1. Die Sinnsuche – Eine “radikale Akzeptanz des Lebens”
2. Eine psychotherapeutische Herangehensweisen zum Sinn des Lebens
3. Die Frage nach dem Sinn und die Antworten der Religionen
(3.1) Radikale Akzeptanz!
(3.2) Das göttliche Wesen erkennen – die Grenzen unseres Gehirns.
(3.3) Das Bedürfnis nach Religion
(4a) Shit Happens- Warum passiert das alles nur mir? ⇒ Der jüdische Glaube.
(4b) Shit Happens – es ist alles der Wille Allahs
(4c) Shit happens – Wenn „shit happens“ dann ist es meine Schuld ⇒ Der katholische Glaube….
(4.c.1) die Erbsünde und der Teufel
(4.c.2) Die Schuld vorhergehender Generationen
(4d) Wenn “shit happens” – dann arbeite noch härter ⇒ Der Protestantismus
(4e) Wenn Shit happens – dann bedeutet es mir nichts … ⇒ der Buddhismus
(4f) Shit happens- Shit existiert einfach nicht (Zen – Buddhismus)
(5) Die Weisheit – Psychotherapie nach Professor Michael Linden.
(5.1) was ist Weisheit?
(5.2) Wie kann ich Weisheit in der Therapie und im Leben anwenden?
Zu Recht stellen Menschen mit großen Problemen und schweren Schicksalen die Frage nach dem Sinn im Leben. Therapeutisch kann man dies
Darf ein Therapeut einen Patienten jedoch bei der Suche nach dem Sinn helfen? Ist dies nicht die ureigene Aufgabe der Religion oder der Philosophie? Sigmund Freud hat doch auch die Religion als gesellschaftlichen Massenwahn bezeichnet und Karl Marx hat es etwas deutlicher ausgedrückt: „Religion ist Opium für das Volk“. Mir drängt sich häufig der Gedankengang auf, dass in der Psychotherapie der Frage nach dem Sinn des Lebens oft aus dem Weg gegangen wird und das gerade dann, wenn es in der Therapie etwas schwieriger wird. Dann zieht man sich zurück und flüchtet sich förmlich auf eine Überebene um den elementaren Fragen des Patienten aus dem Weg zu gehen.
Das bringt uns aber einer Lösung nicht näher! Einen Patienten interessiert es nicht ob ich Sinnfragen, Religion oder Esoterik für richtig oder falsch halte.
Einen Patienten (Borderline Patienten) interessiert es, welchen Sinn sein! Leben haben kann. Jeder Mensch, egal ob mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung, einer komplexen Trauma Folgestörung oder oder oder wird sich irgendwann nicht mehr vor einer Frage drücken können: welchen Sinn kann ich noch in meinem Leben haben trotz meiner Schicksale?
Wir sind umgeben von Schicksalen und Lebensläufen die geradezu von Hilflosigkeit strotzen. Besonders diese Menschen mit schweren Schicksalen stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens jedoch am häufigsten. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist eine Frage aus der Not heraus. Es geht um den Sinn hinter dem Leiden, dem Sinn hinter dem Tod.
Eine therapeutische Position ist folgende:
Der erste Schritt in Bezug auf die Sinnfragen oder traumatischen Lebensereignissen oder belastenden Lebenssituationen – wie zum Beispiel Borderline – kann nur eine radikale Akzeptanz der Realität sein! Traumata, Erkrankungen und schlechte Lebenssituation ereignen sich. Sowas nennt man Shit Happens. All die vielen traumatischen Erfahrungen und Schicksalsschläge gehören einfach zum Leben — auf Lateinisch Conditio humana. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, wir leben heute in einer Zeit und besonders in Zentraleuropa – einer Region, in der weitaus weniger Menschen traumatisiert werden als in früheren Jahren oder aber auch in anderen Gegenden der Welt. Wir leben frei von Kriegen, haben recht wenig Naturkatastrophen, eine im Vergleich zu anderen Gegenden sehr niedrige Kriminalitätsrate und bleiben (auch angesichts von Corona) von tödlichen Krankheit Epidemien weitgehend verschont.
Wir leben in einer Luxus-Situation! Wir können diskutieren ob Mobbing oder Arbeitslosigkeit ein Trauma ist – und bei manchen Lebensbiografien ist das schlimmste Ereignis der Tod des geliebten Haustieres als der Patient noch jung war. Andere Kulturkreise hätten diese Luxusprobleme gerne anstatt ihrer eigenen. Gemäß Studien gibt es für schwere traumatische Erfahrungen eine Lebenszeit-Prävalenz (Häufung) von ein bis fünf schweren Traumen. Hier geht es wahrscheinlich auch um eine Definitionsfrage was ein Trauma ist. Im Grunde genommen reden wir hier immer vom Traumatyp 1 – dem sogenannten Monotrauma. Und bei dem Monotrauma müssen wir noch etwas grundsätzlich Positives mit einkalkulieren: Circa 85 % aller Monotraumata sind nach 6-12 Monaten integriert. Was heißt das? Nach dem Hirnforscher und Neurobiologe Gerald Hüther sind wir Menschen und Traumatisierungen Erfahrungen sozusagen adaptiert. (angepasst).
