Schriftzug Marcsu Jähn

Burnout und Depression – sind nicht das Gleiche!

Psychische Erkrankungen sind mittlerweile die Hauptursache an Krankenständen und Frühpension18 Millionen Deutsche sind direkt erkrankt oder als deren Angehörige von ihnen betroffen.

Man könnte heute vermuten, Depression und Burnout treten nur deswegen vermehrt auf, weil wir diese Symptome immer stärker Beachtung schenken und wir mehr über uns selber nachdenken Es gibt jedoch gute Gründe warum diese seelischen Erkrankungen tatsächlich immer mehr zunehmen. Lassen Sie uns gemeinsam mal über dieses spannende Thema laut nachdenken. Schon jetzt bedanke ich mich für Ihre Neugierde.

I. Bin ich von Burnout / Depression betroffen ?

Für eine Antwort hierauf, könnten wir uns gemeinsam mal folgende 12 Fragen stellen:

      • Können Sie sich noch innerlich freuen?
      • Haben Sie weniger Interesse als früher an dem was Sie heute tun?
      • Sind Sie weniger initiativ als früher?
      • Fühlen Sie sich irgendwie erschöpft und ohne Schwung?
      • Sind Sie körperlich erschöpft ohne dass sich ein echter medizinischer Grund findet? 
      • Haben Sie regelmäßig Schmerzen für die es keine wirkliche medizinische Erklärung gibt?
      • Fühlen Sie sich chronisch nervös angespannt / ängstlich?
      • Können Sie keine Entscheidungen mehr treffen über Dinge welche Ihnen früher eigentlich gar nicht so schwer gefallen sind?
      • Haben Sie Schlafstörungen?
      • Haben Sie vielleicht wenig Appetit, Gewicht verloren oder umgekehrt: immer mehr zugenommen?
      • Können Sie sich gar nicht mehr einbremsen und sind immer mehr am Grübeln?
      • Haben sie vielleicht Gedanken, dass das Leben gar keinen Sinn mehr macht

Dies alles sind Warnsymptome, Hinweise unserer Seele und unseres Körpers, die uns etwas mitteilen wollen. Die uns auch sagen wollen: „ändere was“ Immerhin erkrankt jeder neunte Mensch an einer Depression im Lauf des Lebens!

II. Was sie vielleicht nicht gewusst haben –
Fakten rund um Depression und Burnout

  • die häufigste Todesursache von Menschen mit Depressionen ist der Herzinfarkt und nicht der Selbstmord. Warum ist das so? Weil mit einer Depression häufig auch einher geht, dass sich Menschen nicht mehr zuerst um ihre eigene Gesundheit kümmern und stattdessen beginnen, ungesund zu leben.
  • Eine Depression zeigt sich bei Männern oft durch Ärger und Gereiztheit und weniger durch Traurigkeit wie bei den Frauen.
  • Haben Sie gewusst dass 2 bis 8 % der Jugendlichen an Depressionen leiden und gerade bei Jugendlichen der Selbstmord die zweit häufigste Todesursache ist?
  • Wussten Sie das fast alle Menschen (> 80%) – die einmal versucht haben sich das Leben zu nehmen – und denen es glücklicherweise nicht gelungen ist – sich rückblickend sehr darüber freuen dass es ihnen nicht gelungen ist?
  • Man nimmt an, dass ungefähr 7 – 8 % der erwerbstätigen Bevölkerung an deutlichen Symptomen (!) von Burnout leidet und noch viel mehr als diese 7 – 8 % sind von Burnout gefährdet. Weiter nimmt man an, dass Burnout nicht nur bei Berufstätigen auftritt sondern auch bei Schülern, Hausfrauen, Angehörigen von  Menschen mit chronischen Erkrankungen oder auch bei Menschen die selbst chronische Erkrankungen haben.

Das alles sind Dinge die häufig nicht so bekannt sind, da Burnout oft nur im Zusammenhang mit Erwerbstätigkeit genannt wird

III. Wie kann es zu Depression oder
Burnout kommen?

Wichtig ist dass man hierbei zwischen inneren und äußeren Faktoren unterscheidet:
Meistens handelt es sich jedoch um kombinierte – also sowohl innere als auch äußere – Einwirkungen.

