Borderline (F60.31), Histrionisch (F60.4), Narzissmus, Anankasmus / Zwanghaft F60.5), Paranoid (F60.0), Schizoid (F60.1), Dissozial F60.2), Ăngstlich (F60.6), AnhĂ€ngig (F60.7)
All diese Störungen haben etwas gemeinsam:
Es gibt so unendlich viele Theorien und Statements ĂŒber die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung, dass viele â selbst viele Therapeuten und Mediziner â verwirrt davor zurĂŒckschrecken, sich mit dieser Thematik zu befassen.
Aber eigentlich ist alles recht einfach und logischâŠ
In dieser ersten Phase des Lebens, in der sie noch keine Sprache haben, geht es nĂ€mlich nicht um Mathematik, Sprache, RĂ€umliche Intelligenz, Musik, KinĂ€sthetik / Körperliche Intelligenz ⊠es geht einzig und allein darum, mit der Bezugsperson ohne Worte eine Bindung aufzubauenâŠ
All die anderen Themen kommen spÀter dran. Dann, wenn der kleine Mensch bereits Wörter und Sprache zu seiner Kommunikation benutzen kann.
đ Mit diesem Beitrag möchte ich einmal logisch fundiert aufzeigen, warum wir Borderline und andere Persönlichkeitsstörungen, als eine Störung in der frĂŒhesten Bindungsreifeentwicklung betrachten können. Das ist meines Erachtens sehr wichtig, weil es die Grundlage aller TherapieansĂ€tze beeinflusst.
Das, was einem Borderliner und allen anderen Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung fehlt ist:Â
đ Bindung ⊠Bindung ⊠und nochmals Bindung
StĂ€rker als jede andere Droge, ist die Sucht nach Kontakt / nach der Resonanz durch andere Menschen! Die Zeiten von Corona haben eins besonders deutlich gezeigt: dass der wichtigste Einfluss, dem wir uns als Menschen aussetzen können, die Resonanz zu anderen Menschen ist. Das Miteinander mit Anderen bestimmt, wie wir uns entwickeln und ob wir durch sie stĂ€rker oder schwĂ€cher werden. Und eine Störung in dieser Entwicklung, ist die Grundlage fĂŒr eine Persönlichkeitsstörung.
Direkt am Anfang möchte ich drei Begriffe gerne einmal erklÀren, da sie oft miteinander verwechselt werden:
Unser Temperament wird ab dem Moment der Zeugung hauptsÀchlich von unseren Genen / dem Erbgut bestimmt. Dies wÀre der dynamische Teil unseres Verhaltens.
Diesen inneren / intrinsischen Anteil unserer Persönlichkeit sehen wir bereits in allerfrĂŒhester Jugend eines SĂ€uglings und umfasst alle Motivation eines Menschen:
Als Vater mehrerer Kinder kann ich bestĂ€tigen, dass jedes Kind bereits ab seiner Geburt sein eigenes Reaktions-Verhalten gezeigt hat. Jeder Mensch ist wirklich so einzigartig wie eine Schneeflocke / oder ein Fingerabdruck. Und je nach Temperament neigen Babys dazu, negative oder positive GefĂŒhle / eine gute oder schlechte Laune zu haben und diese in ihrem Verhalten widerzuspiegeln.
Der geniale Genforscher Robert Cloninger hat durch seine Studien bewiesen, dass unser Temperament genetisch vererbt und nur sehr schwierig zu beeinflussen ist.
Er unterteilt es in folgende vier Bereiche:
Etwas bekannter fĂŒr dich ist vielleicht die Unterscheidung der 4 Temperamente nach der Hippokratischen Lehre:Â
Folgendes sollten wir beim Temperament immer im Sinn behalten: Wir werden diese, unsere von Geburt an erworbene Neigung immer behalten. Denn, wer als Choleriker zur Welt kommt, wird nicht als Phlegmatiker ins Grab gehen. Aber, wir können uns Mittel aneignen, um unser jeweiliges Temperament entweder zu verstĂ€rken oder zu verringern.Â
Der Charakter (griechisch âunsere PrĂ€gungâ) ist all das, was ich an Regeln, Zielen, Motiven, Weltanschauungen und Transzendenzien von meiner Umwelt erhalte.