Seitdem es Menschen gibt muss dieser sich mit lebensgefährlichen Situationen auseinandersetzen und unser Stressbewältigungssystem ist perfekt darauf geeignet / geeicht Traumatisierungen so aufzuarbeiten dass wir grundsätzlich keine dauerhafte PTBS entwickeln. Wie kann man das sagen? Als 2004 der gigantisch große Tsunami in Süd Ost Asien über die Länder fegte, versanken bei weitem nicht alle Betroffenen / Überlebenden in einer posttraumatischen Belastungsstörungen. Faktoren wie Familie, Sicherheit, Schutz Verständnis Loyalität Parteilichkeit werden durch die „Herde“ vermittelt und in diesem Klima gewinnt das Sicherheitssystem (unser Stressbewältigungssystem) langsam wieder an Stabilität, die Flashbacks werden immer weniger und das grundsätzliche Sicherheitsgefühl stellt sich wieder ein.
Ab wann kann man sagen dass ein Trauma im Leben eines Menschen integriert ist?
Interessant ist dass – wenn ich weiter oben behauptet habe 85 % aller Monotraumen werden innerhalb von 6-12 Monaten im Leben eines Patienten wieder integriert – so gibt es doch einige Arten von Traumata welche in ihrer Art und Weise zu über 50 % nicht (!) bewältigt werden können.
Die Ursache dieser Traumata sind – sexualisierte Gewalt, Folterung, Tod eines nahen Angehörigen (besonders der Tod eines Kindes). Und der Gedankengang “Die Zeit heilt nicht alle Wunden!” hat seine Berechtigung. Grundsätzlich können wir sagen: wenn Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung noch länger als sechs Monate nach dem traumatischen Ereignis existieren, dann handelt es sich um eine chronische PTBS. Was fördert zum Beispiel die Verarbeitung eines Traumas im positiven Sinne? Es ist die Kompetenz und die Belastbarkeit der sozialen Umgebung, der sozialen Bezugsgruppe.
Wie wichtig die soziale Bezugsgruppe ist möchte ich mit folgendem Beispiel erklären: Eine junge Mutter hat bei einem Zugunglück ihr Kind verloren und war nun traumatisiert. Sie brauchte die soziale Bezugsgruppe – ihre nächste Verwandtschaft – sehr dringend. Das Problem: die Großeltern des verunglückten Kindes befanden sich selbst in einer traumatisierten Verfassung. Sie erwarteten nun von der Mutter dass diese für sie in ihrer eigenen Trauer und Not da sein sollte. Für uns als Beobachter natürlich unverständlich und entsprechend dem fand die Patientin auch gar keinen eigenen Raum um ihr eigenes Trauma zu bewältigen. ⇒ Alte Familienstrategien kommen durch Traumen oft zum Vorschein – das muss man wissen. Dieses Verhalten der Großeltern gegenüber der Mutter war schon in deren Jugend vorhanden und so entwickelte sich eine eigene Familiendynamik und eine neue Konkurrenzsituation:
Wir können hier von einem tiefen Nazismus der Großeltern sprechen. In diesem Falle war es erforderlich die Großeltern für sich ganz alleine zu therapieren damit die Mutter Raum für sich, ihre Traumverarbeitung und ihre eigene Trauer finden konnte. Wie bereits erwähnt passiert es nicht selten, dass – wenn eine traumatische Situation entsteht – eine lang unterschwellig existierende und angespannte familiäre Situation nun hochkommt und der Traumaverarbeitung im Wege steht. Dann steht einem traumatisierten Menschen die natürliche Bezugsgruppe, die natürliche Traumatherapie der Umgebung nicht zur Verfügung, — damit meine ich die Aufarbeitung der traumatischen Erfahrung im Schutz einer stabilen familiären Bezugsgruppe. Oft passiert dann noch ein weiterer Schritt: dann kommen die so genannten Echo – Gefühle heran nachtragende Gefühle werden sie auch genannt wie zum Beispiel (1) Wiedergutmachungsansprüche oder (2) Vergeltungswünsche. Dann geht man dazu über vors Gericht zu ziehen um Wiedergutmachung zu erlangen oder man sinnt auf Rache (Auge um Auge, Zahn um Zahn). Damit wird Rache zu einem neuen Unrecht was dann wiederum neue Vergeltung fordert. Im Rahmen dieser Echo – Gefühle ist Psychotherapie völlig ungeeignet Rachewünsche zu befriedigen. Das ist eines der schwierigsten Themen im Bereich der Psychotherapie. (Siehe Video: Vergeben ist nicht verzeihen). Hier geht es zum Video: Video: Vergeben ist nicht immer Verzeihen
Ein weiterer interessanter Punkt ist folgender: Nach einem Trauma (so belegen es Studien) entwickelt sich weitaus häufiger eine Depression als eine chronische PTBS!!! Nach einer traumatischen Reizüberflutung wird dies oftmals vom Opfer durch eine eigene massive Reduktion von Reizen im Inneren behandelt. Eine Vita Minima entwickelt sich dann bis zu einem inneren Stillstand. Auf den ersten Blick erscheint so etwas gar nicht als die Folge von einem Trauma und häufig ist es auch vielen Menschen selber oder in der Umgebung gar nicht bewusst. Solche Reduzierungen bis auf den Stillstand der eigenen Gefühle sind therapeutisch und auch medikamentös nur sehr schwer therapierbar.
