Befreie Dich von Deinen „inneren Eltern“ – nicht von Deinen wirklichen Eltern

 

Eins vorneweg:
In diesem Thema geht es NICHT um die Abtrennung von den eigenen Eltern. Dies ist eine persönliche Entscheidung anderer Dimension.

 

Die inneren Eltern

  • sind das Bild der Eltern und näheren Umgebung (Familie) welches sich in meiner Kindheit aus deren Beeinflussung aufgebaut hat.

 

Das innere Kind:

  • Das sind alle unsere gespeicherten Emotionen, welche wir in der Kindheit erfahren haben – positive wie auch negative…
    Die uns heute aber immer noch „hochkommen“ wenn wir in vergleichbare Situationen kommen.

 

Warum haben einige nun den Wunsch sich von den inneren Eltern zu trennen?

“Ich war ein ungewolltes Kind”, 
“Meine Eltern hatten nie Zeit für mich”,
“Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn mein Vater kein Schläger, Säufer, Choleriker, Narzisst ect. gewesen wäre”.

  • Eltern hinterlassen Spuren in unserer Persönlichkeit wie kein anderer Mensch auf dieser Erde.

Sowohl gute – aber auch (wegen unserer aller Unvollkommenheit) in vielen Fällen oft sehr negative

  • Die Allermeisten von uns wünschen sich zu befreien:
    – von den Verletzungen aus der Kindheit,
    – das beschädigte Selbstwertgefühl reparieren,
    – die Unzufriedenheit mit sich selbst beenden,
    Frieden schließen mit der Vergangenheit,
    – nach den eigenen Werten und Transzendencen leben,
    – als „freier Mensch“ neu durchstarten
  •  
  • Dies ist ein wirklich erreichbares Ziel

Dafür müssen wir uns aber

  • neu ordnen und
  • uns unserer Vergangenheit und den Erlebnissen aussöhnen.
  1. Götter unseres kleinen Universums

Aus unseren Kindheitserfahrungen bilden sich Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster, die unser Leben noch als Erwachsene beeinflussen.

In der Transaktionsanalyse werden dies die Lebensskripte genannt

Diese beeinflussen,
wie wir zu uns selbst und zu anderen stehen,
welche berufliche Laufbahn wir einschlagen,
welches Lebensgefühl uns permanent begleitet,
welche Entscheidungen wir treffen, etc.

 

Die wichtigsten Menschen in dieser Zeit sind natürlich unsere Eltern.

  • Sie sind die ersten “Götter unseres kleinen Universums”.
  • Sie zeigen uns, wie man sich in dieser Welt zurecht findet. Und lenken uns als erste

Als Kinder sind wir völlig auf sie angewiesen – sie sind unser Universum.

Deshalb sind die Prägungen durch unsere Eltern auch so machtvoll.

In den Erfahrungen mit unseren Eltern / aus ihren Aussagen über uns lernen wir, was wir für einer oder für eine sind. – dies sind die Lebensskripte

  • “Du bist stinkend faul,
  • räume endlich dein Zimmer auf und mach’ deine Hausaufgaben ordentlich”.

Viele Kinder bekommen solche und ähnliche Sätze immer wieder zu hören.

Mit der Zeit bilden wir eine eigene Identität um diese Botschaften herum.

Dann sind wir eben der- oder diejenige, die “stinkend faul” ist oder “dafür sowieso zu blöd”.

… Nichts prägt uns mehr, als die frühen Jahre unserer Kindheit und Jugend.

  1. Abwertungen, Beschämungen und andere Schnitte in unser Selbstbild

 

Es sind nicht immer nur die besonders schlimmen und gewaltigen Erfahrungen, die ein Trauma bei einem Kind hinterlassen können. (wie Gewalt, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung)

, Francine Shapiro (1948-2019)

  • die Begründerin des EMDR, (Behandlungsansatz zur beschleunigten Behandlung von Traumafolgestörungen,) 

Diese unterscheidet zwischen
Big-T-Traumata und Small-T-Traumata.

 

® Die Big-T-Traumata beschreiben die besonders schweren traumatischen Erlebnisse.

® Small-T-Traumata hingegen beziehen sich auf die zahlreichen seelischen Klein- und Kleinstverletzungen, die wir im Laufe unseres Lebens von außen erleiden.

Die traumatische Wirkung der Small-T-Traumata kommt vor allem

  • durch die häufige Wiederholung dieser Verletzungen zustande.

