Schriftzug Marcsu Jähn
Der stille und der laute Borderliner

Der „Stille Borderliner“

… die komplexe posttraumatische Belastungsstörung

Der Zusammenhang zwischen der

  • 👉 Borderliner-Persönlichkeitsstörung und der
  • 👉 Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung

Der „Stille Borderliner“ ist der 2. Teil meiner Abhandlung über den Themenkomplex: „Borderliner und das kindliche Trauma“Schauen Sie sich auch den 1. Teil hierzu einmal in Ruhe an. 

Über diesen Link gelangen Sie zu meinem Blog Borderline und das kindliche Trauma – Ein Zusammenhang?

I. Was ist ein Trauma?

Fällt das Wort Borderliner-Persönlichkeitsstörung, dann hört man in diesem Zusammenhang auch immer wieder einen weiteren Begriff: Die Posttraumatische Belastungsstörung. Was ist ein Trauma? In dem internationalen Katalog der Krankheiten (ICD 10)  lesen wir unter der Ziffer F43.1. folgende Definition:: Die Posttraumatische Belastungsstörung entsteht als eine verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis  (Anm. das Trauma) mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, welche bei fast Jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. 

Zwischen Borderline und einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung besteht eine über 60% hohe GEmeinsamkeit mit Begleitkrankheiten wie z.B. 
  • Angststörungen,
  • depressiven Störungen und
  • dissoziativen Störungen (z.B. Amnesie, Flashback, Depersonalisation ect.)

(1) In großangelegten Studien wurde belegt, das ca 80% der Borderline-Patienten gleichzeitig auch die Kriterien für eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung erfüllten. 

(2) 96% der diagnostizierten Borderline-Patienten berichteten – gleich den Patienten der KPTBS – über traumatische Erfahrungen aus der Kindheit, wie z.B. physische und / oder sexuelle Gewalt und Vernachlässigung. 

Trotz dieser hohen Übereinstimmung gibt es aber auch UnterschiedeBei Patienten, welche sowohl die Borderliner-Kriterien als auch die Kriterien für eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung aufwiesen, gab es folgende Unterschiede zu den „reinen Borderline-Patienten“

  • signifikant mehr sexuelle Traumatisierungen (23% versus 48%)
  • mehr körperliche Gewalterfahrungen (50% versus 70%)
80 % der Borderliner-Patienten erfüllen die Kriterien der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung - kPTBS
96% der Borderliner erlebten Trauma und Gewalt in ihrer Kindheit

II. Der „stille“ und der „laute“ Borderliner

Es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch ein paar deutliche Abgrenzungen in der Phänomenologie zwischen dem Borderliner und dem Patienten mit der „Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung“ KPTBS. 

Wenn wir uns diese einmal genauer ansehen werden wir auch erkennen, warum es umgangssprachlich zu der Benennung: „Stiller Borderliner“ versus „Lauter Borderliner“ gekommen ist.

Um diese Unterschiede herauszuarbeiten hat man aufwendige Diskriminanzanalysen (in einer Gruppe versch. Elemente heraustrennen) durchgeführt und dabei erkannt das 

      • intensive Gefühle von Ärger und
      • unstabile Beziehungen

zu 96% klare Merkmale des Borderliner-Patienten sind und diesen von dem Patienten mit einer Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung abgrenzen.

Dies passt zu den Beobachtungen welche man in den Kliniken macht. Patienten mit einer Borderliner-Persönlichkeitsstörung erleben ihre Probleme häufiger in agierender Weise im zwischenmenschlichen Bereich. 

Kriterien lauter Borderliner
Kriterien stiller Borderliner
Kriterien der Borderline-Persönlichkeitsstörung und Kriterien der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung
Die Phänomene des „Lauten“ und des „Stillen“ Borderliners
Die Phänomene des "Lauten" und des "Stillen" Borderliners
Es gibt im DSM eine Einteilung in 3 Cluster / Gruppen von Persönlichkeitsstörungen: Cluster A: Sonderbar, exzentrisch. z.B. Schizophrenie Cluster B: Dramatisch, emotional. z.B. Narzissmus, Borderline, Histrionische PS (Persönlichkeitsstörung) Cluster C: vermeidende, zwanghafte PS. z.B. Angstneurosen

3. Ein Störungsbild – aber zwei Ausprägungen

Die Borderliner Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch ihre externalisierenden Störungen aus wie

  • Impulsivität
  • Substanzmissbrauch
  • Cluster-B Persönlichkeitszügen (siehe Bild: die „Dramatischen“). Hier finden Sie eine ausfühliche Anleitung zu den Clustern: ⇒ Diagnose Borderline – Was nun?