Die Psychotherapie hat nicht die Aufgabe dem Sinn des Lebens oder der Frage nach dem Sinn des Lebens eine Antwort zu geben. Was sie aber kann ist Gedankenrichtungen in unserer Gesellschaft nach deren Sinn zu hinterfragen. Der Grund dafür ist folgender: ein Mensch kann nur dann sinnvoll leben wenn er in seinem Leben einen Sinn sieht. Ein Mensch erträgt es einfach nicht sinnlos zu leben. Dies hat schon Viktor Frankl in den 1930er Jahren erkannt. Aus dieser Not heraus, dass Menschen in allen Dingen immer einen Sinn suchen, entwickelte er die sinnzentrierte Psychotherapie. Wir kennen Sie unter dem Namen Logo Therapie (Logos = Sinn). Die Logo Therapie ist aber nicht die einzige Form der Psychotherapie welche sich mit den Sinn-Betrachtungen im Leben befasst. Folgende vier weitere Richtungen / Denkmodelle möchte ich exemplarisch erwähnen:
(1) die Existenzanalyse
(2) die Hypnotherapie von Milton Erickson
(3) die Forschungen von Alfred Adler. Er schrieb zum Beispiel das Buch (Sinn des Lebens) indem er zeigt, dass für einen Menschen ein Leben nur dann sinnvoll ist wenn es auch sozial sinnvoll ist.
(4) die Arbeiten über die posttraumatische Verbitterungsstörung vom Verhaltenstherapeuten Michael Linden. Professor Linden geht an die Frage nach dem Sinn des Lebens sehr rational und strukturiert heran. Am Ende des Videos gehe ich noch auf einzelne Punkte seiner Weisheitstherapie ein. Wenn wir uns mit dem Thema befassen: ein Sinn des Lebens trotz traumatischer Erfahrungen – welche einen Menschen bis hin zum Borderline bringen – müssen wir kurz wissen was ein Trauma auslöst. In drei Bereichen zerstört jedes Trauma das Weltbild eines Menschen. (1) jedes Trauma ist eine grobe Verletzung zentraler Grundannahmen und der Werte . (2) ein Trauma stellt die Gerechtigkeit der Welt und des Lebens grundsätzlich in Frage (3) Ein Trauma bedeutet den Verlust der eigenen Selbstwirksamkeit.
Religion und Philosophie bauen die Werte und Grundannahmen und damit den Begriff Gerechtigkeit und Selbstwirksamkeit bei einem Menschen auf. Ein Trauma reißt dies jedoch nieder. Bedeutet das nun, dass Religion und Philosophie falsch sind? Das muss nicht sein! Durch die Brille der Psychotherapie kann man eine andere Sichtweise auf Religion und Philosophie bekommen – und damit einher auch eine andere Sichtweise auf den Sinn des Lebens.
Nochmals: Psychotherapie hat nicht die Aufgabe dem Leben einen Sinn zu vermitteln sondern eine abgeänderte Sichtweise auf das was Religion und Philosophie uns und unsere Gesellschaft im Groben vermitteln. Schauen wir uns die drei genannten Punkte noch einmal an:
⇒ Durch Religion und Philosophie erhalten wir Grundannahmen, einen Glauben an die Gerechtigkeit der Welt und einen Glauben an unsere eigene Selbstwirksamkeit.
(1) Ein Trauma zerstört solche Betrachtungsweisen. Ist jetzt das Trauma richtig oder sind es die religiösen oder philosophischen Betrachtungsweisen? Ich sage: weder das eine noch das andere hat 100-prozentige Weisheit für sich alleine gepachtet.
Mein Ratschlag wäre: einmal durch die rationelle Brille einer psychotherapeutischen Sicht heraus die religiösen Aspekte in Ruhe zu betrachten. Denn, in dem Status in dem sich unsere Welt heute befindet, wird es immer grobe Verletzungen von Grundannahmen und Werten geben, es wird immer die Gerechtigkeit infrage gestellt und es wird immer die Selbstwirksamkeit des Einzelnen angegriffen.
Aber gerade diese drei religiösen und philosophischen Konzepte:
(1) zentrale Grundannahmen
(2) Glaube an die Gerechtigkeit der Welt
(3) Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit
helfen uns eine gewisse Berechenbarkeit in unserem Leben aufzubauen.
Hierdurch hat der Einzelne die Möglichkeit auf die Welt Einfluss zu nehmen. Anstatt immer wieder neue Grundannahmen zu unterstellen geht er von grundsätzlichen Annahmen in der Gesellschaft aus und wendet diese auch auf andere Menschen welche er neu kennenlernt an. Ein Trauma kann diese zerstören oder zumindest ins Wanken bringen, Die Arbeit der Psychotherapie ist es nun, diesen Faktor der Ungewissheit, Unsicherheit, der Schicksalhaftigkeit, Unberechenbarkeit des Lebens nicht in etwas Schlimmeres gleiten zu lassen. Denn: von der traumatischen Erfahrung bis zum Verlust des Sinns im Leben ist es für viele Menschen nur ein kleiner Schritt. Sie sagen sozusagen: „Wenn mir in meinem Leben solch ein Trauma schon zugestoßen ist dann macht mein Leben doch keinen Sinn.! Hat das Leben denn dann generell einen Sinn?“
Gemäß einer Ärztezeitschrift begehen > 50% der Borderliner-Patienten mindestens einen Suizidversuch. Das im Hinterkopf ist auch der Hauptgrund warum ich mit diesem Artikel einmal die Sinnfrage aus religiöser und philosophischer Sicht mit einer therapeutischen Brille betrachten möchte.
Ganz am Anfang möchte ich einen Fakt betonen:
⇒ ich habe weder ein Theologie- oder ein Philosophiestudium
⇒ noch irgendeine erwähnenswerte Qualifikation, das Thema Religion in seiner Gesamtheit zu besprechen.
Ich möchte lediglich gewisse Grundaussagen in der Religion einmal aus einer therapeutischen Brille betrachten um daraus einen Nutzen für den Einzelnen zu ziehen. Einen Nutzen, um den persönlichen Sinn im Leben zu finden. Dies ist absolut kein Bashing von Religionen sondern ein respektvolles Hinterfragen und ein Fördern von positivem Denken. Mit ein wenig Humor und Augenzwinkern kann man Religion auf ein paar sehr kurze Grundannahmen reduzieren.