Wie kann es aber zu diesen Phänomen kommen?
Innere Ursachen hängen mit der Person selbst zusammen:

  • Einige Menschen zeichnen sich durch eine starke Resilienz / eine Widerstandskraft gegenüber Belastungen aus.
  • Dann gibt es genetische Faktoren – also Erbanlagen. Wir wissen, dass manche Menschen – die bestimmte Erbanlagen haben – ein viel höheres Risiko haben in belasteten Situationen Depressionen zu bekommen.
  • Ganz wichtig ist auch die persönliche Lebensgeschichte:
    • Dinge die wir in unserer Kindheit erfahren haben
    • Erkrankungen körperlicher oder seelischer Natur die mich schon schwächen können

Dazu kommen nun auch noch äußere Faktoren:

  • Häufig steht der Beruf im Vordergrund:
    • Hierzu zählt die Arbeitsquantität: „wenn man zu viel arbeitet“.
    • Sehr oft ist es aber auch die Arbeitsqualität welche die Betroffenen leiden und in eine Art Burnout-Zustand kommen lässt.
  • Die persönliche Lebenssituation:
    • meine engen Beziehungen
    • meine Familie
      • mein Lebensstil / meine Regeneration.

Verdient das was ich in der Freizeit mache überhaupt den Begriff „Regeneration“?

  • Dann noch die pragmatischen Sachen:
    • Die Finanzen. Viele Menschen befinden sich in Notlagen welche einen massiven Stressfaktor darstellen.
  • Und auf der Meta-Ebene:
    • Der Sinn des Lebens: „Was will ich vom Leben und
    • was will das Leben von mir? Warum und wozu bin ich da? Was sind meine Basic Beliefs, Transzendenzien?
  • Unsere Gesellschaft: diese kann sowohl stützend aber auch gefährlich für uns sein wenn uns z.B. vorgegaukelt wird
    • dass wir ständig alle lustig aktiv fit sexy gebräunt, daueraktiv – gleichzeitig aber auch immer entspannt sein müssen.
      Und wer das nicht ist, der ist ein Versager
    • Frauen z.B. wird durch unsere Gesellschaft das Bild einer Mutter projiziert, bei der es ganz normal sei, dass man Kinder und Beruf mit einem Lächeln auf den Lippen schultert.

III. a. Wie kann Stress eine Depression entstehen lassen?

Ein wichtiger Faktor zum Entstehen einer Depression / eines Burnouts ist  „übermäßiger Stress“ Stress für sich genommen ist aber nicht nur ein negativer Begriff. Stress kann auch eine positive  Herausforderung sein. Es sind auch Dinge, welche uns dazu motivieren uns für etwas zu bemühen ein Ziel zu erreichen.

Ist das Ziel dann mal erreicht, dann ist dies die Basis für Glücksgefühle. Unser Glückshormon Dopamin wird vor allem dann ausgeschüttet wenn wir uns für etwas wirklich angestrengt haben. Man braucht nur mal einen Marathonläufer zu fragen, warum er denn für die 42 Kilometer nicht das Auto nimmt. Die Antwort spricht dann Bände. Das Ziel aus eigener Kraft zu erreichen bringt die Freude. Dieses sich selbst Bemühen ist ganz wichtig in unserem Leben! Übermäßiger Stress oder Fehlbelastungen jedoch können sehr schädlich für uns sein und kann wie Handschellen wirken, welche man ums Herz trägt

Wir wissen z.B. dass sogar die Wundheilung von Menschen – welche einen Angehörigen mit einer Demenz oder ähnlichen Krankheit – pflegen, messbar langsamer läuft. All das hat massive Auswirkungen – nicht nur auf die seelischen, sondern auch auf die körperlichen Aspekte. 

Wussten Sie, das durch übermäßigen chronischen Stress auch Gehirnzellen richtiggehend absterben? Selbst bei jüngeren Menschen – 40 bis 45 Jährige – kann dies bereits beobachtet werden. Die kommen dann zum Arzt und haben Angst Demenz zu haben, weil sie sich vor lauter Stress nichts mehr merken und sich auch nicht mehr so gut konzentrieren können.

Wie kann Stress entstehen? Was ist der Unterschied zum Burnout?
Wie kann Stress entstehen? Was ist der Unterschied zum Burnout? Stress durch Marathon

Burnout – 8 Kriterien zum Abgrenzen von einer Depression

Der heutzutage inflationär gebrauchte Begriff Burnout wird durch übermäßigen Gebrauch heute regelrecht entwertet. Darum ist es mir wichtig, diesen klar zu erklären und ihn von anderen Diagnosen abzugrenzen.

