Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Alles was mit einer Beziehung mit einem Borderliner zu tun hat ist mit großen Stimmungsschwankungen verbunden.
In einem Moment ist man in einer wahren Euphorie/ im Idealzustand. Im nächsten Moment bekommt man die gesamte Aggressivität und Wut seines Partners zu spüren.
Beziehungen sind grundsätzlich immer eine Herausforderung. Ein Therapeut sagte einmal: „Ehe ist Nahkampf“!
Sie bedeuten
Borderline-Patienten haben gerade hier eine besondere Herausforderung.
Die unerwarteten Stimmungswechsel und die geringe Frustrationstoleranz von Menschen mit dem Borderline-Syndrom stellen die Beziehungen zu anderen Menschen auf eine harte Probe. Insbesondere eine Liebesbeziehung mit einem Borderliner nun einzugehen, ist nicht leicht.
Am Anfang idealisieren Borderliner den Partner. „Endlich habe ich meinen Seelenverwandten gefunden“. Dann hängen die Geigen hoch am Himmel und die Gefühle sind wie ein Rausch. Dann kommt schon das erste Problem: Der Partner hat noch andere Freunde… Menschen mit Borderline Syndromen stellen häufig einen Alleinanspruch auf nahestehende Personen. Ihre Eifersucht ist sprichwörtlich. Es kommt der Moment an welchem der anfangs noch vergötterte Mensch zum Gegner wird. Wichtig: Genauso intensiv, wie der Partner zu Beginn angehimmelt wurde, wird er nun gehasst.
Der Umgang mit Borderline ist mit schwierig noch recht milde umschrieben.
Borderliner erkennen oftmals selber nicht die Ursachen für ihre schwankenden Gefühle. Ihre Emotionen kommen für sie genauso plötzlich wie für den Gegenüber. Aus Angst vor negativen Gefühlen und Reaktionen und / oder vor dem Verlassenwerden, beenden Borderliner Beziehungen schnell wieder.
Die Umgebung von Borderlinern reagiert logischerweise irritiert auf deren Handeln:
Diese Reaktionen sind ganz natürlich bei der Konfrontation mit Borderline. Partner und Freunde und Familie sollten sich diese Gefühle offen zugestehen.
Menschen mit Borderline haben große Angst vor dem Alleinsein/ dem Verlassenwerden. Gerade aus dieser Angst heraus halten sie Beziehungen nicht lange aus. Sprunghaft wechseln Sie von einer Beziehung in die nächste. Diese abrupten Beziehungsbeendigungen sind traurigerweise ein typisches Kennzeichen von Borderline. Es ist zwar möglich, jedoch keineswegs leicht, eine langwährende Beziehung zu einem Borderline-Partner aufrecht zu erhalten. Die Gefühls“sprünge“ des Borderliners sind für den Partner meist nicht nachvollziehbar und das Verhalten des Borderliners kann auf Dauer sehr strapazierend sein. Reagiert man dann als Partner auf dieses Verhalten abweisend oder genervt, kommt bei dem Borderliner sofort die Ur-Angst vor dem Verlassenwerden hoch.
Diese Angst zeigt sich dann
So kann es schnell zu einer Co-Abhängigkeit in der Borderline-Beziehung kommen. … Der Partner tut alles für den Betroffenen und stellt seine eigenen Wünsche / Ziele hintenan. Doch damit ist keinem geholfen – schlimmer noch: die psychische Störung bleibt aufrechterhalten und wird oft sogar verstärkt.
Es ist darum wichtig, dass der Partner die gestörten Verhaltensmuster in der Borderline-Beziehung erkennt und sich externe Hilfe sucht. Zusammen mit dem Therapeuten (die Allianz in diesem Verhältnis) kann das Paar daran arbeiten, die eigenen Bedürfnisse und die des anderen in Einklang zu bringen.
Ein recht hoher Prozentsatz der Borderline Patienten wurde in seiner Kindheit Missbraucht – vor allem sexuell aber nicht nur. Missbrauch hat leider viele Facetten. Kinder haben das Recht, eine geschützte Kindheit zu erfahren. Nimmt man Ihnen diese Möglichkeit, kann man von einem Missbrauch sprechen.
