflich langjähriger Erfahrung kann ich diese Vorgehensweise nur bestätigen: Hattest du ein narzisstisches Elternhaus? Dann ist es wirklich die richtige Entscheidung, eine klaren physischen Abstand zwischen sich und die Eltern zu legen. Anhängigkeit von narzisstischen Eltern ist keine Schande, aber er behindert das Leben als Erwachsener enorm. Darum ist diese räumliche Trennung oft das einzige Mittel, diese ungesunden emotionalen Fesseln abzulegen um sich dann wirklich sicher und glücklich zu fühlen, an einem Ort ohne eine ständige Erinnerung an die Schmerzen der Kindheit.
Wer sich mit einem Narzissten einlässt – egal ob bewusst oder nicht – muss damit rechnen, dass er dein „Nein“ nicht akzeptieren wird. Und wenn der Narzisst merkt, dass er selber nichts mehr ausrichten kann, dann wird er sich seiner Helfershelfer, der sogenannten „Flying Monkey“ bedienen. Und auch hier gibt es mal wieder eine Parallele zu den 36 chinesischen Kriegs-Strategemen: die Nummer 3 👉 „Mit dem Messer eines anderen töten.“ Dann werden auf einmal vollkommen neue Akteure auf den Plan treten, die sich grenzüberschreitend, eine aufgesetzte Sorge vortäuschend, in deine Entscheidungskompetenz einmischen… Mittels Anrufe, Briefe, spontane Besuche bekommst du dann Sätze an Kopf wie:
Na, wie gefallen dir diese Sätze? Schon mal gehört? Was lösen diese bei dir aus? Wahrscheinlich genau das, was die Absicht dieser Narzissten-Handlanger dahinter in Wirklichkeit auch ist: Schuld und Schamgefühle…. Sei auf dies alles vorbereitet und nimm dir vor, keinen Zentimeter deiner Position jetzt noch aufzugeben, denn … die Zeit ist ab jetzt dein wertvollster Verbündeter. Wenn du es jetzt schaffst, ausdauernd lang genug neutral und fest zu bleiben, dann wirst du mit jedem Tag / jeder Woche / jedem Monat immer uninteressanter für den Narzissten, denn auch seine Energie ist nicht unendlich. Was wird er tun? Er wird von dir ablassen und sich schließlich einem anderen, einem leichteren Opfer zuwenden. Das ist ein so sicheres Naturgesetz wie „draußen nur Kännchen“. Ich denke, du spürst die Ironie hierbei 😊
Für die Zwischenzeit habe ich eine Bitte an dich. Gehe von der chinesischen Strategie Nummer Drei einfach eine Nummer weiter, zum Strategem Nummer Vier. „Ausgeruht auf den erschöpften Feind warten.“ Alles was ich dir für diese Phase empfehle, ist, dass du dich wieder an einige gesunde Gewohnheiten erinnerst, die dich in deine alte Stärke zurückbringen – sorge für ausreichend Schlaf, mäßige, aber tägliche Bewegung (mindestens 30 bis 60 Minuten) und gesunde Mahlzeiten. Dadurch werden sich deine inneren Batterien wieder aufladen und du kannst der kommenden Verärgerung des Narzissten ruhig und gelassen entgegensehen. Lass uns Wir werden im Teil 5 nochmal darauf zurückkommen.
Wer immer nur gibt, ist selber schuld. Wer immer nur gibt, rennt mit offenen Augen auf eine Wand zu: emotionaler, seelischer oder auch körperlicher Burnout. Genau das sind die typischen Endstationen von Partnern einer narzisstischen Beziehung…
Durch dieses ständige Aussaugen deiner Energie, hast du irgendwann einmal keine Kraft mehr, mit deinen eigenen Bedürfnissen vernünftig umzugehen. Dann kommen auf einmal Trauer, Schuld und Scham hoch. Oft auch der Gedanke „Ich selber habe hier versagt … es ist alles meine eigene Schuld.“ Auch wenn diese Gedanken und Gefühle nicht angebracht sind, so sind sie doch alle „falsch-richtig“. Falsch ist die Ausgangslage, verursacht durch den Narzissten. An diesem Punkt so zu reagieren ist aber nachvollziehbar und auch normal. Gefühle und Emotionen sind aber – im Gegensatz zu Stimmungen – kürzerer Natur. Mein Tipp: So wie es traditionell auch die Zeit einer Verlobung gibt,m so gibt es auch eine ordentliche Zeit der Trennung. Hat man sich in alten Zeiten auf so circa ein Jahr Verlobung eingestellt, so kannst du ruhig auch mit 6 bis 12 Monat Trennungsschmerz rechnen – vor allem, wenn du viel in deine Beziehung investiert hast.
Was dir in dieser Zeit eine gute Hilfe sein kann, wäre ein Tagebuch. Allein die Entschleunigung durch das Hinsetzen, die Gedanken und Gefühle einordnen und dann das Papier mit Tinte in Ruhe zu beschreiben, kann dir helfen, bei der Stange zu bleiben.