Vielleicht kennt der ein oder andere diese T-Shirts mit der Aufschrift
Shit Happens – The Religions ….
Unter dieser Aufschrift/Überschrift kommen dann die verschiedenen Weltreligionen mit einer Kurzantwort ihrer Lehren. Diese T-Shirts kann man nicht nur in New York in einem Straßenstand kaufen sondern überall von der Welt aus im Internet.
Nochmals: Mit ein wenig Humor kann man sagen, dass die Antworten einen wichtigen Teilaspekt der religiösen Antwort darstellen. Aber sie verkürzen die religiöse Lehre natürlich über die Gebühr. Lasst uns deshalb diese kurzen Antworten einfach mal symbolisch für die Grundaussage der einzelnen Religions-Richtungen nehmen.
Nochmals: es geht mir nicht darum eine vergleichende Religionskritik durchzuführen. Das ist nicht mein Ziel! Mit dem therapeutischen Blick möchte ich auf das Positive der Grundaussagen und eine eventuell mögliche Gefahr hinweisen. Mehr nicht! Also: was können wir mit einem kurzen Blick auf die Religionen für uns mitnehmen?
Das T-Shirt beginnt ganz oben mit dem Begriff „Shit Happens“. Das ist schon mal ein erster wichtiger Schritt! Der erste Schritt um einen Sinn im Leben zu finden ist die radikale Akzeptanz von dem was das Leben bietet. Eine sehr bekannte Behandlungsform bei Borderline-Patienten ist zum Beispiel die DBT von Marsha Linehan. Sie selbst ist Zen – Buddhistin. In dieser Therapieformen finden wir also das ein religiöses Element in die eigentliche Therapie Einzug gehalten hat.
Über alle Religionen hinweg finden wir immer wieder eine Grundaussage von vielen Religionsrichtungen im Umgang mit dem göttlichen Wesen. Gott ist nicht greifbar denn er hat keinen Anfang und kein Ende Er ist sowohl die Einheit als auch die Vielheit Das Alles und das Nichts er sei die Existenz und die Nicht-Existenz.
Viele Religionen (nicht alle) verbieten den Gläubigen z.B. dem göttlichen Wesen entweder einen Namen zu geben oder es in einer Statue abzubilden. Der Neurowissenschaftler und Psychologe aus Ulm Manfred Spitzer hat hierzu etwas ganz Interessantes im Jahr 1996 mit seinem Buch „Geist im Netz“ aufgezeigt was diesem Gedanken der Religion einen neuen interessanten und aktuellen Rahmen verleiht. In seinem Buch zeigt er, dass sich unser Gehirn seit der frühesten Kindheit nicht über das Wahrnehmen von konkreten Objekten programmiert sondern über die Wahrnehmung von Unterschieden!
Das Spielzeug – wie zum Beispiel die Puppe – wird nicht als gesamtes Spielzeug wahrgenommen und abgespeichert sondern wir setzen es ganz langsam aus gewissen Diskrepanzen wie hell dunkel braun rot oben unten klein Weich und hart zusammen. Nach den neuesten Forschungen über unser Gehirn braucht dieses also – um etwas wahrzunehmen – Dinge die unterschiedlich sind von den anderen Dingen. Unser Gehirn nimmt in der Welt nur Alternativen wahr, etwas Anderes, eine Diskrepanz einen Widerspruch oder einen Unterschied. Sollte es etwas in der Welt geben zu dem es keine Alternative gibt dann können wir es mit unseren Sinnesorgane logischerweise nicht erkennen.
Da kommt mir das in den Sinn was Laotse vertritt: „wenn wir etwas das Tao nennen, ist es nicht mehr das Tao.“ In der Bibel heißt es zum Beispiel: du sollst dir kein Bild oder irgendein Gleichnis von mir als Gott machen. Dieser Punkt 2 zeigt auf, warum wir so eine Schwierigkeit haben, einen allmächtigen Schöpfer mit unserem Gehirn zu begreifen, wenn wir ihn nicht sehen und nicht mit etwas Materiellem vergleichen können.
Kurios ist, dass der Mensch ganz offenkundig ein starkes Religionsbedürfnis hat. Obwohl dieses Wesen (Gott) außerhalb von unseren Wahrnehmungs- und Erkenntnismöglichkeiten liegt, zerbrechen sich seit Menschengedenken Personen darüber den Kopf um dieses göttliche Wesen aus der Religion mit ihrem persönlichen Verstand und der Frage nach dem Sinn des Lebens in Übereinstimmung zu bringen.
Was sagt denn die Neurobiologie in Bezug auf das Religionsbedürfnis? Schauen wir nochmal auf Manfred Spitzer der in seinem Buch auf folgende Situation hingewiesen hat: Wenn es in der afrikanischen Steppe zwei Gruppen von Personen gibt die aus irgendeinem Grund folgende unterschiedliche Denke hat:
Nun kommt eine Naturkatastrophe und betrifft beide Menschengruppen. Welche dieser Gruppe wird dieses Ereignis wohl besser bewältigen? Die Antwort ist wichtig, denn sie bezieht sich in ihrer Wirksamkeit auf unsere gesamte Gesellschaft.
⇒ es ist die Gruppe mit der Überzeugung dass ein gotthaftes Wesen sie unterstützt und fördert.