Die internalisierenden Störungen finden wir eher bei der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung vor den Traumafolgestörungen. So unterschiedlich beide Ausprägungen auch sein mögen – sie sind ein gemeinsames Störungsbild. Darum ist es nur konsequent, die Diagnose einer Entwicklungstrauma-Folgestörung in das Kinder-Jugend-Kapitel der Krankheitskataloge (DSM und ICD) aufzunehmen welche sowohl externalisierende als auch internalisierende Symptome umfasst. Dieses Konzept einer komplexen Traumafolgestörung mit sowohl internalisierenden als auch externalisierenden Symptomen deckt sich sehr gut mit dem was man in den Behandlungszentren in der Praxis sehen kann: Es gibt viele Mischformen bei jedem einzelnen dieser Patienten. Ein rein externalisierender oder ausschließlich internalisierender Patient existiert nicht. Vielmehr sind diejenigen sogar in der Überzahl welche zwischen den Extremen hin und her wechseln.

Dies alles macht Borderline zu einem Störungsbild hochkomplexer Traumafolge-Erscheinungen.

4. Was ist die Konsequenz von alledem? Wie sollte die Behandlung aussehen?

Die Praxis zeigt, das eine spezielle Psychotherapie – mit Ausrichtung auf die Traumafolgesymptomatik – derzeit den höchsten Nutzen mit sich bringt. Hiervon profitieren zwar auch die „reinen Borderliner-Patienten“ aber noch mehr Nutzen erfahren hierdurch diejenigen, welche als Folge von frühkindlichen Traumatisierungen auch die Kriterien der „Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung“ aufzeigen. Solch eine Behandlung der Traumafolgesymptomatik muss sich einer ihr ganz eigenen spezifischen Problematik stellen: Wie Menschen haben ja zwei besonders hervorstechende Stressbewältigungssysteme:

  1. unser Bindungs-Panik-System
  2. das Furcht-Kognitionssystem

Die Situation in der Therapie stellt sich folgendermaßen dar:

  1. Störungen im Bereich der Bindungsfähigkeit machen eine Arbeitsbeziehung während der Therapie fast unmöglich.
  2. Da das Furcht-Kognitionssystem bei Borderlinern ebenso gestört ist, überreagiert plötzlich die Amygdala und
  • Sinnesreize über den Thalamus,
  • emotionale Bewertungen über das limbische System und
  • Kontextinformationen über den Hippocampus werden derart miteinander „verschweißt“, sodass der kognitive Bereich des Gehirns – der Präfrontale Kortex – dauerhaft ausgeschaltet bleibt. Der Patient verfällt sozusagen in einen regressiven Zustand (einfach gesagt: er ist in der Angst welcher er als wehrloses Kind ausgesetzt war).

Das Problem:

Aus biologischen Gründen ist es praktisch unmöglich, regressive Zustände zu behandeln ohne die Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung abzubauen. Andererseits ist es auch unmöglich, die Posttraumatischen Belastungsstörungen und ihre Symptome OHNE eine Regression hervorzurufen.

Eine mögliche Lösung:

Es gibt einige hoffnungsvolle Ansätze derzeit welche sich mit dieser Problematik bereits erfolgreich auseinandersetzen.

  • Bei der Dialektisch Behavioralen Therapie wird aktuell ein spezifisch für Borderliner-Patienten mit komorbider Posttraumatischer Belastungsstörung angepasstes Behandlungsprogramm entwickelt. 
  • Fokussiert auf die Ressourcenförderung werden Therapieansätze in Traumatherapien entwickelt
  • Sehr vielversprechend sind die Therapien mit der EMDR Technik. Durch geleitete Augenbewegungen – auch bilaterale Stimulation genannt – folgt Patient den Fingern eines Therapeuten mit seinen Augen, während der seine Hand abwechselnd von rechts nach links bewegt. Die Augenbewegungen des Patienten sind mit den Bewegungen in der REM-Schlaf-Phase vergleichbar – der Phase des Schlafes, in der die Geschehnisse des Tages verarbeitet werden.

Eine Denkhypothese ist, das hierbei die geteilte Aufmerksamkeit (zum einen der sich bewegenden Hand und zum anderen den therapeutischen Fragen antwortend) zu einer automatisch verbesserten Verarbeitung der Geschehnisse führt. 
Egal warum: Diese Methode ist nachweislich effektiv, führt schneller als andere Therapieansätze zu einer Verbesserung und wurde bereits durch viele Studien in ihrer Wirksamkeit belegt.

Schau dir hier meine weiteren Videos über das Thema Borderline an

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

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