Und wenn der Narzisst wieder seine „Ur-Waffe“ das Love Bombing einsetzt, mit gigantischen Blumensträußen, ellenlangen Briefen und Liebesschwüren dich heimsucht, dann nimmst du dir dein selbstgeschriebenes Tagebuch wieder zur Hand und erinnerst dich an deine ganz persönlich dunkelsten Erfahrungen mit ihm. Dann wird dir der Unterschied zwischen der Maske und der dunklen Vergangenheit schnell wieder deutlich. Denke daran, dass ein Narzisst in seiner Persönlichkeitsstruktur gefangen ist. Das ist wie der Geisterfahrer der sagt: „die fahren hier ALLE falsch. Ich bin der einzig richtige Fahrer.“ Das bedeutet, dass er sich praktisch nicht ändern kann – wenn nicht etwas gravierendes passiert. Der polnische Psychologe Kazimierz Dabrowski nannte dies die „positive Desintegration“ Aber dazu mehr in einem anderen Beitrag. Wichtig ist in diesem siebten und letzten Punkt, dass du all deine Kräfte nun sammeln solltest, um nicht wieder in die alte Falle zurückzufallen.
Narzissten sind die Macht- oder Kampf-Histrioniker. Sie lieben vor allem das große Drama. Sie wollen / ja sie müssen geradezu in allem immer der / die Besten sein. Und wenn sie diesen Wettbewerb nicht gewinnen, dann kochen sie über vor Neid.
Wenn du zum Beispiel etwas Aufregendes erlebst, dir etwas Großes, etwas Schönes widerfährt, dann werden sie alles daransetzen, auch davon einen Nutzen zu ziehen, sich selber in den Mittelpunkt stellen und dir die Show stehlen. Für einen Narzissten ist es fast schon ein Sport, die Kerzen auf dem Kuchen eines anderen auszublasen.
Was sollte man darum besser tun? Wenn wir mal bei dem Bild mit dem Kuchen bleiben wollen: halte ihm / ihr den Kuchen möglichst nicht vor die Nase. Stoße ihn bewusst nicht auf diese Gelegenheiten. In der Literatur findet man immer wieder eine sogenannte Grey-Rock-Methode, um dem Narzissten das Wasser abzugraben. Auf den ersten Blick, verlangt sie etwas, was unseren normalen Instinkten zuwiderläuft. Wenn man aber genauer hinschaut, dann ist die total genial um dein toxisches Gegenüber von dir wegzubringen.
Stell dir hierfür einen farblosen, grauen Felsen vor. Ohne Farbe strahlt er kein Leben aus. An ihm ist einfach nichts Interessantes zu sehen. Genau so sollte nun dein Verhalten sein: farblos, leblos, langweilig, uninteressant. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ist das aber wirklich alles? Soll das ausreichen? Ja!
Die Genialität in diesem Schachzug liegt darin, dich selbst als dermaßen langweilig darzustellen, dass einfach nichts mehr da ist, auf was sich ein Narzisst stürzen könnte. Und wenn er nichts findet, dann wird er zu einem anderen Opfer weiterziehen. Das ist wie das Amen in der Kirche.
Ein Narzisst will nichts weniger als deine Energie. Fühlst du dich gut? Dann will er sich dein gutes Gefühl für sich einverleiben. Hast du etwas Tolles erfahren? Dann will er dies mit einer eigenen Erfahrung toppen. Ist dir etwas Schlimmes / etwas sehr Schmerzhaftes passiert – vielleicht ein Unfall? Dann steht er auch einmal wie ein Paparazzi ganz nah bei dir um ja alles live und genauestens mitzuerleben. So und nicht anders laufen toxische Beziehungen mit einem emotionalen Vampir – einem Narzissten – ab.
Narzissten wollen von dir immer nur dein Bestes … deine Energie, deine Bekanntheit, deine Ausstrahlung, dein Geld, dein Image etc… Wenn du einmal sein Opfer warst, dann wird er / sie dich nicht so leicht wieder loslassen. Das haben wir in diesem Beitrag schon mehrfach erwähnt. Ich denke aber, dass man dies nicht oft genug wiederholen kann. Und was ist dann zu tun? Gib ihm nichts! Reagiere nichtssagend.
Will er etwas Konkretes von dir, antworte mit nichtssagendem Small Talk. Gib ihm / ihr vor allem keine Informationen darüber, was gerade ein deinem Leben funktioniert und gut läuft. Denn das wäre eine Steilvorlage für den Narzissten, sich darauf zu stürzen um es dir wegzunehmen.
Zum Beispiel bei Familienfesten kann man solchen bohrenden Fragen oft nicht aus dem Weg gehen. Dann solltest nichtssagend, fast schon monoton antworten, dass alles beim Alten geblieben ist und es nichts wirklich Neues in deinem Leben gibt. Diese Methode – also das Nachahmen eines langweiligen grauen Felsens – ist die beste Vorgehensweise, um aus diesem hochdramatischen Leben des Narzissten zukünftig ausgeschlossen zu werden. Seinen Kick muss sich unser Narzisst dann halt woanders suchen, aber nicht mehr bei dir. Du darfst dich dann auf ein friedlicheres Leben freuen, mit Menschen, die deinen Wert kennen.