Religion ist ein Überlebensvorteil. Religion gibt Hoffnung und motiviert durchzuhalten bis bessere Tage kommen. Wenn es der Gruppe gelingt an diesem Glauben – dass es besser wird – festzuhalten dann kann sie aus einer Krise sogar gestärkt hervorgehen. Das – was Religion auszeichnet – hat einen ganz wichtigen therapeutischen Eigenschaft: aus Krisen nicht geschwächt sondern sogar gestärkt rauszugehen. Das ist auch das ureigene Ziel der Psychotherapie. Ein Borderliner, welcher sich tief in einer Krise bis hin zur Frage nach dem Sinn des Lebens befindet, könnte also auch gestärkt aus einer Krise hervorgehen. Können die Religionen den Menschen aber in Krisen unterstützen? Schauen wir uns die Religionen ganz kurz einmal im Überblick etwas näher an und verwenden wir diesen Begriff den wir vorhin auf dem T-Shirt gesehen haben: „Shit Happens“
Das Judentum ist auf Moses gegründet und im alten Testament gibt es eine dialogische Beziehung zur Gottheit.
Der Dialog mit Gott, das Gebet ist für den Menschen
Eine zentrale Figur in der jüdischen Religion ist der Bericht über Hiob. Hierüber wurden viele Bücher, Musikstücke, Theaterstücke u.s.w. geschrieben. Der Gott in der Hiob-Geschichte wird von dem Teufel angesprochen und geht mit ihm gewissermaßen einen Pakt ein. Der Deal ist die Treue Hiobs zu Gott. Hiob fühlt sich in dem darauf folgenden Drama von Gott zuerst ungerecht behandelt. Dann kommen auch noch 3 angebliche Freunde und drängen ihn zu akzeptieren dass er selber an seiner Situation schuld sei. Hiob aber knickt nicht ein und sagt, Gott sei letzten Endes an alldem was ihm widerfährt nicht beteiligt. Der Glaube an einen gerechten Gott und an seine gerechten Taten gab Hiob die Größe in seinem Leiden durchzuhalten. Am Ende der Geschichte wurde er ja auch dann von dem gerechten Gott gesegnet was im Judentum viele andere ermuntert hat, diesem Beispiel von Hiob zu folgen.
“Inschallah“. Es ist von Gott gegeben / so Gott will. Dies stellt eine radikale Akzeptanz und ein Annehmen des eigenen Schicksals dar. Der Mensch, der in allem einen Sinn im Leben sucht, übergibt an diesem Punkt den Sinn und die Sinnhaftigkeit an Gott. Zwar ist vieles unergründlich aber dieser Gott ist ja auch selber unergründlich – und so hat alles wieder einen Sinn. Eigentlich beweist dieser Schritt eine starke innere Haltung:. ⇒ Zu dem Zeitpunkt wenn ein Mensch ein Trauma wirklich aus tiefster Seele als Bestandteil des Lebens annehmen kann, dieses nicht wieder gutmachen muss oder auf Rache sinnen muss, verliert dieses Trauma an Macht.
Therapeutisch betrachtet ist dies wunderbar: es bindet die traumatische Vergangenheit nicht mehr in die Gegenwart, gibt dem Traumatisierten eine neue Freiheit und eine neue Leichtigkeit im Leben. Da es aber keine Wirkung ohne Nebenwirkung gibt so besteht auch hier eine gewisse Gefahr: Die Gefahr der radikalen Akzeptanz ist der so genannte Fatalismus und eine Passivität im Leben. „Ich kann ja sowieso nichts ändern“. Dieser Begriff Inschallah wird oft als Ausrede für Faulheit und Verantwortungslosigkeit genommen. Dieser Gefahr ist sich der Islam selber bewusst. … Interessant ist deswegen auch die Kamellegende. (aus: Der Kaufmann und der Papagei von Nossrat Peseschkian einem Mit-Begründer der positiven Psychologie) Mohammed hat den ganzen Tag gepredigt und mit einer Gruppe gebetet. Abends kommt einer seiner interessierten Zuhörer zu ihm gelaufen und klagt: “ich habe doch den ganzen Tag zu Gott gebetet Gottes Wort gehört. Jetzt ist mein Kamel in der Wüste gelaufen. Was soll ich nun tun?” Mohammed antwortet lächelnd: “betest du das nächste Mal zu Gott, binde dein Kamel fest an.“ Ein weiteres Sprichwort besagt: du sollst Allah nicht mit Dingen belästigen, welche du selbst erledigen kannst.!“ Wer dies beachtet hat sein Leben wieder selbst in der Hand und übergibt sich keinem 100%igen Fatalismus (wie im Inschallah)
Und sein eigenes Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können ist ja ein wichtiges therapeutisches Ziel.
Irgendeiner muss doch schuld haben!!! Dieser Satz ist in dem Kopf vieler Menschen verankert. In der katholischen Religion gibt es sogar 2 Begründungen für die Existenz und damit einen Sinn in der Sünde:
Das Problem lautet : Wenn die Welt und das Schicksal ungerecht ist, es jedoch einen ungerechten Gott nicht geben kann, dann muss die Schuld woanders liegen – z.B. bei den Menschen. In der katholischen Religion gibt es die Erbsünde. Jeder Mensch wird mit Sünde geboren und die gesamte Existenz eines Menschen ist von Schuld belegt. Hierdurch versucht der Mensch dem Ganzen wieder einen Sinn zu geben. Wo ist die Ursache der Schuld und wer ist verantwortlich hierfür? Wenn Gott nicht ungerecht sein kann dann muss es den Teufel geben der die Menschen in Sünde und Tod getrieben hat.