Es ist eine Tatsache, dass es Burnout gibt, jedoch nicht so häufig wie manche Pseudoumfragen uns weismachen wollen. Aber was ist das eigentlich? Leider können wir für die Kriterien nicht auf den ICD 10 den internationalen Katalog für Krankheiten zurückgreifen. Burnout ist dort noch nicht als eigenständige Diagnose aufgeführt. Wir finden Burnout lediglich unter der Oberbegriff Z73 – Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. Aus diesem Grunde habe ich folgende 8 Kriterien einmal zusammengestellt, welche in der Praxis am häufigsten zu beobachten sind:

    1. Burnout ist vergleichbar mit einer eine emotionale Erschöpfung

Das heißt, die Betroffenen können keine freudigen Gefühle mehr empfinden. Alles Positive ist weg – das Negative ist jedoch leider immer noch da.

Betroffene sagen häufig von sich:
– „ich fühle mich ausgelaugt / ausgehöhlt oder ausgebrannt“

    1. Burnout geht einher mit einer zunehmenden Leistungseinbuße.

Am Anfang ist diese nicht unbedingt sichtbar. Vielleicht eher als eine zunehmende Ineffizienz. Das heißt, die Leistung / der Input steigt an – aber was am Ende rauskommt wird stetig weniger.

    1. Eine grundlegend negative Einstellung gegenüber den Menschen mit denen man es zu tun hat

Das könnten bei einem Arzt die Patienten seien, bei einem Lehrer die Schüler, bei einem Geschäftsmann die Kunden ect. Auch gegenüber den Angehörigen kann die Haltung immer negativer werden. Ein Lehrer z.B. denkt dann nur noch negativ über seine Schüler und sein Lehrauftrag . Jeder geht ihm – dem Betroffenen auf die Nerven.

    1. Hinzu kommen weitere Begleitsymptome auf der körperlichen Ebene.

Wo genau diese bei jedem Einzelnen beginnen zeigt, wo sein Körper seine Achillesferse hat und besonders verwundbar ist. z.B. beim:

  • Herz-Kreislauf-System
  • die Verdauung
  • chronische Schmerzen
  • andauernde Müdigkeit
  • Tinnitus / Ohrgeräusche
  • häufige Infekte
  • Lustlosigkeit / keine Lust mehr auf Sexualität und
  • Schlafstörungen

    1. Begleitsymptome auf der geistigen Ebene
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • „Ich kann mich nicht mehr entscheiden / habt keine Ziele mehr bin nicht mehr kreativ
    1. Begleitsymptome auf der Emotions- auf der Gefühlsebene

Hier sehen wir häufig eine Mischung aus einer

  • andauernden inneren Nervosität, Unruhe.
  • Gleichzeitig jedoch von einer Stimmungslage begleitet: Ich fühle mich depressiv, antriebslos

Man kann sich vorstellen: das ist schon eine unangenehme Mischung: Vergleichbar wäre es, wenn wir in einem Auto gleichzeitig voll auf das Gas und die Bremse tretenWas wird passieren? Der Motor wird sich aufreiben wobei sich das Auto selber nicht vorwärts bewegen wird.

So ähnlich geht es diesen Betroffenen welche eigentlich innerlich total nervös sind, aber gleichzeitig depressiv oder mit Angst- und Panikzuständen keinerlei Freude und Motivation mehr verspüren. Eine tiefe innere Leere, Selbstzweifel, vermindertes Selbstwertgefühl zieht sich dann durch das Leben.

    1. Begleitsymptome auf der Verhaltensebene
  • Am Anfang gibt es beim Patienten noch vermehrte Aktivität
  • später dann nimmt die Aktivität massiv ab.
  • Suchtverhalten – häufig in Verbindung mit Alkohol – ist zu beobachten.
  • Fehlleistungen bei den täglichen Aufgaben
  • Besonders bei Männern ist die höhere Risikobereitschaft zu erwähnen welche durch Depression / Burnout hervorkommt. Häufiges unkontrolliertes „ausflippen“ wegen Nichtigkeiten. Und auch übermäßiger Sport wird beobachet.
    1. Die Begleitsymptome auf der sozialen Ebene
  • Burnout hat auch starke Auswirkung auf die Angehörigen.  Diese benötigen zu Recht auch eine Selbsthilfegruppe, denn häufig wissen diese nämlich nicht, wie man mit der Situation am besten umgehen sollte. 

V. Ist Burnout und Depression das Gleiche?

Nein! Es ist nicht das Gleiche! Burnout und Depression überlappt jedoch miteinander.

(1) Was sind die Gemeinsamkeiten?

Ein Burnout geht häufig einher mit einer depressiven Verstimmung oder mit Angststörungen. Fast jeder mit einem fortgeschrittenen Burnout hat eine Form der Depression.