Das besonders perfide hieran ist:

  • jede weitere Wiederholung ist eine Bestätigung des Vorangegangenen ist.

Die Glaubenssätze, die wir um solche Traumata herum bilden, scheinen sich damit immer wieder aufs Neue zu bestätigen.

 Sie verfestigen sich somit immer mehr.

Wir beziehen die Erlebnisse auf uns und bilden eine Identität um sie herum.

Schnell kommen wir dann zu dem Schluss, dass mit uns wohl etwas nicht stimmen muss,

  • sonst würden wir nicht immer wieder diese und ähnliche andere Dinge erleben.

Gemeint sind hier

  • wiederholte Beschimpfungen,
  • der ständige Streit in der Familie,
  • andauernde negative Botschaften unserer Eltern,
  • unserer Person, usw.

Wir können uns gegen diese emotionalen Nadelstiche nicht direkt wehren und ihre Wirkung summiert sich zwangsläufig zur Realität auf.

Die einzelne Handlung mag dabei nicht besonders schlimm erscheinen, zusammengezählt prägen sie jedoch unser Selbstbild und wirken manchmal schwerer als eine einzelne demütigende Handlung.

Aber es sind nicht nur die aktiven Handlungen, die uns schaden.

Eine andere Kategorie sind die “Verlassenheitstraumatisierungen”. Das Trauma entsteht hier dadurch, dass nichts getan wurde, als es Zeit hierfür war.

Wenn Eltern ihre Kinder

  • aus Zeitgründen vernachlässigen,
  • sich nicht um sie kümmern,
  • ihre emotionalen Bedürfnisse ignorieren,
  • sie sich selbst überlassen,
  • sie nicht darin begrenzen, die Probleme der Eltern mittragen zu wollen,
  • ihren Kindern nicht das Gefühl gegeben haben, wichtig zu sein, etc.
    • hat dies ebenfalls eine starke Wirkung.

In der Borderline-Therapie gibt es besonders viele dieser Verlassenheits-Traumatisierungen.

  • Die inneren Eltern

Nach der Transaktionsanalyse ist unsere Persönlichkeit in 3 Dimensionen getrennt:

  • Dem Kind-Ich
  • Dem Eltern-Ich
  • Dazwischen dem Erwachsenen-Ich

Das hat nichts mit einer gespaltenen Persönlichkeit im krankhaften Sinn zu tun.

Unsere Persönlichkeitsteile werden natürlich auch

  • durch die Erfahrungen mit unserer Umwelt geprägt.
  • Am stärksten jedoch durch unsere Eltern.

 

Da dies alles (1) in unserer Kindheit beginnt, (2) sich dann verfestigt und (3) bis ins hohe Alter ausstrahlt,

  • darum werden diese inneren Anteile auch als
  • Unsere inneren Eltern
  • Unser inneres Kind

benannt.

Die Folge all dessen:

Zwischen den inneren Eltern und unserem inneren Kind spielt sich die gleiche Beziehungsdynamik ab, wie wir sie früher mit unseren realen Eltern erlebt haben.

 

In uns ist es also noch genau so, wie früher um uns herum. Persönlichkeitsteile entwickeln sich nämlich nur sehr wenig von selbst weiter.

Und sie bleiben ziemlich unbeeinflusst von äußeren Entwicklungen.

Auch wenn sich vielleicht das Verhältnis zu unseren realen Eltern in der Zwischenzeit deutlich verbessert hat, herrschen innerhalb unserer “inneren Familie” noch dieselben Spannungen wie früher.

Die Aussöhnung mit den inneren Eltern hat darum mit unseren realen Eltern nichts mehr zu tun.

Deswegen ist es überhaupt nicht wichtig, welches Verhältnis wir heute zu ihnen haben.

Auch wenn diese noch leben oder bereits verstorben sind, spielt dies für diese Art der “inneren Arbeit” keine Rolle,

  • denn wir arbeiten ausschließlich mit dem inneren Bild (!) unserer Eltern. Einem Bild, das aus der Kindheit ins JETZT immer noch nachwirkt.

Oftmals liegt der Fall aber auch andersherum. Dann leiden wir an den emotionalen Verletzungen, die wir (!) durch unsere Handlungen oder Unterlassungen unseren Eltern zugefügt haben.

Uns plagen dann vielleicht Schuldgefühle.

Besonders schlimm kann es sein, wenn die Eltern bereits gestorben sind, ohne dass eine Aussprache stattgefunden hat.

