Schriftzug Marcsu Jähn

Der Borderliner und seine Blutspur in der Gesellschaft

Der Borderliner und seine Blutspur in der Gesellschaft Was passiert, wenn ein Borderliner in eine vorher funktionierende Gruppe eintritt?

Diese  können Schulklassen sein, Arbeitsteams, Krankenhäuser, Sportvereine und so weiter. Mit diesem Beitrag  möchte ich typische Verhaltensmuster und Krisenmuster zwischen Gruppen und einzelnen Patienten (Borderline Patienten) darstellen. Lass mich das folgendermaßen beschreiben:
Borderline Patienten können durch die Aktivierung alter Objektbeziehungsmuster und Abwehrstrategien innerhalb der Gruppe deren

      • unverarbeiteten Konflikte und
      • primitiven Beziehungsmuster – wie sie in der Jugend (Adoleszenz) vorherrschten – wieder auslösen.

Der Borderliner und seine Blutspur in der Gesellschaft - InhaltsübersichtDas oft sehr aggressive Auftreten eines Borderliners entspricht einer gehemmten, abgewehrten und darum hoch ansteckenden unterschwelligen aggressiven Dynamik innerhalb der „alten“ Gruppe. Es öffnet sozusagen „alte Wunden“ bei der Gruppe. Häufig beginnt sich dann eine Kollusionen zu bilden. Eine Kollusion kann man am besten mit dem Bilden von kleinen Gruppen vergleichen. Die eine Gruppe wird aktiv indem sie ihre eigenen alten Themen ausagiert und die andere steht fast ohnmächtig daneben und muss diese neue Situation akzeptieren. Gibt es eine Möglichkeit solche Dynamiken zu verstehen? Zu analysieren? oder zu einer gemeinsamen Gruppenhaltung zurück zu finden? Ja, das gibt es! Aber zuerst einmal: Warum diese Frage? ⇒ Weil, wenn der Borderliner die Gruppe mit seinen unreifen Verhalten beeinflusst, dann kommt es zum allgemeinen Stillstand jeglicher Entwicklung. … Der Sportverein kommt nicht vorwärts, in der Familie dreht man sich im Kreis, im Betrieb wird keine sinnvolle Arbeit geleistet.

Und was passiert bei dem Borderliner? Während seine Umgebung gelähmt ist (da sie von den unverarbeiteten Aspekten des Borderliners infiziert wurde und eigene ungelöste Themen der Vergangenheit sie blockieren,) kann der Borderliner in aller Ruhe seine alten und vertrauten Beziehungsmuster fortsetzen anstatt sich in der neuen Gruppe neu zu entwickeln. Da es viele Gruppen in unserer Gesellschaft heute gibt wie zum Beispiel Schulklassen, Sportvereine, das Arbeitsumfeld, private Freundschaftsgruppen möchte ich das Krisenmuster und den Umgang mit Borderline Patienten einmal aus der Sicht derjenigen Gruppe von Personen beschreiben, die sich ursächlich am häufigsten hiermit beschäftigen müssen – dem Klinik-Personal. Wir können  die Art und Weise jedoch, also dieses Handlungsmuster, auf jede andere Gruppe in unserer Gesellschaft übertragen.!

Was sind die Handlungsmuster von Borderline Patienten in einer geschlossenen Gruppe?

1.1. Regression und Erlösungshoffnung
1.2. narzisstische Verführung und Gegenübertragung 
1.3. Gruppendynamik und regressive Gruppenprozesse

Zuerst einmal ein Fallbeispiel anhand deren wir die Situation am besten beschreiben können:

Auf einer Station in einer Klinik gab es einen Borderline-Patienten, mit dem Therapieauftrag:
– seine sozialen Anpassungen zu verbessern um später wieder normale Beziehung zu unterhalten und eine normale Arbeit aufzunehmen.

Der Patient hat dann auf der Station ein Verhältnis mit einer anderen Patientin angefangen und dies auch dem Therapeuten offen kommuniziert.

Der Therapeut (eigentlich ein sehr erfahrener Therapeut) hat später in einer Teambesprechung diesen Fall geschildert und für den jungen Mann Partei ergriffen.
Schließlich sei er ja ehrlich gewesen und hat offen ihm diese Beziehung geschildert. Der Therapeut hatte das Gefühl, dass der Patient nun eine wichtige Erfahrung durchmacht und schlug vor, diese Beziehung zu dulden – auch wenn ihm das ein wenig Bauchschmerzen bereitet.

Die Stationsregel besagt nämlich, dass Patienten während eines Aufenthaltes keine (sexuelle Beziehung) zu einem mit Patienten unterhalten sollen.

Was war jetzt die Folge bei der Teambesprechung? Das Team zeigt sich – wie erwartet – gespalten in zwei Gruppen:

      • einige Mitglieder sind der Meinung des ersten Therapeuten und man könnte mit dem Patienten eine Ausnahme machen.
      • Die andere Hälfte hat den Eindruck dass dieser Grenzübergriff des Patienten zu einem bestimmten Verhaltensmuster des Patienten gehört. Durch seine Kleidung, seine Körperhaltung und die Art und Weise wie er sein Zimmer mit Zeitungsausschnitten tapeziert zeigt, dass er immer wieder aufs Neue Grenzen überschreiten möchte.

Das ist eine typische Kollusion 

Nun  befindet sich die Gruppe  in einem Dilemma:

    • entweder gegen die Regel-Verletzung des Patienten einschreiten … Dann stünden sie aber wie ein Tyrann gegenüber einem einzelnen ohnmächtigen Opfer (der Patient)
    • Oder sie lassen sich vom Patienten tyrannisieren und werden selbst ein ohnmächtiges Opfer (jetzt als gesamte Gruppe.)