Aber es gibt auch umgekehrt Menschen die eher von innen heraus immer wieder depressive Störungen haben. Die dann alles als überlastend empfinden und dann eher sekundär in einen Burnout artigen Zustand kommen.

(2) Was sind die Unterschiede zwischen einer klassischen Depression und einem Burnout?


⇒ (1) Die klassische Depression kann mehrfach im Leben auftreten. Burnout kommt i.d.R. nur einmal.
⇒ (2) Die klassische Depression kommt fast plötzlich, ein Burnout ist ein schleichender Prozess.
⇒ (3) eine Depression kann ohne äußere Einflüsse auftreten. Burnout ist die Erschöpfung aufgrund von Überbelastung welche i.d.R. von Außen auf einen Einfluss nehmen. 

Bei den klassischen Depressionen sehen wir oft mehrfach im Laufe eines Lebens depressive Phasen – über Wochen, manchmal über Monate lang. Diese beginnen innerhalb von wenigen Tagen / Wochen und das oft ohne erkennbaren äußeren Anlass.

Eine spezielle Gruppe sind die, welche eine sogenannte manisch-depressive Erkrankung haben. Das heißt, sie haben immer wieder Phasen von Depressionen, jedoch auch Phasen wo es ihnen viel (!) zu gut geht. Dann haben sie ganz verrückte Pläne, geben Geld aus obwohl sie es gar nicht hätten, tun einfach nur verrückte Sachen und fallen dann wieder in die Depression zurück.

Dies ist wichtig zu wissen, weil dieses Verhalten manchmal einen Burnout vortäuschen kann – ganz speziell wenn diese Phasen nicht so ausgeprägt sind und sich das alles ein wenig subtiler im Verhalten äußert.

In der manischen Phase sind diese Menschen plötzlich überdurchschnittlich aktiv, benötigen nur noch wenig Schlaf und können irrsinnig viel machen.
Dann fallen sie jedoch wieder in die depressive Phase zurück.

Dies alles kann dann sehr schnell als Burnout diagnostiziert werden. Wenn es aber mehrfach im Leben passiert dann kann man dies – nach heutigem Wissen – klar als NICHT BURNOUT klassifizieren, denn ein Burnout kommt schleichend.

Burnout – die schleichende Gefahr, entwickelt sich häufig über Monate und Jahre – das ist der Unterschied zu der klassischen Depression.
Es entwickelt sich vor allem im Hintergrund einer langandauernden überlastenden Situation.

Bei der Befragung von Burnout-Patienten über die Vorgeschichte stellt man meistens fest, dass am Anfang dieser Entwicklung häufig so etwas steht, den wir einen Burnout-Zyklus nennen.

Mit der bekannteste Forscher über dieses spannende Thema Burnout ist Herbert Freudenberger (1926 – 1999). 1974 veröffentlichte er den ersten wissenschaftlichen Artikel zum Thema Burnout und gilt  seither als der geistige Vater dieses Begriffes.

Was berichten nun die Burnout-Patienten über deren Vorgeschichte?

    • Am Anfang stand fast immer eine idealistische Begeisterung für ein Ziel.
    • Damit einher ging ein verstärkter Einsatz für diese Ziele und eine Überidentifikation.
    • Irgendwann beginnen Konflikte verdrängt zu werden (Stufe 4)
    • und man möchte nicht wahrhaben, das sich Beruf, „der Ich-Bereich“ und andere Lebensbereiche nicht mehr vertragen
    • Dinge, welche früher mal wichtig waren werden zunehmend unwichtiger wie z.B. Familie, Freunde Hobbys
    • Werte welche man früher an sich selbst gestellt habe – zum Beispiel ethische Werte – werden in den Hintergrund gerückt.

Besonders ab der Stufe 6 folgt nun ein Punkt welcher problematisch ist – die Verleugnung von Problemen. Dies bedeutet, die Betroffenen wollen oft selber nicht wahrhaben dass sie überhaupt ein Problem haben, obwohl dies durch Angehörige, Kollegen oder evtl. den Vorgesetzten beobachtet wird.

Diese Verleugnung steht hier zwar erst bei Stufe 6, sie findet häufig schon viel früher statt. Zu einer Zeit wo sich der Patient für etwas stark begeistert, sich mit etwas identifiziert und viel Anerkennung bekommt – vielleicht auch in Form einer Beförderung – da ist man noch wie auf Doping und möchte oft nicht wahrhaben dass all dies einem langfristig nicht gut tut

Diese Verleugnung in der Stufe 6 steht eher für eine Hoffnungslosigkeit, also keine Aussicht auf Veränderungen.