Auch hher ist es möglich und nötig, mit den inneren Eltern zu arbeiten und ihnen stellvertretend zu sagen, was wir unseren richtigen Eltern nicht mehr sagen konnten.

So fällt es uns später leichter, Frieden mit uns selbst zu schließen und uns zu vergeben.

Um Ordnung in unserem Innenleben zu schaffen, müssen wir

  1. die verschiedenen Teile unserer Persönlichkeit miteinander aussöhnen und
  2. einer gemeinsamen Führung / Regelung unterstellen.

 

Wie geht das jetzt in der Praxis?

  1. In Kontakt mit den inneren Eltern kommen – Eine Übung

Grundsätzlich ist es auch möglich, diese Arbeit bis zu einem gewissen Grad ohne professionelle Unterstützung zu machen /. damit zu beginnen.

Eine gute „Vorübung“, um in Kontakt mit den inneren Eltern zu kommen und den Prozess in Gang zu bringen, ist die „Zwei-Brief-Methode“:

  • Wähle einen Elternteil aus, mit dem du beginnen möchtest.
  • Betrachte diesen Elternteil durch die Augen des Kindes, das du damals warst.
    • Schreibe ihm einen ersten Brief, in dem du alles zu Papier bringst, was dich belastet. All die Vorwürfe, alle Vorhaltungen, alles, was dir auf der Seele brennt. Und zwar unzensiert.

Achte dann darauf, wie du dich fühlst.

Fühlst Du dich befreit, erleichtert, besorgt, aufgewühlt?

Alles ist ok, was auch immer es ist.

Bevor du diesem Elternteil den zweiten Brief schreibst,

  • betrachte ihn nun durch die Augen des Erwachsenen, der du heute bist.

Nimm die Situation wahr, in der sich dein Elternteil damals befand.

  • Schau dir seine Erziehung an,
  • das Umfeld, in dem er selbst aufgewachsen ist.
  • Die Werte, die ihm als Kind vermittelt wurden.
  • Schaue in seinen Kopf und sein Herz.

Welche Sorgen und Ängste quälten ihn? Bewerte nicht, beobachte nur. Sieh ihn mit den Augen eines Erwachsenen.

Dann achte auf Ähnlichkeiten.

  • Fühlt er sich in einem Bereich genauso, wie du es auch von dir  selbst kennst?
  • Habt ihr ähnliche Sorgen oder Ängste?
    • Versuche nichts zu entschuldigen und auch keine Vergebung zu praktizieren.

Darum geht es nicht. Schau einfach nur genau hin. Lass für einen Moment von deinem Schmerz und deiner Geschichte über diesen Elternteil ab und schau einfach nur hin. Was siehst du?

 

Dann beginne den zweiten Brief mit “Lieber Papa (oder liebe Mama) …seit dem letzten Brief habe ich erkannt, dass…”

und dann schreibe alle Erkenntnisse nieder,

  • die dir gekommen sind durch die Erfahrung, ihn durch die Augen des Erwachsenen, der du mittlerweile bist, im Gesamtbild zu sehen.

Anschließend lass auch diesen Brief nachwirken.

Verfahre dann mit den Briefen, wie es für dich richtig ist.

  • Verbrenne sie in einem Ritual,
  • bewahre sie in einer Schublade auf,
  • vergrabe sie im Garten,
  • überlasse sie in einer Flaschenpost dem offenen Meer.

Diese Briefe sind nur für dich bestimmt, niemand sonst (und erst recht nicht deine Eltern) sollen sie je zu lesen bekommen.

Mit dem anderen Elternteil verfährst du später natürlich genauso.

Ich hatte weiter oben erwähnt:

Um Ordnung in unserem Innenleben zu schaffen, müssen wir

  1. die verschiedenen Teile unserer Persönlichkeit miteinander aussöhnen und
  2. einer gemeinsamen Führung / Regelung unterstellen.

Das Aussöhnen kann angestoßen werden durch z.B. dieses „Briefeschreiben“

Wie geht es aber nun weiter?

Wie kann ich meine Persönlichkeitsanteile einer ordentlichen Führung / Regelung unterstellen?

Hierfür empfehle ich Dir die Unterstützung ausgebildeter Therapeuten in Anspruch zu nehmen.

Bei weiteren Fragen / Anregungen zu diesem Thema kannst Du mich gerne kontaktieren unter:

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©2020 Marcus Jähn