Als zweiten Faktor von Schuld wird dann die Schuld früherer Generationen genommen. Im alten Testament gibt es den Ausspruch: „ich werde die Schuld eurer Väter bis in die dritte und vierte Generation verfolgen.“ (2. Buch Moose 34:7) Aus der therapeutischen Sicht passt dies hervorragend zu den Befunden der Weitergabe und Verarbeitung von Traumatisierungen wie zum Beispiel mit dem Holocaust. Noch heute wird die Schuld der deutschen Bevölkerung zugeschrieben die schon in der zweiten und dritten Generation sind nach der bereits verstorbenen Täter-Generation. Diese Sichtweise – wenn ich in meinem Leben keine Schuld bei mir finde dann verarbeite ich die Schuld aus einem früheren Leben – dient zu nichts anderem als eine Grundannahme zu retten: unsere Überzeugung dass die Welt und der Gott darin gerecht ist. Zur Not geht es nur um den Preis sich selbst anzuklagen. Wir nennen dies: “Blaming the Victim” „Blaming the Victim“ (Opferbeschuldigung ist die Beschreibung für ein Vorgehen, das die Schuld für einen Übergriff beim Opfer selbst sucht und nicht beim Täter)
In dem Protestantismus ist die calvinistische Überzeugung (Johannes Calvin *1509 #1564, Reformator) sehr stark vorhanden. Eine ihrer Grundannahmen ist die Selbstwirksamkeit: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.“ Das bedeutet nichts anderes als dass ich an den Früchten meiner Arbeit erkennen kann ob Gottes Segen auf mir oder auf meinen Werken liegt. Solch ein Denken hat die kapitalistische Bewegung von der Schweiz aus in die ganze Welt beflügelt und hat im Grunde genommen eine eigene resilienzfördernde Wirkung. Wie immer keine Wirkung ohne Nebenwirkung: wenn etwas Schlimmes geschehen ist,
Das ist jedoch in vielen Fällen völlig ungerecht und stürzt den Betroffenen wieder in eine neue Sinnkrise!
Erst die Leidenschaft schafft Leiden. Erst durch die Bewertung mache ich aus einer Situation etwas Gutes, etwas Schlechtes oder gar eine Katastrophe.
Nach dem Religionsstifter Buddah sollte jeder Mensch die Leidenschaften ablegen und leidenschaftslos die Welt radikal so akzeptieren wie sie ist. Dies ist dies ein wichtiger therapeutischer Aspekt: Nachtragende Affekte, Emotionen und Körperreaktionen von den eigentlichen Ereignissen abzukoppeln! In einer posttraumatischen Behandlung durch einen Therapeuten ist genau dies das Therapieziel! Es geht stets darum, das traumatische Ereignis loszulassen und es in die Vergangenheit freizugeben.
Die Kehrseite der Medaille ist aber Folgende: wir alle kommen mit angeborenen Gefühlsmustern – wie zum Beispiel Wut Trauer Angst und Ekel Überraschung und Freude – auf die Welt. Wenn eine Religion nun diese Empfehlung gibt, solche Gefühle loszulassen, so entspricht dieser Weg zumindest nicht unserer angeborenen Natur. Es bedarf einer großen mentalen Stärke und Reife, diese Schritte in die Tat umzusetzen. Es geht aber – und hier kommt die Therapie ins Spiel.
Gemäß der Zen-Lehre existieren Schicksalsschläge nicht! Nichts ist vorherbestimmt – alles geschieht durch die Wechselwirkung von dem Individuum mit seiner Umgebung. In dieser Haltung steckt eine sowohl eine milde Weisheit als auch eine unglaubliche Stärke… Wie immer: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Wenn einerseits Schicksalsschläge nicht existieren oder nicht an mich herankommen, andererseits Leid und Trauer (was menschlich ist) jedoch verboten oder unterdrückt wird – dann ist diese Haltung sehr konfliktbehaftet weil diese dann unmenschlich. ist:
Es gibt eine Legende in der Lehre des Zen welche diesen Widerspruch verdeutlicht: Als ein alter Lehrmeister des Zen verstarb trauerte sein Schüler intensiv und heftig. Dieser Schüler war in der Zwischenzeit selber ein Lehrer geworden. Ihm liefen die Tränen übers Gesicht als sein alter Meister verbrannt wurde. Neben ihm stand ein weiterer Schüler der seinen Lehrer nun erstaunt anblickte: „Lehrer ihr habt mir immer gesagt dass nichts existiert. Es ist nichts so erstrebenswert als das man sich über irgendetwas freuen oder wegen Irgendetwas zu leiden habe. Jetzt weint ihr heftig beim Tod eures Meisters. Warum?“ Die Antwort: Weil auch ich ein Mensch bin.“
Eine kleine Zusammenfassung nach diesem kurzen Überblick über die großen Religionen: Nur mit Hilfe eines T-Shirt-Aufdruckes Religionen zu beschreiben ist logischerweise nicht ausreichend. Alle Religionen haben noch mehr Antworten auf Sinn-Fragen zur Verfügung die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen, ihre Chancen und Gefahren aufzeigen. Sich mit ihnen zu befassen kann die eigene Sichtweise und damit den eigenen Horizont jedoch immer erweitern —— und das gerade dann, wenn man Menschen psychotherapeutisch fördern möchte. Denn, in allen diesen Religionen findet man immer ein Körnchen Weisheit welches dem Einzelnen hilft in seinem eigenen Leben Fortschritte zu machen.
Immer noch ist unser Thema: wie kann ich in meinem Leben einen Sinn finden trotz vieler Schicksalsschläge.