Solch eine Beziehungsfalle ist typisch bei der Behandlung von Borderline Patienten. Er spielt hierbei unterschiedliche Anteile (unverarbeitete Anteile) innerhalb (!) des Teams gegen sie untereinander aus. Dies geschieht sehr virtuos – ähnlich wie es auch ein kleines Kind versucht, Elternteile gegeneinander auszuspielen.

Was passiert nun bei dem Betreuungsteam im Krankenhaus (aus dem Beispiel)? Es bewirkt, dass sie eigene Adoleszenzanteile von Teammitgliedern (diese Lust am Regelbruch und an der Provokation)  billigen und sogar fördern. Schnell kann eine Kollusion beobachtet werden (Gruppenbildung).: Ein Teil der Gruppe beginnt nun eigene unfair arbeitete aber vorhandene Themen aus ihrer Jugendzeit auszuagieren während andere Teile der Gruppe eine Ohnmacht dabei empfinden da sie nun mit ansehen müssen wie die Gruppe gespalten wird.

Noch mal die Frage von vorhin: Gibt es denn eine Möglichkeit solch eine Dynamik zu verstehen – Zu analysieren und – Zu einer gemeinsamen Team-Haltung zurück zu finden? Denn, wenn die Gruppe dies nicht erreicht, dann kommt es zum Stillstand einer therapeutischen Entwicklung:

  • Der Borderliner bleibt fest in seinem Verhaltensmuster stecken und
  • das neue Team, die neue Gruppe steht wie gelähmt da weil sie von den unfair arbeiteten Aspekten des Patienten infiziert wurde und eigene ungelöste Themen nun die Arbeit blockieren.

Wer das verstanden hat, weiß warum Borderliner ihre Umgebung so häufig in Probleme stürzen:

  1. Der Borderliner steht in einer Problembehandlung auf einer frühen unausgereiften Stufe. Diese Stufe ist so unausgereift dass man das sogar als Krankheit bezeichnen kann. Nun kommt er zu einer neuen Gruppe die wir mal als normal bezeichnen. Trotzdem hat jeder normale Mensch auch Anteile in sich die selber noch unausgereift sind, jedoch nicht so stark wie bei einem Borderliner.

2. Der Borderliner schafft es nun durch seine Handlungen, genau diese unreifen Persönlichkeitsanteile von uns zu aktivieren (oder von der Umgebung).

Schauen wir jetzt im weiteren Verlauf einige Muster an, anhand denen wir erkennen können wie ein Borderliner sich selber im Weg steht und anderen in der Umgebung Probleme bereitet.

Das Muster der Krise mit einem Borderliner

1.1. Regression und Hoffen auf Erlösung

Wie läuft es normalerweise ab, wenn jemand neu in eine fremde Umgebung kommt? Dann ist die natürliche, erste Reaktion der Gruppe einem Neuankömmling wohlwollend entgegen zu treten. Er kann sich sozusagen erst einmal „fallen lassen.“ Bei Menschen mit einer Angsthaltung oder einer neurotischen Haltung ist dies auch sehr gut, um die Abwehrstrukturen etwas zu lockern und einen Zugang zu den Menschen zu erhalten. Bei Borderline Patienten kann das gleiche Angebot (Regressionsangebot) jedoch eine Illusion von einer völligen Versorgung und die Gefahr einer Fragmentierung der Ich-Struktur fördern.

Das ist ein wichtiger Aspekt im Umgang mit einem Borderliner! Nochmals: die haltende Umgebung fördert eine Regression –  damit ist ein Zurückfallen in früherer Verhaltensweisen gemeint. Bei jemanden der eher neurotisch durch das Leben geht kann sich der sichere Zustand wieder einstellen als er von seinen Eltern gehalten wurde. Das ist gut! Bei einem Borderliner kommt aber wieder der alte Zustand seiner frühsten Kindheit zum Vorschein wo er immer hin und her gependelt ist zwischen dem Zustand des Seins und dem Zustand der Vernichtung. Ich möchte ermuntern mein Video hierzu zu betrachten: „Wut oder Angst – was treibt den Borderliner an? Für einen Borderliner besteht das eigene ICH in der Regel aus zwei Bildern die voneinander abgespalten sind. Das eine Bild entspricht dem eines hilflosen Kindes und das andere dem eines allmächtigen Guten oder allmächtigen zerstörerischen selbst. Kommt ein Borderline Patienten in die Klinik / in eine neue Umgebung passieren in der Regel drei Schritte:

(1) Zuerst wird in der Klinik der Therapeut / oder in einer neuen Gruppe der wahrscheinliche Anführer, zwangsläufig als derjenige wahrgenommen der mit „magischen allmächtigen Qualitäten“ ausgestattet ist und allein sein Kontakt mit dem Patienten kann schon eine Heilung bewirken ohne dass der Patient irgendetwas dafür tun müsste. ... „Das ist natürlich Quatsch, aber so ist das in seiner Vorstellung“.

(2) Irgendwann später wird dem Patienten jedoch klar dass er sich in seiner eigenen Vorstellung getäuscht hat. Dann wendet sich der Patient voller Wut von seinem Objekt dem Therapeuten ab. Hat aber nun selber Angst davor dass das Objekt (der Therapeut) ihm gegenüber nun schlecht eingestellt ist.

(3) dann wird sich ein neues Objekt gesucht und mit ihm die gleiche Erfahrung aufs Neue wiederholt wird – so als hätte er vorher diese Erfahrung nie gemacht. 