Was das Temperament der dynamische Teil unseres Handelns, dann ist der Charakter der strukturelle Teil / dass was uns eine Form gibt. Hier kommen dann auch unsere ethisch moralischen Werte zum Vorschein.Â
Unser Charakter beinhaltet all die Gewohnheiten, die uns von auĂen anerzogen wurden aber auch diejenigen, welche wir eigenstĂ€ndig durch unsere Beziehungen gelernt haben. Er enthĂ€lt also sowohl angeborene als auch teilweise erlernte Aspekte. Nochmals möchte ich den amerikanischen Genforscher Robert Cloninger zu Wort kommen lassen. Er unterscheidet drei Dimensionen des Charakters:
Unsere Persönlichkeit ist Ă€hnlich dem Ergebnis einer einfachen Addition: Gene + Charakter = unsere Persönlichkeit. Persönlichkeit ist also unser eigentliches Handeln, welches von innen durch unsere Gene verursacht und von auĂen durch den Charakter geformt wird. Sie ist die Gesamtheit unseres Verhaltens, unserer GefĂŒhle und unseres Denkens.
Man könnte die Persönlichkeit auch als unser typisches Verhaltensmuster beschreiben, dass â inklusive unserer Gedanken und Emotionen â zeigt, wie wir uns an verschiedene Lebenssituationen anpassen.
Jetzt haben wir das Temperament, den Charakter und auch die Persönlichkeit voneinander getrennt erklĂ€rt. Kommen wir nun zu unserem Ursprungs-Thema zurĂŒck:
Lass mich dies nun etwas genauer erklĂ€ren âŠ
Bei unserer Geburt haben wir noch kein Selbst â wir kommen zur Welt und wissen nicht einmal, dass wir als eigenstĂ€ndiges Wesen existieren. Dies ist der Beginn der Internalisierungsphasen. Mit Internalisierung (lateinisch internus = innen befindlich; Internalisierung = verinnerlichen) bezeichnen wir die psychoanalytische Entwicklung unserer Psyche. In dieser Zeit werden Objekte (in der Sprache der Psychologie sind das unsere Bezugspersonen) oder Teile von diesen verinnerlicht und in die eigene Psyche ĂŒbernommen.
Diese Zeit der Internalisierung wird in drei Phasen unterteilt:
Dies zeigt, wie sehr wir von den Resonanzen unserer Umwelt / den Bezugspersonen abhĂ€ngig sind, um ein eigenes Selbst ĂŒberhaupt zu bilden. Und diese Zeit der Selbst-Werdung geht auch nicht von heute auf morgen, sie dauert ca. 24 Monate. In dieser Phase werden Bezugspersonen und spĂ€ter auch andere Menschen als eine Art externes Selbst / oder Extended Mind gebraucht. Durch diese Resonanzen wird unser Selbst ein Leben lang beeinflusst und auch verĂ€ndert.
Wenn wir diesen Zusammenhang einmal in aller Höhe und Tiefe verstanden haben, kann uns das helfen, unsere Beziehungen mit unseren Mitmenschen besser zu regulieren und damit auch ein glĂŒcklicheres Leben zu fĂŒhren. Und genau hier entstehen entweder gesunde / oder eben auch ungesunde DenkmusterâŠ
đ Diese allerersten Denkmuster in unserem Selbst könnten wir mit dem Erlernen unserer Muttersprache vergleichen:
Es beginnt noch in der âsprachlosen Zeitâ der ersten Lebensmonate – wenn das SĂ€uglingshirn die Worte der Umgebung mit seinem Hörzentrumâ dem Wernicke-Areal / dem sensorischen Sprachzentrum / Brodmann-Areal 22 aufnimmt. Dann werden parallel im Sprachzentrum / dem Broca Areal / Brodmann Areal 44 und 45 die synaptischen Verbindungen angelegt. Mit welchem Ergebnis? Die Sprache der Eltern â mit ihrem ganz eigenen Dialekt â hinterlĂ€sst dann durch Resonanz, seinen eigenen Fingerabdruck, der dem Kind bei den ersten Sprachversuchen hilft und es dann den gleichen Dialekt sprechen lĂ€sst, wie es diesen von seinen Eltern hört.