Man kann dieses Thema heute nicht mehr bearbeiten ohne zumindest einen kleinen Blick auf das Thema „posttraumatische Verbitterungsstörung“ zu werfen. Professor Michael Linden hat seit vielen Jahren dieses Thema aufgearbeitet und seine Ratschläge gehören meiner Meinung nach zur Grundausbildung jeder Psychotherapie. Es geht hierbei immer um 2 Fragen:
(1) was ist Weisheit?
(2) wie kann ich Weisheit in der Therapie und im Leben anwenden?
Wissen, Erkenntnis, Weisheit. Dieser 3-Schritt ist die eigentliche logische Schrittfolge um Weisheit zu erreichen.
Dies ist eine recht gute Möglichkeit, Weisheit mit einfachen Worten zu beschreiben. Anders ausgedrückt: Weisheit ist richtig angewandte Erkenntnis und richtig angewandtes Wissen. Sämtliche Ausbildung nützt mir nichts, wenn ich dieses Wissen nicht richtig anwende.
Es gibt die verschiedensten Therapiearten. Egal ob wir über die Transaktionsanalyse, die kognitive Verhaltenstherapie, die Gesprächstherapie sprechen – es ist immer eine Form von Therapielösung welche angewandt wird, um ein Leiden zu verringern und möglichst ganz auszumerzen. Durch die Anamnese wird festgestellt in welchen Persönlichkeitsanteilen der Patient gewisse Defizite hat und an diesen wird dann in der Weisheitstherapie gearbeitet um diese fehlenden Eigenschaften wieder aufzubauen. Du siehst ja an der Seite ein Bild mit den 11 Basisfähigkeiten die jeder ur-eigentlich mitbringen sollte.
(1) die Fähigkeit zum Perspektivwechsel bedeutet: die Sichtweise einer anderen Person anzunehmen welche an diesem speziellen Problem auch beteiligt ist. Wie betrachtet sie zum Beispiel die gesamte Situation?
(2 die Selbstdistanz. Ähnlich dem Perspektivwechsel heißt es auch hier, die Sichtweise einer anderen Person wahrzunehmen. In der Selbstdistanz ist es aber speziell sich selbst (!) aus der Perspektive der anderen Person wahrzunehmen.
(3) Empathie
Das Nachempfinden von Gefühlen Anderer. Jemand schneidet sich in die Hand und ich habe einen ähnlichen Schmerz welchen ich nun verspüre.
(4) Emotions-Wahrnehmung und Emotions-Akzeptanz
Sehr ähnlich zu Punkt 3 ist die Akzeptanz von Emotionen – also auch hier die Fähigkeit Gefühle von anderen akzeptieren. Aber ganz wichtig: auch von sich selbst (!) wahrzunehmen und zu akzeptieren.
(5) Humor
Humor ist im Grunde der heitere Umgang mit den eigenen Fehlern oder den Fehlern Anderer. Meines Erachtens ist dies die zentrale Fähigkeit zum vernünftigen Umgang mit den eigenen Schwierigkeiten. Humor ist eine Mentalisierungshilfe und schafft eine gesunde Distanz zwischen den Menschen. In einem humorvollen Zustand ist der Betreffende nicht mehr Opfer der Situation, seiner Gefühle oder seiner Lebensumstände sondern hat einen eigenen Meta – Standpunkt. Was ist Mentalisierung? Mentalisierung ist die Fähigkeit eigenes (oder das des Anderen) Verhalten zu interpretieren. Also nicht nur das Verhalten des Gegenübers wird betrachtet, sondern am Verhalten des anderen wird abgelesen was in seinem Kopf vor sich geht. Vielleicht ist das Wort Achtsamkeit etwas geläufiger. Die Konzepte von Mentalisierung und Achtsamkeit sind sich sehr ähnlich. Besonders Personen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung haben die Fähigkeit zum Galgenhumor, Zynismus und zum Sarkasmus.
Humor ohne Mentalisierung ist jedoch nicht möglich.
Das zeigt, dass Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung keine grundsätzliche Mentalisierungsstörung haben, sondern lediglich unter bestimmten Phasen bzw. Situationen – zum Beispiel bei starkem zwischenmenschlichen Stress – hierzu neigen.
(6) Fakten- und Problemlösewissen
Wissen allein reicht nicht, es muss richtig umgesetzt werden. Und da hilft zum Beispiel Coaching, Beratung oder konkrete Unterstützung aus der näheren Umgebung.
Ein Vergleich: Eltern bringen ihren kleinen Kindern bei mit Hilfe von Taschengeld einen richtigen Umgang mit Geld zu lernen. Ist das Geld für die Woche oder im Monat zu Ende lassen Sie ihre Kinder nicht alleine sondern besprechen mit Ihnen wie sie das Geld in der nächsten Zeitperiode sinnvoll ausgeben können so dass es über den Monat verteilt reicht – Und vielleicht sogar noch etwas gespart werden kann.
Der 1954 geborene deutsche Philosoph Roman Casper hat hierzu ein sehr interessantes Buch geschrieben: „das Sein bestimmt das Bewusstsein.“ Die folgenden Punkte 7,8 und 9 dienen jetzt dazu, die Weisheit zu aktivieren.