Eine Kindheit ohne das Urvertrauen in das Leben / ohne Wertschätzung der Person führt dazu, dass diese fast immer große Probleme haben, eine langfristige (!) Bindung einzugehen. Da sie das Verständnis, die Wertschätzung ihrer selbst und das Urvertrauen nicht erlebt haben – haben sie zwar immer noch den Wunsch nach Bindung und Nähe – jedoch ist ihnen diese nicht vertraut. Was ist die Folge dieses Defizits? Oft ist dies an einem falschen Umgang mit der Sexualität erkennbar:
Sexualität wird von Borderliner häufig fälschlicherweise als Mittel zum Beziehungsaufbau verwendet.
Durch diese sexuelle Offenheit – gepaart mit Ihrer Impulsivität der Persönlichkeitsstörung – wirken sie auf andere zwar sehr anziehend, jedoch liegt gerade hierin wiederum eine neue Gefahr: die Gefahr ausgenutzt zu werden.
Dann geht der Teufelskreis von vorne los:
Eine Freundschaft mit einem Borderliner wird genauso wie in einer Paar-Beziehung aufs Äußerste angespannt. Immer wieder erfolgt durch das impulsive Gefühlsleben – welches der Borderliner auch wirklich so als wahr erlebt – ein Wechsel zwischen Nähe und Distanz. Oft sind diese Schwankungen dann auch noch von Lügen begleitet. Borderliner können Fehler in ihrem schwarz-weiß-Leben nämlich nicht ertragen. Bei Fehlern haben sie sofort wieder diese unsägliche Angst, verlassen zu werden.
Für den Freundschaftspartner ist dies alles nur sehr schwer bis gar nicht auszuhalten. Lange Freundschaften sind bei Borderlinern daher recht selten. Leider ist die „Allianz“ zwischen dem Patienten und dem Therapeuten oftmals die einzige stabile Bindung im Leben dieser kranken Menschen.
Das Thema Borderline und Familie ist ein recht zweischneidiges Schwert – zum einen leidet eine Familie unter den Schwankungen des Borderliners – zum anderen ist die Familie aber oft auch die „Ursache“ für die Persönlichkeitsentwicklung der Familienmitglieder – und damit auch der Persönlichkeitsstörungen. Genauso wie es auf Freunde und Partner wirkt, so sind Familienmitglieder oft verstört, rat- und hilflos wenn sie im Kontakt mit den Stimmungsschwankungen, den Suizidversuchen und dem risikoreichen Verhalten des Borderliners kommen.
👉 Was sollte als „Erste-Hilfe-Rat“ hier beachtet werden?
Diese Unterstützung aus dem nächsten Umfeld / und die stabile Beziehung zum Therapeuten kann dem Borderliner viel Halt geben. Und nicht zuletzt: Jeder Kranke ist es wert, dass man um ihn kämpft. Eine Beziehung mit einem Borderliner ist zwar recht schwierig, wenn jedoch diese Schwierigkeiten miteinander überwunden werden, so ist dies eine wichtige Bereicherung im Leben aller. Damit lernen nicht nur die Partner, sondern auch die Familienmitglieder, andere Probleme strategisch wirkungsvoll anzugehen.
Grundsätzlich sind Therapien mit Borderline-Patienten schwierig dauerhaft aufrecht zu erhalten. Es fällt ihnen – aufgrund der Persönlichkeitsstörung – naturgemäß sehr schwer, dauerhafte Therapiebeziehungen einzugehen. Ihre negativen Erfahrungen und ihre abrupten Stimmungsschwankungen verhindern ein Vertrauen in den Therapeuten aufzubauen. Erst wird der Therapeut idealisiert – dann wiederum abgewertet (besonders dann, wenn schwierige und / oder angstauslösende Themen angesprochen werden).
Borderliner versuchen immer wieder, die Grenzen der Tragfähigkeit in der Beziehung zum Therapeuten auszuloten. Ein erfahrener Therapeut weiß um diesen Umstand und baut diesen in seine Therapie mit ein. Nicht zuletzt aufgrund dieses Umstandes wird die Therapie mit dem Borderliner auch die Königsdisziplin genannt.
Der Therapeut wird sich weiterhin
👉 Welche Therapien werden heute bei Borderlinern angewandt?
Die Gegenübertragung spielt eine wichtige Rolle in der psychoanalytischen Therapie. Jeder Patient löst beim Therapeuten bestimmte Gefühle. Durch die starken emotionalen Reaktionen von Borderline-Patienten entstehen oft auch beim Therapeuten starke Gefühle. Diese Gefühle können ihm dann die benötigten Informationen über die Patienten geben, aus denen er wichtige Therapiestrategien ableiten kann.