Genauso wie wir Sprache und Dialekt durch unsere Eltern lernen, werden auch alle anderen neuronalen Selbst-Netzwerke durch die Resonanz mit den ersten Bezugspersonen gebildet. Wir lernen sozusagen den Charakter-Dialekt im eigenen Elternhaus!
Das Wissen ĂŒber neuronale Selbst-Netzwerke in unserem Gehirn, ist erst wenige Jahre alt. Sie sitzen im Frontallappen, ein Bereich, der bei der Geburt neurobiologisch noch nicht ausgereift und damit auch nicht voll funktionstĂŒchtig ist. Der kleine SĂ€ugling erlebt zwar seine Umwelt und besitzt auch seine unantastbare WĂŒrde, aber er hat zu diesem Zeitpunkt noch kein eigenes Selbst. Dieses ist auf die Resonanz seiner Umgebung zwingend angewiesen.
Ja, es gibt Erziehungskonzepte aus der Wissenschaft, dass Kinder sich am besten entwickeln wĂŒrden, wenn sie in ihrer Entscheidungsfreiheit nur auf sich alleine gestellt wĂ€ren. Solch eine Denkweise ist jedoch ein gefĂ€hrlicher Irrweg, fĂŒr den viele Jugendliche und spĂ€tere Erwachsene teuer bezahlen mĂŒssen. Denn auch unser Selbst, unsere psychische HĂŒlle kann Schaden erleiden. Dazu braucht es nicht immer Einwirkungen von auĂen wie zum Beispiel ein Trauma. Auch wir Selbst können uns selbst Schaden zufĂŒgen.
Darum sind liebevolle erzieherische Leitplanken im Umgang mit unseren Kindern notwendig, um Ihnen zu helfen, von unseren Erfahrungen in ihrem Leben zu profitieren. Warum sollten sie auch die gleichen Fehler machen wie wir? Da sich die Welt immer schneller dreht, ist es die oberste Pflicht von uns Eltern, unseren Kindern den Wissensvorsprung zu geben, den wir uns selbst erarbeitet haben. Und ganz nebenbei: Wer den Roman âDer Bungalowâ von Helene Hegemann einmal gelesen hat, der weiĂ, wie sehr unsere Kinder Leitplanken durch ihre Eltern benötigen.
đ Borderline ist eine Störung in der Bindungsreife-Entwicklung
Wer mit einem kleinen SĂ€ugling in Kontakt geht, macht eigentlich folgende sich widersprechende Erfahrungen;
Diese Art der Kommunikation ist eine völlig andere, als wenn wir uns mit einem anderen Erwachsenen unterhalten. Erwachsene adressieren in einer Ansprache immer die Selbst-Systeme des GegenĂŒbers. Allein die Frage âWie geht es dir?â zeigt deutlich, wie sehr sich diese Ansprache von der eines SĂ€uglings unterscheidet. Der SĂ€ugling hat kein Selbst, darum hat diese âErwachsenen-Kommunikationâ neurowissenschaftlich keine Wirkung auf das junge Gehirn.Â
Diese Behauptung lĂ€sst sich mit heutigen modernen neurowissenschaftlichen Methoden auch bildtechnisch nachweisen: Spricht mich jemand an, oder merke ich das andere ĂŒber mich sprechen, dann werden meine jeweiligen Nervenzellnetzwerken des Stirnhirns aktiv.
Wie aber kommunizieren Erwachsene nun mit einem SĂ€ugling, bei dem sein Ich-Sinn, ein Selbst und seine neuronale Grundlage, die Selbst-Systeme, noch gar nicht ausgebildet sind? Wenn man es weiĂ, ist es eigentlich recht sein: durch spielerische, spiegelnde Resonanz!