Bis zu dieser Stufe sprechen wir von Vorbeugung – das ist noch nicht eine Krankheit. Hier kann man noch selber einiges gegensteuern

    • z.B. durch gute soziale Kontakte oder
    • durch ausreichend Zeit für mich selber
    • Indem ich mit einem professionellen Gesprächspartner (Therapeuten) über meine Probleme / meine Situation spreche und dadurch wieder Abstand zu allem finde.

Schreitet das alles aber weiter voran, so kommen wir doch zunehmend in Bereiche wo erfahrungsgemäß die Betroffenen sich nicht mehr gut eigenständig helfen können.

Stufe 7 und die Folgenden sind ja gekennzeichnet durch Rückzug aus der Umwelt, einer Verflachung des gesamten Lebens
– „Nichts ist mir noch wirklich wichtig – alles ist grau in grau“

Stufe 9 Depersonalisation: dies bedeutet, dass ich das eigene Leben gar nicht mehr selber lebe.

Stufe 10  bis 12 Schwere innere Leere, Depression, Selbstmordgedanken sind alles Gedanken welche vor einem totalen Zusammenbruch kommen.

In diesen späteren Stadien ist es oft auch erforderlich dass man jemanden stationär – auch über längere Zeit behandelt.

Jedoch zeigt die Praxis eines immer wieder deutlich: man kann aus jeder dieser Stufe auch wieder aussteigen. Es gibt hier keine irreversible Stufe – das heißt dass sie nicht mehr rückgängig zu machen sei.

Natürlich ist ein Ausstieg aus Stufe 2 leichter als aus Stufe 10 – aber es geht!

Bei den höheren Stufen benötigt man evtl. die Unterstützung durch Medikamente, oder eine länger andauernde therapeutische Begleitung oder eine längere Auszeit.

Aus all diesen 12 Stufen kann man aussteigen – nur nicht aus der gedachten Stufe 13 – dem Selbstmord.

Kriterien Vergleich Depression und Burnout

Der Burnout-Zyklus nach Freudenberger

Der Burnout Zyklus nach Freudenberger

Nur wer einmal gebrannt hat kann auch sagen dass er ausgebrannt ist.
Das bedeutet konsequenterweise: nicht jeder der das Burnout vor sich her trägt hat auch wirklich Burnout.

Es gab und gibt Menschen welche immer schon überlastet sind – die sich immer vor irgendwelchen Verpflichtungen drücken.

Bei so jemandem sprechen wir dann eher von einer Persönlichkeitseigenschaft. Die Menschen jedoch, welche wirklich Burnout haben sind oft diejenigen welche es gar nicht sagen und nicht vor sich hertragen. Oftmals versuchen sie alles noch weiter zu ertragen – bis es nicht mehr geht.

VI. Unser Herz – ein Indikator für Burnout?

In vielen Fällen kann man heute über eine Analyse des Herzschlags eine Aussage darüber bekommen, wie die Stressbelastung im Organismus ist.

Wir haben hier zwei Parameter welche beide etwas über den Stresszustand des Patienten aussagen und für die Therapie wertvolle Rückschlüsse geben:

    1. Gemessen wird zum einen die Herzratenvariabilität (HRV). Normalerweise sollte sich die HRV während entspannender Phasen erhöhen, zum Beispiel während des Meditierens oder im Schlaf, wenn das parasympathische System dominiert. Das würde bedeuten, dass unser Herz – je ruhiger es ist – umso holpriger schlägt. Abzugrenzen ist dieses natürlich von einer krankhaften Herz-Rhythmus-Störung.

Auf der anderen Seite nimmt die HRV in stressigen Situationen natürlicherweise ab, wenn die sympathische Seite dem Körper hilft, mit den Anforderungen umzugehen.

Ist jemand jedoch chronisch gestresst oder überanstrengt – dann kann das natürliche Zusammenspiel dieser beiden Systeme gestört werden und der Körper verbleibt in einem sympathisch dominierten Stresszustand, mit geringer HRV und erhöhtem Stresshormonlevel und das alles obwohl die Person ruht. Das Herz schlägt vergleichbar wie ein Roboter / eine Maschine und kommt gar nicht mehr in eine ruhigere Phase. Das alles ist logischerweise sehr belastend für den Körper und kann dann zu zahlreichen mentalen und physischen Gesundheitsproblemen führen.