Kommt ein Borderliner also in eine stark haltende Umgebung (wie zum Beispiel in einer therapeutischen Klinik) wird diese Illusion der Hilfe durch eine symbiotische Verschmelzung mit dem Therapeuten oder einem vermeintlichen Anführer ständig neu provoziert und ständig neu enttäuscht. Ein Teufelskreislauf kommt dadurch ins Leben Hört sich das alles kompliziert an? Ganz bestimmt! Wir müssen aber bedenken, dass dies die traurige Realität für viele Borderliner ist! Wie er hier aus diesem Hamsterrad wieder heraus kann, werden wir gegen Ende des Artikels besprechen.

Das Krisenmuster des Borderliners
Kriterien für Borderline nach dem DSM-5

1.2. die narzisstische Verführung des Borderliners.

Die Regression ist vielleicht etwas kompliziert beim ersten Mal zu verstehen. Etwas leichter wird es mit der narzisstischen Verführung und der Übertragung auf ein Gegenüber.

Jeder von uns trägt gewisse Anteile von Nazismus in sich. Es gibt in der ersten Stufe des jungen Lebens den gesunden Narzissmus welcher sich dann über die „Du-Beziehung mit der Außenwelt  zu einem gesunden Narzissmus mit der Umgebung entwickelt (S.Freud / M.Buber)

Der überwiegende Teil der Menschheit –  und ganz besonders Personen in helfenden therapeutischen Berufen (ich denke jetzt an eine Klinik) – besteht aus Personen / Mitarbeitern welche sich selbst als sensible, sorgende und wohlwollende Personen sehen würden. Dahinter liegt die logische Annahme, dass ein Patient durch eine haltende Haltung wieder Vertrauen ins Leben finden kann und durch stützende Kontakte sein eigenes Selbstbewusstsein stärken und entwickeln kann dass er sich mit vorher abgelehnten Anteilen in seiner Person wieder versöhnen und dadurch wieder auf den Weg der Heilung gehen kann.

Das ist ein ganz normaler Behandlungsverlauf wie er bei neurotischen Patienten, Angstpatienten und anderen grundsätzlich auch richtig ist. So vorzugehen, kann aber bei Patienten mit einer Borderlinestörung genau das Gegenteil hervorrufen: es kann dazu führen, dass ein Borderliner sein Gegenüber als allmächtigen und allwissenden Helfer betrachtet („so wie mit Ihnen konnte ich noch mit keinem anderen Menschen reden“). Was ist oft die Folge? So von Lob überschüttet kommt ein (unerfahrener) Therapeut oder jeder andere „normale Mensch“ auch, in einen narzisstischen Sog wenn er von seinem Gegenüber dermaßen über die Gebühr bevorzugt und ausgezeichnet wird. Das kann auch dazu führen dass ein Therapeut sich innerlich vom Rest der Therapeuten-Gruppe entfernt und allmählich seine vorherige Objektivität bei der Behandlung seines Borderline-Patienten verliert. Damit verliert er aber auch die Möglichkeit, seinem Patienten in seiner Krankheits-Situation zu helfen!

So langsam schnappt dann eine Falle zu:

(1) Wenn der Therapeut wieder in die Objektivität wechseln möchte, könnte das den Patienten ärgerlich machen und das Risiko kommt auf, diese spezielle Beziehung zu verlieren.

(2) Noch größer ist das Risiko dass der Therapeut seine eigene Vorstellung verlieren könnte ein warmer und allmächtiger Heiler zu sein – allmächtig ist er natürlich nicht, er bekommt dieses Gefühl nur von dem Borderline Patienten suggeriert.

(3) Was ist jetzt die Folge im Außenverhältnis zu der Gruppe? Dies führt zu einer Spaltung des Teams: die Einen wollen verständnisvoller sein und die Anderen wollen engere Grenzen setzen.

Ganz allgemein führen diese vier Schritte zu immer mehr Abwehrmechanismen zwischen Patienten und Mitarbeitern (Therapeuten).:

  1. Verführung
  2. Verletzter Narzissmus
  3. Abwendung des Patienten
  4. Zunahme von Machtkämpfen

Was aber hat ein Borderliner davon, dass er permanent diesen Prozess von Verführung und Machtkampf aufrecht hält? Wenn wir uns die Kriterien des Borderline es noch einmal anschauen dann ist Das siebte Kriterium: chronisches Gefühl der Leere. Durch die permanenten Verführungen und Machtkämpfe erreicht der  Borderliner zwei Ziele:

(1) er bleibt im Kontakt mit seiner Umgebung und

(2) kann eine genauere Untersuchung seines tiefen Gefühls der Leere durch seine Umgebung verhindern.

Mit welcher Berechtigung führt er diese Machtkämpfe? Für einen Außenstehenden ist das alles doch völlig widersinnig. Er begründet diese Machtkämpfe damit, indem er behauptet seine Umgebung hätte ihn in seiner Überzeugung getäuscht. Seine Umgebung hat ihm Dinge versprochen die Sie nicht erfüllt hat. Als Konsequenz davon fühlt er sich nun enttäuscht und fühlt sich im Recht dazu seine Machtkämpfe anzufangen. Dies ist häufig aber so spontan und widersinnig das dies der Umgebung gar nicht auffällt. Sie kann sich kognitiv nicht so schnell auf diese Tatsachen konzentrieren

  • dass solch ein Versprechen nie ausgesprochen wurde
  • sondern das all das lediglich dem Wunsch des Borderline-Patienten entspricht.