Im ersten Schritt nehmen wir ganz intuitiv Blickkontakt auf. Die erste Kommunikation mit einem SĂ€ugling erfolgt gewöhnlich ĂŒber die Augen. Doch das ist erst der Anfang âŠ
Dann beginnt ein Tanz / oder ein Spiel. Wir fangen an, den kleinen Menschen in seinem Tun zu spiegeln. Wir gehen also in Resonanz zu ihm. In diesem Kommunikationsspiel lassen wir seine gesamte Körpersprache wie z.B. seine Stimme, seine Mimik oder seine Bewegungen auf uns wirken und dann ahmen wir diese einfach nach. Aber nicht eins zu eins, sondern wir verÀndern sie ein wenig und kommentieren sie.
Da kommen auf einmal SĂ€tze wie:
Unsere erste zwischenmenschliche Kommunikation ist also ein Imitieren. Eltern / oder andere Bezugspersonen, die mit dem SĂ€ugling kommunizieren, spĂŒren gewissermaĂen in sich, wie es dem Kind geht, und spiegeln seine Stimmung. Dabei fĂŒgen sie dieser Resonanz in der Regel immer etwas Hilfreiches hinzu â das geht allein schon durch eine tröstende oder aufheiternde Stimme, die wiederum beim SĂ€ugling eine eigene Resonanz auslöst.
Und wer in Resonanz geht, der verĂ€ndert sich zwangslĂ€ufig: Wenn der SĂ€ugling anfĂ€ngt zu lĂ€cheln, dann wird er uns mit Sicherheit auch zum Lachen bringen. Das gleiche passiert, wenn der SĂ€ugling zum Beispiel Hunger oder Schmerzen hat. Eltern spĂŒren dieses GefĂŒhl förmlich in sich und können in der Regel gar nicht anders, als eine liebevolle Resonanz dem Kind zurĂŒckzugeben.
Interessant ist, dass beide Parteien sich nicht nur geistig in ihrer Stimmung Ă€ndern. Nein! Die VerĂ€nderung findet auch neurobiologisch statt: Wir wissen heute, dass jedes innere GefĂŒhl â egal ob Freude, Neugier, Schmerz, Angst, Ărger, Wut oder Ekel â im Gehirn bestimmte neuronale Netzwerke aktiviert. Registriere ich bei meinem GegenĂŒber ein bestimmtes GefĂŒhl, dann kommt es nicht nur in seinem, sondern auch in meinem Gehirn zu einer Aktivierung der Netzwerke, die zu diesem GefĂŒhl gehören. Fakt ist also, dass die Gegenwart anderer – ohne dass wir uns dessen bewusst sein brauchen – unser Gehirn verĂ€ndern.
Genau das geschieht beim SĂ€ugling durch die Gegenwart seiner Bezugspersonen. Sie formen sein Gehirn â from the scratch â also von Grund auf / ganz elementar. Diese ersten an das Kind adressierten Resonanzen zeigen dem Kind, wer es in dieser Welt ist. Sie sind die Grundlage ihres ersten SelbstgefĂŒhls und lassen etwas spĂ€ter in ihm sein Selbst entstehen.
Und jetzt kommt wieder meine Frage: Wann entsteht denn jetzt eigentlich eine Persönlichkeitsstörung? Kurz und knapp: Ganz in den AnfĂ€ngen der Persönlichkeitsentwicklung, wenn die ersten Resonanzen entweder in Richtung StabilitĂ€t oder in Richtung InstabilitĂ€t gehen. Und wenn jemand dies immer noch anzweifelt, möchte ich ihm / ihr gerne folgende Frage stellen: âWenn nicht in der vulnerablen ersten Bindungsreife-Zeit, wann denn dann?â Die Beweise liegen erdrĂŒckend stark
Welche EinflĂŒsse sind besonders dafĂŒr verantwortlich, dass ein Kind mit einem instabilen Selbst aufwĂ€chst?
Es ist ein Fakt, dass die allerersten LerneinflĂŒsse im Leben eines Kindes â durch seine Bezugspersonen – in der Regel die Eltern – kommen.  Und nochmals: das ist kein Eltern-Bashing (engl. to bash = schlagen). Es ist einfach nur eine faktische Beobachtung der RealitĂ€t. Gerne kann man mich vom Gegenteil ĂŒberzeugen, dass der Einfluss eines SĂ€uglings durch andere Personen als die Eltern gröĂer ist⊠Bislang habe ich diesen aber noch nie persönlich oder durch Studien kennengelernt.