    1. Es gibt neben der HRV noch einen weitern Indikator über die jeweilige Stresssituation des Patienten. Es handelt sich hierbei um die  die Regenerationsfähigkeit des Organismus.

Um diese herauszufinden macht man mit dem Patienten eine Minute lang eine Atemübung. Er muss ganz tief ein- und ausatmen. Typischerweise kommt es beim Ausatmen dann zu einem deutlich langsameren Herzschlag da dabei die Entspannungsnerven (z.B. der Parasympathikus) im Körper aktiviert werden.

Was passiert beim Burnout-Patienten? Bei ihm verändert sich der Herzschlag beim Atmen überhaupt nicht mehr. Das Herz schlägt weiter in dem maximalen Takt – wie eine Maschine / ein Roboter.

Durch diese beiden Messmethoden kann einem Burnout-Patienten nun recht genau gezeigt werden, inwieweit sich sein Körper in einer sympathischen oder in einer parasympathischen Situation befindet. Auf diese Weise können solche Messungen auch gleich unmittelbar in die Behandlung und in eine eventuelle Prävention einfließen lassen.

Kurzer Einschub zur Erklärung: Der Sympathikus (Sympathicus) oder das sympathische Nervensystem ist neben dem Parasympathikus und dem enterischen Nervensystem (Darmnervensystem) ein Teil des vegetativen Nervensystems (auch autonomes Nervensystem genannt).

Die HRV Herzratenvariabilität

VII. Innere & äußere Faktoren verursachen Burnout

Sprechen wir hier eventuell von Menschen, welche bereits so etwas wie eine Disposition / eine Neigung zur Überlastung haben? Sind sie vielleicht zu schwach für das heutige Leben?

Oder sind es die bösen Organisationen welche uns alle immer mehr ausbeuten?

Nun, wir alle sind ein Teil dieser Gesellschaft und jeder Einzelne von uns beeinflusst diese durch sein Tun und Handeln.  

Zuerst gibt es mal äußere Faktoren welche Burnout fördern.

    • Der quantitative Faktor: Arbeitsüberlastung und ständiger Zeitdruck
    • Der qualitative Faktor: häufig sind es eher solche Faktoren wie zum Beispiel
      • „ich kann nichts mitbestimmen oder kontrollieren“ (Das Lied der Toten Hosen fällt mir ein mit der Textpassage: „Jeden Tag roboten gehen“)
      • „ich habe das Gefühl nur ein Mitläufer zu sein“
      • Ein Mangel an Anerkennung wenn mir mein Chef keine Rückmeldung gibt und mir zu meiner Arbeit keine Anerkennung gewährt. Vielleicht bin ich Keyaccounter, eröffne für die Firma neue Umsatzkanäle und werde aber nicht in den nachfolgenden Erfolg mit eingebunden.
      • Unfairness, schlechte Gemeinschaft am Arbeitsplatz oder auch Wertkonflikte – wenn die Werte meines Arbeitgebers nicht mit meinen übereinstimmen.

Interessant ist – im Hinblick auf die Stressforschung – dass wir die höchsten Ausschüttungen an Stresshormonen nicht in Situationen vorfinden, wo Menschen besonders viel zu tun haben, sondern wo diese das Gefühl haben

      • den Prozess nicht selbst mit beeinflussen zu können
      • oder das Gefühl hat nur noch mit gefesselten Händen reagieren und nicht mehr freihändig agieren zu können

Da wir dies heute wissen, ist es ein wesentlicher Teil sowohl in der Behandlung als auch in der Vorbeugung den Menschen wieder das Gefühl zu geben ihr eigenes Leben selber gestalten zu können, handlungsfähig zu sein und nicht der Situation ausgeliefert zu sein

Nun gibt es auch innere Faktoren, welche eine Burnout-Neigung erhöhen können.

    • Innere Glaubenssätze wie z.B. habe dass ich Anerkennung immer nur durch maximale Leistung bekommen
    • dass ich nur geliebt werde für Leistung
    • ich muss perfekt sein / darf keine Fehler machen – Perfektionismus in Reinkultur
    • ich muss alles alleine bewältigen und darf niemand um Hilfe fragen.
    • ich muss alles unter Kontrolle behalten
    • Arbeit ist die einzige Quelle für meinen Lebenssinn
    • Durch Daueraktivität lenke ich mich von meiner inneren Leere ab.

Im Grunde genommen ist keiner dieser Glaubenssätze für sich betrachtet schlecht. Wenn ich mich aber nur auf diese konzentriere und nicht mehr sehe für was ich meine Arbeit verrichte, dann komme ich in eine kritische Situation.