Durch die narzisstische Verführung und Gegenübertragung verfügt der Borderline Patient über eine ganz spezielle Fähigkeit, seine Umgebung in einen magischen Denkkreisel hinein zu ziehen und durch diesen zu einer Realitätsverzerrung in der gesamten Umgebung beizutragen. Falls du Asterix Leser bist dann erinnere dich einmal an das Buch „Streit um Asterix“ mit der Handlungsfigur des Destructivus welcher immer nur Zwietracht säte.

1.3. Gruppendynamik und regressive Gruppenprozesse

Die zwei besprochenen Punkte bis jetzt waren:

1.1. die Regression welche durch eine schützende Umgebung verursacht und von Borderliner ausgenutzt wird. 
1.2. Der narzisstische Sog welcher ein ganzes Team, eine ganze Gruppe spalten kann.

Jetzt, im Punkt 1.3. geht es ursächlich darum, wie die neue Umgebung geleitet, geführt und ganz besonders: organisiert ist. Daraus ergeben sich viele interessante Wechselwirkungen mit dem Borderliner Patienten. Ich spreche in diesem Artikel beispielhaft über die Situation, dass ein Borderliner Patient in eine Klinik kommt und dort behandelt wird. Deine Aufgabe – lieber Leser – ist es, diese Gedankengänge auf deine persönliche Umgebung zu übertragen.
– Bist du in der Schule und hast jemanden der immer Streit verursacht?
– Bist du auf eine Arbeitsstelle und hast du jemanden der Streit verursacht
– oder gibt es den einen Zwietracht säenden in deinem Freundeskreis? 
Für all diese Rahmenbedingungen ist dieser Artikel gedacht!

Versetze ich jetzt einmal die Situation: Ein Borderline Patient kommt neu in eine stationäre / klinische Therapie. Er wird dort auf drei Rahmenbedingungen stoßen:

(1) Die Klinik kann aufgrund ihrer Aufgabentätigkeit (Patienten zu heilen) nur wenig klare Rollen, Regeln und Normen haben. Da, wo Menschen behandelt werden, ist man umgeben von Einzelfällen und völlig individuellen Rahmenbedingungen. 

(2) Der Borderliner, kann sich jetzt in dieser neuen Umgebung nicht mehr auf seine normalen sozialen, familiären und beruflichen Rollen zurückfallen lassen die zuvor seine Identität in der Vergangenheit gestützt haben.

(3) aufgrund seines Naturells nimmt der Borderliner nun in dieser stationären Umgebung viele verschiedene neue Beziehungen auf – und dies führt zu einer weiteren Destabilisierung seines Gleichgewichtes.

Viele neue / und verschiedene Objektbeziehungen sind aber Gift für einen Borderliner. Warum ist dem so?

(1) Ein Borderliner hat ein deutlich niedrigeres Strukturniveau. Dies ist kein Vorwurf sondern bezieht sich auf das Kriterium Nr. 2 und Nr. 3 eines Borderliners (nach DSM 5)

  • Kriterium Nr.2: ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehung. Ein Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung.
  • Kriterium Nr. 3: die Identitätsstörung. Eine andauernde Instabilität des Selbstbildes oder das Gefühl für sich selbst.

Hierdurch gelangt er extrem schnell zu neuen Bekanntschaften die aber ihrerseits nur sehr oberflächlich aktiviert werden. Und die Formel lautet: je mehr oberflächliche Beziehungen, umso pathogener wird der Konflikt in der Beziehung (1) zum Selbst (2) zu den Mitbewohnern und (3) zu den Therapeuten.

Das Pathogene in diesen Beziehungen zeigt sich durch

  • infantile Abhängigkeitswünsche
  • heftige Ängste vor Verfolgung und Vernichtung,
  • primitive Abwehrmechanismen zur Bewältigung dieser Ängste wie z.B.
        • Spaltung, Verleugnung und Projektive Identifizierung.

Wir besprechen ja hier in dem Punkt 1.3. die Struktur der neuen Umgebung. Welche Dynamik entstehen durch die Organisation der neuen Umgebung? Je weniger strukturiert die neue stationäre Umgebung ist (und das trifft auf viele psychiatrische Kliniken zu)
desto stärker ist das Potenzial dass die Patienten in Regression geraten. 
Andererseits: Es gibt auch erfolgreiche Kliniken!
Diese zeichnen sich durch ein hohes Maß an klaren Strukturen, Anforderungskatalogen für Mitarbeiter und Patienten und einer schnellen Integration des Patienten in einen festen Tagesablauf aus. Das stabilisiert einen Borderliner wirklich!

1.4. die drei Grundannahmen

Bislang haben wir in den obigen Punkten darüber gesprochen, dass Rahmenbedingungen das Regressionspotenzial von einzelnen Menschen fördert. Es gibt aber auch Prozesse und Rahmenbedingungen welche ganze Gruppen von Personen wie zum Beispiel Patienten und Therapeuten in der Gesamtheit erfassen können. Solch eine Gruppendynamik nennt man „Grundannahme“ Eine Grundannahme ist nichts Kompliziertes. Es entspricht nur einer allgemeinen Annahme für eine Gruppe nach der sie ihre Handlungen ausführen. „Ich nehme an, also tue ich. / Wir nehmen an, also tuen WIR“ Welche drei Annahmen können nun in den Gruppen aktiviert werden?