Schauen wir uns darum mal an, welchen EinflĂŒssen Kinder in unserer heutigen Zeit, immer hĂ€ufiger ausgesetzt sind. Ich beobachte vor allem drei Extreme, die ein Kind stressen und in eine instabile Handlungsohnmacht bringen könnenâŠ
2.3.1 die ĂŒberĂ€ngstlichen Helikopter-ElternâŠ
Es gibt schon einige Erziehungsstile ⊠Von autoritĂ€r ĂŒber demokratisch bis hin zu egalitĂ€r ist alles zu sehen. In den letzten Jahren zeigt sich aber ein Erziehungs-Stil besonders hĂ€ufig: den, der ĂŒberĂ€ngstlichen / ĂŒberbehĂŒtenden âHelikopter-Elternâ.
Vielleicht wunderst du dich darĂŒber, dass ich diese Erziehungsform auch als eine Form von missbrĂ€uchlichem Verhalten bezeichne. Aber was ist es denn sonst, als ein geistiger Missbrauch und eine EntmĂŒndigung des Kindes? Lass mich dir kurz erklĂ€ren, warum ich davon zutiefst ĂŒberzeugt bin.Â
Wenn wir Eltern beobachten, die wie ein Helikopter schĂŒtzend aber auch kontrollierend ĂŒber ihren Kindern kreisen, was fĂŒr eine Botschaft vermitteln sie damit ihrem Kind? Stell dir jetzt mal das Bild eines krabbelnden Kindes im Alter von 5 bis 8 Monaten vor. Es freut sich ĂŒber seine erste eigene Freiheit und nutzt diese, um seine nĂ€chste Umgebung zu erkunden. Sein erstes Abenteuerziel liegt in einen anderen Raum ⊠Die Mutter oder der Vater rennt nun angsterfĂŒllt hinterher, ruft vielleicht noch entsetzt: âWie kannst du nur wegkrabbeln? Du musst immer bei mir bleibenâ  Ăbertreibe ich? Nein!
Hört sich das nicht gruselig an? Was ist hier die Botschaft der Eltern an die Kinder? Sagen sie nicht klar und deutlich: âOhne uns kannst du keine eigene StabilitĂ€t aufbauen. Du brauchst uns, um selber stabil zu werden. Alleine kannst du es nicht âŠÂ  Die Folge davon: das Kind bleibt durch diesen Dauerstress â Ă€hnlich einem Trauma – in einer Handlungsohnmacht.
2.3.2. GewalttÀtige Eltern
Die nĂ€chste Art von âErziehungâ, die fĂŒr eine instabile Persönlichkeit verantwortlich ist, wĂ€ren die tyrannischen, gewalttĂ€tigen und despotischen Eltern. An diese hast Du wahrscheinlich als erstes gedacht, wenn es um eine instabile TraumaâEntwicklung in der Kindheit geht. Und ja! Viel zu viele Kinder erleben heute Gewalt in der Erziehung. 2022 wurden in Deutschland > 42.000 FĂ€lle registriert (7% mehr als 2021)
Möglicherweise kennst du den Satz: âSolange du deine FĂŒĂe unter meinen Tisch setztâŠâ Du weiĂt, wie er weitergeht. Und was fĂŒr eine Botschaft hinterlĂ€sst dies? Ganz klar: âDu hast gar kein Recht, auf eine eigene StabilitĂ€t! Du musst das tun, was ich dir sage und eine eigene IdentitĂ€t hast du nicht.âÂ
Die Folge davon: das Kind bleibt auch hier in einer Trauma-Ohnmacht. Wir sprechen hier nicht von einzelnen Handlungen, sondern von einem Handlungsmuster. Das ist keine PTBS – es ist eine Entwicklungs-TraumaâOhnmacht! Eine komplexe PTBS die nach dem ICD11 unter 6B41 zu finden ist. Sofern du auch davon betroffen bist, empfehle ich folgende zwei Nummern:
Wenn dich dieses Thema, rund um das Elter-Drama-Dreieck interessiert, dann empfehle ich dir das Buch von Lindsay C. Gibson âEmotional unreife Eltern â Wie wir mit distanzierten, abweisenden oder Ich-bezogenen MĂŒttern und VĂ€tern umgehen.â https://amzn.to/4gbxA0XÂ
