Schriftzug Marcsu Jähn

Bipolar – Leben zwischen Feuer & Asche

1. Ein Leben am Limit zwischen Depression und Manie

Bipolar - ein Leben zwischen den Extremen Feuer und EisDas Leben zwischen den Extremen – Feuer und Asche – ist den Bipolar-Kranken hinreichend bekannt. Oft begleitet besonders bei Angehörigen das Gefühl der Hilflosigkeit. Dieser Beitrag  möchte für die Angehörigen: ein wenig Gelassenheit im Umgang mit der Bipolaren Störung fördern und den Betroffenen den Mut geben, mit einer Therapie zu beginnen oder (falls bereits geschehen) eng mit ihrem Therapeuten weiter zusammenzuarbeiten

👉 Gute Nachrichten für Depressive! Wir leben in einer Welt von Schuld und Verantwortung. Wer depressiv ist, hat daran aber keine Schuld. Depression ist nämlich eine Stoffwechselstörung im Gehirn Es ist aber auch ein sehr häufig auftretendes Phänomen: 
Nach der WHO ist die Depression die 3. häufigste Erkrankung welche den Betroffenen schwere und schwerste Einschränkungen im Leben mit sich bringt. 

👉 Der Unterschied z.B. zur Schizophrenie ist: Eine Schizophrenie kann (!) man mit einiger Erfahrung als Außenstehender und als Therapeut nachvollziehen. 
Eine tiefe innerliche Depression kann man nicht nachfühlen.

Der Begriff Depression (lat. Depressio, Deprimere) heißt niederdrücken. Dass ist aber ein Alltagswort und wird für vieles gebraucht / zumeist recht Subjektives wie z.B.:

  • Der Tod eines geliebten Angehörigen
  • Verlust von wichtigen Dingen des Lebens
  • Permanente Überforderung
  • Schuldgefühle durch ein zu starkes „Über-Ich“ (hier lässt Freud seinen Gruß zurück)

Fakt jedoch ist: wir wissen immer noch nicht genau, WAS Depression eigentlich IST. Die Symptome sind bekannt, die Ursachen weniger. 

Die Symptome: Mit Traurigkeit auf ein negatives Ereignis zu reagieren ist nicht krank sondern total normal und auch gesund. Eine schwere Depression hat aber i.d.R. keinen äußeren Grund. Sie ist kein Burn-Out nach Überanstrengung oder einer Traurigkeit. Die Neigung zur Depression ist stark im Erbfaktor zu suchen. Eine schwere Depression ist nämlich am besten mit einer Stoffwechselstörung im Gehirn zu benennen

Viele Untersuchungen zeigen: dass Depressionen durch Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn gekennzeichnet sind. Dabei scheinen bestimmte Botenstoffe – so genannte Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Acetylcholin, Gamma-Aminobuttersäure – aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Depressive Patienten weisen – im Vergleich zu Gesunden – oft eine verringerte  Aktivität von diesen Stoffen auf. Diese schwere Depression hat manchmal eine so starke Eigendynamik, dass diese im fortgeschrittenen Stadium durch Gespräche oder auch durch Psychotherapie nicht mehr gelindert sondern höchstens noch begleitet werden kann.

Dann geht sie durch bis hin zum Wahn… z.B. in den Wahn nie mehr von dieser Krankheit geheilt werden zu können.

2. Alles im Leben hat mehrere Seiten – Positive wie Negative…

Das Negative an der Depression ist der Druck und das Leid in welchem sich die Patienten befinden.

Das Gute an dieser schrecklichen Krankheit: Sie ist nicht lebenslänglich sie hört irgendwann einmal auf! Die Depression ist außerdem gut behandelbar

Moderne Antidepressiva können diese Qualen der Depression deutlich mindern und eine Ø Behandlungszeit dauert heutzutage ca. 6 Monate.

Wichtig: Antidepressiva wirken erst nach ca 2 bis 3 Wochen. Darum ist in der Auswahl des richtigen Medikaments oft ein Schlüssel für die Länge der Behandlungsdauer versteckt. Ein weiterer Positiver Aspekt an der Depression ist deren Auswirkung auf den Menschen selber: In einr internationalen Studie welche im Focus 2011 vorgestellt wurde, hat man mit verschiedenen Probanden – Gesunden, ehemaligen Depressiven, Personen welche sich derzeit in einer Depression befinden ein Spiel simuliert. Was wurde durch dieses „Spiel“ deutlich? Während klar ist, dass die meisten Symptome einer Depression die kognitiven Fähigkeiten (die Wahrnehmung durch die Sinne) eher hemmenkam nun die Erkenntnis hinzu, dass Depressionen

  • analytische Schlussfolgerungen eher fördern
    • (das logische Denken,
    • die Fähigkeit ein Problem zu erkennen,
    • es in seine Einzelteile zu zerlegen
    • und zu einer Lösung wieder zusammen zu fügen)
      eine Eigenschaft, die sich gerade in komplexen Aufgaben auszahlt.