1.4.1. die Abhängigkeitsgruppe

Die Gruppenmitglieder binden sich in eine Abhängigkeit von einer einzelnen Person, einem so genannten Anführer welchem sie zutrauen dass er mehr Fähigkeiten hat als sie. Dieser Führer kann ein Gruppenmitglied sein aber auch ein Teamleiter oder Gruppenleiter, also irgendeine andere Person. In dieser Dynamik geben die Gruppenmitglieder ihre eigenen Selbststeuerungsfähigkeiten auf und projizieren die Fähigkeit zur Erfüllung ihrer Wünsche nach Rettung, Ernährung und Schutz in den Führer. Natürlich ist das Quatsch! Und diese Figur kann die „magischen Erwartungen“ logischerweise nie erfüllen. Was passiert dann? Dann schlägt die Erwartungs- und Unterwerfungshaltung regelmäßig in Wut und Aggressivität gegen diese Führer-Person um der nun entwertet, bekämpft und in der Fantasie vernichtet wird. Vielleicht wird er auch durch einen neuen Führer oder durch eine neue Grundannahme in der Gruppe ersetzt .

Kommt Dir das eventuell bekannt vor? Das Kriterium Nr. 2 bei Borderline Persönlichkeitsstörung ist: „ein Muster von instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung.“ Bitte bedenke hierbei, dass so etwas auch bei Nicht-Borderlinern im alltäglichen Leben immer wieder stattfinden kann. Bei der Borderline Persönlichkeitsstörung ist dies jedoch sehr deutlich vorherrschend – praktische ein Erkennungs-Kriterium!

1.4.2. die Kampf-Flucht-Gruppe

Diese Gruppe verbindet sich gemeinsam gegen einen Außen-Feind. Dieser Außen-Feind vereint die Gruppe vorübergehend so dass sie entweder gemeinsam in einen Angriff oder gemeinsam in eine Flucht gehen. Das, was die Gruppenmitglieder miteinander teilen, ist eine gemeinsame paranoide Wahrnehmung. Hier sind wir bei Kriterium Nummer 9: Die vorübergehende, stressabhängige paranoide Vorstellung oder schwere dissoziative Symptome.

1.4.3 die Paarbildungsgruppe

Diese 3. Gruppe gleicht der der Gruppe Nummer 1 in fast allen Bereichen. Der einzige Unterschied: die Gruppe projiziert ihre Wünsche und Sehnsüchte nicht auf eine einzelne Person, sondern auf ein Pärchen (meist heterosexuell). Von ihm wird erwartet, dass es alle Probleme der Gruppe lösen könnte. Aber auch diese Erwartung wird häufig recht schnell enttäuscht und führt dann dazu, dass die Gruppe ihre eigene Grundannahme ändert.


Die drei Grundannahmen

Was haben diese Grundannahmen mit unserem täglichen Leben und ganz besonders mit dem Umgang mit einem Borderliner Patienten zu tun?

Für das tägliche Leben kann man sich folgendes merken: Je unstrukturierter eine Gruppe in sich ist – und je weniger präzise Aufgaben definiert sind, desto stärker werden genau diese drei Grundannahmen im täglichen Leben aktiviert. Dies findet man in Familien vor, im Kindergarten in der Schule überall wo Menschenansammlungen stattfinden. Und meistens gehen diese auch ganz ordentlich vonstatten und es passiert nichts Negatives.

Nun sprechen wir aber über das Verhalten eines Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung. … Ein Mensch mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung reagiert besonders sensibel auf unstrukturierte Gruppen und aktiviert umso massiver deren Grundannahmen. Am aller häufigsten entsteht die Dynamik einer Abhängigkeitsgruppe (1.4.1.) mit den entsprechenden Wünschen an eine Person (in der Klinik ist dies meistens der Therapeut).  Werden die Hoffnungen und Wünsche, die in den Therapeuten gesetzt werden enttäuscht schlägt die Stimmung oft um in eine Kampf – Flucht – Gruppe (1.4.2.) und die Gruppe der Therapeuten (!) wird dann zum bedrohlichen Außenfeind der nun die Gruppe der Borderline Patienten miteinander vereint. 

In solch einer Situation werden Borderline Patienten schnell zu Oppositionsführern da sie eine hohe Bereitschaft zu einer paranoiden Wahrnehmung und zusätzlich noch ein hohes Aggressionspotenzial haben. Genau hier haben wir das Problem: durch die paranoide Wahrnehmung und des hohen Aggressionspotenzial sind Borderline- Patienten sehr häufig ganz weit vorne damit, Streit und Aggression mit anderen Menschen auszuleben! Das ist das ursächliche Problem einer Borderline Persönlichkeitsstörung !!! Was ist die beste Methodik wenn in einer Gruppe solch eine Borderline Aktivität zu spüren ist? Soll man sie laufen lassen? Oder soll man eingreifen? Klare Frage, klare Antwort: Das Aufdecken solch einer Dynamik führt dazu dass die Gruppe fast immer ihre Arbeitsfähigkeit zurückerlangt und sich wieder auf ihre eigenen Fähigkeiten besinnt. Wird nicht eingegriffen, kann in diesem Umfeld (wir sprechen hier ja immer noch von einer Therapieklinik) eine lähmende und destruktive Atmosphäre entstehen in der dann diese Spannungen ausagiert werden durch Suizide, Schlägereien und Missachtung sämtlicher Regeln von oben. Der haltende Charakter einer stationären Psychotherapie kann also die Pathologie von Borderline-Patienten verstärken anstatt diese aufzulösen.