Ein Vergleich hierzu: Was kostet ein Liter Wasser Hausmarke bei ALDI? Aktuell im Jahre 2025 wären es umgerechnet 0,19 Euro zuzüglich Pfand. Wieviel würde jedoch ein Liter Wasser kosten, wenn du diesen auf 10.000 Meter Flughöhe zum Beispiel bei Eurowings? Umgerechnet erhältst du 2 x 0,5 Liter zu einem Preis von 6,- Euro. Man wäre also bereit, für faktisch dasselbe Wasser, an einem anderen Ort das ca. 30-fache an Preis zu bezahlen! Das Wasser aber hat sich nicht geändert! Was sich geändert hat ist der Ort, an dem der Preis dafür festgelegt wird.
Kommen wir zu dir und den Narzissten zurück. In eurer Beziehung hattest du einen gewissen Preis in den Augen deines toxischen Partners. Dieser Wert hat aber nichts mit deinem WIRKLICHEN Wert zu tun, den man dir an einer anderen Stelle, durch eine andere Person geben würde…! Rein kognitiv ist dies alles klar und verständlich nachvollziehbar. Dies in die Tat umzusetzen erweist sich oft aber als sehr schwer.
Denn da ist ja immer noch der Anteil in dir, der den Narzissten gerne bekehren möchte – ganz besonders dann, wenn es sich um deinen Vater oder deine Mutter handelt. Denn schließlich sollten sich Eltern grundsätzlich immer für ihre Kinder freuen, wenn es denen gut geht. Ja, das sollte man auch voraussetzen. Aber bitte denke daran, dass praktisch jeder Mensch – egal ob gut oder schlecht – Eltern werden kann. Du kannst der noch so schlimmste Diktator sein und trotzdem eine ganze Fußballmannschaft an Kinder in die Welt setzen.
Und wenn du erkennen musst, dass deine Eltern emotional unreife Narzissten waren, dann liegt es nicht an dir. Dann hattest du das Pech aber nicht die Schuld daran. Dann ist es einfach das pragmatischste, dies einmal zu akzeptieren, dich dann aber umdrehen und woanders nach der Liebe und Anerkennung zu suchen die du brauchst.
Bemühe dich nicht, sie von jemandem zu bekommen, der dazu einfach nicht in der Lage ist zu geben, selbst wenn es sich hierbei um deine Eltern handelt. Ist der Narzisst jedoch dein Beziehungspartner, dann hast du vielleicht den innigsten Wunsch, die Zeit der anfänglichen rosaroten Brille wieder hervorzuholen. Lass es sein … Auch dies ist nur vergebliche Liebesmühe… Es ist zwar hart, aber es geht kein Weg daran vorbei, dass du anerkennen musst, dass sein anfänglicher Charme / sein ganzes Gentleman-Gehabe, nichts anderes als ein Spiel / eine Maske war. Aber was du JETZT zu sehen bekommen hast, dass war die harte unerbittliche Realität.
Spar dir deine Energie und deine Zeit auf (Strategem Nummer Vier) und verschwende sie nicht in dieses Fass ohne Boden. Investiere deine Kraft viel lieber in den Aufbau einer glücklicheren Zukunft, jedoch in großer körperlicher und innerer Distanz zu dem Narzissten.
Hatte all das Kämpfen gegen den Narzissten überhaupt etwas Gutes? Oder war die gesamte Beziehung nichts mehr als eine Fehlinvestition? Nun, vielleicht kennst du den Spruch: „Freunde bestärken einen in dem, was man ist und Feinde bestärken einen in dem, was man noch werden möchte.“ Darum denke ich, dass diese Zeit, die nun bald hinter dir liegt, eine hervorragende Investition in deine Persönlichkeit, deine Resilienz, in deine Lebens-Vision war.
Mit Sicherheit hast du deine Lehren aus all dem gezogen und wirst dich so schnell nicht wieder auf eine Beziehung mit einem Narzissten einlassen. Außerdem weißt du jetzt, woran du diese Art Beziehung erkennen kannst und vor allem, wo der Punkt ist, an welchem du dich aus dem Spiel zurückziehen wirst. Mehr dazu im sechsten Beitrag dieser kleinen Themenreihe „Narzissmus verstehen“
Am Schluss noch ein schönes Zitat von der englischen Schriftstellerin George Eliot (1819 bis 1880): „Es ist nie zu spät, das zu werden, was du hättest sein können.“
Meine Empfehlung für all diejenigen, die Narzissmus wirklich verstehen wollen!
Mitja Back gilt nicht zu Unrecht als international führender Narzissmusforscher. Der Persönlichkeitspsychologe beschreibt ein völlig neues, frisches und ermutigendes Bild über Narzissmus. Es ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitszug von uns allen. Bei dem einen oder anderen nur mehr ausgeprägt.
In diesem Werk zeigt Mitja Back, warum der Narzissmus Konflikte erzeugt aber auch große Chancen beinhalten kann. Narzissten können nämlich nicht nur vor den Kopf stoßen, sondern auch begeistern und andere antreiben.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang mit Narzissmus oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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