Nehmen wir nur mal den Punkt: „Arbeit ist die einzige Quelle für einen Lebenssinn“. Das kann gutgehen – muss aber nicht. Wir kennen viele Menschen welche nur für die Arbeit leben und glücklich sind.

Das gefährliche hieran ist jedoch, dass das System nur auf einem Bein steht und viel leichter kippen kann, wenn z.B. die Arbeit auf Grund von Kündigung, Krankheit ect. wegfällt.

Solche Menschen gleichen denen die an der Börse mit einer Aktie „All-in“ gehen. Das kann gutgehen – muss aber nicht.

VIII. Behandlungsansätze

„Wie kann man glücklich werden?“ Kein Therapeut kann die Frage umfänglich beantworten, wie sie glücklich werden können. Wir alle haben unsere eigenen Rezepte und Strategien. Schauen wir uns einmal die Möglichkeiten an

    • die Medizin. Es ist sehr wichtig, dass bei einem echtem Burnout / einer Depressionen immer auch ein Arzt konsultiert wird, der sich mit dem Krankheitsbild auch auskennt.
      • Diagnose – Worum handelt es sich?
      • Gibt es Krankheiten welche ich ausschließen muss? Es kann gut sein dass ich z.B. durch eine kleine Schilddrüsenüberfunktion nervös bin, andere Hormone sind zu niedrig oder ich habe eine Blutarmut und fühle mich darum immer schwach und matt. Dies muss einfach abgeklärt werden.
      • Wir sind dankbar dass es heute viele wirksame Medikamente gibt. Trotzdem sollte die Frage gestellt werden: Sind diese sinnvoll oder verschleiern sie etwas Tieferes.

Ein Beispiel: Ein Marathonläufer ist total erschöpft und am Ende seiner Kraft. Wenn er nun ein Dopingmittel nimmt um die letzten Kilometer zu schaffen (was natürlich gegen jedes Reglement ist, dies soll nur als Bsp. dafür gelten das man es kann) und er bricht anschließend zusammen dann ist das Ergebnis schlimmer und oft irreversibel als wenn er den Lauf abgebrochen hätte.

Was wäre manchmal besser als ein Medikament? Unter anderem sich darauf besinnen was der eigentliche Grund / die Ursache meiner jetzigen Situation ist.. Durch Schmerzmittel verliert man schnell den Blick auf die Krankheitsursache. Darum sollten Medikamente nur wohlüberlegt eingesetzt werden.

⇒ Wann aber sind Medikamente sinnvoll? Antidepressiva sind teilweise sogar sehr sinnvoll! Z.B. bei einer ausgeprägten Depression um die Schlafqualität, die Stimmung und den Antrieb wieder zu steigern.

Seien wir aber vorsichtig bei abhängig machenden Medikamenten wie z.B. den Schlafmitteln. Diese sollten nur punktuell und wohldosiert eingesetzt werden um den evtl. Schaden gering und den Nutzen möglichst hoch zu halten.

    • Eine psychotherapeutische Begleitung. Wann kann diese Form der Therapie nützlich sein?
      • Bei tiefsitzenden Verhaltens- und Denkmustern. Solche Muster können mich immer wieder in diese negativen Situationen bringen und darum ist es wichtig, sie zu durchbrechen.
      • Traumatisierungen, Verletzungen und Belastungen aus der Vergangenheit.
      • Wenn ich mir nicht erlaube, meine Gefühle wahrzunehmen und sie dann auch zu gestalten.
    • Die positive Psychologie – eine sehr stark auf Lösung und auf rasche Veränderung zielende Beratungsform
      • Es gibt z.B. eine Frage in der positiven Psychologie welche auch als die Wunderfrage bezeichnet wird. „Angenommen heute Nacht während du schläfst geschieht ein Wunder und Deine Probleme wären alle gelöst, oder weg. Woran würden Sie dies nun bemerken? Was wäre anders? Wer würde dies zuerst bemerken?“ Diese Frage von Steve de Shazer lenkt den Fokus auf die Lösung des Problems und auf die Auswirkungen der Lösung. Es geht hier um das Ziel / den Wunsch hinter dem Ziel / dem Wunsch.
      • Anstatt zu fragen: Was ist die Überschrift zu ihrem Problem?“ kann man sich auch fragen: „Was ist die Überschrift zu meiner Lösung?“ ⇒ Ein völlig anderer Weg / Therapieansatz.
    • Die körperliche Ebene: Ich lasse mir körperlich etwas Gutes zu und lerne meinen Körper wieder spüren.
Die drei Standbeine des Lebens
Beruf Soziales und Ich

IX. Strategien gegen einen Burnout

Welche Strategien gegen den Burnout kann man empfehlen? Diese Frage ist berechtigt aber in dieser Form nicht korrekt beantwortbar. Warum?