Diese andere Sicht soll zeigen, dass wir alle — etwas gelassener mit veränderten Umständen einer Krankheit umgehen sollten. Mache dir immer wieder bewusst: Eine veränderte Sichtweise erweitert sein Sichtfeld. 2 Sprachen sind besser als eine und 2 Perspektiven auch!

3. Was tun wenn ein Depressiver von Suizid spricht?

Im Suizid / Selbstmord zeigt sich die Unberechenbarkeit eines Menschen. Es ist der wohl letzte Ausdruck von Wahlfreiheit und Selbstwürde wenn ein Betroffener zu diesem unumkehrbaren Akt greift. Wichtig hierbei ist: Nicht die Wahlfreiheit eines Menschen zwingt ihn zu dieser Tat, sondern die Krankheit. Ein gesunder Mensch hat i.d.R. nicht diesen Gedankengang.

Auf welche Anzeichen können und sollten Angehörige und betreuende Personen nun achten? Folgendes sei exemplarisch erwähnt:

  • Keine Zukunftsplanungen
  • Suizidphantasien
  • Suizidversuche

Vielleicht (!) ist dann auch eine Zwangseinweisung eine rettende Handlung. Dies geschieht zwar gegen den Willen des Patienten (ansonsten spräche man hier nicht von einem Zwang) Jedoch sollte man sich vergegenwärtigen, dass es nicht bloß lebensrettende Operationen gibt – es gibt auch lebensrettende Therapien nach einer Zwangseinweisung!

Ist dieses Thema schon heikel genug – so wird es nun eine Stufe diffiziler  – wenn wir uns nun genau die andere Seite der Depression in einer bipolaren Störung betrachten: Die Manie (altgriechisch: Wut, Raserei, Wahnsinn) im ICD10 zu finden unter F30.X

4. Der Maniker – Häufige Ursache für Stress in der Umgebung

Das soll keinesfalls zynisch klingen – deswegen lies / höre das Folgende mit Bedacht:

  • Der Depressive hat einen Vorteil gegenüber dem Maniker:
  • Der Depressive hat i.d.R. das Verständnis und ein hohes Maß an Mitgefühl der Umgebung auf seiner Seite

Warum kann man dies sagen? Erinnere Dich einmal an die letzte Situation zurück, als sich in Deiner nächsten Umgebung jemand mit andauernder, überhöhter guter Laune befand. War dies für Dich nicht auch zumindest teilweise belastend? Wie hast du dich dann gefühlt? Ein Maniker wird nicht als Kranker betrachtet – geschweige denn erhält er das Mitgefühl seiner Umgebung. Der Depressive löst hingegen einen Hilfsimpuls bei anderen aus – der Maniker oftmals genau das Gegenteil.

Man könnte es verkürzt so formulieren:

  • Der Leidensdruck beim Depressiven ist Þ beim Patienten
  • Der Leidensdruck beim Maniker liegt eher Þ bei der Umgebung.

Da er sich selber – während einer manischen Phase – überhaupt nicht als krank ansieht — (warum auch? Er ist ja der Größte auf der Erde) —  ist es daher auch nahezu unmöglich solche Personen zu einer Behandlung zu ermunternDas ist dann ein ethisches Problem:

  • Es besteht kein Leidensdruck beim Patienten (nur bei seiner Umgebung)
  • Ohne Leidensdruck / und ohne Auftrag des Leidenden darf aber keine Therapie aufgezwungen werden.

 

👉 Was nun? Für einen Arzt / Therapeut bleibt dann oft nur noch die eine Überlegung: Therapie durchführen auf Grund der mutmaßlichen, künftigen Aufgabenstellung des Patienten Dies ist dann eine recht pragmatische Herangehensweise an dieses Problem: Denn, nach der manischen Phase sieht der Patient oft sehr viel klarer und erkennt, was er in dieser vorangegangen Zeit so alles „angerichtet“ hat. Darum wird er auch einem Arzt mit Sicherheit für dessen Intervention / Therapie sehr dankbar sein.

Trotzdem bleibt es ein humanistisches / ein ethisches Problem in der Praxis: Der Maniker will weder sich selbst noch jemand anderes in den Tod stürzen. Wo also ist der rechtliche Boden für eine Zwangseinweisung? Wir sehen uns hier einem großen Problem gegenüber welches rechtlich bedenklich / humanistisch aber erforderlich ist.