Aber nur Regeln und Gesetze sind auch nicht richtig. Ein gewisses Maß an Regression ist nämlich die Grundbedingung dafür dass ein Patient seine abgespaltenen und unbewussten Objekt-Beziehungsmuster auch wieder darstellen und erleben kann. Ein Übermaß an Regeln und Vorschriften und ein distanziertes Verhalten der Therapeuten (um regressive Entwicklungen zu vermeiden) hätte die Konsequenz:

  • dass eine Diagnose nur schwer möglich ist 
  • das Bearbeiten der Pathogenen Konflikte überhaupt nicht mehr möglich ist
  • und der Patient im besten Fall lediglich in die Normen der Station reingepresst wird.

Das Reinpressen hat aber keinen therapeutischen Wert! Wir kennen das von der Kindererziehung: nur harte Gesetze lassen das Kind sich auch nicht entfalten. Und groß ist der Unterschied zwischen Schule Kindergarten Familie und einer Therapie mit Borderline Patienten nicht. Es geht immer darum, ein ausgewogenes und der Situation angepasstes Maß sowohl an haltenden Rahmenbedingungen und festen Regeln zu beachten und aufzustellen.

Kapitel 2 – Wie können Krisen in Gruppen gelöst werden?

Nehmen wir uns noch mal das Musterbeispiel von Anfang zur Hand: der junge Mann hat sich über gewisse Regeln hinweg gesetzt und die Gruppe der Therapeuten war gespalten. Der eine Therapeut sagte man sollte etwas offener damit umgehen und die andere Gruppe sagte „Nein sein gesamtes Verhalten ist destruktiv und gegen alle Regeln“. 

Wie wurde diese Situation in dieser Klinik gelöst? Ganz am Schluss wurde der Chefarzt als Außenstehender befragt. Er war ganz erstaunt von der Gedankenlosigkeit der Gruppe die dem Patienten wie ein Schaf zur eigenen Schlachtung hinterher gelaufen ist. Er fragte in die Runde: „was war eigentlich ganz am Anfang der therapeutische Auftrag des Patienten?“ Der ursprüngliche Auftrag war es nämlich, dem Patienten zu helfen sein Beziehungs- und sein Sozialverhalten zu verbessern. Jetzt fiel es den Therapeuten auf dass das Verhalten des Patienten den bewussten Behandlungsauftrag komplett im Widerspruch stand und das Team erlebte am eigenen Leibe durch seine Provokation, seine Entwertungen wie er die Therapie gefährdete und die Arbeitssituation torpedierte.

(1) Der erste Schritt muss nun sein: die Therapeuten müssen dem Patienten ein eigenes Verständnis über sein Verhalten geben (offene Worte)

(2) um im zweiten Schritt dann die Grenze von ihm einzufordern damit überhaupt noch eine Chance bleibt, ein beziehungsförderliche Sozialverhalten zu erlernen.

Eigentlich ganz einfach! Ein Kind welches „bockig“ ist, bekommt ja auch in einem vernünftigen Maße von seinen Eltern Grenzen gesetzt damit es dann sein Sozialverhalten verbessern kann. Nochmals: Schule, Kindergarten, Arbeitsumfeld und Therapie von Borderliner haben viele Überschneidungen. Schauen wir uns nun drei Schritte an wie eine Krise in der Therapie oder in dem Umgang mit einem Borderliner gelöst werden kann.

wie kann man Krisen am besten lösen?

2.1. Das Containing / die Emotions „Black-Box“

Das so genannte Containing ist mit das Wirksamste was in der Therapie mit einem Patienten getan werden kann. Ein Patient hat ein unerträgliches Leiden und möchte davon erlöst werden. Jetzt vergleichen wir den Patienten mal mit einem hilflosen Baby: Die Mutter eines kleinen Kindes nimmt die Affekte / die Reaktionen des Babys (Hunger, Angst, Unzufriedenheit) welche das Baby im ersten Moment selber noch nicht verarbeiten kann als projizierte Elemente in sich auf (das ist das so genannte Containing). Sie als Mutter verarbeitet diese jetzt stellvertretend für das Baby. Dies ist ein emotional – kognitiver Prozess in welchem die Mutter den geistigen Zustand des Babys nacherlebt, ihn bedenkt und dann in eine Erwachsenenhandlung oder in ein erwachsenes Verhalten zurück überführt. Zum Beispiel kann das Schreien des Babys die Mutter dann zum Füttern, zum Halten des Babys oder einfach mit dem Baby agieren motivieren. Das Baby, welches noch nicht diese emotionale kognitive Kapazität von seiner Mutter hat kann sich aber mit diesem Containment / das Halten der Mutter voll identifizieren und auf diese Art und Weise selbst diesen Verarbeitungsprozess erlernen.

Jetzt übertragen wir das mal in die Psychotherapie. Containing zeichnen in der Psychologie den Vorgang in denen der Therapeut die Projektionen eines Patienten erst mal aufnimmt – ohne die eigenen Emotionen dort hinein zu tragen.
Im zweiten Schritt verwandelt der Therapeut diese Informationen die den Patienten ja noch unerträglich sind in etwas erträgliches und gibt es ihm in einem dritten Schritt zurück. 
Containing ist fast schon psychotherapeutische Verdauungsarbeit von unerträglichen Gefühlen – anstatt diese unerträglichen Gefühle welche vom Borderliner Patienten ausgesendet werden unreflektiert wieder zurück zu senden. Das Gegenteil wäre das Spiegeln der Gefühle. Der Patient nimmt sein Gegenüber (den Therapeuten) als eine Person war, welche es schafft mit den eigenen unerträglichen Gefühl fertig zu werden. Dies hilft im Borderliner nun, sich mit seinem Gegenüber zu identifizieren. Und dadurch kann es dazu kommen, dass der Patient nach und nach die Fähigkeit selber entwickelt unerträgliche Gefühle selber in etwas Erträglich zu verwandeln und dann auch auszuhalten. Einen solchen Vorgang nennen wir den Begriff der „Ich-Stärkung“ Diese „ich – Stärkung“ ist auch sehr notwendig wenn wir uns wieder einmal den Borderline Kriterien zuwenden. Das Kriterium Nummer 3 lautet ja: Identitätsstörung: eine ausgeprägte und andere unter Instabilität des Selbstbildes oder des Gefühls für sich selbst.