In diesem Bereich der Behandlungsmethodik wird häufig diskutiert, ob so genannte
– konfrontative oder
– supportative Therapieformen
bei der Borderline- Persönlichkeitsstörung geeigneter sind.
Bei konfrontativen Ansätzen wird in der Regel
In der Praxis zeigt sich jedoch dass dieser konfrontative Ansatz vor allem bei stärker betroffenen Patienten wenig geeignet ist und sogar ungünstige Auswirkungen auf die Therapie haben können.
Bei supportativen Therapien steht dagegen
Eine Persönlichkeitsstörung kann mit diesen Therapien zwar nie zu 100% beseitigt werden, aber wie wissen heute dass die Psychoanalytische und tiefenpsychologische Therapieformen viele Aspekte der Persönlichkeit zumindest zu einem gewissen Grad verändern.
👉 Übertragungsfokussierte Therapie
Bei dieser Therapieform steht die Deutung der Übertragung im Vordergrund. Der Patient überträgt hierbei seine Gefühle, Erwartungen und Wünsche aus früheren Beziehungen in der Kindheit unbewusst auf neue soziale Beziehungen. Der Therapeut verhält sich bei diesem Therapieansatz neutral / zurückhaltend und deutet die Gefühle und das Verhalten des Patienten, die in der Therapiebeziehung entstehen. Ähnlich wie bei der Transaktionsanalyse werden hier die Basic Beliefs / die Lebensskripte untersucht und bewertet. Dies hört sich zwar logisch an, trotzdem stehen viele Therapeuten diesem Ansatz kritisch gegenüber.
Die direkte Konfrontation mit problematischen Gefühlen und zwischenmenschlichem Verhalten kann ungünstige Auswirkungen haben. Hier ist die Wahrscheinlichkeit für einen Therapieabbruch sehr hoch.
Daher gilt hier die Empfehlung, diese Therapieform nur bei weniger schwer beeinträchtigen Patienten und einer sehr vertrauensvollen Therapiebeziehung durchzuführen.
👉 Mentalisierungsbasierte Psychotherapie
Das Ziel dieser Therapieform ist es, die so genannte Mentalisierungsfähigkeit des Patienten zu verbessern. Mental = geistig. Die Zusammenfassung der kognitiven Komponenten wie Glauben (Annahmen), Wünsche, Intentionen und Versprechen
Mentalisieren heißt:
Der Therapeut versucht dabei – wie in den Krimiserien – durch Beobachtung die Motive, Gedanken und Ziele der anderen Person zu analysieren. Ziel ist es dabei, die Hintergründe der Emotionen und Verhaltensweisen zu verstehen und so die extremen emotionalen Zustände allmählich zu verändern. Durch das gemeinsame Aufdecken der Hintergründe lernt auch der Patient mit der Zeit, seine emotionalen Zustände und die Hintergründe seines Handelns besser zu verstehen und zu verändern. Die mentalisierungsbasierte Therapie hat in Untersuchungen gute und langfristige Erfolge gezeigt, außerdem ist hier die Abbruchquote relativ niedrig.
Die dialektische-behaviorale Therapie nach Marsha Linehan gilt hier als die bedeutendste Therapieform. Sie basiert auf dem so genannten neurobehavioralen Modell, das als Ursache der Borderline-Persönlichkeitsstörung ein Zusammenspiel von genetischen Faktoren, Besonderheiten im Gehirn und ungünstigen Einflüssen in der Kindheit annimmt. Behavioral = verhaltensbedingt / das Verhalten betreffend
Neurobehavioral = die Neigung zu einem bestimmten Verhalten, ausgelöst durch körperliche Faktoren. Die Therapie zielt darauf ab, typische Verhaltensstrategien des Borderliners wie manipulatives Verhalten allmählich zu verändern und Gegensätze, die die Betroffenen erleben, allmählich aufzulösen.
Dabei sollen vor allem die Ressourcen der Patienten aktiviert und ihre psychischen und sozialen Kompetenzen gefördert werden. Der Therapeut verhält sich den Patienten gegenüber einfühlsam und fürsorglich und ermöglicht ihnen bei Krisen auch telefonische Kontakte zwischen den Therapiesitzungen.