5. Warum aber haben die „Normalen“ so viel Stress mit den Manikern?

Ein wenig Neid spielt hier oftmals eine Rolle mit… Der „Normale“ hält sich stets an die Regeln / Gesetze. Diese kranken Personen nehmen sich nun aber genau das heraus, was sich die erste Gruppe immer verbietet, oder sich selbst nie getraut hat. Hinzu kommt, dass die Maniker in ihrer Phase mit den „Normalos“ zum einen nichts anfangen können und zum anderen auch noch auf sie herabblicken. Regeln und Gesetze sind einem Maniker nämlich total zuwider.

 

6. Das Gute der Manie – das gibt es wirklich 

Auch wenn bislang recht viel Negatives über die Manie geschrieben / gesagt wurde, so dürfen wir Eines nicht verkennen. Die Manie hat auch ihre guten Seiten – Künstler und andere schöpferisch tätige Menschen. All jene profitieren von diesen schöpferisch / kreativen Phasen.

Von Freddy Mercury (bekannt als Leadsänger der Rockgruppe Queen) wurde z.B. mehrfach berichtet, dass er sich in solchen Phasen befand wenn er wieder ein neues Lied komponierte. Und noch heute sind seine Lieder legendär.

7. Kann man die Manie irgendwie therapieren?

Die PsychotherapieBewegungstherapie und auch die Gesprächstherapie können in diesem Falle nur begleitend eingesetzt werden. Wie bei der Schizophrenie ist auch hier wieder die Medikamentöse Behandlung die erste Wahl um die akuten Symptome der Manie zu mildern – und aber auch (das ist eine gute Nachricht) diesen vorzubeugen! Wir sprechen hier von

  • Lithiumpräparaten (Lithiumsalz z.B. Lithiumcarbonat zur Langzeittherapie
  • Antiepileptika
  • Atypischen Neuroleptika

In den akuten Phasen kommen auch Sedativa in Betracht um gegen die Rastlosigkeit und Unruhe zu wirken. Diese Medikamente beeinflussen die Transmitteraktivität im Gehirn – und lindern dadurch die Symptome. Diese Medikamente sind wirklich ein großer Erfolg moderner Psychiatrie. Ihr Wirkungsgrad ist enorm:  In ca 70% der behandelnden Fälle werden die Phasen kürzer, weniger heftig und wirken vorbeugend. Derzeitig ist diese Lithiumtherapie die einzige medikamentöse Behandlung, bei welcher eine Suizid-Verhütung klar nachgewiesen werden kann. Sie ist eine der derzeitig besten nachgewiesenen Behandlungsmethoden und war z.B. die erste bei welche die Form der Doppel-Blind-Studie durchgeführt wurde.

Meine Zusammenfassung:

Das Leben zwischen den Extremen – Feuer und Asche – ist den Bipolar-Kranken wirklich hinreichend bekannt. Bei Angehörigen beobachtet man häufig das Gefühl der Hilflosigkeit

Dieser Beitrag hatte den Ansatz für die Angehörigen: ein wenig Gelassenheit im Umgang mit der Bipolaren Störung fördern und den Betroffenen selber den erforderlichen Mut geben, mit einer Therapie zu beginnen oder (falls bereits geschehen) und eng mit ihrem Therapeuten weiter zusammenzuarbeiten.

Bis zum nächsten Thema

Lassen Sie uns miteinander ins Gespräch kommen. 

Marcus Jähn Werde wieder stark durch CoachingEs sind viele Bereiche, die wir ansprechen können: Angefangen vom Umgang Borderline oder einer anderen belastenden Störung, aber auch über Future Faking, Love Bombing und Gaslighting die immer häufiger in unsere Gesellschaft zu beobachten sind. 

  • Was ist das eigentlich, eine Persönlichkeitsstörung, ein Perfektionismus, ein Spaltung oder eine Gegenübertragung?
  • Kann ich trotz Borderline oder Narzissmus eine stabile Partnerschaft aufbauen und damit über Jahre hinweg leben? 
  • Ist eine Kommunikation mit einem Borderliner möglich? Wie hilft hier die U.M.W.E.G.-Methode©? 
  • Kann ich meine Bindungsangst oder Verlustangst irgendwann einmal kontrollieren?
  • Was kann ich tun, wenn ich mich gerade in einer Trennung befinde, oder kurz davor bin?


Ich möchte aber nicht nur über Fragen sprechen, sondern auch praxisgerechte Lösungen anbieten:

  • Eine humorvoll und spielerisch – ja fast tänzerisch – eingesetzte Gewaltfreie Kommunikation in Kombination mit der von mir entwickelten 
  • U.M.W.E.G.-Methode© und nicht zuletzt die Transaktionsanalyse als Sprachkonzept können helfen, auch in schwierigen Situationen noch kühlen Kopf zu bewahren. 

Buchen Sie sich einfach auf meinem Online-Kalender ein Zeitfenster oder nutzen Sie mein klassisches Kontaktformular um mit mir in Verbindung zu treten. Ich freue mich auf Sie. Ihr Marcus

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