2.2. Das „offene System“

Als offene Systeme können wir sämtliche Organisationen bezeichnen wie zum Beispiel Betriebe, Sportvereine, Schulen, und Kliniken die – um lebensfähig zu sein, oder eine Aufgabe durchzuführen – mit ihrer Außenwelt permanent in einem Austausch stehen müssen. Praktisch alles auf dieser Welt ist im Endeffekt ein offenes System. Es muss nur funktionieren! Bei einem Betrieb sind es zum Beispiel Rohstoffe die reinkommen, die dann verarbeitet werden und dann als fertiges Produkt an den Kunden in der Außenwelt verkauft werden. In einer Klinik wären die Rohstoffe die behandlungsbedürftigen Patienten. Die werden jetzt therapiert und am Schluss als geheilt entweder entlassen, verlegt oder weiter vermittelt. Jedes offene System kann durch seine primäre Aufgabe definiert werden: das ist der Zweck der Organisation. Bei einem Betrieb kann es zum Beispiel Herstellung und Verkauf von Produkten sein. Bei einer Klinik die Behandlung von Patienten, im Kindergarten das Beschützen und in der Schule das Vermitteln von Lerninhalten an die Schüler. Dieses offene System kann sowohl auf Gruppen, Organisationen und Gesellschaften angewendet werden aber auch auf einzelne Personen.

Unser ICH ist auch eine Steuerungsfunktion – ein offenes System. Die Ich-Funktion vermittelt zwischen der äußeren und der inneren Welt und definiert eine Grenze zwischen innen und außen. Wie ein Manager steuert er es und diese Steuerung des Ichs wird in der Adoleszenz, in der Jugendzeit erlernt. Ist jemand psychopathologisch krank so ist diese Steuerungsfunktion des ICH´s  komplett zusammengebrochen, mit den Folgen:

(1) damit können keine realitätsgerechten Beziehungen gestaltet werden und
(2) die Befriedigung von Bedürfnissen des Patienten (also seine primär Aufgabe) ist gefährdet.

Jetzt kommt der Therapeut ins Spiel: Die Aufgabe eines Therapeuten ist vergleichbar mit der eines Beraters für ein Unternehmen. Die wichtigsten Aufgaben eines Firmenberater sind:

(1) die Organisationsstruktur in der Firma wieder herzustellen. D.h. also die Steuerungsfunktion wieder einrichten. 
(2) Den Betrieb wieder in eine Situation zu bringen dass er selbst geleitet und eigenständig fortgeführt wird. Für unser Beispiel, dass das ich wieder die Fähigkeit hat die Leitung über den Patienten selbst zu übernehmen.

Was macht die Arbeit mit einem Borderliner so schwer? Das Verhalten eines Borderliners ist häufig geprägt von

(1) einem gestörten Verhalten und 
(2) einem starken psychischen Schmerz.

Diese zwei Phänomene lösen in der Regel in der Umgebung starke kollektive Abwehrdynamiken aus. Die drei Gruppen der Abwehrdynamiken sind:

(1) eine kollektive Verleugnung von solch schweren Störung 
(2) eine stark haltende und versorgende Dynamik (die Mutter-Seite)
(3) eine rigide und strafende Haltung. (die Vater-Seite)

Es ist ganz klar, dass sich diese drei Dynamiken gegeneinander ausschließen. Es kann entweder nur das eine oder das andere getan werden. Dabei ist die Lösung recht einfach: es sind lediglich zwei Faktoren zu berücksichtigen

(1) Das Beachten der Grenzen 
(2) eine effektive Ausübung der Steuerungsfunktion an den Grenzen

Nehmen wir wieder das Beispiel der Klinik:

– wenn eine Gruppe untereinander klare Richtlinien hat, Grenzen beachtet und in sich klare Steuerungsfunktionen beachtet – 
dann kann ein Borderliner Patient dies als Modell für den Umgang mit seinen eigenen Steuerungsfunktionen an seinem eigenen ich und seinen eigenen ich –Grenzen übernehmen 
Welche Grenzen könnten zum Beispiel einen Borderliner gesetzt werden? In einer Therapiegruppe kann das zum Beispiel sein

  • die Aufrechterhaltung des Rahmens für die Therapie (Zeit Ort Dauer und Art der therapeutischen Arbeit.) Das ist nichts anderes als Grenzen setzen. 

Versucht der Borderliner die Grenzen seiner Umgebung zu torpedieren muss die Umgebung (die Therapeuten) wieder die zwei Schritte anwenden:

(1) offenes Ansprechen des Verhaltens 
(2) Das Einfordern von Grenzen und respektieren dieser Grenzen.

Es ist egal ob die Grenzen durch eine Klinik, eine Familie, einem Fußballverein oder in der Schule gesetzt werden – Borderliner wachsen in der Regel in einer Umgebung auf die es Ihnen in der Jugendphase nicht ermöglicht hat, Grenzen für sich selbst und andere zu erlernen und zu respektieren. Dieses 2–Schritte–System hilft einem Borderliner dabei, seine eigenen Grenzen wieder zu stabilisieren und seine eigenen Steuerungs- und Leitungsfunktionen selber wieder aufzunehmen.