(7) Kontextualismus
Es ist das Wissen, dass alle Umstände, Situationen und Probleme von ihrer Situation und von ihrer Zeit einem bestimmten Kontext zugeordnet werden müssen. Im Buddhismus gibt es die Lehre, dass niemand denselben Fluss zweimal durchqueren kann. Denn beim zweiten Mal ist der Mensch ein anderer und auch der Fluss hat sich verändert. Ein Neurobiologe sagte einmal den Satz: “nach diesem Gespräch sind sie ein anderer Mensch denn durch die Neuroplastizität hat sich ihr Gehirn auch materiell verändert.” Kontextualismus bedeutet also: die Zeiten ändern sich, Situationen ändern sich, Umstände ändern sich. Da dem so ist, darfst du eine Situation niemals als sicher oder im Gegensatz dazu als absolut hoffnungslos beschreiben. Never Never Never give up. Ein Zitat was Winston Churchill zugeschrieben wird. Er hat bewiesen, dass die Umstände zwar schlimm sein können sich aber nicht ewig so halten können.
(8) Werterelativismus
Grundsätzlich müssen wir anerkennen, dass andere Menschen andere Werte und Lebensziele haben als du und ich. Da steht ein Konzernchef auf einer Aktionärsversammlung, strahlend vor seiner Zuhörerschaft und sagt dass das Unternehmen große Gewinne gemacht hat. Im nächsten Jahr werden weitere Mitarbeiter entlassen und die Gewinne würden noch früher sein.
Zu seinem Erstaunen kommt ihm starke Empörung durch die Medien entgegen. Dieser Konzernchef sagte später in einem Interview, dass er das alles nicht versteht. Wenn die Gewinne niedrig wären, würde die Aktien sinken. Dann würden andere Banken diese Bank aufkaufen und würden mehr Mitarbeiter entlassen als von ihm ursprünglich geplant sei.
Er hatte in seinem eigenen Wertesystem nichts anderes getan als wertekonform, sozial und sehr gewissenhaft zu arbeiten. Wärst du jetzt ein Mitarbeiter in diesem Konzern und hättest deinen Arbeitsplatz verloren kann es sein das du trotzdem mit Verbitterung reagierst. Was in der einen Wertewelt etwas Böses und Egoistisches ist kann in der Wertewelt des Anderen sozial, altruistisch und vielleicht sogar religiös Gott gewollt sein. Die Gefahr vom Werterelativismus ist die Gefahr der Beliebigkeit. Darum bemühen sich Regierungen und ganze Menschenrechtsorganisationen sowohl Menschenrechte, Grundrechte und Grundwerte als universelle Werte erdenweit festzulegen.
(9) Selbstrelativierung.
Hier sind wir fast schon wieder am Anfang unseres Beitrages angelangt und es schließt sich ein gewisser Kreis. Bei der Selbstrelativierung geht es um die Fähigkeit zu akzeptieren, dass Vieles nicht nach unserem eigenen Willen läuft und man nicht immer der wichtigste Mensch auf der Welt ist.
Wenn man das einmal zusammenfasst und nüchtern betrachtet ist es eine permanente Kränkung des Selbstwertgefühls und stellt dauerhaft die Selbstwirksamkeit infrage. Wer jedoch diese Fähigkeit der Selbstrelativierung erlernt und mit einer Akzeptanz dieses Faktes durch das Leben geht wird ein viel ruhigeres Leben führen als der genaue Gegenteil: der Querulant. Ein Querulant vollzieht nicht den Perspektivwechsel, die Selbstdistanz oder bemüht sich nicht um Empathie. Selbstrelativierung bedeutet, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
(10) die Ungewissheitstoleranz.
Es gibt ein altes liebliche Sprichwort das sagt: Zeit und unvorhergesehenes trifft sie alle.“ (Prediger 9 Vers 11) Ein Youtuber war einen Tag vor dem 11. September 2001 auf der Aussichtsplattform vom World Trade Center. Nur einen Tag später und er wäre nicht mehr am Leben gewesen. So etwas müssen wir einfach tolerieren. Wir können uns nie sicher sein wie sich unser Verhalten kurzfristig und mittelfristig auswirken kann. Jedes Wort, jedes Geschehen und auch dieser Artikel kann Konsequenzen nach sich ziehen die ungewollt waren.
(11) die Fähigkeit mit Paradoxien zu leben.
Das Wort paradox kommt aus dem altgriechischen und bedeutet gegen die Erwartung, gegen die gewöhnliche Meinung, Unglaublich!“ Eine Person sagte einmal in der Therapie:“ der Typ war ein Schwein und ich habe ihn geliebt.“ Das ist zwar komplett widersprüchlich und in der Realität nicht aufzulösen oder zu versöhnen. Aber manche Lebenssituationen waren einfach zutiefst paradox und das muss man mit Shit Happens oder mit einem „so ist es“ hinter sich lassen.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus
Mehr als alle Worte dieser Welt wirkt ein authentisches Vorbild! Viktor Frankl war schon zu Lebzeiten eine Legende. Über 3 Jahre in verschiedenen Lagern, hat er außer einer Schwester, seine gesamte Familie und seine junge Ehefrau verloren. Aber was hielt ihn am Leben? Der Lebensmut und das Vertrauen in ein WARUM zum Leben. Ein WARUM, das ist ein Lebensinhalt und das WIE waren für Frankl die Lagerumstände. Wer überleben wollte, brauchte einen Willen zum Sinn – sowohl zum Leben als auch zum Leiden.
Viktor Frankl hat durch diese persönlichen Erfahrungen seine Logotherapie – die Heilung durch einen Sinn im Leben – entwickelt. Von ihm stammt die Paradoxe Intention (wenn du unter Schlaflosigkeit leidest, dann versuche es einmal damit, nicht einzuschlafen…)
Ich, Marcus Jähn, verneige mich vor dem Lebenswerk dieses Mannes und lade jeden dazu ein, sich mit diesem zu befassen. Wir können durch seine Humanistische Denkweise nur lernen!
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