Tagebuchaufzeichnungen werden verwendet um eine Übertragung der Veränderungen ins tägliche Leben zu ermöglichen. In einer Einzeltherapie versucht der Therapeut, gemeinsam mit dem Patienten die Hintergründe seiner Gefühlsausbrüche herauszufinden und sucht nach Möglichkeiten, wie er seine Bedürfnisse auf eine alternative und weniger belastende Art befriedigen kann.
In der Gruppentherapie geht es darum die neuen Fähigkeiten in der Praxis umzusetzen.
– Umgang mit Stress,
– Techniken der Selbstkontrolle und
– alternatives Verhalten in sozialen Beziehungen.
Beim so genannten Achtsamkeitstraining üben sie Strategien, um ihre Aufmerksamkeit auf das momentane innere Erleben zu richten, emotionale Spannung besser auszuhalten und ihre Gefühle besser zu regulieren.
Durch die Arbeit in der Gruppe können die Patienten
– Unterstützung durch andere zu erfahren und
– die Erfahrung machen, neue, positive Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.
Die DBT hat bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung gute Erfolge erzielt und wird oft als Therapie der ersten Wahl angesehen. Auch die Abbruchraten sind hier relativ niedrig.
Viele Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung haben im Laufe ihres Lebens traumatische Erfahrungen gemacht und zeigen oft auch Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) Darum gehört die Traumatherapie hier zum Mittel der Wahl.
Zuerst wird der Betroffene stabilisiert. Anschließend können spezifische Strategien wie das „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ (EMDR) eigesetzt werden, um die traumatischen Erlebnisse gezielt zu bearbeiten.
EMDR = Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung.
Diese Methodik ist seit 2006 als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode anerkannt. Der Patient folgt den Fingern des Therapeuten mit den Augen, während dieser seine Hand abwechselnd nach rechts und links bewegt. Diese Stimulation unterstützt das Gehirn, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die belastenden Erinnerungen zu verarbeiten.
Die Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung werden stark durch zwischenmenschliche Konflikte und Beziehungsmuster beeinflusst – insbesondere in der Familie. Deshalb ist es oft sinnvoll, die Eltern und Geschwister oder den Partner und die Kinder des Patienten in die Therapie einzubeziehen. In der Therapie sollen ungünstige Beziehungsmuster in der Familie erkannt und durch geeignetere ersetzt werden. Dies kann sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Angehörigen, die meist ebenfalls unter der Störung des Patienten leiden, sehr hilfreich sein. In manchen Fällen wird eine Familien- oder Paartherapie auch parallel zu einer Einzeltherapie durchgeführt.
Beachtet werden muss hier aber auch dass
1. Die meisten Ursachen einer Borderlinestörung aus dem nächsten Umfeld / der Familie entstehen. Die betroffene Person mit diesen Ursachen zu konfrontieren hat oft starke Emotionen zur Folge.
Wegen der vielfältigen und oft schweren Symptome einer Borderline-Störung ist es oft sinnvoll, bei der Behandlung auch Psychopharmaka einzusetzen. Studien zeigen, dass allgemein der Nutzen von der Schwere der Erkrankung abhängt: Je schwerer eine Persönlichkeitsstörung ist, desto eher überwiegen die Vorteile von Psychopharmaka.
Psychopharmaka wirken recht schnell – oft innerhalb 1 bis 2 Wochen.
Eine Psychotherapie wirkt deutlich langsamer – hier sprechen wir von Monaten. Die Wirkung von Psychopharmaka reduziert sich jedoch im Behandlungsverlauf, wohingegen der Nutzen der Psychotherapie im Laufe der Behandlung weiter ansteigt.
Die Rückfallquote bei einer Therapie mit Antidepressiva liegt bei 57% – bei einer Psychotherapie bei 27%. Darum ist die Kombination von Psychopharmaka am Anfang mit einer begleitenden Psychotherapie sicher eine der besseren Methoden. Am häufigsten kommen bei einer Borderline-Störung Antidepressiva zum Einsatz. Dabei haben sich vor allem Antidepressiva aus der Gruppe der selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) als günstig erwiesen.
Sie können eine depressive Symptomatik, Ängste, aber auch aggressive Impulse und den Drang, sich selbst zu verletzen, reduzieren.
Es sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind.
Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:
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