2.3. Die Wichtigkeit von Hierarchien!

Zwar kann eine ständige Regelverletzung von einem Borderliner als diagnostisch–therapeutisches Problem angesehen werden … aber (noch wichtiger) stellen solche Regelverletzungen eine Gefährdung des Gesamtsystems dar. Werden einem Borderliner keine Grenzen gesetzt, kann dies das gesamte System gefährden! Und hier spreche ich nicht nur von einer Klinik, sondern auch von einer Familie, Schule, Arbeitsplatz und dem geliebten Sportverein.

Was sind richtige Grenzen?

Grenzen werden durch die richtige Hierarchie gesetzt. In einem Betrieb ist das ganz einfach: ganz oben steht die Firmenleitung, danach kommen die Abteilungsleiter oder das mittlere Management bis hin zum Arbeiter. Setzt sich jemand über diese Grenzen hinweg, oder werden keine Grenzen gesetzt, entwickelt sich ein zu liberaler Stil der eine Konfrontation mit den täglichen Aufgaben oder besonderer Probleme  unmöglich macht und damit den gesamten Rahmen des Betriebes, der Familie etc. zerstören kann.

Was ist im täglichen Leben eine gesunde Hierarchie? Ich bemerke häufig bei Ehepaaren, welche miteinander im Streit leben, dass deren Hierarchien verschoben sind. Dann werden die Kinder oftmals höher geachtet als der eigene Partner. Dies führt unweigerlich zu starken Problemen. Aber die oberste Stufe in der persönlichen Hierarchie, sollten weder die Kinder, noch der Partner sein sondern es sollten unsere Werte sein. Das Bild auf der Seite soll eine gesunde Hierarchie im privaten Umfeld einmal demonstrieren.

Wie kann eine gesunde Hierarchie aufrecht erhalten werden?

Es ist egal ob wir über eine Klinik, eine Familie oder eine Schule sprechen. Das Team, die Mitarbeiter müssen sich von dem gesamten System gehalten und unterstützt fühlen um die eigenen Aufgaben erfüllen zu können. Da der Fisch immer vom Kopf her stinkt, hat die aller erste Leitung immer die Geschäftsführung, der Vereinsvorstand oder die Eltern.

Drei Dinge sind in einer Hierarchie wichtig:

(1) die Leitung muss klar und eindeutig ausgeübt werden 
(2) die Verantwortungsbereiche müssen transparent voneinander abgegrenzt werden. 
(3) Durch Supervision (Gespräche, Beratung, Reflexion) können Probleme direkt angesprochen und gelöst werden.

Das Ziel hiervon ist: es geht immer um die Uhr eigentliche Primäraufgabe. Eine Klinik hat als Primäraufgabe die Behandlung der Patienten. Ein Unternehmen hat das Ziel, Gewinne zu erzielen. Eine Familie hat ganz andere Ziele. Eine Hierarchie ist das zentrale Muster einer gesunden Familie, Klinik, Gesellschaft.

Eine gesunde Hierarchie beginnt mit den Werten

Eine kurze Zusammenfassung

(1) Zu viel Versorgungscharakter ist Gift in der Behandlung von Borderline Patienten.

(2) Durch zu wenig Grenzen und Struktur aber zu viel haltende Kontakte werden bei einem Borderliner Krisen geschürt, bei denen immer erst mal falsche Hoffnungen genährt und anschließend enttäuscht werden.

(3) Auch die Umgebung hat eine gewisse Teilschuld dass Borderliner auf sie Einfluss haben: es ist die narzisstische Empfänglichkeit von uns allen die zu einer Realitätsverzerrung führen, zu Machtkämpfen und zu Spaltungen innerhalb unserer Gesellschaft.

(4) Durch ein professionelles Containing von Therapeuten, können Handlungen des Borderliners in sprachlich darstellbare Beziehungsmuster übersetzt werden. Das ist die Rolle eines Therapeuten! Pathologisches Handeln in Worte umsetzen und damit behandelbar machen.

(5) Durch klare Grenzen und eine vernünftige Hierarchie können regressive Entwicklungen der Gruppe verhindert werden. Zusätzlich bekommt der Patient dadurch eine Hilfe seine eigenen Grenzen wieder herzustellen (Learning bei doing)

(6) Um das Containing vernünftig durchzuführen müssen alle Gruppenmitglieder in den Gesamtsystem getragen und unterstützt werden. Wir können es auch mit Wertschätzung übersetzen oder mit einem so genannten Team Spirit

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

Marcus Jähn Meine Buchempfehlung zu diesem Thema

Warum immer diese Wut?

Unsere Welt ist durchzogen von Wut und Aggression. Aber warum ist dem so? Robert Stoller (amerikanischer Psychoanalytiker) ist dieser Frage zeit seines Lebens nachgegangen. Seine Motto: wenn ich die Perversion verstehe, dann verstehe ich auch das „Normale“. Perversion ist das Verdrehen einer Normalität in etwas Krankhaftes. 

Was ist seine Kernaussage in diesem Buch? Zitat: „Durch Perversion wird die Wut in einen Sieg über die Vergangenheit umgewandelt und ein Trauma in einen Triumph.“ Ernüchternd? Lies dich einmal in dieses wertvolle Buch ein. Und achte auch auf die Aussagen, warum – nach Stoller – in der Lust, in der Familie, in der Gesellschaft und in dem Erhalt der Menschheit eine Notwendigkeit der Perversion besteht. 

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