Wenn Sie diese Frage stellen dann wollen Sie für sich (!) als Individuum eine konkrete Antwort erhalten. Ihr persönliches Leben / ihre Lebenssituation ist aber so individuell dass ihre eigene Lösung selbst dem versiertesten Therapeuten oftmals nicht ersichtlich sein kann.

Ein Beispiel: Eine Frau, verwitwet, im Rentenalter und voller Komplexe. Die verschiedensten therapeutischen Ansätzen liefen ins Leere.

Eines Tages war sie jedoch wie verwandelt. Was war geschehen? Man könnte annehmen sie hätte nun einen Partner gefunden, welcher sie nun stärkt – aber weit gefehlt, es war viel simpler.

Sie hatte einige Tage zuvor ihren ersten Whatsapp-Status gepostet und hierfür bei ihren Kontakten viel positives Feedback erhalten. Dies hatte sie so bestärkt, dass sie mit Facebook begonnen hat und eine ansehnliche Follower-Zahl für ihren „Koch-Rezepte-Account“ hat.

Diese Erfahrung ist nun über ein Jahr her und macht einen immer noch demütig. Welcher noch so versierte Therapeut wäre auf die Idee gekommen, einen Whatsapp-Status zu posten? Darum kann kein Therapeut für sich in Anspruch nehmen Lösungen zu vermitteln.

Wenn man aber keine konkreten Lösungswege anbieten kann – was kann man stattdessen tun?

Die meisten der Lösungen unterliegen einem Muster und dieses wollen wir einmal besprechen.

Das Muster der Lösungen – Prioritäten

Welche Ziele in meinem Leben sind für mich wichtig? Hierfür benötige ich Zeit, einen guten Gesprächspartner und etwas Abstand zu dem Problem.

Unser Leben hat 3 große Standbeine

      • Unser Ich
      • Der Beruf
      • Das Soziale Standbein.

Alle drei Strategien sind für sich betrachtet wichtig. Ist Ihnen aber mal aufgefallen dass es für den Beruf sehr viele Stress-Bewältigungs-Strategien gibt (wie z.B. Zeitmanagement, Arbeitsgestaltung, Aus- und Weiterbildung) die sozialen Systeme und das „Ich“ jedoch oft nur wenig bis gar nicht berücksichtigt werden? Dabei ist die soziale Komponente von sehr großer Bedeutung. 

    • Das soziale Standbein Es sind Familie, Freunde, Kollegen. All diese Menschen sind eine wertvolle Hilfe in meinem Kampf gegen eine Überlastung.
    • Ich – Zeit.
      • Hierzu zählt, dass ich mir meiner Grenzen bewusst werde, diese akzeptiere und einhalte.
      • Das ich eine „Ich-Zeit“ / ein Eigen-Leben beginne und mich selbst berücksichtige. Denken wir nochmals an die eben erwähnte Dame mit dem Whatsapp-Status. Sie war immer von außen gelenkt. Lediglich eine kleine Veränderung hin zu einer Selbstbestimmung half ihr, weitere Schritte in die Wege zu leiten.

Diese Ich-Zeit ist ein unschätzbarer Teil in meinem Leben um gegen äußere Belastungen sinnvoll angehen zu können.

Bei den meisten Menschen sehen die Prioritäten leider so wie in dem Bild links aus.

Die Lösungsstrategie lautet daher : Die Prioritäten richtig setzen.

„Wir alle kommen als Original zur Welt und sterben doch nur als Kopie.“ Dieses Zitat wird dem Psychoanalytiker Arno Gruen zugeschrieben. Sein Buch: „Dem Leben entfremdet – Warum wie wieder lernen müssen zu empfinden“ ist in diesem Zusammenhang sehr lesenswert.

Kann man dem Burnout entgehen? Mit dem richtigen setzen von Prioritäten ist man diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen.

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

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Schauen Sie sich einiger meiner Videos zum Thema Perfektionismus, Burnout, Depression und der Leistungsgesellschaft an.

Über Kontakt können Sie mich gerne zu einem persönlichen Gespräch buchen.

Depression – Fragen und Antworten
Der Perfektionismus und die Leistungs-gesellschaft 
Burnout und chronischer Stress
Was ist Perfektionismus?

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