2.3.3. Seelische Missachtung / distanzierte Eltern.
Leider sind immer mehr Eltern mit ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Trauma-Biographie bereits komplett ĂŒberfordert.  Wenn der Nachwuchs dann mit seinen eigenen kleinen Sorgen kommt, werden die Eltern oft von ihren (!) eigenen traumatischen Erlebnissen getriggert und förmlich ĂŒberrollt und können dadurch mit dem Kind nicht mehr in eine liebevolle Beziehung eintreten. Das so notwendige und natĂŒrliche âContainingâ (ein Begriff, den der britische Psychoanalytiker Wilfred Bion â 1897 â 1979 prĂ€gte) bleibt dann regelmĂ€Ăig auf der Strecke. Mit welchen Folgen? Das Kind ist verwirrt, haltlos und geht ohnmĂ€chtig auf Distanz … auf eine Distanz zu den Eltern, zu seiner Umgebung und immer mehr zu sich selber, da es ja seinen eigenen Wahrnehmungen nicht mehr trauen kann.Â
Diese Selbstdistanz ist aber nichts anderes als eine langsame, schleichende Dissoziation. Diese kennen wir aus dem Bereich Trauma. Aber genauso wie es die PTBS und die kPTBS gibt, so gibt es auch die komplexe Entwicklungsdissoziation â das ohnmĂ€chtige Distanzieren vom eigenen Ich. Kinder mit einer Störung in der Bindungsreife-Entwicklung, stammen praktisch immer aus gestörten, dysfunktionalen Eltern-HĂ€usern.
Das hier aufgezeigte ElternâDramaâDreieck zeigt nur grob, in welch einer katastrophalen Situation, immer mehr Kinder aufwachsen. Einige erleben sogar alle drei Extreme in ihrer Kindheit und mĂŒssen irgendwie lernen, damit fertig werden.  Das ein kleines Kind dem nicht gewachsen sein und darauf nur mit unreifen Mitteln reagieren kann, versteht sich meines Erachtens von selbst.
Und tataaa ⊠auf einmal reagiert ein Kind
Schalte ich aber meine Wahrnehmung aus, dann bleibe ich immer im auĂen. Bleibe ich im AuĂen, dann bleibt mein Inneres ungehört, instabil und schwach. Das ist nichts anderes als das Kernmerkmal aller Persönlichkeitsstörungen: Ein schwaches Ich um den ich immer herumkreise
Die Therapie im Bereich Persönlichkeitsstörung ist eigentlich eine therapeutisch begleitete Reise zu sich selbst.  đUnd was wĂ€re ein Ziel in einer therapeutischen Begleitung?
Dies ist der wichtigste Satz / das wichtigste Ziel in der therapeutischen Arbeit! Sich vollstÀndig selbst zu akzeptieren, auch wenn ich mich in manchen Bereichen Àndern möchte. Es ist der Beginn einer achtsamen Selbstliebe und Selbstachtung.
Zwar habe ich selber meine eigenen BedĂŒrfnisse, damit diese gestillt werden ist meine Umgebung nicht verantwortlich. Darum brauche ich sie auch nicht zu Ă€ndern â ganz abgesehen davon, dass dies nicht möglich ist. Das zweite Ziel einer Therapie ist also, die Menschen und Situationen um mich herum erst einmal akzeptieren.
Meine Wahrnehmung ist ok, ich kann ihr Vertrauen und höre ihr gerne zu. Das bedeutet, dass ich durch eine gefĂŒhrte Therapie langsam aber sicher mit meinen GefĂŒhlen, mit meinen Lebensmotiven inklusive auch meiner SexualitĂ€t in Kontakt trete.
4. WertschÀtzung
Das Wort âWertschĂ€tzungâ ist eng verwandt mit den Begriffen Hochachtung, Respekt und Wertachtung. Den eigenen Wert mit Respekt zu betrachten ist etwas ganz anderes als sich immer wieder selbst hörbar oder innerlich still zu beschimpfen âdu schaffst das eh nichtââŠÂ Der eigene Respekt zeigt sich, indem ich mich bewusst vor den Spiegel stelle und mich â so wie ich bin â mit meiner Persönlichkeit, meinem Aussehen, meinen Transzendenzen und Leistungen als wertvoll betrachten kann. Ich brauche hierfĂŒr nicht den Anderen, der mir mein SelbstwertgefĂŒhl gibt.
5. Selbstachtung
Selbstachtung ist etwas anderes als WertschĂ€tzung. WertschĂ€tzung schaut mit Respekt auf die eigene Vergangenheit und die eigenen Leistungen. Selbstachtung lĂ€sst mich hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Mit Selbstachtung kann ich es genieĂen, mit anderen Menschen â vor allem mit denen vom anderen Geschlecht â zusammen zu sein, ohne es nötig zu haben von denen positiv bewertet zu werden. Ich selber bin in der Lage, genĂŒgend Selbstachtung fĂŒr mich an den Tag zu legen.
6. Der eigenen Wahrnehmung vertrauen.
Dieser Schritt ist sehr wichtig in einer therapeutischen Begleitung. Persönlichkeitsstörungen sind eine Störung in der Bindungsreife-Entwicklung. Es geht also immer um das Thema Bindung. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, dass es in unserer heutigen Zeit. deutlich mehr Bindungen gibt, welche uns schaden als umgekehrt. Darum ist es ein wichtiges Ziel zu akzeptieren, dass ich mir selber die Frage stellen darf: âIst diese Beziehung gut fĂŒr mich? Ermöglicht sie es mir, zu wachsen und mich und meine Persönlichkeit mehr zu entfalten?â
7. Ich darf mich von einer negativen Bindung trennen!
Das ist ein weiterer Meilenstein in einer Therapie! Wenn mir eine Beziehung eher schadet, dann lerne ich, diese zu beenden, ohne dadurch in eine Ohnmacht oder Depressionen zu fallen. Ich darf mir meinen âInner Circleâ selber aufbauen. Ich darf mir meinen intimen Freundeskreis â Menschen die mir auch in Krisen eine wertvolle StĂŒtze sein werden – selber aussuchen.
8. Gelassenheit
Was fĂŒr ein schönes Wort: âGelassenheitâ. Es ist eine Ableitung des Verbes âlassenâ oder loslassen. Ich lasse all die KĂ€mpfe, die Dramen und auch das Chaos der Vergangenheit los. Diese haben durch die therapeutische Begleitung langsam aber sicher ihren Reiz verloren. Durch Gelassenheit können wir uns, unsere Gesundheit und damit auch unser Wohlbefinden wirklich schĂŒtzen.
9. Gemeinsame Transzendenzen
Eines der unterschÀtztesten Ziele in einer Therapie: wir erkennen, dass eine gesunde Beziehung nur dann von Bestand ist, wenn beide die gleichen Werte, Interessen und Ziele haben.
Wenn wir auf die Welt kommen, wissen wir nicht, dass wir existieren. Der Weg dahin ist voller Zauber und die moderne Hirnforschung beginnt allmĂ€hlich zu erkennen, um was fĂŒr ein Wunder es sich hier handelt. Tauche ein in die Welt der Resonanz … Wir lernen durch Resonanz und Spiegelung.Â
Joachim Bauer – Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut zeigt uns in diesem sehr menschlichen Werk, wie das Selbst entsteht, aber auch welchen Gefahren es ausgesetzt ist. Wir lernen hierdurch, uns selber besser kennen und wie wir mehr innere StĂ€rke bekommen können. Diese > 200 Seiten sind sehr lesenswert!
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang mit Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch ĂŒber Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer hĂ€ufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.Â
Ich möchte aber nicht nur ĂŒber Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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